Nr. 207
EamSiag, 5. September 1931.
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gegen Zahnstein
Keine 8 Monate... In dieser kurzen Frist wurde ein Fall mit schwerer Zahnsteinbil­dung nur durch regel­mäßigen Kalodont-Ge­brauch gänzlich davon befreit. Nur Kalodont enthält den wirksamen Zusatz gegen Zahn« stein<ounorizinoleat nach Dr. Bräunlich). So kann sich jetzt jeder blanke und ge­sunde Zähne erhalten.
Schriftsteller als Brandstifter? Unter dem dringenden Verdacht, in der Absicht des Ber- sichernngsbetruges in seinem eigenen Hause einen Brand angelegt zu haben, wurde Major a. D. Karl Strecker   aus Klein-Machnow   bei Ber­ lin  , früherer Theaterkritiker derTäglichen Rundschau" und Verfasser einer Reihe literatur­geschichtliche Werke, verhaftet. Am 27. August brach in Streckers Landhaus ein gefährlicher Brand aus, der jedoch durch die Feuerwehr ge­löscht werden konnte. Strecker selbst war angeb­lich verreist. Nach dem Löschen des Brandes stellten die Feuerwehrleute zu ihrer Ueber- raschung fest, daß das Haus vom Keller bis zum Boden mit Petroleum   übergossen war. Außer­dem fand man versteckte Benzinflaschen, Pech­fackeln und aussiestreutes Schwarzpulver. Durch die einzelnen Zimmer des Hauses zog sich eine Zündschnur. Die von der Potsdamer   Kriminal­polizei angestellten Untersuchungen brachten Strecker rasch in den Verdacht der Täterschaft. Sein versuchter Alibibeweis, daß er zur Zeit der Tat am Bodensee   resp. in Weimar   gewesen sei, brach zusammen. Einkaiserliches Prozeß. Vor dem Pots­ damer   Arbeitsgericht hatte sich am Donnerstag der frühere Kaiser als Beklagter zu verant­worten. Der Kläger  , ein Arbeiter Voß vom Krongut Bornstadt   bei Potsdam  , der eine ver­weigerte Lohnforderung von 148.60 Mark geltend macht, hatte am Abend des 20., August Ueber- stuicken beim Dreschen verweigert, wen er wegen Augen- und Kopfschmerzen nicht im Dreschraum in der Zugluft weiterarbeiten konnte. Daraufhin wurde er am nächsten Tage fristlos entlassen, obschon der Arzt eine Bindehautentzündung fest­stellte. Der Vorsitzende riet dem Vertreter des ehemaligen Kaisers, dem Geschäftsführer deS Landbundes Osthavelland, zum Vergleich. Der Vertreter des Kaisers erklärte jedoch:Dann muß ich erst mit meinem Mandanten spre­chen..." Der Termin wurde auf den 8. Sep« tember verlegt.
Sie Propaganda der Mahal- lapitalr. Die geringen Erfolge der Abstinenzbewegung werden oft belächelt. Man vergißt aber zu er­wähnen, daß das Braukapital, das zu den schmutzigste» Abarten des heutigen Kapitalis­mus gehört, mit allen Mitteln bemüht ist, das Profitreiche Alkoholgeschäft zu sichern. Es gibt ungeheure Summen für eine großzügige Pro­paganda aus. Das Alkoholkapital weiß, ie mehr die Abstinenzbewegung in der Arbeiterschaft wächst, desto mehr sind die überaus reichen Pro­fite, die aus dem Massentrunk stammen, bedroht. Mit welchen Mitteln das Alkoholkapital arbeitet, um die Massen beim Vieltrinken zu erhalten, darüber gibt eine kleine Schrift Auskunft, die der Diplom-Bolkswirt Kurt Baurichtrr in die­sem Jahre im Neuland-Derlag, Berlin  , hat erscheinen lasten. Das' Festhalten an dendeutschen   Trink­sitten" gibt dem Draukapital tausende Möglich­keiten mit seinen gutvorbereiteten Werbezugen einzusetzen. Die gutbezahlten Werbeleute ver­schmähen kein Mittel der Reklame: Preffe, Rund­funk, Ausstellung, Mosten,.Kongresse, Post­karten, Bilder, Kalender, Lichtbild und Film alles, was zweckdienlich ist, wird verwendet, um die Güte, die Vorzüge, die freudespendenden Wirkungen desflüssigen BroteS" zu preisen. Bor allem gllt es die Intellektuellen einzufan­gen. Seit 1W8, teilt Baurichter mit, erscheint in
Maser. Bon Erna Büsing(Berlins  . Im Rinnstein hotte sie, die alte Frau, ihn, den kleinen Spatz, aufgelesen, als nasteS, fedri- ges Etwas. Sie war Mutter und obendrein ein gütiger Mensch, sie konnte das Tierchen nicht verkommen lasten. Sie nahm eS mit nach.Hause, öffnete ihm behutsam mit einer Federspule den Schneck«! und fütterte den Keinen, hungrigen Kerl. Er dankte ihr die Pflege durch Wachstum, Gedechen und gelegentliche Keckheit. Mit der Zeit wurde er em rrchtiger, derber Spatzenjunge, west davon entfernt, ettvas Besondere- vorzu­stellen. Und da sann die Frau auf einen all­täglichen, dem Unscheinbaren Spatz angepaßten Namen und sie kam auf Mayer. Nun lebten sie schon zwei Jahre zusam­men, Mayer und die alte Frau. Die hatte zwei Stuben abvermietet, kochte, wusch und nahte für ihre Mieter und wohnte selbst in der Küche. So schlug sie sich redlich und arbeitsam durchs Leben, fiel niemandem zur Last und kam sich auch selbst nicht als Null vor. Mayer wqr ihre Freude, das betont« sie oft. Und Mayer war stlbstherrlich und frech nach echter Spatzenart. Schalte sie Kartoffeln, saß er auf ihrem Schoß und ließ sich die Kartoffelschalen auf den Kopf regnen, wusch sie, balancierte er auf dem Wan- nenrand und guckte großäugig in die Seifen­blasen des Wassers. Mayer war überall, mal saß er auf dem Gardinenkasten und mal unterm Kuchenschrank. Regelmäßig aber stellte er sich ein, wenn die alte Frau. Er pickte die Krumen vom Wachstuch, er hüpste aus den Tellerrand und ließ sich sowohl gekochte, grüne Bohnen wie Sauerkohl gut schmecken. Beide waren sic glücklich, die alte Frau und Mayer. Doch eines Tages brach das Unglück über sie herein. Die Mieter zogen, und neue wollten sich, trotz ausgehänater KarteMöbliertes Zim­mer zu vermieten", nicht finden. Die alten Mieter schieden ungern, der eine war arbeits­los geworden und zog nun auf Schlafstelle und der andere mußte nach Hause fahren und in
München   ein Bierkalender. Er wurde an Aerzte und Beamte verschickt. Der Pressedienst der Brauindustrie berichtete mit. Stolz, daß für die Propaganda in Jntellektuellenkreisen dieser Kalender besonders geeignet erscheint. Die Hauptträger des Karnevals im Westen Deutsch­ lands   sind die Wcinhändlcr. Der deutsche Brauerbund empfiehlt 51 Hauskalender mit einer Gesamtauflage von 1,800.000, in denen Aufsätze gegen die Abstinenzbewegung enthalte» sind. Derartige Aufsätze werde» auch in Frauenzeitschriften eingeschmuggelt. Eine versteckte Feuilletonpropaganda wird von den führenden Sektfirmen in Deutsch­ land   geführt. Das Braukapital sucht sich den Wissenschaftler und findet ihn. Profestor Weber-Robina tritt für eine strafrechtliche Verfolgung aller Kundgebungen ein, die das Alkoholoewerbe in der öffentlichen Meinung bloßstellen. Der Berliner   Staatsrechtslehre! und Universitätsprofestor B o r» h a k, erklärt den Kampf gegen den Alkohol als Landesverrat und ruft ebenfalls nach der strafrechtlichen Ver­folgung. Trockenlegung wie in Amerika   wird als Unterdrückung eines Geschenk Gottes an die Menschheit bezeichnet. DaS Alkoholkapital macht sich den Buchverleger untertan. Angesehene Ver­leger übernehmen die literarische Propa­gandaoffensive des Brauerbundes, Aerzte werden für die Herausgabe von Schriften und Büchern gewonnen. Man nennt dies« Art der BeeinflussungSubventionierung der Wissen­schaft". Zeitungen, die auf die Gefahren des Alkoholismus aufmerksam machen, werden mit Jnseratenentzua bestraft, alkoholfreundliche Zeitungen mit Jnseratenaufträgen belohnt.
einem Geschäft verkaufen, weil sein Bruder er­krankt war. Nun hatte di« alte Frau die Zim­mer leer und zu ihrem großen Schreck sah sie, daß ihre Möbel reparaturbedürftig waren. Die Stuhle waren eingesesten, die Matratzen kaputt. Die Sachen mußten jedoch in Ordnung sein, wenn sie vermieten wollte. Schweren Herzens ging sie zu ihre« Kin­dern. Die waren nicht schlecht, o nein. Sie ver­kehrte mit ihnen, wenn sie auch selten prsam- menkamen. Die Kinder hatten^viri mit sich zu tun. Die kamen aus den Sorgen nicht heraus, folglich waren die Sinn« der Kinder hart ge­worden in dieser bitterbösen Zeit. Wenn man immer fragen mußWo nehme ich die nächste Mahlzeit her?", erscheint einem die ganze Welt klein und beengt, empfindet man leicht jedes Angesprochenwerden als Störung.- Doch nun mußte die Mutter die Kinder aussuchen. Sie"kam ja nicht als Bettlerin, sie wollte nur borgen. Ein paar Mark Anzahlung verlangte der Satt­ler, bevor er die Möbel repariert. Er kannte die alte Frau gut, er wußte, sobald sie ver­mietet hatte, würde sie ihm zechlen. Und die alte Frau hatte einen Mieter in Aussicht. Dar­um wollte sie die Kinder aufsuchen, vielleicht könnten sie ihr die paar Mark borgen.Sterbe ich, bevor ich di« Summe zurückbezahlt habe, bekmnmen die Kinder ja die Wirtschaft," so tröstete sich die alte Frau, als sie zu ihnen ging. Doch die Tochter begehrte auf, als sie die Bitte der Mutter vernahm. ,Lsch verdiene nichts, das Wirtschaftsgeld, das bis Sonnabend reichen soll, ist Donnerstag schon aufgebraucht und der Schwiegersohn ist gesetzlich zu nichts verpflichtet," sprudelte sie als Antwort heraus. Di« Mutter entschädigte vor sich selbst ihre Tochter, sie fft Niedergedrückt von den Sorgen, sagte sie zu sich und dennoch schlich die alte Frau davon, als ob man sie geprügelt hätte. Als 1>« zum Sohne kam, bemerkte sie so­gleich, daß er unwirsch war, aber er fragte nach dem Grund chres Besuches und lügen wollte sie nicht. Doch hatte sie kaum auSgeredet, als er aufbrauste:Man kann mich nicht zwingen wollen. Dich zu unterstützen, immer habe ich
Wo die Kirche in Deutschland   öffenüich mit ddr   Enthaltsamkeitsbewegung sympathisiert, wird ihr mit Entzug der Mittel und mit Kir­chenaustritt gedroht. Und der Film? Steht er nicht ganz im Dienste des Braukapitals? ES gibt wohl kaum einen Film ohne Trinkszenen. Man hat eigene Filme für das Alkoholtrinken und gegen die Abftmenzbewegung Herstellen lasten. Es sei nur an die Filme erinnert, die auch in unserem Lande laufen: Hast du geliebt am schönen Rhein. Die Lindenwirtin. Zwei Krawatten. Wein, Weib, Gesang (Ufa). Bockbierfest. Links der Isar rechts der Spree  (Emella) und viele andere, die gleiche Tendenz ausweisen. So einfach hat es die Absttnenzbewegung nicht. Sie hat schwere Arbeit zu verrichten, wenn sie den alkoholfreundlichen Masten begreiflich machen will, daß der MoholismuS nicht nur für die Gesellschaft ein unproduktiver Faktor ist, sondern auch ein ungeheures Hemmnis für den geistigen Aufstieg und für die Befreiung der ArberterKaste. Daher muh unsere Propaganda gesteigert werden. Hiezu eignen sich alle Schrff» ten, die im Neuland-Berlage erschienen sind, und ganz besonders die Schrift von Kurt Baurichter  . Der Arbeiterabstinentenbund. Teplitz-Schönau  , Theresiengasse 18, vermittelt diese Schriften zum Selbstkostenpreis allen Funktionären der Arbeiterbewegung. Der schwerste Schlag, der der übertriebenen AlkoholreKame aber zugefügt werden kann, ist die Enthaltsamkeit der Arbeiter von allen alkoholi­schen Getränken. Die Schrift Baurichters wird manchen Arbeiter von dieser Notwendig­keit überzeugen. R. Rückl.
nur als Aushelfer Arbeit. Seit Wochen schon Hecke ich kein« heilen Schuhe, w«il ich sie mir nicht leisten kann." Die alte Frau machte sich auf den Heim­weg, ein paarmal stteß sie mit Fußgängern zu­sammen, einmal wäre sie beinahe unter ein Automobil geraten. Sie überhörte das Schel­ten des Chauffeurs und ging langsam weiter. Di« Kinder hatten ihr die Bitt« abschlagen mästen, da- sah sie ein, aber die Worte, diese harten Worte, die kamen einer Mißhandlung gleich. Sie dachte nicht mehr an die paar Mark, sie dachte auch nicht an ihr Zuhause, sie dachte nur hi« und wieder an Mayer, daß er zu fresten haben müste. Zu Hause angelangt, zer­pflückte sie ihm ein ganzes Brötchen. Und Mayer kam herangeflogen und fraß und fraß; aber dann wurde es ihm unheimlich, weil die Frau so still war. Tapfer bekämpfte er feine Furcht und zupft« die Frau am A«rmel, hüpste auf ihre Schulter und pickte an ihrem Umschlagetuch, doch dann überwog in ihm die Angst vor etwas Unbekanntem und Mayer verkroch sich in sein Bauer. Ms am anderen Morgen der Sattler kam, der fragen wollte, ob er bei den Möbeln an­fangen könn-, wurde ihm nicht geöffnet. Die Hausbewohner aber wußten es genau, daß die alte Frau zu Hause weilte. Da erbrach man die Tur. Man fand di« alte Frau tot am Tisch sitzend. Ihr Herz hatte mit plötzlichem Still­stand die harten Worte beantwortet. Sohn und Tochter kamen bald und küm­merten sich um die Erbschaft. Auf Mayer waren sie ernstlich böse. Es war doch auch zu lächer­lich von der Alten gewesen, so viel Aufhebens von einetk Spatz zu machen. Sie setzten das geöffnete Bauer auf das vor dem Fenster ange­brachte Blumenbrett und schloffen das Küchen­fenster. Dann kramten sie weiter. Mayer aber dachte nicht ans Fortfliegen, er Plusterte sich dick auf und saß tottraurig da, trotz leuchtender Sonne und leicht zu erringen­der Freiheit, denn Mayer fühlte e-, seine Mutter war gestorben.
Geriditssaal Miniaturen der Elends. Die Drohung eine« Berzwei fetten. Prag  , 4. September. Auf di« Schultern diesi. armen Teufels auf der Anklagebank hat di« gütige Vorsehung so ziemlich alles Elend gelegt, das diese beste aller Welten überhaupt und diese Elendzeit im besonderen für die Enterbten der menschlichen Gesellschaft bereit hält. Vielleicht hat«r deshalb einen Buckel mitbekommen, utm die Last des Jammers bester tragen zu können. Die Arbeit hat er schon lange verloren, seine Familie darbt und aus dem abgezehrten und eingefallene« Gesicht, den tief liegend«» Augen und den dürren Glie­dern, um di« erbärmliche Lumpen schlottern, spricht die äußerst« Rot, der bitterste Hunger/ Aber mehr als das! Dieser Mann, der Frau und vier Kin- der hat, ist auch«nteastandslo's. Sein Jüngstes ist vierzehn Tage alt die Frau hat wohl ihr letztes bißchen Lebenskraft bei der Geburt erschöpft und stecht dahin. Und diese Men­schen pflanzen sich fort und sorgen für Nachwuchs in der ungeheueren Armee des Elends! Unwill­kürlich erinnert man sich an jene köstlich« Bulle Easti rounubil" in der der unfehlbar« Stellver­treter Christi di« Ejmpfänguiiverhükung in der Che als Todsünde brandmarkt und wünscht vom Herzen, daß diese Elenden in dieser Beziehung aufs Konsequenteste sündigen möchte«. Liefer Mann plso und sein« Familie waren ohne Obdach, Wöchnerin und Säugling ohne Heim, die anderen Kinder ohne Wartung. Der Familien- Vater begab sich zum Herrn Borsteher und bat um irgend einen Beistand in der verzweifelten Lage. Ter Vorsteher zuckt die Achseln:Das geht mich Wichts an!"«Und wie alle Bitten nichts fruchten und der obdachlose Vater sich halb hin- auSgeworfrn steht da steigt ihm beim Gedanken an sein« hinsiechende Frau, an seine verwahrlosten Kinder dar Blut zu Kops und er zieht s e i n Messer gegen den Ortsvorsteher. Geschehen Ist freilich nichts. Woher denn! Das Oberhaupt des Ortes ist ein stämmiger, dicker, muKulösser Bauer, der sich vor drei Angreifern solcher Art nicht zu suchten braucht. Welch ein Kontrast! Dieser rotbackig«, kraft- strotzei de Angegriffene und diese erbärmliche Jammergestalt von einem Angreifer! Der erster« schien auch etwas wie Bedauern zu empfinden. Er milderte sein« Aussagen gegenüber seinen früheren Angaben zusehends, schwächte di« Anklage nach Möglichkeit ab und so konnte der Gerichtshof unter hem Dorsitz des OGR. S i t' t a ein mildes Urteil verkünden. Der ursprünglich wegen de« Verbrechens der öffentliche» Gewalttätigkeit Angeklagte  ,'wurde nur der Uebertretung nach dem Terrorgesetz schuldig erkannt und zu zwei Wochen Arrest verurteilt. Die Rottolonie. Richt der Sachverhalt selbst ist erheblich eS handelt sich um«ine der üblichen Streitereien zweier Familien, di« zusammen«inen jener nie­drigen, engen, finsteren und stinkigen Kästen drauf«' an der Peripherie bewohnen,.die man hochtrabend als Häuschen bezeichnet. Infolge des ewigen Haderns, Streitens und Balgens dieser auf engem Raum zusammengedrängten Menschen kommt es dann gelegentlich zu leichteren oder schwereren Körperverletzungen, gefähr. lichen Drohungen und anderen Delikten, die in diesem Milieu naturgemäß zum Aus­bruch kommen müsten. Rein, nicht der Sachverhalt selbst ist«S, der Aufmerksamkeit erregt, sondern, was da durch die Aussagen der Zengen und di« Verantwortung der Angeklagten so nebenbei mit zutage kommt, unprotokolliert und wenig be­achtet, weil«S für di« gerichtliche Entscheidung kein« unmittelbare Bedeutung hat: daß. Bruder und Schwester, Vater und Tochter ohne.Rücksicht auf Alter uick Entwicklungsreife der jüngeren Generation in einem Bett schlafen, daS wiederum in einem Raum steht, wo noch«ine andere mehr­köpfige Familie haust. Daß zum Ueberfluß noch einSchlafbursche" da ist,«in richtiger Untermieter, der in dieser Hundehütte billiges Ouartier gefunden hat und nun. Gegenstand mehrfacher Eifersüchteleien ist, die drastisch« Schil­derung unglaublicher Rausch- und Sexualszenen u. dgl. m. Tie Verhandlung wurde vertagt'und daS Urteil kann uns wenig interessieren. Ob der An­geklagte wirklich die Biers la sch« geworfen, ob sr wirklich dem Zeugen angedroht hat,ihm die Gedärme herauszulasten" und all« bi« sonstigen Tatfrogen, bi« da mit juristischem Scharfsinn gelöst «erden, werden bedeutungslos und fast lächerilch ge^erüber dem Hintergrund, vor dem sich diese Begebenheiten abspielen. Was kann es da nützen, etliche Wochen oder Monate Arrest oder Kerker zu verhängen, wenn der Krankheits­herd ungestört weiter wuchert? Diese Dinge wer­ten wohl erst im Zuge eines ganz anderen Bor- fahrens bereinigt werden, das'gründlich und summarisch nicht nur die Eiterbeulen behandeln, sondier» daS Grund übel selbst ausmerzen wird. rd
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