Seite 4 Sonntag, 13. September 1981 Ät. 214 6oöom und Gomorra gefunden. 3ln4ßraBnng(n im doröantol. T agesneuigkeiten 400 Tote bei dem Wirbelsturm. Miami , 11. September. Die Zahl der bei dem Tropensturm in Belic« in Britisch Hon­duras Getöteten wird nach den letzten Meldun­gen auf 40V geschätzt. Ku Wrack verursacht eiu Fluguuglück. Berlin , 12. September. Wie die Deutsche Lufthansa mitteilt, ist das brasilianische Post- SuazeugB a l a", als es am 11. zu einem Son- erstug von Natal nach Rio starten wollte, beim Rollen auf dem Wasser mit einem unter Was­ser liegenden Wrack zusammengestoßen und in Brand geraten. Hierbei kamen drei Mitglieder der Besatzung ums Leben. Die Post konnte größtenteils geborgen werden. Todbringende Rekordsucht. Moskau , 12. September. (Reuter.) Das FlugzeugBindestrich II" mit den französischen Fliegern L e b r i x und D o r e t und dem Mecha­niker Mesmim, das sich auf dem Flug von Paris nach Tokio befand, stürzte an der Mün­dung des Flusses Tanyp in die Bjelaja im Gouvernement Ufa ab. Zwei von den drei Jn- sassen wurden getötet. Es wurde also auch das zweite Flugzeug von einem Unfall betroffen. Das ersteFrage­zeichen" war schon gestern zu einer Notlandung in Nieukerk gezwungen. Bei dieser Notlandung wurde nur das Flugzeug beschädigt und ein aus Paris btrufener Mechaniker sollte es heute in­stand setzen. Nach einem Bericht des Wolfs­bureaus aus Nieukerk soll aber das Flugzeug Fragezeichen" nach der Reparatur nach Paris zurüÄehren. * 3« Todesstug de« Weltrekord Paris , 12. September.Daily Mail" mel­det, daß gestern ein italienischer Flieger, der in der Gegend des Gardasees für den Schnelligkeitsweltrekord trainierte, mit seinem Flugzeuge abstürzt« und ums Leben kam. Die Ursache des Absturzes ist nicht bekannt; es wurde nur beobachtet, wie Leutnant Bellini mit seinem brennenden Flugzeuge in den See stürzte. Im Augenblick des Absturzes hatte das Flugzeug, dessen Instrumente unbeschädigt vor­gefunden wurden, eine Schnelligkeit von 634.847 Stundenkilometern. Wenn diese Geschwindigkeit von der offiziellen Kontrolle anerkannt wird, dann würde es sich um einen neuen Weltrekord handeln, denn der bisherige Schnelligkeitswelt­rekord Orlebars betrug 847,686 Kilometer. Maskerade mit dem Mord. In einer nationalsozialistischen Versamm­lung in Berlin paradierten in der ersten Reihe dieHelden" der Nationalsozialisten, die der Versammlung alsdie verwundeten SA - Männer aus dem SA-Lazarett" vorgestellt wur­den, als ,^)pfer des politischen Terrors". Die nationalsozialistische Presse hat dieHelden" in ihrerkleidsamen weißen Lazarettracht" ihren Lesern im Bilde gezeigt sechs Mann hoch flankiert von Krankenschwestern mit der Haken­kreuzbinde. Dieser Aufzug sollte der Erweckung von Haß, Rache und Blutinstinkte dienen. Er sollte in jungen unreifen Burschen die Sehnsucht erwecken, auch einmal alsHeld", begleitet von einer hübschen Krankenschwester im schneeweißen kleidsamen Lazarettanzug vor einer Versamm­lung zu paradieren. Die wirllichen Opfer des politischen Terrors, tot, schwerverletzt, zu Krüp­peln gemacht, zeigt man den Versammlungen natürlich nicht, denn das könnte abschrecken. Man braucht Wohl aussehende, weiß gekleidete junge Männer als Verwundete, um die Legende vom frisch-fröhlichen Bürgerkrieg und vom Felde der Ehre auf dem Asphalt zu nähren. Der Hauptzweck des Aufzugs aber war, die Kas­ten zu füllen. Ein« der vorgeführten Renommierverwundeten hat über dies Theater das große Kotzen bekommen und erzählt das Folgende: Wir sechs Insassen der Klinik des Dr. Dögner muhten an dieser Versammlung teil­nehmen, weil in ihr für dies SA-Lazarett Geld gesammelt werden sollte. Wir muhten aufstchen nnd erhielten funkelnagelneue, schöne, weihe Lazarettanzüge und dann begann dar Personal der Klinik uns zu verbinden. Einer, der starke Kopfschmerzen hatte, bekam einen riefengrohen, turbanähnlichen Ver­band um den Kopf. Ein anderer hatte eine Armverletzung, die aber bereits auSgeheilt war. Sein Arm wurde neugefchient und mit einem riesigen Verband umwickelt. Einer hatte sich den Fuß wund gelaufen, auch er bekam «men Monstreverband und wurde durch den Sportpalast getragen. Ein anderer, der «inen Tritt vor den Magen erhalten hatte, be­kam einen riesengroßen, vollkommen sinnlosen Verband um den Leib. Als wir so in den Sportpalast einzogen, wurde ver­kündet, daß wir Opfer des politischen Terrors seien. Der Beifall, der einsetzte, war ohrenbe­täubend, die Gelder für die Klinik flössen reich­lich. Ich aber bin darauf aus der Partei aus- getreten." E? paßt alles ausgezeichnet zu einander: bi« Aufreizung zum Mord, die Einrichtung von Hakenkreuz-Lazaretten, der nationalsozialistische Arzt, der Leichtkranke als Schwerverwundeter maskiert, und zu einer verlogenen Theatervor­stellung zur Verfügung gestellt und die Gewis- Es ist unserer Zeit Vorbehalten geblieben, nach den Ruinen jener legendenhaften Städte zu suchen, von denen, die Bibel berichtet, und die systematischen Ausgrabungen, di« eingeleitet wurden, haben unsere Kenntnis von jenen längst entschwundenen Tagen um ein Wesentliches bereichert. Nicht mehr hüllt der Schleier der Sage diese Gegend ein, sondern wir halten Gegenständliches in Händen und wissen, dah jene Städte Sodom und Gomorra wirklich da waren und daß sie eines Tages«in Erdbeben ver­nichtet«. Die Initiative zu den Ausgrabungen ist einem Forscher namens Mellon zu verdanken, der als Mitarbeiter der wissenschaftlichen Akademie in Rom auch die Ausgrabungen in Palästina leitet, um durch Funde in dieser Gegend di« Stätten der Bibel genauer kennen zu lernen. In Jerusalem ist ein Museum für diese Funde errichtet worden. Im Jahre 1929 hielt sich Mellon in dem sehr tiefliegenden Tal des Jordans auf, das 400 Meter unter der Meeresoberfläche liegt, und zwar befand er sich im südlichsten Teil des Tales, das dem Nord­ufer des Toten Meeres benachbart ist. Eines Tages fand man durch Zufall in einer Gesteinsspalt« einige Tonstücke mit Inschriften. Man sucht« weiter und fand allerlei gut behauene Steine sowie Ton­gefäße. Mellon übersandte die Funde dem französi­ schen Konsulatssekretär Neuville in Jerusalem , der als Archäologe bekannt ist und sofort feststellte, dah die Inschriften in chakdäischer Sprache abgefaßt waren. Er begab sich eilends an die Fundstätte und veranlaßte, daß die Ausgrabungen in Angriff ge­nommen wurden. Mit vierzig Arabern sind die Arbeiten bisher so weit gefördert worden, daß man mit Sicherheit feststellen konnte, die Ruinen der Städte Sodom und Gomorra aufgrdcckt zu haben. Nach ihnen hatten die Archäologen schon lange ge­sucht. Die meisten waren allerdings der Meinung, daß der Ort, an dem sich die Städte befunden hatten, jetzt vom Toten Meer überspült wär«, wäh­rend er in der Tat am östlichen Ufer des ÄordanS zu suchen war. Der Berg Nebo , von wo Moses in das Gelobte Land blickte, beherrscht diese Gegend. Nachdem man zunächst die ganze Gegend ab­gesucht hatte, nahm man die eigentlichen Ausgra­bungen in Angriff. Man fand Messer und Aexte aus Stein und Mühlsteine aus Basalt und Sand­stein. Unter den halbrunden Erhöhungen des Erd­bodens fand man Reste von Mauern, innerhalb deren sich weitere Steingefäße sür Oel oder Korn befanden. Auch wurden die Ruinen von Oefen ge­funden, in denen Brot gebacken worden war. Neben mehreren dieser Oefen lagen noch Brocken von Holz­kohle. mit denen man geheizt hat. Die Bewohner dieser Gegend waren in aller Eil« geflüchtet, als die Katastrophe eintrat. senlosigkeit, die auS Mord und Todschlag ein Geschäft für die Parteikasie macht. Erdbeben in Griechenland . Am Freitag wurden zwischen 10 und 12 Uhr in verschiedenen Teilen Griechenlands zahlreich- starke Erder­schütterungen verspürt, die Beunruhlgung unter der Bevölkerung hervorriefen. Eine große Anzahl von Einwohnern verließ ihre BchEsnn- gen und lagert unter freiem Himmel. Bisher wurden keine größeren Schäden gemeldet. Di« Fünfzigjährigen, das heißt die Angehörigen des Geburtsjahrganges 1881, soweit sie der Wehr­macht angehören, werden aufgefordert, auf einer Korrespondenzkarte ihrem zuständigen Ergänzungs- bezirkskommando ihre Adresse mitzuteilen, so- weit sie diese seit dem Jahre 1926 geändert habe«, sowie ihren Stammtruppenkörper, die Gemeinde und den politischen Bezirk ihrer Heimotszuständigkeit und das genaue Geburtsdatum. Dieser Jahrgang beendet mit 31. Dezember d. I. seine, Wehrpflicht und erhält von der Militärbehörde ein Dokument, in dem ihm die Entlassung aus der Wehrmacht be­stätigt wird. Die Meldung hat den Zweck, den Militärbehörden die Zustellung des Entlassungs­scheines zu erleichtern. Wer den Wunsch haben sollte, über das fünfzigste Lebensjahr hinaus An­gehöriger der Wehrmacht zu bleiben, müßte dem zuständigen Ergänzungsbezirkskommando bis 1. No- vember d. I. ein diesbezügliches Gesuch unter Bei­lage seines Militärbuches überreichen; diese Be­stimmung betrifft auch Gagisten in der Reserve. Tod durch scheuend« Pferde. Als sich der Land­wirt Johann Zeidler aus Elhotten in Westböhmen mit seinem Gespann auf dem Heimweg befand, scheuten plötzlich die Pferde, wodurch der Bauer vom Kutschbock geschleudert wurde und unter den Wagen zn liegen kam, dessen Räder ihm über den Körper gingen. Dabei erlitt der Verunglückte schwere innere Verletzungen, die seine Ueberführung ins Kranken- Haus notwendig machten, in welchem er nunmehr, wie uns gemeldet wird, an den Folgen des Unfalles gestorben ist. Verschwunden« Schülerin. Wie uns aus Rei­chenberg gemeldet wird, ist seit etwa zehn Tagen die 17jährige Schülerin Hilde Halbig aus Harzdorf ab­hängig. In einer Keffelfabrik in Aubervilliers (Frank­ reich ) explodierte Donnerstag ein Acetylenrrzeuger. Zwei Personen wurden getötet, sechs verletzt. Opfer des Spielteufels. Aus Graslitz wird uns gemeldet: Ein in einem GraSlitzer Gemeinde­hause wohnender Arbeiter verspielt« in einem Gast­hause seinen gesamten Wochcnverdienst und kam in angetrunkenem Zustande heim. Als ihm seine Frau weinend Vorwürfe wegen seiner Spielleidenschaft machte, wurde der Mann von einem Wutanfall er­faßt, ergriff ein Messer und stieß es der aufschreien- den Ehefrau in den Rücken. Die Unglückliche stürzte blutüberströmt mit einer Lungenverletzung zusam- Während di« übrigen gefundenen Ruinen alter Häuser in Palästtna den Schluß zulassen, daß die Bewohner in der biblischen Zeit in sehr kleinen, engen Räumen gewohnt haben, hat man in Sodom und Gomorra große, geräumige Häuser mit weiten Höfen gefunden. Daß di« Städte durch Feuer zer­stört wurden, fft noch deutlich zu sehen. Ueberall findet sich vulkanische Asche, di« an vielen Stellen zentimeterhoch liegt, und di« Steine der Häuser sind durch die Hitze gesprengt worden. Aber nicht nur die Städte, sondern die ganze Umgebung wurde in der ganzen Gegend nur Dornen und Gesttüpp. Zu den merkwürdigsten Funden, die man ge­macht hat. gehören große Tongefäße, in denen di« Gebeine von Kindern verschiedenen Alters lagen. Die steinernen Geräte lassen auf die hohe Kulturstufe schließen; viele der Gefäße sind schön geformt und geschmackvoll verziert. Zu dem schönsten aber gehören die Schmucksachen und Juwelen, di« dort verfertigt wurden. Man hat kunswolle, sehr schön gearbeitete Armbänder, Halsketten und Ohr­ringe, schön polierte Perlen aus Blutstein, Kristall und Perlmutter , Schmuckstück« aus geschnitzten Knochen, Horn und Stein in den verschiedensten Farben gefunden. Das Perlmuter stammt vielleicht auS dem Toten Meer , die andern Rohstoffe aber muß man aus andern Gegenden bekommen haben, wahrscheinlich mit HUfe von Karawanenkaufleuten. In der Nähe der Häuserruinen fand man«in Grab, das die Reste eines Mannes, einer Frau und eines Kindes enthielt. Neben der Frau lagen ein großer Halsschmuck und ein Armband. Der Halsschmuck bestand aus Perlen, farbigen, geschliffenen GlaS- stücken und Perlmutter und endete in einem Bronze­ring, der hellblau emailliert war in durchaus ägyp­tischem Geschmack. Es ist auch Elfenbein. Amethyst, Bernstein und Onyx verwendet worden. ' Die Gelehrten sind der Meinung, daß Sodom und Gomorra, als sie durch di« Katasttoph« zer­stört wurden, schon fünfhundert oder tausend Jahr« alt war.Die Zerstörung muß etwa dreitausend Jahren Vor unserer Zeitrechnung statt­gefunden haben, also zu Zeiten Abrahams, wie das Alte Testament berichtet. Im Tal des Jordan sind auch Ruinen ver­schiedener anderer Städte gefunden worden, die viel­leicht noch viel älter waren als Sodom und Go­morra, aber in diesen Ruinen deutet nichts darauf hin, daß die Städte durch Feuer zersürt wurden. Die Ausgrabungen sollen fortgesetzt werden, so bald die Witterung er erlaubt, und es ist hoch­interessant, was man noch weiter aus den Ruinen Sodoms und Gomorras zutage fördern wird. F. N. men und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Der Messerheld wurde verhaftet. Zwei Schiffbrüchige gereitet. Aus Kanada wird gemeldet: Der DampferBeothic", der von der kanadischen Regierung zwecks Versorgung der Polar­stationen ausgesandt wurde, teilte durch eine draht­lose Depesche mit, daß er im Baffinsland Frvbis und Herhay ausgefunden habe, die nach dem Schei­tern ihres Motorbootes während eines Sturmes einige Monat« von der übrigen Welt abgeschnitten waren. Cholera. Aus Basra meldet Reuter: Bon 787 feit Anfang August gemeldeten Cholerafällen sind 415 tödlich verlaufen. Bier Fünftel der Todesfälle sind dadurch verursacht, weil die Erkrankten ärzt­lich« Behandlung ablehnen. Ei« Ferrera-Denkmal in Barcelona . Der Stadträt von Barcelona faßte den Beschluß, dem zu Beginn der Regierung Alfons XIII . trotz stürmi­scher Proteste der fortschrittlichen Kreis« aus ganz Europa erschossenen Freidenker F e r r e r a ein Denkmal zu errichten. Musterbetrieb." In einem Leipziger Verlag erscheint eine Sammlung von Monographien unter dem HaupttitelMusterbetriebe Deutscher Wirt­schaft". Band 25 der Sammlung ist der Norddeut­schen Wollkämmerei mrd Kammgarnspinnerei Bre­men gewidmet. Nordwollr als Muster- betrieb deutscher Wirtschaft! In Pompeji wurden im sogenannten Hause des Menander, in dem vor kurzem ein großer Silberschatz gefunden wurde, weitere wertvolle Funde gemacht. Es wurde das Peristil des Hauses ffeigelegt, wobei wertvolle Fresken zutage kamen. Bei der Freilegung der südlichen Hausseite stieß man auf«inen sehr gut erhaltenen Wagen, von dem es noch nicht feststeht, ob es sich um eine Luxuskutsche oder einen Wagen, der zu Landpartien benutzt wurde, handelt. Di« Ausgrabungen werden fortgesetzt und ihr Leiter Prof. Maiuri hofft, noch auf weitere interessant« Gegenstände zu stoßen, die einen wichtigen Einblick in das pompeianische Privatleben gestatten werden. Die spinale Kinderlähmung. Die spinale Kinderlähmung, eine der gefährlich­sten und unheimlichsten Krankheiten des Kindes­alters, fft eigentlich erst eine Geißel des 20. Jahr­hunderts. Vorher waren auch wohl vereinzelt« Fälle aufgetreten, aber in so langen Abständen, daß höchstens der Orthopäde etwas von diesen Erschei­nungen wußte. Mit einem Male aber änderte sich der Charakter der Krankheit. Sie trat in gro­ßen, schreckenerregenden Epidemien und Endemien auf und zeigt« sich als wahre Bolksseuche in den Ländern der weißen Rasse, in Schweden , Norwegen , Deutschland , Oesterreich, dm Bereinigten Staaten und Kalifornien , wo eine epidemische Welle auf die andere folgte. Die Wandlung der früher nur vereinzelt aufge­tretenen Krankheit zur ansteckenden Seuche gab den Vom Randhtnk Empfehlenswertes aus ven Programme«. Montag. Prag : 11.30 Schallplatten. 14.10 Schallplatten. 18.25 Deutsche Sendung: Hornig: Ein Aus­lug in die Mark Brandenburg. 19.05 Liederkon­zert. 21.00 Orchesterkonzcrt. Brünn: 17.45 Schallplatten. 18.25 Deutsche Sendung: Frauenstunde. 19.30 Liebe in der mährischen Slo­ wakei , Funkszene. Mähr.-Ostrau: 12.30 Orchester­konzert. 18.W Deutsche Sendung: Daktylo­skopie. 22.15 Leicht« Orchestermusik. Breslau: 16.00 Kleine Biolimnusik. 19.05 Richard Tauber singt. Leipzig : 19.30 Musik aus Oesterreich . 21.45 Violoneellokonzert. München : 21.25 Kammer­ musik. Moskau : 18.15 Konzert. Dienstag: Prag : 11.30: Schallplatten, 14.30: Orchester, konzert, 18.25: Deutsche Sendung: Dr. Arj«: Dichter, di« man zu wenig kennt, 1920: Tschechische Gesangsduette, 21.00: Violinkonzert, 20.30: Klavier­konzert. Brünn: 12.30: Orchesterkonzert, 17.45: Schallplatten, 18.25: Deutsche Sendung: Professor Dr. Kubelka: Erziehung zur Selbständigkeit. 19.05: Lieder und Arien. 21.00: Orchesterkonzert. Preß­ burg : 18.30: Unterhaltungsmusik, 22.15: Zigeuner­musik. Leipzig: 21.15 Heiterer Abend. Moskau : 18.15: Konzert. Anlaß zu ihrer näheren Erforschung und führt« zu dem Ergebnis, daß es sich bei den Kinderlähmungen um eine auch durch gesunde Zwischenträger über­tragene. Infektionskrankheit handelt, die an den Ver­kehrswegen entlang sich ausbreitet und in den be­treffenden Orten in Gestalt von Herden auftritt. Oft beschränkt sie sich auf ein einzelnes Haus oder einen Komplex benachbarter Häuser, wobei das platt« Land im allgemeinen stärker betroffen wird als die Städte. Die Natur des Erregers ist bis heute noch nicht völlig geklärt. Sicher ist nur, daß er im Gehirn und Rückenmark der Erkrankten enthalten ist. Der unheimliche Charakter der Erkrankung tut sich nicht nur darin kund, daß sie mit Vorliebe junge Kinder, ja oft­mals Säuglinge befällt, sondern vornehmlich darin, daß die Krankheit sich ganz plötzlich, mitten im völligen Wohlbefinden, meldet und die Kinder aus fröhlich st em Spiele herausreißt. Wie ein beliebiges akutes Leiden beginnt sie mit Fieber, Unruhe und Erbrechen, an das sich bald allgemeine Benommenheit und Schlaf­sucht schließen. Das Kind liegt immer mit geschlos­senen Augen, gerötetem Gesicht teilnahmslos da. Blickt es auf, so stiert es gerade vor sich hin; Zuk- kungen überlaufen das Gesicht; allgemeine Krämpfe stellen sich ein und mitunter heftige Schmerzen in Armen und Beinen. Das Fieber ist nicht ganz hoch, etwa 39.5 Grad, und hält oft nur einen oder zwei Tage an. Erst nachdem es abgeklungen ist, merken die Eltern zu ihrem Schrecken, daß das Kind ge­lähmt ist. Und wenn auch di« totale Lähmung all­mählich zurückgeht, so bleiben in fast allen Fällen auf einzelne Muskdlgruppen beschränkte Lähmungs­erscheinungen zurück. Viele Fälle verlaufen auch tödlich. Eine ganze R«ihr verschiedener Behandlungs­wege sind seit einigen Jahren angesichts der letzten großen Epidemien beschritten worden, mit wechselndem, niemals aber gesichertem Erfolg. Während der Leipziger Epidemie 1927 wurde viel­fach Rekonvaleszentenserum angewandt, wobei nach Möglichkeit Blut von dr«i verschiedenen Genesenden verwandt wurde. Die Resultate gestalteten sich ziemlich günstig, sobald die Krankheit rechtzeitig er­kannt wurde und die Behandlung gleich in den ersten Tagen einsetzte. Pettit am Pariser Pasteurinstttut ging andere Wege: Stücke vom Rückenmark infizier­ter und getöteter Affen wurden in Glyze­rin aufbewahrt, dann gewaschen, in einen Brei über­führt und einem Pferd«ingespritzt. Diesem Pferde wurden dann alle drei bis vier Monate einig« Liter Blut entnommen. Das Serum wird von den Behring -Werken in Marburg vorrätig gehalten, kann also schon bei den zuerst Betroffenen einer Epidemie Anwendung finden, wenn noch kein RekonvaleS- zenienscrum vorhanden ist. -Di« Serumeinspritzungen haben natürlich nur Zweck im ersten fieberhaften Stadium der Erkran­kung. Daran schließt sich im allgemeinen«ine mit Diathermie kombinierte Röntgenbehandlung; dar Wichtigste abet bleibt di« Nachbehand­lung des späteren chronischen Läh- mungszustandes: vorsichtige Massage und«ine vorsichtige elektrisch« und orthopädische Uebungs- behandlung, eine ärztlich geleitete aktive und passive Bewegungsbehandlung. GeMn das Auftreten der Seuche können wir uns nicht schützen, einer Sturzwelle gleich über­flutet ein« epidemische Welle spinaler Kinderläh­mung einen Häuserblock,«inen Landstrich, ein gan­zes Volk. Wir können nur einiges dazu tun, das Umsichgreifen der Seuche einzudämmen. Äm Säug­lingszimmer eines Kinderheims erkrankten einmal während einer Epidemie sämtliche dort untergebrach­ten Säuglinge wie man später feststellte in­folge Verabreichung der Milch einer kranken Kuh. Der Gesundhaltung des Darms fft also in Gegen­den und zu Zeiten, in denen Kinderlähmung auf­tritt, besonder« Aufmerksamkeit zu widmen. Eben­so müssen auI Kinderheimen und Internaten beim Auftreten der Krankheit sofort alle noch nicht ange- steckten Kinder enffernt, die infizierten dagegen in strenger Quarantäne gehalten werden. Erst ein noch sicherer wirkendes Serum aber wird uns der laünenhast«» Krankheit gegenüber wirksamen Schutz verleihen!