5fr? m.SS« 1931.Stile 7Das Land ohne Luftdruck.Bolivien, das GebtrgSland auf dem Massiv derAnden, bietet in 4000 Meter Höhe Lebens«rscheirmn»gen von so ungewöhnlicher Art, daß es dem kürzlicherst inS Land Gekommenen immer wieder neue Selt-samkeiten zu Gesicht bringt.Jeder, der einmal in den Alpen gewesen ist,weiß, wesche Besonderheiten mit der geringeren Luftdicht« in beträchtlichen Höhen für den ganzen Lebens-Prozeß gegeben sind. Tn Bolivien haben wir nun«in ganzes Land, wo Mensch und Tier sich erst akkli-»atisieren mußten.Di« Leistungsfähigkeit des Menschen in der Luftdes Hochgebirges sinkt außerordentlich. Die einfachsten Verrichtungen unterliegen den größten Schwierigkeiten. Um beispielsweise ein Ei richtig zu kochen,braucht man in Bolivien viel mehr Zeit, als irgendwo anders, und zwar weil hier das Wasser schonbei 90 Grad, nicht erst bei 100, wie im Kochtopf derenropäischen Hausfrau, zu sieden beginnt. Aberdieser Hitzegrad' von 90 Grad ist nicht genügend,um«in Ei zu kochen. Di« gleichen Umstand« machensich bei der ganzen Kocherei bemerkbar, ganz gleich,ob«S Gemüse ist, das man gar, oder Reis, den manweich kochen will. Nur dir Eingeborenen mit ihrereinfachen, anspruchslosen Ernährungsweise kommenleicht über diese Schwierigkeiten hinweg.Wie alle spanischen Rasienabkömmlinge sind auchdi« Bolivianer begeisterte Anhänger des Stierkamp-f«S. Lassen sie sich aber einmal einen der berühmtesten Toreros kommen, so ist«S ziemlich gewiß, daßauch er nicht zur rechten Entfaltung seines Könnens kommt, weil er zunächst einmal di« Bergkrankheit überwinden mutz. Es ist vorgekommen, daßman einen alten gebürtigen Bolivianer als Ersatzmann«inspringen laste« muht«, der nun gegen«inenbesonders starken und gefährlichen Stier kämpfensollte. Der Bolivianer ging aber dem Sti«r ohneScheu zu Leibe, was die Zuschauer überaus ver-wundert«, da sie ihn sonst al»„gar zu vorsichtigund zu wenig standhaft" kannten. WaS wunder?Der Torero wußte eben, daß auch der Stier geradeerst frisch importiert und deshalb ebenfalls an„soroche" litt.Bei den„Carreras", den bolivanischen Pferderennen in La Paz, die sich großer Beliebtheit erfreuen, ist er gar nichts Seltenes, daß bei der gewaltigen physischen Anstrengung, die die RennPfeÄ«bei dem Lausen durchzumachen haben, manchesPferd sich buchstäblich bis zum letzten Hauch verausgabt. Auch das Pferd als«in Bewohner des Tieflandes ist den Luftschwierigkeiten de» bolivanischenHochlande? nicht gewachsen. Hi«r in 4000 MeterHöhe setzt selbst das starke Herz der Rennpferdeswohl einmal aus. Bor wenigen Wochen ereignet«es sich, daß rin hochwertiger Pferd, Ortensia Azul,im vollen Lauf anfiel. Wenn es aber den Pferdenso geht, braucht man nicht erstaunt zu sein, daß auchdie stärksten Automobile nicht ihr« voll« Geschwindigkeit in der Gebirgsluft erzielen können. Die Motoren, deren B«rbrennungSvorgang von den Ingenieuren unter den normalen Luftverhältnisten derTiefebene studiert und eingerichtet word«n ist, arbei-tet in 4000 Meter Höhe nicht so gut, wie bei un»niedriger wohnenden Menschen.B. S ch w i n n.wiederum ihre Probe bestanden. Es ist zu hoffen,daß die norwegischen Genoffen hieraus— auchin bezug auf den Wert der internationalen Zusammenarbeit— die richtige Lehre ziehen werden.Mitgliederzahle« des britischen Gewerkschaftsbundes. Auf dem in Bristol abgehaltenen63. Kongreß des britischen GswerkschastsbundeSvertraten 587 Delegierte 3,719.401 Mitglieder.Auf dem Gewerkschaftskongreß des Jahres 1930wurden 3,744.320 MitAieder von 606 Delegierten vertreten. Der geringe Rückgang ist insbesondere auf die schwierige Lage verschiedener Hn-oustrien(z. B. der Textilindustrie) zurückzufüh-rrn. Sieht man von diesen Industrien ab, sokann festgcstellt werden, daß auf Grund der speziellen OrganisattonSkampagne des Generalratesim vergangenen Jahr nicht weniger als 100.000n«u« Mitglieder gewonnen wurden.Der FilmVolkswirtschaft and SozialpolitikDer Grotzkamps in NorwegenDer Großkampf in Norwegen, der am15. März mit der Aussperrung von 12.000 Papierarbeitern seinen Anfang nochm und von demspäter durch weitere Aussperrungen insgesamt85.000 Arbeiter betroffen waren, ist»»«mehrbeendet, und zwar auf Grundlage des bereit» imAugust von den Arbeitern abgelehnten Schlich-tungsvorschlageS des staatliche« Schlichters. Rachder Ablehnung des SchlichtunaSvorschlageS fanden wiederum Berhandtungen statt,— teils zwischen den beiden Spitzenorganisationen und teilszwischen den Organisationsleitungen in den einzelnen Berufen— wobei man sich über die Ber-deurlichung einiger unklarer Bestimmungeneinigte. Danach fand eine Urabstimmung statt,die eine Mehrheit der GewerkschaftSmitAiSer fürdi? Annahme des Schlichtungsantrages ergab.Im letzten Augenblick erschien eS allerdings, alssollte sich die so mühsam erzielte Verständigungwieder zerschlagen, weil der außerhalb der Landeszentrale stehcrwe Manrerverband den Schiedsspruch ableynte, die Arbeitgeber jebodj ihre Zustimmung von der Verständigung auf der ganzen«nie abhängig machten. Aber auch diese Sch.vie«Agkeit wurde schließlich beseitigt, so daß die Arbeit in vollem Umfange wieder ausgenommenworden ist.Das Ergebnis des Kampfes kann Wohl»ISein Erfolg der Arbeiter gewertet werden, da diedurchgeführte Lohnherabsetzung durchschnittlichnur tz Prozent beträgt, wahren» die Arbeitgebereine Kürzung von 15—25 Prozent geforderthatten und die Indexziffer der Lebenshaltungskosten seit der letzten Löhnregulierung um 12 Prozent gesunken ist/ Allerdings hätten die Gewerkschaften^ den Katnvf mit dem gleichen Ergebnisweit früher beendigen können.Die jetzt beendete Aussperrung ist der größteund langwierigste Arbeitskampf in der GeschichteNorwegens um» wurde mit beispielloser Ausdauerund glänzender Solidarität durchgeführt. Alleinan Unterstützungen haben die norwegischen Gewerkschaften wahrend des Kampfes annähernd20 Millionen Kronen ausgezahlt. Die Aufbringung dieser gewaltigen Sumiüe war natürlichnur durch dir unvergleichliche Solidarität derdänischen und schwedischen Gewerkschaften möglich, die zum größten Teil diesen langandauerndenKampf finanzierten. Die enge Zusammenarbeit»wischen den skandinavischen Gewerkschaften hatTschechischer Historienrummel.Mit den ,Hundsköpfen"— nach dem bekannten Roman von TirLsek— wird so ungefährdie Reihe der Fidlovakka fortgesetzt; die Rqst«Tnnemanns, die Musik von KoSkal undetwas sorgfältiger« Arbeit als in frühere« Filmenkönnen nicht darüber hinwegtiuschen, daß dergleichenWerke mit Kunst nichts zu tun haben und in ihrereindeutig nationalen Tendenz mit allen Mitteln bekämpft werden muffen. Die Russen haben unS,wenn auch in zensurierter Restfaffung, gezeigt, wieman daS wahre Gesicht nationaler Kämpfe zeigt;«in Roman, der in der liebenswürdigen Bürgerschul-linie der tschechischen Historikers den Freiheitskampfder, kleinen Chodenvostes zeigt, wird als historischinteressant nicht schaden: aber dieser Film ist raffiniert wirklichkeitsnahe, er muß Instinkt« entzünden, die unausweichlich zum unberechtigten nationalen Haß Hinweisen,«r gibt diesen Strömungennoch Nahrung dadurch, daß in gewohnt tränen-rührendrr Weis« der Tod deS mutigen und wackerenBauern gezeigt wird, er macht eben daS, WaS dochheut« als schädlich«rkannt ist. Der Film zerreißtin vielen Menschen di« Brück« der nationalen Verständigung, er operiert mit Instinkten, die aut unverantwortlichen Schulbüchern nationaler Tendenzgenährt werden,«r ist nicht volksbildend, sondernvolksvergiftend; denn di« verstaubten Geschichtenfeudalen Streiten? mit blutiger Roheit dürfengerade in dieser Zeit sozialer Kämpfe nicht propa-giert werden. Wir brauche« Zusammenarbeit undnicht nationalen Krieg, di« Klassenschichtung derMenschheit ist übernational und di« Neuordnungwird nicht auf Basis„Revanche für den WeißenBerg" aufgebaut werden.DaS mutz gesagt werden: Protest gegen diese«Mißbrauch der Geschichte. Protest gegen eine Cliquevon Gewinnsuchern, die daS alle» noch al» kulturellund für die Jugend geeignet zu erklären wagt!Wenn an diesem Film etwa? werwoll ist, dann istr? di« klar« und eindrucksvolle Photographie BichS,der wirklich unvergeßliche Bilder geschaffen haltsein« Bauerntypen sind unheimlich markant, feinGewitter, sein« Zeichtrung des Freiheitsbanners,dieses Spiel um den FreiheitSbaum sind erstklassig.Direkt unfaßbar aber, daß der Regisseur Ännemanndie Hauptdarsteller Karen und die Dostaloväwie am verstaubtest«« Theater sprechen und spielenläßt, daß er mit guten Typen wie Pistek, Loskot, der Grossovs nichts anfangen kann; dieUngeistigkeit de? Arbeitskollektivs um diese« Filmerkennt man am besten aus der Reklame: Großfilm, bearbeitet nach dem Roman von Jirüsek!Regiearbeit wird man vergeblich suchen.*Drei Tage Liebe.WaS«in Regiffeur im Tonfilm leisten kann,sieht man auch in diesem sympathischen Film, derim Urania.Kino hoffentlich großen Erfolghaben wird: Heinz Hilpert zeigt drei Tage derLiebe eines Packers und eine? Stubenmädchens. Erverzichtet mit Erfolg auf den Sex appeal undbemüht sich mit großer Sorgfalt in Hanni Albers und der Käthe Dorsch zwei Menschen aufdi« Leinwand zu bringen, so wie sie wirklich lebenund nicht, wie sie in Berlin W leben solle»; undda? ist der große Wert dieses Films, der kein«eigentliche Handlung hat und nur durch die meister-haft« Milieuzeichnung und das überragende Spieldieser beiden Künstler wirkt; dieses primitve und sorlementare Erleben kann kaum greifbarer dargestelltwerden. Der Film erinnrtt an das Erstlingswerkvon Siodmak„Menschen am Sonntag", in demgleichfalls Leben gezeigt wurde, wie«r ist.W. Lg.PRAGER ZEITUNG.WL BK M UiB»kB!A wie Ach- und Wehgemeinde:Kasinojudffn— Nazifreunde,B wie Bacher, Franz genannt,„Börsianer der Arbeit" er erfand,6 wie Lechen, die sie Haffen,Am Deutschen Haus doch mauern lassen,D wie Demi, Demokrätchen:Willkommen, Alfons, Majestätchen!E wie Epstein, bißchen tollDurch ein Gedächtnisprotokoll,F wie Föhr, ein deutscher Reck',Lief der Filme wegen weg,G wie Gott— ach Gott, wo biste?Mit Epsteins oder Arier-Liste?Li wie Hornig— armer RudelLief zu diesem Kuddelmuddel,J wie Junger DemokratVergangenheit vergessen hat!K wie k. k. KasinotenWollten koppeln mit den Roten,L wie Lumpen jetzo lügen,Weil sie dran unS niemals kriegen,M wie mies vor de» Mandaten,Die sie christlich teilen taten.N wie man spricht NavratilFrantiöek nach Wotans Ml?.O wie Oberschall wird's wenden?Oh, wie wird das Sonntag enden!P wie Prager BürgerübelTröst« sich im BräuhausstübelQ wie Nr-Quell-Quodlibet—Schön wär'?, wenn man's nur schon hält'!R wie Rosche: Hohes Haus,Halte meine Phrase» aus!8 wie Sozi, Strauß und SchwelbGegen Schwarz und Brau» und Gevb.T wie Tonfilm, deutsches Wort,Jagst den Föhr nach Dresden fort.V wie vorn so auch von hint,Dieser steht ein feder Kind,W wie WirtschaftskrachparteiStinket wie ein fameS CiYX, Z wie Zier:Wählet Liste zehnundvier!Mit Sachlichkeit an die ArbeitSo überschreibt die DAWG ihr neuestesWahlflugblatt, in dem sie gleich ein paar praktische Proben dafür gibt, wie sie sich diese Sachlichkeit vorstellt:Die Wahrer der Kultur.„... für alle Kultur- und BildungSfragenzeigen die Dräger Deutschen seit jeher lebhaftesund verständnisvolles Interest«," sagt das Wahlflugblatt und führt den Beweis durch folgendesSprüchlein:Sonntag geht Ihr an die Urnen:Blast ihnen den Tusch!Laßt die Sozi ruhig turnen,Bald heißt's für sie: kusch!»Pa«-E«ro»amuß in dieser oder jener Form unbedingt zurTat werden," sagt ein Mitarbeiter an-em Flugblatt. Die DAWG hat sich für diese Formder Borarbeit für Paneuropa entschieden:Sie zeigt auf einem Bildchen einen vierschrötigen ekelhaften Kerl mit brutalem Ber-brechergesicht, in unbeschreiblich unästhetischerStellung, von dem sie nach der Melodie„Fuchs,du hast die Gans gestohlen," singt:Feste steht auf seinen HaxenBruder Tscheche da..."-,3«r loyale« Mitarbeitan der Lösung der innerstaatlichen Probleme sttdie DAWG bereit," und zwar so:Sie läßt in einem satirischen„Protokollüber die X. Sitzung der Zentralvertretung vonGroß-Prag" den tschechischen Sozialdemokratensagen:„Man sollte die Deutschen nicht vor den Kopfstoßen. Die Deutschen dürfen doch deutschsprechen, im Kasino, in ihren Wohnungen.."Das Wahlflugblatt, das diese Satire enthält, erscheint an emem Tag, an dem die Zeitungen folgende Meldung bringen:Das sozialdemokratische„P r ä v o L i d u"glostiert die Tatsache, daß die Deutsche Arbeitsund Wirtschaftsgemeinschaft in Prag gezwungen ist, ihre Wahlaufrufe ohne deutschen- Text zu plakatieren, in folgender Weise:„Wirwissen nicht, ob der Hauptstadt der RepublikRuhm daraus erwachsen wird, daß die deutschen Bürger, die daS Wahlrecht und eine Vertretung im Rathaus haben, keinen deutschenWahlaufruf herauSgeben dürfen. Wahlplakatesind keine Speisekarten, und eS wär« dochlächerlich, wenn sich die deutschen polittschenParteien an deutsche Wähler mit tschechischenPlakaten wenden müßten oder mit Plakatenin solchen Sprachen, die in Prag erlaubt sind,wie der französischen, englischen, arabischenoder chinesischen, abgesehen von allenflawischen Sprachen."Reue Lausbudereieu des Pragerkafinotenpstcks.Die gestern von uns an leitender Stellecharakterisierte Ach- und Wehgemeinschaft, dieden Wahlkampf in Prag und, soweit sie in derProvinz durch ihre Presse Einfluß besitzt, auchdort nut den mrsaitberslen und lumpigsten Verleumdungen führt, hat Donnerstag eme Wahlzeitung erscheinen lassen, die der ,^8ohemia" unddem„Prager Tagblatt" boigelegt wurde, und inder sich neben anderen Bübereien, die folgendeganz besonders freche findet; eS heißt, in einemWort an die Unpolitischen:„Geben Sie den SozialdemokratenIhre Stimm«, so stimmen Sie damitein in den Ruf nach der tschechischenPolizei, die Kommunisten und Hakenkreuzlerniederknüppeln soll— bei einer Partei, die fünfzigJahre lang von der Polizei niedergeknüppeltworden ist, eine Inkonsequenz, die zu denkengibt."Nicht nur, daß die AWG. in einem saugroben Wahlflugblatt die Nazi, die sie jetzt gegendie Polizei in Schutz zu nehmen scheint, alsDiebe, Mordgesindel, Wegelagerer und Zuchthäusler hingestellt hat, dürste sich gerade dieAWG., was die Haltung gegenüber der Polizeibetrifft, am allerwenigsten rühmen. Ob diePolizei in Prag oder in der Provinz geprügeltund sich Ueborgriffe erlaubt hat, nie haben dieZeitungen der AÄG., weder die„Bohemia", nochgar das ,^Tagblaü" ein Sterbenswörtchen dagegen zu sagen gewagt. Sowohl auf PragerBÄ«n wie anderswo haben unsere Presseund unsere Partei den Kampf gegenden Poli^eiknüppel immer alleinführen müssen und zu allerletzt unterstützt vondem feigen Casinotenpack, das um seine Pfründenzittert und der Obrigkeit bei jeder Gelegenheitseine Reverenzen macht. ES gibt doch nichts Er-'bärmlicheres, als dieses Politische Trödlertum, daSsich in Politischen Frredenszetten mit den: Nimbusder„überparteilichen Sachlichkeit" umgibt, denGentteman spielt, jeden seiner Oelgötzen als dasMuster von Ritterlichkeit beweihräuchert und imWahlkampf, um dem Gegner ein paar hundertStimmen abzujagen, in die Jauchengrube steigtund aus ihr seine Argumente schöpft!„Pravo Liv«" und die deutschenWahlvlakale„Prüvo Lidu" knüpft an die von der AWGangeschlagenen angeblich deutschen, in Wirklichkeitaber neutralen Wahlplakate folgende Bemerkung:„Wir wissen nicht, ob eS für die Hauptstadt der Republik ein Ruhmesblatt ist,wenn die deutschen Mitbürger, welche ein Wahlrecht und eine Vertretung in der Gemeindehaben, bei den Wahlen keinen deutschenWahlaufruf herausgeben dürfen. Wir haltendafür, daß Wahlaufrufe keine Speisekarten sindum» daß es wohl recht lächerlich wäre, wenndeutsche politische Parteien sich an deutscheWähler mit tschechischen Plakaten oder Plakatenin einer Sprache, welche in Prag gestattet ist,wie Französisch, Englisch, Arabisch, Chinesischusw., ohne die slawischen Sprachen anzuführen.wenden würden."Diese Aeußerung des„Prüvo Livü"»stneuerlich ein Beweis dafür, daß bisher nur beiden tschechischen SozialdemokratenBereitschaft zur Verständigung besteht. Wie armselig ist, verglichen mit diesem, in der Wahlzeitangesichts der chauvinistischen Propaganda doppeltmutigen Verhalten der. tschechischenSozialdemokraten das deutsche Bürgertum,welches durch sein„nationales", auf Wählerfanggerichtetes Gehaben jeden Glauben an wahreVerstärchigungsbereitschaft erschlägt! Wie armselig sind besonders die„Böuischen", die andeutsche Wähler mit tschechischen Wahlzetteln herantreten wollten!Auch Glöckel hat nationalen Verratgeübt!Nicht nur die alles weniger als kacholischeDeutsche Arbeits- und Wirtschaftsgemein schäftwirst den deutschen Sozialdemokraten nationalen„Verrat" vor, sondern auch das fromme christlichsoziale Wiener Montagsblatt. Ja, warumdenn? Welches Interesse hoben die Wiener Sei-peloten an.den Prager Gemeindewahlen? Raalso, sie wollen den Genossen Glöckel treffet, erzählen von ihm, daß er in Prag in einer Wählerversammlung gesprochen habe und begrüßenihn deshalb spöttelnd mit„Nazdar". Aber dahat sich das Seipelblatt einmal gründlich blamiert. Seine polittschen Kenntnisse scheinen überdie Jpnere Stadt von Wien nicht hinauszurci-chen, es weiß nicht, daß es in Prag nicht nurTschechen, sondern auch Deutsche gibt und daßGenosse Glöckel in einer deutschen sozialdemo-kratischen Wählerversammlung in Prag gerochen hat. Gen. Glöckel wurde auch, wir könnendas dem christlichsozial-deutschnationalen Blattverraten, in der Versammlung nicht mit Nazdarbegrüßt, sondern mit einem herzlichen F r e n n dschäft!