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Die ihm folgende Antwort des General Staatsanwalts Rüger rief einen Sturm hervor von einer Gewalt, wie er feit angem nicht im deutschen Reichstage da gewesen ist. Der fächsische Bundesraths- Bevollmächtigte ver­mochte sich nicht anders zu helfen, als daß er seine Ausführungen der vergangenen Tage wiederholte und dem Abgeordneten Heine borivarf, er habe eine Lüge aufflattern lassen. Diese schwere Beschuldigung. welche der zweite Vizepräsident Schmidt­Elberfeld nicht beachtete, da er gerade zufällig damit be­schäftigt war, die sozialdemokratischen Zwischenrufe zu verbieten, entfesselte die Gewalten. Die Sozialdemokraten, welche am Fuße der Treppe zum Bundesrathstische Posto gefaßt hatten, erhoben einen getvaltigen Lärm über die Beschuldigung ihres Parteigenossen, worauf der Vizepräsident fie aufforderte, ihre Siye einzunehmen. Das geschah nicht, vielmehr dauerte der Lärm fort. Herr Schmidt wiederholte seine Aufforderung und drohte, er werde andere Maßregeln" ergreifen, wenn man ihm nicht Folge leiste. Während diefes Aufruhrs fiel aus der Mitte der Sozialdemokraten der Ruf Frechheit". Gegen wen sich der Ausruf eigentlich richten sollte, war in diefer Situation nicht recht ersichtlich. Der Vize­präsident rief den Rufer zur Ordnung." Die ,, Boffische Zeitung" wahrt dem Reichstag entschieden das

Politische tebersicht.

auseinanderzuhalten.

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Herr Rüger,

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anderen aber, um nochmals flarzustellen, daß die eigentlichen Urheber des Löbtauer Verbrechens die Agitatoren der Sozial­demokratie selbst sind, die deshalb nicht minder wie ihre Opfer in das Zuchthaus gehörten.

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Wenn das

Heine's Rede zeichnete sich durch vornehme Ruhe, strengste! Eachlichkeit und äßende Schärfe aus; fie bildete den Höhepunkt der sächsische General- Staatsanwalt und Bundesbevollmächtigte der Verhandlung. Frhr. v. Stumm war während dieser Rede im Saale nicht anwesend; er hätte sonst hören müssen, wie Herr hat in einer feiner kalten Zurückweisungen", in denen er Heine seine Entgleisungen auf dem Gebiet der Gesetzeskunde in seine Spezialität sucht, in der gestrigen Reichstagssigung nach Wir harren gespannt und wiederholen der ,, Leipziger 3tg." das gebührende Licht stellte. Das gesammte Haus folgte gespannt dem Stenogramm des Reichs- Anzeigers" Folgendes gesagt: was wir gestern bent ,, Dresdener Journal"-leider mit einem den ruhigen, flaven Sägen des sozialdemokratischen Nebners; auch Unter den Vertheidigern war ein sozialdemokratischer Abge die Rechte verhielt sich ruhig. orbneter, er hat foeben hier das Wort gehabt, er ist von dem entstellenden Druckfehler- gesagt haben: Eachstande ganz genau unterrichtet; als er die Artikel im Vor-" Dresdener Journal" im Bewußtsein feiner Unfähigkeit, sich wärts" las, die mit größter Emphase behaupten: hier liegt wieder selbst gegen die unividerleglichen Anschuldigungen zu ber einmal eine Fälschung des Thatbestandes vor, eine theidigen, zum Kadi läuft, so beweist dies eine Art Täuschung der öffentlichen Meinung, da wäre familiären Vertrauens zur Justiz, das mehr geeignet es meines Erachtens feine Pflicht gewesen ich glaube, ift, fie zu kompromittiren, als irgend eine Kritit sozialdemo­der Weg dieses Herrn zu dem Redakteur des Vorwärts" fratischer Blätter." ist nicht zu weit zu diesem zu gehen und zu sagen: Lieber Freund, Du hast an einem falschen Punkte angefeßt, Ein neuer englisch - französischer Zwischenfall. Du kannst Dich vielleicht beschweren darüber, daß die Oeffentlich­feit ausgeschlossen ist darüber läßt sich abgesehen von den durch Verträge einen Hafen oder eine Kohlenstation im Sultanat Wie wir vor einigen Tagen berichteten, hatte Frankreich sich Verhältnissen des tonkreten Falles- theoretisch streiten, Du Oman am Persischen Meerbusen gesichert. Dagegen hat jedoch Eng­beklagst, daß die Strafen zu hart sind auch darüber läßt sich vom menschlichen Standpunkt aus ein Wort reden- aber wenn der Parlaments- Untersekretär Brodrick hat am Donnerstag im eng­land, in dessen Interessensphäre jenes Gebiet fällt, profestirt, und Du fagit, daß die Darstellung. Sie sa gegeben lischen Unterhause erklärt, der Bachtkontrakt, welchen der Sultan die aus, du falich fei, so wiederholst Du eine grobe Lüge, die Die auf gebunden worden ist; ich muß es besser wissen, denn ich bin da bon Oman mit Frankreich abzuschließen beabsichtigte, habe zu dem Bertrage des Sultans mit England im Widerspruch gestanden bei gewefen. Aber biefer Herr hat das nicht für nothwendig er- und sei deshalb nicht perfeft geworden. achtet, er hat die Lügen in die Luft flatteri lassen, ohne sie zu In welcher Form fich der englische Protest vollzogen hat, darüber widerlegen." Genoffe Heine hat gestern dem Manne der kalten Abtheilen briefliche Meldungen aus Mastat, die in Bombay eingetroffen das Folgende mit: Der Sultan habe sich geweigert, dem weisungen bereits gebührend geantwortet. Da aber der britischen Agenten Mittheilungen bezüglich seines mit Frankreich ges Vorwärts" den Anlaß gegeben hat zu dieser vom Präschlossenen Vertrages zu machen. Der Kommandant der Sphing" sidenten Schmidt allzu höflich und erst nachträglich gerügten entsandte infolge hiervon eine bewaffnete a cht nach Bans indirekten, aber nichts destoweniger ganz unzweideutigen Be- darjisseh und ging nach Jast, um an die englische Regierung zu schuldigung eines Abgeordneten, so sei dem General Staats- telegraphiren. Bei seiner Rückkehr wurden des Sultans monatliche Berlin , den 24. Februar. autvalt der sächsischen Justiz auch an dieser Stelle eine Silfsgelder nicht mehr bezahlt. Der Sultan, der auf das Erscheinen von französischer Hilfe wartete, verhielt sich störrig. Das Flagschiff Antwort gewidmet. Der Reichstag Herr Rüger hat entweder nicht jene Pflicht der Gewissen-" Redbreast", was große Bestürzung hervorrief. Am 16. Februar Gewissen- Eclipse" stieß am 14. Februar zu den Kanonenbooten Sphing" und stand zu Anfang der heutigen Sigung noch immer im Zeichenhaftigkeit für einen sächsischen Bundesrathsbevollmächtigten verwarute der Admiral den Sultan, er werde, falls er einent un der dreitägigen Verhandlung gegen die deutsche Justiz im verbindlich gehalten, der sich ein Voltsvertreter unterwirft, 2 Uhr auf dem Flaggschiff anberaumten Durbar nicht beiwohne, um Allgemeinen und die sächsische insbesondere. Zunächst vollzog jene Pflicht, nur über Artikel zu urtheilen, die er zuvor ge- 2 1hr 20 Minuten das Bombardement eröffnen. Die sich ein Art der Buße und der ausgleichenden Gerechtigkeit. Tesen hat. Oder aber er hat in seiner parlamentarischen Konsulate wurden verständigt. Die ganze Stadt kam rasch in Auf­Herr Schmidt, der fortschrittliche Vizepräsident, der aus Furcht die Ernsthaftigkeit seines fortschrittlichen Glaubens- Nothlage nicht mehr vermocht, die verschiedenen Aeußerungen regung. Der Sultan wurde von seinen Rathgebern gebeten, nachzus geben. Juzwischen wurden die Kriegsschiffe klar zum Gefecht bekenntnisses durch die That zu beweisen, sich zum reaktio- Es fet also festgestellt: Der Vorwärts" hat kein Wort stellte der Sultan an weithin sichtbaren Plägen Zeichen auf, Infolge hiervon gemacht und nahmen ihre Stellungen ein. närsten des Präsidentschafts- Trios gemacht hat, und sich gestern über den Löbtauer Fall gejagt, das nicht der genauen bak das Abkommen nichtig gemacht sei und fandte feinen dem fächsischen General Staatsanwalt gegenüber ebenso Wahrheit entspricht. Der Vorwärts" hat einmal erklärt, Bruder auf das Flaggschiff als seinen Vertreter. Der Admiral schmiegsam, wie dem Soziademokrat Frohme gegenüber schneidig" gezeigt hatte, that heute Buße, zwar nicht in Sad daß der vom Dresdener Journal" gebrachte Thatbestand lehnte es ab, ihn zu empfangen. Kurz vor 2 Uhr kam der Sultan und Afche, allein mit weh- und jammermüthiger Miene. Er erklärte, einseitig" wiedergegeben sei, er hat weiter es für eine felbst auf das Flaggschiff und verweilte daselbst drei Stunden. Es er habe die Worte des fächsischen General- Staatsanwals im Lärm" Fälschung" erklärt, daß das Dresdener Journal" wird berichtet, er habe den französischen Vertrag bem Admiral aus­den Anschein zu erwecken suchte, als gebe es das Ergebniß geliefert. In dem großen Durbar im Palast am nächsten Tag wies gestern nicht gehört; nachdem er sie im Stenogrammt gelesen, ber Hauptverhandlung wieder, während es in Wirklichkeit in der Sultan öffentlich und in Gegenwart des Admirals das fran­mußte er dem Herrn Regierungsbevollmächtigten bedeuten, wesentlichen die Anklageschrift abgeschrieben hat. Eine größere 3ösische, bomen zuri. daß es der Ordnung des Hauses nicht entspreche, so zu Fälschung als diese ist gar nicht denkbar. Oder ist Herr reich ohne sonderliche Erregung hingenommen. Wenigstens liegen Wie es scheint, wird diese neue diplomatische Schlappe in Frank reden, wie er geredet habe. So ist also der zweimal ge- Rüger in seiner staatsanwaltlichen Anschauung schon so weit bis jetzt gegentheilige Meldungen nicht vor.- rig te Rüger über Nacht zu einem dreimal gerügten vorgeschritten, daß es für ihn keinen Unterschied macht, ob Rüger geworden- ein Avancement, das dem ftrebfamen, ein Staatsanwalt oder ein Gericht einen Thatbestand dar jedoch übelberathenen und unglücklichen Herrn schwerlich gestellt? Das hieße die Gerichte auf's Schwerste beleidigen. fallen wird. Kann aber das Schicksal Einem auch tüdischer Wie dreist die Fälschung des amtlichen Blattes ist, für das und grausamer mitspielen, als dem königlich fächſt- Herr Rüger seine Ehre verpfänden zu müssen glaubt, schen Oberwächter der Gesetzlichkeit, der den leisesten Verstoß gegen das geht aus dem neuerlichen Nachweis hervor, den die das Gefeß als Todsünde betrachtet und strengste Strafe des Todsünders fordert, und der es bag ur Schilderung des angeblichen Thatbestandes bis auf betrachtet hitiche Arbeiterzeitung" führt, den Nachweis, erleben mußte, angesichts der Welt und unter den geringfügige enderungen der Wortlaut daß der Augen der lachenden Sozialdemokraten elendiglich git straucheln, und angesichts der Welt und unter den Augen der Anklageſchrift benutzt wird; Es fommen einige Saumstellungen vor, die den Lachenden Sozialdemokraten selber als Todsünder gekennzeichnet Simt gar nicht verändern und die auch augenscheinlich nur aus und dreimal gerügt zu werden? Wir fürchten uns vor stilistischen Rüdfichten gemacht worden sind. Dann ist einmal der dem Phrophezeien, allein das wagen wir doch zu Ausdruck, die Thür der Banbude sei, aufgewuchtet" worden, prophezeien: der dreimal gerügte Rüger kommit nicht wieder verändert in erbrochen". Ein andermal ist der Ausdruck in den Reichstag . ,, Mihhandlungen" durch das Beiwort, feußlichen verstärkt worden. Wie in diesen legten Falle zeugen einige andere ausführlichere Renderungen von dem Bemühen des Artikel­schreibers, den für die Verurtheilten ungünstigen Eindruck der Anklegeschrift noch zu verstärken. So ist, wie erzählt wird, die Arbeiter seien auf den Klemmn'schen Bauplatz zu geeilt, hinzugejezt worden, ihre Arbeitgeber hätte sie gewarnt: Macht Teine Dummheiten!" Fortgelaffen dagegen ist der wichtige Sag: Auf dem Wege dahin unterhielten sie sich sehr lebhaft über die Dieses Urtheil des zweiten Reichstanzlers über seinen Vorgänger noch arbeitenden Zimmerlente, ohne daß sie jedoch im einzelnen giebt in einem Eaß die Endwerthung wieder, die einst die verabredet hätten, in welcher Weise sie vorgehen wollten." Geschichte in noch schärferer Form dem großen Stulturverderber Bei Schilderung der Angriffe auf Klenum ist dann hin und widmen wird. Die Nation war nicht nur in Gefahr, sondern sie wieder ein einzelner genannt, wo die Anklageschrift davon ist soweit das Bürgerthum reicht gesunken, gesunken bis zu redet, daß mehrere geschimpft oder geschlagen haben. Ver den Grimassen des militärischen Feudalismus. schärfungen enthalten wieder zwei Stellen: die eine sagt, was in der Anklageschrift nicht steht, daß Klemn bei der Bau­bude von einem Biegelstüdins linte Auge getroffen wurde, während an einer anderen Stelle in der Anklageschrift gejagt wird: bei dieser Gelegenheit hat Pfeiffer geständigermaßen 1/4 Stück Ziegelstein nach Klemm ja geworfen, ohne ihn in dessen zu treffen; ebenso warf Schaer mit Steinen, traf aber nicht." Die legten gesperrten Stellen find fortgelassen.

Nach dieser Zerschmetterung des armen, zerknirschten General Staatsanwalts, der so unternehmungsluftig in den Reichstag gekommen war und so betrübt abziehen mußte, gab es noch einen sanften Nachtlang der Justizdebatte, indem Stadthagen dem Reichsgericht einige gute Rathschläge gab, und zwar unter Verzicht auf den obligaten Ordnungs­ruf. Dieser traf erst während der Debatte über den Reichs Eisenbahn- Etat ein, und traf das Haupt unseres Genossen Stolle, der an derartige Heimsuchungen schon gewöhnt ist. Der Herr Präsident diesmal war es Graf Ballestrem will durchaus nicht dulden, daß man ein Ding und einen Menschen beim richtigen Namen nennt. Das Recht der Redefreiheit hat im Reichstag vorläufig noch einen Knebel im Mund. Auf wie lange noch?

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Die Schäden unseres Eisenbahnsystems, die herrschende Eisenbahnpolitit, die darauf ausgeht, zu Schaden der ab­gerackerfen Unterbeamten den Fiskus des Militär-, Polizei­und Junkerstaates zu füllen die Frechheit der Junker, welche die Eisenbahnen ihrer unerfättlichen Begehrlichkeit dienstbar zu machen suchen der kleinliche Krieg der Das ist alles! Statt des vorgespiegelten Ergebnisses der preußischen Staats- Eisenbahnen gegen die sächsischen und Hauptverhandlung wird die Anklageschrift noch dazu in Süddeutschen Bahnen das Sparsystem, das sich nur nach tendenziöser Verschärfung sollen wir sagen: unten äußert die übermäßigen Arbeitsstunden der schlecht Fälschung- kopirt. Aus der Rede des Herrn Rüger erfährt bezahlten Beamten das Alles kam zur Sprache. Unser man nun freilich- was niemand hat ahnen können, daß Standpunkt wurde von Stolle vertreten, während das der Verfasser des Artikels nach den Angaben des Vorsitzenden preußische Eisenbahn- Ministerium in Herrn Gamp, der des Schwurgerichts und des Staatsanwalts gearbeitet hat. seine Logik jedem Thema anpassen, nach Belieben Um so schlimmer ist der Vorwurf, der dann den Verfasser sie verlängern, verkürzen und erweitern kann, feinen frei trifft. Er hat sich die Sache erleichtern wollen, die Anklage willigen Regierungskommissar fand, und der unvermeidliche schrift nachgeschrieben und seine Gewährsmänner dann dadurch Pascha von Neunkirchen Hand in Hand mit dem düpirt, daß er von einer Wiedergabe der Verhandlungen ge­Grafen Kanik, der insofern ein psychologisches Räthsel ist, fabelt hat. Aber warum ist der Artikel nicht auf Grund der als er Alles zu glauben scheint, was er sagt die Wünsche Verhandlungs protokolle gearbeitet? und Forderungen der Schlot- und Krautjunker zum Ausdruck Wenn unser Weg zu Herrn Rüger nicht so weit wäre, so brachte.

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Der Etat des Eisenbahn Amts wurde erledigt. Morgen Fortsetzung: Reichs Eisenbahnen, Zölle, Verbrauchssteuern 2c.­

Deutsches Reich. Caprivi Briefe.

Das Berliner Tageblatt" veröffentlicht eine Anzahl Briefe des

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eine wahre Erholung nach dem dreißigjährigen Genietultus der grund­zweiten Reichstanzlers an einen Redakteur, die wieder die einfach chrliche Erscheinung des Mannes sympathisch hervortreten lassen fazlosen Brutalität.

Ueber das Bismardthum fchreibt er am 25. Februar 1805: Ein nicht unerheblicher Theil meiner Motive hatte Bezug auf den Fürsten Bismarck, und ich darf so viel wohl Ihnen gegenüber aussprechen, daß ich bei aller Anerkennung des Glanzes seiner Person und unserer Heldenzeit, schon che ich Kanzler wurde, erfannt zu haben glaubte, wie schwere Schäden die Kehrseite jener glänzenden Medaille zeigte. Der Nation behilflich zu fein, daß sie, ohne an den nengewonnenen nationalen Gütern Schaden zu leiden, in ein Alltagsdasein zurückkehrte, in dem sie thre alten Tugenden wiederfände, schien mir das nächste, vorauss fichtlich nur im Laufe der Jahre zu erreichende Ziel. Fürst Bis­mard hatte, wie ja schon oft ausgesprochen ist, die innere Politit mit den Mitteln der äußeren geführt, und die Nation war in Gefahr, thren fittlichen Standard finken zu sehen."

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Caprivi hat ein klares Gefühl dafür gehabt, daß seine reinliche Lebensauffassung in dem verseuchten Klinia einer fich genialisch dünkenden Berderbniß mir Haß erregen mußte. Dieser Durchschnitts­mensch", diefe Unteroffiziersnatur" stand weit einfamer als der Heros von Friedrichsruh, dessen Stärke die geistreich spielende Trivialität war, und der darum dem verständnißvollen Anstaunen be­schränkter Köpfe des gebildeten Pöbels, der Massen der Massen­die einfältigste Heerde bilden die Renommisten der Heerden­feinde Am 26. Februar 1896 triebfreien! reichlichsten Stoff darbietet. schreibt Caprivi wehmüthig.

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Es ist schwer, im Handeln auf Zustimmung berer, für die man handelt, verzichten zu müssen, schwerer noch im Alter von den Kreisen, mit denen man durch ein lauges Leben zusammen­gegangen ist, getrennt zu werden, am schwerstan aber mit ge­bundenen Händen der öffentlichen Mißachtung ausgesetzt zu werden und zusehen zu müssen, wie das, was man zum Besten des Staates geschaffen zu haben glaubt, wieder ein­gerissen wird."

Aehnlich ein Jahr später:

" So freundliche Glückwünsche von einem politischen Gegner zu erhalten, ist für mich um so wohlthuender, als ich durch diejenigen, denen ich meiner ganzen Lebensanschauung nach früher nahe stand, nicht verwöhnt werde. Ich habe manche sehr liebe Be= ziehungen aufgeben müssen, unt den Ueber­zeugungen, die ich mir erst als Reichskanzler mühsam erwarb, tren bleiben zu können. Daß dies gerade mein Schicksal sein würde, habe ich nicht vorhersehen können, aber ich habe es am letzten Abend, den ich in Hannover unter meinen Kameraden verlebte, ausgesprochen, ich wäre mir darüber flar, daß ich schließlich von dem Glanz und dem Schimmer nichts be­halten würde als die Müh' und die Schmerzen und wofür wir uns halten in unserem Herzen." Ich bin mit diesem Trost des Wallenstein 'schen Kürassiers einverstanden, das ist Soldatenschicksal. Ich glaube, ich bin meinem Stönige und mir selbst treu geblieben, diesen Glauben fann mir niemand nehmen, im übrigen mag die Welt denken und sagen, was sie will."

würden wir zu ihm sagen: Lieber Freund! Wenn Du sagst, daß der Vorwärts" irgend eine unrichtige Behauptung auf­gestellt hat, so wiederholst Du eine grobe Unwahrheit, die Dir auf­gebunden worden ist; wir müssen das besser wissen, weil wir Die Besoldungsvorlage im Abgeordnetenhause. das Material beherrschen und weil wir nicht so unkritisch und Die heute beendete Berathung der Besoldungsvorlage brachte leichtfertig sind, uns in so wichtigen Fällen etwas aufbinden feinerlei Úeberraschungen mehr. Wie vorauszusehen, lehnte die Mehrheit alle freifimigen Anträge auf Gehaltserhöhung eingefner 3 laffen, sondern vielmehr uns für unsere Behauptungen nur Beamtentategorien sowohl, als auch den Antrag Wiemer betreffend auf einwandfreie Gewährsmänner stüßen." die Stellenzulagen ab. Hiernach sollte die Regierung im nächsten Damit Herr Rüger gegen uns nicht einmal den Vorwurf Etat eine Neuordnung fämmtlicher Stellenzulagen in den Etat vor erheben tanu, wir hätten ihn nicht, wie es aus unserer nehmen, daß Theuerungs- und Funktionszulagen in besonderen Titeln besseren Kenntniß Pflicht gewesen wäre, gehindert, die Lügen Jm März 1898 lehnt es Caprivi, wie er es auch in dem neulich ausgeworfen und die Beamtenkategorien, bei denen Funktionszulagen in die Luft flattern zu lassen, so thun wir ihm gegenüber veröffentlichten Schreiben an Prof. Schneidewin that, mit aller Ent­zulässig sind, einzeln aufgeführt werden. Davon will aber Herr Miquel nichts wissen, und die allzeit gehorsamen Herren auf der gern unsere aufklärende Schuldigkeit, die nach seiner irrthüm- schiedenheit ab, sich selbst direkt oder indirekt eine literarische Ehren­Nechten stimmten auch diesen Antrag nieder. lichen Meinung Genosse Heine dem Vorwärts" gegenüber rettung zu fezzen: Eine kleine Abwechslung erfuhr die Verhandlung, die sonst höchst unterlassen hat. einförmig verlief, nur durch die Berathung eines Antrags auf zurück- Was das Dresdener Journal" anlangt, so leistet weisung der Position" Fahrkartenausgeberinnen an die Budget­fommission. Wie wir bereits früher mitgetheilt haben, beabsichtigt die Regierung, das Prinzip, die weibliche Arbeit schlechter als die männliche zu entlohnen, überall durchzuführen. Das gab einigen Mitgliedern des Hauses die erwünschte Gelegenheit, eine Debatte über die Frauenfrage anzuschneiden, die sich, der Zusammensetzung des Hauses entsprechend, auf einem recht tiefen Niveau bewegte. Daß auch dieser Antrag abgelehnt wurde, ist selbstverständlich. Morgen: Etat der Bergverwaltung.

ihm seine königliche in Leipzig residirende Zwillingsschwester energische Beihilfe. Die Leipz. 8tg." erklärt nämlich:

Die amtlich veröffentlichte Darstellung des Löbtauer Falles entspricht aufs genaueste den Ergebnissen der Beweisaufnahme. Die Behauptung Stadthagen's und feiner Preffe, daß sie nur auf der Anklageschrift beruhe, ist eine dreli ste Erfindung, die als solche vor den Strafrichter gehört. Die gerichtliche Aburtheilung dieser Ber­leumder ist nöthig, einmal um der Wahrheit selbst willen, zum

Es ist und bleibt falsch, und auch das abweichende Beispiel eines großen Mannes ändert daran nichts, wenn frühere Offiziere und Beamte gegen eine Regierung, unter der sie gedient haben, öffentlich auftreten. Denn daß mein Auftreten, ob ich wollte oder nicht, als gegen die jetzige Regierung gerichtet angesehen werden würde, ist mir zweifellos; meine politischen Gegner würden gewiß unschwer die Mittel finden, es dahin zu bringen. Daran würde es wenig ändern, wenn ich meine persönliche Einwirkung auf die Schrift so wenig wie möglich hervor treten ließe. Und was liegt daran, ob ich verkleinert, ja be: schimpft werde, ob mein Bild verdunkelt auf die Nachwelt übergeht, wenn man mir nur den Ruf eines anständigen