Seit« 2 DienStag, 27. Oktober 1931. «r. 250. Lava! abgereift. Washington, 26. Oktober. (Tsch. P. B.) Der französische Ministerpräsident Laval reiste heute früh 1 Uhr 30 Min. nach New-Aork ab, wo er den letzten Tag seines amerikanischen Aufenthalts bis zur Abfahrt, die um Mitternacht erfolgt, verbringen wird. kuschen wollen, haben ihre Hilflosigkeit ringe sehen, sie stehen, ein dutzendmal geohrfeigt, mit geschwollenen Backen treu zu Nom, bereit, jede weitere Watsche ohne Widerrede in Empfang zu nehmen. Was will Herr Ciriaci mehr? Er hat erreicht, was er wollte. Die Affäre Korda« ist liquidiert, es scheint, daß man auf dem Parteitag mit keiner Silbe mehr an das Unrecht zu rühren gewagt hat, das dem Erzbischof laut eigenem Zeugnis der Christ- tichsozialen geschehen ist. Formell kommt die Bereitschaft zum Kuschen in der Wiederwahl Hilgenreine r s zum Parteichef zum Ausdruck. Ein Antrag aus Mähren forderte den Vorsitz für einen Mährer(wahrscheinlich für einen Laien); er wurde zurückgezogen und Hilgenreiner, der durch seine Stellung als Geistlicher gebundene Hände hat, wurde wiedergewählt. Die Wahl eines Laien, sei es auch des Mahr-Weichling oder sonst eines politischen Simandels, hätte «inen Protest, eine Drohung bedeutet. Einem Laien hat Ciriaci nichts zu befehlen, ihn hat er nicht dermaßen in der Hand wie einen Pfaffen. Der Parteitag hat den Pater Hilgenreiner gewählt. Treu zu Rom ! Treu zu Ciriaci! Die Katzenjammerstimmung kam auch in den übrigen Beratungen des Parteitags zum Ausdruck. Was man zur Politik und zur Wirtschaftskrise zu sagen hatte, war nicht warm und kalt, nicht Fisch noch Fleisch. Eine Partei, die sich eben von einem hergelaufenen, von öffentlichen Almosen lebenden Fascisten hat demütigen lassen, muß auch vm politischen Krästespiel ausschalten. So werden die Christlichsozialen am allerwenigsten zu ihrem katholischen Block kommen, so wird der schwarze Block dem grünen kein Paroli bieten. ES ist«ine nicht zuletzt im gesamtstaatlichen Interesse bedauerliche Tatsache, di« der christlichsozial« Parteitag geoffenbart hat: die Kampfunfähigkeit der klerikalen Parteien, die der Agrarpartei vor allem das schädliche Uebergewicht im Staate verl«iht. v Die Affäre KordaL-Ciriaci wäre«ine große Gelegenheit für einen großen katholischen Politiker gewesen. Der christlichsoziale Parteitag hatte es in der Hand, sich von der klerikalen, kapitalistischen Führung zu lösen, mit einem Laien an der Spitze, gestützt auf die rebellierenden katholischen Kleinbürger und Arbeiter, das Steuer nach links zu werfen. Er hat es nicht getan. Zu tief ist die christlichsoziale Partei im gesinnungslosen Klerikalis« mus verankert. Sie bleibt was sie war, eine traurige Schutzgarde des Kapitalis- m u s, eine klägliche Versammlung von Dunkelmännern und Kerzelweibern, die auf jeden Pfiff eines römischen Kammerdieners Ordre pariert! 33 Der Traumlenker Roman von Harnynla Zur MQhlen. Was liegt an einem alten Mann, was liegt an einem jungen Lasten und was an einem kleinen Angestellten, der größenwahnsinnig geworden ist? fragte Peter Brenn sich unaufhörlich, während er durch die hellerleuchteten Straßen heimwärts strebte. Nichts, gab er sich zur Antwort, gar nichts. Aber er konnte seinen eigenen Worten nicht recht Glar^ben schenken. Ich lasse. Marionetten tanzen, dachte er weiter. Puppen, seelenlose Puppen. Was liegt daran, wenn sie der Tanz in den Abgrund führt? Allmählich beruhigte er. sich. Als er in seine Straße einbog. lachte er bereits über Albert Baers Warnung. Und dann farid er m seinem Wohnzimmer, tief in den Klubsessel vergraben, Felix Hakperr. Nein/ nicht Felix Holpert, den erfolgreichen Millionär, der geglaubt hatte, mit seinem Geld alles kaufen zu können, sondern ein unbeholfenes, großes Kind mit erschrockenen Augen und hilflosen Gebärden, ein. Tier, das leidet und auS dessen"Schmer- die Seele geborgen wird, ,,Lhr leid schon zurück?" fragte Peter verblüfft und starrt« Felix Halpert an. „Ja, Liane wollte es." Felix Halpert schluckte ein Paarmal. Er schien nach Worten zu suchen. Seine grobe Hand fuhr unsicher durch die Luft. Peter wartete stumm. Dann sagt« Felix Halpert unvermittelt. »Du mußt mir Helsen , Pet«r." »Ich dir helfen?" „Ja... ich weiß nicht, was ich tun soll. Liane... Schließlich hast du«ns zusammengebracht. Ich weiß nicht, weshalb. Du hast Wie der tschechische Chauvinismus Siege erringt. Zu d«n Gemeindewahlen i« Liboch a. E. In tschechisch-chauvinistischen Kreisen herrscht großer Jubel:«Mich ist der bekannte deutsche Sprachgrenzort Liboch a. E., Bezirk Wegstädtl , in der Nähe Melniks, bei den Gemeindewahlen am 25. Oktober in die Hände einer tschechischen Mehrheit gefallen. Die vier tschechischen Parteien, die untereinander gekoppelt hatten, vereinigten auf ihre Listen 479 Stimmen und 13 Mandate, die ebenfalls gekoppelten zwei deutschen Li st en errangen 425 Stimmen und elf Mandate. Nach den von langer Hand auf tschechischer Seite getroffenen Vorbereitungen war dieser Ausgang eines zähen, langandanernden Ringens unschwer vorauszusehen. Was sich im Laufe der letzten Jahve in Liboch , diesem sehr hübsch gelegenen Orte am Elbestrande in nationaler Beziehung abfpielte, ist typisch für die Skrupellosigkeit, mit der chauvinistischer Eroberungsgeist vorgeht. Eine kurze Schilderung der Ereignisse seit dem Umsturz soll das bestätigen. Am 26. November 1918 besetzte ein Unterleutnant mit 12 Legionären den Ort und jagte die überwiegende deutsch « Gemeindevertretung auseinander. Es wurde ein« DerwaltungSkam- missio'n eingesetzt, die aus zwei Tschechen und einem Deutschen bestand. Der Vorsitzende war der Pächter der Herrschaft Gräfin Lippe-Det- mold namens Homolka, der unter Kuratel stand, weil er während des Krieges als irrsinnig galt. Derselbe Homolka erwarb zwei Jahre spater um den Spottpreis von 3 Millionen Kronen die Herrschaft mit fünf Meierhöfen. Jetzt erst wurde ihm durch höher« Gewalt die Nachzahlung von 10 Millionen Kronen aufgetragen. DaS erste Werk der Derwaltungskom- mission unter Führung Homolkas bestand darin, ein für Schulbauzwecke bestimmtes Grundstück im Wert« von 50.000 Kronen an eine Baugenossenschaft zu verschleudern, ohne daß entsprechende Bauten vorgenommen wurden. Di« Wahlen von 1919,1923 und 1927 brachten trotz mannigfacher Manöver den Tschechen nicht den erhofften Sieg. Man hatte bei der nunmehr tschechischen Herrschaft lauter tschechisches Personal eingestellt, und daz tschechische Schulwesen in einem solchen Umfange ausgebaut, daß es in Liboch viermal mehr tschechisch« Lehrpersonen gibt als deutsch «. Planmäßig wurde der Zuzug tschechischer Elemente gefördert. Der Generaldirektor Rasin , ein Verwandter des verstorbenen Finanzministers Dr. RaSin, siedelte sich an, neben ihm waren es andere Prager ffche- chische Kapitalisten(z. B. der Fabrikant Moö- k a), die in der Sommerfrische Liboch sich Grund kauften und bauten. Auch ein tschechisches Er-, holungshei m' wurde errichtet. Das alles genügte aber noch immer nicht, um Liboch zu erobän. Charakteristisch sind die Vorgänge bei der letzten Volkszählung. Als Zählkommissäre wurden bestimmt der tschechische Burgerschuldirektor ö o n d l und der deutsche Lehrer K r e i b i ch. Das paßt« dem Erstgenannten als einer der Wortführer der tschechischen Chauvinisten nicht; er fuhr nach Prag und brachte von dort«inen UkaS mit, wonach noch ein dritter Zählkom« miflär zu bestimmen sei. DaS war seine— Frau! Beide nahmen den eigentlichen Ort Li boch mit seiner gemischtsprachigen Bevölkerung zur Zählung in Arbeit, während dem deutschen Kommissär lediglich der deutsche Ottsteil G e- weihtenbrunn Vorbehalten blieb. Nun ergab sich bei der Zählung di« verblüffend« Tatsache, daß di« Einwohnerzahl mit 1550 fixiert wurde, obwohl amtlich nur 1340 gemeldet waren! Bevor noch das Statistische Staatsamt seinen Bericht herausgab, wußten es gewisse Zrr- tungen bereits, daß in Liboch 950 Tschechen und nur 600 Deutsche (in Wirklichkeit 650) vorhanden seien. Bei dieser Bevölkerungsanzahl stieg die Mandatszahl der Gemeindevertretung auf 24. TschechischerseitS hält man trotz des so auffällig günstigen Ergebnisses der BolkSKHlung die Eroberung Libochs noch immer nicht für genügend vorbereitet. Der Großgrundbesitzer Homolka beschäftigt alljährlich eine Anzahl slowakischer Saisonarbeiter, di« stets erst Anfangs April «intrafen. Heuer waren sie bereits am 23. März da und wurden als W ä h l e r angemeld«t. Und zwar fünf Minuten vor Torschluß. Gegen deren Aufnahme in die Wählerlisten wurde eme Reklamation an di« Bezirkswahlkommission i» Dauba gerichtet. Dort berief sich der Bezirkshauptmann Gradl darauf, daß nach einer Entscheidung deS Obersten Berwaltungsgerichtshofes die stow. Saisonarbeiter als— dauernde Einwohner und demgemäß als Wähler zu behandeln seien. So gewann der Kapitalist Homolka mindestens 25 Stimmen armer flowakischer Feldarbeiter. Sonst waren diese Saisonarbeiter um den 25. Oktober herum schon längst wieder in ihrer Heimat; heuer wurden sie jedoch zurückbehalten, bis sie auch ihre politische Schuldigkett getan hatten. Doch dieser künstliche Wählerzuwachs' genügte den Herren Homolka und L a d l noch immer nicht. Der schon erwähnte Generaldirektor R a ä i n samt Familie und Personal(darunter vier Sekretärinnen und Chauffeur), wurden als dauernde Einwohner und damit als Wähler vor dem 15. März angemeldet.(Dabei wohnt RaSin ständig in Prag -Smichow ). Dagleiche geschah beim Fabrikant Mocka, bei zwei Familien JanuSek, bei der Familie Hadrbolee und anderen. Obwohl ständig in Prag wohnhaft, gelangten sie in die Libocher Wählerliste. Auf die famose Art und Weise wurden der tschechischen Seite wenigstens 50 Stimmen gesichert. Nachdem men endlich genügend Wähler zur Verfügung hatte, konnte die Wahlkomödi« vor sich gehen. Plötzlich legten im Sommer d. I. die tschechischen Mitglieder der Gemeindevertretung samt Ersatzleuten ihre Stellen» nieder, da sie angeblich mit ihren Parteien in Widerspruch geraten waren. Aller wetere spielte sich programmgemäß ab: Die Gemeindevertretung wurde aufgelöst und eine Verwaltungskommission eingesetzt, die aus zwei Tschechen und einem Deutschen bestand. Di« Wahlausschveibung erfolgte zum 25. Oktober. TschechischerseitS trat man behufs„Ersparung an DahÜvsten" an die deutschen Parteien m:t dem Antrag heran, im Wege eines Kompromisses von 13 tschechischen und 11 deutschen Mandaten sich friedlich zu einigen. Man ließ dabei durchblicken, daß im Falle eines für die Tschechen ungünstigen Wahlausganges der deut sche OrtSteil Geweihtenbrunn von Liboch abgetrennt würde! Unsere Genossen lehnten jedoch das Kvm- promis entschiede«' ab und beharten auf offenem Kampf. Ihrer Auffassung, ohne Kampf nichts pveiszugeben, schlossen sich di« übrigen deutschen Parteien an. Das Resultat dieses Kampfes ist bekant. Diesmal konnten di« Tschechen chren auf derartige„noble" Weise erkämpften" Sieg enffpvechend feiern. mich ja immer verachtet und gehaßt..." Seine Stimme gellte zu, einem heiseren Schrei auf: „Weshalb hast du mich nicht lieber gl«ich totgeschossen? Es wäre barmherziger gewesen." Peter fand noch immer keine Worte. ,Z)iesc Frau... sie verachtet mich... vielleicht hat sie recht... Sftr habt mich in der Schule auch immer das Vieh genannt... Aber zu ihr... zu Lian«, bin ich kein Vich gewesen... ich habe ihr alles gegeben, was ich geben konnte. Und ich hab sie lieb... nicht nur mit den Sinnen... nein, auch anders, weißt du, ganz rein, ohne Begierde, das habe ich früher nie gekannt. Aber sie lacht über mich. Ich bin der Automat, der Geld speit. Geld und Schmuck und Spitzen. Sie hat mir nie ein gutes Wort gegeben... Und neulich, da habe ich sie geschlygen..." „Geschlagen? Liane?" Peter suhlte mörderischen Haß. Er wollte diesem Menschen da an die Kehle springen, dieser Bestie, die es gewagt hatte, Lian« zu schlagen. „Ja-, wie ein besoffener Hafenarbeiter. Ich wollte sie schreien hören, wollte sehen, wie daS Lächeln von ihrem Gesicht verschwindet. Sie lallte einmal ein Mensch sein, ein ganz gewöhnlicher Mensch, wi« ich, der schreit, wenn ihm etwas Weh tut." Er wischte sich di« Stirn mit dem weißseidenen Taschentuch. „Aber sie hat nicht geschrien, sie hat gelächelt. Und seit diesem Tag... seit diesem Tag läßt sie sich nicht mehr anrühren.,. Ich halte es nicht auS, Peter. Ich sehe sie den ganzen Tag, sehe ihre Schönheit..,. und sie ist meine Frau... Ich will ihr ein Kind machen Etwas von mir, etwas von dem Vieh, für das sie mich hält, muß in ihr Leben gewinnen. Dann wird sie mir gehören... Aber ich kann nicht ... ich habe Angst vor ihrem Lächeln... Peter;.." Er hob mit einer rührenden Gebärde di« beiden gefalteten Hände hoch, und Peter war zumute, als sähe er einen kleinen Jungen um etwas bitten.„Du bist ihr Freund, sprich mit ihr.' Sag ihr, daß ich sie lieb habe, sag ihr, daß sie zu mir gut sein soll." Peters Zorn hatte sich gelegt. Wi« ein schwerer Mantel senkte sich trostlose Müdigkeit auf ihn nieder. Er machte«ine hilflose Gebärde: „Was soll ich tun, Felix?" Und dann begann, zu seinem größten Erstaunen, Felix Halpert die Frau, hie ihm so viel Schmerzen verursachte, zu verteidigen. „Sie kann nichts dafür, Peter. Sie liebt nur Dinge. Schöne Dinge. Wenn sie mich nur einmal so ansehen wollt«, wi« sie einen Edelstein, ein« Spitze ansieht... Aber ich denke immer, wenn sie tote Dinge so lieben kann, so muß sie doch auch einen lebendigen Menschen lieben können... einen Menschen, der bereit ist, alles für sie zu tun. Weißt du, manchmal glaub« ich, das ist gar nicht die wirkliche Liane. Unter ihrer Liebe für die Schönheit liegt noch etwas verborgen, eine gute Seele. Und was ist schön, Peter? Ich weiß ei nicht, ich habe«S nie gewußt. Glaubst du nicht, daß auch meine armselig« Liebe zu ihr schön sein kann?" Peter starrte ihn an: wieder eine Marionette» dir sich als Mensch entpuppte, als armer, hilfloser, gepeinigter Mensch. Er, wußte keine Antwort ans Felix Halperts Frage. J„ch weiß eS nicht, Felix." Felix Halpert betrachtete chn Prüfend. „Du bist ein schöner Mensch, Peter, vornehm, verfeinert, du verstehst dich auf die Dinge, die Liane gern hat. Sag mir ehrlich, hat si« -ich lieb gehabt?" „Nein. Si« hat mich nie lieb gehabt." „Merkwürdig... Sag, Peter, wirst du mit ihr reden?" „Ja, ich will mein Möglichstes tun, um dir zu helfen. Aber ich fürchte,«S wird mir nicht gelingen." „Danke, Peter, danke." Voranschlag Mahreu-Schlefiens. Beendigung der Spezialdebatt«. Brün«, 26. Oktober 1931. In der Debatte wurden heute von fast sämtlichen Rednern die Unzulänglichkeiten im Unterrichtswesen und nicht zuletzt auch di« Frage, die das Landesvermögen und die Landesschulden betreffen, eingehend behandelt. Es sprachen: Reinfuß (Deutschnationaler), weiter- Genosse Schuster, der dem Christlichsozialen Dr. Lrnke erwiderte und feststellte, daß im Frainer Waisenhaus tatsächlich für siebzig Kinder ein« Aufsichtsperson bestellt ist und die von Herrn Dr. Linke zu Aufsichtspersonen ernannten zwei anderen Beschäftigten, Handwerker und zwar der eine ein Schuhmacher und der andere ein Schneider sei, io daß eS notwendig erscheint, die Behauptungen des Herrn Dr. Linke richtigzustellen. Nach dem tschechischen Genossen Clapak kam sodann Genosse Dr. Morgenstern zu Worte, der sich eingehend mit dem Schulwesen in Mähren - Schlesien beschäftigte. In seiner Rede führte er u. a. aus: Während in Böhmen der Finanzreferent eindeutig darauf hingewiesen hat, daß die Entwicklung dahin geht, daß dar Land die Gemeinde durch verschieden« Zweckdotation«« und Erweiterungen des eigenen Haushaltes unterstützen muß, um so Ge meinden und Bezirke zu entlasten, vermißten wir bei uns jedweden Hinweis auf diese selbstverständliche Tatfach«. Wenn wir unsere Schulen betrachten, so finden wir, daß der Großteil der Schulen in den deutschen Gemeinden veraltet, eng und unzulänglich und in nicht wenigen Fällen baufällig ist. Man muß deshalb verstehen, daß es niederdrückend wirkt, wenn man auf der anderen Seite die in den letzt«» Jahren entstandenen modernen Minderheitsschulen sieht. Wir wissen ja, daß diese modernen Schulen aus Staatsmitteln errichtet wurden, während die Gemeinden heute weniger denn je in der Lage sin-, ihre Schulen zu modern! sieren und auszubauen. Diese mein« Feststellungen werden noch durch die anläßlich der Ausstellung in Pardubitz herausgegebene Statistik ergänzt, in der di« Verhältnisse in unserem Schulwesen charakterisiert werden. Im Voranschlag finden wir die geringe Ziffer von 1.8 Millionen als Landesunterstützung für di« Schulbauten notleidender Gemeinden. Man kann sich leicht vorstellen, wie wenig da auf jede einzelne der Gemeinden entfällt." Genosse Morgenstern zeigt hierauf an einem Beispiel und zwar an dem Neubau d«r deutschen Volksschule in Spieglitz(Nordmähren ) auf, wie ungemein schwer das Land in Bewegung zu setzen sei, die Zuschüsse flüssig zu machen. Aber auch di« anderen Beträge, di« im Voranschlag eingesetzt sind, lassen alles ver missen, was wir von jenen Seiten erwarten, die damit betraut sind, der Entwicklung im mod"rnen Schulwesen gereckt zu werden. Der Christlichsoziale Klimek sprach über die Verhältnisse in Hultschin, worauf Genosse Morgenstern neuerdings in einer längeren Rede sich mit der Notlage der Gemeinden und Bezirke beschäftigte. In dieser Rede, die wir im Auszugs nachtragen werden, wies er vor allem aus die durch daS'Gemeindefinanzgesetz heraufbeschworenen Verheerungen in den Gemeindefinanzen hin und forderte, daß daS Land diesen mehr als bisher entgegenkommen mülle Mit den Reden des Dr. HoraLek kChristlich- sozialer), Jakabaö(tschechischer Sozialdemokrat), Cyabera, Mayer(Deutschnationale) und Hhvmar ^Klerikaler) wurde die Spezialdebatte über den Voranschlag beendet. In der morgigen Sitzung wird daS Kapitel„Investitionen" beraten und hierauf die Abstimmung über den Voranschlag vorgenommen werden. Felix Halpert erhob sich schwerfällig, und Peter merkte, daß er in den letzten Wochen abgemagert war. Der Anzug schlottert« an ihm. Im Vorzimmer lag Mauk und begrüßte wedelnd seinen Herrn uwi> den Gast. Felix Halpert blieb stehen, beugte sich zu dem Hund nieder und streichelt« sein zottigeS Fell. „Du bist auch nicht schön", sagte er halblaut,„aber du weißt es nicht, du leidest nicht darunter." Mauk hob den Kopf. Seine guten braunen und Felix Halperts verzweifelte helle Augen blickten tief ineinander, und Peter Brenn dachte mit leisem Schaudern: di« verstehen sich. Ein armes Tier dos ander« arme Tier. Albert hat recht. Ich habe meine Macht mißbraucht; eS ist gefährlich, mit Seelen zu spiel««. Vierzehntes Kapitel. Der eherne Himmel. Das erste Frühlingsgewitter stand am Himmel. Böses, drohendes fahles Licht verlieh den Gegenständen«in gespenstisches Aussehen, im W^ten ballten sich röüiche Wolken, aus denen blau« Blitze zuckten; in der Ferne grollte Donner. Don Zeit zu Zeit fuhren gewaltige Wind- stöße heulend durch die schwer lastende Stille. Peter Brenn saß am Fenster und starrte hinaus. Er fühlte daS Gewitter in allen Nerven. In seinen Fingevspsitzen prickelte es, ein scharfer Schmerz wühlt« in seinem Kopf. Durch sein Gehirn zuckten Worte,- di« er einmal gelesen hatte, er wußte nicht mehr wo:„Der Himmel, der über deinem Haupt ist, wird ehern sein und die Erde unter dir eifern." Und:„Und du wirst tappen am Mittag, wie ein Blinder tappet im Dunkeln." (Fortsetzung folgt.)
Ausgabe
11 (27.10.1931) 250
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten