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Sozialdemokrat
Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik.
11. Jahrgang.
Fürsorgedebatte im Budget
ausjuẞ.
Exposee des Ministers Gen Dr. Czech Prag , 13. November. Heute früh wurden im Budgetausschuß die Kapitel soziale Fürsorge, Ernährung und Gesundheit in Anwesenheit der Reffortminister in Verhandlung gezogen.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.
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Gamstag, 14 November 1931
Grazer Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie.
Nr. 265.
Agrarische Mcute.
Graz, 13. November.( Eigenbericht.) Heute| den fascistischen und allen jenen Ländern, in Das Blatt des Herrn Ministerpräsidenten nachmittag wurde im großen Saale der Arbeiter- denen die Freiheit vernichtet ist und feine Mög- und Organ der größten tschechischen Partei, und Angestelltenkammer der Parteitag der deutsch - lichkeit aktiven Wirkens mehr besteht, vor allem jener Pariei, welche sich als die festeste und österreichischen Sozialdemokratie eröffnet. Es jener Kämpfer, die jetzt vor einem Gerichtshof verläßlichste Stütze der Republik ausgibt, hat sind mehr als 400 Personen anwesend. Pilsudsstys stehen.( Der Parteitag erhebt sich und in dieser schweren Zeit einer katastrophalen
hat.
den
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Seiß gedachte in der Eröffnungsrede zunächst bringt stürmische Hochrufe auf Bieber Wirtschaftskrise, vor diesem Winter des HunDas Referat über das Fürsorgeministerium der Zeiten, da die österreichische Sozialdemorratie mann aus.) Adler gibt der Ueberzeugung Aus- gers und der Kälte, keine anderen Sorgen, als erstattete der tschechische Genosse Chalupa. zuletzt ihren Parteitag in Graz abgehalten hat- druck, daß an die heutigen Schwierigkeiten, die im Jahre 1900. Damals stand Desterreich- Ungarn vielfach mit einem Stillstand oder Rückschlag der Tag für Tag ein Mitglied der Regierung, den Er glaubt nicht, daß die ausgeworfenen Be- vor einem der schwersten politischen Probleme, Arbeiterklasse verbunden sind, Zeiten großen Fürsorgeminister Dr. Czech in der pöbelhafteträge einschließlich des 300 Millionenkredits für die und Viktor Adler hat damals die prophe- Fortschrittes anschließen werden. ſten unter gesitteten Menschen nicht übliArbeitslosenunterstützung in dieser schweren Zeit tischen Worte gebraucht: Wenn Desterreich sich Abg. Dr. Deutsch erstattet den Bericht der chen- Weise anzugreifen. Dem Genossen Dr. ausreichen werden, und befaßt sich nach einem nicht demokratisiert und nicht die nationale Auto- Barteivertretung und der parlamentarischen Czech, der sich weit über die Kreise unserer Ueberblick über die einzelnen Budgetposten in aus nomie einführt, wird es nicht rühmlich sterben, Fraktion. Die Organisation hat sich trotz der Partei hinaus, in den bald zwei Jahren, da führlicher, fachkundiger Weise mit den großen Auf sondern auf dem Schindanger der Weltgeschichte schweren Strise gut gehalten und nur wenige Pro- er die soziale Fürsorge dieses Landes betreut, gaben des Ministeriums in dieser Krifenzeit, wobei verreden." Diese Worte haben sich erfüllt. Seit zent an Mitgliedern verloren. Fest und uner den Ruf eines der fleißigsten und gewissener namentlich das Problem der Sozialversicherung gedenkt dann der Toten der Partei und der schüttert steht der große Block unserer Partei haftesten Minister der Republik erworben und der Sanierung der Krankenkassen eingehend Internationale und erwähnt dabei besonders mitgliedschaft da, Vergebens rennen Hafenfreuzler hat, können die Angriffe des agrarischen behandelte und seine Befriedigung über die Tätig. Dominik Löw, der auch in der Sozialdemo- und Kommunisten gegen ihn an. Nirgendwo ist Sauptorganes nicht schaden: je mehr er vor keit des Ministeriums in der Wohnbauförderung fratie des alten Desterreich eine Rolle gespielt ihnen trotz ihrem großen Geschrei ein nennensaussprach. Scharfmachern, Restgutbaronen und werter Einbruch in unsere Reihen gehungen. Im Am Nachmittag hielt Fürsorgeminister Dr. Stampfer( Berlin ) begrüßt den Parteitag letzten Jahrzehnt ist die österreichische Sozial- prozigen Emporkömmlingen der Agrarpartei Czech ein ausführliches, mehr als einstündiges im Namen der reichsdeutschen Sozialdemokratie. demokratie zu einer Wassenorganisation geworden, angegriffen werden wird, desto treuer werden Exposee über den Aufgabenkreis und die Tätig Die Frage, ob ein staatsrechtlicher Anschluß wie faum in einem anderen Lande. Alle unsere die Arbeiter zu diesem Verfechter ihrer Interteit seines Ressorts. Einen ausführlichen Auszug möglich ist oder nicht, ändert nichts an der vor- Bestrebungen, das Proletariat vorwärts zu brin- essen in der Regierung stehen. Je mehr uns aus diesem Rechensch itsbericht über zwei Jahre handenen un zerstörbaren Schidsals ge- gen, sind davon abhängig, ob es gelingt, den An- unsere Klassenfeinde angreifen, so hat einst angestrengter Tätigkeit im Dienste der sozial meinschaft der beiden deutschen Resturm des fulturfeindlichen Fascismus abzuweh- Bebel gesagt, desto mehr erkennen wir, day Schwachen und Schwächfien werden wir in publifen. Ein Sieg des Fascismus in einer ren und unsere Partei zu einer Bastion der De- wir auf dem richtigen Wege sind. Je mehr die unserer morgigen Folge veröffentlichen. von ihnen würde für die andere die schwerste Be- mokratie in Mitteleuropa zu gestalten. ganze agrarische Meute den sozialdemokratiNach Dr. Czech sprach Gefundheitsminister lastungsprobe bedeuten. Darum hat die steirische Nach der Debatte wird dem Barteivor- schen Minister anbellt, desto mehr UnterDr. Spina, worauf die Debatte eröffnet Arbeiterschaft für ganz Deutschland gekämpft. wurde, die voraussichtlich erit morgen gegen Darum fämpfen wir auch für Sie hier in Dester- stand die Entlastung erteilt und ein Antrag der stüßung wird Dr. Czech bei allen jenen finden, reich, wenn wir in Deutschland alles tun, um den Parteivertretung angenommen, der die Aufmert- welche die kapitalistische Unordnung in die Fascismus von der Macht fernzuhalten. Die jamkeit der Vertrauensmänner auf die Bestre- Hölle eines unerträglichen Daseins stößt. österreichische Sozialdemokratie hat in der Inter- bungen lenkt, die Jugend der Arbeiterklasse Wie groß die blinde Wut der Rüppel ist, nationale den hohen geistigen Rang bewahrt, den der Partei zu entfremden, weshalb ein sie feit Viktor Ablers Zeit innehat. Ihr Fort böbte Werbe- und Bildungsarbeit benen der Herr Ministerpräsident die Leitung feines Organs anzuvertrauen beliebt, dafür schritt ist für das ganze Proletariat von der beschlossen wurde. größten Bedeutung.
Abend ihren Abschluß finden wird.
Brimer aus Bayern ausgewiefen.
München , 13. November. Wie die Münchener Zeitung" meldet, ist Dr. Primer ausgewiesen worden. Er hatte bis Donnerstag 18 Uhr München und Bayern zu verlassen.
Dr. Soukup überbringt die Grüße der tsche choslowakischen Sozialdemokratie. Dr. Czech übermittelte in einem Telegramm die herzlichsten Wünsche, die er wegen der BudgetVerhandlungen über die Fürsorge nicht persönlich überbringen konnte.
Morgen wird Otto Bauer über die wirt- zwei Beispiele. Zunächst findet es der„ Venkov" unerschaftliche und politische Lage referieren. Es liegt dazu auch eine Resolution des Referenten hört, daß dem größten und dichtestbesiedelten vor, in der unter anderem erklärt wird, daß die Industriegebiet der Tschechoslowakei , nämlich Wirtschaftskrise nicht anders überwunden werden Mähr.- Ostrau, eine außerordentliche Arbeitskann als durch den Uebergang vom Bri- losenhilfe von einer Million Kronen bewilligt battapitalismus zum Staatsfapi- morden ist. Das. Blatt tut jo, als ob der Ein Kommunist von einem Friedrich Adler spricht im Namen der talismus, der fapitalistischen Anarchie zur Minister für soziale Fürsorge da ein VerbreInternationale, in deren Auftrag er über staatlichen Planwirtschaft. Der Fascismus Hafentreuzler ermordet. Beschluß des letzten Kongresses der österreichischen ist nichts anderes als der Verfuch der Kapitalisten chen begangen hätte und hat die UnverfrorenPotsdam, 12. November. In Nowawes Arbeiterschaft eine Büste von Karl Marx und Aristokraten den Groll der durch die Krise heit, zu behaupten, das Geld werde zu Zwecken bei Potsdam ist der Kommunist Herbert Ritter 2onguet, geschaffen ist. Er verweist dann auf Lenten und so die kapitalistische Gesellschaft zu ordinäre Behauptung kann man nur mit bei Potsdam ist der Kommunist Herbert Nitter überbringt, die vom Urenkel Marrens, Jean verelendeten Massen vom Kapitalismus abzu der Parteiagitation verbraucht. bei einem Ueberfall auf Mitglieder der ABD er die schwere Lage in Deutschland und erklärt: es retten. Der Parteitag fordert die Arbeiterklasse einem Gefühl der Verachtung für den schoffen worden. Der Täter, der National- gibt für die Arbeiterklasse feinen andern Weg auf, jedem neuen fascistischen Veranonymen Verleumder zurückweisen. Der in fozialist Günther Düstrau aus Nowawes , um Siege als Geschlossenheit in einer fuch die Gewalt der Arbeiterschaft Rede stehende Betrag ist vom Ministerwurde im Laufe des Abends verhaftet. Partei. Adler gedenkt dann der Kämpfer in entgegenzusehen.
Eine solche
rat bewilligt worden, also mit Zu stimmung der vier agrarischen Minister. Wenn die Herren Frondeure im ,, Venkov" damit nicht einverstanden sind, mögen sie fich das in ihrer Partei ausmachen; der Fürsorge
Hindenburg empfängt 5 A.- Beute nicht! Berlin , 13. November. Auf die kürzlich ausgesprochene Bitte einiger SA.- Leute, der Reichspräsident möge sie empfangen, hat, wie der Tolio, 13. November.( Reuter.) Der Kriegs- sion nicht mehr so unnachgiebig gegenüberstehe, minister ist nicht der Sündenbock dafür, daß ngriff" mitteilt, Staatssekretär Meißner minister teilte der Regierung mit, daß die beiden wie vor einigen Wochen. Solche Vorschläge sind der Flügel der Agrarpartei, dem der Cheffolgende Antwort erteilt: Der Herr Reichs- Brücken über den Nonni- Fluß bereits fertig feien bisher stets an der ablehnenden Haltung Japans redakteur des„ Venkov" angehört, mit den prafident hat mich beauftragt, Ihnen auf Ihr und auch die dritte Brücke repariert sei. Die gescheitert. Es scheint nun, daß Japan unter Ministern Udržal und Bradáč nicht zufrieden Telegramm mitzuteilen, daß er mit großem Be Japaner sind bereit, dieses Gebiet zu verlassen, Umständen geneigt sei, auf einen solchen Vor- ist und daß einige Herren von den Agrariern dauern die in der lebten Zeit vorgekommenen wenn General Matschangschan dafür garantiert, schlag des Rates einzugehen und sich damit ein sich lieber selbst auf den Ministerstühlen sehen verstanden zu erklären, daß mit der Mission die würden als andere. Mordtaten und Ueberfälle verfolgt daß die Brücken unbeschädigt bleiben. Militärattachés in Tokio beauftragt würden. Es und den Herrr. Reichsminister des Innern er- Den letzten Nachrichten aus der Mandschu= fucht hat, der Bekämpfung dieser sich in legter vei zufolge hat sich die Lage verschärft. Es be- bleibt abzuwarten, ob diese Gerüchte sich beſtätigt. Zeit häufenden Vorfälle seine besondere Auf- ftchen Befürchtungen, daß der japanische merfjamkeit zuzuwenden. Von einem Empfang Kommandant am Nonni- Fluß zu einer bier Kameraden mußte der Herr Reichspräst- fofortigen Atticn genötigt sein wird, dent im Hinblid auf seine derzeit besonders starte um einem chinesischen Angriff vorzubeugen. Die dienstliche Inanspruchnahme abschen. Er stellt Chinesen seien zablenmäßig den hnen anheim den Herrn Junenminister Ibr Japanern überlegen. Material zu unterbreiten.
Angriff auf auf ein japanisches Ronfulat.
Aehnlich verhält es sich mit dem zweiten Vorwurf, den der Venkov" in seinem vorgestrigen Leitaufsatz dem von ihm gehaßten Minister machte. Bei der Sanierung der Arbeitslosenkassen der Gewerkschaften feien Tokio , 13. November. ( Reuter.) Die Zeitung die der deutschen sozialdemokratischen Partei „ Nischi Nischi" meldet, daß das japanische Kon- nahestehenden Verbände stärker als andere Aus Tientsin wird berichtet, daß dort fulat in Tsitsikar umzingelt und mit Gewalt ge-| Gewerkschaften hätten Geld bekommen. Zuberücksichtigt worden und sogar kommunistische die ganze Nacht hindurch Gewehrfeuer zu öffnet wurde. Der Konsul und das sonsunächst sei festgestellt, daß wir es in der Tschehören war. Die Chinesen haben die neutrale lats personal wurden verhaftet. Nischi choslowakei mit der ganz unerhörten Tatsache Rone zwischen der Chinesenstadt und der japani- Nischi" meldet ferner, daß chinesische Ka- zu tun haben, daß die Unternehmer ballerie einen Angriff auf die japanischen zur Arbeitslosenunterstützung Stellungen bei Tajin unternommen hat. Diese auch nicht einen Seller beitragen. Meldungen wurden aber bisher amtlich nicht be- In der Periode der guten Konjunktur haben sttäigt. die Arbeiter den Unternehmern Milliardengewinne
Japanische Truppen zum Angriff übergegangen.
Die Sitzung der 3. 6. B. Berlin , 13. November. Ter Vorstand des fhen Ronzession betreten. J.G.B.( Internationaler Gewerfschaftsbund) beDer Neue China - Note an den Bölterbund. endete heute mit einer Sigung, die unter Leitung des Vorsitzenden Citrine staitfand, Genf , 13. November. Die chinesische Regiedie Beratungen über die Weltwirtschaftskrise und ihre Bekämpfung. Der Vorstand sprach seine rung weist in einer neuen Note auf die VerschärLage Zustimmung zu dem vom Diretor des Interna- fung der Zagg in der Mandschurei hin und er: tionalen Arbeitsamts Thomas unterbre teten sucht den Völkerbundrat, neutrale Beobachter Plan über die Vornahme großer, inter nach Agantschi, Tientsin und andere Orte zu entnationaler öffentlicher Arbeiten fenden, um sich ein objektives Bild über die schafts- und Finanzjachverständigen aus verschie chinesische Regierung erklärt sich bereit, solchen teilung des chinesischen Generals Matschangschen, so viel ausgezahlt, daß ihre Arbeitslosenaus und beschloß die Einberufung von Wir: japanischen Truppenbewegungen zu machen. Die benen Ländern zur Beratung der in diesem Plan Beobachtern jede Erleichterung zur Erfüllung sind die japan schen Truppen gestern nachmittags zum Angriff übergegangen, ohne den Ablauf des borgesehenen Arbeiten. Darüber hinaus sollen ihrer Aufgaben zu gewähren Gerüchtweise verlautet heute, daß Japan japanischen Ultimatums abzuwarten. Erst die Die Sachverständigen auch zur internationalen Geld- und Kreditkrije Stellung nehmen. dem Gedanken einer neutralen Kommis- hereinbrechende Nacht beendete das Gefecht.
Charbin, 13. November. Nach einer Mit
eine eingebracht, in der Zeit der Kriſe leisten die Unternehmer für die Arbeiter nichts! Nur die Gewerkschaften und der Staat tragen die Arbeitslosenunterstüßung und die Gewerkschaften haben in den letzten Jahren
tassen leer sind und sie ihr Vermögen, das statutarisch den Kampfzwecken der Arbeiter dient, angreifen mußten. Wenn beispielsweise die ,, Union der Textilarbeiter", gegen die der