Ur 50.Kb»nmtm«nts-Hrdingungea:Bbonnement«'Sßrctä pränumerando:vierteljährl. 3£0 Mb, monatl. 1,10®!t.,«vöcheullich 2S Psg. frei tnS Hau«.Einzelne Nummer S Psg. Sonnlag»-Nummer mit tlluftrirter SonnlagS-«etlage„Dt- Neue Welt» 10 Pfg. Post-Abonnement: 3.20 Marl pro Quartal.Eingetragen in der Post- Zeitung»-Preisliste für lSSS unter Dr. 7820.Unter«reuzband für Deutschland undOesterreich- Ungar» 2 Marl, für da»übrige Ausland 3 Marl pro Monat.16. Jahrg.Erscheint laglich«utzer»anlag,.Devltner VolksvlAkt.Die Instrtlons-Gebilhrbeträgt für die fechsgefpaltene Kolonel-»eile oder deren Raum»0 Pfg., fürpolitische und gewerlschaftliche Verein»-und Versammlung»-Anzeigen, sowieArbeitSmarN 20 Pfg. Inserate für dienächste Nuinmer müssen dt»» Uhrnachmittag» in der Expedition abgegebenwerden. Tie Expedition ist an Wochen-tagen bi» 7 Uhr abend», an Sonn- undFestlagen bi» SUhr vormittag« geöstnel.Fernsprecher: Bmt I, Er. 1608.Telegramm- Adresse:«Koxlaldemokriil Berlin".Zentralorgan der sozialdemokratischen Uartei Deutschlands.Redaktion: S�. 19, Veuth-Strastr 2.Dienstag, den Ä8. Februar 1809.Expedition: 19. Bentlz-Stratze 3abo-Ein Beutezug des englischen Kapitals.In unseren bürgerlichen Zeitungen sind dieser Tage großeAnnoncen in englischer Sprache erschienen, in denen dasPublikum zur Erwerbung von Aktien k 1 Lstrl. gleich 20 M.einer mit 320 000 Lstrl. gleich 6400000 M. gegründetenAktiengesellschaft aufgefordert wird.Die Aktiengesellschaft trägt den stolzen Namen„NernstElektric Light, limided"; ihr Zweck besteht in der Verwerthungdes Nernst'schen Glühlichtes, über das in den Tages» und denFachzeitschriften so viel Ueberschwengliches gesagt worden ist,daß sich in allen Kreisen der Bevölkerung Käufer in Massenfinden werden, die 20 oder mehr Mark zur Erwerbung vonNernst-shares, die heut schon 200pCt. stehen sollen, mit Ler-gnügen... zum Fenster hinauswerfen werden.Sehen wir uns diese Sache, die eine vor den Augen derPolizei geschehende Ausraubung der kleinen und mittlerenLeute darstellt, einmal etwas näher an. Sie hat ein weitüber den einzelnen Fall hinausgehendes allgemeines Interesse.Das Nernst'sche Glühlicht ist fraglos eine außerordentlichbedeutsame Erfindung auf dem Gebiete der Elektrotechnik, denndasselbe bringt den Preis des elektrischen Lichtes auf denPreis des Gasglühlichtes herab; oder sagen wir vorsichtiger: wird den Preis auf dieses Niveau herabdrücken, wennes erst einmal gelungen sein wird, das Nernst'sche Prinzip indie Praxis des täglichen Gebrauchs überzuführen. Bis zurStunde ist das noch nicht geglückt, und es hat infolge dessendie Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft. die Besitzerin derNernst'schen Erfinderrechte fast auf dem ganzen Kontinente, dasNernst'sche Glühlicht bisher weder auf den Markt gebracht, nochauch die mit diesem Lichte in der Oeffentlichkeit gemachte Reklamezu Börsenspekulationen im eigenen Interesse auszunützen ver-sucht. Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft ist allerdings,und zwar mit vollem Rechte, enthusiastisch für das Nernst'scheLicht eingenommen, aber sie hat trotzdem für dasselbe einennur sehr bescheidenen Betrag(wir hörten von einer Seite35000, von einer anderen Seite 60000 M.) ausgegeben.Wesentlich höhere Beträge sind von der AllgemeinenElektrizitäts-Gesellschaft bisher, leider vergeblich, ausgegebenworden, um das Nernst'sche Licht aus dem Stadium desratoriumsversuches herauszubringen.An den deutschen Börsen war deshalb f. Z. sogar einegewisse Depression in Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschafts-Werthen eingetreten, weil diese den Börsenleuten nicht denGefallen thun will, mit einer unfertigen Sache an dieOeffentlichkeit zu treten.Anders denken die smarten Engländer.Hat da eine Bankgruppe die Nernst'schen Erfinderrechtefür eine Reihe von exotischen Staaten erworben. Patente sindhier bereits ertheilt worden in Argentinien, der Kap-Kolonie,Egypten, Neu-Seeland, Neu-Süd-Wales, Süd-Australien, Vene-zuela, Victoria, also, wie man sieht, in Kulturländern aller-ersten Ranges und von höchster industrieller Bedeutung I Inähnlichen Kulturstaaten: auf den Fidschi- Inseln, in Tibet,Samoa:c. zc. sind zwar Patente noch nicht erlangt worden,aber die neue Nernst- Gesellschaft hat dort das Recht derunbeschränkten Ausbeutung des neuen Glühlichtes, und wiewir aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht haben, sollL a n d o r mit der Mission betraut worden sein, bei demDalai-Lama wegen der Einführung des Nernst'schen Glühlichtesin den Himalaya-Hochländern vorstellig zu werden.Aber Scherz bei Seite! Die Rechte, die die englischeGesellschaft gutgläubigen Käufern offerirt, und zwar für denhorrenden Preis von 6,4 Millionen Mark offerirt, sind so gutwie wcrthlos, denn so lange in den industriellen Kultur-ländern, wo bereits in gewissem Umfange elektrische Anlagenvorhanden sind, noch nicht das Nernst'sche Licht allgemeinbenutzt wird, so lange hat es natürlich in denjenigen, fern vonder Kultur abliegenden Ländern, die nur wenige oder gar keineelektrischen Anlagen besitzen, gar keine, oder wenigstens nuruntergeordnete Bedeutung.Für ganz Europa, mit Ausnahme von Oesterreich-Ungarn,Italien und die Balkan- Staaten, aber einschließlich Groß-dritannien hat die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft dieNernst'schen Rechte für, sagen wir 60000 M. erworben, in denVereinigten Staaten sind von der Westinghous- Gesellschaftnach unserer Information 600 000 M. gezahlt worden; fürdie ganze Kulturwelt also noch nicht eine Million. Für dieübrige Welt, wo ein relativ größerer Bedarf nach eßbaremAtenschenfleisch als nach elektrischem Lichte vorliegt, aber sollendie gutmüthigcn Schafe 6,4 Millionen Mark bezahlen! Dasgenügt vollständig, um die Skrupellosigkeit dieses Beutezugeszu illustriren!Aber der Gründerprospekt in englischer Sprache ist nochweit offenherziger, er giebt mit nicht zu übertreffenderDreistigkeit an, wie viel zum Mindesten in die Taschen derenglischen Share-Brokers fließen soll.180000 Lstrl. gleich 3.6 Millionen Mark fallen alsGründergewinn der einführenden Gesellschaft zu. 50 000 Lstrl.werden angeblich als Betriebskapital erforderlich sein,sind zusammen 3,7 Millionen Mark; der Rest derGründungssummc, also insgesammt 2,7 Millionen Mark,stießen in die Taschen der Emissionsbanken. Da die Aktienaber bereits heute mit 100 pCt. Aufschlag gehandelt werden,so sollen die Schäflein, die Aktien kaufen, insgesammt um12 Millionen Mark, denen nur etwa 100000 M. Betriebs-kapital gegenübersteht, geschoren werden. Daß diese 100 000 M.Betriebskapital bald durch die Annoncenkosten aufgezehrt seinwerden, wenn in derselben Weise die Annocennetze zum Fangevon Dummen ausgeworfen werden, wie bisher, bedarf kaumnoch des Beweises. Dann kann ruhig der Krach erfolgen;denn was haben die Share-Brokers noch für ein Interesse anden bunten Nernst-Papierchen, wenn sie dafür die schönenblanken Zwanzigmarkstücke des Publikums eingetauscht haben.Obwohl die ganze Sache so außerordentlich durchsichtigist, daß nur ein Tölpel darauf hineinfallen kann, so hat vonden uns zu Gesicht gekommenen bürgerlichen Blättern einzigdie„Frankfurter Zeitung" den Muth gehabt, das blutigeBank-Manöver zu kritisiren. Die übrige Presse schweigt sichaus. weil ihr mit den ganzseitigen Annoncen der Mund ge-stopft worden ist.Es würde schade um die schöne Druckerschwärze sein,dieser Gründung und diesem Verhalten der bürgerlichen Pressenoch ein weiteres Wort der Kritik zu widmen!,1Stnmui s Antwort.Die Stumm'schcn Briefe, die wir in der SonntagSlNummer veröffentlichten, werden in der„Post» zwar nicht wieder-gegeben, aber heftig gewürdigt. Stumm wird von der„Po stund die„Po st" von Stumm mit großem Eifer verleugnet. BeideTheile wollen offenbar nicht„Unter den Linden» zusammenangetroffen werden, erst wenn Herr v. Stumm mit dem schönenKind zu Hause ist. findet sich AlleS— nur lein Geld, denn Stumniopfert der„Post» leinen Pfennig.Die„Post» schreibt:Neueste mißlungene Sensation des„Borw ä rt s» durch Enthüllung von„Geheim-Papieren».Mit großem Aplomb veröffentlicht der„Vorwärts», der jaimmer ganz besonders stolz ist, wenn er durch Diebstahl oder aufandere unehrliche Weise in den Besitz geheimer Aktenstücke oderBriefe gelangt ist, in seiner gestrigen Nummer eine Anzahl Briefe,welche der Vorsitzende des Aufsichtsrathes der„Post», Herr Frei-Herr v. Stumm, in der Fink'schen Angelegenheit seinerzeit anunseren Chefredakteur gerichtet hat. Wir betonen zunächst, daßauch hier der Pfeil auf den Schützen zurückprallt. Wir habennicht im mindesten die Veröffentlichung dieser Privatbriefe zu bedauern, da nicht ein Wort darin enthalten ist,das wir zu verheimlichen Ursache hätten.Unberührt hiervon bleibt die moralische Seite der jüngsten That des„Vorwärts», der natürlich wieder nur auf Wegen, die das Lichtzu scheuen haben, in den Besitz der vernieintlichen Beweisstückegelangt sein kann.Die Veröffentlichung der Briefe beweist das Gegentheil vondem, was durch sie bewiesen werden soll, sie zeigt, daßHerr Frei-Herr v. Stumm in der Fink'schen Angelegenheit von Anfang aneine durchaus korrekte Haltung eingenommenhat. Aus den Briefen geht lediglich hervor, daß Freiherrvon Stumm die Wahrheitsliebe Fink's angezweifelthat, die angeblich von Fink verübten Fälschungen hater aber nicht zugegeben, und hierfür liegen die Schuldbeweisc auchheute noch nicht vor. Für den Chefredakteur der„Post",der in Bezug auf Anstellung und Entlassung desRedaktionspersonals vollständig freie Handhat, lag es nahe, daß er in diesem Aufsehen erregenden Falle,ehe er Fink entließ, zunächst die Ansicht des Vorsitzenden desAufsichtsrathes einholte, zumal dieser bereits persönlich in dieserAngelegenheit in, Reichstag das Wort ergriffen hatte. Wenn FreiHerr v. Stumm in seiner Antwort betont hat, daß die„Post» ihrenSchild rein halten müsse, und daß deshalb seincrAnsicht nach Fink wohlkaum dauernd in den Diensten der.Post» bleiben könne, so zeigtdiese Antwort, welche vollkommen mit den Ansichten des verant-wortlichen Leiters der„Post» und der übrigen Redaktionsmitglicderübereinstimmte, welche strengen Anforderungen die„Post» an dieEhrenhaftigkeit ihrer Mitarbeiter stellt, sie beweist aber noch nicht,daß die„'Post" Fink in allen Punkten der ihm vorgeivorfenenVergehen für überführt erachtet. Wenn also Herr Bebel in dervon Fink gegen ihn angestrengten Klage Herrn v. Stumm alsBelastungszeugen glaubt anrufen zu können, so dürste er hiermitwenig Glück haben.Ebenso haltlos, wie die Schlußfolgerungen, welche der„Vor-wärts» aus den oben erwähnten Briefen zieht, sind seine weiterenBemerkungen über die angebliche Entlassung eines Redakteurs, dieinfolge eines in unserer„Revue der Prcsie» erschienenen Artikelserfolgt sein soll. In diesem Artikel war der national-sozialeSchriftsteller Max Lorenz mit dem antisozialistischen früherenKieler Werftarbeiter Lorenzcn verwechselt worden.Dieser Jrrthum ist aber nicht der„Post", sondern der„Nordd. Allgem. Ztg.» passirt, aus welcher jener Artikel indie Revue der„Post» übernommen wurde. Es ist unwahr,daß der betr. Redakteur infolge dieses Verschens entlassen wordenist, derselbe gehört noch heute der Redaktion der„Po st» als Mitglied an. Von.TerrorismuS» kann hieralso nicht im entferntesten die Rede sein. Herr von Stumm hatin seinem Briefe nur bemerkt, es erscheine ihm dringend geboten,daß ein Mitarbeiter der. Po st». derderRichtungder freikonservativen Partei widerspreche, nichtlänger auf seinem Posten bleibe. Eine direkteAufforderung, den Betreffenden zu entlassen.i st in diesen Worten nicht enthalten, sie würde aber,wenn die Annahme des Frciherrn von Stumm nicht eine irr-t h ü m l i ch e gewesen wäre, durchaus berechtigt gewesen sein, dakeine Partei zugeben wird, daß in ihrem Organ Tendenzen ver-folgt werden, welche denen der Partei widersprechen; einen solchenWiderspruch würde die sozialdemokratische Partei am allerwenigstenin ihren Organen dulden, Frhr. von Stumm hat erst jüngst imReichstage erklärt, daß er weder Artikel für die„Po st»schreibt, noch solche vor ihrem Abdruck revidirt.Wir können auch unsererseits nur lonstatiren, daß Herr Freiherrv. Stumm stets den Grundsatz befolgt hat, die Führung deriuneren Redaklionsgeschäfte voll und ganz dem verantwort-lichen Leiter der„Post» zu überlassen. Angesichts dieser Sachlageist eS geradezu lächerlich, wenn der„Vorwärts» Herrn v. Stummals den Chefredakteur» der„Post» bezeichnet, indessen ist mansolche Lächerlichkeiten ja bei dem„Vorwärts», der deshalb über-Haupt kaum noch ernst genommen wird, gewohnt.Uebrigens sind die Briefe nicht korrekt wiedergegeben. Nachdem„Vorwärts» soll Herr v. Stumm unter Anderem geschriebenhaben:„Bis zur völligen Klarstellung würde ich jedenfalls dieVerbreitung der„Post» bei hochgestellten Personen nichtempfehlen.» Hier liegt eine Fälsch u n g vor, es hieß in dembetreffenden Briefe:„würde ich jedenfalls die Vertretung der„Post» durch Fink bei hochgestellten Personen nicht empfehlen».Unnöthige Sorgen macht sich der„Vorwärts» auch über die an-geblichen schweren Gcldopfer, die Herr v. Stumm für die„Post»gebracht haben soll: bis jetzt hat Herr von Stumm keinenPfennig für die„Post» geopfert, ebenso wenig die übrigenGesellschafter.Der„Vorwärts» hat offenbar geglaubt, seinen Lesern mit denbesprochenen Briefen besondere Leckerbissen zum Sonntag vorzu-setzen. Zur besonderen Würze derselben hat er es auch noch fürangeniesten erachtet, die sämmtlichen Redakteure der„Post» zu be«schimpfen, worauf zu antworten wir unter unserer Würde halten.Die ganze Veröffentlichung des Blattes stellt sich bei näherer Be«trachtung als ein neues Glied in der Kette von Täusch un-gs-versuchen dar, die eine so traurige Spezialität der sozialistischenPresse geworden sind.»Da Herr v. Stumm erklärt, daß er für die„Post" keine Artikelschreibt, so nehmen wir eher an, daß er die vorstehende Ans-lafsung den auf ihre volle und ganze Unabhängigkeit stolzenRedakteuren der„Post» d i k t i r t hat. Hat er sie auch nicht diktirt,so stellt die Redaktion eine Art spiritistischen Phonographen dar,der schon exakt wiedergiebt, was Stumm in ihn hinein-denkt, ohne daß er es nöthig hätte, in ihn hinein-zu s p r e ch e n. Denn es ist die ganze Swmm'sche Logikin der wirren Auseinandersetzung. Außerdem funktionirt derPhonograph so merkwürdig genau, daß er sich an einer Stellegeradezu mit dem Hineindenker verwechselt. Da wird gesagt, daßin den Briefen kein Wort enthalten sei,„das wir zu verheimlichenUrsache hätten.» Wer sind die„wir"? Der nächste Satz giebt dieAufklärung. Die Veröffentlichung beweise„im Gegentheil»,daß Freiherr v. Stumm korrekt verfahren ist. Die„wir»haben sich also stilistisch verrathen.Da der Verfasser der„Post»-Auslassung die Briefe selbst nichtmittheilt, obwohl er sich ihrer nicht schämt, macht er es denLesern allerdings unmöglich, sich ein Urtheil zu bilden. Wenn Herrv. Stumm wünscht, daß ihn seine— ganz unabhängigen— Mitarbeiter nicht belügen, so erachten wir dies als kein besonderesRuhmeszeugniß. Jeder kapitalistische Feudalherr„verlangt», daßihm selbst gegenüber seine Leute die lauterste Wahrheit sprechen.Da er aber von ihnen zugleich fordert, daß sie in seinem Interessegegen politische Gegner jede Unwahrheit, Verdächtigung, Unterschlagungverüben, so ist es eine allzu anspruchsvolle Anmaßung, keinlöbliches Reinlichkeitsbedürfnitz, daß diese sonst zur Unwahrhaftigkeitgezwungenen Leute in dem einen Ausnahmefall durchaus nichtlügen sollen.Besonders traurig finden wir eS, daß sich die Hörigen derStunim-Politik, die doch ihr Loos kennen, nun noch auf offenenMarkt hinstellen und ihre Freiheit betheuern müssen. Dagegen istes erfreulich, daß der unselige Redakteur, der einen Max Lorenz zuloben wagte, schließlich zu weiterer Haft in der Redaktion der„Post»allerhöchst begnadigt worden ist. Wir erfahren sogar, welcher Ausrededer Redakteur dies Glück verdankt. Er hat vorgeschützt, daß er dennational-sozialen Max Lorenz mit dem Stumm'schen Liebling, demWerftarbeiter Lorenzen verwechselt habe, und zwar soll diesentollen„Jrrthum» vor dem Post-Redakteur schon die„NorddeutscheAllgemeine Zeitung» begangen haben. In welches Paradies derUnschuld blicken wir da! Der Werftarbeiter Lorenzen wirdvon einem ausgewachsenen politischen Redakteur für den Verfassereines Artikels in den„Preußischen Jahrbüchern» gehalten, und darum,nur darum wird der Artikel gelobt; denn Lorenzen ist Stumm'sMann, Lorenzen darf gerühmt werden. Stumm aber ist nicht scharf-sinnig genug, um gleich zu merken, daß sein Redakteur den Lorenzenzitirt zu haben glaubte; er hält den„Post»-Menschen für einen Be-günstiger des national-sozialen. also grauenhaft umstürzlerischenLorcnzen. Eine Tragikomödie entsetzlichster Irrungen hebt an. Stummwüthet, der Redakteur befindet sich im„Fliegen»— da kommt dieerlösende Aufklärung. Nicht für den schlimmen Lorenz, sondern fürseinen vergrößerten Namensvetter hat der Redakteur Propagandau treiben gewähnt. Stumm's Herz wird weich, und derfhefredakteur der«Post» hat wieder völlig freie Hand, denGestrauchelten weiter im Solde zu behalten, der aus dervierten Dimension stammt, nicht etwa von den Gesellschaftern desPost»-Nnternehmens, obwohl man diesem seit Jahren eine finanzielleTodeSmüdigkeit nachsagt.Dankbar sind wir der„Post» für die Korrektur eines von unsbegangenen Lesefehlers— im.Post"«Jargon: Fälschung. Nichtdie Verbreitung, sondern die„Vertretung» der„Post»hat Stumm bei hochgestellten Personen nicht weiter empfehlenwollen. Diese richtige Lesart ist ja noch interessanter, als dieunscrige.Und damit überlassen wir die Redakteure der„Post" ihrerFreiheit, Stumm'schen Geist— ohne Diktat oder Inspiration—täuschend ähnlich nachzuahmen, ohne daß Stumm einen Pfennig zuopfern braucht. Wir aber fügen in unsere Redaktionskette derTäuschungsversuche das neue Glied ein: Die„Post» hat mit keinemWorte unsere Würdigung der Briefe Zmocht.—Stumm's zu widerlegen ver-WslMCche«rbertzcht.Berlin, den 27. Februar.Der Reichstaghat nie eine gemüthlichere, selten eine so gemüthliche Sitzunggehabt wie heute. Nicht ein zorniges, nicht ein erregtes, nichteinmal ein lautes Wort ist gefallen. Freilich die gemüthlichstenMenschen sind auch die langweiligsten, und die Langeweile gilt un-gemüthlichen Menschen als eins mit Gemüthlichkeit. Es handeltesich um die elsatz-lothringischen Bahnen, und die elsaß-lothringischen