Seite 2 Mittwoch, 9. Dezember 1981. Rr. 28«. rende Persönlichkeiten der Wirtschaft" abgehalten wurde, auf welcher im Auftrage der Reichsparteileitung der Hitler - Partei der Hauptmann D r. Otto Wage- n e r eine Rede über„Nationalsozialistische Produktionspolitik und Wirtschaftsorganisation" gehalten hat. Dieser Hitler-Paladin ließ die Schleier vom Nationalsozia- listischen Zukunftsstaat gründlich fallen und dieser Autorität zufolge soll es also darin wie folgt au eschen: Die erste Lanze, die Herr Dr. Wagener einlegte, war gegm die Auffassung gerichtet, der deutsche Fascismus sei eigentumsfeindlich. Die zweite galt der Meinung, die Nationalsozialisten seien S o z i a l i st e n. Den versammelten Industrie- und Bankkapitalisten versicherte er eifervoll:„Unser Sozialismus kann von jedem einzelnen Wirtschafter angenommen und bejaht werden"— was man wahrhaftig aufs Wort glauben kann. Und um auch gleich mndzutun, wie es um die politischen Verhältnisse im Zukunftsstaat der Nazis bestellt sein werde, sagte der Hitler- Gesandte, daß Deutschland jetzt in einer Zwangswirtschaft des Parlamentarismus, „der Herrschaft der Masse und damit der Dummheit" lebe. Das werde im„Dritten Reich" ganz anders sein: „Die Masse kann nicht regieren, regieren kann nur ein Führer, eine verantwortliche Persönlichkeit". Schamloser ist wohl noch nie die Verachtung des Volles durch die Hakenkreuzführer utü» ihr Sehnen nach Errichtung eines Staates von willen- und wehrlosen Sklaven zum Ausdruck gebracht worden als hier! Doch Herr Dr. Wagener hat noch mehr der Details den zuhörenden Ausbeutern aufgetischt. Um diesen jeden Zweifel zu benehmen, um welche Sorte von„Sozialismus" es sich bei den Nazis handelt, betonte er. daß seine Partei keinerlei Sozialrsie- rungsbestrebungen verfolge:„Wir denken gar nicht daran, den bisherigen Besitzer auszuschallen... Unser Staat wird so hoch über der Wirtschaft stehen, daß er selbst niemals als Teilhaber in Frage kommt." Der Unternehmer kann also der Errichtung des „Dritten Reichs" mit Seelenruhe entgegensehen, doch wie will der National sozialismus das Schicksal der Arbeiter und Angestellten gestalten? Die Arbeiter, die so töricht waren, auf die nationalsozialistischen Köder anzubeißen, werden die Augen aufreißen, wenn sie dieses wahre Programm der Nazis kennen lernen. Bor allem soll die Arbeitsdiensitz s l i ch t eingeführt werden. Dieser werden sich bekanntlich alle Deutschen mit Ausnahme der Mitglieder der SA.-Leute zu unterwerfen haben. Lohnwirdnicht gezahltwerden, die Erfüller der Arbeitsdienstpflicht sollen lünglich„Anspruch auf unentgeltliche Nahrung, Kleidung und Wohnung" haben. Welcher Ausbeuter wird nicht mit beiden Händen zugreifen, wenn sich die Aussichten für einen solchen Sklavenstaat eröffnen! Die Begründung, die Herr Doktor Wagener der Arbeitsdienstpflicht gibt, ist die: es soll der Jugend zunächst einmal beigebracht weiten,„daß es eben noch ein Oben und ein Unten gibt". Knecht bleibe Knecht! Das ist das nun eingestandene Ziel des Nationalsozialismus! Um aber die Unternehmer vollständig zu beruhigen, beteuerte Dr. Wagener, es falle den Nationalsozialisten nicht ein, Anhänger des heutigen Tarifsystems zu sein, kurz er ließ keinen Zweifel darüber übrig, daß eine nationalsozialistische Regierung die Lebenshaltung der arbeitenden Bevölkerung noch weit mehr herabdrük- ken würde, als es bisher schon der Fall ist und wörtlich sagte er:„Künftig werden die Betriebsräte mit den Unternehmern beraten. Entscheiden muß natürlich stets derUnternehmer." Wie sollten sonst die Unternehmer sich für den ^Sozialismus" der Nationalsozialisten erwärmen, wie den Heroismus aufbringen, zu seiner Unterstützung ihre Kasienschränke zu öffnen! Man darf überzeugt sein, daß es dem Die neue Notverordnung: (Schluß von Seite 1) von Waffen enthält dieser letzte Teil als zweifellos einschneidendste Maßnahme ein allgemeines Uniformverbot für sämtliche Verbände. Jedes Trage« von irgendwelchen Uniformen oder Abzeichen ist de« Angehörigen politischer Verbände antzerhalb der eigenen Wohnung verboten. Weiter ist eine erhebliche Verstärkung des Ehrenschutzes vorgesehen. Verleumdungen gegen Personen im öffentlichen Leben werden in Zukunft mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Außerdem sind bis zum 3. Jänner 1932 zur Sicherung des Weihnachts- ftiedens alle Versammlungen sowie alle Aufzüge unter fteiem Himmel verböten. Im Zusammenhang mit diesem Notverordnungswerk ist die Frage einer Abtragung der privaten deutschen Schulden von entscheidender Bedeutung. Die Möglichkeit, dieser Aufgabe gerecht zu werden, beruht auf der Gestaltung der deutschen Ausfuhr, gegen die in jüngster Zeit an immer zahlreichen Stellen des Auslandes Hindernisse aufgerichtet worden sind. ES wird deshalb darauf hingewiesen, daß die Verweigerung einer Abnahme deutscher Ausfuhrgüter der Verweigerung einer Zahlungsabnahme gleichkommt und nicht etwa eine mangelnde Zahlungsbereitschaft Deutschlands bedeute. * 8 Millionen Deutsche arbeitslos Berlin , 8. Dezember. Die erwartete jahreszeitliche Verschlechterung des Arbeitsmarktes ist in der Berichtszeit(18. bis 3V. November) eingetreten. Die Zahl der Arbeitslosen nahm nm rund 214.000 zu«nd betrug am 30. November nach de« vorläufigen Meldungen der Srbeits- amter rund 8,057.000. Die Zunahme liegt im Rahmen der Schätzungen der Reichsanstalt. Seit dem sommerlichen Tiefstand war in diesem wie im vorigen Jahre eine Zunahme der Arbeitslosenzahl«m etwa 1.1 Millionen zu verzeichnen. Der Stand der Arbeitslosigkeit ist jetzt ähnlich wie im Sommer, nm etwas über 1.3 Millionen höher als z« den Bergleichszeiten des Vorjahre«. Abgesandten Hitlers gelungen ist, alle etwa noch bestehenden Bedenken vor dem Nationalsozialismus, wie sich das Schwindelprchukt benennt, zu zerstreuen. Er hat ja auch bekannt, daß seine Partei eine„grundsätzliche Gegnerin" des heutigen Systems der Sozialversicherung ist, daß die Arbeitslosenversicherung wesentlich verschlechtert, die Unfallversicherung eingeschränkt werden müsse und er versprach, am Gesamtbudget des Staates, der Länder und Gemeinden„erhebliche Abstriche, mindestens 8 bis 10 Milliarden", das ist rund die Hälfte des Gesamtbudgets, gemacht werden würden. Das bedeutet, daß die gesamte Sozialversicherung, die Versorgung der Kriegsopfer und die soziale Fürsorge aus dem Budget gestrichen werden müßte, um eine„Ersparnis" in solcher Höhe machen zu können. Darnach wird es für die große Masse der Bevölkerung herrlich in diesem Zukunstsstaar der Nazis aussehen! Wer zweifelt noch daran, daß der deutsche Fascismus dieselbe Sklaverei errichten will, wie es der italienische Fascismus getan? Antrag an! Reichstagseinberukung. Berlin , 8. Dezember. Di« kommunistischen Mitglieder des Aeltestenrates haben am Dienstag einen neuen Antrag auf Einberufung des Aeltestenrates beim Reichstagspräfidenten L o e b e eingebracht, und zwar für Freitag, den 11. Dezember. Die Einberufung des Reichstagsplenums wird für DienStag, den 15. Dezember, von den Kommunisten gefordert. Als Tagesordnung werden kommunistische Anträge auf Aufhebung der neuen Notverordnung vorgeschlagen, in Verbindung damit eine sinanz- und wirtschaftspolitische Aussprache sowie erneut eine außenpolitische Aussprache und ein« Erklärung des Reichsinnenministers zu den hessischen Dokumenten. Berlin , 8. Dezember. Der Vorstand der sozialdemokratischen ReichSiagSsraktion wird sich Donnerstag nachmittags mit der neue« Notverordnung beschäftigen, während die gesamte Fraktion für Montag einberufen ist. • Deutschlands kurzfristige Lerschulduuy. Basel , 8. Dezember. Der beratende Sonderausschuß hat heute seine Beratungen über die wirtschaftliche und finanzielle Lage in Deutsch land fortgesetzt. Der deutsche Vertreter Doktor MAchror gab Erklärungen über das dem Ausschuß unterbreitete statistisch« Material. In seinen weiteren Darlegungen hat Dr. Melchior sich haupffächlich mit der kurzfristigen Verschuldung Deutschlands befaßt. Es sei bekannt, daß die Betrage dieser kurzfristigen Kredite erheblich höher seien als diejenigen, wie sie sich im Bericht des Wiggin-AuSschufseS befinden. Trotz des Aktiv-SaldoS der deutschen Handelsbilanz habe sich die Deckung der Reichsbanknoten weiterhin verschlechtert. Die ReichSban!! schätze, daß Deutschland in den letzten sechs Monaten ungefähr eine Milliarde Mark kurzfristiger Kredite zurückgezahlt habe. Der SoiiderauSschuß hat einen technischen Unterausschuß eingesetzt, der das von deutscher Seite unterbreitete statistische Material prüfen und mit den Ziffern, die von anderer Seite beigebracht worden sind, vergleichen soll. Zentrum»erhitzt de« Nazis in heilen zum Laudta>;»kWentea. Darmstadt , 8. Dezember. Der neue uational- ozialiftische heMche Landtagspräsident Werner wurde mit 40 Stimmen seiner Partei, der übrigen Rechtsparteien und des Zentrums gegen 16 Stimmen des sozialdemokratischen Kandidaten und 12 Stimmen des kommunistischen Kandidaten gewählt. Es haben also trotz allen Ableugnungen doch Besprechungen zwischen dem Zentrum und den Rationasoziallsten wenigstens über di« Wahl des Landtagspräsidenten stattgefunden, die dazu führten, daß die Zentrumsfraktion den nationalsozicäistischen Kandidaten Werner geschlossen seine zehn Stimmen zuführte. Die Nationalsozialisten quittierten dann dem Zentrum seine Wahlbilfe bei der Wähl des ersten Vizepräsidenten, indem sie auf die Benennung eines eigenen Kandidaten für dieses Amt verzichteten. Frankreich nur für provisorische Regelung der Reparatiousprobiems. Paris , 8. Dezember. (Havas.) Zur Eröffnung der Arbeiten des beratenden Sonderausschusses in Basel hat die französische Regierung den beteiligten Regierungen ihre A n s i ch t L b e r die Reparationsfrage mitgeteilt. Sie ist der Auffasiung, daß irgendeine Aenderung der im Aoung-Plan sestgelegten Grundsätze nur bei gleichzeitiger Herabsetzung der zwischen den Regierungen bestehenden Schulden möglich ist, von der Deutschland Nutzen haben würde. Frankreich nimmt di« deutsche Forderung an, die Loge im Reiche im Rahmen des?)o«ng-Planes zu untersuchen, da, nachdem Deutschland im Haag den Bedingungen des Houng-Planrs zugestimmt hat, seine Forderung auf Einberufung des Ausschusses den ordnungsmäßigen Schritt eines Schuldners darstelle, ter seine Verpflichtungen zu erfüllen wünscht. Da die Weltkrise die deutsch « Zahlunas« unfähigfeit zum Teil erklärlich erscheinen läßt, erkennt Frankreich die Notwendigkeit an, dem Reiche z« Hilfe zn komme« und wird dem Geiste des kürzlich in Washington veröffentlichten Kommunique«» ent- sprechen. Hinsichtlich der Arbeiten des Baseler AuSschusies hat sich Frankreich seine HondlnnaS- freiheit bewahrt, da ihm der Tert der deutschen Forderung nicht»u endgültiger Einwilligung un- terbreitet worden ist. Es prüfte die Notwendigkeit, das gegenwärtioe Moratorium im Geitt« der Zugeständnisse an die deutsche Lage zu verlängern; Frankreich besteht jedoch aus der Aufrechterhaltung der Reparationszahlung en, da kein Beweis dafür geben flt, daß Deutschland ständjg in einem Krisenzustand bleiben wird. Im Einblick dar"«', die Finanzschwieriqkeiten des Reiches nicht geeignet sind, um eine endgültige Prüfung vorzunehmen, kann sich die gegenwärtig« Untersuchung nur mit einer vorübergehenden Lage brschäitigen «nd durch nur einstweilige Maßnahmen Abh'lfe schaffen. Erst in eine, späteren internationalen Konferenz wird man dann die Zahlunasfoh'akelt »u prüfen haben. Die kran'össsche Reai'.rung lebnt eS ob, die Priorität der kurzfristigen Schulden anzuerkennen, bemerkt aber, daß die Frag« in Wirklichkeit überhaupt«lebt zur Debatte steht» denn die Revaratro- nen und Privatschulden sind nur Elemente des Fundameutalsproblems dar Zablunaskähiakeit «nd der Achtung vor den Berbindli^keiten. SH Dr. Tolpe's Rache. Rohm von A. Aitschul Tolpe hatte eine gute Witterung.„Horn, heraus", schrie er,„Hände weg, nichts wegwerfen. Heraus mit dir, du Hund." Er packte Horn zerrte ihn in eine Ecke und durchsucht« mit geübtem Griff dessen Taschen.„Da haben wir es ja", triumphierte er und hielt einen kleinen Blechfrosch in der Hand. Darauf verlieh er wortlos die Klasse. Die Ruhe wahrte noch einige Sekunden. Dann setzte plötzlich ein Lärm ein, wie ihn selbst Schipper noch nicht erlebt hatte. Man besprach den Vorfall. Schipper begann wieder seine Wanderung auf dem Podium, blieb stehen, ging weiter, rang verzweifelt die Hände. Plötzlich raffte er sich zusammen. „Manzberg, was haben Sie jetzt zu reden", schrie er, als ob dies etwas so Außergewöhnliches wäre. Franzl erhob sich.„Ich?" meinte er und schien erstaunt über diese neugierige Frage. „Ja, Sie. WaS haben Sie jetzt zu Geyer gesprochen? Reden Sie, oder.. Schipper hielt inne. „Sie würden mich sicherlich auf Ehrenbe- leidigungg klagen, Herr Professor", gab Franzl unschuldig zurück. „Reden Sie", keuchte Schipper. Er war dem Bersten nahe. „Aber ich kann es Ihnen doch nicht sagen", beharrte Franz!,„ich will ja mit dem Gericht nichts zu tun bekommen." Schipper trat von einem Fuß auf den anderen. Das tat er immer, wenn feine Wut das normale Maß überschritten hatte."Geher", jammerte er,„was hat der Manzberg eben ge- sagt?" Langsam stand Geher auf.„Er hat mir auS der Seele gesprochen", antwortete er und llopfte dabei Franzl anerkennend auf die Schulter. „Sagen Sie eS mir, Geher, oder Sie werden es bereuen."• „Darf ich mir vorerst eine Frage erlauben, Herr Professor?" vergewisserte sich Geyer, und als Schipper nichts erwiderte, fragte er, zur Klasse gewendet: Kommen im„Götz von Ber- lichingen" beledigende Ausdrücke vor?" Netzker nickte bejahend. „Dann kann ich es Ihnen leider nicht sagen, Herr Professor", fuhr Geher bedauernd fort und setzte sich wieder. Schipper kam überhaupt nicht mehr zu Wort. Des Kampfes müde, zog er sich auf seinen Platz zurück und kaute verzweifelt an seinen Fingernägeln. In der darauffolgenden Pause war es bedeutend ruhiger, als es in SchipperS Stund« gewesen war. Horn, Franzl und Geher besprachen nun ernstlich, wie man aus dieser Geschichte herauskommen könnte. Für Horn stand die Sache schlimm, für die beiden anderen waren noch Chancen vorhanden. ES fragte sich nur. wie Tolpe in dieser Angelegenheit vorgehen würde. „Wer hat eigentlich den Frosch mitgebracht?" fragte Franzl, ,^aS muß man doch wissen, um die Aussagen darauf zuschneiden zu können." „Ich habe ihn von vorne zugeworfen bekommen und habe ihn dann an Horn weitergegeben," erllärte Geher. „Von unS hat ihn also niemand gehabt? Dann ist die Sache ja nicht so arg. Durch«in paar geschickte Antworten wird man di« Affäre schon so verwickeln können, daß eine Bestrafung unmöglich wird." „Wenn wir aber einzeln hineingerufen wer- den," bemerkte Horn, der solche Einzelverhöre bereits einigemal miterlebt hatte. „Dann kann eben jeder nur seine eigene Haut in Sicherheit bringen," sagte Geyer und grüßte Professor Pabst, der gerade vocheiging. Pabst war Jurist und hatte im Vorjahr in dieser Klaffe Handelsrecht unterrichtet. Jetzt hatte er Urlaub genommen, da er an der Hoch- ichule las. „Einen Augenblick bitte, Herr Professor," rief plötzlich Franzl, der«inen Ausweg gefunden zu haben glaubte. Pabst blieb stehen, wandte sich um.„WaS gibt's denn, Manzberg?" fragte er und ging auf Franzl zu. „Ich möchte Sie um«ine Auskunft bitten, Herr Professor," begann Franzl» während Horn und Geyer einander verständnislos ansahen. Franzl dachte einen Augenblick nach. Dann fragte er:„Hal ein Privater das Recht, an einem anderen Privaten ein« LeibeSvisiwlion vorzunehmen?" Pabst blickte Franzl erstaunt an. Diese Frage schien ihm in irgendeinem Zusammenhang mit der Schule zu sein.„Das läßt sich nicht so ohne weiters beantworten." wich er auS und verschwand im Professorenzimmer. Räch dem Läuten kam Professor Krüger. „Was haben's denn schon wieder an- q'stellt?" fragte er, als er di? nötigen Eintragungen beendet hatte.„ES soll ja WaS ganz Wüste» q'wesen sein." Der Schuldiener erschien in der Tür. „Der Schüler Horn soll zum Herrn Direktor kommen," meldet« er und wartete, wi« ein Gerichtsdiener auf den Deliquenten wartet. „Einzelverhör." murmelte Horn und stand langsam auf.„Also, Jungens, jetzt— rette sich, wer kann," Er ging hinau». Nach zehn Minuten kam der Schuldiener wieder. ,D«r Schüler Geyer soll zum Herrn Direktor kommen." Geyer ging. Nach einer Weile erschien der Schuldiener ein drittes Mal. Franzl wartete di« monotone Meldung gar nicht ab, sondern schritt sofort unaufgefordert zur Tür. „Der Schüler Manzberg soll zum Herrn Direktor kommen."' Framl war bei» diesen Worten schon zur Tür draußen. Er hört« noch, wie die anderen scheinbar über das verdutzte Gesicht des Schulkieners lachten. Dann ging er in die Direktionskanzlei. Im Vorzimmer saß Horn.„Was gibt's?" fragte Franzl. Horn zuckte die Achseln.„Ich weiß nicht", sagte er. Tolpe öffnete die Tür. Geyer kam heraus. Franzl betrat das Allerheiligste. Im Hintergrund bemerkte er Neber und sah dessen besorgten Blick.„Nehmt euch doch endlich zusammen", schien dieser zu sagen,„eS dauert ja nur mehr paar Monate." Tolpe kam zurück, stellte sich in Positur. Sein Bauch nahm ungeheuere Dimensionen an, sein« Augen glänzten vor teuflischer Freude. „Mut", flüsterte sich Franzl zu,„nur ruhig Blut bewahren. Jetzt kann dich allein Frechheit retten. Mußt alles auf«ine Karte setzen. Entweder— oder." „WaS wissen Sie von dem Frosch?" donnerte Tolpe loS, daß die Scheiben klirrten. „Wovon?" erkundigte sich Franzl mit der unschuldigsten Miene der Welt. „Bon diesem ominösen Lärminstrument, das allgemein mit dem Ausdruck„Frosch" bezeichnet wird." Tolpe reichte ihm den Frosch. Franzl nahm ihn und die Hand des Meisters fühlend, begann da» Tierchen lustig zu quaken.„Nein, ist das aber niedlich", freute sich Franzl kindlich.„Darf ich eS behalten?" fragte er und wollte den Frosch schon in der Tasche n-rkchwinden lassen. (Fortsetzung folgt.)
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11 (9.12.1931) 286
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