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Freitag, 25. Dezember 1981.

Seite 13

Der Weihnachtsengel

Es stieg, zu verrichten sein Spenderamt. Mit wundervoller Gebärde -Seine Fittiche rauschten diskret wie Samt­

Der Weihnachtsengel zur Erde.

Ein mild bezauberndes Fluidum strahlte aus klassischen Mienen. ( Er hatte das bessere Publikum von Amts wegen zu bedienen.)

Da, halt- an der Ecke ein Bettlerweib, Ein Jammerwesen in Fetzen. Zwei Würmer drückts an den hageren Leib,

den Engel faßte Entsetzen.

Doch rührend heischte das Lumpenpack, Es sträubten wehmütig die Locken Des Engels sich. Er griff in den Sack Und fischte zutiefst ein paar Brocken,

Die hätte er seinem Kundenkreis Sowieso nicht anbieten können. Sie waren daher zu ermäßigtem Preis Den Armsten der Armen zu gönnen.

Dann schwang der Spender sich himmelan:

,, Mehr läßt sich leider nicht machen. Ein Engel selbst kommt heute nicht an Gegen die Wirtschaftstatsachen." h

Jonathan

Er stammte zwar aus der besseren" id Welt,

Doch wußte er, daß auf der Erde

Auch Weihnachtsseligkeit nur für Geld

Dem Menschen geliefert werde.

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Gründer des Christentums schon bei Lebzeiten Unter diesen Umständen ist es nicht ver- ziemlich genau übereinstimmt mit derjenigen, die

Wie hat Christus ausgesehen? das Augenmerk der damaligen Weltöffentlichkeit wunderlich, daß wir außerordentlich wenig über Johannes von Damaskus gibt, und daß beide

in hohem Maße auf sich gelenkt habe. Jesus die äußere Erscheinung Christi wissen. In einem Beschreibungen wieder mit den ältesten byzan­

Es gibt feinen stärkeren Interpreten des war einer von den vielen im Lande umherziehen- apokryphen, im elften Jahrhundert bekannt ge- tinischen Christusbildern, zum Beispiel denen in menschlichen Wortes als das zu ihm gehörende den Propheten, einer von den vielen Märtyrern, wordenen Briefe, den Lentulus, der Vorgänger Ravenna und Rom , harmonieren, vermag die menschliche Gesicht. Unser Interesse für eine die, gwar nicht ihrer Lehre, wohl aber ihrer Ver- des Pilatus, an den Römischen Senat gerichtet weifel nicht wesentlich zu entfräften, die sich Tat des Willens oder des Hirns ist unlöslich verlegung der geltenden Kulturvorschriften wegen, haben soll, wird Jeju ein männlich schöner Ge- gegen die Beweistraft jener Stellen erheben. Bei Inüpft mit dem Wunsch, ihren Träger lennen zu von der heidnischen Intoleranz ans Streuz ge- fichtsschnitt zugeschrieben. Ferner existiert aus der Beurteilung der auf uns überlommenen lernen, über ihn etwas zu erfahren. seine Per schlagen wurden. Keineswegs hat der lebende der Mitte des achten Jahrhunderts eine Auf- Christusbilder müssen wir natürlich alle die un fonalien zu ermitteln. Im höchsten Maße trifft Jesus die Gemüter des gesamten Judentums zeichnung des Johannes von Damaskus , in der endlich vielen aus unserer Betrachtung ausical­das auf die Person Jesu Christi zu, der, auch bewegt oder gar für die Lenker des römischen Bezug auf verloren gegangene Apokryphenlitera- ten, die reine Kombinationsprodukte sind. Im weny man nur einen allen menschlichen Bedin- Imperiums, die, wenn überhaupt, dann gewiß tur genommen wird, die den geschichtlich nicht Verlaufe von zwei Jahrtausenden hat keine Ge­gung unterliegenden Stifter einer neuen Ethit nur ganz oberflächlich über ihn orientiert waren, erwiesenen, wenn auch von dem Kirchenhistoriker stalt der Weltgeschichte so intensiv und so häufig Eufebius bestätigten Briefwechsel, den Jesus mit die Phantasie der Maler und bildenden Künstler in iha sieht, zu dem halben Dußend der wir irgendeine Rolle gespielt. Ganz allmählich erst, mit zunehmender zeit- dem König Abgar Uffama von Edessa gepflogen beschäftigt, wie die Gestalt Chrifti es getan hat. fungsmächtigsten und schidsalshaftesten Menschen zählt, die die Geschichte unseres Erdballes fennt, licher Entfernung von seinem Tod wächst die haben soll, in Verbindung mit einem Bild bringt. Aber selbstverständlich können auch künstlerisch so der vom Standpunti einer rein journaliſtiſchen Bedeutung seiner Persönlichkeit, weitet sie sich das Jesus einem diefer Briefe beigelegt habe hochstehende Gemälde, wie etwa die van Dyds Betrachtungsweise vielleicht als berühmtester aus und hält seine Gemeinde ihren Einzug in und auf dem er einen schmerzlich düsteren Ge- und Dürers, da Vincis und Thot­Menich aller Seiten und Länder zu bezeichnen die Kulturdiskussion der Alten Welt, um nun fichtsausdruck aufweise. Im übrigen soll diefes waldsens, Raffaels und Cornelius, ist und dessen Name selbst bei vorsichtiger Ab- immer schärfer in ihren Brennpunkt zu rüden Bild, das über Edeffa und Konstantinopel nach nicht den geringsten Anspruch auf Porträtähnlich ſchäßung auch in abermals zweitausend Jahren und nie wieder aus ihr zu verschwinden. Noch Rom gewandert ist, Jesus als einen Mann von feit erheben. Sie alle bringen einen verklärten Tacitus kennt den Namen Jesus überhaupt stattlichem Wuchse zeigen, der zusammengewach- oder schwärmerischen Idealchristus, den ihre noch Klang und Geltung haben wird. Die Geschichtlichkeit der Person Jein ist ver- nicht, sondern hält den Beinamen Chriftus für fene Augenbrauen, schöne Augen, eine regel- aläubige Seele sich nach Impreffionen aus ber fchiedentlich angezweifelt worden. Am gründlich einen Berfonennamen. Gueton erwähnt wohl mäßige Naje, kurzes lodiges Haar, einen schwar- Lehre Christi vom Mitleid und der Nächstenliebe ften wohl von dem vor etwa zwanzig Jahren 100 Jahre nach Christus- so ganz nebenherzen gespaltenen Bart und weizengelbe Gefichts- zurechtkonstruiert haben mag, der aber sicher un­viel po ich reben machenden, Arthur die neue Religion", weiß aber von Chreftos" farbe befaß. Das ist alles etwas aus zweiter richtig und möglicherweise völlig irrtümlich ift. von Drew 3. Seute darf man sagen, daß bei aller nur zu berichten, daß er Aufruhr angeftiftet und dritter Hand. Außerdem schlösse eine solche Kritit, die die wissenschaftliche Forschung ver- habe". Dio Cassius wirft hurtig die Be- Beschreibung eines Bildes die Möglichkeit unge- Chrifti geht ins giveite Jahrhundert zurüd, stellt pflichtet ist. der Authentizität der christlichen und griffe Juden und Christen durcheinander und nauer und von fubjektiven Elementen beeinfluß ein Relief an einem Säulenfartophag dar und latinisierte jüdische Schriftsteller Jofeter

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Die älteste uns erhaltene Nachbildung

Jesus weist hier ein sehr jugendliches,

weit größere phus kommt nur an zwei Stellen, deren Echt- ferner an dem Mangel daß Bilderbeschreibun- venna. Wahrscheinlichkeit doch dafür spricht, daß Jesus heit noch dazu bezweifelt wird auf das Chriften- gen ja immer nur höchst unvollkommen das Bild fast findliches und wenig charakteristisches Ge­tatsächlich, gelebt hat. Andererseits ist bestimmt tum zu sprechen und tut es dort mit ein paar felbst zu ersetzen vermögen Auch die Tatsache ficht auf. Sein Saubthaor it lodig. fein Antlitz die vielfach verbreitete Borstellung falsch, daß der dürftigen Worten ab.

daß die Beschreibung Chrifti im Lentulus- Bries bartlos und seine Züge sind mild und wenig