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Dar llateiMaagssesach. ,^Der Nächste!" Ein junger Bursch, der in der äußersten Eck« der laugen Holzbank gesessen hat, schrickt auf. Er blickt unsicher um sich, sicht dann auf, al- ihm di« übrigen Wartenden nickend bezeugen, daß er tatsächlich der Nächste sei, geht auf die Türe zu, die sein Borgänger offen«lassen hat, und ver­schwindet im anstoßenden Raum«. Machen Sie die Tür zu!" Di«_ robust« Stimme mit schnarrendem Grundton überfällt den Burschen. Hastig wendet er sich um, nimmt vorsichtig di« Türklinke in di« klobigen Hände will recht behutsam die Türe schließen. Doch sie entgleitet seinen Händen und knallt mit aller Kraft zu; ein Peitschenknall durchzuckt den Raum. Zumachen und nicht zuhauen! Hier sind Sie ja in keinem Stall, sondern in einem Amts­raum!" Der Bursch steht verlegen vor dem Schrrib- tisch. In den blau angelaufenen Händen halt er einen fleckigen Hut, der von Alter und Nässe er­zählen kann. Verlegen blickt er auf den Tisch und wagt nicht, den Blick zu erheben und den Beamten anzublicken. Dieser betrachtet chn for­schend und wartet.No also, reden werd' ich, was?" Die Wangen des Burschen überflutet bren­nendes Rot. Mit Windesschnelle dreht er wie ein Mühlrad den Hut in den Händen. Dann greift er plötzlich, als besinne er sich eines Bes­seren, in die Tasche, holt einen blauen Zettel hervor und legt ihn auf den Schreibtisch. Teu­fel auch, beinahe hätte er diesen Zettel vergessen, und gerade dieser ganz gewöhnlich« blau« Zettel war es doch, auf den er alle Hoffnung gesetzt hatte. Der Beamte entfaltete den Zettel und liest. Er wendet den Wisch, der etwas fleckig und zer­knittert ist, um und liest. Dann nimmt er die Zigarette aus dem Munde» und die robuste Stimm« wellt zum, Burschen über den Schreib­tisch hinüber:»Ja, was glauben Si« den»? Meinen Sie vielleicht, daß w i r Ihnen den ZinS zahlen können? Wenn Sie einen Zins haben wollen, dann müssen S' ihn eben erarbeiten. Aber w i r sollen... haha..." Zum ersten Male hebt sich der Blick des Burschen und flattert furchtsam auf den Beam­ten hinüber.Aber der Fursorgerat hat mir ge­sagt... hat mich geschickt.. Der Fürsorgerat! WaS will der Fürsorge­rat? Was glaubt der Fürsorgerat? Der Fürsorgerat kann sagen, und der Fürsorgerat kann schicken, aber hi«r bin ich, und hier ist nicht der Fürsorgerat. So, und den Zettel da, den sttcken S' wieder ein, oder werfen S' chn wog! Mit dem Zins ist'S nichts." Es zuckt um di« Lippen des Burschen. In seinen Augen lagert Angst, Entsetzen. Der sl«k» kige Hut dreht sich mit SturmeSeile zwischen den beiden klobigen, blau angelaufenen Händen. ,Lch bin vier Stunden hergegangen,... und ich krieg' nichts,... ich bin..." Der Beamt« sieht auf. Was soll«r mit die­sem Burschen onsangen? Er will chn grob an­fahren, denn über dreißig Parteien hat er be­reits abgefertigt, und noch doppelt so viele har­ren der Abfertigung. Da m u ß doch di« Geduld reißen. Aber der Bursch wie die Lippen zuk- ken...» der Hut sich dreht..., und in den erschrocken ausgerissenen Augen glitzert ein Etwas... Die Stimme ist weicher geworden.Damit Sie den Zins kriegen können, dazu müssen Sie ein Gesuch machen. Daß Gesuch heißt:Gesuch um Zinsaushilfe." So, und wenn Sie das
Gesuch gemacht haben, dann kommen S' wieder! Das werden wir vorlegen, und acht Tag« später können Sie den Zins kriegen. Das heißt: wenn das Gesuch bei der Sitzung genehmigt wird." Der Bursch schweigt und blickt zu Boden. Der Hut liegt still in den klobigen Händen, und Trostlosigkeit umfließt die Gestalt. Der Beamt« greift nach einem Bormerkblatt.Wie heißen S' denn?" Klemens Haberzettl." Leben die Eltern noch?" Die Mutter." Und waS ist mit dem Bat«r?" Den kenn' ich gar nicht." Der Beamte sieht auf. Augenblickslarrg. Er hört es täglich ein Dutzend Male, aber dennoch berührt es ihn eigenartig. Wo wohnt denn di« Mutter?" Das weiß ich nicht." Sie werden doch wissen, wo Ihre Mutter wohnt!" brüllt ungeduldig der Beamte. Nein. Ich hab' si« schon seit zwAf Jahren nicht mehr gesehen, und damals war ich noch klein." Der Beamte ist verdrießlich, denn er weiß nicht, wie er die vorgeschriebenen Rubriken aus­zufüllen hat. Und das Leben wickelt sich doch nur auf Grund säuberlich ausgefüllter Rubriken ab.- Haben Sie niemand, der für Sie sorgt?" Niemand." Und keine Arbeit?" ,^eine." Zu sorgen haben Sie natürlich für nie­mand. Und der Beamte macht einen Strich durch diese Rubrik auf dem Vormerkblatt. ,^ür ein Kind." Mr was für ein Kind?" Mein Kino."
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Der Beamte sieht den Burschen sprachlos Sie haben ein Kind?" Ja." Und wo ist die Mutter?" »Die ist fortgcgangen." Dem Beamten bleibt vor Erstaunen der Mund offen stehen. So etwas hat er doch noch nicht gehört.Und wo ist die Mutter?"'' Das weiß ich nicht. Sie hat mir das Kind zurückaclassen. Und plötzlich sagt her Bursch ganz leis« dazu:Ein schr viel liebes Kind... Marie heißt's, wie di« Mutter." Der Beamt« weiß nicht aus noch ein. In welche Rubrik soll er dies alles eintragen? Plötz­lich rafft er sich auf: ,F)hne Daten können nichts kriegen. Dorschrist ist Vorschrift. W S' alle- beisammen haben, dann kommen wieder!" Er steht auf, geht zur Tür«und ruft hinaus:Der Nächste!" Ein Bursch geht heim zu seinem viel lieben Kind. Marie heißt's. Und ein Beamter füllt Rubriken auS. Zwischen beiden lagert die Kluft der Rubriken, die Menschen entfrenwet, in Lager teilt, verfeindet und so ziemlich das Häßlichste ist, was Menschenhirn erfinden konnte. Per Boll.
Zwei Sensationsprozesse vor dein Prager   Kreisgeridil. Aos der Welt dersdidpferlsdiCB, privatwirtMhattiKiien Initiative'.
Prag  . 18. Jänner. Am heutigen Tag« begannen vor-em hiesigen Kreisgericht zwei aufsehenerregende Strafprozesse. Die Verhandlungen selbst lasse« frei­lich kein« Ueberraschungen erwarte», keine drama­tische Steigerung, denn der Sachverhalt ist von vcrnhevein allzu klar. Aber als Zeitdoku­mente verdienen diese beiden Fäll« jede Beachtung. 1. Der Milllonendefraadant Sochorovfl^. Dieser Fall, ter seinerzeit viel Aufsehen erregt«, bedarf keines Kommentars. Milofla» Sochorov» flf, Disponent der Firma M r a ü«k, hat im Jahre ISA) Summa Summarum 2,256.000 Kronen defraudiert. Er hat sich nicht darauf beschränkt, seiner Firma Geld zu unterschlagen. Er hat auch ganz ordinär« und private Diebstähle und Unter­schlagungen begangen, so z. B. der Frau ftineS Chefs ein« Brillant uhr herauSgekockt, di« Kasse geplündert u. dgl. m. Er hat bereits eine einjährig« Kerberstraf« hinter sich, waS nicht hinderte, daß er Disponent der Firma MraSek werden konnte. Man nahm die Vorstrafe bei ihm nicht tragisch, während bekanntlich g«wohnlich« Sterbliche, di« nicht völligunbescholten" sind, kür gewöhnlich auf-em Arbeitsmarkt geringen Kurs haben. Neben Sochorovsky sind angeklagt, sein Freund, der Vertreter Wenzel Palma, dessen Bruder Emil und Frau Franziska,'ferner di« Ge­liebte Sochorovsk^s, Rosa Ad am«c, 22 Jahre alt und Friseuse von Berus  , und weit«rS die Freunde und Bekannten des Angeklagten Wladimir Mal-,
Karl Fürst, Franz Novotny und Franz Parkan, die ihn bei feinen strafbaren Machina­tionen unterstützt haben. Bekanntlich wurde So» chorovs!- mit seiner Geliebten und dem Ehe­paar Palma   auf Capri   verhaftet, u. zw. auf Grund der Angaben ein«- SihlastvagenkondukteurS namens SpaSek, der durch aufgefangene Bruch­stücke der tschechischen Unterhaltung zwischen de« Angeklagten aus merksam wurde und die Polizei verständigte. Di« Verhandlung zog sich wegen Unklarheiten de- AuSliäferungSbegehrens geraum« Zeit hi», da nach d«n Grundsätze« des Völkerrechts ein von einem fremden Staat au-gelieferter Bürger nur nach den genau im AuSlieferunglbegehrrn be­zeichnet«» Tatbeständen verfolgt wewen darf un­formelle Mängel die Abwicklung des Sträfverfah- rent sehr hemmen können. Di« Angeklagten, die sich -essen wohl bewußt sind, daß«reumütiges Ge­ständnis"«in wichtiger mildernder Umstand ist, sind voll geständig. Unverkennbar haben sie sich mit Humor in ihr Schicksal gesunden. Di« sonst gänz­lich uninteressante Verhandlung dauert« bis Legen Abend. Die Verhandlung leitet OGR. Trost. Der Prozeß wird vier Tag« dauern. * L Der Krach derBohemia-Bank". Gottes Mühlen mahlen nach dem Volks­spruchlangsam aber schrecklich klein". Di« erstes Eigenschaft ist unbestritten, über die letztere gehen-te Meinungen der Sachverstän­digen auseinander. So ist es ziemlich ein Jahr­zehnt her, daß dieBohemia-Bank" ver­
kracht«, ehe die Herren Verwaltungsräte und Direk­toren aus die Anklagebank gelangten, wobei nicht verschwiegen werden darf, daß mehr als die Hälfte des damaligen-Verwaltungsrates bereits dieser traurigen Welt Lebewichl gesagt hat. Aber aktuell ist dieser Prozeß doch in dieser Zeit, wo um das Bankengesetz gekämpft wird. Dieser Prozeß bietet ein typisches Zeitbild. Eine Bank verkracht, weil«ine vollkommen unfähige Leitung sich in die unmöglichsten Geschäfte«»läßt. Eine Bank, die lediglich, zu Bankgeschäften konzessioniert und berechtigt ist, treibt Handel mit allen möglichen Waren: Chemikalien, Holz, Selch­fleisch, Brombeeren, Haare und hunderterlei anderes wurde gehandelt und geschoben in diesen Rachkriegs­jahren, dieser Blütezeit derschöpferischen privat­wirtschaftlichen Initiative". Leider mißlangen die Schiebungen, die a priori stümperhaft angelegt waren. Der Schaden(nach Schätzung der Buch­sachverständigen) beträgt 176,379.767 Kronen. Die Verlust träger sind di« kleinen Einleger. Daß dies« Geschäft« unternationaler" Flagge getätigt wurden, bedarf keiner Erwägung. Auch Dr. Sch einer, der vorgestern bestattet« Obmann der Soko l"-Gemeinde, gehört« dem Berwaltungsrat an. Bemerkenswert ist, daß dies« Patrioten vor allem Dollarspekulation vornahmen u. zw. patriotischer Weise a la Baisse bezüglich der tschecho­slowakischen Krone. Di« Patrioten spekulierten auf den Ruin de: Währung des heißgeliebten Vater­landes. Sie hatten sich verrechnet. Die Krone stabilisierte sich und der Dollar sank und mit einem Schlag waren Millionenverluste da. Daß die Tantiemen fast eine halbe Million ausmachten, daß«ine Dividende ausgezahlt wurde, als fast das gesamte Aktienkapital plus Re­servefonds beim Teufel war, illustriert dieses Milieu wohl zur Genüge. Angeklagt sind im ganzen sieben Personen. An erster Stelle der 70jährige Josef Hhroß, br- scheidenerweis« alsZuckerfabriksdirektor i. R." bezeichnet. Es ist aber allgemein bekannt, daß dieser arme Pensionist fast das ganze Bad P odö- b r a d besitzt pärdon! b«saß denn zehn Jahre sind em« gut« Zeit und inzwischen ist alles auf di« Angehörigen überschrieben worden. Weiter ist angeklagt Herr Dr. Josef Kubikka(Groß­grundbesitzer), Dr. Wenzel Piseeky, Dr. Ulrich Slavik, Direktor derRarodni Politika", die Direktoren W elg ne r, H av l u und Dr. B i s» kovskL. Ferner noch die Leiter der von der Bank gegründeten,^8 ohemia International« Handelsgesellschaft" Floß und Bu­born y. Die Anklage lautet auf das Vergehen der fahrlässigen Krida. Den Prozeß, der 1s Tag« dauern soll, leitet OGR. Hraba. Die Angeklagten erklären, nicht schuldig zu sein. Gleich bei der einleitenden Verantwortung regnet« es förmlich nationalistische und patriotische Redens­arten. Der Hauptangeklagte H v r o ß ist wegen ernstlicher Erkrankung sticht erschienen. Das Ver­fahren gegen ihn ist anSgeschieden worden. Tie Verhandlung bracht« sonst nichts Erwähnenswertes. rb.
Heitere». Blutsverwandtschaft. Die Königin Vikwria von England empfing eines Tages den Besuch einer Königin" irgendwelcher England gehörigen Inseln. Auch ich habe englisches Blut in meinen Adern", sagte die exotische Majestät. Wie ist dar möglich?" fragte Königin Viktoria  . Mein Großvater hat den englischen Genercl Miller aufgegessen."
Wer glaubt au Bessie? Am 17. Oktober erschien in sämtlichen füh­renden Zeitungen New Yorks  «in« Anzeige mit folgendem Text: Wer glaubt an B«ssi«? Diese Wort« wurden gestern, am 18., abends um 8 Uhr 47 im Radio von einer Frauenstimme gesprochen. Wer kann mir sägen, von welcher Station auS? Ick bitte jeden, der mir Bescheid geben kann» um seine Hilfe! Ein LebenSgluck hängt davon ab. Jack SoameS, 15. Straße, Peachbuilding, 13. Stock. Wenn ein solche- Inserat in den New Dorker Zeitungen erscheint, was glauben Sie wohl, dürfte di« unmittelbar« Folge s«in? In unserm Fallt war eS die, daß ein lunger Mann ein« Viertel» stunde nach Erscheinen der Anzeige im 13. Stock oeS Peachbuilding den Fahrstuhl verließ und an die Tür klopfte, an welcher der Nam« Jack SoameS zu lesen war.Herein", ertönte en« kräftige Stimme. Der junge Mann öffnete:Guten Tag, Sir!" Guten Tag, mein Herr! Sie wünschen?" Sind Sie Mr. SoameS, Mr. Jack SoameS?" Bin ich." Sie baden da«in interessantes Inserat auf- ae geben. Ich komme vomNew York Herald  . DerNew Aork Herald" glaubt, daß sich seine Leser für diesen Fall interessieren dürsten. Der NewAork Herald"..." Machen Sie es kurz!" »Mollen Sie mir erklären, was es mit die­ser Anzeige auf sich hat?" Mr. Soames blickte an die Decke und zün­det« sich umständlich eine Zigarette an. Dann sagte er:Warum nicht? Vielleicht könnte«in Artikel sehr gut sein, Mister..." »^Thunder", verneigte sich der junge Mann. Mr. Thunder, ich bin aramgeveugt. Es ist eine sentimental« Geschichte, die Sie hören wer­den. Bor zehn Jahren liebte ich. Wir man lebt, wenn man dreiundzwanzig ist. Sie war eine kleine Modistin. Sie hatte südliches Haar und südlichen
Teint, aber hellblaue Augen. Sie war nicht nur das schönste, sondern auch das ungewöhnlichste Wesen, daS ich je kenn«» gelernt habe. Sie, Dorothy Mills. Ich gestand ihr mein« Liebe, und wir veäobten uns. Lebten glücklich miteinander, zwei Monate lang. Dann bekam sie«inen Fim­mel. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ein« große Schauspielerin zu sein. Ich versuchte, ihr die Id« auSzureden. Es war nichts zu machen. Sie blieb hartnäckig bei ihrem Einfall." Verzeihung", sagte der Reporter und hörte mit Schreiben aus,aber irren wir nicht vom Thema ab? Was Hai dies«, entschuldigen Sie schon, immerhin verjährt« Liebesgeschichte mit dem In­serat zu tun?- Verjährt?" fuhr Mr. SoameS auf.Ver­jährt! So etwas verjährt nicht! Ich liebe Dorothy noch heute ebenso wie damals. Außerdem hat das «in« ganze Menge mft dem Inserat zu tun. Also damals brannte Dorothy mir durch. Ich erfuhr, daß si« zu irgendeiner Schmiere gegangen war, stellte auch Nachforschungen an, konnte aber nie etwas erfahren. Gestern abend nun sitz« ich an diesem Ding da". Mr. SoameS zeigte mit auS- gestreckten Arme» auf den Radiolautsprecher, der auf einem kleinen Tischchen in der Nahe des Fen­sters stand,umr probierte an dem Apparat hemm. Da plötzlich horche ich auf. Meine Hände beginnen zu zittern. Im Apparat sprach«ine welche, vollendet schöne Frauenstimme. Ich er­kannte sie sofort wieder; es war Dorothys Stimme. Sie sprach über ein« Besste. Ich habe alles vergessen, was sie sagte; nur der eine Satz ist mir noch im Gedächtnis geblieben:Wer glaubt an Bessie?" Atemlos lauschte ich ihrer Stimme und verschlang jedes ihrer Worte. Dorothy! Endlich gefunden! Denn es war mir klar, ich brauchte ja nur di« Beendigung ihrer Nummer abzuwarten, um zu hören, von wo sie sprach. Und wußte ich erst das, so war es ein leichtes, ihren Namen zu erfahren, ihren beutigen Namen, den sie als Schausp«l«rin vermutlich an­genommen hat, ihre Adresse, all«», alles!" Na, also! Warum haben Sie dann eigentlich inseriert?" fragte der Journalist gespannt.
Stellen Sie sich mein Pech vor! Urplötzlich hört die Stimme auf zu sprechen. Statt dessen ertönt aus meinem Apparat ein fürchterliches rasselndes Geräusch. Weiß der Teufel, wo die Storung herkam! Ich wagt« nicht, den Apparat zu berühren, aus Furcht, die Station zu ver­lieren." Direkt austegend". Und wie! Denken Si« bloß, das schnarrende Geräusch dauerte vierzehn Minuten. Und als«S schwieg, da schwieg auch der Apparat! Ich habe bald geheult vor Wut! So ein Pech kann nur ich haben, ich, Jack Soam«S!" Er stand auf und ging ei» paarmal wütend im Zimmer auf und ab. Dann blieb er vor dem Reporter stehen und sagt«: Cs ist gar nicht schlecht, daß Sie da sind. Schreiben Sie«inen Artikel! Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen eist Bild von Dorothy mit. Hier sst eS." Er nahm von einem Schranke di« Photo­graphie eines schönen, schlanken Mädchens in einem veralteten Kostüm.Wenn Si« daS Bild veröfstntlichen, so erfahre ich vielleicht doch noch etwas von ihr. Ich bin völlig verzweifelt. So nah« glaubte ich mich d«m Erfolge! Und eine «lende Störung im Apparat zerstörte mir alle mein« Hoffnungen!" Mr. Thunder drückt« Mr. Soames die Hand, um ihm sein Beileid zu bezeugen und zugleich Ab­schied zu nehmen, denn«r halt««S eilig. Der sensationelle Artikel sollte noch in di« Spatabend- auigabe. Er eilt« zum Fahrstuhl, der gerade hielt. Die Tür öffnete sich, und ein eiliger Herr schoß dar­aus hervor.Cole!" schrie Thunder.Sie sind wohl auch dem RadiogehetmniS auf der Spur?" Wieso auch? Waren Sie etwa schon da?" Natürlich!" ssrinste Thunder. Der Fahr­stuhl sauste nach unten, und Thunder konnte nur noch Coles ärgerliches Gesicht sehen. DieNew Aork Sun", deren Vertreter Coke war, würde mit dem Artikel nachhinken! Damit begann d«r Wettkampf  . Jede New Dorker Zeitung berichtet« in spaltenlangen Ar- tikeln über di« spannende Angelegenheit, und der Satz: ,^Ver glaubt an Bessie?" wurde zum ge­
flügelten Wort«. Doch Dorothy wurde nicht ge­funden. Mr. Soames erzählt« täglich zwanzig Reportern, er würde immer gramgebeugter, und di« Zeitungen brachten Bilder mtt der Unter­schrift:Der gramgebeugte Mr. Soames am Radioapparat" oderDer grvmgr beugte Mr. Soames studiert die Rundfumzeitungen auf der Suche nach Dorothys Namen." Bei allen Radio­stationen hatte man angeftagt, amerikanischen und europäischen, aber keine wußte Bescheid, wer den Satz gesprochen hatte:Wer glaubt an Bessie." So veraingen vier Wochen. Eines Abends aber konnte man wieder in sämtlichen führenden New Nork«r Zeitungen -* folgendes Inserat lesen: Wer glaubt an Bessie? So lautet der Titel eines neuen, aufsehen­erregenden Tonfilms, der am morgigen Abend um 9 Uhr zur Aufführung gelangt im Plaza- Cinema. Di« meisten Leut« dachten, der Film wäre nach jener Presirsensation benannt worden. Nur ein paar Gescheite begriffen, daß die ganze Presse- sensation inszeniert worden war um für den Tonfilm Reklame zu machen. Ein« sehr billige Reklame. Denn das Inserat in den Zeitungen hatte all«» in allem bloß 87 Dollar und 14 Cents gekostet. Und eine sehr wirkungsvolle Reklame. Denn dieser Tonfilm, dessen Titel an die er­schütternde Lieb« de»gramgebeugten Mr. Soa­mes" erinnerte, lockte jeden Abend Tausende und aber Tausende in das Plaza-Cinema, Är. Soames aber, dem die Tonfilmgesell- schaft für seine Hilfe bei dem Reklametrick ein Promille der Einnahme versprochen hatte, konnte sich kürzlich eine entzückende Villa kauf«» und «inen prachtvollen SechSMinderwagen, in dem er seine Frau Dorothy, mit der er schon seit zehn Jahren verheiratet ist, täglich an das Plaza- Cinema fahrt, wo sie eine Weile halten, um den Menfchenstrom zu betrachten, der sich durch die Eingangspforten deS Kinos walzt, und wo si« schmunzelnd auSr«chn«n, was si« heute wieder vÄient haben. Kurt Miethke.