Beite 9Samstag, 13. Feber 1939Nr. 88Vom RundiunkSonntag.Prag: 10: Geistliche Musik. 11: TschechischeMusik. 12.05: Blasmusik. 18: Deutsch» Sendung: Vokale Kammermusik. 19: Lustige Stunde19.30: Neapolitanisch« Lieder zur Mandoline. 80:Lustiger Abend. 22.20: Jazzmusik.— Brünn: 18-Drutsche Sendung: Klavierkonzert Prosesso,Frotzler.— Mähr.»Ostrau: 18: Orchesterkonzeri.—Berlin: 11: Drei Tenör« singen Opernarien. 18.50:Musik um Goctb.'. 20: Wügnerabend.— Breslau:11.30: Ufa«Tonfilm'chlager.— Hamburg: 1630Blasmusik.— Königsberg: 15.45: Modern« Liederstunde, 21.30: Aus Wiener Operetten.— Leipzig:12: Wagnerkonzert. 16.10: Orchesterkonzeri. 18.20.Der volkstümliche Schubert.— München: 15.18:Schrammelkonzert. 20: Populäre- Konzert.—stische Partei, der e» offenbar nur darum zutun war, die Reihe ihrer Blamagen um eineneue zu vermehren, was ihr in der Tat absolut gelungen ist. Denn nicht nur, daß dieSirenenrufe, mit denen die sozialdemokratischen Arbeiter und Arbeitslosen gelockt wurden, keinerlei Wirkung hatten, in den meistenOrten sind nicht einmal die kommu-nistischen Arbeiter der von ihrer Parteileitung ausgegebenen Parole gefolgt. Dennoch unternimmt es die kommunistische Presse,von einer„siegreichen Erkämpfung der Straße"zu faseln. Bon Leuten, die im Rauschzustandesind, sagt man, daß sie alles doppelt sehen.Wie groß muß die durch die kommunistischenPhrasen hervorgerufene Besoffenheit der Berichterstatter der kommunistischen Presse, dasie die Zahl der Kampfaufmärschler nicht nurdoppelt, sondern sogar fünf- und zehnfach gezählt haben und dabei in Anbetracht des wirklichen Umfanges der Demonstrationen zu geradezu astronomischen Zahlen gelangen. Dochselbst wenn man diese Zahlen als wahr annehmen wollte, so wäre das Resultat nochimmer ein beschämendes, keineswegs eines,daß gesagt werden könnte, die Straße sei beherrscht worden„mit einem Mute und einerEntschlossenheit, wie dies bei keiner bisherigenKampfdemonstration geschehen ist". Da der10- Feber ein Fiasko von gigantischem Format war, kann man sich nach dieser Feststellung vorstellen, wie jämmerlich die früheren»Kampfdemonstrationen" waren. Den Mißerfolg gestehen die Beranstalter übrigens selbstein, indem sie zum Schlüsse ihrer Jubelhymnen sagen, daß auch sie„natürlich" mitdem Ergebnis der Aktion vom 10. Feber nichtzufrieden sind, da es„noch keineswegs überallgelungen ist, die Massen in einem solchenMaße in Kampfbewegung zu bringen, wiedas notwendig wäre und vor allem wardie Mobilisierung der Betriebenoch ungenügend". Wenn die kommunistischen Führer sich den Trost spenden, dasan« 10. Feber Nichtgelungene„beschleunigtnachzuholen", so soll man den Blamiertendiesen mageren Trost nicht rauben.Um nun immer wieder erneut mit derNase, darauf gestoßen zu werden, daß die Arbeiterschaft ohne Unterschied der Parteistellnnges satt hat, sinnlos und zlvecklos für die Experimente der Bolschewiken mißbraucht zuwerden, dazu sind solche Unternehmunaen notwendig? Die Arbeiterschaft hat von ihnen keinen Nutzen, sie trägt nur den Schaden davon.Und einen Schaden bedeutet es, wenn eine!Partei, welche die Interessen der Arbeiterschaft zu wahren behauptet, dazu beiträgt,daß das Gefühl der Ächerheit und das Selbstbewußtsein der Bourgeoisie wie der Staatsgewalt eine Stärkung, die sich einstellen muß,wenn eine große proletarische Bewegung, wiees die kommunistische in der Borstellung derMachthaber noch immer ist, vor jedem Verbotder Staatsgewalt kläglich zusammenknickt unddie keine andere Aufgabe kennen will, alsgegen eine andere proletarische Partei zu Hetzen und zu schüren. Aber Vernunft wird manvon den kommunistischen Führern, da ja nichtsie die Politik und Taktik ihrer Partei bestimmen, sondern sie von Moskau aus bestimmen lassen müssen, vergeblich erwartenund darum muß sich die Arbeiterschaft, wie esam 10. Feber geschehen ist, auch in Hinkunftselber schützen, indem sie den Hasardeurenaus dem Wege gebt-Nicht unerwähnt und unkritisiert darfaber auch das Verhalten der Polizeigewaltbleiben, die am 10. Feber wie stets vorher dieGelegenheit benützte, um mit ihrer eingebildeten Wichtigkeit zu paradieren. Sie wird gewiß glauben, daß lediglich ihrer Bereitschaft,ihrem Säbelgerassel und ihrem Massenaufmarsch in den Straßen das Ausbleiben größerer kommunistischer Kundgebungen zuzuschreiben ist. Was sie aber erreicht hat— und manmöchte glauben: erreichen wollte— daswar, daß sie dem 10. Feber eine gewisse Bedeutung gegeben und in der Bevölkerung dieBefürchtung über ungeheuere aus dem„Kampfauftnarsch" der Kommunisten ihrdrohende Gefahren geweckt hat. Wiederumhaben nicht die Massen, es hat nur die Polizeidemonstriert.Für die Arbeitslosen aber, an die sich diekommunistische Werbetätigkeit in erster Liniegewendet hat, ergibt sich aus dem Verlauf des„roten Tages" die Lehre, daß der kommunistischen Partei jedwede Kraft und Fähigkeitabgeht und Nicht minder der Dille, ihnen inihrem Elend beizustehen. Sie werden eineVerbesserung ihres traurigen Loses erreichen,wenn sie erkennen, daß sie nicht Figuren ausdem Schachbrett der verantwortungslosenkommunistischen Spieler sein dürfen, sondernzur Stärkung der Einigkeit der Arbeiterklasseunter der Führung der Sozialdemokratie beitragen müssen.Staalskapttalismvs in-er Tschechoslowakei.Aus de» Molwesbericht zum Baskeugesetz-Dean Entwurf zum Bamengesotz ist ein Motiven-bericht angealiedert, der mehr als 50 Seitenumfaßt. Er besteht aus einem kürzere» allgemeinen TeÄ und einem besonderen Test, in welchem die einzelnen Paragraphen der Gesetzes erläutert sind. Dem allgemeinen Teil entnehmenwir Fotzendes:ES wird zunächst dargslvgt, daß dec Entwurf den weiteren Weg zum Ziele weist, derschon mit dem Gesetze vom 9. Oktober 1924bestritten wurde und durch die ein besondererFonds zur Linderung der aus den Nachkriegs-Verhältnissen erwachsenen Verluste so wie ein allgemeiner Fonds der Geldinstitut« geschaffenwurde. Dieses Ziel besteht darin, die Sicheichettder Einlagen zu erhöhen und die Organisationunsere- Kreditwesens zu vervoMonnnnen.Die Erfahrungen, die aus eurigen bedenklichen Erscheinungen im Bankwesen hauptsächlichim Ausland gewonnen wurden, erfordern,„daßdie Verantwortung der führenden Faktoren inden Banken für das ordentliche Wirtschaften mitdem anvertrauten Vermögen sowohl zivilrechtlichalS auch strafrechtlich verschärft werde". Es istnotwendig, daß diese Faktoren alle Kraft demInteresse des Institutes widmen,„unbeschwertvon der Jagd wach Eigengewinn und unzersplittert durch ein Uevermaß von Neben funkt ion en".Es muß auch im Interesse der Aktionäre gesorgtwerden, daß das Kapital erhallen bleibe undnicht„zur Zahlung deroft übermäßigen Einkünfte der führendenBankfunktionäreverschleudert werde".--Das Gesetz ist auch im Interesse jener Unter-ncbmer, die bei den Banken Kredit verlangenund die heute durch eine imerkrögjliche Zmftmaftbedrückt werden.Die bisherigen Gesetze haben den angestrebten Zweck nicht ganz erfüllt, ihre schwache Seitebesteht darin, ,Haß man in der Schaffung derVerantwortung für ehrliches und ordentlicherWirtschaften im den Banken und der Bankenaufsicht man aus halbem Wege stehen gobl-rhcn ist".Diese Mängel werden zu beseitigen sein.Wertere Zwecke des Gesetzes sind lle Bereit stellung der Mittel für di« Heiden Fonds, die Vervollkommnung der Rechtsgrundlagen, auf die sichder Wnlogevschutz stützt, sowie dähimzustrciben,„damit an der Spitze der Lanken hauptsächlich sittlich qualifizierte Faktorenstehen...,die ihre eigenen persönlichen Interessen oder dieInteressen von ihnen nahestehenden Personen"nicht gölten lassen.Ein wichtiger Mangel der Gesetze 237 und238 aus dem Jähre 1924 ist, daß f a st dieganzen Sanierungslasten aus dieSchultern der Öffentlichkeit gewälzt wurden. Dom sucht die Vorlage durchjene Bestimmungen aibzUhelsen, die Sicherungenschaffen sollen, daß dem bedrohten Institut finanziell« Hilfe geschaffen werden soll, sowohl durchdie Aktionäre, als auch durch die führenden Funktionäre, durch di« letzteren eventuell m Form derRückerstattung von Einnahmen, auf die sie moralisch und viÄwch nicht einmal rechtlich Anwruchhatten. Das Bestreben der Regierung, in Instituten, welche aus öffentlichen Mitteln saniertwerden, Ordnung zu schaffen, würde bei derjetzigen Rechtslage, welche die Autonomie derKapitälSgesÄlschaften astevllnnt, oft wegen derUnfähigkeit der betreffenden Anstalt, wenn nichtmanaeW guten Willens dieser Organe di« Wirtschaft der Institute dem öffentlichen Wohl« anzupassen, wicht zum gewünschten ZÄ« führen. Deswegen werden weitere Bestimmungen hingng--fügt, welche es der Staatsverwaltung ermöglichensollen, daß durch zu dies« Ausgabe besonders gewählte Personen selbst konsequent eine Reorganisation dos sanierten Institute- herbeiführrn. Beieinem solchen direkten Einfluß der Staatsverwaltung auf ein saniertes Institut wird es möglich sein, für dasselbe ohne Gefahr für die Staats-,kassa die Garantie für dessen weitere- vorteilhaftes Bestehen zu übernehmen."An diesem Motiveubericht, der vom Ministerpräsidenten UdrLal und vom Finanam'ni-st« Trapl verantwortlich gKeichnet ist, istinteressant die ausgesprvchen staatskapitalistische Tendenz, die aus ihmspricht.Leistungen öerMe aüarbeilerverbanvesUeber 1.6 Millionen für die Arbeitslosen.Die Leistungen des Internationalen Metall-arbeitervcrbandcs(Komotau) für die Arbeitslosen werden erst durch die trockenen Ziffern sorecht sichtbar. Im Dezember wurden vom Verbände nicht weniger als LS 1,689.896.55 mitdem Ministerium für soziale Fürsorge verrechnet.DaS betrifft aber nur di« abgeschlossenen Fälleder Arbeitslosigkeit, keineswegs sind dies aberalle Aufwendungen des Verbandes für die arbeitslosen Kollegen. Gegenüber November, indem LS 1,228.706.80 verrechnet wurden, sindim Dezember LS 460.689.—, also fast einehalbe Million mehr, in den abgeschlossenen Fallen ausgezahlt worden. Dies zeigtwohl zur Genüge, wie sehr die Arbeitslosigkeitzunimmt.Zugenommen hat die Zahl der Arbeitslosenfälle von 2935 im November auf 3792 im Dezember, also um 857 Fälle oder 28 Prozent. DieZahl der Unterstützungstage stieg von 99.247 auf135.310, also um 36.063 Tage oder 36 Prozent.Die Dauer der Arbeitslosigkeit wird also immerlänger.Die tägliche Unterstützung ist von 12.37 LSnn November auf LS 12.48 int Dezember gestiegen. Auf einen Fall von Arbeitslosigkeitkommen durchschnittlich 35.68 lag« gegen 33.81Tage im November. Alle dies« Ziffern beweisen,daß der Verband in dieser Krisenzeit den arbeitslosen Kollegen eine willkommene Hilfe gewährt.Ne verzichte« voraus, anständig nndgebildet zu sei«.Die Nazis natürlich! Das ist Nicht» Neuund von uns schon oft festaestellt, von, ihnen aberstets mit heilig« Entrüstung„zurückgewiescn"worden. Nun geben sie es aber selbst zu.„Gauführer" Otto Weber schreibt m der JugeNd-veuage des„Tag" vom 27. Eismond einen Artikel„Wo steht die Jugend?", den der„Tag", umzu beweisen, von welchem„Geiste" auch„unsereJugend erfüllt ist",„v o ll i n h a l t l i ch" abdruckt, das tut er doch sonst auch, wovon wir unsbei unserer Mitarbeit an seiner Grubenhunderubrik überzeugen konnten. Mit seltener Offenheit erllärt„Pa." Web«:„Wir verzichtendarauf, anständig und gebildet zule i n..(gesperrt im„Tag"). Der Verzicht wirdihnen nicht schwer fallen. Außer dieser interessanten Feststellung und dem Eingeständnis, daßjene„deutsche Jugend, die die deutsche Hoffnungsm Herzen, die Banner ergreift und vorwärtsträgt",„emvorwächst auS dem Sumpf der Großstadt, auS den verspießerten Kleinstädte»und Provinzen", enthält der Aufsatz»och einigeProben nationalsozialistischen Stils und hitleri-scher Grammatik:„D i e Jugend hat mit demihr eigenen Scharfblick das aufgeblasene Gebildeder Internationale erkannt... und hat darausfeine Schlüsse gezogen... Unsere jungen Schultern sind wund von dem harten Druck des Geschehens, aber wir heben die Fahne des deutschenSozialismus hoch zum Himmel und rufen durchalle Sudetengaue!"— Arme Jugend wundeSchultern, leer« Kopf und doch so selbstlos, siefordert nichts für sich selbst— was die Unternehmer gerne sehen— dafür alles fürs„Deutschvolk. Ihnen„ist eS gleich, vonw o der junge Mitstreiter kommt", sie„sehen denArbeiter neben dem Student, den Büv-goosohn. nebendenLehrling", dritten odervierten Fall, welcher mag der richtige lern? Ueberalle jene aber, die nicht die Kraft aufbr'ngen zusolch grammatikalischen Visionen,„werden dieKolonnen derer binwegschreiten, die das Schicksal29Jan Illis/Der letzte TagEin«es<ftl<nill<her Roman v oskar Wöhrleltztrl-,.Dkl«ücheriiki«-.»»» H..«erli« kW üi.)Saubergefegt wie eine Bauerntenne vormTanzen. Nur der Schmied und die beiden Gesellen waren da, und die fuhren drauflos auf ihrglutiges Eisen wie die Wilden."„Hast du dem Meister nicht den Schnabelzurechtgesetzt?"„Bürgermeister, ich wollte. Ab« da gingmich der Grauschalk mit einem Spruch aus derBibel an und hat mich glatt überwunden.„DemOchsen, der da drischet, soll man daS Maul nichtvewinden!"„Das hat der alte Hebräer aber ganz ander»gemeint!"„Das Weiß ich auch, Bürgermeister! Aberso kapitelfest ich sonst bin, in diesem Fall warich glatt auf die Klappe geschlagen. Rein ohneAntwort stand ich. Ich kau nock jetzt an demBrocken herum, den ich dem Schreischmied anseinen rußigen Grind hält' schmeißen'ollen."■ Eine Weile ist's still. Die Dämmerung liegtWie ein ungeheurer umgestürzter Baum im Keller. Auf einmal lst ein Strahl da. der dielenGewölbeklotz wie«ine Säge zerschneidet.Fälbel, auf lautlosen Sohlen schleichend wieein Gesvenst. bringt ein brennend«» Wachslichtund stellt«S in di« Mitt« bet Tische».Eine verlorene Schnake summt Und renntnach einiqen wirren'Umkreilungen mit ihrenhellen Flügeln in» Feuer. Die Flamme zersprengt ihr sengend den Leih. In dünner Explosion geht die Summerin zugrunde.„Ob da» wohl auöh ein Ketzergauch war?"spottfragt, grinsend di« Oberlippe hebend,Pündrich. der Biersieder.Der Vogt öffnet eb»n den Mund, um aufdiese gotteslästerliche" Frage«ine„senkrechte''Antwort zu geben, da schreit's unvermittelt au»dem hintersten Gewölbeck her:„Losgsschlagen! Aufs Lumpenpack! AufsHundepack!"Gleichzeitig hören die drei Herren einendumpfen, polternden Stoß.Als Fälbel, gut dressiert, mit raschgebrachter Kerze in den schattenvechangenen Larmwin-kel hineinleuchtct, da taucht im Rande de» Lichtkreise» al» erste» ein rotstammender Schopf auf«Dieser Haarschopf liegt.hüpfend auf verschränkten Armen. Ein mächtiger, beinahe stie«rischer Rücken wuchtet sich auf. E» sieht so au»,al» ob der Riesenklotz weine.Bor dem flackernden Haarschopf liegt umjje«stürzt eine Kanne, aus der noch tröpfelig trübeReste von Rotwein sickern. Daneben ein runderLaib Bauernbrot in dessen Mitte, bis ans Heftin die schwarze Rinde vergraben ein Messersteckt.„He, Vinz!" ruft der Bürgermeister, in demZuiammengkbrochenen zu seinem größten Erstaunen den Hilfsschreiber erkennend.„Was tustdu dort hinten in deinem Räuber- und Mörderversteck? He. komm vor zu ehrlichen Leuten!"Der Klotz atmet, aber er rührt sich nicht.Falbel, gut abgerichtet, den Schatten seine»Buc^lS wie einen sich hebenden und sich senkenden Berg über die Wand schleifend, kommt in dieEhreneck und zeigt dem Bürgermeister verstohlendas Kerbholz von Binz.Herr Johann von Schwarzach erkennt siebenirische Einschnitte.„Oha", denkt er. ,her arm,Hund erläuft leinen Gram um die Meirichen»kerin!" Laut aber ruft er nochmal»:„He. Binz,komm vor!"DaS Hüpfen de» rotblonden Schopfe» wirdärger.„Den muß man anders holen, nicht mitScharfe, sondern mit Gemütlichkeit!"'aat Bund»rich und chlurft an den Tich in der Ecke.Doch der Weinende, mit dem geschärftenOhr de» Wahnsinnigen, muß den Zunftmeistergehört haben. Denn noch eb« der dazu kommt,ihn freundlich auf die zuckende Achsel zu tippen,springt Binz auf, reißt das Messer aus dem Brotlaib heraus, schwingt'» als blitzenden Krei» überseinem verstörten Haupt und schreit mit demberzaufbrechenden Ton eines auf die Folter Gespannten:„Auf» Lumpenpack! Aufs Hundepack!"Der Zunftmeister, weicht erschrocken zurück.In der Hast fällt er über die eigenen Beine.Bogt und Bürgermeister flitzen auf, umihm zur Hilf« zu kommen.Fälbel, gut dressiert jetzt, wo eS aus Kampfzu gehen droht, trotz seinem Buckel schnittig inseinen Bewegungen wie rin frisch einexerzierterLandsknecht, hält einen eichenen Knüppel parat.Wie ein Nachtwandler, durch jähen Anrufzu sich gekommen, steht der blonde Schreiberskerl da. immer noch das Messer zum Stoß geschwungen.„He, ist denn heute die ganze Welt verrücktgeworden?" schreit zornrot der Bürgermeister.,Rur ich!" sagt der Klotz.Wie Zwei schwere eiserne Klumpen fallenihm die beiden Worte vom Munde.Doch da der Bogt ihn wie ein Rasenderanschaut, befehlerisch, zwingend wie der Bändiger da» entsprungene Tier, schüttelt er seinenAusland vollend» ab. Ein Träumer erwacht au»'einem bösen nächtlichen Traum.Mit glasigen vorpeauollen-n Augen dasPolizeigesicht anstarvend. klappt Binz sein Mes-’« zusammen.V.Der Komtur der Deutschordener. HerrFriedrich von Blaw, hat sich und seinen zwanzigRittern nur ein paar kune Ruhestunden gegönnt,gerade ausreichend, die Ross« auf frisch zu striegeln und den ärgsten Reisestaub von der Rüstungzu wischen.Er läßt es sich nicht nehmen, mit seinerSchar dem König noch vor der Komvlet(derGebetsstunde um neun Uhr abendsl keine Aufwartung zu machen.ES ift zwar eine ungewöhnliche Zeit, al» eran der Spitze seine» Zuge» in den unteren Hofder Pfalz emreitet, und jeder andere an sein«Stelle Ware wich! bedauernd abgewiesen und aufden nächsten Tag vertröstet worden. Ab« derKomtur von Blaw versteht trotz feiner Orden»-Zugehörigkeit den Lauf der Welt und da» Gesetzder Dinge weit besser als mancher höfischer Ritter. Er weiß, daß eine ordentlich geprägteMünze nicht nur die sprödesten Rücken beugt,sondern auch die verschlossensten Türen öffnet,und er ist ein oewaltiger Meister in der Anwendung seiner Wissenschaft.Der Empfang durch den König ist überausgnädig.Sigmund, der mit dem Instinkt de» Borger» Gest» wittert, versichert, gleich nach demersten Händeschütteln, den Komtur fein« Fürsprache und den Orden feine» Beistand«», ohnenoch zu wissen, worum e» sich im Grundehandelt.Ob die Litauer, die Abgesandten Bitold»,schon da waren? Nein, das ist ihm unbekannt.Aber Man kann ja nachsragen.Sigmund ruft nach der Kanzlei hinüber.Dort weiß man e» auch nicht.Was die Litauer für ein Wappen führten,wird zurückgefragt.In weißem Felde einen roten Reiter mitdreigezitsselter Schabracke, den Byti».Nein, noch sind nirgendwo in Konstanzkolche Wavvem'childe an die Häuser gehängt.Der Komtur atmet auf. Ein Stein fälltihm vom Herzen. Da ist er also diesen heidnischen, schweinischen Hunden noch glücklich zuvorgekommen.(Fortsetzung solgi.)