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das nun erweitert werde, die Zahl der Rentenempfänger vermindert werben, während andererseits sehr viele Arbeiter darauf dringen werden, in der höchsten(V.) Lohnklasse versichert?u sein, da sie oa- durch nach 600 Beitragswochen sich den höchsten Grundbetrag von 180 Mark jährlich bei der Rente sichern. Hitze befürwortet seinen Vorschlag, die Kinder von Rentenempfängern zu berücksichtigen, und Zje nach der Kinderzahl Zuschläge zur Rente zu gewähren' Aufgabe der sozialpolitischen Gesetze sei es, die Armenpflege zu be seitigen, und das geschehe durch die Regierungsvorlage nicht. Staats sekretär Posadowsky: Die Berechnung Rösicke's, daß jemand, der in eine niedere Lohnklasse kommt, sich, je länger er versichert ist, immer mehr herunterklebt, das heißt geringere Renten erhält, ist richtig, und danach muß die Regierungsvorlag abgeändert werden. Im klebrigen cnipfehle die Regierung deren Annahme, wenn sie aber abgelehnt werde, dann die Annahme des Antrages Schmidt. Wenn aber jeoer 70jährige eine Altersrente auch in der Höhe der Invalidenrente bekommen solle, ohne daß die Invalidität nachgewiesen werden muß, dann trete eine zu bedeutende Steigerung der Lasten ein. Auch der Vorschlag Hitze's belaste die Invalidenversicherung außerordentlich, ferner blieben dann die Waisen noch unberücksichtigt. Vorläufig sei das Wichtigste, die Lücke auszufüllen zwischen der 13. Woche, wo die Kraulen lassen zu zahlen aufhören, und der 26. Woche, wo die Invalidenversicherung eintrete; wenn die Krankenkassen allein die Last tragen sollen, werden kleinere Kassen zu sehr in Anspruch genommen, selbst wenn die Ardeitgeber die Hälfte der Bei- träge zahlen müßten. Es sei daher in Aussicht genommen, daß dre Jnvalidenversidjerung für diese 13 Wochen den Krankenkassen einen Zuschuß gebe, und in Hiw frcht hierauf sei nothwendig, jede weitere Belastung der Invaliden Versicherung zu vernreiden. Nächste Sitzung: Dienstag. Varlanrenksvifches. Justiznodelle. In der VI. Kommission wurde gestern die erste Lesung der lex Rintelen und der Regierungsvorlage zu Ende geführt. Die beabsichtigte Erweitening der Eidesformel bei dem Zeugeneid,nach bestem Wissen und Gewissen die reine Wahr heit zu sagen" zc., wurde mit 10 gegen 6 Stimmen abgelehnt. Das gleiche Schicksal hatte der Antrag Hcrzfcld: an Stelle der religiösen Form:Ich schwöre bei Gott   dem Allmächtigen und Allwissenden" zu setzen die Worte:Ich schwöre." Die Ablehnung erfolgte mit 10 gegen 7 Stimmen. Dem Schwörenden zu gestatten, eine seinem Glaubensbekenntniß_ entsprechende Bckräftigungsformel dem Eide  hinzuzufügen, wie die lex Rintelen vorsieht, wurde mit 9 gegen 8 Stimmen abgelehnt. �Cr geg entheiligen Bemühungen der Rcgierungsvertreter beschloß die Kommission, die Regicruiigsvorlage, wie dieselbe in Ver- bindung mit dem gleichen Theil der lex Rintelen in der ersten Leiung der Kommission gestaltet ist, nicht als besonderen Gesetz entwurf fernerhin zu behandeln, sondern der lex Rintelen einzu siigem Dem Wunsche� der Regierungsvertreter stimmten nur drei Mitglieder der Kommission zu. Als Einführungstermin des Gesetzes wurde mit 11 gegen 5 Stimmen der 1. Januar 1904 festgesetzt. Ausgenommen hiervon bleibt der Abschnitt von der Eidesleistung, der gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch   in Kraft treten soll. Die zweite Lesung soll am 14. März deginnen. DaS Mandat des Abg. Graf Bismarkk-Bohlen, des kon- servativen Vertreters für Greifswald  , ist von der Wahlprüfungs- Kommission deS Reichstags beanstandet worden. Dresdener Znchthausknrs. Wir erhalten folgende Zuschrift: Einige Ausführungen, die ich in derNeuen Zeit" über das Dresdener Urtheil gemacht habe, werden von irgend einer Quelle, die den reaktionären Blättern ihre Weisheit spendet, zu den unglaub- lichsten Verdrehungen benutzt, u. A. zu der Behauptung, die sich in derKreuz-Zeitung  " befindet:Die Löbtauer Gcwaltthatcn würden ohne die sozialdemokratische Verhetzung unmöglich gewesen sein, das steht unwiderleglich fest und dieNeue Zeit" zeigt mehr Klugheit und mehr Ehrlichkeit als die offizielle Partei, indem sie diese That- sache unumwunden zugiebt." Selbstverständlich ist es mir nicht im Traume eingefallen,zuzugeben", daß die Löbtauer Gewaltthaten ohne die sozialdemokratische Verhetzung unmöglich gewesen seien; ich habe in derNeuen Zeit" wiederholt mit derjenigen Deutlichkeit. deren die deutsche Sprache überhaupt fähig ist, die völlige Unschuld der Partei an diesen Gewaltthaten hervorgehoben; so sage ich»och in der neuesten Nummer derNeuen Zeit":Die Partei kann also mit gutem Gewissen, und sie muß sogar pflichtgemäß sagen: für diese Ausschreitungen bin ich in leiner Weise verantwortlich und nie- wand hat ein größeres Recht sie zu tadeln als ich." Ich habe nicht eine Silbe geschrieben, die selbst mit dem bösesten und raffinirtesten Willen dahin mißdeutet werden könnte, daß die Löbtauer Gewalt- thaten dersozialdemokratischen Verhetzung" aufs Konto zu setzen seien. Es ist die blanke reine Erfindung. Zur höheren Ehre dieser Erfindung beziehen sich die reaktionären Blätter auf eine Polemik, die Genosse Heine am Freitag voriger Woche in einer Versammlung der Berliner   Zimmerer gegen meine Kritik des Dresdener   Urtheils m derNeuen Zeit" gerichtet hat. Aus diese Polemik selbst einzugchen, habe ich keinen Anlaß, da sie, so weit sich darüber nach den Berichten desVorwärts" nrthcilen läßt, durchweg in Mtzverständnissen besteht. Die wirkliche Meinungs- Verschiedenheit zwischen Heine und mir besteht in Folgendem. In Nummer 21 derNeuen Zeit" hatte ich die mildernden Umstände auf- geführt, die ftir die Ausschreitungen der Dresdener   Verurtheilten geltend gemacht werden können und dann geschrieben: Freilich den ersten Anlaß zu dem Zusammenstoß hatten sie gegeben; sie waren auf den Bau des mißhandelten Unternehmers gedrungen, um die auf diesem Bau beschäftigten Arbeiter, die über den nach schweren Kämpfen errungenen Zehnstundentag der Dresdener  Bauarbeiter hinaus arbeiteten, zum Einstellen der Arbeit aufzufordem. Für den, der Menschliches menschlich zu beurtheilen vermag, gehört auch diese Thatsache zu den mildernden Umständen. Jede Ver- kürzung der Arbeitszeit ist für die Arbeiter ein so kostbares Gut, und sie zu erringen kostet ihnen so große Anstrengungen, daß nichts begreiflicher und natürlicher ist, als daß sie eifersüchtig über ihre Sicherung wachen. Es ist nicht nur ihr menschliches Recht, sondern auch ihre menschliche Pflicht... Aber eben dieser menschlich durchaus entschuldbare Theil ihres Vergehens ist den verurtheilten Arbeitern zum Verhängniß geworden. WaS dann kam. der heftige Wortwechsel, die gegenseitigen Schimpfreden, und endlich die körperliche Mißhandlung des Bauunternehmers, der die ein- gedrungenen Arbeiter Einbrecher und Spitzbuben geschimpft und zwei blinde Schüsse auf sie abgegeben hatte, Alles das' könne nur als eine gewöhnliche Rauferei betrachtet und vermuthliöh mit verhältniß- mäßig gelinden Strafen geahndet werden. Allein der eigentliche Anlaß des Streites, der Versuch klassenbewußter Arbeiter, arbeitswillige" Kameraden zum Einstellen der Arbeit zu ver- anlassen, hat jenes furchtbare Urtheil veranlaßt, daß jedem fühlenden Menschen das Blut in den Adern gerinnen macht." Dies ist in ihren wichtigsten Sätzen die Auffassung, die ich in derNeuen Zeit" über das Dresdener   Urtheil kundgegeben habe. Nun veröffentlichte Heine einen Artikel, worin ausgeführt war, daß die Ausschreitungen der Löbtaucr Bauarbeiter jeden Zusammenhang mit dem Grunde verloren gehabt hätten, der sie auf den Bau des Klemm geführt habe; es habe sich nur noch uni eine gewöhnliche Prügelei und Schimpferei gehandelt, und das Urtheil nehme zu Unrecht an, daß zwischen diesen Szenen und seinem Grund ein Zu- sammcnhang bestanden habe. Daran ist meines Erachtens so viel richtig, daß die Ausschreitungen der Löbtauer Bauarbeiter als solche nicht auf die Rechnung der ge- werkschaftlichen oder politischen Arbeiterorganisation gesetzt werden dürfen, jedoch ist es falsch, überhaupt den ganzen Zusammenstoß auf das Niveau einer zufälligen Rohheit hcrabzw drücken und die Thatsache zu verleugnen, daß dererste Anlaß' oder wie ich einmal in derNeuen Zeit" mit einem weniger zu- treffenden Ausdruck sagte, dieletzte Ursache" deS Konflikts ein berechtigtes Klassenbewußtsein der verurtheilten Arbeiter- ge- Wesen sei. Von dieser Taktik habe ich gesagt, daß sie bequem, aber bedenklich sei. Meines ErachtenS erinnert sie an jene mehr juristische als politische Haarspalterei, womit der Liberalismus so viele Triumphe auf dem Papier er- fochten hat, während es bisher der Vorzug der proletarischen Klassen- Politik war, die Dinge in ihrem ganzen tiefen Ernste zu nehmen. Ich vermag auch nicht einzusehen, wieso dadurch der proletarische Klassenkampf komplizirt werden soll, daß ganz ehrlich gesagt wird: So beklaqenswerth die Ausschreitungen der Löbtauer Arbeiter waren und so berechtigt die sozialdemokratische Partei ist, sie aufs schärfste zu tadeln, so muß den Verurtheilten als mildernder Umstand an- gerechnet werden, daß ihr erster Antrieb einem berechtigten Klassen- bewußtsein entsprach, dessen gänzliche Verkennung das Dresdener  Urtheil zu einem Produkt der Klassenjustiz im schlimmsten Sinne des Wortes stempelt. Ueber die abgeschmackten Verdrehungen meiner Auffaffung durch dieKreuz-Zeitung  " und ähnliche Blätter brauche ich danach kein Wort mehr zu verlieren. Berlin  , 3. März 1899. F. Mehring. Die diesjährige Landesversammlung der Sozialdemokraten Württembergs findet wie üblich Ostern in Stuttgart   im Saale der Arbeiterhalle statt. Auf den Abend vorher hat der Landes- vorstand eine Konferenz aller sozialdemokratischen Gemeindevertreter des Landes einberufen, um eine gemein- same Richtschnur zur Stellungnahme bei den verschiedenen Fragen anzuregen und die Schaffung einer Zentralstelle zur Sammlung kommunalpolitischen Materials anzubahnen. Herr Dr. C. Hugo und Gemeinderath Dietrich werden die einleitenden Vorträge halten. Auf der Landesversammlung selbst wird die Schaffung eines Wochenblattes für Württemberg eine große Rolle spielen. Zur Frage der Landtagswahlen in Sachse» beschloß eine Parteiversanimlnng ftir den zweiten sächsischen Reichstags-Wahlkreis Löbau  , bei der Landesversammlung zu beantragen, daß die Eni- scheidung über Betheilignng oder' Nichtbetheiligung dem Ermessen �edes Kreises überlassen bleiben solle. Ein abgeblitzter Denunziant. DieReuß. Volksztg." schreibt Das auf eine Denunziation des früheren Expedienten derReuß Volksztg.", Schenderlein, gegen ein Mitglied der Preßkommission ein- geleitete Verfahren wegen Unterschlagung ist eingestellt worden. Damit hing seiner Zeit die Beschlagnahme unserer Bücher zusammen. Das Gericht hat den Aussagen uuierer Genossen mehr Glaubwürdig- kcit geschenkt, als denjenigen Scheuderleiws. Letzterer wird sich nun in Privatklagesachen vor dem Gericht zu verantworten haben. In die Redaktion derTribüne" in Erfurt   ist an Stelle des zum 1. April ausscheidenden Genossen Albert Rudolph der Ge nosse Otto May   eingetreten. Genosse May war zuletzt am Arbeiter 'ekretariat in München   thätig. Genosse Nakutt hat am Freitag Mittag das Gefängniß Königsberg   verlassen, wo er eine ihm als verantwortlichem Redakteur unseres dortigen Pmteiblattes auferlegte sechswöchcntliche Gefängniß- trafe wegen Beleidigung der preußischen Minister verbüßte. Er befindet sich verhältnismäßig wohl. Todtenliste der Partei. Ein braver Parteigenosse, der Schrift- etzer Franz Breyer in Dresden  , ist nach längerem Leiden am Donnerstag im Alter von 36 Jahren gestorben. Breyer hat allzeit, auch in deii Tagen des heftigsten Kampfes unter dem Sozialisten gesctz, der Partei treu gedient; fast sieben Jahre lang arbeitete er in der Druckerei des Dresdener Partciblattes. steht. Bei dieser Firma verdienen die Weber bei 11 stündiger Arbeitszeit ohne Pausen durchschnittlich 10 M. pro Woche. Bei 25 Stühlen beschäftigte diese Firma in vier Jahren 500 Weber. Es liegt im Interesse jedes Webers, nicht unnütz Reisegeld auszugeben. wie dieses schon mehrere gethan haben. Wir warnen, auf das Inserat hereinzufallen. Alle Arbeiterblätter der Textilbezirke werden um Abdruck ersucht. nach Bielefeld  , Dresden  , Die Tapezirer bitten, den Zuzug Wiesbaden   und Nürnberg   femzuhalten. Das Stuttgarter   städtische Arbeitsamt hat jetzt auch die Auszahlung der Reiseunter st ützung für die Mitglieder des Schneiderverbandes übernommen, nachdem bisher die Metall- arbeiter ganz gute Erfahrungen mit diesem Modus gemacht haben. Die Stuttgarter   Gewerkschaften haben die Absicht, zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschäste und Förderung der Agitation einen Gewerkschaftssekretär zu wählen. Ausland. AuS Halmstad  (Schweden  ) wird uns berichtet, daß die Fabri- kanten der Hutindustrie die Absicht haben, den von den Arbeitern gegründeten Fachverein zur Auflösung zu bringen. Sämmtliche Arbeiter haben bereits ihre Kündigung erhalten, da sie sich dem Verlangen der Fabrikanten widersetzt haben. Es wird deshalb ge- beten, den Zuzug fernzuhalten. m Zur gest. Beachtung. Durch die vorläufige Uebernahme der Redaktion des Dortmunder   Parteiblattes bin ich leider außer Stande, eine größere Anzahl Versammlungen, die ich hier und auswärts an- genommen hatte, abzuhalten. Es würde mir bei der Kürze der Zeit nicht möglich sein, die Einberufer und Vereinsvorsitzcnden brieflich hiervon zu benachrichtigen. Ich wähle daher diesen Weg und bitte die in Frage kommenden Genossen, von meiner Behinderung gefälligst Kcnntmß zu nehmen. Berlin  , 4. März 1899. Emil Rosenow  , Mitglied des Reichstages. GenievkfttzAftliifjes. Berlin   nnd Umgegend. Achtung, Putzer! Mit Beginn der nächsten Woche beabsichtigt die Lohnkommission der Putzer festzustellen, wie viel Bauten in An- griff genommen sind und wie viel Putzer sich in Arbeit befinden. Ferner ist es dringend nothwendig, eine allgemeine Uebersicht über die während der letzten Monate abgeschlossenen Preise für arbeiten zu gewinnen, ebenso welcher Lohn augenblicklich gezahlt wird. Die Kollegen werden gebeten, den mit der Äufnahnie betrauten Personen in jeder Weise die gewünschte Auskunft zu crtheilen, daniit bei ungünstigen Verhältnissen die nöthigen Schritte ein- geleitet werden können. Gleichzeitig ersucht die Lohnkommisfion, auf jedem Bau eine» Dcputirten zu ernennen, welcher die Arbeitskarten für den Bau von der Kontrollstelle, Rosenthalerstraße 57(Restaurant Schiller  ), abholt und das Einsammeln der Beiträge zum Streikfonds wahrnimmt. Der Beitrag beträgt pro Arbeitswoche 25 Pfennig. Kollegen, Las gemeinsame' Zusammengehen aller Putzer Berlins   und der Vororte ist eine zwingende Nothwendigkeit. Die Unsicherheit in unserem Berufe, hervorgerufen durch unsolide Spekulation, zwingt uns zum energischen Vorgehen. Die Lohnkommission. Achtung, Former! JnZder Maschinenfabrik von H. Welt in K o t t b u S haben sämmtliche Former die Arbeit niedergelegt, weil sie zu einen neuen Tarif arbeiten sollen, der Lohnabzüge von 15 bis 20 pCt. enthält. Nachdem der neue Tarif den Formern vorgelegt wurde, wollten dieselben mit dem Ingenieur Muth, zugleich Geschäfts führer, unterhandeln. Dieser gab ihnen jedoch zur Antwort, wer für den neuen Preis nicht arbeiten wolle, der möge nur schnell die Fabrik verlassen, er bekäme genug Former aus Lieg   nitz. An das Bestehen der 8tägigen Kündigungsfrist kehrte sich der Herr Ge schäftsführer nicht, und wird. hier das Gewerbegericht ein Wort reden müssen. Es wird dringend ersucht, denZuzug von Formern nach Kottbus   fernzuhalten. Der Holzarbeiter-Verband hat heute in AdlerShof   im Lokal von Schmauser, Nachmittags 4>/» Uhr, eine Versammlung einberufen, in der wichtige Gegenstände zur Erledigung stehen. Den Vortrag hält Herr Grundmann über: Ein Blick in daS Innere des Menschen. ES wird um zahlreiche Betheiligung gebeten. Die Ortsverwaltung. Deutsches Reich  . Textilarbeiter. In vielen bürgerlichen Blättern erscheinen gegenwärtig Inserate:Tüchtige Weber, Weberinnen, Spinnerei- und Fabrikarbeiter finden dauernde und lohnende Beschäftigung in F o r st i. L." Von wem diese Inserate ausgehen, ist nicht ersichtlich, weil jede Unterschrift fehlt. Aus Forst wird uns mitgetheilt, daß dort kein Arbeitermangel besteht, vielmehr giebt es in der Textil- industrie eine große Zahl Arbeitsloser jeder Branche. Allerdings wird in einigen Fabriken Ueberzeit gearbeitet, doch können diese Fabriken jederzeit mehr als genug Arbeiter in Forst selber erhalten. Mehrere Fabriken lassen verkürzte Zeit arbeiten, nur damit der Be- trieb nicht ganz still steht. Man nimmt in Forst an, daß nicht der Fabrikantenvcrein, sondern eine kleine Firma hinter dem Inserat Soziales. UnfallberhütungS- Vorschriften. Nachdem das Reichs-Vcr- sicherungsamt im letzten Jahre für zwei weitere Berufsgenossen- schaften Unfallverhütungs-Vorschriften genehmigt hat, besitzen nun- mehr von den ausschließlich dem Amte unterstellten 60 gewerblichen BerufSgenoffenschaftcn 57 solche Vorschriften. Zur Ueberwachung der Durchführung derselben waren rund 200 Beauftragte thätig. Die Verschlechterung des GewerbegerichtS« Statuts in Dresden   ist nun perfekt geworden, indem es von den Stadt- verordneten in der Fassung deS Rechtsausschusses einstimmig und debattelos beschlossen worden ist. Es bedarf zwar noch der Zu- stimmung der oberen Verwaltungsbehörde, doch deren Versagung wäre nur zu erwarten, wenn es sich nicht um Einschränkung, sondern um Erweiterung der Rechte der Arbeiter handelte. Die Verschlechterungen bestehen darin, daß die Wahlperiode für die Beisitzer von 3 aus 5 Jahre verlängert worden ist und daß namentlich die Einrichtung der Wählerlisten geschaffen wird. Bisher war das Verfahren bei der Wahl sehr einfach. Wer in Dresden  wohnte oder arbeitete, ging wählen und brauchte das nur bei der Wahl nachzuweisen. Die neue Einrichtung erschwert also die Be- theiligung an der Wahl wesentlich. Sie wird aber die Wahl der Vertreter der Gewerkschaften auch nicht verhindern. Konsumbercinc und Sozialpolitik. Unter dieser Spitzmarke brachten wir vor einiger Zeit eine Notiz, in welcher wir uns gegen die auch in manchen Ar beiter-Konsumvereinen herrschende Sucht nach hohen Dividenden wendeten, bei der dieeinfachsten Forderungen der Gerechtigkeit" nicht in denHintergrund gedrängt werden dürsten. Unter Berufung auf einen Artikel imHandlungsgehilfen« Blatt" war daan ausgeführt, daß der S ch e d e w i tz e r Konsum« verein, der in den letzten Jahren 15 und 16 pCt. Dividende ver» theilte, sich immer unter der Voraussetzung, daß der Bericht in dem genannten Fachblatte der Wahrheit entspricht eine schwere Ausbeutung seines Personals zu schulden kommen lasse. Hierauf schickt uns die Gesammt-Verwaltung de» Schedewitzer Vereins ein umfangreiches Manuskript zu, in welchem die Verwaltung sich gegen die Angriffe deSHandlungS- gehilfen-BlatteS" vertheidigt. Den Abdruck dieses Artikels müssen wir schon seiner Länge wegen ablehnen; wir können daS, ohne damit den Vorwurf der Parteilichkeit auf uns zu laden, da wir Thatsache n überhaupt nicht angeführt, sondern lediglich und zwar ganz im Allgemeinen darauf hingewiesen haben, daß Arbeiter- Konsumvereine ihren Angestellten gegenüber diejenigen Pflichten erfüllen müßten, die seit Jahren die Arbeiterklaffe gegen- über dem Unternehmerthum verlangt. In der Zuschrift wird nun unternommen, den Nachweis zu führen, daß die Verwaltung des Schedewitz er Vereins dieser Verpflichtung in jeder Richtung nachgekommen ist. Ob die in der Zuschrift angeführten, im Schedewitzer Betriebe bestehenden Arbeitsverhältnisse Arbeitszeit, Lohnhöhe sc. den in anderen, gleichartigen Betrieben üblichen entsprechen, vermögen wir nicht zu entscheiden; wir müssen in dieser Beziehung die Betheiligten auf die Fachpresse verweisen. Arbeitcrstatistik in Oesterreich  . Der Ausschuß deS Arbeits- beirathcs befürwortet die Vornahme einer umfaffenden Erhebung der Verhältnisse der Bergarbeiter im Ostrau-Karwiner Steinkohlen« Revier. Diese Erhebung ist der Anfang zu einer allgemeinen Unter« uchung über die Lage der Bergarbeiter in Oesterreich  . Ustztv Machvichken und Vepefchen. Wien  , 4. März.(B. H.  ) Wie verlautet, wird der Zar im kommenden Monat dem Kaiser Franz Joseph   einen Besuch abstatten. Budapest  , 4. März.(W. T. B.) Die Vereinigung der liberalen Partei mit der bisherigen oppositionellen Nationalpartet unter Führung des Grafen Apponyi ist heute vollzogen worden. London  , 4. März.(W. T. B.) Wie derDaily Graphic" ver» nimmt, habe der englische Gesandte in Peking  , Mac Donald, dem Tsung- Ii» Damen die Zusicherung gegeben, China   könne auf die Unterstützung Englands rechnen beim Widerstande gegen jeden Angriff, durch welchen eS gezwungen werden solle, sich den Ver- pflichtungen des Niutschwang-Eisenbahn-Kontraktes zu entziehen. London  , 4. März.(W. T. B.) 3. M. Cook, der Chef deS gleichnamigen Reisebureans, ist heute früh gestorben. Rom  , 4. März.(W. T. B.) Deputirtenkammer. Fortsetzung der Debatte über die Tagesordnungen betr. die politische» Maß- nahmen. Von vielen Seiten wird Schluß der langen Debatte beantragt. Ministerpräsident Pelloux wünscht Ein­tritt in die zweite Lesung, welcher Beschluß die g r u n d- ä tz l i ch e Zustimmung zu den Vorlagen bedeuten müsse, nur mit der Einschränkung, daß man dieselben verbessern oder erweitern wolle. Pelloux stellt die Vertrauensftage. Darauf wird zur namentlichen Abstimmung über den Ueberaang zur zweiten Lesung in dem Sinne eines Vertrauensvotums für die Regierung geschritten. Dieselbe ergab die Annahme mit 310 gegen 93 Stimmen. Madrid  , 4. März.(W. T. 0.) Die Corte  » werden am Montag zu einer Sitzung zusammentreten, um die Verlesung deS Auflosungsdekrets entgegenzunehmen. Barcelona  , 4. März.(W. T.©.) Die Arbeiter in den am lusse Ter gelegenen Fabriken haben die Arbeit niedergelegt iendarmerie ist aufgeboten worden. Washington, 4. März.(W. T. B.) Der Kongreß hat sich heute vertagt. Washington, 4. März.(W. T. B.) Der Senat und dag Repräsentantenhaus nahmen den Bericht der Kommission beider Häuser über die Fluß- und Hafenbill an. In diesem Bericht wurde der Paragraph, betreffend den Plan des Nicaragua  « Kanals bedeutend abgeändert und dem Präfidenten die Ermächtigung ertheilt über alle Routen eines Kanals zwischen dem Stillen und Atlantischen Ozean, namentlich über den Nicaragua  - und Panama- Kanal   Untersuchungen anzustellen, deren Resultat der Präsident dem nächsten Kongreß unterbreiten soll., Verantwortlicher Redakteur: August Jacobcy in Berlin  . Für den JnferatentSetl verantwortlich: Th.«locke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  . Hier»» 4 Beilagen u. lluterbaltuugsblatt.