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Sosialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik

12. Jahrgang.

Tardieus Donauföderation auf wirtschaftliche Isolierung Deutschlands abzielend?

Berlin , 3. März. Mit unverholener Be­

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Redaktion und Verwaltung: Brag I., Netázania 18. Telepbon: 20795, 31469.( Nachtredaktion): 26797 Bodedamt: 57544

Freitag, 4. März 1932

Nr. 55.

Ränkevolles Doppelspiel Japans . Nach dreizehn Jahren.

Unerfüllbare Waffenstillstandsbedingungen.

fürchtung nimmt die ganze deutsche Presse die Genf , 3. März. In der Nachmittagssizung aus Genf und Paris tommenden Nachrichten der Völkerbundversammlung, die auf Antrag über die Initiative des französischen Minister- Chinas für heute einberufen worden war, begann präsidenten Tardieu in der Frage der An- der Vertreter Chinas Jen seine Ausführungen näherung der Donaustaaten auf. Allgemein mit der aussehenerregenden Mitteilung, daß die herrscht die Ansicht vor, daß es sich um eine Waffenstillstandsverhandlungen in Schanghai Aktion handelt, durch die Deutschland aus wegen der überspannten Forderungen der Japa­der mitteleuropäischen Interner abgebrochen worden seien. effensphäre ausgeschaltet werden soll, Die Bedingungen des japanischen Ober­weshalb die Berliner Presse mit besonderer kommandos für eine Waffenruhe, die gestern Genugtuung die Aeußerungen einiger Wiener abends durch Vermittlung des britischen Gesand. und Prager Blätter verzeichnet, die Einwendun- ten der chinesischen Regierung übergeben worden gen gegen den Plan der Interessengemeinschaft sind, unterscheiden sich erheblich von den Be­der Donauländer erheben. Die Mehrzahl der dingungen, die am legten Sonntag am Bord des Blätter spricht Zweifel darüber aus, ob Tardieu britischen Kreuzers Kent " provisorisch ver­feine Initiative mit Zustimmung Italiens und einbart worden waren. Englands unternommen hat. Einmütig appellie ren die Blätter an das deutsche Außenamt, daß dieses Schritte unternehmen möge, um den Plan zunichte zu machen.

Sie hindernde Meistbegünstigung. Deutschland zu einem Entgegenkommen an Desterreich bereit.

Wien , 3. März. Der Bundeskanzler Dr. Bureich hat am 16. Feber an die Gesandten Deutschlands , Englands, Frankreichs und Italiens

fräfte zu kommen.

Heute, so wie an jedem 4. März seit dem schwarzen Tage von 1919, sammeln wir

2. Während der Einstellung der Feindselig- uns zu einer Stunde schmerzlichsten Geden­feiten solle in Schanghai eine Rundtischton- kens und geschichtlichen Besinnens; denn un­ferenz zwischen Japan und China abgehalten auslöschlich eingegraben in unsere Herzen und werden, an der die Vertreter der hauptsächlich Gehirne sind die fünfzig Brüder und Schwe­interessierten Mächte teilnehmen würden, um zu stern, die im Sudeten - März 1919 in stummer, einer Abmachung über die Methoden der Zurüd friedlicher Demonstration für das Selbstbe ziehung der chinesischen und japanischen Streit- stimmungsrecht, im gewaltlosen Streit für die 3. China solle mit dem Rückzug seiner Trup- Idee der Freiheit der Nation gewaltsam und pen bis zu einer genau festzuseßenden Linie be blutig niedergestreckt wurden. Teuer werden ginnen. Die japanischen Truppen würden sich uns diese unvergeßlichen Blutzeugen einer un­erst, wenn der Rückzug der chinesischen Streitkräfte besieglichen revolutionären dee bleiben für erfolgt und festgestellt sei, in die Richtung der immer, und eine bessere Zeit, die die Erfül­Zone von Schanghai und Wusung zurückziehen. lung aller Märzgedanken gebracht haben 4. Im Falle des Bruches dieser Abmachungen wird, wird noch in Dankbarkeit und Pietät die durch eine Partei würde die andere Partei ihre Märtyrer feiern, die die Bahn freigemacht politische Handlungsfreiheit wiedergewinnen. haben; wir aber, wir stehen immer noch im Nach Ansicht der chinesischen Regierung be. Kampf, wir sind immer noch Blutsbrüder deuteten diese Bedingungen die völlige Ka- jener Toten, die Fahnen, die wir heute zu pitulation Chinas vor Japan und feien in- ihrem Gedächtnis senken, tragen auch heute folgedessen für China un annehmbar. Unter noch dieselben Kampfzeichen. diesen Umständen sei die Fortseßung der Feindseligkeiten unvermeidbar. China erhebt Anklage.

Die japanischen Bedingungen lauten: 1. China solle seine Truppen auf eine be­stimmte Linie, die von den japanischen und chinesi schen Behörden festzusehen wäre, zurüdziehen. Japan werde dafür in eine Einstellung der Feind seligkeiten während einer gewissen Periode ein­willigen.

13 Freilich, die dreizehn Jahre, die da hin­ter uns liegen, sind nicht ohne Entwicklung verstrichen, und wir dürfen schon sagen, daß der nationale Kampf jener blutigen Tage Aus dem Bericht des Vollmachtenprüfungs- tie baldige Räumung des bejezten Gebietes die hoffnungsvoll zu internationaler Ar­den Appell gerichtet, Desterreich bei seinen ausschusses ergibt sich, daß alle Mitglieder des Tatsache der immer weiteren Ausdeh- beit sich gewandelt hat. Standen damals tsche= Bemühungen zur Besserung seiner wirtschaftlichen Völkerbundes mit Ausnahme von Argentinien , nung der japanischen Kontrolle Lage zu unterstützen. Der deutsche Gesandte Dr. der dominikanischen Republik, Honduras , Nicara über die Mandschurei gegenüber. Die chische Proleten im Waffenrod gegen deutsche Rieth hat daraufhin heute dem Bundeskanzler gua und Paraguay an der Versammlung teil- Krönung der japanischen Invasion auf chine Arbeiter, so umschließt heute immer fester die die Erklärung abgegeben, daß die Reichsregierung nehmen. Die Versammlung wählte mit 45 von fischem Boden sei der Angriff auf die Chinesen Klasse, ohne Ansehn der Nation, das Band, die Mitteilung mit allem Verständnis für die 47 abgegebenen Stimmen den belgischen Außen- stadt von Schanghai und die chinesische Haupt- internationaler Solidarität, gemeinsamen Wil­stadt Nanking am Vorabend der Abrüstungston- lens. Auf dem Boden desselben Staates, der wirtschaftliche Notlage Desterreichs und mit aller minister Symans zum Präsidenten. Hilfsbereitschaft zur Kenntnis genommen habe. Emleitend sprach der Vorsitzende des Völker- ferenz gewesen. im Zeichen des Friedensdiftates gewaltsam Daß die Hilfbereitschaft Deutschlands in der Ver- bundrates Paul Boncour in mehr als einstündi gangenheit nicht immer im gewünschten Umfang ger Rede über das bisherige Verfahren im Völker­sich hat auswirken können, lag neben anderen burdrat und erklärte sehr ausdrücklich, wenn auch Hemmungen vor allem auch in den Aus wir mit Uebergehung geoisier heiff: Umstände, tic fungen des Meist begünstigung& Entwidlung des ostasiatischen Konfliktes und des systems begründet. Wenn die Empfehlungen Verfahrens im Völkerbund. Er nahm indirekt sehr des Finanzkomitees und des Völkerbundrates und entschieden Stellung gegen Japan . die Mitwirkung der anderen Staaten die Mög- Dr. Yen stellte in seiner weiteren Rede den lichkeit eröffnet, Desterreich Zugeständnisse für versichedenen Beschlüssen des Völkerbundrates feine Ausfuhr, unabhängig von den Folgen der und den Zusagen der japanischen Regierung über Meistbegünstigung, zu machen, so ist Deutschland zur Aufnahme alsbaldiger Verhandlungen über Art und den Amfang solcher Zugeständnisse bereit.

Butschpläne der Nazis?

Mit seinem ganzen Vorgehen habe Japan und mit der Rechtlosigkeit von dreieinhalb den Völkerbundrat, brüskiert. Es habe die Völ- Millionen Deutschen begann, kämpfen nun terbundjagungen verlegt und sich der schieds- deutsche und tschechische Arbeiter gemeinsam gerichtlichen Erledigung des Konfliktes ent- um Erhaltung und Ausbau des Stücks Macht, zogen. Darin liege auch eine Verlegung des das wir uns schon errungen haben. Auch dieser Kellogg - Paktes. Auch der in dem japanischen Kampf bleibt nicht ohne Opfer, ja er wird Vorgehen festzustellende Bruch des Neun- ihrer mehr fordern als jene Märztage, die mit mächtevertrages fönne für den Völkerbund nicht den Schüssen von Mies und Eger, von Karls­gleichgültig sein. bad und Brür, von Oberleutensdorf, Arnau , Hohenelbe, von Kaaden und Sternberg besie­gelt wurden, weil eben auf der einen Seite ein Volk waffenlos nach den primitivsten

Die Mandschurei außer Debatte? Zynische Rede des japanischen Vertreters.

Nach dem chinesischen Vertreter erhielt der der Entwicklung des Konfliktes in Schanghai . Rechten verlangte, die ihm die einzige wahr­Vertreter Japans Matsudaira, das Wort. Bedauerlicherweise seien troß allen Vorsichtsmaß- hafte Idee des Weltkriegs, nämlich der Ge­Wenn Hitler nicht gewählt wird. Er führte aus Japan sei durch die Anforderungen nahmen(?) infolge von Materialmängeln und danke der Demokratie und der nationalen Berlin , 3. März. Aus einer Veröffent- der Lage in Schanghai gezwungen gewesen, Irrtümern(?) Opfer an Menschenleben nicht zu Freiheit, zu bringen versprach, während auf lichung eines Geheimerlasses des Reichspropa. Maßnahmen der Selbstverteidigung gegen eine vermeiden gewesen. Zu der mandschuri- ber anderen Seite die grausame, ideenlose Ge­gandaleiters der Hakenkreuzler Dr. Goebbels unmittelbar schwere Gefahr für seine Staats- fchen Angelegenheit erklärte Matsudaira, fie walt des Kriegs bei der Ausnübung des Sie­ist zu schließen, daß die Hakenkreuzler beobjich angehörigen und für die internationale Kon- gehöre nach Auffassung seiner Regierung nicht

als einziger Weg nur noch die. A. und die

S. S., die für alle Event ualitäten bereitstehen.

tigen, im Falle einer Niederlage bei der Reichs- deffion zu ergreifen. Sobald ein sicheres Mittel zur Zuständigkeit der Völkerbundversammlung, ges noch einmal unter dem Schutz des Frie­präsidentenwahl einen Putsch zu unternehmen. zur Beseitigung der Gefahr gefunden werden und es wäre unklug, die Erörterungen über die densdiktats und kraft der Gewehre trium­In dem Erlaß wird u. a. gejagt, wenn der Pro- könne, werde sich die Angelegenheit von selbst mandschurische Frage in der Versammlung phierte. Historisch gesehen, sind wir in diesen dreizehn Jahren um einen großen Schritt vor­pagandasturm verpuffe, ohne die Mehrheit für erledigen. Matsudaira gab dann eine Darstellung wieder aufzunehmen. wärtsgekommen: die tschechischen Gewehre Hitler im ersten Wahlgang zu bringen, blieben Der japanische Vormarsch renbe bes japanischen peeres, ordnete an, daß die gehen gegen friedliche Demonstranten nicht eingestellt. Landoperationen um 14.30 Uhr eingestellt wür mehr los, nur weil die anderen Deutsche den. Tatsächlich stellten die Japaner bereits ihren sind; der Kampf der Nationen gegenein­Shanghai, 3. März.( Reuter.) Admiral Vormarsch ein und befestigen nun ihre neuen ander, hat sich gewandelt, ist auf entwicklungs. Nomura, der Kommandant der japanischen Positionen in Linho , Tajoana, Nazjanu und gemäß höherer Stufe zum Kampf der Klai­Kriegsflotte vor Schanghai , erklärte, daß das Tschenju. sen gegeneinander geworden. Nationaler Ziel der japanischen Operationen bereits erreicht Offiziell wird mitgeteilt, daß die chinesischen Kampf, das war für uns immer verschleier­Die Revolte brödelt ab. worden sei und daß er deshalb den Befehl erteilt Truppen von ihrem Kommando Befehl erhielten, ter Klassenkampf; notwendig und ausweichlich, Helsingfors , 3. März. Die innenpolitische habe, heute um 14 Uhr lokaler Zeit alle Feind- ich jedweder feindseligen Handlungen zu entwenn Lage scheint jetzt eine Wendung zugunsten der seligkeiten einzustellen, was auch bereits gehalten. Es wird ihnen nur erlaubt, sich zur Wehr wenn und wo die Bourgeoisie im Leben der zu jegen, wenn sie überfallen werden. Regierung zu nehmen. Seit gestern abends hat schehen ist.

Die Hitlerpresse will diesen Geheimerlaß als Fälschung bezeichnen, er wird aber in der ganzen Oeffentlichkeit für durchaus echt angesehen.

sich die Zahl der Revolutionäre verringert. Um Große Aufträge Japans für die europäische

Romplikationen zu vermeiden, enthält sich die j

Regierung jeder bewaffneten Einmischung. Sie hat auch die Führer der Aufständischen nicht ver­haften lassen, die noch immer versuchen, alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte aufzubieten. dabei aber wenig Erfolg haben.

Rüstungsindustrie.

Auch die Skodawerke beteiligt.

Völker zu Beutezügen ausrückt und über dem Volk stolze nationale Flaggen wehen läßt, um es im Dunstkreis scheinpatriotischer Gedanken vergessen zu machen, was eigentlich gespielt wird. Gewiß, auch und gerade in der Tschecho­ slowakei sind wir noch weit, noch meilenweit von jenem gleichen nationalen Recht entfernt, von jener Demokratie, von der Wilson träumte und deren Unterdrückung am 4. März 1919

Genf , 3. März.( Eigenbericht.) Das Ver-| Werke Aufträge von über drei Millionen Es wird einige Zeit dauern, bevor die Lage sagen des Völkerbundes wird erklärlich, wenn Dollar erhalten. wieder ruhig ist. Das Geschäftsleben geht wieder man erfährt, daß Japan große Aufträge für Gegenwärtig soll sich eine japanische Mili­feinen gewohnten Gang. Die Neubildung der Munitionslieferungen an Firmen in England, tärkommission in der Tschechoslowatei fünfzig Sudetendeutsche in den Tod schickte. Regierung hat, wenn auch nicht in allen Streisen Frankreich , Deutschland , Belgien , Polen und in aufhalten; von dort sollen bereits 18.000 Gra- Aber lichter ist es um uns geworden, mit jeden der Tschechoslowakei erteilt hat. Vor- naten und 2800 Gasbomben nach Japan ver- Tage mehr erkennen die tschechischen so wie die ebenfalls beruhigend gewirkt. nehmlich über Hamburg sind im Feber jeden schickt worden sein. Die. Skodamerke sollen derzeit deutschen Proletarier, daß sie nur zusammen­Tag Munitionslieferungen nach Japan gegan- an der Ausführung großer Aufträge für Gra- stehend alle Arten der Unterdrückung, so auch gen, so am 7. Feber naten arbeiten, die über Triest verschickt wer- die nationale, überwinden können. Nicht mehr den sollen. stehen tschechische Arbeiter gegen deutsche, son­Jn. Frankreich haben die Schneider- Werke Die deutsche chemische Industrie hat bereits Aufträge auf 20 schwere Tants erhalten; eine dern die vereinigte internationale Bourgeoisie 360.000 Pfund Säuren für Explosivstoffe nach französische Automobilfabrik stellt 4000 schwere gegen die sich immer mehr ralliierende Arbei­Japan geschickt. Eine reichsdeutsche Firma della Flugzeugbomben für die Japaner her. Aus Bel- terschaft ohne Unterschied der Nation. Opfer, sagten wir oben, wird auch dieser rierte 600 Stiften Explosivstoffe nach Japan als fast ist Munition im Werte von 25 Millionen Kampf fosten, ja es werden ihrer mehr sein, Klaviere". Polen hat für die oberschlesischen Dollar nadh Korea abgegangen.

Die erste Zat der Untersuchungs­tommission.

Tolio, 3. März.( Reuter.) Der Kaiser von

Japan hat heute im kaiserlichen Balast zu Ehren der Mitglieder der Völkerbund kommission die mit der Untersuchung der Lage in der Man dschurei betraut ist, ein Festdiner veran staltet.

allein 700 Risten Munition von den Pilsner Skodawerken.