Jbc. 88.Freita-, 4. März 1932.«Leit« 5Der Luftschlauch und die Notleine rollten sichlangsam in Schlangenwindurigen ab. AlS derTauchen auf der untersten Stufe der Trepp« an»gekommen war, ließ er sich nach hintenüber in-Wasirr fallen. Langsam versank er in der trübenFlut. Aus dem Wasser quollen gurgelnde Luftblasen an die Oberfläche, sie zeigten genau denWeg, den der Taucher in der Tiefe genommenhatte. Auf dem Prahm stieg soeben eine blutrote Flaggc an dem Mast hoch, das Zeichen fürTaucharbeit. Stetig hob Und senkte sich der Kolben in den Zylindern der Luftpumpe. Schweigend verrichteten die Männer ihre Arbeit. DerTauchmeister beobachtete aufmerksam den Verlaufder Blaienspur und des Luftschlauches...Harmsen hatte den Grund erreicht. DieSchwere der Bleigewicht« an den unförmigenSchuhen und auf dem Körper schien hier untenaufgehoben, aber trotzdem versank er bis über dieKnöchel im Schlamm d«S Hafengrundes. Nurmählich gelangt« er Schritt smr Schritt vorwärtszur Kaimauer. Das trübe Wasser ließ eine weiteSicht nicht zu, und so mußte Harmsen sich auffein Orientierungsvermögen verlasien. Durch diedicke Glasscheibe vor seinen Augen nahm er dasschon gewohnte Bild auf dem Hafengrund auf.Um ihn herum flitzten flink und behende die gefräßigen Aale, vor der ungewohnten Erscheinungund vor der auSströmenden Lust am Kupferhrlmängstlich ausweichend. Fette Hafenbutts, di«träge durch daS Wasser schwabberten, flohen entsetzt, wenn der glänzende Helm mit dem rundenFenster vor ihnen auftauchte. Der Taucher stört«sich nicht an dem schwimmenden Seegetier, darr aus der Ruhe gescheucht hatte. Unbeirrt setzt«er seinen Wog fort, und bald betastete er di«glatte, mit Seetang umwucherte Mau«r derSchleusenkammer. Jetzt hatte er seinen Wegweiser gefunden. Mit der Rechten an der Mauergestutzt glitt er vorwärts zum Ponton, der eigentlichen ArbeitSstell« zu. Nach einer längerenWanderung erreicht« er sein Ziel. Sofort machtesich Harmsen au die Arbeit. Er hatte zu unter-,suchen, wie weit die Versandung der Schleusenkammer vor sich gegangen war und an welchenStellen der Bagger seine gewaltigen Löffel einsetzen mußte, um daS Becken von der lästigenSandschicht zu befreien. Das pontonahnucheHafentor, das die Schleusenkammer von demeigentlichen Hafen abschloß, war gehoben. ES lagoben am Ad wie ein riesengroßer schwarzerSarg.Harmfen hatte etwa eine halbe Stunde langunten in der trüben Flut gearbeitet, als durchden dichter gewordenen Nebel sich langsam dasHasentor an den Schleusenabschluß heranschob.Fröstelnd bewegten sich die Arbeiter um de»schwimmenden Koloß. In kurzer Zeit lag diegroße eiserne Kist« an der Versenkftelle. Langsam glitt daS schwarze Ungetüm m,t gurgelndenGeräuschen in die Tiefe...Auf den Knien liegend untersuchte der Taucher unmittelbar an der Versenkstelle des Pontonsdie Sandströmungen. Nur noch ku«e Zeitbraucht« er zu arbeiten, dann war seine TätiAeithier unten beendet. In seinen Ohren begannschon ein ferne- Brausen, ein Zeichen, daß erbald auftauchen mußt«. Seine Tauchzeit mußteohnehin bald um sein. Der«msig arbeitendeMann bemerkt« nichts von dem dunklen Schatten,der drohend über ihm schwebte und sich langsamauf ihn herab senkte.« Er spürte nichts von demdurch das Tor verdrängte Wasser, daß in seinemStrom die Fische vor sich her trieb. Langsam,unheimlich langsam senkte sich das schwarze Tor... Noch drei Meter, dann hatte es den Bodenerreicht, und mit seiner gewaltigen Schweremußte e» den Taucher zerquetschen. Zwei Meternoch... Zentimeter um.Zentimeter schob sichder Sarg In den Gleitbahnen nach unten...Eineinhalb Meter... Lautlos im Rücken deSjMannes ließ sich der Tod von der Wand her-ab...Da kroch Harmsen vorwärts und im gleichen Augenblick setzte das- Tor auf den Grund,das link« Bein des Tauchers mit ehernem Zwin-I gen festhaltend. Ein eiskalter Schauer rann überden Nacken des Unglücklichen. Der rasendeSchmerz ließ in Harmfen zunächst keinen klarenGedanken aufkommen. Er wendete sich unterheftigen Qualen am. Nur mit Mühe überwander eine aufkommende Uebelkeit, dann riß er dieSignalleine in kurze« Abständen..«„Himmel, dem Harmsen ist was passiert,"stieß der Tauchmeister, der di« zitternden Bewegungen der Notleine wahrnahm, hervor. Inrascher Folge gellten seine Kommandos über dasDeck. Fieberhaft machten sich die Leute daran,einen zweiten Tauchanzug klar zu machen. Inwenigen Minuten sank bereits der andere Taucher in da» schmutzige Wasser hinab. Immernoch schwang die Leine in der Hand deS Tauchmeister».;Harmsen hatte inzwischen vergeblich versucht,sich zu befreien. Er sah zuletzt em, daß eS seinTod wäre, wollte er sich ohne Hilfe losmachen.Da endlich gewahrte er feinen Kollegen. DurchZeichen verständigten sich beide Manner. Derzweite Taucher hatte schnell übersehen, daß dieRettung Harmsen» nur unter großen Schwierigkeiten gelingen konnte. Nicht eine Minute Zeltwar zu verueren, denn schon weit über die üblich«Tauchzeit war für Harmsen verstrichen. Miteinigen Lederriemen baNd der Retter seinem Kameraden das verletzte Dein oberhalb de» Kniesab. Dann zog er aus seiner Werkzeugtasche ein«doppeltgezahnte Säge hervor. Harmsen sah mitEntsetzen die Vorbereitungen seine» Kollegen, tva»hatte der Mann vor? Da ging dieser an daS ab-geklemmte Bein heran und machte zu Harmsenhingewendet die Bewegungen des Sagens. KurzeZeit zögert« der Unglückliche, dann drückte er demandern die Hand und wendete den Kops ab...Al» di- Mannschaft an Bord de» Prahmwenige Zeit später da» Signal zum Aufziehenbekommen hatte, war Harmsen frei. Rur seinlinke» Bein lag zermalmt unter dem schwerenHafentor..»Brehm und die Wachtel.Bon H. Holtz.Der große Tierforscher Alfred Brehm war mitdem Apotheker von Triptis sehr befreundet und siebesuchten sich, al» Brehm in Renthendorf lebte, fasttäglich. Beide waren große Naturfreund«, derApotheker stand dem großen Zoologen in keinerWerfe nach. Seine Hauptfpezialität war di« Blumenzucht, und der Garten, den«r sich angelegthatte, war weitum eine Sehenswürdigkeit. Danebenpflegte er aber auch«ine Menge von Vögeln, Har-zer Singer, Elstern, und sogar'vine Wachtel befandsich unter den Lieblingen des Apothekers. DieserWachtel galt dir Zuneigung Brehms, er hatte sieganz besonders ins Herz geschloffen.„Bitte, schenke mir die Wacht«!!" bat Brehmden Apotheker fast täglich.„Gut," sogt« der eines Tages,„die ewig« Quälerei habe ich nun satt, ich schicke dir das Lieh."Am nächsten Tag« kam der Bogel bei Brehmin Renthendorf an. Er befand sich in einer geschlossenen Kiste, die an beiden Seiten Futterbehälter und vorne«Inen vergitterten Altan hatte, inden di« Wachtel bei SangeSlust«intrat.Brehm, der mit seglichem Getier umzugehenwußte, füttert« seinen Liebling nach Vorschrift Untat aller, was man einem gefangenen Vogel Gutertun kann. Zehn Tage hatte er die Wachtel nunschon in seinem Besitz, ab«r singen hört« er sie nie.So oft er zum Apotheker nach Triptis kam, wurd«»r gefrägi: ,Mie gehts der Wachtel?"„Gut", sagt«Brehm jedesmal, ,^>er Bogel frißt für fünfe, abersingen tut er nicht."An die drei Wochen währte das. Die Wachtelließ sich trotz aller Lockversuche nicht bewegen, auchnur ein« Minute zu singen. Ja, nicht einmal sehenließ sie sich.Da riß Brehm endlich die Geduld.„Ich willdas verwöhnte Tier sehen", sagte er und machte denBehälter auf. Da hätte ihn aber beinahe derSchlag getroffen; denn statt der Dachtel sprang ihm«in« groß«, fett« Ratte entgegen. Der groß« Naturforscher,«in friedfertiger Mensch, der für manchenScherz zu haben war,-sann auf Rache.Ein Paar Wochen später kam er wieder nachTriptis. Er kehrte in der Apotheke«in und nacheiner kurzen Rast fragt« er seinen Freund, ob ernicht Lust hätte,'«inen kleinen Spaziergang zumachen.„Aber selbstverständlich", sagt« der Apotheker und bald wanderten di« beiden durch di« Natur.Als sie«in« Weile gegangen waren, klagt« Brehmüber Schmerzen im Bein.,^Du weißt", sagt« er zum Apotheker, ,>daß ichnicht abergläubisch bin, aber e» wird einem doch zuweilen seltsam zumute, wenn man von einem Hundgebisien ist, der wahrscheinlich toll war."D«r Apotheker, der di« Natur der Tollwutkannte, wich bei diesen Worten rin paar.Schritte vomNaturforscher ab. So wanderten beide«ine Weileund setzten sich dann nach kurzer Zett auf einer Banknieder.,.Da fing Brehm an zu jammern und von derentsetzlichen Krankheit zu erzählen. Der Apothekerrückte dabei immer mehr von seinem Freunde abund schnitt ganz bedenkliche Gesichter. Plötzlich bekam Brehm Krämpfe, griff zu und sperrt« denMund weit auf zum Beißen. Ter Apotheker, dembekannt war, daß Toll« wasserscheu sind, sprang auf,lief au» Leibeskräften zum nahen Krähenteich.Brehm immer fest« ihm nach. Ww aber der Apotheker, der kein« blasse Ahnung vom Schwimmenhatte, bi» über di« Schultern im Wasier saß, riefBrehm gemütlich:„So, nun komm herau»— daswar für di« Wachtel!"Dobinson Crusoes wirtsdiaftslchrc.Von S. Danzinger.Diese köstliche Skizze des amerikanischenSchriftstellers, eine blutige Satire auf denUnsinn und die Unmenschlichkeit der heutigen Wirtschaft, erschien im Londoner„Commonwealth".Unlängst führten Robinson Cruose und seintreuer Freitag folgendes Gespräch:„Es tut mir sehr leid Freitag", sprach Robinson,„ich glaube aber, ich muß dich entlassen."„Wie meinst du da», mein Herr und Gebieter?",Zch glaube, ich kann dir keine Arbeit mehrgeben. Ich habe keine Arbeit mehr für dich. Wiedu ja selbst weißt, sind von der heurigen Erntegroße Ueberschüste übriggeblieben, folglich lasseich dieses Jahr überhaupt nicht säen, da braucheich also keinen Arbeiter zum Bestellen der Felder.Zreaensellanzüge habe ich so viele, haß ich damitwahrscheinlich Zeit merne» Lebens versehen bin.Mein Haus ist in vollkommen gutem Zustand,so daß ich auch keine Hausarbeiten für dich habe.Eier aus den Vogelnestern kann ich ja selbstsammeln, sonst habe ich ja so nichts zu tun. Miteinem Wort: ein große» Uebel ist über unsereInsel— die auch deine Insel ist— hereingebrochen; auf der Insel ist Ueberproduk-tion. Daran ist einstweilen jedoch nicht» zuändern. Einstweilen habe ich keine Arbeit für dich.Du wirst entlassen. Wenn ich dich vielleicht wiedereinmal brauchen sollte, werde ich dich irgendwieverständigen, inzwischen aber ist eS ganz und garüberflüssig, daß du da in meiner Nähe herumlungerst.„Ich verstehe dich Herr, die Sache ist inOrdnung. Schade, sehr schade, da» Uebel ist abervielleicht nicht so groß. Ich muß also von ml»an für mich selbst da» Feld bestellen mrd säen,ich werde für mich ein Häuschen bauen müssenund werde für mich allein Vogeleier und Kokosnüsse suchen, soviel ich brauche, bis du wiedermeine Arbeit nötig haben wiistt und mich rufst.Bi» dahin, glaube ich, werde ich ganz gut lebenkönnen."„So? Wo willst bu da» alle- tun, Freitag?"„Wo ich arbeiten will? Wo sonst als ausdieser Insel!.Sie ist doch der einzige Ort, woich daS alle- machen kann."„Nein. Diese Insel«hört mir, wie du sehrgut weißt, mein Sohn. Wie soll ich dir da» alle»erlauben: säen, eine Hütte bauen, Vogeleiersammeln und alles andre, ohne daß du mir^ürtue Erlaubnis etwas zahlst, etwa», wa» ich notighabe oder mir wünsche? Was hätte e» denn sonstfür einen Sinn, daß die Insel mir gehört?Da wäre eS doch ganz gleich, ob die Insel mirgehört oder nicht.'„Richtig, richtig. Das habe ich ganz vergessen. Da vleibt also nichts übrig, als daß ichmir ein Boot baue und damit hinauSfahre ausden Ozean, Fische fangen. Der Ozean gehört dochnicht dir?"„Nein, mein Sohn, der Ozean gehört tatsächlich nicht mir, und so kannst du au» demOzean Fische sangen, soviel du willst. Voraus-gesetzt sAbstverstänolieh— die Sache ist nämlichauch nicht ganz so einfach—, daß du dein Bootnicht auf meiner Insel, aus Bäumen meinerInsel baust und nicht die Ufer meiner Insel dazubenützt, dein Boot da landen zu lassen, sonderndaß du dies alles genügend weit von meinerInsel entfernt tust und in keiner Weis« meineEigentumsrechte an meiner Insel beeinträchtigst."„Gott bewahre, Herr, ich denke nicht daran,ich kann ja auch ohne Boot sein. Ich werde einfach zu dieser Klippe dort draußen hinausschwimmen, werde dort fischen und vielleicht mir aucheinige Möveneier suchen."„Das wirst du nicht tun, mein Sohn Freitag, auch die Klippe gehört nämlich mir. Duweißt doch, daß ich auch die Uferrechte besitze,Freitag!"„Was soll also auS mir werden, Herr! WaSsoll ich anfangen?"„DaS ist deine Sorge, Freitag, und nichtmeine. Du bist ein freier Mann und duweißt selbst, wie sehr wir auf dieser Insel dieIdeen der Freiheit und der Individualität hochhalten."„Da scheint nichts übrig zu bleiben, alsHungers zu sterben, Gebieter. Darf ich hier aufdieser Insel bleiben, bi» dieses Ereignis eintritt,oder befiehlst du mir, so wert hinaus zu schwimmen, wo deine Uferrechte aufhören, um dortdraußen zu verhungern oder im Wasser zu ertrinken?"„Das ist keine leichte Frage, Freitag! Aberhalt! Ich babe eine Idee, die dir helfen kann.Und zwar diese: es gefällt mir nicht, täglich dieUeberreste meiner Küche selbst zum Ufer zutragen und ins Wasser zu werfen. Bleib' also aufmeiner Insel. Freitag, und verrichte diese Arbeitür mich. Und wenn mein Hund und meine Katzeich lattgefreffen haben, so kannst du essen, wasre ubriggelassen haben. So wird dir geholfenein. Alles in allem bist du doch ein glücklicherKerl, Freitag! SS ist ja nicht so arg.",,Dank, Herr, vielen Dank, daß du mir dochArbeit gibst! Laste dir deine- Hände, diese hilf,reichen Hände kuffen, die kein Almosen geben,sondern Arbeit. Dank dir, Herr, Dank!"„Schon aut. Frettag, schon gut... Aberhalt! Ich habe dir noch etwa» zu sagen, damitdu die Lage recht verstehst und in Zukunft weißt,wie du dich zu Verhalten hast. Auf meiner Inselherrscht nicht nur Ueberproduktion, sondern auchein andres großes Uebel: die Ueoervölke-r u n g. Fünfzig Prozent der Bevölkerung leidenan ArbettSlostareit. Wir befinden uns in einerPeriode der schweren wirtschaftlichen Krise. Ichsehe keinen Weg au» dieser Lage. Einer aber, derda sagt, er sehe einen Weg, kann nur ein Uwpist,Quacksalber oder sonst ein Betrüger sein. Darumsei von nun an sehr achtsam, Freitag! Glaubenicht den Quacksalbern, sondern habe dein Augedarauf, daß kein neuer Mann auf meine Inselkommt, um sich hier niederzulaffen oder gar zuarbeiten! Und wenn ein Schuf sich meiner Inselnähern sollte, um hier Bedarfsartikel, Güter odergar Gegenstände des LuxuS ans Land zu schaffen,so erlaub« eS nicht, Frettag! So wirst du gegenfremde Arbeit geschützt sein. Ansonsten aber ruhtunser wirtschaftliches System auf felsenfestenGrundlagen, im Grunde ist cs völlig gesund undder Eintritt der Prosperität kann nicht mehrlange auf sich warten lasten."»Ich verstehe Herr, ich verstehe! Was fürein Glück, so einen vernünftigen, gelehrten undeinsichtigen Gebieter zu haben! Laste dir die Hanoküssen. Herr."„Laß gut sein, Freitag. ES freut mich, indir so einen vernünftigen gelehrigen Schüler zufinden. Bleibe nur auch weiter so."„Welche Freude! Ich darf also hier, inmeinem Vaterland bleiben?"^Ja, und du sollst auch weiter diese unseregemeinsame Insel lieben, die für dich nichtweniger Vatenand ist als für mich!"Artzetter, kümmert euch um«re Jugend!Unterstützt dir Kinderfteuudebewrgung undd!« Jugendorganisation. A®Der Sozialismus beginnt nicht in derVersammlung, sondern in der Familie!Alter Tollwer.Von A. Ecken.Herr WenzeslauS Benedek aus irgendettn^,Neste der Tschechoslowakei weilt« seit einigen Wochenmit Kind und Kegel bei einem GeschäftsfreundeHedonij in Tokay, Komitat Zemplin. Wie hinreichend bekannt, wächst in dieser Gegend«in edlerWein, aus dem man«in noch edler«- Gesöff herauS-preßt. Kein Wunder, daß es dort dem Benedekaußerordentlich gut gefiel und er sein« ursprüngliche Reis« nicht fortsetzt« und sich Tag für Tag ineiner verschwiegenen Kneipe mit feurigem TokayerWein volltrank, der so schön die Sorgen vergessenließ. Und dabei war das Zeug spottbillig. I» derI Tschechoslowakei hingegen— na Benedek wußte Bescheid. Zoll, Steuer uns so. Aber es mußte dochein« Möglichkeit vorhanden sein, uralten TokayerWein nach der Tschechoslowakei zu bringen, ohnedaß eine hochwohllöbliche Zollbehörde Lunt« roch.Vielleicht konnte ihm Hedonij mit gutem Rate bei-stehen.„Wenn- weiter nichts ist als«in bisserl Weinschmuggel, kann ich dir schon' helfen", meint« gemütlich der bieder« Geschäftsfreund.„Gehst halt zurnächsten Spenglerei, kaufst dir drei oder vier Wärmflaschen und füllst sie voll Tokayer. Auf der Zollstation werden die Wärmflaschen nicht revidiert."Am Abend schlich WenzeslauS Benedek mit vierkupfernen Wärmflaschen bewaffnet nach der Wohnung seines Geschäftsfreundes und leert« dort«in«Flasche nach der anderen Tokayer Weines in d«nhohlen Bauch der Zollhintergehungsgegenstände.Schon am nächsten Tage reiste WenzeSlaus mit seiner Familie nach den heimischen Gefilden, aber nicht,ohne vorher auf den Ratschlag des Freundes zuhören, in der nächsten Stadt über der Grenze beimKronenwirt einzukehren und dir Flaschen gleich umzufüllen, denn sonst könne er, Hedonij, für einenguten Geschmack des uralten Weines die Garantienicht übernehmen. Benedek befolgt«, wie ihm gesagt. Die Reise ging glücklich vonstat.ten, der Einzug beim Kronenwirt glich einem Triümphzug, linden Zollbeamten hatte man«in« lange Nase gedreht. Sorgsam wurden di« Wärmflaschen auSge-packt, auf den Tisch gestellt, und nun ging FamilieBenedek erst einmal nach der Gaststube, um zu fut-tern; denn das Angstgefühl lag noch in den Knochen,und einen anständigen Hunger hatte man gleichfalls.Mlt dem Nmschütten des Weines hatte#• noch einWeilchen Zeit.—Was war nur mit den Wärmflaschen lös? Benedek samt Familie staunten. Di« Flaschen fühlten*sich eklig heiß an. Sollt« hier gar ein Gärungs-•Prozeß vor sich gegangen sein? Herrn Benedekschwant« Unheil..Entschlossen schraubt« er den Verschluß ab und— großmächtiger Nepomuk! Wardenn das sein Tokayer? Der herbeigerufen« Hausdirn«!, ein verschlafen aursehender älterer Tscheche,klärt« alles auf.„Wollt ich Ihnen Frrw« machen,hab ich weggeschotten dem kalten Wasser und rein-geschotten Heeses. War nicht recht, denn entschuldigen tausendmal." Dann zog sich der Hausdienerzurück und Benedeks reisten ab, ohne Tokayer.Zwei Tage später erhielt Hedonij in Tokay vomKronenwirt aus der Grenzstadt folgenden Brief:„Auch dieses Mal hat alles bestens geklappt.'Dein ziemlich beschränkter Freund Benedek ist mitseiner Familie auf den Leim gekrochen, so daß m inHausdiener nur di« alt« Ausrov« vom Wegschüttenzu erzählen braucht«. Deinen Verdienst am Wein«überweise ich Dir beute. In alter Freundschaftder Kronenwirt"Lwcher harmsen.Bon Heinz JaeobS.Ueber dem gelblichgrauen Wüster der Schleusenkammer woben feuchte Nebelschwaden. Dieweißen Dunstfetzen klammerten sich an die Eisenteile des Hafenpontons, sie krochen durch dieEisenkonstruktionen der riesigen Hubbitücke, di«unmittelbar über dem Schleusentor liegt; an d«nsteilabfallenden glatten Mauern deS Schleusenbecken» glitten sie lautlos herab und senkt«« sichgespenstisch auf da» leise in dem schmutzigen Wasser dümpelnde Taucherboot. Da» Kreischen derhungrigen Möwen war deutlicher vernehmbar,al» bei sichtigem Wett«. Jeder Ton wurde vondem Nebel um vielfaches verstärkt und hinausgetrieben in den Hafen.Auf dem Taucherprahm hantierten mehrer«Männer an den Geräten, sich leise unterhaltend.Sie schraubten Schläuche an di» Verschraubungender Luftpumpe und überprüften kurz den schweren Kupferhrlm, der neben dem Tauchanzug anDeck lag.„Also, Harmsen, Sie wissen nun wohl, woSie ansetzen wüsten, nicht wahr?" fragte derTauchmtister einen hvchgewachsenen Mann, derin einem blauen Sweater an der Reeling lehnte«nd ein« kurze Pfeife rauchte.„Ich weiß", antwortete er,„am Pontonlink» anfangen, dann vorläng» geben."„Na, dann.wollen wir un» fertig machen",sagte der erste und deutete, auf den Anzug. Harmfen klopfte gemächlich den Tabakrest au» der Pfeifeund ließ sich von einem der Männer in denTauchanzug helfen. Zwei andere seiner Kollegenhaben den glänzenden Helm auf und schraubtenihn fest. Nachdem die Scheibe vor dem Munddes Taucher» befestigt war hingen die MännerHarmsen die Prust» und Rückenblei« auf. DiePumpenleute bewegten langsam immer gleichbleibend die Schwengel. Schwerfällig bestiegHarmsen die Treppe, die un Master verschwand?