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Donnerstag, 28. April 1932.
PRAGER ZEITUNG.
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Der Film
tr. 101.
[ lerischen Leiter des Theaters am Bülowplay. Heinz Hilpert hat die Wahl angenommen. Die geschäftliche Verwaltung des Theaters geht auf eine Gemeinnüsige Theater Betriebs- Ge Das große Lied der Liebe. Der neueste Tsche Die Durchfälle des Anton Kuh und überhaupt sellschaft über, deren Anteile jämtlich im Besi chenfilm ist zwar dem Titel nach ein ernſtes Spiel seine ganze extrementale Geistigkeit werden gewiß der Volksbühne bleiben. Sum Träger der Kon- für Menschen, die eben das große Lied der Liebe auch, gesetzlich geschüßt, auf kulturelles Interesse session des Theaters wurde der langjährige Vor- noch ernst nehmen; aber selbst die willigsten KinoDie gesittete deutsche Oeffentlichkeit Prags , die stoßen, wenn sie also im Lichte des§ 19 stehen; was sigende der Volksbühne o. V., Unterstaatssekretär besucher werden sich noch selten so gut über eine ernst sein sollende Sache unterhalten, wie diesmal. auch jenseits unserer Parteiöffentlichkeit uns um aber uns anlangt, so beschäftigen wir uns mit ihnen a. D. Kurt Baake, bestimmt. ihre, von einem Aufatmen begleitete Zustimmung auch an Hand dieser Berichtigung nur deshalb, weil Wochenspielplan des Nenen Deutschen Theaters. Man kennt Holzfäller und ihre Geschicke; was aber zu unserem, der Urania würdigen Porträt für uns der Fall Kuh" lediglich als ein Fall Donnerstag, halb 8 Uhr: Plaz und Sieg" der Regisseur Kubaset diesmal zeigt, ist wirklich Anton Kuhs wissen ließ, wird mit demselben Urania Pflicht und Aufgabe bedeutet. Das gilt( 163- III). Freitag, halb 8 Uhr: Sput im heiter; feibst unter Berücksichtigung dessen, daß nicht Vergnügen, mit dem wir uns in diesem Falle dem für alles, was der Kuh durch seine Rechtsver- Schloß"( 161- I). Samstag, 7 Uhr, Arbeiter- ieder Künstler machen kann, was er will, muß doch gesetzlichen Zwang beugen, folgende Berichtitreter ableugnen oder nicht ableugnen und auf alle vorstellung:„ Die Walküre ". Sonntag: Geschlossen. festgestellt werden, daß diese Anhäufung von Senti gung lesen, die wir im Sinne des§ 19 des Breß- Fälle nun erst recht als schärfsten Spiegel feines Montag, halb 8 Uhr: Sput im Schlof" mentalität und Naivität unerträglich ist. Daß ein gesezes zu jener Notiz unter den obigen Ueberschrif- Unwesens erscheinen läßt. Daß der Anton Ruh( 162- II). Naturbursch mit einer Riesenhade in den Wald ten in der Nr. 96 unseres Blattes vom 22. April nicht Söldling des Erpressertönigs Belessy gewesen Wochenspielplan der Kleinen Bühne. geht, daß er von seinem reichen Nebenbuhler ein dieses Jahres erhielten. jein will, aber sich in unfreiwilliger Romit als Donnerstag, 8 Uhr:„ Der Mann mit den gelertert wird, daß er sich zwischen zwei Frauen Die Berichtigung Anton Kuhs durch seine( natürlich besoldeter) Theater! ri- grauen Schläfen".( b.) bewegt und nicht auskennt, war schon da; wenn Freitag, halb aber immer dann, wenn nichts mehr folgen kann, Prager Anwälte hat folgenden Wortlaut: tiker jener Stunde" ausweist, die, wie alles, so 8 Uhr, Kulturverbandsfreunde: Roulett2". die Szene durch eine Kusserie weitergebracht wiro, Es ist unwahr, daß Anton Kuh jahrelang der auch die Kunst in ihren Schlamm zog, interessiert Samstag, 8 Uhr: Der Mann mit den dann hört die Kritik auf und es beginnt die FestSölling des Wiener Erpressertönigs Bekessy war. uns heute denn je eben nur von dem Gesichtspunkt grauen Schlafen".( Ab.)- Sonntag: GeWahr ist vielmehr, daß Anton Kuh nicht Söld- aus, daß die Prager Urania diesem Bekessy - schlossen. Montag, halb 8 Uhr, Bankbeamten I: tellung, daß man gewisse Arten von Filmprodu ling, sondern Theaterkritiker des von Belessy be mann neuerlich unterstand in den Räumen gab, bie" Der Mann mit den grauen Schläfen." senten in ihrer Eigenberechtigung einschränken müßte. Ueberraschend gut, aber im Film nicht begründeten Mittagsblattes Die Stunde" war. Es jener, nach dem Wort des Herrn Direktor Frankl, gründet, ist die Photographie des Kameramanns ist unwahr, daß Anton Kuh aus dem Restaurant nicht mehr hätte betreten dürfen, aber betreten Blažel. 23. Lg. Kuh, zugibt,
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" Schwannede" hinausgeworfen wurde. Wahr ist tonnte, während der Stub, wie er selber zu Vorträge und Veranstaltungen
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Ueber Soziale Probleme der Blinden"
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Profeffor Sport Spiel dann vom Besiver des Reſtaurants hinausgeschlechten Gedächtnis behafteten Professor Sport
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Körperpflege
Literatur
„ Bubi Caligula." Von Hanns Sachs
Mr. 2.85. Der Verfasser unternimmt hier den ge lungenen Versuch, eine der scheusäligsten Gestalten der Weltgeschichte psychoanalytisch zu deuten Es iſt dies Gaius, Sohn der Agrippina und des Heerfüh rers Germanicus, den seine Mutter als Kind das Kleid und die Ausrüstung eines Legionärs tragen ließ und der, weil er mit seinen dünnen Beinen in den hohen Militärstiefeln recht drollig aussah, von den Soldaten Caligula , das ist das Stiefelchen, ce In der Deutschen Turnerzeitung" vom 19. April nannt wurde, unter welchem Namen er in die Welt
Haben die Olympischen Spiele eine Zukunft?
vielmehr, daß Anton Kuh den schriftlichen Be- den Künstlerklub bei Schwannede nicht scheid erhielt, den im Restaurant Schwannede" mehr betreten darf.( Also Zugeständnis der moratagenden Künstlerklub nicht mehr zu betreten. Es lischen, unter Ableugnung der physischen Ohrfeige!) Ist unwahr, daß Kuh die Freundin eines Schau- Was aber den Kognac und die Nüchternheit des spricht heute um halb acht Uhr abends im Vorspielers beleidigte, daß der junge Künstler hierauf Kuh anlangt, so wird seine Berichtigung nicht einen tragssaale des Ministeriums für soziale Fürsorge Psychoanalytischer Verlag, Wien . 150 S. Preis erklärte, er werde an einem bestimmten Tage dem Deut an den Feststellungen der vielen Zeugen Sub eine abgezählte Reihe Ohrfeigen versehen, ändern, die sich von der Alkoholgeistigkeit seiner Dr. Alexej Zahoř. Eintritt frei. daß er diese Erekution termingerecht vollzog, daß brillanten Dreckschleuder überzeugt haben Kuh bei allen Ohrfeigen still hielt und daß Kuy mutlich nicht einmal an den aber leider mit einem worfen wurde. Wahr ist vielmehr, daß Anton Frankl, der selber aus der Fuselgeschichte feinerKuh niemals die Freundin eines Schauspielers zeit kein Hehl machte und von dem ja auch unsere beleidigte, daß niemand erklärte, er werde ihm an Kenntnis der jetzt von Kuh abgeleugneten Unrateinem bestimmten Tage eine abgezählte Reihe geschichte im Künstlerzimmer stammt, Ohrfeigen verletzen, daß diese Eretution nicht das eben kein zweites Mal zum Ruhst a II machen vollzogen wurde, und daß er vom Besitzer des Restaurants nicht hinausgeworfen wurde. Wahr ift vielmehr, daß Anton Kuh einen Vortrag unter dem Titel Schwannede" hielt, worin er sich über die Stammgäste des Lokals lustig machte, worauf er ein Schreiben erhielt, worin er gebeten wurde, dent Club ferngubleiben. Es ist unwahr, daß Anton Kuh nur in angetrunkenem Zustande, nach Genug beträchtlicher Mengen Kognats, reden fann. Wahr ist vielmehr, daß Anton Kuh auch im nüchternen Zustande und ohne den Genuß be trächtlicher Mengen Kognats reden kann. Es ist unwahr, daß Anton Kuh buchstäblich volltrunten auf dem Podium stand und ungezähltemale die Redewendung gebrauchte, die in den Kreisen der gebildeten Bourgeoisie als das bestbekannte
Goethe- Zitat turfiert. Wahr ist vielmehr, daß Anton Kuh völlig nüchtern auf dem Podium stand und daß er aus einem gedruckten Buche eine humoristische Geschichte vorlas, deren Held diese Redewendung gebraucht hat. Es ist unwahr, daß Anton Kuh , als er den Saal für einen Augenblid verließ, dem Publikum den Zwed des Abstechers mit den denkbar ordinärsten Worten: Ich geh jetzt br..., angekündigt hat. Wahr ist vielmehr,
zu lassen der Urania - Direktor mit seinem feierlichen d. 3., dem Organ des größten deutschen Turn- geschichte eingegangen ist, allerdings als einer, dessen Wort versprach!
verbandes, werden unter dieser Ueberschrift zu den Olympischen Spielen in Lake Placid und Los Angeles folgende Urteile abgegeben:
Run und zum Schluß die von uns augenblids nicht auf ihren Wahrheitsgehalt prüfbare Beschei denheit des Kuh in puncto feiner Autorschaft der hunds- und tubordinären Helden" Ausdrücke über Der tiefere Sinn der Spiele geht verloren. das Br... en" und ähnlicher Verrichtungen: Rub leugnet nicht, daß er diese Schwei - Allein das Geschäft, die Rentabilität, ent nereien Ias. Und dieses Factum, ob in unserer scheidet. Zu diesem Zweck setzt man einen unge Feststellung oder in Kuhs Darstellung, vollendet heuren Reklame apparat in Tätigkeit, Sen eben das hier zu wiederholende schärfte Urteil überationsgerüchte werden verbreitet, jeder Tag die Urania, an deren Vortragspult so etwas möglich ist. In de m, wie Direktor Franki glaubt, bringt etwas anderes. Trainingsberichte werden Prager deutschen Volksbildungsinstitui verschleiert, um die Menschen zu locken. Troß allem durfte und konnte sich Derartiges zutragen und dort ist die finanzielle Pleite groß. durfte, trotz der ehrenwörtlichen Zusicherung Frankis, der Kuh im Namen Goethes nochmals seine Fladen ablagern! Und nun wird diese Urania die Geister, die sie rief, nicht los, muß sich vom Stuh selber nochmals, fraft eines Berichtigungspara graphen, durch den Dred schleifen lassen, den er dort hinterlassen hat. Hoffentlich aber hat die Urania nun wenigstens jetzt die Nase voll!
daß er den Saal während des Vortrages nicht Kunst und Wissen
verließ, daß er feinen Abstecher machte, aljo auch nicht den Zweck des Abstechers ankündigte. Wahr
Geradezu pavador ist es, wenn die Zeitungen berichten, welche Anstrengungen zur Finanzierung der Olympiamannschaft gemacht werden, und man int nächsten Artikel von der wirtschaftlichen Notlage der Bereine liest.
Schand- und Bluttaten ihn als den Inbegriff des Verabscheuungswürdigen erscheinen lassen. Hanns Sachs untersucht in tieffchürfender Weise, wie dieser förperlich armselige und im innersten Wesen stets Sind gebliebene Knabe, dem, kaum zum Manne herangereift, die unerwartete Aufgabe zufiel, das Erbe nach Tiberius , seinem Großonkel, anzutreten, zu jenem sprichwörtlichen Ungeheuer werden konnte, das der Schrecken und das Entsetzen seiner Zeit genoffen war und das eine Summe von Untaten verbte, die jenseits aller Grenzen des Menschlich Begreiflichen liegen. Es war eine Reihe von Ereig nissen, die Caligulas , des schwächlichen ungefunden Knaben schon in den frühesten Lebensjahren star entwideltes Selbstgefühl zum Größenwahn, und nach seiner unvermuteten Thronbesteigung zur grenzenlosen Selbstvergötterung und zum wahn wikigsten Machtgefühl steigerten. Fand Caligula schon als Knabe Genuß daran, bei Leibesitrajeit, Folterungen und Hinrichtungen zuzusehen, so ergab er sich dieser Lust an Grausamkeit nach seiner Macht ergreifung unter Hinwegießung über alle Begriffe von Recht, Gesetz und Menschlichkeit mit um größerer Leidenschaftlichkeit, zugleich trieb ibn fein lofer Brunt- und Verschwendungssucht. Nach dre frankhaft übersteigerter Ehrgeiz zu maß- und sinn Jahren und neun Monaten seiner Regierungszeit seinem neunundzwanzigjien Lebensjahr rme det wurde Caligula , dessen grausames Wüten schon vor Hanns Sachs lehnt es ab, in Caligula einfach einen „ Orford" Hemigen belgischer Arbeiterfußball- Wahnsinnigen zu sehen, er tommt vielmehr zu dem meister. In der Vorentscheidung der vier belgischen Schlusse, daß dieser Kaiser auch noch im Mannes Kreismeister spielten„ Orford" Hemiren bei Ant- alter das„ Bubi" blieb, das er immer war und in werpen gegen Montegnee 5: 1, US . Mouscron gegen dem sich findlicher Vernichtungswille, maßlose Eitel Fraternitee Brüssel 2: 1. Das Endspiel um die feit und Lust am Spiele so miteinander vermisch: Meisterschaft des belgischen Arbeiterfußballverbandes und gegenseitig durchbrungen hatten, daß„ das gewann Hemigen gegen Mouscron verdient mit Böseste und das Harmloseste zu einer untrennbaren 4: 1( 2: 0). Hemigen bot eines seiner besten Spiele. Einheit wurden".
Von den Olympischen Spielen zur Zeit Solons ist nur der Name geblieben.
Auch in Paris Fascistengruß abgelehnt. Am Schluß des Länderfußballspieles Frankreich - Italien am 10. April entboten die italienischen Spieler, wie am 20. März in Wien , den Zuschauern den wurde dieſe faſciſtiſche Provokation durch tausend Fascistengruß. Auch von den Pariser Zuschauern fache Pfiffe und Pfuiruse abgelehnt.
ist vielmehr, daß Anton Kuh aus einem Punkte dem Ursache mehrfacher Verschwörungen war, in Deutsche Mujitakademie. Oeffentlicher geb jetzt br... en" gebrauchte. Es ist unwahr, Uraniajaal( Stompositions- Meisterklasse und Stameine Geschichte vorlas, deren Held die Worte„ ich abend. Samstag, 30. April, 8 Uhr abends, im daz Anton Kuh seine Notdurft im Künstler- mermusikklasse) Werke von: Friedrike Schwarz: zimmer vor den Augen des Leiters der„ Urania " Sonate für Bratsche und Klavier, Ernst Hirsche: verrichtet habe. Wahr ist vielmehr, daß Anton Bassaglia in fis- moll, Mag Reger: Serenade in Kuh dies nicht getan hat. Es ist univahr, daß G- Dur, 2. v. Beethoven : Serenade für Violine, Anton Kwh an Durchfall litt. Wahr ist vielmehr, Bratsche und Cello. Karten 3, 6 und 8 Kronen. daß Anton Kuh an Durchfall nicht gelitten hat. In vorzüglichster Hochachtung:• In Vertretung des Anton Kuh : Rechtsanwälte: Dr. Paul Gans, Dr. Paul Kafta.
Gericht.
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Die Berliner Volksbühne wählte Dienstag an Stelle des ausscheidenden Karlheinz Martin , der an die Reinhardt- Bühne geht, den Regisseur der Reinhardt- Theater, Heinz Hilpert , zum fünst
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tasievolle Erklärung. Aber unsere Sachverständigen haben wohl einleuchtend dargetan, daß ein Zeitintervall zwischen Würgen und Stechen nicht bestand, daß aber und das ist die Hauptsache sowohl das Würgen als auch das Stechen den Tod herbeigeführt hat. Die Klarste Erklärung hierfür dürfte wohl die sein, die kein Jurist, wohl aber ein Mediziner hier gab, der viel mit Verbrechen berufsmäßig zu tun hat. Er sagte nämlich, daß das Opfer durch das Würgen nicht ganz getötet wurde, sondern noch geröchelt haben kann, und der Mörder, um ganze Arbeit zu tun, sich noch des Messers bediente
meiner Ansicht von den Pflichten des Staats-| treten. Sie haben auf nichts andres zu hören anwaltes, und die Verantwortung hierfür trage als auf die Stimme Ihres eigenen Gewissens, ich. Denn es ginge nicht an, einen Menschen in und Sie bleiben Gott und der Menschheit ver Freiheit zu setzen, von dessen Täterschaft Sie zu antwortlich für Ihren Spruch, jeder einzelne von tiefst ganz und unumstößlich überzeugt sind, wij Ihnen seinem eigenen Gott! send, daß seine Disposition ihn wieder zu einem Morde treiben könnte.
In kurzer Zeit werden Sie allein in Ihrem
Aus der Rede des Verteidigers.
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Roman von Stefan Bollatschef. Was in diesem Moment in ihm vorge gangen sein mag- mer vermag das wohl restlos zu ergründen? Aber die Tat fann er sehr wohl begangen haben, denn seine ganze Einstellung Zimmer sein und über das Leben eines Men- Wir alle stehen unter dem Eindruck der Rede deutet darauf hin, sein ganzes Gehaben nach der schen beraten und urteilen. Sie werden damit des Staatsanwaltes, und dieser Eindruck war ein Tat läßt dieie als von ihm gesetzt erscheinen. nicht nur vor die schwierigste Aufgabe Ihres recht ziviespältiger. Man könnte ihn auf die Gestatten Sie, daß ich eine sonst ganz verLebens gestellt sein, sondern auch vor eines der Formel bringen: Einerseits anderseits. J pönte Frage hier an Sie richte: Wer sonst sollte schwierigsten Probleme der Rechtspflege über- werde ihr lieber die Formel zugrunde legen: die Tat begangen haben, wer fönnte sie begangen Es entsteht nun die Frage, ob der Täter haupt. Nämlich vor die Frage: Darf man einen Scheinbar und in Wirklichkeit. haben? Ich weiß, daß diese Frage sehr stark von einen Mord oder einen Totschlag beging. Fern Menschen verurteilen, der eine Tat leugnet? Es der Verteidigung befämpft werden wird, aber sei es von mir, Ihrem Richtspruch vorzugreifen, gibt eine moderne Theorie, die sagt, lieber zehn Meine Aufgabe ist deshalb schwer, schwieri Lassen Sie sich nicht beirren und stellen Sie sich und ich würde meiner anfangs geäußerten Mei- Schuldige laufen lassen, che einen Unschuldigen ger als in jedem andern Falle, obwohl ich aut diese Frage immer wieder in Ihrem Beratungs- nung von den Pflichten des modernen Staats- verurteilen! Die letzte Konsequenz dieser Theorie rühmliche, wie ich wohl jagen darf, zurückblic eine jahrzehntelange Praxis, und auf teine zimmer. Die Verteidigung hat in dem Verhör| anwaltes ins Gesicht schlagen, wenn ich Ihnen ist, daß man einen leugnenden Verbrecher nie vermit den begutachtenden Sachverständigen immer meine Meinung hier aufnötigen wollte. Sie sind urteilen dürfte. Denn, meine Herren Geschwor- weil ich einem scheinbar so milden Staatsanwalt wieder die Frage aufgeworfen, ob der Tod durch die Richter! Lassen Sie mich nur zu einer Frage nen, es gibt keinen vollgültigen Beweis, ehe der gegenüberstehe, dessen Milde äußerlich ist und dej, Würgen oder durch Stechen erfolgt sei, wahr- Stellung nehmen, lassen Sie uns nur noch eine Beschuldigte nicht gestanden hat. Ich selbst tenne sen Härte unter dieser Milde verdeckt werden soll scheinlich, um die auch eine Zeitlang von der Frage gemeinsam untersuchen, nämlich die wich- Fälle, wo lückenlose Indizien sich lange nachher und auch wirklich sehr geschickt verdeckt wird. J Polizeibehörde ins Stalkül gezogene Version auf- tige Frage, ob eine Affetthandlung vorliegt oder als Frrtum erwiesen. Das heißt aber nicht, daß age unumwunden, daß mir alle bisherigen zurollen, wonach es eventuell zwei Täter gegeben nicht. Der medizinische Sachverständige sagt hier, es Ihres Amtes ist, den Angeklagten freizuspre Staatsanwälte, die mein Herr Gegner so start haben könnte. Der Polizeiarzt hat nämlich an daß alle Stiche in die Herzgegend trafen, was chen, weil er leugnet. Jeder Prozeß, in dem bekämpft, viel lieber waren. Der Herr Staats Ort und Stelle ein Gutachten abgegeben, das er gegen eine Affekthandlung spräche, denn bei einer der Angeklagte leugnet, ist ein Indizienprozeß der Zeit nicht mehr entsprechen, indem sie den später an der Hand der wissenschaftlichen Behelfe, wirklichen Affekthandlung hätten die Stiche über und der Angeklagte müßte nur leugnen, um jei Angeflagten„ jagten". Nur ein Verteidiger fann die ihm ja am Tatort nicht zur Verfügung standen ganzen Oberkörper verteilt sein müssen. Hal- nes Freispruches sicher zu sein, um weiter auf voll und ganz erkennen, wie recht hier der Hert den, wieder korrigierte. Demnach nahm die Po- ten Sie sich vor Augen, was Affekt und was die menschliche Gesellschaft losgelaſſen zu werden. Staatsanwalt hat, und diese Worte sind schon eine lizei an, daß es zwei Täter gegeben haben könnte. Unzurechnungsfähigkeit iſt. die einmal ihre gebührende Anerkennung Der letzte Besucher in diesem Falle also der Hat der Täter die Tat begangen, hat er nach haben Ihr Gewissen zu erforschen. Die gelehr- Tat, Angeklagte habe die Richter erwürgen wollen, Ihrer unumstößlichen Ansicht, die Sie vor einem ten Richter haben in Fällen, wo es sich um das finden wird, beffer gesagt: finden würde, wenn jeine Straft reichte jedoch nicht aus, er flüchtete, höheren Forum verantworten werden müssen, die Leben eines Wienschen handelt, ihr Amt in Ihre den Worten die Tat gefolgt wäre. Wir haben nach einer Weile sei dann ein andrer gekommen, Lizzi Richter ermordet, dann können Sie ihn Hände übergeben, Sie, als Mitbürger des Ange- anders wet, der die Richter durch Stiche in die Herzgegend ge- nicht wegen Sinnesverwirrung freisprechen. Die- blagten, haben zu urteilen. Sie, als Auserwählte tötet hätte. Wie man sieht, eine reichlich phan- sen Rat Ihnen zu geben, widerspricht nicht der Menschheit, haben die Menschheit hier zu verDrnd: Rote H.-G. fir Setting- unb Buchdrud, Breg. Für den Den verantwortlich: Otto Solif Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bot monatlich Ke 16.-, bierteljährlich Kö 8. balbjährig Kā 96,-, gangjährig Kŏ 192,-,- Injerate werben laut Tarif billight berechnet. Bet öfteren Cialbeltungen Breisnachlag. Rüdstellung von Manuftripten erfolgt war bei Ginfendung der Retourmetlen,
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Serausgeber: Siegfried Taxb. befrebatteur: Wilhelan tehner. Berantwortlicher Redakteur: Dr. Emil Streut, rag. Brag. Die Beitungsmartenfrantatur tourde bon der Bost. Telegraphendirektion mit Erlaz r. 13.800/ VII/ 1930 bewilligt.
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( Fortsetzung folgt.)