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Sonntag, 8. Mai 1932

Nr. 110

Beit, daß man es gewissen Elementen nicht jo Ergebnis der heutigen Wahl in Berlin   über die Wohnbautätigkeit in aufgeklebte Zettel, die mit kleinen vervielfältigten leicht macht, reaktionäre Pläne zu schmieden Frankreich   sein. Und nur wenn die Deutschland   und die Ziele der deutschen   Adressen versehen waren. Das ganze sieht michz und fascistische Ziele zu verfolgen. Lintsparteien einen bedeuten- Wohnungsreform beschäftigen. Daran wird sich als verdächtig aus! Das Adressenmaterial fann Bereits am Dienstag wird Frankreich   den Erfolgerringen das Attentat eine Besichtigung der zahlreichen Auffiger Woh einen neuen Präsidenten bekommen, es wird, wird allerdings von der Rechten zur Aufpeit- nungsneubauten schließen. da die Wahl noch von der alten Kammer schung nationalistischer Instinkte ausgenützt

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Aussig   wankt!

durchgeführt wird, durch diese Wahl an der werden kann die Welt hoffen, daß die fran- Die Front der Baumeister von französischen   Politik nichts geändert werden. zösische Politik Europa   Friede und Ab­Für Frankreich  , für Europa   und für die ganze rüstung, Brot und Arbeit bringen Welt von viel größerer Bedeutung wird das wird.

An den Branger!

Ausschneiden!

Das ist der nationale Sozialismus!

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Ankleben!

Die Nazi wollen Lungenkranke elend zu Grunde gehen lassen!

Im Laufe des Samstagnachmittag sind bei der Aufsiger Streifleitung der Bauarbeiter mehrere Erklärungen von Baumeistern folgenden Inhalts eingelangt:

An die Streifleitung

in Auffig. Ich verpflichte mich, die mit Schiedsspruch festgesetzten Löhne bis Ende 1932 an die bei mir beschäftigten Bauarbeiter zu bezahlen.

Hochachtungsvoll:

Stampiglie und Unterschrift.

doch nur von einem ihrer Hakenkreuzlerischen Trabanten von der Firma beigestellt worden sein. Wenn auch die Nazi auf diese nied­

rige Art ihre vier Manadte halten konnten und

die freie Gewerkschaft infolge Abbaues der Be­legschaft ein Mandat verlieren mußte, so ist damit noch lange nicht die klassenbewußte Arbeiterschaft

erledigt.

haben die Hitlerianer ganz außenstehende poli­

In ihren ganzen Verleumdungsschriftey tische Ereignisse und Personen, die mit der Be­triebsausschußivahl gar nichts zu tun haben, in der lügenhaftesten und gemeinsten Weise heran­gezogen, weil sie nicht in der Lage waren, gegen die zuständige freigewerkschaftliche Organisation und deren Vertrauensmänner auch nur das ge­ringste vorzubringen. Das ist der beste Beweis der ehrlichen Pflichterfüllung durch unsere Ver­

Im Tag" vom 5. d. M. ist ein an sich ver- p jage Eingeweihter ausnahmslos unheilbare, Iogener Artikel über das Rote Wien enthalten, tödliche Fälle. treter! Diese Schreiben sind der Beweis, daß die dem man weiter keine Beachtung schenken Also für hoffnungslos Er- Haltung der Baumeister auf Nichtanerkennung Die chemischen Arbeiter mögen jetzt daraus braucht, weil die Behauptungen, die da aufge­stellt sind, und die sich gegen die Politik unserer des Schiedsspruches nur ein Willkürakt der Bau- endlich die Lehre ziehen und mit aller Energie frankte, denen nicht geholfen wer- meisterorganisation ift. Festgelegt sei, daß an dem Ausbau der freigewerkschaftlichen Be Genossen richten, abgeschmackte, längst widerlegte den kann, deren Leiden nicht ge- einige Baumeister die Erklärung triebsorganisation arbeiten, denn nur auf dieſe Lügen sind. beffert, sondern durch die Behand= abgaben, die Löhne nach dem Weise wird es möglich sein, den Fascismus lung nur verlängert werden, wer- Schiedsspruch wären nicht zu hoch, niederzuringen. den Millionen verausgabt".

Aber was der Tag" da an eigener Meinung ohne jede Spur von Scham von aber sie dürfen auf Grund der Be­sich gibt, offenbart eine solche abgrundtiefe Ge­Bravo! Das ist der nationale Sozialismus, ichlüsse ihrer Organisation diese fühlsroheit, daß fie über den beschränkten Leser- wie wir ihn uns immer vorgestellt haben: Um öhne, welche der Schiedsspruch fest= Benzinmischungspreis 2.55? freis des Tag" hinaus der Deffentlichkeit mit die Taschen der Reichen zu schonen, mögen arme legte, nicht bezahlen. Ein Beweis, daß Prag  , 7. Mai. Wie das ,, České Slovo" mel­geteilt werden muß. Der Tag" schreibt: Krante sterben. Um die Millionen" Schillinge die Bauarbeiter lediglich provoziert werden sollen! det, hat sich die Spirituskommission der Koali­,, Das neue Tuberkulosenheim der Ge- ist es den Nazi leid. Um franke deutsche Volks- Die Bauarbeiterschaft wird daher in ihrem tionsparteien über den Preis der neuen Brenn­meinde Wien   kostet drei Millionen Schilling, genossen ist kein Schaden, wenn sie sterben! Für Kampfe für die Anerkennung der gefeßlich fest- stoffmischung geeinigt; er soll 2.55 K pro Liter das Radiuminstitut fünf Millionen Schilling. eine solche Gefühlsroheit, für eine solche Ber  - gesetzten Löhne Löhne ausharren bis zum einschließlich der Umsatzsteuer betragen, also den Beide Anstalten haben in den reichsten Staaten lumptheit der Gesinnung gibt es wirklich nichts bollen Sieg, trotzdem bereits heute schon heutigen Benzinpreisen in Prag   entsprechen. Die nicht ihresgleichen und beherbergen nach Aus- anderes mehr als Spucke. Pfui Teufel!" Faktoren am Werke sind, die Front der Bau- restlichen strittigen Fragen sollen im Laufe der arbeiterschaft zu zerschlagen. nächsten Woche bereinigt werden.

Deutscher   Wohnungsfürsorge Geoff Dr. Czech herzliche Worte der Anerken Im Ausstellungsführer hat Fürsorgeminister Genosse

tag in Auffig.

Aufsig, 7. Mai. Jm großen Saal der Auffiger städtischen Bücherei begann heute der bierte deutsche Wohnungsfürsorgetag, der von der deutschen   Hauptstelle für Wohnungs- und Sied­lungsfürsorge für heute und morgen sinberufen

worden war.

Ihren Auftakt fand diese wichtige Tagung mit der feierlichen Eröffnung der

Ausstellung ,, Bauen und Wohnen",

nung und Aufmunterung für die Träger der öffent­lichen Wohnungsfürsorge gewidmet.

Nachmittags fand die

ordentliche Vollversammlung der deutschen  Hauptstelle

Die tschechischen Agrarier wehren sich nach

Keramarbeiterverband.

Die Betriebsausschußwahlen in der Kräften gegen jede Reorganisation der Spiritus Auffiger großen chemischen Fabrit. berwertungsgesellschaft, in der sie ihre bisherigen Machtpositionen aufrechterhalten wollen. Sie Die Betriebsausschußwahlen der großen stellen sich deshalb vor allem dagegen, daß der chemischen Fabrit brachten nachstehendes Ergeb- Kommission neben Vertretern der Produzenten nis: Fabritarbeiterverband 656 Stim- und des Handels auch Vertreter der Konsumen­men und 6 Mandate, Hakenkreuzler 480 ten und der Angestellten beigezogen werden. Stimmen und 4 Mandate, 93 Stimmzettel waren statt, die unter Vorsiz des Abgeordneten leer oder ungültig. Das Resultat ist für die freie Rubista überbrachte die Grüße des Fürsorge- der Beschäftigten ist gewaltig zurückgegangen. Krumpe den Tätigkeits- und den Rechnungs Gewerkschaft nicht befriedigend; nach alldem, Mitgliederzuwachs beim Glas- und bericht zur zur Kenntnis nahm. Sektionschef was vorgegangen ist, jedoch erklärlich. Die Zahl ministeriums, während Bürgermeister Genosse Die Zahl der Wahlberechtigten ist daß die Union der Textilarbeiter trotz der kata­Wir konnten unlängst darüber berichten, kommen hieß. Pölzl die Delegierten namens der Stadt will- gegenüber der Wahl im Vorjahre um strophalen gegenüber der Wahlim Vorjahre um strophalen Wirtschaftskrise im vergangenen 432 niedriger. Die Zahl der Beschäftigten Jahre einen Mitgliederzuwachs aufzuweisen hat. Der neue Vorstand, der auf der Tagung fant um 513 Mann, so daß statt 11 nur 10 Dasselbe gilt vom Glas- und Keramarbeiterver­Bürgermeister Genosse Pölzl- Aussig begrüßte ordneter& rumpe, 1. Stellvertreter Abgeordneter schaftskrise, vor allem aber die schonungsloseste Mitglieder erhöhen konnte. An diesem Erfolge gewählt wurde, setzt sich zusammen: Obmann Abge- Betriebsausschüsse zu wählen waren. Die Wirt band, der im Jahre 1931 den Stand um 678 die Gäste im Namen der Stadt und beglückwünschte Genosse Iatsch, 2. Stellvertreter Professor Kühn Rationalisierung wütete im Betriebe und vor hat besonderen Anteil das westböhmische und die als Veranstalterin fungierende deutsche Haupt- Brag, Schriftführer Dr. Treutsch- Buttlar  : allem unter der klassenbewußten Arbeiterschaft. Das Haida Steinschönauer Gebiet. Am Ende des stelle für Wohnungs- und Siedlungsfürsorge zu Brag und Bürgermeister Genosse Bölzl- Aufsig, Die Entlassenen waren zum größten ihrer zehnjährigen ersprießlichen Tätigkeit. Als Teile Jahres 1931 hatte der Verband 154 Ortsgrup­Kassier Dr. Lippert Prag   und Sauptaufgabe der Ausstellung bezeichnete Genosse Brotsch- Brausendorf. Dem Hauptausschuß gen die klaffenbewußten Arbeiter. Es ist daher er- wirtschaftlicher Beziehung muß der Bericht des Direktor unsere Anhänger. Die Reaktion richtet sich ge- pen mit 14.948 Mitgliedern zu verzeichnen. In Völzl, Musterbeispiele für modernes, aived- gehören ferner u. a. die Genossen Dr. Gruschka flärlich, daß die Freie Gewerkschaft 369 Stimmen Verbandes, wie wir der letzten Folge des Glas­mäßiges und billiges Bauen zu zeigen. An die Eröffnung schloß sich ein Rundgang Rohm- Brag, weiter als Vertreter des Verbandes Aussig  , Franz Rehwald- Tepliz und Josef gegenüber dem Vorjahre weniger aufbrachte. und Keramarbeiter" entnehmen, eine weitere durch die Ausstellung unter Führung ihres der deutschen   Selbstverwaltungskörper u. a. die frohlocken. Das Resultat beweist nur, wie auf- Glasindustrie arbeitete bei Jahresschluß mit 30 Die Hakenkreuzler brauchen darüber nicht zu Verschlechterung der Verhältnisse feststellen. Die Organisators, des Prager   Architekten Wuhr­mann, an. Das reichhaltige Ausstellungsmaterial Genossen Ba Belt- Turn und Goth- Warnsdorf fällig sie verschont wurden. Und wie wurde Prozent ihrer Kapazität während in der Keram­bietet einen guten Ueberblick über die Bauleistungen der Wahlkampf geführt! Nicht weniger als industrie die Beschäftigungsmöglichkeit etwas

die im Beisein zahlreicher behördlicher, parla mentarischer und kommunaler Vertreter statt­fand.

ant.

der judetendeutschen Städte und Industriegemeinden Verwaltungsrechtsrat Gruner Berlin sprach fünf gedrudte Flugschriften, von oben über 40 Prozent betrug. Die Folge der Arbeits­sowie der Baugenossenschaften. Das Ministerium über das Bausparwesen, der Leipziger   Stadt- bis unten gefüllt mit den ordinär stenlosigkeit ist, daß an die Finanzen des Verbandes für soziale Fürsorge stellt Städtepläne und Ueber- verordnete Oswald Bauer über Erwerbs: Lügen und Verleumdungen, und eine starke Anforderungen gestellt wurden. In der fichten über die Baubewegung in allen Teilen der losensiedlungen. An das erste Referat schloß Hakenkreuzlerzeitung wurden durch die Post Arbeitslosenkassa betrugen die Einnahmen etwas Republik   aus. Viel Interesse erweckte das in sich eine rege Wechselrede an, in deren Mittelpunkt an alle Arbeiter geschickt. Geld spielt über sieben Millionen, die Ausgaben aber acht Originalgröße ausgestellte Modell eines subven- der tschechoslowakische Gesezentwurf zum Wohnungs- bei den Nationalsozialisten teine Rolle. Mehr Millionen. Mit dem Ministerium für soziale tionsfähigen Kleinwohnhauses, welches auf einer gesetz stand. auffallend ist aber an dieser Art der Agitation, Fürsorge wurden insgesamt 15.029 Unterstüt wo die Nazi das Adressenmaterial herge- zungsfälle mit insgesamt 646.411 Unterstüt nommen haben. Alle Postsendungen trugen kleine zungstagen verrechnet.

Baufläche von 40 Quadratmetern Wohn-, Koch- Morgen wird sich die Tagung mit einem und Schlafgelegenheit für vier Personen erstellt. Vortrag des Bürgermeisters a. D. Sch w an­

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Schidsale hinter Schreibmaschinen.   engagiert worden, da Barius, zuständig für Per­

zu haben, können sich nur wenige unter uns rühmen. Ich bin zufälligerweise von ihm selbst jonalangelegenheiten, sich gerade auf Hochzeits­reise befand.

Von Christa Anita Brück  . In allen Fasern bebend habe ich damals vor Nicht etwa, daß ich hierzu mit dem min­desten Worte ermächtigt worden wäre, niemals Dudenmeyers mächtigen Bullenhaupte mein hätte ich wagen dürfen, die Tatsache in irgend Probediftat aufgenommen, erdrückt von der fin­einer Form zu erwähnen. Nein, es geschah in steren Strenge, mit der er auf mein Gestammek einer Art stillschweigender Duldung, die den Cha- herabblickte und ich vergesse nie, wie unsagbar rafter des Verbotenen nicht ganz entbehrte. Und winzig ich wurde, als er zum Schluß mit gerun­wenn Schneider unter dem schüßenden Vorwand zelten Brauen mein Erzeugnis entgegennahm eines Aftendeckels seine Zeitung las, während ich und es mißmutig überprüfte. tapfer nach dem rauhen Rezept Dudenmeyers die Briefe schrieb, die er mir zu diktieren hatte, so fonnte ich mir diese Bevorzugung nur dadurch erhalten, daß ich sie vor der Kollegenschaft, vor dem guten Schneider, ja, vor mir selbst mit dem größten Feingefühl überging.

Ich poche und horche. Es erfolgt kein Ruf.

Einen zweiten Ausgang hat das Zimmer nicht. Herausgekommen ist Dudenmeyer eben­sowenig. Also muß er noch drinnen sein.

durchdringenden Augen an, daß es mir durch Mark und Bein geht.

meyer

"

Ich bitte um Entschuldigung. Herr Duden Wer sind Sie überhaupt? Kommen hier einfach so herein?"

Ich bin Stenotypistin in der Autoabtei­lung," Herr Dudenmeyer."

Stenotypistin? Und was wollen Sie hier? Warius nicht da? Seit wann habe ich mich um den Personaltram zu scheren?"

Ich habe ein ganz besonderes Anliegen, Herr Dudenmeyer, über das nur Sie selbst ent­fcheiden können."

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,, Das kann jeder sagen. Für Personal ist Warius da. Bitte ( Dieses bitte heißt: mach daß du raus kommst!) Er liest weiter.

Ich schlucke alle Scheu hinunter. Herr Dudenmeyer, ich habe gehört, daß Herr Schneider zum 1. Auguft nach Kowno   geht und möchte mich um seinen Bosten bewerben. Ich arbeite seit zwei Jahren in der Autoabtei lung und bin mit den Dienstgeschäften vollkom­men vertraut."

Zunächst liest er seinen Brief zu Ende, macht Blauftiftnotizen an den Rand und scheint nicht gehört zu haben.

Aber darin täusche ich mich.

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er Sie die Briefe schreiben läßt? Den werde ich mir nachher mal kaufen. So was gibt's nicht in meiner Firma, verstanden? Wo bleibt denn da mein Renommee, wenn ich in meinem Büro mit solcher Weiberwirtschaft anfange? Und nun bitte, ich habe zu tun."

Herr Dudenmeyer, die Angelegenheit ist für mich so wichtig, daß ich mich nicht mit drei Sägen abfertigen lassen fann. Ich habe mit Ihrem Widerstand gerechnet und bitte Sie, mir für die Zeit, die Herr Schneider noch hier ist, die Gelegenheit zu geben, Ihnen meine Befähi gung zur Ausfüllung dieses Postens nachzus weisen.'

" Fräulein, auf diesen Beweis lege ich keinen Wert. Erstens fönnen Sie die Befähigung gar nicht besitzen, wenn Sie bloß Stenotypistin sind. Das ist Einbildung von Ihnen. Zweitens sind Sie mir viel zu jung. Wie alt sind Sie über­haupt? Sind Sie schon volljährig?"

Zweiundzwanzig gewesen."

Großartig, wirklich großartig. Zieiund zwanzig gewesen. Schlagen Sie sich die Sache aus dem Kopf. Adolf Dudenmeyer macht die neue Mode mit den Weibern   nicht mit. In mei nem Hause sind derartige Posten nur für Män ner da."

Ich klopfe kräftiger und sage mir erst nach einem zweiten lauschenden Verharren, daß man Nur einer wußte davon: Warius, der Pro- von Dudenmeyer so wenig eine Aufforderung furist der Abteilung Automobile. Mit ihm zum Eintritt wird erhalten können wie eine Er­scherzte ich zuweilen über die Fahrlässigkeit, zu widerung auf den höflichsten Gruß, wenn man der sich der ehrbare Schneider verleiten ließ. ihm irgendwo im Hause begegnen sollte. Im Augenblick nun, da ich Schneider zu Warius führt diese Abneigung gegen das feiner Beförderung gratuliere, wirbelt mir ein Grüßen auf Dudenmeyers Bademeisterzeit zu­fühner Entschluß durch den Kopf. Ich werde rück, in der er für jeden Sechser, den die Unter­mich um seinen Posten bewerben. offiziere der Grenadierkaserne ihm großspurig Die Mißachtung meines Geschlechts be­Dudenmeyer will selbst nach Kowno   fahren, auf das Brett warfen, die Müze rücken mußte. daure ich tief. Ich wende mich jetzt an den unt den neuen Betrieb einzurichten. Heute ist Ich drücke also beherzt die Klinke nieder, Kaufmann in Ihnen. Uebergeben Sie mir die nicht bei ihm reinzukommen. Er bleibt nicht lasse mich von der allzuwuchtigen Pracht des Abteilung, so ist sie erſtens in guten Händen, lange. Ich werde ihn überfallen, sobald er zu- Arbeitszimmers nicht verwirren und bleibe in denn ich leiste etwas, zweitens wird die Störung angemessener Entfernung von dem Allgewalti- Ganz recht, Herr Dudenmeyer, es werden eines Wechsels vermieden, denn die Arbeit ist mir Eine Glaswand trennt unsern Arbeitsraum gen stehen. schließlich feine Kunststüde verlangt in der Ab- geläufig, drittens.. von den Zimmern der Direktion. Ich kann be- Selbstverständlich, daß er nicht aufsicht von teilung. Ein Mensch mit etwas umsicht und Also Fräulein, geben Sie sich keine Mühe. quem die Tür zu Dudenmeyers Arbeitszimmer feinen Papieren. Nach fünf Minuten, in denen Berstand ist den Anforderungen ohne Schwierig. Sie sind mir zu jung. Außerdem sind Sie eine sehen. Mein Herz flattert nicht schlecht, als ich ich nur unterdrückt zu atmen wage, räuspere ich teit gewachsen, jelbst wenn er, wie ich, ein Mädel Frau. Möglich, daß Sie etwas können. Ich ihn endlich. den Hut im Genic, denn der Som- mich ein wenig. ist. Ich schreibe feit etwa einem Jahr die ge- will es dahin gestellt sein lassen. Aber was mer ist heiß, hochroten Kopfes in diesem Zimmer Dudenmeyer macht Notizen auf seinen Steh- samte Korrespondenz ohne Diktat und sie wird würde wohl meine Konkurrenz bazu sagen, wenn verschwinden sehe. Keine Viertelstunde laffe ich falender, reißt einen Briefumschlag auf und von den leitenden Herren bei der Unterschrift sie erfährt, daß Stenotypistinnen bei mir die fängt an zu lesen. Mitten im Lesen hält er plöß- niemals beanstandet." Korrespondenzabteilungen führen?" Mit dem Gefürchteten persönlich gesprochen lich inne und starrt mich mit seinen großen, Was fällt denn da dem Schneider ein, daß "

rüdfommt.

ihm.

Was reden Sie da für Unsinn?" poltert er los. Korrespondent in meiner Autoabteilung wollen Sie werden. Sie? Ein Mädel?"

( Fortsetzung folgt.)