Ausland. Oesterreich-Ungarn. Der Entwurf des neue» Wiener Gemeindestatuts theilt die Stadt in 20 Bezirke. Lln die Stelle des StadtratheS treten Ab» theilungen und Ausschüsse. Die Zahl der Gcmeinderäthe der einzelnen Bezirke richtet sich nach der Bevölkerungsziffer und beträgt mindestens drei. Verlust des Mandates tritt unter Anderem ein, wenn der von dem neuzuschaffenden DiSziplinar-Ausschuß gefaßte Beschluß der Ausschließung auS der Gemeinderathssitzung nicht befolgt oder wenn die Wahl in die an die Stelle des StadtratheS tretenden Ab- theilungen und Ausschüsse unbegründeter Weise abgelehnt wird. China in der ungarischen Abgeordnetenkammer. Budapest , 13. März. Am Schlüsse der heutigen Sitzung wird Franz Major sVolkspartei) folgende dringende Interpellation einbringen: Hat der Ministerpräsident Kenntnitz von dem Bestreben unseres Auswärtigen Amtes, an den chinesischen Küsten ein Gebiet zu pachten, oder ist diese Angelegen- heit bereits eine vollendete Thatsache? Wenn ja— beabsichtigt er, die öffentliche Meinung hierüber zu orientiren und zu beruhigen? Es muß sich nun ja bald zeigen, ob auch der österreichische Kaiserstaat auf Eroberungen in China ausgeht.— Italien . Rom , 12. März. Bei der Wahl eines Mitgliedes zur Deputirten- kammer für Forli wurde heute der Publizist Chiest, einer der wegen des Aufruhrs in Mailand im Mai v. I. v e r- urtheilten, gewählt. Frankreich . Französische Artillerie. Nachdem Deutschland mit einer Umgestaltung der Artillerie vorgegangen, ist Frankreich nun auf diesem Wege gefolgt. Dem„Matin" zufolge ist die Umgestaltung der französischen Artillerie seit einigen Tagen vollendet. Die Zahl der fertiggestellten neuen Geschütze ermöglicht die Umänderung und Ausrüstung von 105 Fußbatterien, welche unter 18 Festungs- bataillone vcrtheilt werden, ferner von 430 fahrenden, 14 Gebtrgs- batterien, und 52 reitenden Batterien, welche zusammen 40 Regi- «unter bilden, schließlich von IS außerhalb Frankreichs detachirten Batterien. Zur DreyfuS-Affäre wird heute gemeldet: General Pellieux hatte, wie gemeldet, infolge der Enthüllungen Esterhazy's den Kr iegsminister ersucht, eine Enquete über' sein, Pellieux', Ver- halten in der.Affäre" einzuleiten. DaS gleiche hatte General Ganse gethan. Der Kricgsminister Frehcinel hat jetzt ablehnend geantwortet. Der Kricgsminister nimmt augenblicklich eine all- gemein» Enquete über die Affäre vor, die bis zu dem Tage fortgesetzt werden soll, wo die Akten der Untersuchung der Kriminal- kaMMer publizirt sein werden. Ergiebt die Enquete des Kriegs- Ministers die Richtigkeit der Behauptungen Esterhazy's , so iverden Pellieux und Gonse wie alle anderen Betheiligten aufgefordert werden, sich zu rechtfertigen. England. Achtstundentag und Maiseiertag für Gemeindedertreter. <Eig. Ber.) Der Gemeinderath von West Hain hat vorige Woche auf den Antrag unseres Genossen Will. Thorne folgende Be- schlösse gefaßt: .Am Arbeitertag, den 1. Mai 18SS, und an jedem folgenden 1. Mai sollen alle vom Gcmeinderath beschäftigten Personen, deren Arbeit dies zuläßt, Feiertag mit voller Lohnzahlung haben. Diejenigen, bei denen dies nicht angeht, sollen an einem der Wochentage in den auf den 1. Mai folgenden sieben Tagen Feiertag mit vollem Lohn haben. Der Gcmemderathssaal, der östentliche VersammluNgSsaal und der vortragSsaal des technischen Instituts soll an keinem 1. Mai vermiethet, sondern den Angestellten und anderen Bürgern und Bewohnern der Gemeinde für Maitags-Ver- sammlungen zur Verfügung gestellt werden. Wenn der 1. Mai auf einen Sonntag fällt, soll der Feiertag auf den 2. Mai verlegt werden." Weiter beschloß derselbe Gemeinderath auf den Antrag eines andere» Mitgliedes: .Vom 1. Mai 18gg ab soll kein Arbeiter im Dienste der Gemeinde länger als acht Stunden im Tage oder 48 Stunden in der Woche beschäftigt werden, aus- genommen in Nothfällen, welch» Fälle den betreffenden Kommissionen des Raths und von diesen dem Rath selbst zu melden sind, mit ge- Nauen Angaben über die Art der Arbeit, die Dauer, und wo solche erfolgt«, die Bezahlung der Ueberzeitnrbeit." DaS ist die erste Frucht deS Wahlsieges der Arbeiter am 1. No- vember vorigen Jahres I Dänemark. Dem dänischen Minister deS Inner« Bardenfleth ist vom Folkething ernMißtrauensvotum mit 7g gegen 1 Stimme ldem Vertreter der Faröer-Jnseln) ertheilt worden, 10 enthielten sich der Abstimmung und 23 waren abwesend. Es handelt sich darum, daß der Minister im Auftrage des Parlaments mit der dänischen Telephon-Gesellschaft die Abonnementspreise festzusetzen hatte und ein Reglement bewilligt hat, das zwar für einige Privatleute das Telephoniren verbilligt, für die Geschäftsleute aber sehr ver- theuert und namentlich daS Telephoniren in die Provinz vertheuert und schwieriger macht. Dabei war der Gesell- schaft daS Monopol nur unter der Bedingung bewilligt— die Sozialdemokratie hatt» Uebernahme durch den Staat beantragt, die aber al».sozialistisch'' abgelehnt wurde—, daß eine Herabsetzung der Taxen erfolgen sollte. ES fielen von allen Seiten, selbst von den Konservativen, sehr scharfe Worte gegen den Minister, dem schließlich in einer Resolution erklärt wurde, daß er»gegen die berechtigten Rücksichten auf das telephonirende Publikum gehandelt habe".— Norwegen . Eine„kalte" Abweisnng. Aus C h r i st i a n i a wird ge- meldet: Wie.Verdens Gang" meldet, sammelte sich gestern Abend, als der Kronprinz-Regent von dem Militärverein nach dem Schlosse zurückkehrte, eine etwa 800 Personen zählende Volksmenge an, welche Kundgebungen veranstaltete, indem sie unter Pfeifen und Schreien mit Schnee warf. Die Polizei zerstreute die Menge und nahm drei Verhaftungen vor. Da» Schnee-Attentat verräth, daß die norwegische Bevölkerung von jedem anständigen monarchischen Gefühl verlassen worden ist. Die Schneebomben haben das Gute, daß sie niemandem schaden, wenn sie explodiren, und doch die HerzenSmeinung der Absender klar zur Geltung bringen.— Spanien . Spauien spart. Aus Madrid meldet man: Der Ministcrrath beschloß, die Hälfte der frei werdenden Offizierstellen in der Marine nicht wieder zu besetzen und alle Schiffe, welche augenblicklich bei den Philippinen nicht gebraucht werden, zu verkaufen. In einigem Gegensatz steht zu dieser Mittheilung ein Bericht der .Internationalen Korr.", wonach nach den Plänen des neuen Marine- Ministers sechs Jahre lang alljährlich ein großes Schlachtschiff erster Klasse gebaut werden soll, da Spanien vor allem eine, wenn auch nur kleine, aber doch schlagfertige Schlachtflotte erhalten müsse. Das frühere System, eine möglichst zahlreiche Kreuzerflotte zu schaffen, fei jetzt nach dem Verlust der Kolonien hinfällig geworden und auch auf die kostspieligen Torpedoschiffe sei nach den Erfahrungen des letzten Krieges kein großer Werth mehr zu legen. Die Mitiel zum Bau der neuen Schlachtschiffe hofft die Regierung durch den Verkauf der ostastattschen Inselgruppen zu erlangen. Madrid , 13. März. In Valencia , Tarragona und Segovia veranstalteten gestern heimbesörderte Truppen Kund- gedungen, wobei sie die Zahlung ihrer rückständigen Löhnungen verlangten. Türkei . Abrüstung in der Türkei . Konstantinopel , 12. März. In der unmittelbar bevorstehenden Antwort der Pforte auf die russische Note bezüglich der sogen. Abrüstungskonferenz wird die Einladung zur Beschickung der Konferenz mit einigen formellen Vor- behalten angenommen. Asien . Zum Versuch Italiens , sich in China eine„Pachtung" zu- zulegen, gehen heute die folgenden Meldungen ein: Peking , 13. März. Das Tsung-Ii-Damen sandte dem italienischen Gesandten de Martino gestern eine Note, in der es ihn um Rück« sendung seiner Depesche ersuchte, aber kein weiteres Zeichen der Geneigtheit, andere Punkte des von ihm gestellten Ulti- matums zuzugestehen, kundgab. London . 13. März.' Die.Times" melden aus Peking vom 12. d. M.: Die gegenwärtige Stimmung der Chinesen läßt keine Neigung erkennen,' den Forderungen Italiens nachzugeben. Es dürsten kräftigere Mittel nothwendig sein, um Nachgiebigkeit zu er- zwingen. Das Tsung-Ii-Damen sei gänzlich im Unklaren über die Stellung, welche Italien unter den Nationen einnimmt.— Ueber ainertkanische Stege auf den Philippinen wird aus Washington vom Montag berichtet: Die anierikonischen Truppen gingen, unterstützt von Artillerie, gegen die Aufständischen vor, die den Bergrücken besetzt hatten, der Pasig beherrscht. Nach einem heftigen Gefecht schlugen die Amerikaner die Filipinos mit schwerem Verluste zurück und nahmen die Position auf dem Bergrücken. Der Angriff auf Pasig wurde vorbereitet. Der Verlust der Amerikaner ist gering.— Amerika . Ncw-Dork, 18. März. Wie die Blätter auS Manila melden, hat General Otis die Fortsetzung der Unterband lungen zwischen den Spaniern und Filipinos bezüglich der Frei- lassung der spanischen Gefangenen untersagt, verinuthlich in der Absicht, zu verhüten, daß die Filipinos in den Besitz des Lösegeldes gelangen, welches sie zweifellos zur Förderung ihrer nationalen Sache verwenden würden.— ' AuS Kuba kommt die sonderbare Kunde, daß der bisherige General der Aufstandsarmee. Maximo Gomcz, in heftige Streitigkeiten mit der neuen Landesvcrtrctung ge- rathen sei. Es liegen darüber die folgenden Mittheilungen vor: H a v a n a, 13. März. Die nationale kubanische Kammer hat mit 20 gegen 4 Stimmen beschlossen, den General Maximo Gomez 'vor die Anklagebank zu stellen und ihn seines Oberkommandos über das kubanische Heer �u entheben, weil er beschuldigt wird, gegen seine militärischen Pflichten gefehlt zu haben'und gegen die nationale Kammer des Un- gchorsams sich schuldig gemacht zu haben. Die Haupt- vorwürfe, welche man ihm macht, sind die Annahme einer Entschädigung von drei Millionen Dollars, die ihm von den'Vereinigten Staaten angeboten wurden, sowie seine Erklärung, er werde die Beschlüsse der nationalen Kammer nur insoweit befolgen, als er dieselben für nützlich erachte. Als dieser Beschluß der Kammer ihm mitgetheilt wurde, soll Gomez gesagt haben:„Das ist gut; die Sache wird amüsant."— In Havana wird der Beschluß der Kammer abfällig beurtheilt; man glaubt, daß Gomez stätter ist als die Kammer.— Maximo Gomez hat ein Manifest erlassen, worin er erklärt, infolge des Beschlusses der nationalen Kammer, wonach er des Oberkommandos enthoben worden, habe er nur eins zu antworten: Er erkenne diesen Beschlutz nicht au. Ein« andere Meldung fügt dem noch hinzu: Gomez habe die 3 Millionen Dollars von den Amerikanern angenommen, ohne sich vorher mit der kubanischen Landesvertretung ins Einvernehmen ge- setzt zu haben. Die Vertretung hält die Abfindungssumme für nicht ausreichend und hat dieselbe bis jetzt auch noch nicht angenommen. Maximo Gomez habe ein Manifest erlassen, in welchem er erklärt, angesichts der Entscheidung der Vertretung der früheren aufständi- scheu Armee ziehe er sich zurück. Man wird, ehe man ein Urtheil fällt, nähere Mittheilungen über den Sachverhalt abwarten müssen.— Die Attsweisttng italienischer Sozialisten ans der Schweiz . Zürich , 10. März. Die schweizerische Demokratie ist im Niedergange begriffen— so möchte man auSmfen angesichts der neuesten, auf Antrag der Bundesanwaltschaft vom Bundesrath in Bcm beschlossenen Aus- Iveiftmgcn der Mitglieder des Landesausschusses der italienischenSozialisten in der Schweiz , der Genossen Jotti, der als Modcllschreincr in Oerlikon bei Zürich arbeitete; C i n e ch i, Journalist und S p e r o n i, Gipser, der seit 23 Jahren in Zürich arbeitete und lebte! Als Grund zur Ausweisung wird ein in italienischer Sprache verfaßtes Flugblatt angegeben, das die Unterschrist des Landcs- ausschusseS trägt und die Regierung von Italien wegen der von ihr dem Parlamente vorgelegten neuen Gesetze heftig angreift und beschimpft." Ferner heißt eS in dem bezüglichen bundeSrath- lichen Beschluffe:»Die in der Schweiz wohnenden italienischen An- gehöttgen werden in leidenschaftlicher Weise aufgefordert, Stellung zu nehmen und zu handeln.... Eine solche Befehdung der Re- gierung eines Nachbarstaates durch LandeSfremde ist unzulässig und kann deshalb nicht geduldet werden." Die Schweizervresse, die seit Monaten ohne jede Bemerkung die immer wiederkehrenden Ausweisungen von Anarchisten meldete. worunter aber zahlreiche Sozialisten waren und die völlig ab- gestumpft gegenüber dieser bimdesanwaltschaftlickun Thätigkeit zu ein schien, ist endlich durch die neuesten Sozialisten-AuSweisimgen aufgestachelt worden und sie sieht sich nun dieselben etivas näher an.' So finden die sehr bundesräthlichen radikalen„Basler Nachrichten" das neueste Vorgehen des BundeSrathes bedenklich, und sie meinen, daß die oberste Landesbehörde damit ihre Kompetenz überschritten habe, indem sie 'ich das Recht der Zensur über P re ß erz eu g niss e anmaße.»Sodann scheint es uns," führt das Blatt weiter aus, »daß die Sttafgesetzgebung der Schweiz ffowohl das Strafgesetzbuch des KantonS Tefstn wie das Bundesstrafrecht) zur Unterdrückung von Ausschreitungen der Presse ausreicht. Man sollte nicht von vorn- herein die italienischen Flüchtlinge von unserer Administrativjustiz abhängig machen, sondern auch für sie die gewöhnlichen Regeln der strafrechtlichen Verfolgung bestehen lassen. Aber für die italienischen Machthaber ist die AuSweisungs- Praxis der Bundesanwaltschaft freilich viel bequemer." Ein anderes Blatt wirft die Frage auf: ob wir denn unter der Vormundschaft von Rom stehen? Das sozialdemokratische Züttcher„Volksrecht" schreibt sehr zu- treffend:„In Italien soll die Opposition stumm gemacht werden; die Kämpfer für Freiheit und Fortschritt schmachten hinter Kerker- mauern oder müssen befürchten, für ein freies Manneswort hinter Kerkcrmauern geworfen zu werden. Ein General steht an der Spitze der Regierung und möchte mit brutaler Faust alles nieder- halten, was sich regen und bewegen will. Und nun dürfen die -reiheitSdurstigen Söhne diese? schönen, aber von brutalen Gewalt- habern geknechteten Landes nicht einmal mehr in unserer freien Republik, die in früheren Zeiten heimlich und offen mit allen Feinden qewaltthätiger Regierungen sympathisirte, dagegen protestiren, daß man dem Volke neue Ketten schmiedet? Dös' heißt, die Regierung der Schweiz madht sich zur Helfers« Helferin und Mits chuldig en der frelheitsmördettschen Regie« runq Italiens . Und warum thut sie das? Sie thut es aus blaffer Furcht vor den hohlen Drohungen dieser Regierung. Sie thut eS, weil fie schon der Schlotter überfällt, wenn ein Monarch oder ein monarchischer Minister nur die Stirn runzelt. Sie thut es, weil sie jedes Gefühl für die Würde der Schweiz , weil sie jeden Unabhängigkeitssinn verloren hat... Die Arbeiterschaft der Schweiz protestirt gegen die unwürdige That, die sich der Bundesrath mit der Ausweisung italienischer Sozialdemokraten hat zu schulden kommen lassen, sie brandmarkt diese That als einen Verrath an der Freiheit und Unabhängigkeit unseres Landes, als einen Verrath an der Freiheit überhaupt." Der Fall erinnert an die Ausweisung der vier deutschen Genossen im Jahre 1883 aus Zünch resp. der Schweiz und an die gegen den LandesauSschutz der deutschen Sozialisten im Jahre 188V anläßlich der Wohlgemuth-Affäre ebenfalls wegen eines Flugblattes geführten, aber ergebnitzloS verlaufenen Untersuchung. Vorsichtshalber waren die wichtigsten Funktionen des LandeSauSschusses Schweizer- bürgern ü bertrage ir, was auch heute noch der Fall ist und was nun auch die italienischenSozialisten bei der Neubestellung ihres Bundesausschusses werden thun müssen. Dann haben die Aus- Weisungen ein Ende.— Im Interesse des Ansehens und des guten Rufes der Schweiz , im Interesse der Freiheit des Wortes und im Interesse des Asylrcchts bedauern wir die neuesten Ausweisungen aufs lebhafteste. Würde die radikale Partei nur noch ein wenig ihren alten guten Traditionen treu sein, diese Partei der Revolutionen, deren Führer den Mund so gewaltig voll nehmen von Macht und Freiheit, von der Unabhängigkeit des Landes, sie müßte sich wie ein Mann erheben und wie aus einem Munde protestiren gegen die Ge- fälligkeiten gegenüber dem italienischen Gewaltregrment. Aber diese Radikalen sind aus jungen Revolutionären alte Philister ge- worden.— *• * Zürich , 12. März. Die sozialdemokratische Kral - ti o n des Züricher Großen StadtratheS hat sich sofort nach Bekanntwerden der Ausweisungen telegraphisch an den Bundes- xath in Ben: um Zurücknahme der verhängten Maßregel gewendet und überdies noch eine längere schriftliche Eingabe an denselben ab- geschickt. In derselben werden die ausgewiesenen italienischen Ge- nossen als brave und tüchtige Männer geschildert und sodann ver- langt, daß denselben Gelegenheit gegeben iverde, sich gegen die wider sie erhobenen Anschuldigungen zu vertheidigen; ferner wird die Freilassung der in ganz auffallender Weise verhafteten Genoffen verlangt.—_ Vttvkei Ueber das Ergebnist der Sammlungen für die Angehörige« der Löbtaner Vcrnrthcütcn find eine Anzahl Patteiblätter durch die Eigenthümlichkeit der Berechnungsweise zu irrigen Auffassungen ge- kommen. Einzelne Parteiblätter schreiben die Summe der bei ihnen eingegangenen Gelder sott; der größte Theil dieser Summen ist aber schon an' den Parteikassirer, Genossen Gerisch, abgeliefert und kommt in besten Abrechmmg wieder zum Vorschein. Wenn daher verschiedene Parteiblätter die vom Genossen Gerisch bisher quittirten Summen einfach mit den bei den einzelnen Sammelftellen quittirten Summen zusammenzählen, so ergiebt sich eine viel höhere Summe, als wie thatsächlich vorhanden ist, weil auf diese Weise bedeutende Summen doppelt gerechnet werden. Zur Verhütung einer Irreführung der Parteigenossen werden die Parteiblätter gebeten, hiervon Notiz zu nehmen. Die März-Zeitung 189S präsentirt sich in sehr ansprechendem Gewände. Ein einfaches wirksames Titelbild, die Freiheit dar- stellend, dazu noch ein Gedicht von Ludwig Pfau :„Der Freiheit Werk" auf der ersten Seite. Trost für 1849 betitelt sich eine Serie von 4 Bildern. Sie trägt daS Motto:„Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?" SokrateS , der den Giftbecher getrunken: „Er leugnete die Götter und verführte die Jugend"; Christus am Kreuze:'„Er lästerte Gott; hatte Umgang mit den Armen, den Sündern und Zöllnern, und empörte sich gegen die Obrigkeit, um selbst der Juden König zu iverden"; Johannes Huß auf dem Scheiterhaufen:_„Er verbreitete Irrlehren; widersprach den Satzungen der geistlichen Obrigkeit und untergrub die Herrlichkeit der bestehenden Ordnung"; Ein sterbender Proletarier,„Begnadigt zu Pulver und Blei":„Er behauptete eine natürliche Gleichberechtigung aller Menschen, und sprach von Rechten, Ivelche jeder auf seines Lebens Nothdurft habe. Durch solche ver- derbliche Lehren reizte er die niederen Stände, die Unglücklichen und Armen zur Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung und zur Empörung gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit." Diese vier Bilder versinnbildlichen den Gedanken, daß Ideen nicht durch Gewaltmittel.unterdrückt werden können. Die letzte Seite bringt die Reproduktion eines fast unbekannten Bildes, das Verfolgungen unseres Vorkänipfers Marx und die Unter- drückung der„Rheinischen Zeitung " zum Gegenstande hat:„Karl Marx als Prometheus ". Außer dem Texte zu den genannten Bildern bringt die Zeitung einen größeren Artikels„Die grund- stürzende Revolution des 19. Jahrhunderts"� sowie einen kleineren: „Die letzten Augenblicke der Wiener Revolution".— Wir empfehlen den Parteigenosten die Zeitung angelegentlich zur Anschaffung. Bei den GemrindcrathS- Wahlen in G a a r d e n bei Kiel wurde bei sehr schwacher Betheiligung der von unseren Parteigenossen aufgestellte Kandidat gewühlt. Er erhielt 374 von 474 abgegebenen Stimmen. Ein sozialdemokratischer Parteitag für Schlesien und Posen wird am Ostersonntag in Görlitz abgehalten werden. Auf der Tagesordnung stehen vorläufig: 1. Die Wahlen des Jahres 1398 in Schlesien . 2. AaitationS- und Organisationsfragen. 3. Die Partei« presse. 4. Verschiedenes. Die sächsische Wahlfrage. Die»Leipziger Volks- z e i t u n g" hat es für nöthig gehalten, auf unsere Auslassung über die sächsische Wahlfrage eine Erwiderung zu schreiben, hat aber leider in der Eile vergessen, ein paar sachliche Gegengründe einzu- fügen. Sie begnügt sich, dem»Vorwärts" das Recht zu bestreite», sich um Dinge zu kümmern, die weit hinten am Ende der Welt: in Sachsen sich'ereignen; und sie spricht dem„Vorwärts" um so mehr das Recht der Meinungsäußerung ab, als sich Genosse Liebknecht gegenwärtig in England befindet.— Statt einer sachlichen Er- widerung ein Schäkerspiel I Zur Frage der Wahlbethcilignng in Sachsen . Eine Partei- Versammlung für den sechsten Reichstags-Wahlkreis(Dresden-Land) beschloß nach eingehender Diskussion, bei der Landeskonferenz zu beantragen, daß diese sich im Prinzip für Wahlbetheiligung erklärt. Außerdem nahm die Versammlung einen Antrag an, nach welchem sich die sozialdemokratischen Reichstags- Abgeordneten und Kandidaten mehr um die Organisations- und Agilationsarbeit in ihrem Kreise zu kümmern haben. Ferner sprach man sich für schärfere Zentralisation der Organisation und systematischere Betreibung und Kontrolle der Gemeinderaths-Wahlen aus. In Meißen erklärte sich eine Parteiversammlung nach einem Referate Fräßdorf's für Wahlbetheiligung. Eine Partciversammlung für den 13. sächsischen Reichstags- Wahlkreis erklärte sich einstimmig gegen die Betheiligung an den Landtagswahlen. In der OrganisalionSfrage ist die Versammlung gegen die Gründung eines Landesvereins und für Beibehaltung des Vertrauensmännersystems. Zur Frage der Vereinigung des„Be- obachters" in Chemnitz mit der„Volksstimme in Burgttädt, sollen die Delegirten die LaudeSversammlung darauf aufmerstam machen. daß jedenfalls der Verlag des„Sachs.' Volksbl." genöthigt sein wird, um der vielfachen Konkurrenz die Spitze zu bieten, die Zeitung, ob mit oder ohne finanzielle Beihilfe der Partei bleibe noch dahin- gestellt, wöchentlich sechs Mal erscheinen zu lassen. London , 10. März. Das gestrige internationale Banket, an dem etwa 200 Sozialisten, darunter alle bekannteren Vertreter der englischen Arbeiterbewegung, Theil nahmen, gestaltete sich zu einer nicht minder imposanten und vielleicht noch wirksameren Mani- iestation für die internationale Verbrüderung der Völker, als Tags Uvor daS Massen- Meeting in St. Jnnus' Hall. Der Empfang, den JatiröS, Vandervelde und Liebknecht hatten, war ebenso enthusiastisch wie herzlich, und»S
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