Bernstein's Streitschrift.*)
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I. Die Zusammenbruchs Theorie. Schreiber dieses ist in gewissem Grade Mitschuldiger an vorliegender Schrift, zu der er mit Victor Adler den Anstoß gab. Bern stein hatte allen Kritikern seiner Artikel in der„ Neuen Zeit" über " Probleme des Sozialismus" und seiner Stuttgarter Erklärung entgegengehalten, daß sie ihn mißverständen. Dies der Grund, warum wir Bernstein riethen, seine Ansichten bon Ziel und den Aufgaben der Sozialdemokratie in einer syfte matischen Darstellung zusammenzufassen, statt sie in Einzelpolemiten zu berzetteln.
Ob diese Darstellung Bernstein in einer Weise gelungen ist, die alle Mißverständnisse ausschließt, darf bezweifelt werden. Statt fich auf einige wenige grundlegende Fragen zu beschränken und diese gründlich zu erörtern, hat er eine Unzahl Detailfragen in das Bereich feiner Untersuchung gezogen, die er, da es ihn drängte, rasch fertig zu werden, doch nur oberflächlich streifen konnte, die aber Zeit und Raum für die Hauptfragen beschränkten. Dazu kommt, daß in manchen Partien an stelle positiver Entwidelung bloße tritische Bemängelung ohne greifbare Resultate gegeben wird, und endlich, daß Bernstein gerade bei der Erörterung der theoretischen Grundlagen aus Bietät gegen Marg und Engels sich scheute, frei von der Leber weg zu reden, wie er im Vorwort selbst bezeugt. Ich begreife dies Empfinden, halte es aber für sehr übel angebracht. Daß man es so lange als möglich vermeidet, einem Freund und Kampfgenossen öffentlich entgegenzutreten, daß man die von ihm abweichende Meinung am liebsten für sich behält, wird wohl niemand tadeln. Ist es aber einmal unvermeidlich geworden, zu sprechen, dann muß es ohne Rücksichten, ohne Umschweife geschehn. Das sind wir unserer Sache schuldig, und zwar um so mehr, je höher wir die Bedeutung des Mannes einschätzen, den wir kritisiren. Immerhin, wenn die Darstellung Bernstein's Mißverständnisse nicht ausschließt, so hoffe ich doch, daß es mir gelingt, in meiner Auffassung seines Gedankenganges von solchen frei zu bleiben. Drei Momente sind die leitenden Gesichtspunkte der Bernsteinschen Streitschrift. Zwei davon laufen mit einander parallel. Bernstein sieht bei Marg und Engels eine theoretische Entwickelung, die in gleicher Richtung geht, wie seine eigene. Aber es war bei diefen nicht eine Entwidelung zur Einheitlichkeit, sondern zur Berfahrenheit. Sie vermochten nicht jene Anschauungsweisen völlig zu überwinden, von denen sie ausgegangen. Die Reste davon hafteten ihnen immer an und daraus ergaben sich mannigfache tiefgehende Widersprüche, die„ Apologeten und Nabulisten" leugnen mögen, die aufzuheben die Aufgabe der ehrlichen und klaren Elemente unter den Margisten ist.
Wenn also Bernstein meint, die Zunahme der Bahl der Be fizenden sei so offenkundig, daß es die größte Thorheit wäre, sich das verheimlichen zu wollen, sei eine Thatsache, an der sich garnicht rütteln läßt, so ist das aus den Zahlen, die er vorbringt, absolut nicht zu ersehen.
Warum hält er sich aber an die Einkommensteuer- Statistit, die uns direkt über die Zahl der Kapitalisten doch gar nichts fagt und sehr eingehender kritischer Untersuchung bedarf, sollen nur einiger maßen verwerthbare Echlüsse aus ihr gezogen werden? Haben wir nicht die Berufsstatistik, die uns viel deutlicher, wenn auch nicht über die Bahl der Kapitalisten, so doch, und das ist das Entscheidende, über die der Proletarier Aufschluß giebt?
firte Betriebsform selbst in den vorgeschrittenen Ländern Europa's erst ein partielles Faktum bildet, daß die handwerksmäßigen Klein betriebe zwar auch ihrerseits langsam dem Verdichtungsprozeß ihren Tribut abstatten, aber darum doch ganz und gar keine Miene machen, von der Bildfläche zu verschwinden".
Gegen Marg und Engels würde das sehr wenig beweisen, da diese nie ein bestimmtes Tempo der ökonomischen Entwickelung be hauptet hatten, es beweist aber auch sehr wenig für die Ferne des Sozialismus. Bernstein schließt aus der großen Zahl der bestehenden Kleinbetriebe, wir würden für die sozialistische Produktion nicht so bald reif. Letzteres ist wohl möglich, aber das Bestehen von Kleinbetrieben neben vorherrschendem Großbetrieb ist kein Kriterium der In Deutschland hat sich nach der Berufszählung die Zahl der Unreife. Sind wir erst dann reif zur Herrschaft des Proletariats, Selbständigen in den drei Hauptberufen Landwirthschaft, Industrie wenn alle Kleinbetriebe aufgesaugt sind? Ich bezweifle es, daß wir und Handel von 1882-1895 von 32 auf 29 Prozent der Erwerbs im Stande sind, statistisch berechnen zu können, wann die Gesellthätigen vermindert, die der Lohnarbeiter und Angestellten ist schaft für die sozialistische Produktion reif geworden ist. Diese wird dagegen von 68 auf 71 Prozent gestiegen. Heißt das nicht Bu- ein Produkt nicht blos der ökonomischen Entwidelung sein, sondern nahme des Proletariats? auch der aus ihr hervorgehenden Klassenkämpfe. Sie erfordert eine Aber es nimmt nicht nur das Proletariat zu, sondern innerhalb gewiffe Höhe der kapitalistischen Produktion, wie eine gewisse des Proletariats auch jene Schichte, die dem Sozialismus am Kraft und Reife des Proletariats. Wir können vielleicht aus günstigsten, das städtische, das industrielle Proletariat. nähernd schäßen, bis zu welcher Höhe diese gediehen find wobei wenn die Zahl der Proletarier relativ blos um 8 Prozent wuchs, Optimismus und Pessimismus frei schalten können. Wir sind aber so ist das dem Umstand zuzuschreiben, daß in der Landwirthschaft absolut nicht im Stande, auch nur annähernd zu schätzen, welcher die Zahl der Lohnarbeiter abnimmt. Sie fant 1882-95 von 72 auf Höhegrad der Entwickelung erforderlich ist, um unsern Sieg 69 pet. der in dem betreffenden Beruf Erwerbsthätigen. Da möglich und fruchtbar zu machen. Jede dahingehende Berechnung gegen stieg sie in der Industrie um fast 10 pct., von 65,6 auf bleibt müssige Zahlenspielerei. Darüber kann uns nur die Erfahrung 75,1 pet. belehren, nur die Thatsache unseres Sieges und die Art seiner Bieht Bernstein der Vergleichung der Erwerbsthätigen in den ver- Ausnutzung. Und ich glaube, wir haben heute weit dringendere schiedenen Klassen die Vergleichung der jeder derselben angehörigen Be Sorgen als die, uns vor der zu großen Nähe unseres Sieges zu völkerungsschichten( also Eriverbsthätige, Angehörige und Gesinde) fürchten. vor, dann finden wir, daß in den drei genannten Haupt- Erwerbs Nur beiläufig fei bemerkt, daß Bernstein bei seiner Berechnung gruppen von 1882-95 die Bahl der Selbständigen sammt ihren der politischen Reife des deutschen Proletariats ein arger RechenFamiliengliedern fich von 18 619 966 auf 18 839 578, also blos um fehler unterläuft. 219 612 vermehrte, etwas über 1 pct., dagegen die proletarische Be- Et weist darauf hin, wir hätten in Deutschland gegen 4,5 Millionen völkerung von 21 194 649 auf 25 881 816, alfo um 4 687 167, über erwachsener Arbeiter in der Industrie und blos 2,1 Millionen sozia22 pCt. Die Gesammtbevölkerung vermehrte sich in diesem Zeit- listische Wähler. raum um 13 pct. In der Industrie nahm die selbständige Be= Die Rechnung stimmt nicht, wenn wir erwachsene männliche völkerung nicht blos relativ, sondern absolut ab von 7 041 089 auf Arbeiter in Betracht ziehen. Um zu den 4,5 Millionen( genauer 6 552 964, also um 488 125, die von Lohnarbeiten lebende industrielle 4 476 620) erwachsenen Industrie- Arbeitern zu kommen, mußte BernBevölkerung dagegen wuchs von 9016 991 auf 13 700 277, um ftein auch die weiblichen dazu nehmen, die aber leider vorläufig 4 683 286; ihr Zuwachs allein beträgt ebensoviel als der der gesammten das Stimmrecht noch nicht haben. proletarischen Bevölkerung. Angesichts dieser Zahlen ist es mir unbegreiflich, wie Bernstein von einer Zunahme der Besitzenden als einer so offenkundigen Thatsache sprechen kann, daß es die größte Thorheit wäre, fie sich zu verheimlichen. Im Gegentheil, die Zahlen der Statistit stimmen mit den Deduktionen unserer bisherigen Theorie vollkommen überein und bestätigen sie aufs Glänzendste.
Männliche Arbeiter über 20 Jahren giebt es in der Industrie nur 3 852 517. Davon standen im Alter von 20-30 Jahren 1 603 583; wir dürfen annehmen, daß ungefähr die Hälfte davon unter 25 Jahre war. Also statt vier ein halb Millionen industrieller Arbeiterwähler finden wir blos drei Millionen. Es geht aber doch nicht an, die Stimmen der Wähler, die zu Hause ge blieben sind, einfach den Gegnern zuzuzählen. Nehmen wir an, daß In gleicher Weise hat auch die Sozialdemokratie eine Ent- Oder wollte Bernstein , wenn er von der Zumahme der Be- die Zahl der Wahlenthaltungen unter der Arbeiterschaft widelung durchgemacht, eine Mauserung" von der Revolutions- fitenden sprach, damit sagen, daß die Lohnarbeiter anfangen, Be- ebenso groß war, wie in der übrigen Bevölkerung dann zur Reformpartei. Aber sie will immer noch den Schein der ersteren fizende zu werden? Er sagt das nicht ausdrücklich, jedoch scheint sein finden wir, daß die Stimmenzahl der deutschen Sozialaufrecht erhalten, hält noch an den alten Phrasen fest, obwohl diese Hinweisauf das Aktienwesen in diesem Sinne gemeint zu sein. Aber demokratie und die Zahl der wählenden Industrie- Arbeiter in vollem Widerspruch zu ihrer Bragis stehn. Sie habe den Muth, wir haben keine Statistik der Befizer von Aktien, und die Anficht, sich fast völlig deckt. Die Gegnerschaft, welche die Sozialdemokratie scheinen zu wollen, was sie ist. daß die Zersplitterung des Besizes an einem Aftienunternehmen noch in manchen Schichten, namentlich der katholischen IndustrieMit diesem Gedantengang freuzt sich ein anderer: Die theoretische unter viele Attionäre die Wirkungen der Kapitalstonzentration auf Arbeiterschaft findet, wird so gut wie völlig aufgewogen durch den Grundlage, auf der Mary und Engels den Sozialismus aufgebaut, hebe, ist eine bloße Muthmaßung, für die wir keine triftigen Gründe Zuzug aus anderen Proletarierschichten. ist nach Bernstein völlig verfehlt; sie stimmt nicht mit den Thatsachen. sehen. Der Arbeiter wird durch den Besitz einer Attie ebenso- Wenn Bernstein erklärt: Mehr als die Hälfte der ges Diesem Gedanken wollen wir vor allem näher treten. Dagegen wenig zum Kapitalisten, wie durch den Besiz eines Sparkassenbuchs. werblichen Arbeiterschaft Deutschlands steht zur Zeit der Sozialfehen wir hier ganz ab von den Ausführungen Bernstein's über Bernstein selbst wird nicht annehmen, daß die Ersparnisse eines demokratie noch theils gleichgiltig und verständnißlos, theils aber materialistische Geschichtsauffassung, Dialettit, Werththeorie und die Arbeiters genügen, ihn zum Kapitalisten zu machen. Woher foll fogar gegnerisch gegenüber," so beruht dieser Bessimismus zum Glück angeblichen Widersprüche, die sie enthalten. Diese Kapitel tönnen aber dann die Vermehrung der Befizenden kommen, wenn es die auf einem Rechenfehler. furz nicht abgehandelt werden und sie haben ein vorwiegend Proletarier sind, die am raschesten zunehmen? Doch tehren wir zur Kapitalstonzentration zurüd. Wenn Bern atademisches Intereffe. Ich behalte mir vor, in einer selbständigen Bisher war das Attienvesen mehr ein Mittel, die Ersparnisse stein blos meint, dieser Prozeß gehe sehr langsam vor sich, so beweist Arbeit meine Ueberzeugung von der Haltlosigkeit des Standpunttes, der einen Leute in die Taschen der großen Kapitalisten zu bringen- bas gar nichts gegen die Mary- Engels'sche Theorie vom noth den Bernstein in diesen Fragen einnimmt, zu begründen. nicht selten auf Nimmerwiedersehen als ein Mittel, fleine Leute wendigen Zusammenbruch der kapitalistischen Gesellschaft. Ueber zu Besitzenden" zu machen. so vage Begriffe, wie langsam"," schnell", läßt sich überhaupt schwer diskutiren. Mir erscheint die Entwickelung, wie sie die Berufsund Betriebsstatistit zeigt, als eine sehr rasche.
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1882
Arbeiter
1877'872
Sollte aber Bernstein meinen und manche seiner Säße weisen darauf hin- daß die in der Richtung der Kapitalskonzentration wirkenden Tendenzen durch mindest ebenso starke durchkreuzt würden, 1895 Bunahme(+) die in entgegengesetter Richtung thätig sind, dann sprechen die ThatArbeiter o. Abnhm.(-) sachen der Statistik für das gerade Gegentheil.
Die Marr'sche Lehre beweist die Nothwendigkeit des Sozialismus aus den ökonomischen Entwidelungsgesezen des Kapitals. Die Die angeführten Zahlen der Berufsstatistik deuten bereits auf tapitalistische Produktionsweise verwandelt mehr und mehr den Konzentrationsprozeß des Kapitals hin. Bernstein leugnet ihn bie Bevölkerung in Proletarier, die im schroffsten Interessengegen natürlich nicht, aber er behauptet, neben dem Großbetrieb erhalte fag zur Kapitalistentlasse stehen, tein Interesse haben an fich der Kleinbetrieb. Wie pretär diese Erhaltung ist, zeigen folgende der Erhaltung des kapitalistischen Privateigenthums, dagegen das Zahlen der Gewerbestatistik. Es waren beschäftigt in: höchste Interesse an seiner Abschaffung. Dieselbe Entwickelung verwandelt die Produktionsmittel immer mehr aus individuell angewandten in gesellschaftlich angewandte, und bringt das ganze ökonomische Alleinbetrieben Getriebe in immer stärkere Abhängigkeit von den großen Kapitalisten. Gehilfenbetrieben mit 1-5 Personen 2 457 950 Endlich steigert sie immer mehr den Widerspruch zwischen der Möglichkeit sowie dem Bedürfniß, die Produktion aufs raschefte auszudehnen, und der Unmöglichkeit, den Markt entsprechend zu erweitern, einen Widerspruch, der in zeitweilig vorkommenden Krisen zu Tage tritt und der feine Aufhebung durch Aufhebung der fapitalistischen Waarenproduktion immer mehr zu einer dringenden Nothwendigkeit macht.
Zunahme des Proletariats, der Kapitalstonzentration, der Ueberproduktion, das sind die Elemente, die zum Sozialismus hinbrängen.
Bernstein leugnet sie zum Theil ganz, zum Theil mißt er ihnen geringe Bedeutung bei.
" Die Zahl der Befizenden ist nicht fleiner, sondern größer geworden," behauptete er in seiner Stuttgarter Erklärung. Die enorme Vermehrung des gesellschaftlichen Reichthums wird nicht von einer zusammenschrumpfenden Zahl von Kapitalmagnaten, sondern von einer wachsenden Zahl von Kapitalisten aller Grade begleitet."
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6-50
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1 391 720
1 613 247 213 100
1 714 351 3 056 318
8,7% Der dritte Fattor, der nach der Mary- Engels'schen Doktrin mit + 24,3% Nothwendigkeit zum Sozialismus hindrängt, ist die Ueberproduktion, + 76,3% der wachsende Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und + 88,7% fapitalistischer Aneignung, der in zeitweisen Krisen zum gewaltsamen +110,500 Ausbruch fommt. Das ist ein sehr schwieriges Thema, das eine eingehende Untersuchung wohl lohnte, aber gerade hier können wir uns furz fassen.
2 454 257 über 50 3.044 843 ( davon 1000") 448 781 Zusammen 7 340 789 10 269 269+ 39,9% Wir finden also neben der absoluten Abnahme der Zwergbetriebe auch eine relative der Kleinbetriebe. Die industrielle Arbeiterschaft vermehrte sich um 40 pct., die der Kleinbetriebe( Alleinbetriebe und solche mit 1-5 Gehilfen) nur um 10 pet. Sie hatten nur deshalb eine absolute Zunahme aufzuweisen, weil die prozentuale Zunahme der Industriebevölkerung dreimal so groß war als die der Gesammtbevölkerung, eine Zunahme, die ihre Grenzen finden muß. Je größer die Betriebe, desto rascher nehmen sie zu, desto mehr beherrschen sie das ökonomische Leben, desto mehr schwindet für den Lohnarbeiter die Aussicht, selbständig zu werden, sich der Produktionsmittel anders als auf dem Wege des Sozialismus zu bemächtigen.
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Die Konzentration der großen Unternehmungen zu Monopolen durch Kartelle ist aus der Statistit natürlich absolut nicht zu ersehen, ebensowenig die Umwandlung des Handwerks in fapitalistisch ausgebeutete Hausindustrie und Schwizmeisterei.
Bernstein kritisirte in seinen Artikeln über die Probleme des Sozialismus die Auffassung, als gingen wir einer großen, allgemeinen Geschäftskrisis entgegen, von einer Stärke und Ausdehnung. daß fie alle Welt von der Unmöglichkeit des kapitalistischen Systems überzeugt und diefes rettungslos zufammenbrechen läßt. Er suchte demgegenüber zu beweisen und thut es auch in seiner Schrift, daß. wenn nicht unvorhergesehene äußere Ereignisse eine allgemeine Krise herbeiführen... tein zwingender Grund vorhanden ist, auf ein baldiges Gintreten einer solchen aus rein wirthschaftlichen Gründen zu folgern".
Ich sehe keinen Grund, das zu bestreiten. Der alte, zehnjährige In Wirklichkeit dürfte aber die Konzentration der Betriebe noch Krisenzyklus, wie ihn Marg bei der Abfassung seines Kapital" und Ich war äußerst gespannt darauf, wie Bernstein den Beweis für viel mehr vorgeschritten fein, als die Gewerbestatistik zeigt, da diese Engels im Anti- Dühring " vor Augen hatten, ist ein Ding der Vera diesen Saz erbringen werde. Denn wenn etwas, stand für mich die dort, wo verschiedene Gewerbe in einem Betriebe vereinigt sind, den gangenheit. Auf die Krisis von 1873 folgte eine Periode allgemeiner Thatsache der Zunahme des Proletariats, also die( relative) Abnahme einen großen Betrieb in so viele fleinere zerlegt, als er Gewerbe Stagnation, von nur kurzen Zeiten eines schwachen Wiederauflebens der Zahl der Befizenden fest. Ich war um so mehr gespannt auf enthält. Ein Großbetrieb mit 100 Arbeitern tann in der Sta- der Geschäfte unterbrochen. Schon hielt man es nicht für unmöglich, diesen Beweis, weil er, wenn erbracht, nicht nur einen der wichtigsten tistit als fünf fleinere Betriebe mit je 2, 8, 10, daß dies das letzte Stadium der kapitalistischen Produktionsweise Grundsäße unserer bisherigen Theorie über den Haufen wirft, sondern 30 und 50 Arbeitern erscheinen. So erklärt fich, einleite, da erhob sie sich Ende der achtziger Jahre zu einer neuen auch die bisher sicherste Grundlage unserer Siegeszuversicht erschüttert. wenigstens zum Theil, daß die Bahl der Hauptbetriebe von 3 005 457 Blüthe, zu einer Aera der Prosperität, die nun schon ein Jahrzehnt Was bringt aber Bernstein ? Bringt er auch nur aus einem auf 3 144 977 stieg, indeß die Zahl ihrer Besizer und Leiter viel währt, nur von nationalen und partiellen, bon feiner Weltmarkikrise einzigen Lande Daten, die bezeugen, daß dort die Zahl der Kapita- geringer war, nur zwei Drittel der Betriebszahl, und fant, von unterbrochen. Ob diese Zeit des Aufschwungs ebenso lange dauern listen rascher zugenommen habe, als die Bevölkerung? Nein, und er 2 201 146 auf 2061 764. Das deutet darauf hin, daß die Kon- wird, wie die ihr vorhergehende der Depression, ob sie ihr Ende in tann sie nicht bringen. Mir wenigstens ist aus teinem Lande zentration der Unternehmer noch rascher vor sich geht, als statistisch einer Serie einzelner fleinerer Krijen oder einer Weltkrise finden, ob eine statistische Aufnahme der Kapitalisten bekannt geworden. erweisbar. diese dann die letzte der tapitalistischen Produktion sein wird, ob und Was uns Bernstein giebt, sind ein paar Zahlen der englischen und wie weit die darauf etwa folgende Stagnation, das heißt Einschränkung preußischen Einkommensteuer- Statistit. Aber abgesehen von allen der Produktion und Arbeitslosigkeit großer Massen eine anarchische ben Bedenken, die gegen diese Zahlen vorzubringen wären, fo fagt oder eine durch Kartelle planmäßig herbeigeführte sein wird, also die Statistik der Einkommen doch nichts über die Statistik des inwieweit die Arbeiter und inwieweit die Kapitalisten die Uebel der Besizes. Bernstein weist auf die Zunahme der Einkommen über In der Landwirthschaft findet eine Betriebskonzentration wie in Ueberproduktion zu tragen haben werden, wer könnte heute darüber 3000 M. in England und Preußen seit 1850 hin. Aber sind denn der Industrie und im Handel allerdings nicht statt, so weit man Auskunft geben? Aber damit ist doch nur die Nothwendigkeit des alle Einkommen dieser Höhe Kapitaleinkommen? Ihre Zunahme darauf aus der Flächenausdehnung der Betriebe schließen tann. Wie Zusammenbruchs im Sinne der Theorie eines mir unbekannten X, kann den verschiedensten Ursachen entspringen, dem Wachsthum der alle Leugner der Mary'schen Entwickelungstendenzen verweilt daher nicht aber im Sinne der Mary- Engels'schen Theorie widerlegt. In Geldlöhne und Gehälter, der Zunahme der Zahl der Beamten aller Bernstein bei der Landwirthschaft mit besonderer Vorliebe. Er über- feiner Vorrede zur deutschen Ausgabe des Marr'schen„ Elend der Art, dem Steigen der durchschnittlichen Lebenshaltung- Fattoren, sieht, daß in der Landwirthschaft ebenfalls die Tendenz herrschte, Philosophie" erklärte Engels 1884: Marg hat seine kommunistischen die eine Zunahme des sozialen Gegensatzes zwischen dem Proletariat einerseits nach Konzentration der Betriebe zu Großbetrieben und Forderungen auf den nothwendigen, vor unseren Augen täglich und der Kapitalistenklasse, und eine nicht blos absolute, sondern andererseits nach Berstückelung in Zwergbetriebe, die bloße Anhängsel mehr und mehr fich vollziehenden Zusammenbruch der auch relative Vermehrung der Zahl der Lohnarbeiter durchaus nicht proletarischer Haushaltungen find. Stellenweise, wie in Frankreich fapitalistischen Gesellschaft begründet". Einige Seiten später aber ausschließen. und Belgien , herrscht sie noch. In Deutschland wurde sie bis zum bemerkt er, daß die Zeit der regelmäßigen Krisen vielleicht vorbei Eintritt der Agrartrifis beobachtet. Es bleibt abzuwarten, wie lange sei. Seitdem Englands Weltmarktsmonopol mehr und mehr ge*) Ed. Bernstein. Die Voraussetzungen des Sozialismus die neue, dem Mittelbetrieb günstigere Tendenz dauern wird. Sicher brochen wird durch die Betheiligung Frankreichs , Deutschlands , und die Aufgaben der Sozialdemokratie. Stuttgart , J. H. W. aber ist es, daß heute schon die landwirthschaftliche Bevölkerung Amerika's am Welthandel, scheint eine neue Ausgleichsform sich Diet' Nachf. immer mehr abnimmt und daß sie in immer größere Abhängigkeit geltend zu machen. Die der Krise vorhergehende Periode allgemeiner Man gestatte mir hier eine persönliche Bemerkung. Genoffe von der Industrie geräth. Die Entwickelungstendenzen der letzteren Profperität will noch immer nicht kommen. Bleibt sie ganz aus, fo David hat vor einigen Tagen an dieser Stelle eine Bemängelung werden daher immer maßgebender für die ganze Gesellschaft; daß müßte chronische Stagnation der Normalzustand der modernen einiger Ausführungen meiner„ Agrarfrage" veröffentlicht. Vor- aber diese Tendenzen im Sinne der marristischen Theorie wirken, Industrie werden, mit nur geringen Schwankungen." liegender Artikel entschuldigt wohl genügend das Ausbleiben meiner ist unit leider aus der Schrift Bernstein's nicht ganz klar zu ent- durchaus teiner allgemeinen Weltkrise. Die Engels'sche Theorie wird unleugbar. Zum Zusammenbruch im Engels'schen Sinne bedarf es also debatte mit Schippel, eine Programm- und Tattikdebatte mit Bern - nehmen, ob er annimmt, die Entwickelung gehe in der von Marr- durch die Bernstein'schen Ausführungen gar nicht berührt, geschweige stein und eine Agrardebatte mit David zu führen, geht über meine Engels angenommenen Richtung, aber äußerst langsam, oder ob er denn widerlegt. schwachen Kräfte. Genosse David muß schon entschuldigen, wenn sie eine andere Richtung gehen sieht. Was tommt aber dann bei seinem Ansturm gegen die Zusammen ich mich erst in ruhigeren Zeiten seiner erinnern werde. In dem Abschnitt über die politischen und ökonomischen Vor- bruchs- Theorie heraus? Ich finde nichts, gar nichts, was uns vers bedingungen des Sozialismus weist er darauf hin, daß die zentrali- anlassen tönnte, unser Programm zu ändern.
Antwort. Gleichzeitig ein Wochenblatt zu redigiren und eine Miliz
St. Stautsty.
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