Nr. 236 Donnerstag, 6. Oktober 1932 «Leite 3. * ... LEE WM UM Ein zwei drei Stunden vergehen. Gilgi, di« nur«ne knappe Stunde bleiben wollte, sitzt immer noch da. Was hält sie hier? Ihre Arme liegen auf der kalten Marmorplatt« des Tischchens wie festqefroren. Sie kennt so viele Männer, aber der Martin Bruck ist anders, ganz anders. Warum er ihr gefällt? Ja, warum? Als ob's so leicht wäre, sich darauf die richtige Antwort zu geben. Er ist nicht schön, nicht groß und stark und nicht elegant. Ist fo sorglos und gleichgültig angezogen wie einer, der sich nun mal damit abgefunden hat, daß er nicht nackt Herum­laufen kann. Er hat so nachdenkliche Hände, dünne, zerbrechliche Fingert Schmal und fleisch­los ist sein Gesicht, die Stirn hoch und hart ge­buckelt, der Haaransatz unordentlich. Eine kan­tige Nase, ein weicher, empfindsamer Mund, regelmäßige, prachtvoll gesunde Zähne, von denen jeder einzelne mitzulachen scheint, wenn Martin Bruck lacht, und dunkle, lebendige Augen, unauf­hörlich wechselnd in Ausdruck und Blick. Mittel­groß ist er, schmal in Schultern und Hüften. Sicher und unbekümmert in Haltung und Geste. Nichts Besonderes, muß mich schon wundern, daß ich ihn so genau begucke. Es fällt Olga auf, daß Gilgi sich innerhalb von zwei Stunden viermal pudert, es fällt Gilgi selbst aus, daß sie wünscht, Olga möchte nicht ge­rade unter der Lampe sitzen, der Lichtschein macht ihr Haar noch leuchtender» als es ohnehin schon ist. Diesen Abend wenigstens sollte Olga nicht ganz so hübsch aussehn. Martin ist lustig und unterhaltend, freut sich, daß er hier mit ein Paar hübschen Mädels sitzt. Erzählen kann er! Der ist noch weiter ge­reist als Olga. Gilgi staunt. ,Za, und zu Hause wo sind Sie denn zu Hause?" Ja, zu Hause ist der Martin Brück nirgends der Bummler, der Tagedieb, der Habenichts. Bummler und Tagedieb war er immer, Habe­nichts ist er erst seit ein paar Wochen. War ein lustiges Leben, solange man die Taschen voll Geld batte. In allen fünf Erdteilen hat man sich her­umgetrieben, in allen fünf Erdteilen Geld ausge- aeben. Ueberall war es schön, überall gab es Neues, überall hielt das Leben Ueberraschungen bereit. Unglücklich war man nur aus Kontrast­gründen um nachher doppelt glücklich sein zu können.. In Stanlehvill« am Kongo bekam er einen leichten Malariaanfall, in Kolumbien biß ihm ein naschhafte- Krokodil«inen Kosthappen aus dem linken. Oberschenkel beides Unfälle» di« keine wesentlichen Folgen hinterließen, ihm die Freude am Dasein keinen Augenblick trübten. Bier Jahve führte er das Leben eines annähernd normalen Bürgers. Er schrieb zwei Bücher, di« einen guten literarischen Erfolg hatten. Geld brachten sie nicht ein. Brauchten sie ja auch nicht. Statt weiter aufzubauen, fand Martin, daß er genug gearbeitet hatte. Er war nicht ehrgeizig. ES würde immer ein« ganze Reihe anderer geben, die weitaus Besseres schrieben als er. Also! Es fiel ihm ein, daß es noch ungezählte Länder, Inseln, Müsse und Städte auf der Welt gab, die er noch nicht gesehen hatte. Da8 ruhelos« Um- herstreifen begann von n«uem. Ueberall fand er Freunde, Menschen, di« ihn gern hatten, Frauen und Mädels, die sein erster Kuß froh, sein letzter traurig machte. Zehn Jahre lang lebte er noch als fern eigener Herrgott dann ging ihm di« Pust« aus. Er steckte den Rest seines Kapitals in die Fabrik seines Bruders und bekommt nun eine Monatsrente von zweihundert Mark. Mit zweihundert Mark braucht er nicht zu verhun­gern. Ein Snob ist er nie gewesen, auf Luxus und Eleganz kann er verzichten, Strapazen ist er gewohnt was kann ihm schon Passt«ren! Treibt man sich jetzt eben mal in Europa herum. Gibt sicher hrer noch genug Interessantes, waS nicht viÄ kostet. Vielleicht arbeitet man auch wieder. Möglich. Nicht wahrscheinlich. Jetzt ist er in Köln . Ein Freund, der für zwei Joch« nach Rußland gefahren ist, hat ihm während dieser Zeit seine Wohnung zur Ver­fügung gestellt. Martin hat sich häuslich einge­richtet; hat ein verkrunkeltes Mäntelchen und zwei verstaubte Anzüge in den eleganten Schlaf­zimmerschrank gehängt nick drei riesige Bücher­kisten in der Bibliothek aufgebaut, wo sie mit ihrem Hellen ordinären Holz grausam die dunkle Eichenmöbelharmoni« zerstören. GklgiS Phantasie war immer ein artige- Kind: darfst em bißchen auf der Straße spielen, aber nicht um die Ecke gehen. Jetzt läuft das artige Kind mal etwas weiter. Martin erzählt, und Gilgi sieht: Meere, Wüsten, Ländeb das ist nicht daS Eigentliche, was sie sieht; sie möchte sich Rechenschaft ablegen ist das so gewohnt ihr Gefühl aufzeichnen in Ähren eignen Worten. Ach, meine kleinen, grauen Worte! Daß jemand so bunt sprechen kann! Sie sitzt auf einer regen­feuchten Kugel ganz weit, weit am Himmel ist eine Sonn« man sängt mit jeder Hand einen Sonnenstrahl, wickelt ihn sich um die Ge­lenke, ganz fest, läßt sich hinausziehen daß man so schwer ist! Die Sonnenstrahlen können reißen immer näher rückt man an den apstlsinen- roten heißen Sonnenball immer wärmer wird es..., Und es kommt vor, daß Martin Brucks Finger Gilgis Hand streifen, ganz unabsichtlich und noch unabsichtlicher schiebt sich Gilgis Haud au den Tassen und Milchkännchen vorbei und liegt nun gerade da... liegt sehr in Reich, weite von na> irgendwo muß man seine Horch ja liegen haben. Uiü> Olga hat tranmdustlige Augen, denkt an Franzi Gilgi hat Olga sehr gern, Franzi kemrt sie nicht, aber sie freut sich, daß es chn gibt. Man muß den Verwandten Köln zeigen. Frau Kron hat so wenig Zeit. Gilgi wird am nächsten Tag von Tante Hetty und den beiden Kühen vom Geschäft abgeholt. Man sieht sich den Ring an:Da ist der Jungferns-tieg schoiner". Apoftelnkirche, Hohenstraße, Wallrass-Richartz- Museum. Das interesiiert«inen gar nicht, aber wenn man aus einer fremden Stadt nach Hause kommt, will man sagen können: man ist im Mu­seum gewesen. Um acht Uhr trennt sich Gilgi von den drei lieben Menschen. Kaüer-Wilhelm-Ring. Greif. Magdalene Greif geb. Kreil. Wieder steigt Gilgi eine Treppe hinauf. Es riecht nicht schlecht hier. Es ist still hinter den Türen. Kein Schreien, kein Schimpfen, keine stinkige, veratmete Luft, die sich lähmend auf die Brust legt. Freches, hochmütiges Treppen- gclnäder Aufgang für Dienstboten und Liefe­ranten verboten! hochherrschaftliches Haus. Der Fraiuer Talsperrenbau. Wahrscheinliche Baukosten 123 Millionen. Prag , 5. Oktober. Im Verkehrsausschuß des Abgeordnetenhauses brachte heute der tschechische Gcnofle Jng. N e c a s die krassen Ueberschrei- tungen beim Bau der Talsperren bei Schrecken­stein, Wran und namentlich der großen Talsperre an der Thaya bei Frain zur Sprache. Er forderte genaue Aufklärung und eine derartige Zu­sammensetzung der Untersuchungskommission, daß deren Unvoreingenommenheit verbürgt sei. Ver­treter einiger anderer Parteien schlossen sich im wesentlichen diesen Forderungen an. Arbeitenminister Ina. D o st a l e k gab hier­auf ein« vorbereitete Erklärung ab. Demnach wurd« sofort nach den ersten Zei­tungsmeldungen über di« riesigen Bauübrrschreitnn- gen bei der Frainer Talsperre, die 40 bis 70 Mil­lionen betragen sollten, ein« fünfgliedrige Unter- suchungskommission eingesetzt, deren Arbeiten noch nicht beendet sind. Das ursprünglich« Projekt vom Dezember 1927 sah einen Gesamtaufwand von 83 Millionen vor; das Ministerium nahm ein« Reche von Verbesserungen vor und erhöhte deshalb die Gesamtsumm« selbst auf 87 Millionen. Davon sollten die Westmährischen Elektrizitätswerke 16, ander« Interessenten 7 Million«» aufbringen; der Rost von 61 Millionen sollte im Verhältnis von 6:4 auf den Staat und das Land Mähren aufgeteilt werden, das höchstens 25.6 Millionen zuzuschießen hätte. Di« eingelausenen Offert« beliefen sich auf 50 bis 80 Millionen; angenommen wurde schließlich das Offert der6esko-Moravffa" für 68 Millionen. Schon dadurch ergab sich ein« Ueberschreitung von 16 Millionen, da für die an die genannte Firma zu vergebenden Arbeiten nur 52 Millionen projektiert waren. Nach einer neuen Berechnung des Brünacr Lnadesamts stellten sich die Kosten des oom Mini­sterium verbesserten Projektes bereits auf 98 Mil­lionen(auf Grund der Preise vom Jahre 1927), mit Rücksicht auf die erhöhten Preise des angenommenen Ossrrts aber bereis auf 109 Millronen. Schon bei der Bauvergebuug ergab sich daher eine Erhöhung des genehmigten Bauaufwandes um 22 Millionen. Auf Grund des Berichts des Brünner Lan­desamts vom 5. September dieses J»hres wird der tatsächlich zu erwartende Bauaufwand auf 128 Millionen geschätzt, so daß eine weitere Nebcr- schreitung nm 14 Millionen hknznkommt. Diese Ueberschreitungen werden m»t tech­nischen Mehrarbeiten begrüntet, die in der Hauptsache dadurch notwendig wurden, daß die geolo­gischen Verhältnisse sich als ungünstiger hcransftell- ten, als das Projekt vorgesetzt hatte. Das sogenannte Jnventarpauschale bedeute keine Erhöhung veS Aufwandes, da dieser Betrag durch die entsprechende Herabsetzung der Stückpreise ausgeglichen werd«. Bis September dieses Jahres wurden für den eigent- lichen Bau rund 52 Millionen, für die sonstigen Arbeiten, Grundstückerwerbungen, den Aufbau der neuen Ortschaft usw. 25 Millionen ausgegeben. Fiuanzkommiffion der Landes Mähren -Schlesien . Brünn , 8. Oktober. (Eigenbericht.) Gestern und heute tagte die Finanzkommis­sion des Landes Mähren -Schlesien . De « Haupt­punkt der Tagesordnung bildete der Voran­schlag des Landes für das Verwaltungs­jahr 1933. Er gibt ein Bild der traurigen Fi­nanzverhältnisse des Landes, di« durch die Kris« eine Verschärfung erfahren haben, die kaum überboten werden ka t. In der ordentlichen Ge­barung des JstW?>932 beträgt das bewilligte Erfordernis 4<1 Millionen, im Jahre 1933 sind es nurmehr noch 392.6 Millionen, der Rück- Klebrige Bratkartoffeln Dame ohne Unter­leib. Sekundenlang hab ich geglaubt, daß die Täschler meine Mutter ist. Weil ichs geglaubt habe, sie'ist's gewesen, ob Sekunden, zwei, drei, vier Tage Wochen furchtbar egal. Mag­dalene Grerf geb Kreil. Feines Haus ekelhaft stines Haus. Ich gehör' nicht hierher. In di« Thieboldsgasse gehör' ich auch nicht, aber das stin­kige Zimmer da das ging mich was an. War­um? Herrgott im Himmel Olga, Pit, Mutter helft mir, ich will nicht denstn. Und da wik- kelt man sich zwei Sonnenstrahlen um die Hand­gelenke Du mit den frechen starken Zahnen, mit den lebendigen Händen, dein aufrechten, un- gebrochenenen Racken Gott, licebr, lieber, lie­ber Gott, zehn Minuten steh' ich hier schon vor dem lächerlich gemalten Flurstnster. weiß, daß ich hier stehe, bin doch nicht verrückt. Da ist was los mit mir- los mit mir. Man denkt in Schla­gern, fühlt im Schlagerrhythmus, taucht darin unter tam-tam-tam-ta Schlager: Flucht von und zu Langsam steigt Gilgi Stufe für Stufe. Sie weiß noch nicht, was sie s<Mn wird, hat sich gar stinen Plan gemacht. Das muß der Augen­blick ergeben. Ruhig und fest drückt ihre Hand auf den Weißen Klingelknopf: dünnes Bellen. Sicher so'n widerlich fetter, kleiner Hund. Ein Dienstmädchen:Bitte???" Möcht Frau Greif sprechen." Gnädige Frau sind verresst." Natürlich, das ist so'n unsympathisches Haus, wo die Dienst­mädchen so ein merkwürdig verschrobenes Stan- desbewußtsein kriegen, angepaßt den Einnahmen ihrer Herrschaft, nicht dem eigenen Lohn. (Fortsetzung folgt.) gang beträgt also 18.5 Millionen. Ungefähr ebenso groß ist der Rückgang in der Be­deckung. Das Jnvestittonserfordernis des Jah­res 1932_ war noch mit 85.9 Millionen veran­schlagt, für das Jahr 1933 beträgt es nurmehr 38 Millionen, und auch der Betrag von 38 Mil­lionen ist ganz problematisch, da ja di« Höhe der tatsächlichen Jnvestitton davon abhänat, ob das dazu notige Geld aufgebracht wird. Alle Kapitel des Voranschlages mußten sich namhafte Streichungen gefallen lassen. So zeigt die Landwirtschaft(45.9 Millionen) eiste Einschrän­kung von 6.8 Millionen, das Gesundheitswesen (101.3 Millionen) 6.2 Millionen, das Unter- richtswcsen(74.1 Millionen) von über 6 Mil­lionen Ke. Bedauerlich ist es, daß auch das Ka­pitelSozial e F ü r s o r g e" von 16.9 Mil­lionen auf 15.4 Millionen herabgedrückt wurde, also eine Einschränkung von 1.5 Millionen er­fuhr. Der Referent, Landesausschußmitglied D r o b n y, wies in seinen einleitenden Worten darauf hin, daß sich der Voranschlag für das Jahr 1933 den geänderten wirtschaftlichen Ver­hältnissen angepaßt habe. Unser Vertreter Ge­nosse Schuster konnte ihm entgegenhalten, daß dies im Kapitel für soziale Fürsorge nicht zu­treffe, denn man könnte nur dann von einer Anpassung des Budgets an big bestehenden Ver­hältnisse reden, wenn in dieser schweren Zeit das KapitelSoziale Fürsorge" eine Erhöhung er­fahren hättk. . Die Bedeckung zeigt bei den Landes- st e u e r n und Abgaben einen Rückgang von 16.4 Millionen gegen das Vorjahr. Es wird mit einem Betrag von 317.2 Millionen gerech­net und auch da sind noch Zweifel gerechtfertigt. Im sozialpolitische« Ausschuß» des Senats wurde gestern über den Fall Pardubitz ver­handelt, wo bekanntlich in der letzten Zeit kurz hintereinander in der Gebäranstalt fünf Frauen an Kindbettsieber starben. Nach dem Bericht eines Vertreters des Gesundheitsministeriums wurde beschlossen, daß am nächsten Donnerstag der G e- sundheitSunteraus schuß des sozial­politischen Ausschusses des Senats nach P a r- oubitz fahre, um dort durch Ueberprüfnng der Verhältnisse ststzustellen, ob und wieweit ein Verschulden vorliegt.(Für unstre Partei nimmt Genosse Höllischer an der Untersuchung teil.) In Anwesenheit eines Vertreters des Für­sorgeministeriums wurde dann die Debatte über die Krise nach einem Referat des tschechischen Genossen K o u k a l begonnen, der den Standpunkt der beiden sozialdemokratischen Parteien vertrat. Nach Mikuliöek sprach dann noch unser Ge­nosse Holitscher , der darauf hinwies, daß zunächst nicht nur nicht mit einer Milderung der Krise, sondern mit einem noch schlechteren Winter zu rechnen sei, in dem die Zahl der Arbeitslostn weiter steigen, ihr« Lage sich noch verschlechtern wird. Deshalb müßten die Vor­schläge des Fürsorgeministers so rasch wie mög­lich durchgefuhrt werden; unbedingt muß das Genter System aufrechterhalten werden und im übrigen müßte der Staat über die Lebensmittel­kartenaktion hinaus schleunigst und gründlichst dafür Sorge tragen, daß die Arbeitslosen nicht zur Verzweiflung getrieben werden. Der Landesausschuß für Bühmen hat in sei­ner heutigen Sitzupg u. a. für Meliorationen und Wasserleitungen Landeszuschüsse> im Gesamt­betrag von 617.000 X bewilligt. Außerdem bestä­tigte der Landesausschuß die Wahl der Primäre Dr. Trnka für das Allgemeine öffentliche Kran­kenhaus in Pkibram, Dr. Rcjtharek in Kralove Mestec und Dr. Wieden in Tannwald. Drei Pfeile, als internationales Kamplzeldien. Am Sonntag tagten in Berlin unter dem Vorsitz Bruno K a l n i n s(Lettland ) die Ver­treter der Internationalen Kommis­sion zur Abwehr des Fascismus. Es nahmen daran teil: für Belgien Bänder- veken und Vandersmissen; für Deutsch­land Höltermann und Feri; für Oester­reich Löw und Eifler; für die Tschechoslo- wakei(Aussig ) Ullmann. Vertreten war auch der JGB. durch Stolz und die Arbeitersportinternatwnale durch Wil- dun g und Bühren. Die Konferenz nahm die Berichte der Län­dervertreter über die Lage in ihren Ländern zur Kenntnis. Die Delegierten tauschten die Erfah­rungen aus, die die Abwehrorganisationen im Kampfe gegen den Fascismus gemacht hatten. Die Konferenz faßte rhre Ansicht über die Lage und die fernere Tätigkeit in einer Entschließung zusammen und beschloß, das Dreipfeil-Shmbol als internationales Kampfabzeichen gegen den Fascismus sowie den Frerheitsgruß allge­mein einzuführen. Die Arbetter-Turn- und Sportzeitung konfisziert!. Wir teilen unseren Vereinsleitungen mit, daß die Nummer 10 derArbeiter-Turn- und Sportzeitung" wegen zwei Artikeln über die Sub­ventionspraxis der Ministerien und einer Kritik über den Bolkssportprozeß kon­fisziert wurd«. ver Lobonr-Partcitag. London , 5. Oktober. (Eig. Drahtb.) Henderson machte auf der Labour-Kon- ferenz di« Zusage, daß für den Fall, daß inner­halb der nächsten zwölf Monate eine Labour- Regierung gebildet werden sollte allerdings ein rein theoretischer Fall eine besonders einzuberufeude Delegierten-Konferenz über die einzuhaltende Politik befragt werden solle. Am Dienstag wurde auf der Konferenz der Plan zur Verstaatlichung der Bank von England durch einen Ergänzungsantrag dahin ergänzt­baß auch die Großbanken verstaatlicht werden sollten. Der Ergänzungsantrag wurde mit 1,141.000 gegen 984.000 Stimmen angenom­men. Diese Abstimmung zeigt, daß die Kon­ferenz in Leicester einen entschieden sozialisti­ schen Kurs zu steuern entschlossen st. Dieselbe Resolution spricht sich gegen Englands Rückkehr zum Goldstandard aus. kür die Abrüstung. Der Kongreß nahm eine Resolution zugunsten der allgemeinen A b r ü st u n g an. Arthur Henderson erklärte in dieser Konferenz: Ver­gessen wir nicht, daß wir seit langem schon nicht mehr in der Atmosphäre. des Friedens, sondern in der des Militarismus leben. Ich kehre jetzt nach Genf zur Erfüllung der mir obliegenden Aufgabe zurück und werde trotz allen Schwierig- keiten mit aller Kraft bemüht sein, befriedigende Ergebnisse der Abrüstungskonferenz zu erzielen. Ilm Eopen-nalmcdg. Berlin , 5. Oktober. Die belgische Regierung hat, wie das Conti-Büro erfährt, bei dem deut­ schen Gesandten in Brüssel gegen die S y m- pathiekrkläru ng deutscher Kabi­ne t t s m i t g l i e d e r für die Krefelder Kund­gebung der Landsmannschaften von Eupen- Malmedy und Monschau Einspruch erhoben. Ge­sandter Graf Lerch en selb hat bei seiner ge­strigen eingehenden Aussprache mit dem belgi­schen Ministerpräsidenten den deutschen Stand­punkt in dieser Frage nachdrücklich vertreten und insbesondere zum Ausdruck gebracht,§ die Frage Eupen-Malmedy für Deutschland mit der jetzigen Regelung, die keine sinngemäße Ausführung des Versailler Vertrages darsteil«, in keiner Weise erledigt sei. Streik in der Warschauer Gasanstalt Warschau , 5. Oktober. Heute ist hier der Streik der Arbeiter und Funktionäre der städti­schen Gasanstalt ausgebrochen. Der Ausbruch des Streikes, der den Beginn eines allgemeinen Streikes der städtischen Angestellten und Funktio­näre bilden soll, ist auf die vom Magistrat ange­kündigte 30prozentige Herabsetzung der Arbeitslöhne und Beamtenge­hälter zurückzuführen. In den frühen Morgen­stunden wurde di« Gasanstalt durch Sappeur­abteilungen besetzt. Der Regierungskom­missär der Stadt Warschau hat die ztvangsweise Einstellung von 30 Maschinisten und 6 Ingeni­euren der Gasanstalt zu der Inbetriebsetzung der Maschinen angeordnet. Die Maschinisten und Ingenieure wurden unter Polizeieskorten in die Gasanstalt gebracht und mußten unter polizeilicher Aufsicht ihre Funktionen aufnehmen. Der Magistrat hat allen streikenden Arbeitern und Ingenieuren den Dien st gekündigt. In einer Versammlung der Tramway-Angestell­ten wurde beschlossen, sich im Falle der Unnach- giebigkeit des Magistrates'dem Streike der Gas­arbeiter anzuschließen.