srr. 246. Dienstag, 18 Oktober 1V3Z. Sette 3. Wo anderes nicht mehr UJML. von UM I Ein neuer Prozeß in Brünn V. T. 4/32 DIE PUTZFRAU IN DER DOSE ch jyeiße Zähneyßfefoir^<jht X3 Schweres Znösunglö® hei Temesvar. 18 Tote, zahlreiche schwerverletzte. Temesvar , 17. Oktober. In der Umgebung der Stadt hat sich ein schweres Eisenbahnunglück ereignet, das 18 Tote und viele Verwundete fwchert«. Der Zug hatte um 5 Uhr 40 Temesvar verlassen. Er war in der Hauptsache mit Arheitern besetzt, die sich auf dem Heimwege befanden. Etwa 1.5 Kilometer hinter dem Bahnhof sprangen die zwei letzten Wagen beim Passieren erner Weiche aus den Schienen und stürzten um. Die zwei Wagen, ein Personen- und der Postwagen, wurden noch etwa 50 Meter mitgeschleift. Von den 35 Insassen wurden 17 aus der Stelle getötet, die übrigen zum größten Teil schwer verletzt. Manbefürchtet, daßzwölf Verletzte nicht mit dem Leben davonkommen werden. Der Weichensteller wurde fe st genommen. Es'steht jedoch bisher nicht fest, ob ihn eine Schuld trifft, da es sich nm eine automatische Weiche handelt. späteren Jahren einen großen Auffchwung, gibt eine eigene Zeitschrift heraus und besteht gegenwärtig aus 300 Abteilungen. Den Jungstürmerr? ist jedwede politische Tätigkeit und jede Aeußerung ihrer Ansichten zu politischen und religiösen Tagesfragen verboten. Jedes Mitglied legt nach seiner Aufnahme ein Gelöbnis ab und bekommt erst damit das Recht eine Uniform, die der Jägertracht ähnlich ist, zu tragen. Jungsturmgesetze und Dienstvorschriften verpflichten die Mitglieder zu Disziplin und Schweigsamkeit, verlangen aber von den Chargen auch gewisse Kenntnisse im Späherdienst, Meldungs- und Ausklärungsdienst, die Kenntnis von Sicherheitsvorkehrungen bei Schußwaffen uff. Die erste Flugschrift des Jungsturin kam im Jahre 1926 in die Tschechoslowakei und wurde in Jägerndorf beschlagnahmt.«»Aus dem Inhalt der Ueberschrift entnimmt die Anklage, daß auch in der Tschechoslowakei Ortsgruppen des JungMrm bestanden haben und daß der Zweck der Jungsturmorganisation ein anderer ist, als bloß die körperliche Ertüchtigung ihrer Mitglieder. Das soll, wie der militärische Charakter der Organisation eindeutig auch aus anderen beschlagnahmten Flugschriften hervorgehen, so daß die Vereinigung Jungsturm als eine großdeutsche Organisation angesehen werden könne, die in der Tschechoslowakei irredentistische Zwecke verfolgt, wobei das Hauptgewicht auf die Gewinnung der Jugend gelegt ist. Bor allem die Artikel, die in der Zeitschrift„Jungsturm" vom Hanptangeklagten Herbert Stüdl veröffentlicht wurden, bezeugen diese Anschauung und lassen die Ansicht glaubhaft machen, daß es sich um eine Organisation handelt, deren Zweck cs ist, die Einheit Avenol Generalsekretär. Gens, 17. Oktober. Der Völkerbundrat hat heute in einer geheimen Sitzung den stellvertretenden Generalsekretär A v e n o l zum Generalsekretär des Völkerbundes als Nachfolger Sir Eric Drummonds einstimmig gewählt. Die Bestätigung der Wahl, wird durch die Völkerbundversammlung im November erfolgen. könntest Plötzlich erscheinen." »Fix« Idee." „Na, dann laß sie mir." „Gilgi", sagt Martin am Sonntagmorgen, . solltest nicht mehr ins Büro gehen, es wird ' jedesmal so unbehaglich kalt im Bett, wenn Gilgi schüttelt« in rat- des Staates zu ändern. Stüdl bestreitet diese Artikel geschrieben zu haben. Die Angaben seiner Genossen, daß er für den„Jungsturm" geschrieben habe, und seine Unterschrift am Ende der Artikel widerlegen diese Angaben. Die Jungsturmorganisation wurde als militärische Organisation, die im Widerspruch zu den Friedensverträgen steht, auch in Deutschland aufgelöst. Die Gruppen in der Tschechoslowakei seien öfters von reichsdeutschen Funktionären des Verbandes aufgesucht und inspiziert worden, die hiesigen Gruppen machten Wanderfahrten über die Grenze. Die letzten Zweifel an der Theorie vom Jungsturm als militärische Organisation scheine das Führerverzeich- nis der Organisation zu entkräften. Beschützer ist Generalfeldmarschall Mackensen, Führer seien f a st durchwegs Personen, die vor dem Kriege Offiziere waren. Die Zeitschrift kam den Mitgliedern entweder mit der Post zu oder wurde über die Grenze geschmuggelt und von Stüdl verteilt; wo es an nötigen Exemplaren fehlte, wurde die Zeitschrift bei den Zusammenkünften den Mitgliedern vorgelesen. Die Brünner Gruppe sei im Jahre 1925 von Herbert Stüdl, der schon in Deutschland , wo er vorher seinen Wohnsitz gehabt hatte, Jungstürmer gewesen war, gegründet und in der zweiten Hälfte des Jahres 1926.von der Reichsleitung in Deutsch land als Gruppe 271 der Jungsturmorganisation anerkannt worden. Stüdl gibt an, daß die Brünner Gruppe nur die Erlaubnis zur Betätigung auf sportlerischem und turnerischem Gebiete erhalten habe. Während der nächsten Jahre wuchs die Mitgliederzahl der Gruppe, die in der Umgebung von Brünn regelmäßige Geländeübungen, denen die Staatsanwaltschaft den Charakter militärischer Uebungen unterlegt, durchführte. Eine weitere Gruppe wurde in I g l a u gegründet, im Sommer setzte der Brünner Jungsturm seine Tätigkeit in Jägerndorf fort. Beide Abteilungen standen in ständigem schriftlichen Verkehr mit der Zentralleitung in Deutschland , auch die einzelnen Mitglieder waren in Kontakt mit einzelnen Jungstürmern und Jungsturmführern im Reiche. Bemühungen um die äußerliche Legalität des Jungsturmes führten zu zwei Versuchen, einen polizeilich angemeldeten Verein mit genehmigten Statuten zu gründen. In Jglau arbeitete Johann Paul Statuten aus, die aber dem Vereinsgesetz widersprachen. In Brünn wurden Statuten ausgearbeitet, die aber nie die behördliche Genehmigung erhalten hätten, weil der Vereinszweck den Gesetzen zuwiderlief und unter anderem Bestimmungen über die gewaltsame Angliederung der Deutschen aus der Tschecho slowakei an Deutschland enthielt. Dieser Verein hätte den Namen„Germania " erhalten sollen. In dem Konzept dieser Statuten befindet sich auch neben dem Wort„Geländeübungen" die Bemerkung „und militärische Ausbildung", die Mitgliedschaft wäre nach militärischer Art in Chargen eingeteilt, propagiert wird der Kampf um die Bildung eines Groß-Deutschland usf. In der letzten Zeit hatte die Brünner Gruppe nach der Anklageschrift nur sechs Mitglieder, die militärisch geschult und vom Ausland subventioniert wurden. Aus alldem gehe nun hervor, daß der Brünner„Jungsturm" eine den Gesetzen widersprechende Tätigkeit entwickelte, die darauf gerichtet war, die verfassungsmäßige Einheit des Staates zu untergraben und gewisse Teile der Republik vom tschechoslowakischen Staatsgebiete abzureißen. In der Nachmittagsverhandlung wurde der Hauptangeklagte Herbert Stüdl einvernommen, der sich der ihm zur Last gelegten Delikte nicht schuldig fühlt. Ter Vorsitzende verlas eine Reihe von Briefen und Schriften aus denen der Tatbestand deduziert werden soll. Die Verhandlung wird morgen mit der Einvernahme der übrigen Angeklagten fortgesetzt. Die Eisenbahner zum drohenden Gehaltsabhau. Neuerliche Stellungnahme des gemeinsame« Ausschusses. Prag , 17. Oktober. Der Ausschuß der koalierten Eisenbahner- Organisationen„Fede- race",„Iednota",„Unie" und„Verband der Eisenbahner" befaßte sich in seiner heutigen Sitzung eingehendst mit der durch den vom Flnanzminister beantragten 15prozen- tigen linearen Gehaltsabbau nunmehr entstandenen Situation. Der Ausschuß stellt vor allem fest, daß die koalierten Eisenbahner-Organisationen auf Grund des Ergebnisses der letzten Krankenkaffenwablen der tschfl. Staatsbahnen 170.000 aktive und pensionierte.Eisenbahnbedienstete vertreten und somit die größte Aktionsgemeinschaft von Staatsbediensteten sind. In Anbetracht der nunmehr gegebenen Situation beschloß der Ausschuß, zunächst eine gemeinsame Plenarversammlung der Mitglieder der koalierten Organisationen für Freitag, den 21. Oktober l. I. nach Prag emzuberufen. Gleichartige Versammlungen ab Sonntag, den 23. Oktober und die folgenden Tag« beschloß der Ausschuß in Preßburg , Kaschau , Pilsen , König» grätz, Brünn , Olmütz , Brutky, Mähr.-Ostrau. Zvoleü, Komotau , Laun, Budweis , Trautenau . Jungbunzlau , Aussig und Reichenberg abzuhalten. In allen diesen Plenarversammlungen wird zum Anträge auf Kürzung der Gehälter vom Standpunkt« der Eisenbahnbediensteten aus Stellung genommen werden, die mit Reg.-Bdg. Nr. 15/1927 nicht einmal das mit dem Gehaltsgesetz« festgesetzte Minimum erreichten und die außerdem bet der Einführung des Weihnachtsbeitrages Verlust« erlitten, d. h. durch Ersparungen für die Bedeckung selbst mit aufkommen mußten. Im Hinblicke auf die von der sogenannten „Exekutive der öffentlichen Angeste Ilten" unternommene Aktion wurde zur Beachtung folgendes beschlossen: Die bisherige Art des Vorgehens dieser Exekutive beweist immer mehr, daß durch ihre Taktik mit Hilfe der niederen Bediensteten und mittlere« Beamten die Interessen der hohen Beamtenschaft geschützt werden sollen, di« einzig und allein durch das Gehaltsgesetz gewonnen hat. Aus diesem Grund« fordert der Ausschuß die Mitgliedschaft und Funktionär« auf. sich nur an der von den koalierten Organisationen veranstalteten Aktion zu beteiligen. Der Ausschuß der koalierte« Eisenbahner-Organisationen. dazu sagen? Auch ein Grund, in der heutigen Zeit eine Stellung aufzugeben, nur damit ihm kein kalter Luftzug an die rechte Seite weht. Das ist einer, der Martin!„Sieh mal, Gilgichen, was ich an Geld hab', ist für einen zu wenig, da kann's doch auch für zwei zu wenig sei», was meinst du— sollen wir nicht zusammen von meinem Geld leben?" „Was du dir denkst, Martin!" Gilgi lächelt mit mütterlicher Verachtung. „Na, aber wenigstens zu dem alten Petrefakt brauchtest du doch nicht mehr!" „Bei dem bin ich ja sowieso in drei Tagen fertig. Im Ernst, Martin— ich muß doch Geld rerdienen. Weißt du, nächstes Jahr hab' ich so viel zusammen, um nach Paris und nach Spanien zu fahren. Martin, wir werden zu- ammen reisen, ohne dich sch' ich ja nichts richtig, du bist doch mein besseres Auge. Olga sagt, man kann auf Mallorca furchtbar billig leben, und in Paris werden wir im Quartier Latin wohnen — wir müssen eben tüchtig sparen— du auch, Martin, jeden Monat kannst du soundsoviel zurücklegen. Ich werd' sorgen, daß das'ne andre Wirtschaft hier wird." lForrietzung folgt.) „Willst du mir eigentlich nicht sagen, wo du dieses geheimnisvolle Zimmer hast?" „Nein, Martin. Ich muß— es ist— wegen meiner Selbständigkeit. Ich muß einen Ort zum Arbeiten haben, hier bei dir in der Nähe kann ich's nicht, und in meinem Zimmer halt' ich auch keine Sekund« Ruh«, wenn ich denken müßt', du" Wenn Sie bei der Arbeit Ihre Hände mit CH, Fett, Farbe oder Ruß beschmut- € zen, dann brauchen Sie zum Säubern Ihrer Hände nur VIM zu nehmen. VIM löst den Schmutz und greift doch nie die Hände anl Ja» und da dacht« man, was für ein wunderbares, tüchtiges Mädchen man wäre, und jetzt findet man sich keine drei Groschen wert. Und wer weiß, ob's dem Martin nicht morgen oder übermorgen einfällt, daß«in Mädel wi« die Olga viel besser zu ihm paßt. Und man bekommt di« Gedanken gar nicht mehr richtig zusammen für die Arbeit. Muß denken, was tut er jetzig Was wird er gleich tun. vor neun Uhr abends seh' ich ihn nicht— noch viele Stunden sind's bis neun. Aber ich muß heute mal wieder zur Mittelstraße und was für mich arbeiten. Und, wenn's dann soweit ist, geh' ich doch nicht.•— 1 Und heute morgen hat er mir so flüchtig Adieu gesagt und gestern abend...Meier u. Schröder sollen den Vertreter vorbeischicken— als ob das so wichtig wäre— und bitten wir Sie höf- lM... Herr Reuter ist blaß und sorgenvoll, hat gar kein Interesse mehr für hübsche Mädels.„Das hätten Sie aus Postkarten schreiben sollen, Fräulein— kostet dann nur halbes Porto'-- wir müssen sparen." Sparen! Die dicke Müller mit ihrem sorgfältig gepflegten Spürsinn erzählt von drei Wech- leln, die zu Protest gegangen sind.„Und Großmann ist bankrott, da verlieren wir auch wieder Geld, und eine Pleite zieht die andere mit sich." Sie greift schwermütig nach ihrem Butterbrot, und man hat das Gefühl, sie ißt's flicht, sondern beerdigt es in chrem Mund, immerhin mit gewissem Genuß. *„Haben Sie schon gehört, Fräulein Kron, daß Höhne gekündigt ist?" fragt die stille Wendt in der Mittagspause. Höhn« ist erster Buchhalter. „Ja, weil er doch so hohes Gehalt hat, urch Kaiser kriegt nur 180 und kann Höhnes Arbeit gut mitmachen." „Er hat doch drei Kinder, der Höhne?" „Tut ja dem Chef selber leid— aber was will er machen!" Und alle sind furchtbar rücksichtsvoll zu Herrn Höhne. Wenn sie mit ihm sprechen, dann mit buttersanfter gesenkter Stimme wie zu einem Kranken, der nicht wissen soll, daß er unheilbar ist, der aber durch die aufdringlich zart« Behutsamkeit, mit der man ihn ansaßt, unfehlbar drauf kommen muß. Gilgi hat Herrn Höhne nie äusstehen können, weil er so'n blödsinniger Schlagwortemann ist: früher war's besser— unterm Kaiser — die neuen Zeiten— Fluch der Technik. Jetzt tut er ihr lew. Wird da aus dem Betrieb rausgowirbelt, wer weiß, wo er wieder Beschäftigung findet. AlS Gilgi nachmittags_ aus dem Büro kommt, wird sie von der Täschler in Empfang genommen. Die Hot mir gerade noch gefehlt. Schon einmal hat sie vorm.Büro gewartet, her- äuÄpioniert hat sie, wo Gilgi arbeitet. Die ist der reinste Detektiv, wie auS einem Wallave- Roman entsprungen. Den Kopf mit einem aben- leuerlichen Hut beladen, tippelt sie nebcn Gilgi her.„Habense wat erreicht?" „Nein." „Habenke noch kein Jeld?" „Nein." ,^Jch weiß jar nich mehr weiter", sagt die Täschler. Gar nicht jammernd, ganz rubig und feststellend, und lächelt sogar dabei. Ein dünnes, schiefes Lächeln. Und hat Hände wie verwelkte Kohlblätter und einen gestorbenen Gang. Und wenn sie heulte und jammerte, daS würde gar keinen Eindruck machen. Das kann man nicht vertragen— fremde Tränen— eigene auch nicht. — Wenn sie doch heulte! Wer nur»— ich wei^ gar nicht mehr weiter. Das klingt so überzeugend, und ob's ihre eigen« Schuld fft oder fremde— Tatsache bleibt's. Was soll man da sagen? Kaqn man nicht raten und auch nicht helfen. Sicher gibt's viel«, die nicht mehr Wetter wissen, viele, denen's schlecht geht. Kollektivelend— davor hat man immer die Augen zugemacht. Tritt's als Einzelfall an einen heran, springt's einem unter die geschlossenen Lider. Geht einen was an. Warum? Ja, warum! Man ist ja kein Pflasterstein. „Hab' nur ein Dreimarkstück bei mir!" Man schämt sich und kommt sich lächerlich vor— was damit geholfen fft! Will sie noch nicht mal nehmen.„Ach, von Ihnen nich— Se müssens ja selber verdienen. Warum jehns« denn nich bei Ihr' Mutter?" Da hat die sich sone Phantasiebaracke gebaut und ist nicht von loSzukriegen. „Nehmen Sie's schon— da— meine Straßenbahn!" Und Gilgi will der Täschler das Geldstück in die Hand drücken— es fällt zur Erd«— Gilgi springt auf die ansahrende Bahn; der Schaffner schimpft— immer schimpfen lassen. Sie sieht die Alte auf der wimmelnden Straße knien— kriechen, mit tastenden Händen und kurzsichtigen Augen den Boden abiuchen. Kraucht da zwischen den Fußgängern, der Hut ist schiefgerutscht... di« Augen zumachen, fest, fest, nicht Nachlassen, nicht Nachlassen, wer einmal unten liegt, kommt schwer wieder hoch, ist verflucht, keine Zeit jetzt^um Schlappmachen und Weich» werden „Eine Stunde kann ich bei dir bleiben, Martin— ich geh' heut« nicht mehr aus mein Zimmer, ich... Die Verhandlung gegen die Mitglieder des,.Jungsturm“. Brünn , 17. Oktober. Heute begann beim hiesigen Kreisgericht der Prozeß gegen 14 Mit glieder der Organisation„Jungsturm", die beschuldigt werden, sich zur Vorbereitung von An schlägen gegen die Republik zusammengeschloffen zu haben. Den Vorsitz führt Gerichtsrat Dr. Ha-gel, Beisitzer sind OGR. Dolevek und GR. NoväI. Die Anklage vertritt Dr. Dvo rn L e k, der auch im Volkssvortprozeß öffentlicher Ankläger war. Verteidiger oer Angeklagten sind: Dr. L o ch m a n n, Dr. D u b und Dr. H o r a k. Zeugen werden weder von der Staatsanwalt schaft noch von der Verteidigung geführt, das be lastende Material, das zur Verlesung vorliegt, bildet zwei mittelgroße Pakete. Das Interesse des Publikums für diesen Prozeß ist nur gering, der Zuhörerraum ist kaum zur Hälfte gefüllt, dagegen ist die Presse s«hr zahlreich vertreten. Die heutige Vormittagsverhandlung war mit der Verlesung der Anklageschrift ausgefüllt, die nur tschechisch verlesen wurde, da die Ver-, teidigung aus die Verlesung der deutschen Ueber- setzung verzichtete. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt zwölf Angeklagte des Verbrechens nach ß 2 des Gesetzes zum Schutz der Republik, den noch minderjäh rigen Karl D., dessen voller Name mit-Rücksicht. auf das Jugendstrafgesetz nicht veröffentlicht werden darf, der Verfehlung der Vorbereitung von Anschlägen, daß sie sich alle, nämlich in den Jahren 1925 bis 1932 in Brünn, Zwittau , Jägerndorf und Jglau zu Anschlägen gegen die Republik vereinigt haben, um mit Gewalt die Verfassung des Staates in bezug aus seine Selb ständigkeit und Einheitlichkeit zu ändern, daß sie sich zu diesem Zwecke mit fremden Faktoren in Verbindung gesetzt und bewaffnete Hilfskräfte gesammelt, organisiert und ausgebildet haben. Die Darlegung der Gründe der Anklage schrift umfaßt mehr als 60 Schreibmafchinseiten und sagt in kurzen Sätzen folgendes: Die deutsche Jugendorganisation ,^J ung- sturm" wurde in Swinemünde in Deuffchland lange vor dem Krieg von Leopold von Münchhof gegründet und bezweckte die Sammlung der deut schen Jugend zu sportlerischen und turnerischen Uebungen, sowie zur Förderung der deutschen Treue und Heimatsliebe. Die Organisation nahm in den ,->u mir du so früh ausstehst."< losem Staunen den Kopf. Was soll man nun
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12 (18.10.1932) 246
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