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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

12 Jahrgang.

Malypetr verhandelt.

Prag  , 19. Oktober. Heute hat Minister­präsident Udržal   in einer Sigung der politi­schen Minister offiziell seine Demissionsabsichten mitgeteilt und sie mit seiner erschütterten Ge­

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Jan Malypete sundheit begründet. Die Minister beschlossen dar aufhin, dem nächsten Ministerrat die Gesamt demission des Kabinetts zu empfehlen. Inzwischen verhandelt der von dem nicht gerade verfassungsmäßigen Forum des Vorstan des der tschechischen Agrarier beauftragte fünftige Ministerpräsident Malypetr bereits mit den Barteien. Einzelne Blätter verzeichnen das Ge­rücht, daß Malypetr dabet auch mit den tschechi schen Gewerbetreibenden und mit Hlinka zu ver­

handeln gedente.

RE

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Donnerstag, 20. Oftober 1932

Ein neuer Kommunistenputsch in Nordböhmen  ?

Jubeltag

des

Fascismus.

Nr. 248.

Im Zeichen der Pleite und der Angst.

In den Tagen vom 24. bis zum 28.

Die kommunistischen   Parteiführer treffen währung einer Notaushilfe, wie sie die Kom­fieberhaft Vorbereitungen zu einem neuen munisten fordern, glauben würde. Entschädigung Streifputsch im nordwest böhmischen der Feierschichten und Notaushilfen bedeuten Brauntohlenrevier. In der kommunisti  - Lohnerhöhungen und keine geringen. Sind schen Presse, in Versammlungen und ,, Konferen-| aber die Bergarbeiter in der Lage, Oktober feiert der italienische Fascismus das zen" wird ersucht, die Bergarbeiter für den neuen gegenwärtig folche LohnerhöhunFest seiner zehnjährigen Gewaltherrschaft über Streifputsch zu gewinnen. Auf den Schächten gen durchzusetzen? Die Kommunisten sagen Sas   italienische Volk. Zur Vorfeier hat Muj­unterbreiten die kommunistischen   Unterführer den doch selbst, daß die Bergarbeiter die geplanten jolini am letzten Sonntag seine fascistischen Belegschaften Refolutionen, in denen als Fang- Angriffe auf ihre Löhne" abwehren müssen. Seerscharen auf der Piazza Venezia   in Rom  mittel eine Reihe demagogischer Forderungen Die Kommunisten versuchen also die Berg­

aufgestellt sind, wie z. B. Verlängerung arbeiter mit demagogischen und betrügerischen versammelt und sie mit einer seiner schon des von den koalierten Bergar bei Forderungen in einen neuen Streifputsch, ähnlich sattsam bekannten bombastischen, großspurigen terverbänden am 15. April abgefcnem vom Frühjahr dieses Jahres, hineinzu- Reden traktiert, in der er, da jeder Wider­schlossenen Prager   Uebereinkommanövrieren, nur aus dem einen Grunde, um spruch ausgeschlossen war, leicht versichern mens", ferner ,, Entschädigung der Feierschichten, ihr politisches Agitationsbedürfnis zu befriedigen. fonnte, es genüge, aufmerksam herumzublik­Gewährung einer Notaushilfe von 500 K Sie wollen, wie die Rubelpresse offen schreibt, fen, um sich davon zu überzeugen, daß der für Verheiratete und 300 K für Ledige" und noch die Bergarbeiter wiederum, wie im Frühjahr mit Fascismus in den zehn Jahren seiner Herr­Terror und Gewalt aus den Gruben treiben, falls schaft einfach unermeßliches" geleistet habe. Was die kommunistische Forderung nach Ver- fie fich für den neugeplanten Streifputsch nicht Bei aller Schönfärberei, die sich der Phrasen­längerung des Prager   Uebereintommißbrauchen lassen sollten.

andere.

mens anbelangt, so muß daran erinnert wer- Für Sonntag, den 23. Oktober haben die gewaltige auch diesmal leistete, konnte er doch den, daß die Kommunisten dieses Uebereinkommen Kommunisten eine sogenannte Revierein- nicht daran vorübergehen, daß es auch in Jta­wochenlang als einen schweren Verrat an heitskonferenz nach Brür in das lien trotz seines mit Kraft, Stärke und Klug­den Bergarbeitern" bekämpft haben. Nun auf Schüßenhaus einberufen, um sich von den zu- heit" geführten Regimes eine Krise gibt, einmal erheben sie diesen schweren Verrat" zusammengetrommelten fommunistischen Anhängern welche peinliche Feststellung er den Zuhörern ihrer ersten Forderung mit dem Verlangen, daß und von ihren Indifferenten eine Legitimation dadurch zu versüßen suchte, daß auch in ande­dieser Verrat" bis zum Dezember 1933 verlän­gert werden soll. Allein diese Tatsache beweist, ihren weiteren Butschvorbereitungen geben zu ren Ländern verzweifelte Not herrsche. Er mußte auch zugeben, daß ebenso wenig wie was für ein frivoles und gefährliches Spiel die Die Vertrauensmänner und Mitglieder andere auch er nicht irgendwelche Wunder­Kommunisten mit den Interessen der Berg­der freien Bergarbeiterorganisationen werden mittel" gegen die Krise fenne. Das ist, da ja selbstverständlich zu dieser Konferenz nicht der Fascismus dort, wo er noch nicht im Be­sitze der Macht ist, sich als den Erlöser und Erretter aus allen Nöten der Gegenwart aus­gibt, schon ein recht artiges Geständnis.

arbeiter treiben.

Allein die Beschlüsse dieser Konferenzen wer­den für die Berarbeiter des Revieres maß­gebend sein, nicht aber die demagogischen und zum Teil vollständig undurchführbaren Fors derungen der Rubelkommunisten.

laffen.

erscheinen!

Ein neues fommunistisches Abenteuer würde diesmal für die Bergarbeiter Nordwest­böhmens von den schlimmsten Folgen be­gleitet sein und den Grubenkapitalisten nur einen willkommenen Anlaß geben, einige tausend Bergarbeiter im Reviere zu entlassen. Es liegt daher im eigenen Interesse, wenn die Bergarbeiter den geplanten kommunistischen  Streifputsch nicht nur ablehnen,

Bezüglich der Verlängerung des Prager  Uebereinkommens werden die foalierten Berg­arbeiterverbände Union und Svaz horníků schon Sie finden es mit ihrer Ehre und mit der selbst die nötigen Schritte unternehmen. Am Zugehörigkeit zur freien Gewerkschaft unverein­6. November finden Revierkonferenzen bar, sich gegen ihre Organisation mißbrauchen der Union der Bergarbeiter und des zu lassen. Für den Posten des Finanzministers Svaz horníků statt, die zu der Lage im Re­in der neuen Regierung wird eine ganze Reihe viere Stellung nehmer und das weitere Vor­bon Anwärtern genannt. Dr. Preiß von der Zibno und auch Dr. Englis dürften nicht viel gehen ihrer Organisationen bestimmen werden. Aussichten haben, da sie auf scharfen Widerstand im sozialistischen   Lager stoßen würden. Weiters| werden Oberdirektor Novak und Dozent| Basch von der Nationalbank genannt, ohne daß damit die Liste der Anwärter erschöpft wäre. Größere Verschiebungen würden sich er- Es gibt im ganzen nordwestböhmischen Revier feinen vernünftig denkenden Bergarbeiter, der geben, falls man den Plan ausführen sollte, die gegenwärtig an die Möglichkeit einer Ent sezen, sondern durch andere Minister verwalten rung nicht mehr mit eigenen Ministern zu beschädigung für die Feierschichten und an die Ge­zu lassen. In diesem Fall soll nach einer Version Bechyně Postminister werden, wäh­rend Dr. Franke das Eisenbahnressort über­nehmen und der jezige Minister La sich wieder in einen schlichten Ministerialrat verwan deln würde. Als agrarische Ministerkandidaten werden nach wie vor Hodža, Dr. Berny, der Schwiegersohn Sveblas, aber auch der mähri­sche Landespräsident er ny als Innen minister genannt. Dies alles sind jedoch bloge

Rombinationen.

Die Angriffe

sondern den unverantwortlichen und ge­fährlichen Treibereien der Moskauföldlinge den allerschärfsten Widerstand entgegensezen.

Rom  

Also der Fascismus feiert in diesen Tagen den zehnten Jahrestag seines ,, Mar­sches auf Rom  ". Das wird, dessen kann man überzeugt sein, mit allem Rummel und allem Klim- Bim geschehen, in dessen Auf­machung sich der Fascismus als Meister der Regie bewährt hat. Paraden, Truppendefilie­rungen, Ovationen und Reden werden ab­wechseln, aller Prunk wird entfaltet werden, wobei nicht vergessen werden wird, die Schau­stellungen zu filmen, die man dann den Kino­besuchern als Beweis der Größe und Herr­lichkeit des fascistischen Regimes und der Glückseligkeit des italienischen Volkes vorzu­Im Zuge der Verhandlung wurde darauf führen. Wie es hinter den Kulissen aussicht, hingewiesen, daß auch fonservative und rechts ist allerdings ein anderes Kapitel, das der auf die Preußenkasse. gerichtete Blätter staatliche Unterstützungen erhal- Fascismus nicht kinowürdig befindet. Was er­flärlich ist, wenn man weiß, daß die Zufrie­Deutschnationaler Angriff bricht zusammen. ten haben. Ministerpräsident Otto Braun   sagte als denheit des Volkes durch Standgerichte, Mas­Ein Ausschuß des preußischen Landtages be- Zeuge aus, daß die privatrechtliche und ver- senverbannungen, ein ausgedehntes Spitzel­schäftigte sich mit den Angriffen, welche von mögensrechtliche Seite der Angelegenheit vom system, das sogar alle Portiers in den Dienst deutschnationaler Seite auf den Leiter der Ressortminister geprüft wurde; er selbst habe keine der Angeberei stellt, durch Deportationen auf Preußentaffe Dr. Klepper unternommen wur- Veranlassung gehabt daran zu zweifeln, daß die den und der preußischen Regierung vorwerfen, Breußenfaffe zu einem solchen Geschäft befugt ist. ferne Inseln und andere infernalische Schänd­daß sie unerlaubte Geschäfte der Die politische Verantwortung hiefür lichkeiten auf das wirksamste gefördert wurde. Breuzentasse mit Zeitungsunternehmun babe er übernommen und trage er auch heute. Mussolini  , der sich in den Tagen des gen geduldet habe. Es seien aus parteipolitischen Nachdem Braun unter Heiterkeit des Aus- Marsches auf Rom  " vorsichtig von Gründen die 3 entrumsblätter Stölnische schusses einige nationalsozialistische und tommu fernhielt und in Mailand   weilte, wird natür­Volkszeitung" und Germania  " durch Gelder der nistische Angriffe schlagend abgefertigt hatte, wird lich nicht verfehlen, dieses Ereignis als eine Wien  , 19, Oktober.( Eigenbericht.) Heute lepper als Zeugen, um sich Klarheit zu vervention bei der Germania  " von dem Bestreben seiner eigenen Person zu feiern. Dabei be­schuß bernahm den angegriffenen Minister Dr. feinen Erklärungen ist interessant, daß die Inter  - hervorragende Heldentat des Fascismus und nachmittag fand eine mehrstündige Beratung der schaffen. Dr. Klepper sagte aus, daß nach beeinflußzt war," die politische Linie des Blattes stand sein einziger Zusammenhang mit dieser jozialdemokratischen Abgeordneten statt. Es wurde einer Unterredung mit Minister Sirtjiefer aufrecht zu erhalten, d. h. es nicht Papen   Heldentat darin, daß er in Mailand   am Tele­beschlossen, in der morgigen Sigung des Natio-( Zentrum) phon hing und den Fortgang der Aktion ab­nalrates wegen des Mißbrauches des kriegs gehend aus Mitteln der Preußenkasse Beträge zur wirtschaftlichen. horchte keineswegs aber, daß er hoch zu Ermächtigungsgesetzes, dann Verfügung gestellt wurden, welche für die Stö!- wegen der Berufung eines ausgesprochen mon- nische Volkszeitung" bestimmt waren. An der Neuer Rückgang des Pfund. Roß an der Spitze seiner Getreuen nach schwe archistischen Butschisten zum Staatssekretär für Stüßung des Blattes war der Staat inter­ren Kämpfen in die italienische Hauptstadt Sicherheitswesen und wegen Verlegung des ver effiert, da die Gefahr bestand, daß sonst au 3- Berlin  , 19. Oktober. Der gestrige und heu- eingezogen wäre. Die Polizei und etwa noch tige Rückgang des englischen Pfund Sterling ein Regiment Infanterie hätte genügt, um Gleichheit vor dem Geſes bei der Erlassung eines beeinflußt hätte. Solche Geschäfte sind auch schon sowie der nordeuropäischen Devisen hat in deut- dieser ruhmvollen Tat", ein unrühmliches einseitigen Versammlungs- und Demonstrations vor und nach dem Kriege gemacht worden. Unter| verbotes einen Mißbilligungsantrag gegen fchen industriellen Streifen Unruhe hervorgeru- Ende zu bereiten, aber der König zog es vor, allgemeiner Heiterkeit erinnert Dr. Klepper Gesamtregierung einzubringen. daran, daß die Preußenfasse 1914 auf dieselbe fen. Es wird hier angenommen, daß der Rüd die Staatsmacht vor den fascistischen Banden Mussolini   zum Ferner beschloß der Verband, gemäß dem im Weise bei dem deutsch   nationalen gang fünstlich berbeigeführt wurde und daß kapitulieren zu lassen und Ministerpräsidenten zu ernennen. Was später die England auf diese Weise seine Ausfuhr auf geschah, mag nicht immer mit Zustimmung Nationalrates als Wahltag den 27. No denselben Gründen sei der Ankauf von Germania­often der deutschen Ausfuhr erleichtern will. des Königs, der bald zur dekorativen Schat­bat bekanntlich in einer Besprechung mit den Auf Fragen von nationalsozialistischer Seite er- Außerdem wird in finanziellen Kreisen die An- tenfigur sich herabgedrückt jah, geschehen sein, bis in das Frühjahr 1933 zu verschieben. Großdeutschen die Absicht geäußert, die Wahlen flärt Dr. Klepper, es feien alle Aktien der sicht ausgesprochen, daß der Rückgang des Pfun- eine offene Weigerung hätte bald dazu geführt. Germania  ", deren man habhaft werden konnte, des offenbar von dem Wunsche englischer Finanz- auch noch das letzte, den Schmuck seiner Krone In der morgigen Sitzung des Nationals aufgetauft worden, um zu verhindern, daß ein freise diktiert ist, daß der Erlös jener Anleihen, zu verlieren. Germania" die absolute rates wird das Budget vorgelegt und vom Bun Großaktionär der deskanzler mit einer Regierungserklärung ein- Majorität erlangen fönnte. Dieser Broßattionär die nicht durch die letzte Konvertiering betrof-|

Sozialdemokratisches Mißtrauens­Votum gegen Dolifuß

begleitet werden.

Preußenfasse un ter stützt worden. Der Aus- nistische Minister Hirtsiefer   einvernommen.

"

war der Reichstanzler von Papen.

auszuliefern.

fen wurden, nicht ins Ausland wandert,

An

Es sind nun zehn Jahre verflossen, set­dem das fascistische Regierungssystem errich­