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Der Saffaden­Coelpug.

Von Jng. Schlecht, Tepliz- Schönau. Wenn uns Aesthetiker der Gegenwart be­lehren, daß selbst königlich bezahlte Bauwerke,

beispielsweise wie sie der idealgefinnte König Ludvig II. von Bayern   als Gönner der Kunst erstehen ließ, deren märchenhafte Pracht alles bisher Dagewesene übertreffen sollte, leider keine Kulturdenkmäler verkörpern, trop hervorragen der Einzelleistungen, so muß die Kunst jener Bei ten ihre Schattenseiten und Keime des Verfalls besessen haben. Die ewigen unselbständigen Nach ahmungen früherer Stilarten, wie sie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts geüb: wurden, mußten zu einer seelenlosen Kunst füh ren, denn als moderne Menschen besitzen wir nicht das Gemüt vergangener Zeiten. Nach ahmung war seinerzeit Trumpf, nicht nur im Stil, sondern auch im Material. Man wußte es eben nicht besser und diejenigen Bauherren, die von ihren Reisen Ideen aus Italien   oder sonst so her mitbrachten und darauf los kopieren ließen, glaubten gerade besonderen Anspruch auf Kunstverständnis zu haben.

Ein

Inzwischen hat ja die moderne Kunstbewe­gung ungeheure Fortschritte gemacht. sehr bedeutsamer Wandel ist eingetreten.

Die gebildete Laienwelt ist heute wieder ourchaus in der Lage, gediegene, solide Einfach heit zu schätzen und richtig zu bewerten. Man Serlangt innerlich erlebte Kunst von bürgerlicher Schlichtheit und Wahrheit; durch aufdringliche Nachahmungen läßt man sich nicht mehr täu­schen. Man verlangt echtes Material, denn nur dieses kann mit dem zunehmenden Alter an Würde und Schönheit gewinnen und nimm! nicht mit der Zeit den schäbigen Charakter aller Imitationen an.

So muß der Architekt heute bei der Wahl der Rohstoffe mehr denn je mit sich zu Rate gehen, wenn er Schöpferfreuden an seinen Wer­fen erleben und Anerkennung finden will.

,, Sozialdemokrat"

wie bei den meisten Sandsteinen, wo sie aus Quarzkörnern bestehen, die, je nach dem Gehalte an Eisen und dergleichen, verschieden gefärbt sein fönnen. Sie können aber auch verschiedener Na­tur sein, wie z. B. beim Granit, der Körner von Feldspat, Glimmer und Quarz enthält. Die Bindemasse war entweder feurig flüssig und hat

cine Sinterung hervorgerufen, oder sie hat durch

chemische Umsetzung( meist mit Hilfe von Kiesel­säure oder Kohlensäure) eine Erhärtung erfahren.

Dieser natürliche Vorgang der Gesteinsbil­dung wird bei der Anwendung von Edelputz wiederholt, so daß die Zusammensetzung des Edelputzes der der Natursteine genau entspricht. Das Resultat beim Edelputz ist meist nur noch gleichmäßiger und schöner wie beim natürlichen Gestein, was ja erklärlich ist, da die Gesteins­bildung der Natur durch alle möglichen Störungen beeinflußt sein kann, während beim Edelpub der Prozeß meist in gleicher Weise und ohne Störung vor sich geht.

Was beispielsweise die Schönheitspflege für ein edles Frauengesicht, was der gute Rod für einen modernen Mann bedeutet, ist der Edelpuzz für unsere besseren Bauten, allerdings mit dem unterschied, daß hier gleich Dauerwirkung erzielt wird. Der Geschmack ist nun einmal so; mag sein, daß ein glatter Verblendziegel auf ewig artig aussieht und wenn er einmal ein trübes Geficht macht, wird er abgewaschen. Aber er ist lang­weilig, sei es an der Straße, im Grün, im Licht und Schatten und da die Welt heutzutage nicht gelangweilt sein will, haben ihn die meisten Architekten schon lange Jahre gemieden. Höch­stens eine Wechselwirkung zwischen Edelpuh und farbigen Klinkern an der Fassade wäre empfeh­

lenswert.

Was gibt's da Prickelnderes als ein lichtes, schillerndes Gewand aus Edelpuzz, schnell ange­3ogen und wenn es sein muß, auch in dunkler, raffiger Farbe gehalten. Farbiges Bauen ist heute einmal Trumpf. Gewiß läßt sich mit Handstrich­ziegeln oder sonst nicht aalglatten Vermauerungs­ziegeln, Klinker verschiedener Färbung, hervor ragend Schönes, Malerisches bauen, aber es hält

zu schwer, ist für den Wohnhausbau auch mei Eine mit Kalk- oder Zementmörtel hergestens zu schwerfällig in der Beschaffung, so daß stellte Fassade ist zwar im Preise etwas billiger sich die große Masse der Baukünstler mehr zu der als eine Edelpuzfassade, doch ist diese Ersparnis leicht geschürzten Muse des Edelputes hingezogen nur eine scheinbare. Der Kaltmörtel ist wenig fühlt; es ist ihnen die liebste Musik im Spiel dauerhaft und muß immer von Zeit zu Zeit aus ihrer künstlerischen Gedanken. Das ist nicht nur gebessert und vielfach erneuert werden. Zement bei Neubauten, sondern auch bei Um- und An­mörtel ist zwar anscheinend fester, dafür bildet bauten der Fall, wo es heißt, dem Hause ein er aber leicht bekanntlich Haarrisse. Diese bieten geschmackvolles Aeußere zu geben, alte, ver­dr Berwitterung einen willkommenen Angrijs schmußte und nicht mehr zeitgemäße Architek punkt. Die atmosphärischen Niederschläge können turen verschwinden zu lassen. Hauserweiterungen ungehindert eindringen und mit Hilfe von Floft oder Aufbauten kommen heute häufig vor, und und Hize ihr Zerstörungswerk vollenden. Auzer ist nun das alte Gebäude ein Ziegelroh- oder dem gewährt eine solche riffige Fassade keinen Berblendziegelbau, wird meistens dem neu ent­fhönen Anblick. Eine Edelpuzfassade dagege" standenen Ganzen ein einheitliches Gesicht aus bildet eine fest zusammenhängende, steinharte gewöhnlichem oder besser noch aus Edelpus ge­Fläche ohne Riffe. Ihre Härte nimmt mit den geben, je nachdem, welche Ansprüche der Bau­Jahren noch immer mehr zu, so daß sie vorherr an Schönheit stellt. Es steht wohl außer Witterungseinflüssen geradezu unzerstörbar ist. Zweifel, daß Edelpuz dem Hause außerordentlich Ein weiterer Punkt, der bei Kalt- oder Zement- gut steht, denn er bringt zugleich mit seinen lich­put immer neue Ausgaben verursacht, ist der ten Farben Leben in die schattigen Straßen Anstrich. Dieser fällt bei Edelpus vollständig hinein. weg, da er ja durch seine ganze Dice hindurch seine eigenen natürlichen Farben hat.

Ferner ist die Körnung und Struktur des Edelputzes dieselbe wie bei Natursteinen, weil die Zusammensetzung und Bildung die Gleiche ift.

Eine schöne Schaufläche hebt unzweifelhaft den Wert eines Gebäudes. Wenn zwar der Schein trügen kann, so bleibt doch der erste Ein­druck vielfach ausschlaggebend für die Wertein­schätzung. Der gute Rod eines Mannes täuscht beispielsweise vielfach über schlechte Eigenschaften Die Natursteine nämlich, welcher geologischen hinweg. Ein gut im Puzz gehaltenes Gebäude Formation sie auch angehören, mögen sie sedi läßt über manche inneren Schäden hinwegsehen. mentären oder eruptiven Ursprungs sein, alle Ein Edelpuz, der nicht erneuert zu werden bestehen aus großen oder kleinen mehr oder braucht, steht im Ansehen viel höher als ein weniger kristallinischen Körnern, die durch eine solcher, der alle paar Jahre eine Ausbesserung Bindemasse zu Gesteinen zusammengefügt sind. oder Erneuerung oder Anstrich braucht. Diese Körner können entweder gleichartig sein,

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