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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

12. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Gonntag, 30. Oktober 1932

Das Parlament der sudetendeutschen Arbeiter tagt.

Eröffnung.

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Konstituierung.- Begrüßungen.- Kampfgelöbnis Hampls, des Führers der tschechischen Genossen. Großes Referat Dr. Czechs über die politische und wirtschaftliche Lage.

Die Eröffnung.

Samstag nachmittags um halb vier Uhr wurde im großen Saale der Produktenbörse in Prag unser Parteitag eröffnet. Der Kon­greß ist außerordentlich stark besucht fast 500 Delegierte nehmen an ihm teil.

Die Bühne des Saales ist rot ausgeschla­gen. Zu Häupten der Karl Marr- Büste im Hintergrund leuchten auf rotem Grund, in­mitten der Parolen Freiheit" und Freundschaft", die symbolischen drei Pfeile. Ganz oben prangt auf einem Stirn­band die Losung des Kommunistischen Mani fest Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!"

Fahnen durch die Saalmitte auf die Bühne verkündet, daß auch in der Sozialdemokratie Un- sen mit ganz besonderer Freude willkommen marschieren. Feierlich und erhebend ist dieser einigkeit herrscht. Diese Toren, sie wissen nicht, heiße. Die Auslandsvertretung der ukraini­Einmarsch, der von Fanfarentlängen( eines daß es selbstverständlicher Wunsch unserer Par- schen sozialdemokratischen Arbeiterpartei hat den Bläserchors vom Prager Deutschen Theater) tei ist, daß alle Meinungen und Auffassungen, langjährigen Freund unserer Partei Genossen aus Wagners ,, Rienzi " begleitet wird. Die die in unseren Organisationen herrschen, auch Paul Fedenko zu unserer Tagung entfendet. auf dem Parteitage in unverhüllter Form zum( Beifall.) Jugendlichen stimmen dann aus frischen Keh- Ausdrud kommen. Die Stärke der Sozialdemo­len ihren Sangesgruß an: Brüder, zur tratie hat immer darin bestanden und wird Sonne, zur Freiheit!" Der Kongreß, immer darin bestehen, daß der das Kampflied stehend anhörte und mit­jang, dankt den Jugendlichen mit starkem Bei­fall. Und während noch der mächtige Fahnen­wald über dem Saale steht, stimmt der Blä ferchor, unter dem großen Beifalle aller, die Internationale " an, die von den Delegierten stehend mitgesungen und zum Schluß neuerdings applaudiert wird. Mit dem Freiheit!"- und Freundschafts"-Gruß der Jugendlichen und der Kongreßteilnehmer, schließt diese feierliche Duverture des Non­

Der Saal ist bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, als die Prager Jugendgenos sen und genossinnen in blauen Blusen mit roten Maschen unter Vorantragung roter[ gresses.

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Eröffnungsansprache des Genossen Kremser.

jedes einzelne Parteimitglied, jeder Ver­trauensmann das zum Ausdruck bringt, was ihn wirklich bewegt.

der tschechoslowakischen und polni Und nun obliegt es mir, die Abgesandten schen Sozialdemokratie dieses Staates auf das herzlichste zu begrüßen.( Großer Beifall.) Wir haben uns in Smichov gelobt, mit dem tsche­chischen Genossen zusammen zu arbeiten, alles Der Verlauf des Parteitages wird die Herren daran zu sehen, damit das freundschaftliche Ver­davon überzeugen, wie alle Delegierten des Bar- hältnis eine Vertiefung erfahre. Das, was wir teitages, alle sich aus dem Koalitionsproblem er- uns in Smichov gelobt haben, das haben wir

Kabinett Malypetr ernannt.

( Nähere Meldungen auf Seite 5.)

gebenden Fragen erörtern und wie das Streben getreulich gehalten und wir können wohl jagen, obivalten wird, sich zu einer Stellungnahme daß sich weit darüber hinaus unser Verhältnis durchzuringen, die aus dem ausschließlichen In- zu den tschechischen Genossen außerordentlich innig und freundschaftlich gestaltet hat.( Erneuter teresse der Arbeiterklasse geboren ist. Der Parteitag wird sich sehr eingehend und Beifall.) Die Schicksalsgemeinschaft mit unseren tsche­sehr ausführlich mit dem chischen Genossen hat sich in den größten Stürmen herrlich erprobt.

Jugendproblem

Der erste Vorsitzende- Stellvertreter der Par- tums gegen die Arbeiterklasse, und wenn auch tei, Genosse Heinrich Kremser , eröffnet nun zwischen dent Hakenkreuz und den Papen - Anhän den Parteitag mit folgender Ansprache: Es wurde gern die ursprünglich bestandene Harmonie, die mir die ehrende Aufgabe zuteil, den 9. Partei- getragen war von dem gemeinsamen Haß gegen tag seit der Gründung der Partei auf das herz- die Arbeiterklasse, einer argen Fehde platgemacht lichste zu begrüßen. Der Parteitag tritt in einer hat, so ist das nur Stonkurrenzstreit zwischen zwei Beit schwerster wirtschaftlicher Strife, größter reaktionären Richtungen. Die deutsche Arbeiter politischer Erschütterungen zusammen. Wenn un- lasse steht unmittelbar vor einem der schwersten ser Genosse Dr. Czech vor zwei Jahren in sei- Wahlkämpfe, den das kampferprobte deutsche Pro­nem Referat auf dem Teplitzer Parteitage noch letariat jemals zu führen hatte. Am 6. Novem­berichten konnte, daß der Stand der Arbeitslosenber wird in Deutschland darüber entschie 103.860 betrug, so müssen wir jetzt leider fest- den werden, ob die Träume des Herrn Papen beschäftigen. Er wird zu prüfen haben, ob die Wir sind davon durchdrungen, daß die Entwick stellen, daß die amtliche Statistik 464.552 Arbeits nach Wiederaufrichtung der Monarchie oder die Methoden, die wir bisher für die Gewinnung lung des Sozialismus in der Tschechoslowakei lose aufweist. Wir sehen an der Gegenüberstel- Wünsche des Herrn Hitler nach Aktivierung der Jugend angewendet haben, noch der gegen zur Voraussetzung hat die Zusammenarbeit der lung dieser beiden Ziffern, welche verheerenden des jagenhaften dritten Reiches von der Wähler- wärtigen Zeit angepaßt sind oder nicht. beiden sozialdemokratischen Parteien, deren Wert Wirkungen die Wirtschaftskrise auch in der schaft aufgenommen werden. Wir glauben zuver­Tschechoslowakei in der abgelaufenen Zeit hervor- sichtlich, daß die breiten Schichten der arbeiten den Bevölkerung erkennen werden, daß die Ab­gerufen hat und es ist begreiflich, daß sichten beider, gegen das wirkliche Interesse unser erstes Wort auf diesem Parteitag den des deutschen Volkes verstoßen. Mit stolzer Zu bersicht verfolgt die judetendeutsche Arbeiterklasse den heroischen Kampf unserer Brüder im Deut­

Krisenopfern

So wird denn dieser Parteitag, auf den die auch die Verständigung der die Republik bewoh­Blicke der Arbeiterklasse der Tschechoslowakei ge- nenden Völker sein wird.( Beifall.) Ich begrüße richtet sind, außerordentlich wertvolle Arbeit zu die Vertreter der tschechoslowakischen sozialdemo leisten haben. Wir glauben aber gleich in der kratischen Partei: den Vorsitzenden der Partei Einleitung zu diesem Parteitage unferent Genossen Abgeordneten Hampl( Großer Bei­Dank an unsere herrliche Parteimitglied- fall), Genossen Präsidenten Soufup( Starter Beifall), den Vizepräsidenten Genossen Sti vin,

Strijenjahren

Namens erneut sich der Beifall.)

Die Internationale konnte leider einen Vertreter zu unseren Beratungen nicht entsenden. Es geht uns von der Internationale folgendes Begrüßungsschreiben zu: Der Gruß

gilt, denen vor allem auch unsere Tätigkeit in ber abgelaufenen Zeit gewidmet war. Wir haben schen Reiche. Sie hat keinen sehnlicheren Wunsch, schaft, an unsere Vertrauensmänner keine Minute der abgelaufenen Zeit an diese von als den, es möge der deutschen Arbeiterklasse ge- darbringen zu sollen, die sich in der abgelaufenen den Genossen Roset, den Generalsekretär der Not und Elend heimgesuchte Bevölkerungsschichte vergessen. Es ist auch außer Zweifel, daß es der lingen, bei den diesmaligen Wahlen den Hafen- Zeit so herrlich geschlagen haben. Lassen Sie mich Bartei, Genossen und r, und den Genossen gegenwärtige Parteitag als seine vornehmste und auch dem Herrn Papen zu beweisen, daß Organisationen, auf unsere prächtige Stämpfer- der herzlich begrüße ich die Vertreter der pol­gegenwärtige Parteitag als seine vornehmste treuzlern eine ernste Niederlage beizubringen zum Ausdrud bringen, wie stol; wir auf unsere Start sind, auf das herzlichste. Nicht min­Aufgabe ansehen wird, sich mit den wirtschaft lichen Problemen, mit ihren Auswirkungen und seine ſtillen Hoffnungen niemals in Erfüllung schar sind, welche Freude uns beseelt, wenn wir nischen sozialdemokratischen Partei, die Genossen mit den Maßnahmen, die zur Linderung der gehen, daß sie an dem Widerstand der Arbeiter feststellen können, daß auch in diesen schweren Chobot und Kotarba.( Bei Nennung jedes Verhältnisse beitragen könnten, zu befassen. Der Klasse Deutschlands zerschellen werden. Auch unsere österreichische Bruder- der organisatorische Apparat nicht die Parteitag wird zu prüfen haben, inwieweit der geringste Erschütterung erfahren hat. Parteivorstand, inwieweit die parlamentarischen Partei steht gegenwärtig in einem der schwersten Bertreter, unwieweit vor allem unser Genoffe Stämpfe. In Desterreich hat sich fast das gesamte Der Besuch des heutigen Parteitages beweist am Dr. Czech als Vertreter der Partei in der Re- Bürgertum ralliiert. Es glaubt den Ansturm der besten, wie gewaltig das Interesse der Organi­gierung der Aufgabe, den Opfern der Krise zu Arbeiterklasse aufhalten, ja die Sozialdemokratie fationen für die gegenwärtigen Zeitfragen ist. zurückdrängen zu können. Es bedient sich im Fast 500 Delegierte wohnen diesem Partei­helfen, gerecht geworden sind. Die große Zahl der Arbeitslojen ist eine Rampfe gegen die Arbeiterklasse der verwerflich­tage bei. neuerliche eindringliche Lehre, daß die kapitaliſten Mittel. Es scheut vor dem Verfassungsbruch stische Wirtschaftsordnung immer wieder Not nicht zurüd; es ist dieses Bürgertums Wert, und Glend ungeheuerer Massen erzeugt. Die wenn im österreichischen Parlament Methoden Borgänge in der Weltwirtschaft, die bis in ihre des Baltans ihren Einzug halten. Wir sind aber Grundfesten erschüttert ist, zeigen uns, daß kein von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Land der Welt von der Wirtschaftskrise verschont österreichische Arbeiterklasse, dieser Stolz der In schon jetzt den Genossen Dr. Karl Renner , der geblieben ist. Ueberall, in allen Staaten, sehen ternationale, den Sieg erringen wird! wir, daß die Zahl der Arbeitslosen wächst, und alle Mutmaßungen, mit denen uns auch hervor ragende Wirtschaftspolitiker beruhigen wollten, indem sie eine Besserung der Verhältnisse auf dem Wirtschaftsmartte festgestellt haben, haben fich als trügerisch erwiesen. Es sind

nicht die geringsten Anzeichen dafür vorhan­den, daß die nächste Zeit eine Besserung der Verhältnisse bringen wird.

Wir gehen also zweifellos einem der schwerstent Winter entgegen. Als ehrliche Sachwalterin der Interessen der Arbeiterklasse wird die Partei in dieser Zeitperiode vor die schwerste Aufgabe ge­stellt werden.

Die politische Perspektive, die sich uns heute eröffnet, ist nicht viel rosiger als die wirtschaftliche. In Deutschland , in Lefter reich, in Ungarn tobt wilder Kampf des Bürger­

Gruß an die Delegierten der Bruderparteien.

der Internationale.

3ürich, den 27. Oftober 1982. An den Parteitag der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republic. Prag . Werte Genossen!

Wir bedauern außerordentlich, Euerer wiede:

Genosse Kremser begrüßt vor allem und erst nachts auf dem Parteitag eintreffen fann, In Ungarn , ist nach Bethlen und Karoliy als den Vertreter der österreichischen Sozial- bolten freundschaftlichen Einladung zum Parteitag Gömbös gekommen, der es, wie seine Vorgän- demokratie und der Internationale, unseren ger, als die vornehmste Aufgabe der regierenden alten Lehrer und Meister, und unsere liebe Ge­Barteien ansieht, die Arbeiterklasse zu unterdrük nossin Adelheid Popp ( Beifall). fen, die freie Meinungsäußerung zu Inebeln.

Wir haben es für unsere Pflicht erachtet, einleitend unserer fämpfenden Brüder in den angrenzenden Ländern zu gedenken, sie unserer vollen Sympathie zu versichern.

Im Mittelpunkt der Erörterungen unseres Parteitages wird das

Koalitionsproblem

Begrüßungen.

nicht Folge leiſten zu können. Die großen Wahl­fämpfe in Deutschland und Belgien , die politischen Schwierigkeiten und die Parlamentstagungen in anderen Ländern beschäftigen die Mitglieder unserer Exekutive so stark, daß eine ganze Reihe von Ge­Wir begrüßen den Vertreter der ungarischen nossen, die wir baten, die Vertretung zu über Sozialdemokratie, den Genossen Monus Jlnehmen, uns abschlägige Bescheide erteilen mußten lés, und übermitteln gleichzeitig unseren herz- obwohl sie es alle sehr bedauerten, nicht an Euere lichsten Gruß der Arbeiterklasse Ungarns und wir Tagung teilnehmen zu können. Auch der unter geben der Zuversicht Ausdruck, daß die ungarische zeichnete Sekretär ist leider in der gleichen Lage. Arbeiterklasse die Anschläge der Reaktion erfolg sehr er es wünschen würde, seinen Besuch bei Euc reich abwehren wird.( Beifall.) der vor zwei Wochen stattfand, zu wiederholen, kan er jetzt, da er durch dringende Arbeiten in Züri festgehalten, nicht nach Prag kommen. Wir müssen uns also leider darauf beschränk Genoffen E mouth vari und Lomtatidze, Euch auf diesem Wege die Wünsche der Sozialiji die ich im Namen aller Genossinnen und Genos- schen Arbeiter- Internationale zu übermitteln.

stehen. Einige bürgerliche Journalisten, die von dem Wesen der Sozialdemokratie auch nicht die Zum erstenmal nehmen an einem Parteitag geringste Ahnung haben, haben aus der Tatsache, unserer Partei Vertreter der georgischen daß einzelne Organisationen in der Frage des Sozialdemokratie teil.( Beifall.) Es sind dies die Koalitionsproblems eine negative Stellung ein nehmen, dem geduldigen Leserkreise schon jubelnd