Reite K. Mittwoch, S. Utterntet 1933. ytt. rv8. cAmerrkanifGer Wahlyervst. Farmerrevotte.- Die Hemdsarmelbörse von Oklahoma.  - Alte Leute vor die Hooversront!- Blitzlichter vom Wahlkampf. Brsvo Lid» über nufere PürtelragsLevatte. Das dienstägigePrävo Lidu" äußert sich bereits über die Debatte, die an unserem Par» teitag zum Loalitionsproblem abgeführt wurde. Es ist begreiflich", so schreibt das Blatt,daß die Debatte lebendig war. Handelt es sich doch um ein überaus bedeutsames Problem, und es war notwendig, nicht nur das zu beurteilen, was geschehen ist, oder was durch die Teilnahme an der Koalitionsregierung verhindert wurde, son­dern und das besonders sich über die wei­tere Linie der zukünftigen Politik klar zu wer­den... Die Redner, welche das Wort ergriffen, ob sie nun für das weitere Verbleiben in der Regierungskoalition waren oder ihre Einwände gegen die Fortsetzung der Koalitionspolitik har­ten, sie alle stellten einmütig fest, daß die Ar­beit, welche bisher geleistet wurde, groß gewe­sen ist... Alle, die in der Debatte sprachen, unterstrichen ohne Unterschied, daß die Einheit der Partei und besonders die Zusammenarbeit mit den tschechischen Genossen die wichtigste Voraussetzung eines erfolgreichen Kampfes der sozialdemokratischen Arbeiterschaft in diesem Staate ist." nisnahme dieses Parteitagsergebnifses Vor­kommen, wie betrübte Lohgerber, deiren wie­der einmal wie oft schon? die Felle davongeschwommen sind. Sie werden auch bei allen künftigen Versirchen, Spaltung und Ver­wirrung in unsere Reihen zu tragen, auf Granit beißen. Das war ein Parteitag des Vertrauens. Denn darüber gab es keine Meinungsverschiedenheit, daß di« bewährte Führung der Partei mit der Treue und Zu­neigung der gesamten Parteimitgliedschaft rech­nen kann. Selbst die temperamentvollsten Oppositionsredner kargten nicht mit ehrlicher Anerkennung der heroischen Leistung der lei­tenden Menschen der Bewegung. Wenn unser Arbeiterminister Dr. Czech, oder sein uner­müdlicher Helfer, der getreue Eckehart   und Sekretär der Partei, Genosse Taub, die Tribüne betraten, so spürte man es förmlich, wie ihnen aus dem dichtgedrängten Audfto- rium eine Welle des Vertrauens entgegen­schlug. Dieses Vertrauen wird sich draußen im Lande umsetzen in freudige Arbeit tausen­der Vertrauensmänner, die ba» glückliche Be­wußtsein neu empfingen, daß unser Arbeiter­volk in schwerster Stunde wenigstens das Glück hat, sein Schicksal Menschen anvertraut zu haben, die ihr Herzblut für die Sache zu opfern bereit sind. Es war«in Parteitag der Ju- gend. Auch wenn das JugendprMem nicht als eigener Tagesordnungspunkt behandelt worden wäre, die Zusammensetzung und der ganze Verlauf des Parteitages hätten es schon allein bewiesen. Unter den Delegierten war das junge Element erfreulich zahlreich ver­treten, in der Debatte tarn die Jugend aus­giebigst zu Worte. Das Referat des Genossen Dr. Fr a n z e l war wohl die tiefschürfendste Erörterung des Generationsproblems, die auf einer unserer Tagungen angestellt wurde von der trostlosen Verkalkung bürgerlicher Parteiberatunqen garnicht zu reden. Die De­batte dazu zeigte den Nachwuchs der Partei auf einer Höhe der Betrachtung, auf die die ganze Partei ehrlich stolz sein kann. Welch eine Fülle von Begabungen offenbarte sich in dieser Aus­sprache? Nicht nur aus Arbeiter-, sondern auch aus Jntelligenzkreisen hat die sudeten­deutsche Sozialdemokratie einen Nachwuchs ge­wonnen, der berechtigten Anlaß zu den schön­sten Hoffnungen gibt. Die Elite der Jugend ist bei uns! Mit ihr werden wir die Massen der arbeitenden Jugend erobern! Der Partei­tag wird, wenn seine dahinzielenden Beschlüsse zielbewußt in di« Tat umgesetzt werden, dazu ein kraftvoller Auftakt sein. So haben wir in den Prager   Beratungen in sturm- und drangvoller Zeit unser Feld neu bestellt, neue Arbcitsziele ab gesteckt, alte Kampftüchiigkeit bekräftigt. Nun wird der herrliche Geist dieses Parteita­gesau s st römen indasganzeLand. Die fünfhundert Delegierten werden Apostel sein, die den Geist der Zuversicht hinaustra­gen in die Betriebe, in die entlegensten Dör­fer und Hütten. Ten Opfern der mörderische­sten aller Wirtschaftskrisen werden sie die Bot­schaft künden, daß die sozialdemokratische Front gegen Krisennot und Fascisrnus unerschüttert steht und bereit ist, den Angriffen der Reak­tion herzhaft die Stirne zu bieten. Sie werden ihnen sagen, daß diele Zeit der Abwehr, auf­gezwungen uns durch die internationalen Ver­hältnisse, nur Vorbereitung eitler neuen Welt- offeltsive des Sozialismus gegen die morsche kapitalistische Welt ist. Im Dunkel der Krisen­nacht werden die Beschlüsse des Prager   Par- teitaoes den leuchtenden Stern der Hoffnung entzünden arff eine befere Zukunft der Arbei­terklasse dieses Landes und der ganzen Welt! New Jork  , Ende Oktober.(Eig. Ber.) Schon lange vor der industriellen Krise war die amerikanische   Landwirtschaft in große Not geraten. Die'Farmer litten unter der klaffenden Preisschere zwischen Industrie- und Farmpro­dukten, außerdem unter der ab'oluten Whän- gigkeit vom Bankkapital. Auf ganz natürliche Weise entstand ko eine regelrechte Bauernbewe­gung, deren Ende und Folgen gar nicht abzu­sehen sind. Die Bewegung zeigte sich zuerst im August im Präriestaat Iowa. Die Farmer weigerten sich, ihre Produkte in die Städte zu senden, so­lange die niedrigen Preise für sie nur dauernde Verluste bedeuteten. Die Landstraßen wurden be­lagert, alle hereinkommenden Lebensmittelfuhren bsschlagnahmt. Autos, die besuchten, in rasender Fahrt die Reihen der Farmer zu durchbrechen, wurden durch Barrikaden angehalten. Die Po­lizei war machtlos. Die Einschnürung der Städte wurde immer stärker, die Preise stiegen sprung­weise. Nach einer gewissen Zeit schloffen sich weitere 14 Farmerstaaten der Bohkottbewegung an. Bor einer Konferenz der Gouverneure stellte ein Farmervertreter die Forderung auf, die Preise den Herstellungskosten anzugleichen und ein Mo­ratorium für Steuern und Hypotheken zu ge­währen. Einen Tell ihrer Forderungen scheinen die Farmer durchzusetzen. *, Schlimmer noch als den Farmern geht es den amerikanischen   Arbeitslosen, die ja keinerlei staatliche Unterstützung erhalten. Trotzdem lebt noch bei den amerikanischen   Arbeitern die Zu­versicht auf eine bessere Zeit. Sie hallen meist ihr Erwerbslosenschicksal für persönliches Pech, das sie mit durchaus friedlichen Hilfsmaßnahmen zu beseitigen versuch«». So entstand z. B. die Hemdsärmelbörse von Oklahoma-City  . Die Ar­beitslosen dieser Stadt hatten es satt, weiter bei den privaten Wohltätigkeitsorganisationen Tag um Tag Suppe und NaMlaaer zu erbetteln. Sie gründeten eine Austauschstelle der von Erwerbs­losen angebotenen Dienste gegen lebensnotwen­dige Produkte. Erwerbslose Handwerker liefern ihre Arbeit gegen entsprechende Naturalien. Schuhmacher, Schneider und Friseure tauschen ihre Leistungen gegen Butter, Kartoffeln und Brot ein. Gegen eine ausreichende Bezahlung in Pro­dukten wird von fachmännischen Kräften ge­zimmert, angestrichen und ausgebessert. Nach den letzten Berichten soll diese Hemdsärmelbörse schon 8000 Mitglieder haben.. Aber aus dem Schreckensnetz der Krise, die man in naiver, praktischer Form zu begaunern versucht, kann sich so doch nur eine einzelne Gruppe befreien, wor­unter andre wieder zu leiden haben. Auf dieser Austauschbörse werden die vermittelten Arbeiten naturgemäß besonders billig geleistet. Die be­troffenen Unternehmer, denen die Aufträge ver­loren gehen, müssen deshalb zahlreiche Arbeiter entlassen, womit der Ring des Elends wieder ge­schlossen ist. * Alle diese wirtschaftlichen NiederbruchSerschei- nunaen weichen selbstverständlich die ameri­ kanischen   Präsidentenwahlen am 8. November in starkem Maße beeinflussen. Der vor 4 Jahren mit Kundgebung der tschechischen Sozialdemokratie in Prag  . Montag abend veranstaltete die tschechische Sozialdemokratie auf der Slawischen Insel in Prag   eine große Kundgebung, auf welcher der Vorsitzende der Partei Genosse H a m p l und der Senatspräsident Gen. Dr. Soukup sprachen. Genosse Hampl erklärte eingangs seiner Rede, die Aufgabe deS Sozialismus in unserer Zeit müsse sein, Ordnung in der Erzeugung und im Verbrauch$u machen. Ein« vernünftige Ver­teilung der Früchte menschlicher Arbeit müßte ür alle Bedürfnisse der Menschen genügen. Die Arbeit der Sozialdemokratie wird gestört durch Fascisten und Kommunisten. Die kommunsstische International« ist bestrebt, die westlichen Staaten durch Aktionen der Kommunisten zu beschäftigen in dem Glauben, daß sie dadurch am besten die Ruhe in Rußland   sichere und auswärtige Inter­ventionen fernhalt«. Zur Innenpolitik über­gehend erklärte Hampl, daß die Partei sich für die Teilnahme an der Regierung entschieden habe, damit das arbeitende Volk in den schwersten Zeiten nicht ohne Einfluß auf die Staatsgewalt bleibe. Die Sozialdemokratie hat die Herabsetzung der Renten der Invaliden und der Einkommen der schlechtest gestellten Staatsangestellten ver­hindert, was alles die Regierung ohne Sozialisten getan hätte. Zum Schluffe wies Genosse Hampl mit aller Entschiedenheit die Angriffe der bürger­lichen Presse gegen Genossen Dr. Czech zurück. Genosse Dr. Soukup erklärte di« Beamtenregie­rung, wäre eine große Gefrchr, denn eine Beam­tenregierung bedutet heute etwas anderes als vor einigen Jahren, sie wäre di« Schürze, hinter der sich eine Regierung der Bourgeoisie verstecken würde. Di« Arbeiterschaft wird sich nicht von der hohen Bürokratie, der Polizei und dem Militär kommandieren lassen. Sie muß vielmehr den staatlichen Machtapparat in di« Hande   bekommen. Bei uns darf nicht Polizei, Gendarmerie und Militär befehlen, sondern das arbeitend« Doll. Die Ereignisse dürfen uns nicht lleinmütig machen, sondern zur Einheit und Ausdauer auf- | rufen! großer Mehrheit göwähtte Prosperity-Kandidat Hoover wird Wahl dem Demokraten Roosevelt  Weichen müssen. Der sozialistische Arbeiterkan­didat Thomas kommt ernsthaft nicht in Betracht, wird aber doch stark in Stimmenzahl gewinnen selbst Gegner aus dem bürgerlichen Lager geben zu, daß der Kandidat der Sozialisten drei- oder viermal soviel Stimmen bekommen wird als beim letzten Wahlkampf. Bei der erbitterten Wahllampagne zwischen den beiden bürgerlichen Gegnern wird entspre­chend der Einstellung des amerikanischen   Volkes quch mit ganz unpolitischen Mitteln gekämpft. Roosvelt laßt sich auf seiner Tournee von einem der bekanntesten Amerikaner, Will Rogers  , be­gleiten. Will Rogers   hat eine echt amerikanische Karriere hinter sich: er war Cowboy, Artist, Film­schauspieler, methodistischer Prediger; schließlich wurde er als täglicher Glossator in derNew Dörk-Times" einer der gelesensten Autoren Ame- rikas. Seit Jahren nimmt er in witziger Form zu allen amerikanischen   Tagesfragen Stellung ohne von ihnen eigentlich viel zu verstehen. Er repräsentiert eben die Stimme des berühmten kleinen Mannes auf der Straße. Jetzt soll er nun mit seinem Lächeln und mit seinen uralten Cowboy-Witzen als Anreißer für den demokra­tischen Kandidaten wirken. * Roosevelt   und Hoover lassen ihr Privatleben restlos in die Oeffentlichkeit zerren. In allen möglichen urü> unmöglichen Lebenslagen lassen sie sich photographieren. Für die Pressephoto­graphen lachen und weinen sie, küssen sie ihre Frauen, drücken sie fremde kleine Kinder an die Brust. Roosevelt   triickt vor versammelter Presse drei Liier Milch und ißt mehrere Pfund Aepfel  dazu eine gefährliche Sache, aber angeblich ein Beweis der Vorliebe für die Produkte der Land­wirtschaft, die Roosevelt   später als Präsident zu stützen verspricht. Hoover besucht jeden Tag drei Kinderheime; so etwas macht sehr populär. Roose­ velt   denkt wieder an die Sportliebe der Ameri­kaner: unter Assistenz der Presse nimmt er Box­unterricht. Schreibt die demokratische Presse: Boxmeister Tunney für unseren Kandidaten!", antwortet die republikanische:Mary Pickford   für Hoover!" Kürzlich teilte das republikanische Pro- pagondabüro in New York   mit, daß die Mutter mit den meisten Kindern Amerikas   für Hoover fei! Sie hätte sie alle Tage ins Weiße Haus ge­führt, damit sie Hoover die Hand drücken! Schon am nächsten Tage schrie es von der anderen Seite: Eine Frau läßt sich von ihrem geliebten Mann scheiden, weil er gegen Roosevelt   ist. Liebe für Roosevelt   geht über jede Liebe!" Aber die Hoove- risten sammeln jetzt die Unterschriften von mög­lichst vielen über 100 Jahre alten Bürgern, um die Schlagzeile vorzubereiten:Das ehrenwerte Älter ehrt.Hoöver!" Die Demokraten appellieren wiederum an die Jugend und lassen deshalb für Roosevelt   die Girls aus den Revuen der New Porker Theater in Badeanzügen, bei deren An­blick Herr Bracht in Ohnmacht fallen würde, aufmarschieren. Und das Geld rollt! Ein Jour­nalist stellte fest, daß allein in New Hork für den Wahlkampf für mindestens 20 Millionen Dollar Wetten abgeschlossen wurden K. Die ewigen Provisorien. Budapest  , 1. November. Die Verhandlungen behufs Abschluß eines neuen rmgarisch-österrei- chischen Provisoriums wurden Montag beendet. Als Ergebnis der Besprechungen haben die be- cmftragten Delegierten ein Einmonatiges Provisorium vereinbart, das sich im gro­ßen und ganzen auf dieselben Waren bezieht wie das bisherige Provisorium. Hakenkrenzierisdie EmressennoUioHen im Hamburger Senat  . Hamburg  , 31. Oktober. Ein ungeheuer­licher Erpressungsfkandal der Ham­burger NSDAP   wird durch eine amtliche Er­klärung des Hamburger Senats bekannt. Die Leitung der Nazibürgerschaftsfraktion hat unter übelster Erpressungsmethode an den Senat das Ansinnen gestellter einen ihrer Parteigenossen, den Studrenrat Dr. Schönwald 1, der die letzten Jahr« bereits bei allen Parteien sein Hell versuchte und als Postenjäger bekannt ist, einen neuen Direktorposten zu schaffen. Um ihrem Verlangen Nachdruck" zu verleihen, hat di« Leitung der Nazifraktio» nach dem Muster dunkler Revolverblätter dem Senat das Angebot gemacht, über angebliche Mißstände in der Wohlfahrtsbehörde zu schwer» g e n, wenn Schönwaldt Direktor würde. Der Senat ließ sich aber durch diese Drohun­gen nicht abschrecken, sondern hat, um eine Nach­prüfung des angeblichen Materials zu erreichen und«ne Klärung der Vorwürfe gegen die WohlsahrtSbehörde herbeizuführen, bei der Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Straf- yerfahrens gegen Unbekannte beantragt. Diese Mitteilungen des Hamburger Senats enthüllen ein Maß von Korruption und Futter- krrppenwirtschaft, das einzig dasteht und die Methoden der nationalsozialsstischen Partei und ihrer Führung charakterisiert. Leiter kau t Snern Kinder« de« proietariftOen KinderValende? Freundschaft Wenn Generale Politik Madsen Paris, Ende Oktober 1932. Seit Monaten verlangen die französischen  Sozialisten von der Regierung, sie solle in Genf  durch Vorlegung eines eigenen mutigen Projektes die Initiative m der Abrüstungsfrage ergreifen, um so die Abrüstungskonferenz und damit den Völkerbund überhaupt zu retten. Schließlich rang sich auch H e r r i o t, besonders nachdem er sich durch den Vorschlag Hoovers völlig überraschen ließ, zu der Überzeugung durch, daß Frankreich  auf der Abrüstungskonferenz bestimmte Pflichten habe. Seit Wochen ist von dem Abrüstungsvor- schlag des einstigen Sozialisten und heutigen Kriegsministers Paul B o n r o u r di« Rede, und die französische   Delegation in Genf   kündigte an, dieser Vorschlag werde am 3. November der Ab-, rüstungskonferenz vorgelegt. Sofort erfolgt« eine Generalmobilmachung in den französischen   Offizierskreisen. Vor einigen Jahren hatte die ftanzösische Republik   den schwe­ren Fehler begangen, einen General, den die Sozialisten einen Staatsstreichler nennen, zum Generalinspektor der französischen   Armee zu machen, und so ist der General Weygand im Obersten französischen Kriegsrat, dessen Vize­präsident er ist, die wichtigste Person. Er kam mit seinem Vorgesetzten, dem Kriegsminister, wegen dessen Abrüstungsvorschlag sogleich in«ine« ernstlichen Konflikt, und H« r r i o t, der auf feiten Paul Boncours stand, mußte zwischen bei­den vermitteln. Auch in Frankreich   versuche« immer wieder Generale eine Beeinflussung der Politik von ihrem engen Militärstandpunkt aus. Schon als 1914 das Parlament von Bordeaux  aus die Delegation Briand-Sembat nach Paris   schickte, wollten die Militärs ihre eigene Politik machen. 1917 setzte die Zivilgewalt durch, daß parlamentarische Kommissionen die Front be­suchen durften, und Ende 1918 war eine enorme Anstrengung der Linksparteien notwendig, um die Einmischung der Generale in di« Politik zu ver­hindern, als diese zum Teil behaupteten, der Waffenstillstand werdezu früh" unterzeichnet. Als die Frage der Rheinlandräumung anftauchte, nannte Marschall F o ch di« Räumung von Mainz  ein Verbrechen". Selbstverständlich"kritisierte der sozialistische P o p u l a i r e" stark die Haltung, die General Weygand vor dem Studienkomitee des Oberste« französischen Kriegsrats«innahm:Soll etwa Paul Boncour   am 3. illovember in Genf  , nach­dem er das Vorbringen des französischen   Ab­rüstungsvorschlags fest für dieses Datum ver­sprochen hat, wie ein schuldiger Schüler schluch­zend erklären:Meine Arbeit ist noch nicht fertig. General Weygand hat sie noch nicht ganz verbessert?" General Weygand fühlte sich durch die Kritik desPopulaire" in seiner Eitelkeit so verletzt, daß er verlangte, derPopulaire" und Löv« Blum sollten wegen Beleidigung der Atmee verfolgt werden, und er wieder­holte sein Verlangen schriftlich in einem Brief an den Ministerpräsidenten. Lson Blum fragte darauf verwundert iw Populaire", was Herr General Weygand eigent­lich zu sein dünke:Das französische   Volk kennt nicht einmal den Namen dieses Generals." Natürlich schreibt die RechtszeitungAmi du Peuple  " daraufhin:Die antrpatriotische Propa­ganda von L6on Blum imPopulaire" hat auch dem Ungläubigsten gezeigt, daß Leon Blum   ganz offensichtlich bewußt oder unbewußt der Agent des Marschalls Hindenburg in Frankreich   ist." Es muß zu Ehren der französischen   Republik gesagt werden, daß der Konflikt mit dem Siegt der Zivil- über di« Militärgewalt endete. Weh­gand mußte sogar seine Temissionsdrohung zu­rücknehmen, die französischen   Arbeiter hätten übrigens aufgeatmet, wenn er gegangen wäre.' So kann Leon Blum   am 27. Oktober iw Populaire" als Ergebnis des Kampfes gegen d>e Generäl« feststellen: Die ftanzösische Regierung wird pünktlich in Genf   mit ihrem Äbrüstungsvorschlag er­scheinen. Sie wird als eine Regierung auftreten, dit den Militärfteisen gegenüber ihren Willen durch­gesetzt hat." Glückliches Frankreich  ! Kurt Lenz. Vom Randtank Empfehlenswertes aus veu Programme« Donnerstag. Prag  : 6.12 Gymnastik, 11.00 Schallplatten. 15-^ Klavierkonzert. 17.20 Kinder musizieren. 18J® Deutsch  « Sendung: Dr. Moucha: Neue cher. 19.35 Mandolmenkonzert. 20.00 BlaLmusi'- 22.20 Konzert. Brünn: 18.25 Deutsch  « SendM 20JO Funkdenkmal Josef Ressel.   Berlin  : 18» Arien alter Meister Breslau: 16.05 Kleine Cello musik. Leipzig: 13.15 Walterstund«. 19.30 Unter Haltungsmusik München  : 16.05 Balladen-Stuvd' 90.40 Nikotinvergiftung. Wien  : 1740 Wien  - Philharmoniker. 21.05 Beethoven  .