Nr. 277
Der Greis, der Mantel und der Tod.
Tragödie an der sächsischtschechoslowakischen Grenze.
( Nachdrua derboten.)
An der sächsisch- tschechoslowakischen Grenze wurde dieser Tage ein 71 jähriger Arbeiter aus dem deutschböhmischen Orte Preßniz beim Versuch, mit einem nichtverzollten alten Mantel die Grenze zu überschreiten, cinem tschechischen 301lbeamten erschossen.
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bon
Donnerstag, 24. November 1932
Winterzirkus am Belvedere, b. Wasserturm Zentralheizung). ( fester Zirkusbau mit
bringt ein Gastspiel
Beste Raubtierdressuren
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Das Zirkusprogramm der Sensationen: Schönste Pferde Aufsehenerregende artistische Leistungen Einzig in seiner Art. Das Haus ist angenehm durchwärmt Auto- und Fahrradwachen im Zirkus, Täglich 2 Vorstellungen nachmittags 3 Uhr, abends 8 Uhr. Unsere Preise: Von Kč 5.- bis 28.Tierschau ab 10 Uhr vorm, geöffnet. Tierschau: Kč 2.- für Kinder, Kč 3.- für Erwachsene. Kinder zahlen auch abends an Werktagen u. an Sonntag. Erwachsene und Kinder zahlen werklags auf allen SitzNachmittagen halbe Preise auf Sitzplätzen. plätzen nachmittags halbe preise. Kartenvorverkauf an der Zirkuskassa ab 10 Uhr vorm., Tel. 70597, bei Truhlařová, Palais ,, Koruna", Tel. 27467, 38520, Na koštku", Tel. 24023, Valdek", Tel. 50077. Um jedem den Besuch zu ermögl chen, verlegten wir den Beginn der Abendvorstellung auf 8 Uhr.
,, Der Blaubart von Linz."
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1790
Seite 5
Bon der Arbeit des Reichsverbandes
für deutsche Jugendfürsorge.
Der Reichsverband für deutsche Ju gendfürsorge behandelte in seiner letzten diesjährigen Sigung in Prag eine Reihe aktueller Fachfragen. Ueber Aufforderung des Justizministe riums wurde ein kritisches Gutachten zu dem Gesebentwurfe über die Schwanger= schaftsunterbrechung und Tötung des Kindes bei der Geburt ausgearbeitet und darauf hingewiesen, daß dieser Entwurf zwar noch nicht als Ideal zu betrachten ist, daß man ihn aber trotzdem als Fortschritt gegenüber dem bisherigen Jm Obererzgebirge kommt der Uebergang Dom Herbst zum Winter schnell, viel zu schnell, Zustande begrüßen muß. Die Gefährdung der für die armen Gebirgler, Häusler und Heimgesamten Jugendfürsorgearbeiten und Ein fiebenfacher Frauenmörder vor Gericht. namentlich des arbeiter, die damit von neuer Sorge belastet Mutterschutzes und der werden: Denn zu dem Hunger gesellt sich die Linz , 23. Nov.( Eig. Ber.) Die Mitnahme von Geld das ist immer das An- len Finanzlage der Jugendfürsorge Organisationen Säuglingsfürsorge infolge der katastrophaKälte, die Unbarmherzigkeit des eisig über die Vor dem Schwurgericht in Linz lief die Gerichtsver- hängsel an seine„ Sexualverbrechen". Kämme fegenden Wintersturms. Die Leute handlung gegen den„ Blaubart von Oberösterreich", führte zu wiederholten Vorsprachen und Interven Das brennende Bett. haben sich in den arbeitslosen Sommermonaten ben 53 Jahre tionen beim Fürsorge und Gesundheitsministerium Mitte Oktober 1916 wurde eines Nachts in und der Zentralsozialversicherungsanstalt und zur Jahre alten Fleischergesellen Klaubholz aus den Wäldern geholt heimlich, Franz Leitgö6. Er wird beschuldigt, in der Urfahr die Feuerwehr alarmiert. Im Hause der Vorlage detaillierter Arbeitspläne über die nottven weil sie die von den Forstverwaltungen vorge- Zeit von 1912 bis 1932 sieben Frauenmorde verübt Eisenbahnerehefrau Danner war eindige Ausgestaltung und zweckmäßige Fortführung schriebenen Erlaubnisscheine nicht bezahlen kön zu haben. Fünf weitere Mordtaten, die zum Teil Zimmerbrand zu löschen. Frau Danner lag halb dieses wichtigsten Fürsorgezweiges. Die physische, nen, aber wie lange reichen sie denn zu, diese bis zu 30 Jahren zurückliegen und daher durch Zen- verkohlt im Bett. Die Polizei nahm an, daß die geistige und fulturelle Not der schulentlassenen erbescheidenen Vorräte an Reisig und Wurzeln? genbefundungen nur schwer rekonstruierbar sind, Tote beim Zigarettenrauchen ein Opfer ihrer Un- werbslosen Jugend veranlaßte das Ministerium für Aber nicht nur in den Stuben ist Kälte um die wurden nicht zum Gegenstand der Anklage gemacht achtsamkeit geworden sei. In Wirklichekit hat Leitgöb soziale Fürsorge, in einer gemeinsamen Konferenz Armen des Gebirges; wenn sie vor die Türen Der Staatsanwalt ist der ziemlich begründeten nach seinem diesjährigen Geständnis Frau Danner mit Vertretern der Jugendfürsorge und der staattreten, so erschauern sie unter dem eisigen Hauch, Meinung, daß es sich in allen Fällen um im Sinnenrausch, erwürgt". Sie war lichen Bildungsausschüsse Hilfsmaßnahmen zu bedem ſie faſt ungeschützt ausgesetzt sind, denn die Raub morde handelt. Zeitgöb macht geltend, daß seine Geliebte- während ihr Ehegatte als Land- raten und Wege aufzusuchen, um diesen Alpdruck, wenigsten von ihnen sind noch im Besize er die Morde unter dem übermächtigen Zwang sei- sturmmann im Felde stand. Leitgöb will in der Ver- der lähmend und zerstörend auf den Jugendlichen eines Mantels, eines Ueberrods, erwärmender nes tranthaft sexuellen Triebes be- wirrung nach dem Erwachen aus dem Mordrausch laftet, wenigstens einigermaßen zu lindern. Es Kleidung. Die Not hat ihnen alles genommen: gangen habe. Die Pſychiater ſtehen vorläufig mehr die Petroleum/ ampe umgestürzt haben; die Woh- wurde zu diesem Zwede im Rahmen des Reichsverden Glauben und das bißchen Besitz, Betten, auf Seiten der Staatsanwaltschaft. nung hätte Feuer gefangen; er sei geflüchtet.. Aber er vergaß auch hier nicht die Mitnahme von Kästen und Kleider sind, wenn sie nicht wegSchmuck und Geld. gepfändet wurden, ins Leihhaus oder zum Alt- Franz Leitgöb wurde im Jahre 1879 in Answarenhändler gewandert und so stehen und felden( Oberösterreich ) als Kind eines Tischlermetgehen sie nun, die armen Teufel, frierend und sters geboren. Als er noch zur Schule ging, verlor zitternd in fadenscheinigem Schuhwerk zwischer er die Mutter. Mit 13 Jahren fam er zu einem den traurigen Häuschen ihrer Heimat herum, Fleischermeister in die Lehre. Während seiner miliwandern in den Wald nach Klaubholz oder tärischen Dienstzeit in Trient wurde er fünfmal machen Betteltouren in die Umgebung wegen Diebstahls und einmal wegen Desertion bestraft. 1910 heiratete er die 18jährige Tochter eines Eisenbahners. Sie ließ sich nach vierjähriger Ghe von ihrem noch häufig wegen verschiedener Verbrechen bestraften Mann scheiden. Die zwei Söhne im Alter von 20 und 22 Jahren und die jetzt 19 Jahre alte Tochter, die der Ghe entstammen, äußern den Wunsch, ihren Namen ändern zu dürfen,
Das Vorleben des Täters.
Eine schwarze Seidenbinde.
Das Verhältnis mit der Großmutter.
bandes für deutsche Jugendfürsorge ein Arbeitsausschuß Jugendhilfe" eingefeßt, in welchem die verschiedenen Bildungsfaktoren und Vertreter der Jugendfürsorge zusammenarbeiten. Im August 1920 hat Leitgöb seine 80jährige Unabhängig davon bereitet die Reichssentrale für Großmutter mit einem Hosenträger erdrosselt und Jugendlichenfürsorge wieder die in den beiden letzberaubt. Der Raubmovd wurde sofort von der Be- ten Jahren erfolgreich durchgeführte Heimstäthörde erkannt, aber nicht der Täter; in den Vertexaktion für ingendliche Arbeits. dacht geriet ein unschuldiges Bauernehepaar. Liegt lose vor. achtjamkeit geworden sei. In Wirklichkeit hat Leitgöb behauptet in zynisch- lächerlicher Weise: Ja. Ich hatte mit meiner Großmutter von frühester Kindheit an ein Liebesverhältnis. Auch als Greisin hat sie mich zu verführen versucht. Da kam es eben über mich..."
Die Baracke, in der das nächste Opfer, eine Eisenbahnerehefrau, den Tod fand, ging in Flammen auf- man glaubte an einen Unfall;
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Der Anton Habrecht in Breznik, dem alten Musikerstädtchen, hat, weil er den kommen den Winter, und die Kälte fürchtet, vor vielen Tagen an einen Verwandten in Sachsen einen Brief geschrieben, in unbeholfenen Worten hat er darin von seiner Armut und von der Furcht bor der nahenden Kälte erzählt. Wenn er wenig stens einen Mantel hätte... einen recht dicken Mantel, damit er nicht so frieren brauchte... Gnde Feber dieses Jahres wurde die 58jährige jetzt steht fest, daß Leitgöb den Unfall herbeigeführt Und gerade am ersten Novembertage bringt ihm Frau Aloisia Jant, Chegattin eines Architet hat, um die Spuren seiner Tat zu verwischen. Den der Postbote ein Schreiben aus Sachsen , einen ten, in ihrer Billa in Linz erdrosselt aufgefunden. nächsten Leichnam versuchte Beitgöb zu beseitigen", Brief von einem Verwandten, und darin liest Aus der Wohnung fehlten Schmucksachen und 140 indem er ihn im Walde vei St. Magdalene mit der Alte, daß er einen Mantel haben solle, einen Schilling. Es begann eine fieberhafte Suche nach Aesten überdeckte. Pilzsucher entdeckten die Tote; es alten zwar, aber immerhin einen, mit dem er dem Täter. Nachbarn gaben an, daß zurzeit des war eine 35jährige Hilfs arbeiterin aus Ling. sich schützen könnte vor der ärgsten Kälte, mit Besbrechens ein Hausierer, der eine schwarze Sei- Es wurde ermittelt, daß ungefähr 4000 Stronen, dem er seinen frierenden, alten Leib bedecken denbinde im Gesicht trug. gesehen worden sei. Ein Schmud und etwas Belzwerk aus ihrem Besiz fehl fönnte mit dem Brief in der Hand, teucht Gastwirt konnte berichten, daß bei ihm ein Hausierer, ten. Unter den Verdächtigen war auch Leitgöb; es der Greis zu seinem Nachbar, dem Tischler der eine derartige Binde trug, übernachtet hätte. tonnte ihm aber nichts nachgewiesen werden. Wohlrab:„ Du, Josef, ich krieg einen Mantel, Er habe sich als Franz Leitgöb ins Meldebuch einda schau her!" Und der Nachbar liest, daß ein getragen.. Paket nach dem naben jächsischen Grenzort Jöh
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Zwei Tage später wurde Franz Leitgöb in Neu
Die zähe Bäuerin. mordüberfall, der mißglüdte: Man faßte ihn erst nach seinem letzten Raubdie Bäuerin
Marie Hadel aus St. Florian war nicht so tot, wie Leitgöb geglaubt hatte; sie erwachte aus der Bewußtlosigkeit, erholte sich und konnte den Täter io genau beschreiben, daß er gefaßt wurde. 10 Jahre Kerter haben ihn nicht geändert. Im Dezember 1931 fiel ihm eine Hebamme zum Jetzt soll ihm endgültig das Handwerk gelegt werden.
Anschlag, der Finger liegt am Abzug: so stehen sie einander eine Sekunde gegenüber dann schiebt sich der Beamte einen Schritt vor, der Greis weicht ein wenig zurück, schwingt aber gleichzeitig drohend den Stock hoch... da zerreißt der Schuß peitschend die Ruhe des Tals.
und
Der Greis Anton Habrecht aus Preßnit läßt den Arm sinken, der Stock entgleitet seiner Hand. Die Linke tastet an die Brust über die Finger tröpfelt es rot, rot, rot! Einige wenige Schritte noch tut der Alte, dann taumelt er zu Boden, das Gesicht im Schmerz verzerrt, ein Röcheln auf den weißen Lippen. Er ist wenige Stunden später gestorben: Die Stugel hat ihm die Milz zerrissen, der Tod ist durch innere Verblutung eingetreten.
Den Mantel hat Josef Wohlrab an der Grenze ausgezogen und bei der Zollstelle hinterlegt. Unter Gendarmeriebegleitung hat er den Grenzübergang passiert, den gleichen, an welchem
ſtadt abgegangen sei und dort zum Abholen hofen verhaftet.& r wies mit Entrüstung die Tat bereit liege. In dem Paket befinden sich der von sich. Streuzverhöre machten ihn nicht mürve. Mantel, eine Heine Fischkonserve, ein bißchen Aber eine Fülle von Beweismaterial zeugte gegen Futter für den Kanarienvogel des altes Man- ihn. Nicht zuletzt ein Blutfled in seinem Hemd, eine nes. Der Greis zittert vor Freude:„ Du einen Strajpur an seinen Sänden. So fand sich Leitgöb Wintermantel! Gelt, ou gehst mit mir hinüber!" scheich zum Geſtändnis bereit. Er schilderte die Freilich hält er mit, der Nachbar, und am an- Tat in aller Ausführlichkeit. Es schien, als ob ihn Opfer. Im Feber 1932 Frau Architekt Jank in Linz . Zollvorschrift wäre nach Erledigung der amtlich die Erzählung befreite. Denn jenem Bericht schloß sich eine ganze Serie weiterer Geständnisse an: ein Blutstrom des Grauens.
deren Morgen wandern sie los.
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täglich Hunderte von Automobilen vorbeifahren, deren Insassen in Belz und Seide nicht zu fürch ten haben, daß sich ein Gewehrlauf drohend gegen sie richtet... Wegen eines alten Mantels freilich, kauert der Tod auf der Lauer hinter Wegkrümmung und Felsen. Uebrigens: Nach der vorgeschriebenen Formalitäten die gebührenfreie Einfuhr des gebrauchten Kleidungsstückes möglich gewesen. Aber der Greis hat davon nichts gewußt. Und der Beamte? Wenn er die Zollbestimmungen nicht fennt, so ist er für den verant wortungsvollen Dienst eines Grenzers nicht befähigt. Wenn er sie aber kennt hat er dann
Auf dem Jöhstädter Postamt wird dem Anton Habrecht die Sendung ausgefolgt, und im Der„ Selbstmord" der Witwe Lederer. Lebenslänglicher Kerker! Sausflur reißt er die Schnüre von dem Paket: Stets fielen dem Verbrecher Frauen zum Opfer. Fluchtversuch nach der Urteilsverkündung. Wahrhaftig, da schält sich ein dicker, warmer Mantel aus der Hülle, ein richtiger Winterrod, Die erste war die 47jährige Privat beamtin Nach durchgeführter Verhandlung verkündete am 24. März 1912 in der Obmann der Geschworenen am Mittwoch wie er sich ihn schon lange gewünscht hat. Die Marie Lederer, die Bewegung des Alten befreit sich in stammelnden ihrem Bette sigend tot aufgefunden wurde nie- abends, daß sämtliche auf Mord und Raub lautenden nicht mit vollem Bewußtsein einen Menschen Worten: Josef, schau, wie schön der noch ist!" mand kam bei der Tätersuche auf Leitgöb. Erst nahm Schuldfragen einstimmig bejaht und die getötet... Der ist gar nicht so alt- den kann ich noch die Polizei Selbstmord an, dann, nachdem Fehlen Frage, ob Leitgöb in Sinnesverwirrung gehandelt Das ist die Geschichte des Anton Habrecht, zu meinem Tod aus im Aermel des Rodes, hüllt sich ganz fest in den verhaftete aber zwei Arbeiter, die nach langem um spruches der Geschworenen wurde Leitgöb bezüglich Erzgebirge , der dem Tod verfallen mußte, weil er warmen Stoff und lacht über das ganze, falten- ständlichen Verfahren wieder freigelassen werden aller sieben Mordtaten für schuldig erkannt und zu nicht frieren wollte. reiche Gesicht:„ Du, wie warm das ist!" So viel mußten. Jetzt hat Leitgöb gestanden: Marie Lederer, lebenslänglichem Sterler verurteilt. Unmittelbar nach Verkündung des Urteils Worte, so viele Male glückliches Freuen über das die 14 Jahre älter war als er, sei seine Geliebte in der Umarmung habe er sie im sprang Leitgöb durch das Fenster des SchwurGeschenk! Aber dann kommen dem Alten Beden- gewesen
ten:„ Wenn sie uns nur an der Grenze nicht Sexuafraid erwürgt. Um Selbſtatord gerichtssaales auf die Straße hinab und versuchte anhalten!" Er weiß, daß die Zollwächter sich einen vorzutauschen hätte er dann eine Wäscheleine um zu entkommen. Zeitgöb, der sich blutige Verletzungen Teufel drum scheren, ob ein armer Mensch hun- den Hals der Toten gelegt; allerdings habe er dann an der Stirn zugezogen hatte, wurde sofort in das gert oder friert... Aber der Freund tröstet ihn: auch einen fleinen Geldbetrag mitgehen heißen... Gefangenenhaus des Landesgerichtes gebracht. Ich zieh den Mantel an und geh damit über
die Grenze, dann fann dir nichts passieren. Du die Wegbiegung kommen, stellt er sich ihnen nimmst das Vogelfutter- da drauf steht kein entgegen:
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BollSo tun jie. Der Wohlrab zieht den dicken elten Mantel an, der Habrecht klemmt das Paketchen mit dem Vogelfutter und der Konservenbüchse unter den Arm, und sie wandern beim wärts, der Grenze entgegen. Sie wissen nicht, die beiden, daß ein Zöllner sie beobachtet hat, da sie aus dem Böhmischen ins Sächsische hinüber sind, und daß er, hinter einer Wegfrüm
sich schnell.
Halt! Haben Sie Zollware bei sich?" Die beiden sind erschrocken. Aber sie fassen ,, Nein," jagt Vater Habrecht, ein bissel Bogelfutter und eine kleine Konserve. Die sind zollfrei." Und der Mantel?" gibt der Beamte zurück. Kommen Sie mit zum Zollamt!" Der Greis erschrickt. Sein Mantel! Sie
Timotheus Till
Bezirtes Blajendorf sind einem raffinierten Gau
Köpenit in Siebenbürgen ! Zahlreiche Gemeinden des siebenbürgischen ner zum Opfer gefallen. Der sehr sicher auftre tende Herr, der sich als Zentralinspektor des Bukarester Finanzministeriums Dem Alten flimmert es vor den Augen. Er ausgab und eine amtliche Vollmacht zur Einkashebt seinen Stock und läßt ihn auf das Gewehr sierung von Steuergeldern vorwies, bedes Zöllners niedersausen. Das Bajonett fliegt juchte die meisten Gemeinden des Bezirkes Blajenvom Lauf, klirrt aufs Straßenband, und wäh- dorf, nahm Kassenprüfungen vor und ließ sich von rend der überraschte Beamte sich danach bückt, den Gemeindeeinnehmern gegen Emfangsbestäti entfernen sich die beiden mit eiligen Schritten. gung die Kaffenbestände aushändigen. Dann jepte aber sie kommen nicht weit. Der Grenzer läuft befiehlt er, ich werde Ihnen zeigen!" ihnen nach, stellt sie abermals: Zum Zollamt!"
mung, auf ihre Rüdfehr wartet. Sie sind guter werden ihm seinen Mantel dort nehmen! Und jein Mantel verloren ist, daß man ihn ihm weg Gemeinde zu Gemeinde das Geleit gab. Nach einiDinge, und vor allem der alte Habrecht ist ganz der ausgelassen in seinem Glück. Am kommenden Sonntag wird er ihn zum ersten Mal tragen, seinen Mantel, verkündet er leuchtenden Auges feinem Gefährten. Es ist ihm festlich und froh zumute, und er macht sich wegen des nahen uns gehen!" Boliamies feine Sorge mehr. Einen getragenen, alten Wiantel wer schaut da drauf, nicht
wahr?
Aber der ollbeamte bat scharfe Augen. Er
man sich jeweils zum Festmahl, der Wein floß in Strömen, und es wurden viele schöne und patriotische Reden gehalten. Da der Herr ZentraiIn diesem Augenblick weiß der Alte, daß rung für ihn überall so groß, daß man ihm von inspektor stets die Zeche zahlte, war die Begeiste strenge Gebirgswinter ſteht vor der Tür. Und wird, weil er die Strafe würde nicht zahlen kön- gen Tagen reiste der Herr Inſpettor mit mehnehmen und daß er ihn niemals mehr erhalten Kälte droht! Und Frieren! Da wird mit einem Male sein Mund ganz nen. Er fühlt, daß er alles auf eine Starte jeten Einige Lokalblätter brachten ihre Genugtuung reren Millionen in der Tasche wieder ab. Da wird mit einem Male sein Mund ganz muß, wenn er das Kleidungsstück retten will, das darüber zum Ausdruck, daß die Finanzkontrolle schmal und er sagt hart: Wir haben nichts zu verzollen! Lassen Sie hätte das Leben erträglicher machen können. Er sich gegangen sei; die Regierung würde qut daran ihm einen ganzen langen, harten Gebirgswinter diesmal ohne Brutalitäten und Drohungen ver Aber der junge Beamte bringt das Gewehr weiß, daß dieser geschenkte alte Rock für seinen tun, auch in Zukunft so einsichtige und freundbejahrten, frierenden Körper so notwendig ist wie das tägliche bißchen Nahrung, und diese Gewißheit läßt ihn die Rechte mit dem Stock neuerdings gegen den herankommenden Beamten beben:„ Unterſteh dich!..." droht er heiser,„ laß uns in Frieden, wir haben nichts Unrechtes!" Er steht mit zitternden Gliedern da, Totenblässe im Gesicht.
mit aufs Zollamt!"
in Anschlag und befiehlt:„ Sie kommen sogleich Der Mantel! Sie nehmen Dir den Mantel, stelli fest, daß einer der beiden Leute einen Man- deinen einzigen Schutz vor Stälte! Der Greis tel trägt er ettfinnt fich, daß die Männer ohne fühlt, wie ihm die Sorge um das Kleidungsstück Mäntel über die Grenze nach Sachsen gegangen das Blut zu Stopfe steigen läßt. Er wendet sich der Zusammenhang erscheint ihm flar. zu seinem Gefährten und sagt:„ Stomm, geh zu." Er ist jung, diensteifrig und hält übermäßige So. als wäre der Beamte gar nicht da. Aber der richtet das Bajonett auf seinem Forschheit für besonders ausgeprägtes Pflichtherunter führt der Weg!"
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liche Beamte zu fi
Wie groß war aber die Ueberraschung der Gemeindevorsteher, als sie faum eine Woche später von der zuständigen Finanzdirektion aufgefordert wurden, unverzüglich die fälligen Steuern abzufestgestellt, daß die Gemeinden einem geriebenen führen. Nach kurzer Rückfrage in Bufarest war Gauner zum Opfer gefallen waren. Für den Schaden, den er verursachte, sollen die leichtsinn:-
Aber der Zöllner ist jung, und in seinen des erregten Alten. Er bringt das Gewehr in werden!
bewußtsein. Daher nimmt er das Gewehr von Schießeisen gegen den Greis:„ Nichts da!... Da Adern braust das Blut ungestümer noch als das gen Gemeindeeinnehmer verantwortlich gemachi
der Schulter, und da die beiden Preßnizer um