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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tſchechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

Eine Deputation

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Verwaltung: Prag II, Relásanta 18 Telepd.: 26795, 31469, Nachtredalt.( ab 21 oz): 33858 Bonichedamt: 57544

Gamstag, 26. November 1932

Es kommt doch

der Joachimsthaler Bergarbeiter wieder ein Präsidialkabinett!

beim Präsidenten Masaryk .

Prag , 25. November. Heute wurde eine zweigliedrige Deputation der Joachimsthaler Bergarbeiter, bestehend aus den Arbeitern Wen­ zel Müller und Josef Leger, unter Führung des Genossen Abgeordneten Pohl vom Präsiden­ten der Republik empfangen.

Im Namen der Joachimsthaler Bergarbeiter dantte die Deputation zunächst dem Herrn Präs sidenten für die Widmung von 300.000 Kur Bekämpfung und Heilung der Joachimsthaler Bergkrankheit aus dem Jubiläumsfonds, und brachte dann eine Reihe

Ernennung( Papens?) heute mittags.

Berlin , 25. November. Amtlich wird gemeldet:

Der Herr Reichspräsident empfing heute um 17 Uhr den Führer des Zentrums, Herrn Prälaten Ka a 3, der ihm über seine heutigen Besprechungen mit den Vorsißenden der Natio­ nalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, der Deutschnationalen Volkspartei , der Bayrischen Bolkspartei und der Deutschen Volkspartei über die etwa noch vorhandenen Möglichkeiten zur Bildung einer Not- und Arbeitsmehrheit des Reichstages berichtete.

Prälat Kaas hat in diesen Besprechungen an Es bleibt dann noch die Frage nach der die Führer der genannten Parteien in erster Auswechslung einiger Kabinettsmitglieder. Dieses Linie die Frage gerichtet, ob sie ebenso wie die Problem wird wahrscheinlich erst er aller Ruhe Zentrumspartei bereit seien, sich an Beratungen in der ersten Hälfte der nächsten Woche gelöst programm für eine die Umbildung des Kabinetts einen so großen regierung zu beteiligen. Umfang haben wird, wie es bisher von mancher regierung zu beteiligen. Seite behauptet wurde.

Nr. 279.

Hitlers kalte Füße

·

Nach der jüngsten Reichstagswahl lajen wir im„ Tag" die Schreckensbotschaft, daß Hitler entschlossener denn je vor den Toren" ſtehe. Die Ankündigung war allerdings nicht neu. Vor etwa Jahresfrist schon brüllten die Nazis im preußischen Landtag herum, Hitler stehe vor den Toren Berlins . Severing erwiderte damals gelassen, er möge doch eintreten, sonst bekomme er falte Füße. Wie nun die Nachrichten aus dem: Reiche lauten, werden sich Hitler und seine Mannen erst recht mit warmen Socken ver­sorgen müssen. Bis an die Tore der Wacht sind sie gekommen. Ihre Entschlossenheit langi Kraft und den Maui hätten, dieses Tor mit Gewalt einzudrücken, glaubt heute niemand mehr, am allerwenigsten sie selber.

I auf die Verbesserung der Lebens- und Gesund über ein sachliches Not- und Arbeits- werden. Im übrigen ist nicht anzunehmen, daß aber nur zum Draußenstehn. Denn, daß sie

heitsverhältnisse der Joachimsthaler Bergarbeiter zum Ausdrud. Die Deputation überreichte dem Präsidenten auch eine diesbezügliche schriftliche Eingabe.

Der Präsident nahm die Ausführungen der Mitglieder der Deputation mit sichtbar großem Interesse entgegen, informierte sich über Einzel heiten und versprach, darauf Einfluß zu nehmen, daß, was möglich sei, im Interesse der Erhaltung der Gesundheit und des Lebens der Joachims­thaler Bergarbeiter getan werde.

Kommunisten

als Arbeiterverräter.

Mehrheits

Diese Frage ist von den Vorsitzenden der Bayrischen Voltspartei und der Deut schen Volkspartei bejahend beant­

wortet worden.

Der Vorsitzende der Deutsch natio

nalen Boltspartei hat die Beteiligung an solchen Beratungen als im Widerspruch mit der Gesamthaltung seiner Partei stehend, nicht zu gejagt.

Hitler hat noch immer In der Unterhaltung mit Hindenburg Zuversicht. über die Regierungsbildung hat Hitler wieder Köln , 25. November. Der ,, Westdeutsche Be- einmal eine tragit- komische Rolle gespielt. As obachter" veröffentlicht einen Aufruf Adolf Hit- Führer der stärksten parlamentarischen Partei lers, worin er nach einer längeren Stritit ant verlangte er den Reichskanzlerposten. Er Stabinett Papen erklärt, man habe ihn nach Ber - wurde ihm auch angeboten mit dem Auftrage, lin berufen, um an der Behebung einer Regie eine Mehrheit im Reichstage zu suchen. Die Der Vorsitzende der Nationalsoziali rungsfrise mitzuwirken, und habe dabei doch gleiche Berufung erhielt Herrmann Müller stischen deutschen Arbeiterpartei er nur das Stabinett Papen retten und nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten im tlärte, an sich entspreche die Feststellung der jach ihm, Hitler, einen weiter 13. August be Jahre 1928. Müller suchte und fand eine par­lichen Grundlagen für eine etwaige Mehrheitsreiten wollen. Obwohl der ihm übertragene lamentarische Mehrheit. Freilich mußte dann regierung durchaus seinen Auffassungen. Auf Auftrag durch die daran geknüpften Bedin- die Sozialdemokratie ihre Regierungsmacht Grund der Erfahrungen der vergangenen Tage gungen von vornherein rein unmög­und der Ueberzeugung, daß auch einem pofitiven ich gemacht worden sei, habe er sich angesichts mit anderen Parteien teilen, wie es dem Ergebnis diejer jachlichen Beratungen seitens ein. Der Not des Volkes entschlossen, ein Angebot zu Volkswillen und der demokratischen Verfassung flußreicher Stellen teine Folge gegeben würde, machen, das zugleich für die inneren Absichten entsprach. Auf diesen Vorgang beriefen sich in halte er eine Beteiligung seinerseits aller hätte klärend sein können. Das Angebot ſei den letzten Monaten immer wieder die Natio­nicht mehr für vertretbar. abgelehnt worden. Er glaube, daß schon damit nalsozialisten. Im letzten Reichstagswahl­Auf Grund dieser Feststellungen bat Prä- der Wille der Ratgeber des Reichstampfe antworteten sie stets auf den Vorwurf, So haben sie am vergangenen Donnerstag lat Kaas den Herrn Reichspräsidenten , von einer präsidenten erfüllt erscheine. Was er Hitler habe mit den 13 Millionen Stimmen bei der Neuwahl des sächsischen Land- weiteren Fühlungnahme mit den Parteien ab- am Abend des Wahltages schon erklärt habe, nichts anzufangen gewußt: Man hat ihn tagspräsidenten dafür gesorgt, daß statt sehen zu dürfen. Der Herr Reichspräsident wiederhole er hiemit: Dieses System mu ja nicht an die Macht herangelaj Deutschland niedergebrochen dankte dem Prälaten für seine Bemühungen. werden, wenn nicht die deutsche Nation an ihm zerbricht." Der Aufruf schließt mit der Erklärung, daß der Kampf weitergeführt werde mit der Zuversicht, daß die NSDAP Sieger bleibe.

Wenn es gegen die Sozialdemokratie su zu fämpfen gift, verbinden sich die Kommunisten auch mit dem reaktionärsten Bürgertum. Da tun jic um so lieber, je eifriger fie ihre Einheitsfront Schafmeien ertönen lassen.

Mit dem Empfang des Prälaten Kaas find die Bemühungen um eine parlamentarische Mehr­heitsbildung beendet.

Es bleibt jetzt doch nur mehr die Möglichkeit der Bildung einer Präsidialregierung übrig.

vont

Reichstag am 6. Dezember.

en! Warum wurde Hitler von Hindenburg schlechter behandelt als Herrmann Müller Das inbrünstige Flehen der Nazis nach demo­fratischer Regierungsbildung wurde rascher erhört, als ihnen lieb sein mochte. Papen ßte zurücktreten. Hindenburg berief Hitler

=

Des bisherigen sozialdemokratijchen Präsidenten Wedel der Deutschnatio­nale Edardt gewählt wurde. Sie gaben näm­lich in der Stichwahl ihre Stimmen für den eigenen Kandidaten ab, wiederholten also das Spiel, das sie bei der Wahl des letzten Reichs tagspräsidiums zur Freude der Deutschnationalen Das allgemeine Interesse konzentriert sich und bot ihm dieselben Chancen, die er Herr­und Nationalsozialisten getrieben hatten. Die Berlin , 25. November. Die erste Reichstags­Harzburger Front hat sich im sächsischen Landtag naturgemäß auf die Frage, wer der neue Ranz sibung, die für den 6. Dezember nachmittags drei mann Müller gewährt hatte. Doch siehe, der wieder zusammengefunden und in den Kommuni- ler sein wird. Diese Entscheidung wird Samstag vormit- Uhr einberufen wurde, wird vom nationalsoziali braune Obergötze fand plötzlich ein Haar in sten einen Bundesgenossen bekommen. Nicht weniger flaffenverräterisch benahmen tags fallen. Eine Reihe stimmungsmäßiger ftischen Abgeordneten General Lizmann als der Suppe. Reichskanzler hätte er ja gerne sich die Kommunisten am gleichen Tage im Anzeichen lassen auf die Wahrscheinlichkeit schlies Alterspräsidenten geleitet werden. Die National- werden wollen, doch nicht mit Zustimmung Zepliz- Schönauer Stadtparlameni. ken, daß der Reichspräsident erneut den bis- sozialisten werden zum Präsidenten den bisheri- des Reichstages, sondern von Gnaden Hinden­Das hatte den Voranschlag zu beraten. Zur Beherigen Reichskanzler von Papen gen Reichstagspräsidenten Goering, die Sozial- burgs. deckung des beträchtlichen Abganges und zur Auf- beauftragen wird.

rechterhaltung der sozialen Fürsorge durch die Stadtgemeinde wurde die Festsetzung der Ge­

meindeumlagen mit 350 Prozent vorgeschlagen. Die Kriegsschulden an Amerika :

und mit ihr

Dagegen fämpfte nur vor allem die Partei des Herrn Dr. Stradal stimmten die Kommunisten gegen die vor­geschlagene Lösung, die nichts anderes bezweckte, als einen Teil der durch die Krise verursachten Lasten auf die Schultern der Besitzenden ab­zuwälzen.

Hoover fürchtet die Arbeits­losen.

demokraten werden Loebe kandidieren.

Roosevelt gegen Hoover.

Lausanner Abkommen in Gefahr.

Die Männer im braunen Hauptquartier, das wiederum in dem hochfeudalen Hotel Kaiserhof zu Berlin aufgeschlagen war bil­liger tuts diese famose ,, Arbeiterpartei" ein. mal nicht verlegten sich aufs Bitten. Ein rührendes Brieferl nach dem andern sandtert sie in die Reichskanzlei, Hindenburg möge doch so gut sein und Hitler Präsidialvollmacht

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Paris , 25. November. Wie der Washing- sicht besteht, eine gemeinsame Front gegen Ame- geben, also mit der Befugnis ausstatten, gegen toner Korrespondent des Petit Parifien" meldet, rika zu bilden, haben sich die europäischen Mächte den Reichstag zu regieren und ihn gegebenen­weicht der Standpunkt des fünftigen Präsidenten durch einen Stonsultativpaft verpflichtet, sich ge- falls wieder aufzulösen, weil das Heil des der Vereinigten Staaten Roosevelt in der meinsam über die Schritte zu informieren, die deutschen Volkes offenbar davon abhängt, alle Frage der Kriegsschulden von jenem Hoovers sie in den aus den Lausanner Abkommen sich er Washingtoe, 25. November.( Reuter.) Das ab. Roosevelt hält zwar an der Notwendigkeit gebenden Fragen unternehmen werden. Weiße Haus ist start bewacht, um Demonstra der Ratenzahlungen für die Kriegsschulden jest, tionen vorzubeugen, welche der fommunistische ist aber bezüglich des Vorgehens und der Bedin Verein in Baltimore organisiert hat und die in gungen der fünftigen Vereinbarung betreffend von 400

Das unsolidarische Italien . Paris , 25. November. Die Pariser Presse

zwei Monate Neuwahlen zu haben. Welch eine Gaufelei! Hitler ist ausgezogen, Parlament und Demokratie auszurotten. Wem vor seinen geschwollenen Phrasen nicht graust, der kanu es in seinem Buch ,, Mein Kampf " nachlejen. par­

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Göbbels wörtlich Papen hinaufgeflet­

Kindern bestehen. Es wurden drei Personen ver- gen einer anderen Anschauung. Betreffs der am rung, die, bekanntlich bereits ankündigte, daß sie lamentarische Systemt. Als dieses erschüttert haftet, welche in das Weiße Haus einzudringen 15. Dezember fälligen Ratenzahlung für die am 15. Dezember d. J. ihre Schuldenrate an war und auf dem breiten Rüden der Nazi­und dem Präsidenten Hoover eine Petition zu Kriegsschulden wird eine neue Initiative der Amerika zahlen werde. Die französischen Zeitun bewegung so schrieb das Blatt des Herrn überreichen versuchten, in welcher gegen die Not Vereinigten Staaten erst im Laufe der nächsten gen bezeichnen dieses Vorgehen als unsolidarisch der Rinder in den Arbeitslosen Familien pro Woche nach der Rückkehr des Staatssekretärs und erinnern daran, daß sich auf der Repara­testiert wird. Die Polizei zerstreute die Demon- Stimjon nach Washington und dem Einlan- tionsfonferenz in Lausanne gerade Italien stets tert war und sein halbabsolutistisches System ftranten und die fich am Blake vor dem Weißen aen der angefündigten Antwort der britischen für den Grundsatz der europäischen Solidarität aufrichtete, war es Hitler auch nicht recht. Regierung an die amerikanische erwartet. Wieder wetterte er gegen ,, das System", dies­Hause angesammelten Menschenmenge. mal gegen das undemokratische System der Papenheimer. Nazi- Präsident Görina

Verhaftete Nazis.

London , 25. November. ( Reuter.) In briti­schen parlamentarischen Kreisen wird erklärt, daß das Lausanner Abkommen in Gefahr sei. Es besteht fein Zweifel darüber, daß man sich, wenn

ausgesprochen hat.

Danneberg- Breitner.

Wien , 25. November..( AN.) Der Wiener warf sich sogar zum Schüßer der verfassungs­Königsberg, 25. November. Die Kriminal polizei beschlagnahmte heute früh das Auto des eine befriedigende Regelung in der Kriegsschulden- Gemeinderat hat den Rechnungsabschluß 1931 mäßigen Rechte des Reichstages auf. Hinden­NSDAB- Gauleiters Koch und verhaftete den frage nicht getroffen würde, neuerdings der Re- genehmigt und sodann die Wahl des Landtagsab- burg wollte Hitler und Göring Gelegenheit Chauffeur Bhillipp. Die Beschlagnahme und parations- und der europäischen Schuldenfrage geordneten Dr. Robert Daneberg zum städti- bieten, das parlamentarische System zu retten die Verhaftung sollen mit den Anschlägen in werde zuwenden müssen, die die europäischen schen Finanzreferenten an Stelle des zurüdgetre- und mit dem Reichstage zu regieren. Jetzt find stönigsberg: am 1. August im Zusammenhange Schuldnerstaaten in Lauſanne bereits als berei- tcnen Stadtrates Hugo Breitner vorgefie auf einmal für das autoritative nigt ansahen. Obgleich nicht die geringste Ab- nommen. system des Herrn von Papen...

stehen.