Bunte Woche

Roman der Bunten Woche"

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NORA HAT EINE FAMOSE IDEE

1 bis 8

I.

Nora Sternbach gähnte gelangweilt und streckte sich träge auf dem Liegestuhl. Es war zu heiß, um schlafen zu können; sogar hier auf dem großen Balkon machte die Schwile der Augustnacht sich unangenehm bemerkbar. Der leise Wind, der im Garten

Ja mis

daß ich dir alles geben will, was du ver­langst. Alles, auch das, was mir weh tut."

Sie wurde plötzlich weicher gestimmt. ,, Du bist ein guter Kerl, Ottokar. Ich fann mir vorstellen, daß eine andere Frau sehr glücklich mit dir wäre. Aber ich..." Sie zuckte die Achseln.

sid i

Von Hermynia Zur Mühlen

Ihre Gedanken kehrten zurück an den kleinen Badeort, wo ihr Vater Arzt war. Früher, lange vor ihrer Geburt, hatte es hier ein reges Leben gegeben. Aus allen Ländern waren berühmte Menschen herge­kommen. An den alten Häusern prangten Inschriften und Gedenktafeln mit einstigen großen Namen. Jetzt aber war der fleine ſen große Rosenbäume, und ihre Blätter fielen auf ungekieste, von Unkraut über Privathäuser schrien mit großen Tafeln wucherte Wege. Die Parks mit ihren Quellen waren verwildert. Pensionen und brüllend nach Gästen, die nicht kamen.

Wir werden doch gute Freunde bleiben, nicht wahr, Ottokar?" fragte sie etwas be­fangen.

Selbstverständlich. Und..." er wurde rot und ein wenig verlegen, das Geld... nicht wahr, du weißt doch, daß ich dich standesgemäß erhalten werde?"

das Laub der alten Bäume raunen ließ, wat Nora. Viel zu ſtill für dich. Du brauchst Ort verödet; in den Gärten standen verlas jetzt schämte sie sich, weil sie bereits mit dem

heiß und brachte keine Erfrischung.

-

Nora griff nach der Zeitung, die auf gann darin zu blättern. Politik, das inter­einem kleinen Tisch neben ihr lag, und be­effierte sie nicht; Mord, Selbstmord wie viele Menschen sich jetzt umbringen; Han­delsteil wozu das lesen? Ein langer Ar­tikel: Die Elsterbank in Schwierigkeiten... Annoncen, vielleicht findet sie da eine geeig­nete Köchin; Martha hat in der letzten Woche dreimal die Suppe versalzen, das darf nicht sein.

In der Ferne tönte das Nattern eines Motors, kam näher, setzte aus. Nora hörte, wie das Parktor geöffnet wurde, der Motor abermals zu jurren begann, nun bereits

ganz nahe.

Sie runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die kleine Armbanduhr. Zwölf...

Das konnte doch nicht Ottokar ſein, jetzt

schon...

Das Auto machte halt. Nora hörte die leise Stimme ihres Mannes mit dem öster reichischen Tonfall, den er troß seinem zehn­jährigen Aufenthalt in Deutschland noch nicht verloren hatte, dann die rauhe Stimme des Chauffeurs, der eine endlose Geschichte zu erzählen schien.

Endlich sagte der Mann: Gute Nacht, Herr Graf", und gleich darauf fuhr das Herr Graf", und gleich darauf fuhr das Auto in die Richtung der Garage.

Nora stand auf, zupfte das etwas zer­fnüllte weiße Seidenpyjama glatt und trat in den Salon. Als Ottokar die Tür öffnete, fragte sie mit leiser Ungeduld:

" Sag mir, um Gottes willen, warum kommst du denn schon nach Hause?"

Er füßte ihr die Hand. Es ist zwölf vor­bei, Nora. Ich wollte den armen Kerl, den Chauffeur, nicht noch länger warten lassen."

Ich weiß ja, daß ich langweilig bin, einen Menschen voller Lebendigkeit, nicht einen faden Sterl wie mich..." Er schwieg spreche dir, daß ich dich nicht noch länger einen Augenblick, sagte dann: Aber ich ver­warten lassen werde."

,, Vielleicht notierst du es dir: heute meine Frau betrügen."

Lach' mich nicht aus, Nora: Ich finde diese ganze Prozedur ekelhaft." blac

sch ja eigentlich auch", gab sie unver­mittelt zu. Es wäre viel netter, wenn wir einfach als gute Freunde auseinander gehen könnten. Wir sind ja wirklich gute Freunde. Aber es geht eben nicht. Und du willst doch nicht, daß ich..."

einer gewissen Heftigkeit: Nein, ausge­Er unterbrach sie, zum ersten Male mit schlossen. Auf keinen Fall. Das gebe ich nicht

8u.'

Sie sah ihn mit einem forschenden Blick an. Weshalb eigentlich, Ottokar? Aus Ach­tung für deinen Namen, oder aus Liebe?" Er zögerte. Wie sie dieses Zögern in den zwei Jahren ihrer Ehe hassen gelernt hatte!

"

Vielleicht beides", sagte er dann. Du weißt, Nora, daß ich wirklich nichts von meinem Titel halte, heutzutage bedeutet das nichts mehr. Aber wir sind immer saubere Menschen gewesen, und unseren Frauen letzte; im Gothaschen Adelskalender wird konnte niemand etwas nachsagen. Du bist die stehen: im Mannesstamme erloschen, und da möchte ich nicht...

,, Du wirst wieder heiraten." side, Bestimmt nicht."

sie dich von einem zweiten Erperiment ab­War die Ehe mit mir so schrecklich, daß schreckt?"

" Im Gegenteil, sie war so schön, daß ich keine andere Frau heiraten fönnte."

Vor zwei Jahren, als Nora neunzehn war, kam ein eleganter junger Mann in die Sprechstunde des Vaters.

Die Mutter hatte ihn kommen gesehen, und am Abend quälte sie ihren Mann mit Fragen.

Wer war das? Bleibt er länger hier? Was fehlt ihm?"

Der Vater schob die Brille auf die Stirn, zum Sprechen zwang, und erwiderte schließ­wie er das immer tat, wenn ihn seine Frau lich etwas gereizt: s

Ein Graf Sternbach, ein Österreicher." Nora erinnerte sich noch jetzt an das Aufleuchten in den kleinen blauen Augen der Mutter.

Hat er Geld? Wo wohnt er?" " Im Französischen Hof<, aber warum willst du das wissen?"

Die Mutter lächelte seltsam. Ihr Mann berstand sie nicht, aber Nora wußte, was die Fragen bedeuteten, wußte genau, daß die Mutter jetzt dachte: das wäre ein Mann ist schön genug, um einen Grafen zu heira­für unsere Tochter, reich, ein Graf. Nora ten. Ich muß die Sache geschickt anpacken.

Ottokar war ein hübscher Mensch, und Nora wollte um jeden Preis fort. Das Schicksal hatte ihr hier eine Chance ge­schenkt; weshalb sie nicht ausnüzen?

Nach vier Wochen machte Ottokar, stam­melnd und stotternd, Nora den Heirats­

antrag, den die Frau Doktor so ungeduldig

Nora hatte nichts anderes erwartet, aber Geld gerechnet hatte. Und weil sie sich schämte, sagte sie betont nüchtern: Ich hier bleiben, nach der Scheidung." möchte auch die Villa." ,, Ganz wie du willst. Ich werde ja kaum

Nora hatte damit gerechnet, daß sie in wenigen Wochen frei sein würde, doch hatte sie dabei nicht an Ottokars Berstreutheit ge­dacht. Seit zwei Monaten vergaß er regel­mäßig, ihr einen Scheidungsgrund zu geben. Nora runzelte nachdenklich die Stirn: ver­gaß er wirklich oder hoffte er noch immer, daß sie sich die Sache anders überlegen, sich von der Mutter beeinflussen lassen würde?

erfahren hatte, angerückt gekommen, auf­Die war, sobald sie von Noras Absicht geregt, rot im Gesicht, den Hut schief auf dem Kopf.

Du bist ja verrückt, Nora, das geht doch nicht. Was werden die Leute bei uns daheim sagen? Du weißt doch, wie die denken."

"

Verschwommen hatte Nora vor sich die Leute bei uns daheim" gesehen, den Apo­theker, die Hoteliers, den Pastor mit seiner dicken Frau, den Kurdirektor mit seiner mageren. Sie werden die Köpfe zusammen­stecken und tuscheln: Wissen Sie schon? Die Tochter des Doktor Behrend wird geschieden. die Schuld trägt. Aber... Das Mädchen war Die Eltern sagen natürlich, daß der Mann

schon immer so extravagant. Es war unbe­greiflich, daß dieser nette junge Mann sie geheiratet hat..."

fannten begegne", hatte die Mutter weiner­" Ich muß mich ja schämen, wenn ich De-. lich hinzugefügt.

,, Dann wirst du dich eben schämen." und überfiel Ottokar, als dieser nach Hause Frau Behrend seufzte berzzerreißend

fam.

TJG

" Ich habe mit meiner Tochter gespro­

chen", sagte sie würdevoll. Aber sie will

Warten lassen! Ottokar, hast du schon wieder Vergessen? Hast du mich schon wieder nicht betrogen? Mein Gott, bist du unaus. manchmal habe ich mir gedacht, wir würden lichen" viel zu Ottokars Entschluß beige mich nicht anhören. Ich muß ja sagen, lieber

stehlich."

Der hochgewachsene schlanke, blonde Mann

blickte Nora erschrocken an.

Also denk dir, Nora, das hab' ich voll­kommen vergessen. Ich saß im Café mit dem Professor Braun zusammen und wir haben uns verplauscht. Er hat eine äußerst inter­essante Entdeckung gemacht, wenn sie zutrifft, so ist in der Vererbungtheorie..."

" Laß mich mit deiner Vererbungstheorie zufrieden. Denk lieber an das arme Fräulein Zehrer, das seit zehn Uhr in der Reginabar auf dich wartet. Jekt hast du sie glücklich das viertemal versetzt. Wie soll denn unsere Scheidung je zustande kommen, wenn du regelmäßig vergißt, mich zu betrügen?"

Richtig, Fräulein Zehrer. Das war schrecklich rücksichtslos von mir. Ich werde ihr morgen zum Trost etwas Hübsches schicken."

" Du wirst morgen früh mit ihr nach Homburg fahren, dich dort mit ihr im Kur­park zeigen, die Nacht mit ihr im Hotel ver­bringen. Das geht so nicht weiter."

Nora setzte sich an den kleinen Schreibtisch und hob den Hörer vom Telephon. Ihre schmalen Finger stellten die Verbindung her, hastig, ungeduldig. Nach einer kurzen Weile hörte sie die erwartete Stimme.

Sie müssen berzeihen, liebes Fräulein Zehrer... Mein Mann hatte eine wichtige Besprechung..." Sie schnitt Ottokar ein Ge­ficht: Wie du schon eine wichtige Besprechung haben kannst." Sprach dann weiter in den Apparat: Aber morgen bestimmt. Er holt Sie um elf Uhr ab. Paßt Ihnen das? Wie? Was? Aber ich bitte Sie... es ist doch eine rein formelle Sache.. Aber nein, gar nichts, er wird sich in einen Fauteuil sezen..und lesen, und Sie können die ganze Nacht schla­fen... Liebes Fräulein Behrer, ich hatte mich doch so auf Sie verlassen... Und jetzt auf

einmal...

Sie hängte den Hörer zurück und sagte ärgerlich:

Da haben wir's. Sie hat sich verlobt. Will nicht mehr. Ihr Bräutigam tönnte Ber­dacht schöpfen. Und dabei bist du doch so un­gefährlich... Also, was machen wir jett?" Ottokar seufzte. Es war wirklich unver­antwortlich von mir, Nora, verzeih'. Wenn es nur eine andere Art gäbe, dir die Schei­dung zu ermöglichen. Das Gesetz....

,, Halt' mir jetzt keinen Vortrag über die Gesetze. Ich bin wütend. Ich glaube, du machst es absichtlich. Willst mir meine Frei­heit nicht geben."

Er sah sie wehmütig an. Du verzi doch,

Sprich nicht so, sonst bekomme ich am Sprich nicht so, sonst bekomme ich am Ende noch Gewissensbisse. Weißt du, Ottokar, uns herrlich vertragen, wenn wir weniger reich wären. Wenn ich etwas zu tun hätte." Sie lachte. Aber das ist natürlich Un­finn. Du wärst ja verloren ohne dein Geld. Ohne deinen Rechtsanwalt, der alles ver­waltet, alles für dich tut."

Ottofar schoß plötzlich das Blut in die Wangen.

" Ich scheine eine etwas flägliche Figur abzugeben", meinte er bitter. Und leider hast du recht."

Ich wollte dich nicht kränken. Sei nicht böse." Sie stand auf. Ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht. Du darfst mich auch füssen, es sieht es ja niemand."

Er beugte sich zu ihr nieder; sie reichte ihm faum bis zur Schulter. Er füßte sie ganz leicht auf die Stirn.

Sie lachte ärgerlich. Also, so küßt du eine Frau, die du noch immer liebst. Und dann wunderst du dich..."

" Ich wundere mich gar nicht." Er hielt die Tür offen und Nora verließ das Zimmer.

Ottofar warf sich mit einer müden Be­wegung in einen tiefen Lehnsessel, berlöschte die Schreibtischlampe und blieb im Dunkeln hörte man von der Straße her das Hupen eines Autos, oder aus dem Garten das ver­schlafene zwitschern eines Vogels. Einmal trat Ottokar auf den Balkon; in Noras Simmer brannte noch immer Licht.

Nora konnte nicht einschlafen. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere; sogar die leichte Seidendecke schien ihr zu heiß. Sie warf sie ab. Verlöschte die Bettlampe. Schloß die Augen. Versuchte, an nichts zu denken. fizen. Es war sehr still, nur hin und wieder Aber auch das nützte nichts. Gereizt knipste sie die Lampe abermals an, sprang aus dem Bett, nahm eine Zigarette und setzte sich an das, breite Bogenfenster.

In der Ferne zuckten Blize; Wetter­leuchten. Und dann bedeckten mit einemmal tiefschwarze Wolken den ausgesternten Him­mel, als ob sie aus dem Nichts entstanden wären, durch die nächtliche Stille dröhnte Doriner, und schwere Regentropfen praffelten auf das Laub nieder. Es roch gut nach Erde, und die Kühle war belebend nach dem heißen

Tag und dem schwülen Abend.

Nora seufzte erleichtert auf; sie liebte Ge-. witter. Liebte alles ungezähmte, Lärm in jeder Form, Jazz, Autorattern, das Krei­schen und Klingeln der Straßenbahnen. Sie hatte vor ihrer Ehe zu viel Stille gekannt.

erwartete. Weder Nora noch die Mutter wußten, daß der Widerspruch der Familie gegen die Ehe mit einer kleinen Bürger­tragen hatte. Er besaß den grenzenlosen tragen hatte. Er besaß Eigensinn stiller Menschen und fand außer

dem alle Standesunterschiede lächerlich.

Sie heirateten im August, und Frau

"

Behrend war glücklich. Sie konnte kaum den Mund öffnen, ohne Mein Schwiegersohn, Graf Sternbach" zu sagen, sie erschien sich selbst geadelt, und dankte Gott , wie sie sagte, auf den Knien, für das Glück ihrer einzigen, über alles geliebten Tochter.

Das Glück... Nora, in ihre Erinne­rungen versunken, zudte ungeduldig die Achseln. Ja, die Heirat hatte ihr Geld und einen Titel gebracht; das Leben in der Groß­stadt, Vergnügungen, Erfolge als schöne Frau. Aber nachdem der Neiz der Neuheit vorüber war, hatte sie abermals die trostlose Langeweile verspürt, von der sie daheim ge­foltert worden war.

Ottokar war rührend nett zu ihr, er ver­wöhnte sie, er tat alles, was sie wollte. Und sogar seine Eltern hatten sich mit ihr aus geföhnt. Aber Ottokar langweilte sie, seine stille Art ging ihr auf die Nerven. Er konnte, wenn sie allein waren, stundenlang stumm dasigen, in ein Buch vertieft, ganz wie daheim der Vater. Sie wußte, daß er alles haßte, was sie liebte, Lärm, Trubel, daß es für ihn eine Qual war, sie zu Diners und Empfängen zu begleiten.

Nora wurde nervös und unausstehlich. Ottokar verlor seine liebenswürdige Nuhe nicht. Es war zum Verzweifeln. Weur er nur einmal auftrumpfen wollte, dachte sie häufig, einmal unangenehm werden, wie andere Menschen. Und sie sehnte sich fast nach der Mutter, die so gut Szenen zu machen verstand.

Wenn ich mich in einen anderen verlieben könnte, dachte sie oft. Das wäre eine Ab­wechslung, ich hätte Angst, daß Ottokar mich erwiſcht. Aber auch die anderen langweilen mich. Alles langweilt mich. Ich halte es nicht aus.

Nach zwei Jahren erklärte fie ihrem Mani, fie nollte sich scheiden lassen.

Er schien nicht besonders erstaunt, sagte nur:

Ganz wie du willst; ich bin froh, daß meine Eltern tot sind, die hätten sich das sehr zu Herzen genommen. Ich werde morgen mit meinem Rechtsanwalt sprechen. Natürlich nehme ich die Schuld auf sich."

Nora war etwas enttäuscht; sie hatte er wartet, daß Ottokar versuchen würde, sie zu halten. Schließlich war sie ja wirklich sehr schön, und wenn sie wollte, konnte sie auch entzückend nett sein.

Ottokar, es ist nicht schön von dir, nach einer

so kurzen Ehe deine Frau zu betrügen... Das hätte ich nicht von dir erwartet."

los an.

Ottokar blickte die erhitzte Frau hilf­frat, also wirklich, Ottokar, du hast mich tief " Du bist doch ein Ravalier, ein Aristo­

enttäuscht."

,, Es tut mir leid, Mama."

Später bat er seine Frau: Schau, Nora, ich tu ja alles, was du willst, aber laß nicht die Mama auf mich los, ich habe immer Angst, daß ich die Wahrheit sage..."

Nora blidte in den strömenden Regen hinaus und lachte leise, als sie an die Aussprachen zwischen Ottokar dachte. Dann wurde sie plötzlich ernst.

und

Schade, daß er mich so langweilt, dieser liebe, gute Mensch, dachte sie. Er benimmt sich so anständig. Und dieses ganze abge­fartete Spiel... Aber ich muß frei sein, muß tun können, was ich will... Nach der Scheidung werde ich mein Leben genießen, endlich wirklich genießen. Werde Geld haben, einen Titel und keinen Mann dazu. Herr­lich... Und er wird seine kleine Schwester zu sich nehmen, gut, daß Frene schon sieb­zehn und mit ihrer Erziehung fertig ist. Alles wird in schönster Ordnung sein.

Und sie legte sich gutgelaunt in das breite, niedrige Empirebett, rollte sich zu-** sammen, knipste das Licht aus und schlief ein.

II.

Nora Sternbach hielt die Scheidungs­urkunde in der Hand und lächelte zufrieden. Sie faß allein in ihrem kleinen Boudoir und schmiedete Pläne. Was wird sie jetzt tun? Verreisen, so bald wie möglich, damit nicht die Mutter jammernd und vorwurfs­voll daherkommt und sich womöglich auf unbestimmte Zeit bei ihrer armen Tochter" einquartiert.

Auf dem Mitteltisch türmten sich Pro­spekte von Reisebüros, Schiffahrtsgesell­schaften. Sie wird nicht in die Schweiz oder nach Italien fahren, sondern ganz weit fort, nach den Südseeinseln, nach Güidamerita, irgendwohin, wo sie dem nahenden Winter entfliehen kann. Oder vielleicht wäre Kali­ fornien besser, Hollywood ...?

Das Telephon flingelte. Nora hob den Hörer ab und erkannte Ottokars Stimme: Darf ich zu dir kommen? Ich muß dir etwas mitteilen."