Ginzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 5 Seller Porto)

Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

12 Jahrgang.

Erst zahlen

dann verhandeln.

Amerikas   Standpunkt gegenüber Frankreich  .

Washington  , 27. Dezember.  ( Reuter.) Staatssekretär Stimson   erflärte heute Jour­nalisten, die Regierung der Vereinigten Staaten  werde auf der Forderung beharren, daß Frank­ reich   vor Beginn von französisch- amerikanischen Beratungen über die Schulden die Rate bezahle, welche es am 15. Dezember leisten sollte.

Goldene Worte Roosevelts. Albany  ( New York  ), 26. Dezember.( Reuter.) Roosevelt   und Norman Davis erörterten bei ihrer bereits gemeldeten Zusammenkunft die Abrüstungsfrage, die Weltwirtschaftskonferenz und die Probleme der Tarifabänderung, der Wäh­rungsstabilisierung und der Aufwertung des Sil­

bers.

Norman Davis erklärte nach Beendigung der Besprechung: Wir brauchen Abrüstung, um das Vertrauen wieder herzustellen, denn Ver trauen bedeutet Kreditgewährung, und Kredit ist die treibende Kraft des Handels. Er erklärte fer­ner, die Weltwirtschaftskonferenz werde bei ihrem Zusammentritt anfang nächsten Sommers nur dann wirksame Arbeit leisten können, wenn sich die Hauptmächte über ihr Vorgehen geeinigt haben. Roosevelt   soll, wie es weiter heißt, in die­ser Unterredung die These vertreten haben,

das Gefühl der Sicherheit zwischen den Na­tionen werde in genau dem Maße zunehmen, in dem die Zahl der Kriegswertzenge ber mindert werde.

Kreditgarantie an Oesterreich von der Pariser Kammer befürwortet.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Redaktion u. Berwaltung: Brag II, Relájania 18 Telepb.: 26795, 31469, Rachtredakt.( ab 21 oz): 33858 Bottichedamt: 57544

Mittwoch, 28. Dezember 1932

Frankreichs Finanzminister

Nr. 305.

Arbeiternot ist Bauerntod.

kündigt energische Sparmaßnahmen an. aftrife liegen nich mer verfrachte Ban

Die überflüssigen Staatsbeamten sollen entlassen werden!

Paris  , 27. Dezember. Die Deputiertenfam­mer behandelte seit früh den Gesetzentwurf über das Budgetzwölftel für Jänner. Die Debatte war sehr bewegt.

Der Generalberichterstatter amoureux legte die Notwendigkeit der raschen Annahme die ser Vorlage bis zum 31. Dezember bar.

Finanzminister Chéron antwortete auf die verschiedenen Einwendungen hauptsächlich auf die des Führers der Rechten Louis Marin  , der so­fortige Aufklärungen der Regierung über die be­vorstehenden Finanzreformen verlangte.

Fünf Millionen Schatzscheine werden ausgegeben.

Unter den Trümmern der Weltwirt­schaftskrise

fen, stillstehende Fabriken und Millionen Arbeitsloser sondern auch die ganze politische Defonomie der Bourgeoisie und nicht zuletzt -die agrarische Wirtschaftspolitik von Jahr­zehnten.

Nach langer Debatte nahm die Deputierten­Seitdem in den siebziger Jahren de fammer schließlich die ganze Regierungsvorlage Getreideeinfuhr aus den Vereinigten Staaten  betreffend das Budgetzwölftel für Jänner in der den europäischen   Landwirten immer größere Höhe von 5292 Millionen Franken mit 524 ge- Konkurrenz machte, sahen Großgrundbesizer gen 53 Stimmen an. In diesem angenommenen und die unter ihrer Führung befindlichen Regierungsentwurf ist auch die Berechtigung zur Bauern das Altheilmittel gegen die Agrar­Emission von Schatzscheinen im Beträge von frise in hohen Zöllen. Bismard war es, fünf Milliarden enthalten. der 1879 die Wendung vom Freihandel zum Französische Sozialisten Schutzzoll in Deutschland   vollzog, in Dester­reich wurde das bald nachgeahnt und bis zum stimmen für das Budget. Weltkriege stiegen die Getreidezölle von Jahr­Namens der Sozialisten gab Deputierter zehnt zu Jahrzehnt, zuletzt wurden sie im Zoll­Bra de eine Erklärung ab, worin er sagte, daß tarif, der 1907 in Wirksamkeit trat, hinaufge­die Sozialisten mit ihrer heutigen pro- Stimmen- jetzt. Der Weltkrieg zwang zum völligen Abbau abgabe nicht für das Gesamtbudget der Getreidezölle, faunt aber war die Nah­Die Regierung sei fest entschlossen, überall stimmen, sondern der Regierung die Möglich rungsmittelnot, welche durch den Krieg her­an ein energisches Sparen zu schreiten. Alle Sozialisten konstatieren übrigens, daß die jetzige auf Getreide wieder eingeführt. Von diesen feit geben, wenigstens einen Monat zu leben. Die vorgerufen war, vorüber, wurden 1925 Zötle Ausgaben werden einer Revision unterzogen Regierung u. a. an die Herabsehung der Getreidezöllen erhofften sich die Bauern hohe werden. Die Ausgaben werden stark zusammen- Militärausgaben geschritten ist. Nur Getreidepreise und dadurch Sicherung ihrer gestrichen; überflüssige Beamte werden entlas- unter diesen Bedingungen stimmten die Soziali- Existenz. Die Weltkrise des Kapitalismus hat sen werden und die Aufnahme newer Beamtersten für das Budgetzwölftel. wird eingestellt.

Der Finanzminister erklärte, daß die Regie­rung, die erst seit einigen Tagen im Amte ist, keine sofort wirksamen Mittel zur Beseitigung des einige Milliarden betragenden Budgetdefizi­tes vorbereiten könne. Er versprach, die betref fenden Borschläge im Jänner zu machen.

Der jozialistische Klub hatte nach längerer aber auch die hohen Getreidepreise trotz aller Debatte den Beschluß gefaßt, für das Budget Bollmauern, die die Landwirtschaft in Europa  möijtel zu stimmen. Da jedoch nach den Statu  - errichtet hat, über den Haufen geworfen. Sie ten der Partei die Sozialisten über das Budget hat der ganzen Welt die Erkenntnis einge­nicht abstimmen sollen, hat der Klub das Prä- paukt, daß die Preise des Getreides in erster fidium der Partei um eine diesbezügliche Er Linie nicht von den Zöllen, sondern von dem mächtigung angejucht. Das Präsidium trat nun Verhältnis zwischen Erzeugung gestern abends zusammen und erklärte, daß cs und Verbrauch abhängig sind und daß in dieser Angelegenheit nicht kompetent jei. Der die anarchische Produktion des Privatkapitalis

Die Kammer lehnte hierauf mit 400 gegen 190 Stimmen den Antrag Louis Marins ab, daß die Ermächtigung der Regierung zur Ausgabe neuer Bons der Staatstaffa von 5 Milliarden auf 2 Milliarden herabgesetzt werde. Bei einer weites ren Abstimmung lehnte sie auch mit 349 gegen Paris  , 27. Dezember. Der Finanzausschuß 235 Stimmen den Antrag des ehemaligen Finanz der Deputiertenkammer nahm mit. 12 gegen 6 ministers Flandin ab, diese Ermächtigung von Klub wird also für das Budget stimmen und ntus nicht nur zu einer Krise im Bereiche der das Prinzip des fünf Milliarden auf vier schränken.

an, das den Finanzminister ermächtigt, daß der französische   Staat bei der Zeichnung der öster­reichischen Anleihe die Garantie für 100 millio nen Goldschilling übernimmt. Auch der Außen­ausschuß betraute nach einer empfehlenden Rede des Ministerpräsidenten Paul Boncour   und des Unterstaatssekretärs im Außenministerium Pierre Cot   seinen Berichterstatter, der Deputiertentam­mer die Annahme der Vorlage zu empfehlen. Kabinettskrise in Bulgarien  . Sofia  , 27. Dezember.  ( Bulag.) Die heutige Sigung des Sobranje wurde kurz nach der Er­öffnung wegen eines wichtigen Ministerrates, welcher die von den agrarischen Ministern dem Kabinett Muschanow vorgelegten Forderungen­studieren sollte, unterbrochen. Die agrarischen Minister verlangten eine bessere Vertretung der Agrarpartei in der Regierung.

Barte: begründen.

Auch Belgien   streicht das Budget zusammen.

Pirimer

Industrie sondern auch in dem der Landwirt­schaft führt, nicht nur die Arbeiter sondern auch die Bauern in Mitleidenschaft zieht. Diese Erkenntnis hat der Sozialismus Brüssel, 27. Dezember. Die Deputiertentam| Sozialversicherung erfolgen. Trotzdem aber muß schon vor Jahrzehnten verbreitet und es ist mer begann heute die Debatte über die Regie die Regierung einige neue Steuern ein- ein Fortschritt, daß dies auch in den Kreisen der Agrarier allmählich erkannt wird. In der rungsvorlage betreffend die Sanierung der führen. Finanzen. Finanzminister Jaspar betonte die Der Finanzminister erklärte weiters, daß die Weihnachtsausgabe der Frankfurter Zeitung  " Notwendigkeit eines gehörig ausgeglichenen Bubbelgische Währung keineswegs bedroht ist; feft stellt in einem Artikel einer der führenden gets, was nur durch bedeutende Erspa rungen auf allen Gebieten der Staatsvertvals garantiert für die Zukunft wird sie aber nur Männer der reichsdeutschen Agrarier, der ebe­tung erreicht werden kann. Abstriche werden nicht dann sein, wenn das fünftige Budget ordentlich malige Reichsminister Schlange Schö ningen fest, daß die Heraussetzung der nur in den Militärausgaben, sondern auch in der ausgeglichen ist. Zölle und Preiserhöhungen wohl vor dent Krieg möglich waren, aber nicht jetzt. ,, Das gab es allenfalls vor dem Kriege, als ein wohlhabendes Volk eine erzwungene Preiser­höhung ohne ernste Schwierigkeiten ertragen Wien  , 24. Dezember.  ( Eig. Drahtb.) Die von konnte. In dieser Zeit allgemeiner Verar­den ehemaligen Putschführern Dr. Pfrimer und mung ist das alles unmöglich geworden." Der Karl Ottomar geleiteten steiermärkischen Verfasser scheut nicht davor zurück, ein vernich­Heimatschusformationen haben Hitler tendes Urteil über die agrarische Politik der einen Scheidebrief geschrieben und den Patt mit letzten Jahre zu fällen. Zwölf Jahre hat der Nazipartei gelöst. Sie begründen man es getrieben und zwölf Jahre ist es diesen aufsehenerregenden Schritt mit der Taftit immer weiter abwärts mit uns gegangen." zwischen Hitler   und Strasser. Sitlers und seiner österreichischen Unterführer. Auch die Bevorschussung der Ernte, wie man Berlin  , 26. Dezember. Wie die Welt am reichischen Verhältnissen so unvereinbar, daß sich Deren Politik und Taten seien mit den öfter- fie heuer in Deutschland   versucht hat, ist ge Morgen" erfährt, ist der Konflikt zwischen Hit die Steiermärker nicht mehr an die mit bitter cheitert. Jetzt erst zeigt sich," so jagt ler und Gregor Strasser   in den Einigungsgetroffenen Abmachungen verpflichtet fühlen. Schlange- Schöningen, daß man mit dieser verhandlungen, die in Berchtesgaden   statt­gefunden haben, nicht beigelegt worden. Es besteht auch keine Wahrscheinlichkeit für eine baldige Besserung des Konflikts.

Ein Nazi- Femcopier gefunden.

Dresden  , 27. Dezember. In der Talsperre Nach der Sizung des Ministerrates teilte Walter wurde die in Säcke gehüllte Leiche des seit Ministerpräsident Muschanow mit, daß die drei dem 4. November vermißten Dresdener SA agrarischen Minister demissionieren, was die Mannes Hentsch gefunden. Demission des Gesamtfabinettes Keine Versöhnung

zur Folge hatte. Ministerpräsident Muschanow wird die Demission seines Kabinettes dem Könige morgen unterbreiten.

Griechenland   hat es gut!

Athen  , 27. Dezember. Die Regierung der Vereinigten Staaten   hat dem Ansuchen Griechen lands nach Verlängerung des Moratoriums für die Kriegsschulden bis Ende des Jahres 1934 jus gestimmt.

Der geflüchtete General hat sich unter falschem Namen verborgen.

Mostau, 27. Dezember. Aus Tomst wird ge­meldet: Bei einem Rundgang durch die Unter­künfte, in denen sich die internierten Soldaten der früheren Armee des Generals Supingwen befin den, erklärte einer der Internierten, indem er gleichzeitig Dokumente auf den Namen Ma, Su­fan vorzeigte, daß er in Wirklichkeit General Ma Tschantschan sei und daß er seinen wirk lichen Namen bei dem ersten Verhör der inter­nierten Soldaten verheimlicht habe. Da General Ma Tschantschan durch sein Verhalten die Sowjet­behörden irreführte, beschloß das Sowjetkom­mando, ihn zu bestrafen und von den übri­gen Internierten zu isolieren.

Otto Strasser   wiederholt seine Behauptungen.

Die Schwarze Front  ", das Blatt Otto Strassers, teilt mit:

Die

Herr Dr. Frid verbreitet eine Berich tigung der in der Nummer 15 der Schwar­ zen Front  " gegebenen Darstellung über die rühr jelige Szene in in der Hitler- Fraktion. Schwarze Front" beriveigert die Aufnahme dieser Berichtigung, weil sie nachweislich un wahr ist. Sie wird im Gegenteil in vier auf­einanderfolgenden Nummern eine wörtliche Bie­

derholung ihrer Darstellung aus der Folge 45 bringen und die Hitler- Bartei zur gerichtlichen

Klarstellung zwingen. Ottr trailer

Wird auch Der Tag" von dieser Bemer fung Otto Straffers Notiz nehmen?

sagt sich von Hitler   los.

Mit anderen Worten: es sind wieder einmal Form der Erntemanipulation nichts weiter er auf beiden Seiten alle Eide   und Schwüre ge- reicht hat, als daß man die Getreidebewegung brochen worden und Hitlers Stern ist auch in des September auf den Dezember verschob. Es Desterreich im Sinten, noch ehe er richtig auf war eine Galgenfrist für den Landwirt, aber gegangen war. Zweifellos hat bei der Absage der leider eine verhängnisvolle." Steiermärker der Verrat der Nazipartei Ebenso scharf wie der agrarische Verfas an Südtirol   und ihre erbärmliche Striecherei

vor Mussolini   eine wichtige Rolle gespielt. Die jer über die vergangene Agrarpolitik Desterreicher haben ihren berlogenen Habsbur- urteilt, spricht er sich gegen die Maßnahmen ger" Hitler   schneller durchschaut als der deutsche aus, welche die Agrarier ebenso in Dentich Michel.

Höllenmaschine zerreißt den Attentäter

land wie bei uns in Anwendung bringen woi­len, um der Landwirtschaftskrise Herr zu wer den. Dazu gehört die sogenannte Autarkic, d. h. der Wunsch der Agrarier, alle Nahrungs mittel im Inland zu erzeugen und damit die Belgrad  , 27. Dezember. Am 25. d. M. explo Ausfuhr von agrarischen Produften zu ver­dierte um 21 Uhr 30 auf der Eisenbahnlinie Sev- hindern. Es sei unzweckmäßig, so meint der Verfasser ,,, nach allzu hermethischem Abschlus gelija- Uestüb eine Höllenmaschine, durch welche vom Ausland zu rufen, der schließlich doch, der Attentäter, ein bulgarischer Komitatichi, ge- soweit er unseren gesunden Industrieexport tötet wurde. Rebe seiner Leiche wurde noch eine betrifft, von neuem ein wesentliches und gerode zweie Bombe gefunden. für die Landwirtschaft so schädliches Sinken