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Freitag, 30. Dezember 1932.
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im Juftizpalast. Paris , Ende Dezember.( Eig. Ber.) Die Pariser Oeffentlichkeit beschäftigt sich seit
Nazisäule geborsten. Die Straffammer m von der 48. bis zur 51. Straße errichten läßt. versuchsweise die Einrichtung eines Flugverkehrs Sondershausen verurteilte den Justizober- Drei gewaltige Gebäudeeinheiten sollen außer zwischen Eiropa und Südamerika . Die Prozeß seit 250 Jahren. sekretär Rudolf Wolfram wegen Amts- den jetzt fertiggestellten Riesentheatern das Westfalen " soll etwa auf halbem Wege in Pariser Wasserträger fordert die Herausgabe unterschlagung und Beseitigung von Testaments - größte Bürohaus der Welt mit zwei- im Atlantischen Ozean stationiert werurkunden in 14 Fällen zu zwei Jahren einhalb Millionen Quadratfuß vermietbaren den. Die Lufthansa wird die bei Tiefsecanterun- von 40 Millionen Goldfranken! Der Stammgast Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Raumes, ein Riesen- Klubhaus und gen des Marinevermessungsschiffes Meteor" Ehrenrechte für zwei Jahre. Wolfram war ein einen Neubau der Metropolitan= gemachten Erfahrungen verwerten. Auch bei eifriger Nazi mann. Oper enthalten. Es soll in Radio- City" auch 5000 Meter Tiefe und bei Windstärke 5 und 6. Sargplünderer verhaftet. Donnnerstag, den feine fahlen Dächer mehr geben, sondern mehrere genügten für den„ Meteor" zwei kleine Anter 24. Dezember, gegen Abend wurde von der Gen- übereinander gelagerte Dachgärten, deren von je 100 Kilogramm Gewicht. Für eine der angem mit einem Prozeß, der in seiner Art einzig darmerie in Pardubice und Svitkov der 40jäh große Rasenflächen mit Bäumen, Büschen, artige Verankerung waren 6000 Meter Trosse taat Preußen und die Republik Frantist: als Beklagte treten auf: Napoleon , der rige Franz Martin ergriffen, der wegen Berau- Statuen, Springbrunnen und sogar einer Na ch nötig, weil etwa 1000 Meter Trosse auf dem reich; Kläger ist bung von Gräbern und wegen Diebstählen auf bildung des Niagarafalls geschmückt Meeresboden lagen und durch ihre Reibung am Wasserträger. Und da streiten sich die Lene dem Friedhofe in Pardubice steckbrieflich ver- werden sollen. In der Verwirklichung dieser Grunde die Unbeweglichkeit des Schiffes berbei- asserträger. Und da streiten sich die Leue folgt wurde. Seine Komplizen, die Lebensgefähr- Pläne sehen Enthusiasten ,, das achte Weltwun- führten. Im ganzen war das Änterseil des herum" schon an die 250 Jahre! Das Ganze mutet wie eine von boshafter Phantasie erdichtete Groteske Meteors" bei einem Gewicht von über fünf tin Marie Nesvor und ihr Sohn Zdeněk, wurden der." Tonnen 7500 Meter lang. Es lassen sich ohne gestern von der Polizei in Pardubice verhaftet. Gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts Martin leugnet, doch wurde die ganze Gesell- Der schwimmende Flugplak. weiteres auch noch stärkere Stahltrossen her schaft durch eine Menge bei ihr gefundener Sastellen. Zur Entlastung des Antergeschirrs muß wanderte der Franzose Jean Tiéri aus Frankreich chen überführt. Sie raubten systematisch Wert- Die Deutsche Lufthansa beabsichtigt auf einer schwimmenden Insel" bei starfem nach Italien aus und ließ sich in Venedig nieder. gegenstände aus den Gräbern auf dem Friedhof, durch die Verankerung des zum Flugstüß- Sturm die Antriebsmaschine in Anspruch ge- zehnten ein großes Vermögen an. Als er im Jahre punft umgebauten Dampfers Westfalen" nommen werden.
dent
aus dem Kolumbarium und aus dem Kremato rium in Pardubice . Die Nachrichten einiger Blät ter, daß sie auch die Leichen in den Särgen im Strematorium beraubt haben, entsprechen nicht der Tatsache, da die strenge Kontrolle im Krematorium in Pardubice Diebstähle ganz unmög lich macht. Martin ist ein gefährlicher Berufsverbrecher, der im ganzen 15 Jahre Kerker verbüßt hat und bewaffnet zu sein pflegt.
Die Belämpfung der Zuberkulose im Winter.
Warum Höhenklima?
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Die Pionierarbeit der Heilstätten. Auch seelische Regeneration. Von Dr. G. Fischer.
an.
ein armer Partier
Nach Napoleons Niederlage und Verbannung Tiéri an die damals eben erst restaurierte französi sche Regierung und verlangten ihr Geld. Aber die Regierung ließ antworten, daß sie nicht einsehe, wieso sie für die Schulden des„ berbrecherischen" Napoleon aufzukommen hätte. So lief der Prozeß. weitere Jahrzehnte.
1676 starb, hinterließ er Werte in der Höhe von 40 Millionen Goldfranken in Goldbarren, Palästen und Ländereien. Gleich nach dem Tode Jean Tiéris ersuchte die französische Regierung im Auftrag der französischen Verwandten des Verschiedenen die Behörden in Venedig um die Herausgabe des Geldes. Aus formellen Gründen anscheinend war es den Der Krebs und die Todesfälle, die infolge ruht sich viele Stunden am Tage aus, die Atmung Pfiffigen Venezianern gelungen, einen Fehler an der einer Krebserkrankung eintreten, haben zwar rein geschieht mühelos, die Ruhe läßt den ganzen Lun Fassung des Testamentes herauszutüfteln wurde Streik der Bauern. Mehrere tausend Bauern zahlenmäßig die Tuberkulose teilweise erreicht, genapparat besser durchbluten, zumal die staub- das Gesuch Frankreichs abgeschlagen. Die Franzosen in der Umgebung der französischen Stadtteilweise überholt, die Lungentuberkulose bleibt freie Luft besonders geringe Anforderungen und erhoben Klage. Dieser Prozeß allein währte nicht Tours haben sich entschlossen, keine Dünge- aber nach wie vor ein Gespenst, das Siechtum und Reizungen an die Bronchien stellt. Es gelangen weniger als hundert Jahre, ohne daß es zu einem mittel mehr zu kaufen, bevor die Mindestpreise Tod verbreitend umgeht. Dem planmäßigen Auf- nämlich durch die Reinheit der Atmosphäre nur Ergebnis gekommen wäre. Napoleon machie dann für Getreide nicht bedeutend heraufgesetzt wor- bau der Tuberkulosebekämpfung, wie sie nach dem ganz geringe Stohlensäuremengen ins Blut. Fer- den Strich unter den ersten Att dieser Tragikomödie. den sind. Krieg international durchgeführt wurde, ist es zu ner erzielen die Freiluftkuren eine bedeutende Ab- Bei seinem Einbruch in Italien beschlagnahme er Biscaya - Mittelmeer . Die französische Se- verdanken, daß diese Krankheit nicht ins Uferlose härtung gegen spätere Lufttemperaturschwankun- die heißumstrittenen Millionen des Tiéri und ver natsgruppe für den Großschiffahrtskanal Bis- gewachsen ist und noch mehr Opfer gefordert hat gen. Diese Abhärtung kommt dem Patienten auch wandte sie für die Aufrüstung seines Heeres. caya- Mittelmeer" hat den ihr vorgelegten Bau- als bisher. Zahlreiche Heilanstalten für Tuber- für die Zeit nach Beendigung der Kur zugute. vorschlag positiv begutachtet. Die Verwirklichung fulöse nehmen sich heute der Erkrankten an. In Die Kranken lernen in den Heilstätten außer- wandten sich die Nachkommer des venezianischen des Vorschlags würde bei 13.5 Milliarden leichten Fällen vermag ein verhältnismäßig kur- dem auch die Vorteile einer allgemeinen hygieniFrancs Kosten 173.000 Arbeitern für sechs Jahre zer Kuraufenthalt in inländischen Anstalten ge- ichen Lebensweise kennen, sie lernen vorsichtig mit Arbeit geben. Die Senatsgruppe hofft, daß dem nügen, bei fortgeschrittener Erkrankung aber be- ihrem gefährlichen Auswurf umzugehen und daParlament bald ein entsprechender Gesezentwurf, darf es eines Aufenthaltes in dem in der ganzen durch auch ihre Umgebung zu schüßen. der die Realisierung des Projektes herbeiführt, Kulturwelt bekannten Davos . Die Lungen- Wir müssen uns aber darüber klar sein, daß leidenden aller Länder eilen Jahr für Jahr in es unmöglich ist, ganz allgemein gültige Regeln vorgelegt werden kann. Nach dem deutsch - französischen Strieg im Jahre Freuden des Dritten Reiches. Das von der großer Anzahl an diesen Ort, um dort Heilung für die Verschichtung in die Höhenluftkurorte aufzustellen und daß durchaus nicht alle Lungenkran- 1871 versuchte die preußische Regierung von den da Naziregierung dem thüringischen Volke über- und Genesung zu suchen und zu finden. Schon sehr früh hat man in wissenschaftlichen ken dort hingehören. Schiver Lungentuberkulose, mals lebenden Nachkommen Tiéris ihre Rechte auf reichte Weihnachtsgeschenk war eine Schlachtsteuer, die eine neue Belastung der Konsumenten Untersuchungen festgestellt, worauf diese Heil- deren Herz schon so weit angegriffen ist, daß sie die Erbschaft abgetreten zu bekommen. Anscheinend bedeutet. Damit wenigstens die Beamten eine erfolge eigentlich beruhen. Dr. Burkhart von der dauernd einen Buls von über 120 Schlägen hoffte fie, über triftigere Gründe zu verfügen als die Chriſtfreude erhielten, wurde angeordnet, daß 1905 eine genaue Statistik aufgestellt. Der Ge- fulose eder Tuberkulose des Darms und des tischen Patriotismus geblendet, weigerten sich, das Christfreude erhielten, wurde angeordnet, daß Basler Poliklinik hat darüber bereits im Jahr haben, Patienten mit geschwüriger Kehlkopftuber- rechtmäßigen Kläger. Die Tiéris jedoch, durch fanaam dritten Weihnachtstage zur Ersparung der Seizkosten alle Staatsämter geschlossen lehrte hat damals gefunden, daß drei Jahre nach Bauchfells gehören feinesfalls an besonders hoch immerhin ansehnliche Angebot Preußens anzuneh men. Der Prozeß ging weiter. Die Erben hofften bleiben. Mehr brachte die ganze Naziweisheit einer Kur in Davos von einer Anzahl von ihm gelegene Orte. beobachteter Lungenkranker fast 100 Prozent mehr immer noch zu ihrent Recht zu kommen nicht zutage. Feuerwehr - Unglüid. Die Motorsprite der erwerbsfähig geworden waren, als von einer glei Freiwilligen Feuerwehr in Stodach( am Boder- chen Anzahl, die keine Heimstättentur durch fee) geriet Donnerstag vormittags auf dem Wege gemacht hatten. Nach einer weiteren Zählung betrug die Todeszahl der in Davos Behandelten einer Brandstätte in Mühlingen infolge nach dreijähriger Beobachtungszeit beinahe nur Glatteises ins Gleiten und stürzte in einen den dritten Teil der sonstigen Fälle. Diese kleine Bach. Ein Mitglied der Wehr wurde auf der Statistik zeigt ungefähr ein Bild, das man als Stelle getötet; fünf Feuerwehrleute mußten mit allgemeingültig bezeichnen darf. Arm, Beinbrüchen und inneren Verlegungen ins Strankenhaus eingeliefert werden. Bei dem Brand: in Mühlingen wurden die Scheune, die Stallungen und das Sägewerk eines Landwirtes eingeäschert
Derartig Entte, haben in den zahlreichen
Dann wurde den Tiéris ein mächtiger Schlag
Sanatorien von Davos nichts zu suchen, sie bilden also auch keine Gefahr für die übrigen Pa- versest. In Frankreich wurde ein Verjährungstienten, wie denn überhaupt die janitären und geset erlassen. Nach diesem Geses perfallen sämtliche vaienischen Maßnahmen der urstadt eine An- Erbschaftsansprüche, falls ihnen aus irgend einem steckung untereinander absolut verhindern. Be- Grunde 30 Jahre lang nicht stattgegeben wurde, weis dafür ist der Gesundheitszustand der an- automatisch dem Staatssädel. Somit müßte also jässigen Bevölkerung, bei der die Zahl der Tuber- dieser Erbschaftsprozeß von Rechtswegen als abgetulose- Erkrankungen tief unter den Ziffern sogar schlossen betrachtet werden. Aber die Tiéri jind zäh. Die Wissenschaft weiß, daß im Höhenklima ähnlich gelegener Orte liegt. Sie gaben nicht nach; sie verpulverten ihr letztes von Davos ein stark verminderter Luftdruck Neben den reinen Heilmethoden wirft der Vermögen in diesem aussichtslosen Kampf. herrscht, der mühelosere und intensivere Atmung schöne Hochgebirgsort vor allen Dingen auch durch Jetzt leb: in Paris der letzte der Tiéri. Er ist gestattet. Außerdem strahlt die Sonne bedeutend seine landschaftlichen Reize in tiefgreifender Weise bettelarm und ernährt sich knapp durch Wassertragen längere Zeit und viel kräftiger als im Tiefland auf die Heilsuchenden. Niemand hat das besser in jenen Gegenden, die noch keine Wasserleitung und enthält ferner besonders viele der heilbrin- geschildert als der grocke Jean Jacques Rousseau , haben. Dieser greise Mann ist ein würdiger Erbe genden furzwelligen ultravioletten Strahlen. Die der einmal sagte: ,, Auf hohen Bergen atmet man seiner hartnäckigen Familie. Immer wieder verIn New Yorf wurde mit festlichen Höhenluft ist ferner außerordentlich trocken und freier und fühlt sich förperlich leichter, wie geistig fucht er, sich in Sanzleien der Anwälte und in Wohund revueartigen Darbietungen, bei denen u. a. macht dadurch die Winterkälte weniger fühlbar. fröhlicher; mir ist, als ob die Gedanken selbst nungen einflußreicher Personen Eintritt zu verdie deutsche Sängerin Vera Schwarz und Benaue Blutuntersuchungen haben ergeben, daß einen Anflug von Größe und Erhabenheit anschaffen. Er ist in den Straßen von Paris eine beder Tänzer Harald Kreuzberg von der der lebenswichtige Blutfarbstoff sich in der Höhe nehmen, mit den Gegenständen, über die unser kannte Persönlichkeit geworden. Viele Lieder sind Berliner Staatsoper mitwirkten, das 6200 Sitz- bedeutend rascher vermehrt. Die Höhenluft ent- Blick schweifte, in Einklang stehen; als ob man, auf ihn gedichtet, viele Wige über ihn gemacht wor plätze fassende Roxy Theater und das hält fast gar feine Krankheitsteime. Durch die sobald man sich über die Wohnstätte der Sterb- den. Das alles stört ihn nicht. Er ist von seinem ungefähr gleich große Rory Kino eingeweiht. ichon erwähnte Lufttrockenheit ist es auch im lichen erhebt, alle niedern irdischen Gefühle zu Recht besessen. Man sieht ihn oft auf den Treppen Beide Theater bilden einen Bestandteil von Winter möglich, lang ausgedehnte Liegeturen im rückläßt und als ob die Seele, je mehr man sich des Justizpalastes übernachten. Er glaubt felfenfest Radio City" jener„ Stadt in der Freien durchzuführen, ohne daß der Patient sich der ätherischen Region nähert, etwas von der sich daran, daß einmal der Tag kommen wird, an dem Stadt", die die Rockefeller Midtown Corpora- erfältet. Gerade diese Freiluftturen sind ja von stets gleichbleibenden Reinheit derselben an der Letzte der Tiéri Sieger bleibt in diesem gefchichttion zwischen der fünften und sechsten Avenue, hervorragender Wichtigkeit. Der ganze Körper nimmt." lichen, ungleichen Kampf
Das achte Weltwunder.
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Allah auf den Lippen.
Von W. M. Doroschewitsch. Eines Tages wurde Allah seines ewigen Amtes müde. Er stieg von seinem Thron hinab. verließ seinen Palast, trat auf die Erde und verwandelte sich in einen gewöhnlichen Sterblichen. Er badete jeden Morgen im Flusse, schlief des Nachts im Grafe und nährte sich von Beeren, die er im Walde vorfand. So vergingen viele Tage.
Die Vögel sangen indessen, die Fische plätscherten im Wasser, die Blumen blühten, kurz, die Welt tat jo, als ob gar nichts von Bedeutung vorgefallen wäre.
Allah lächelte und dachte: ,, Die Welt habe ich bortrefflich erschaffen; sie hat ihre seit Urzeiten angewiesenen Bahnen, von denen sie nicht mehr abweichen wird. Wie geht es aber den Menschen oque mich? Die Fische sind dumm, die Vögel ebenfalls, wie lebt aber der Mensch, das vernunftbegabte Wesen, seitdem ich von meinen Höhen nicht mehr auf ihn blicke besser oder schlechter?" Sinnend durchwanderte Allah Felder. Fluren und Haine, bis er endlich in die große Stadt Bagdad fam.
Run also, wie ich sehe, steht dieie Stadt noch immer auf demielben Fleck", dachte Allah . Die Stadt befand sich tatsächlich noch auf der felben Stelle wie früher; die Esel und die Kamele brüllten und die Menschen gingen ihrer Beschäftigung nach.
Alles recht schön", dachte Allah ,,, nur höre ich niemandent meinen Ramen rufen."
Gern hätte er wissen wollen, wovon die Leute sprachen. Er ging also weiter. bis er auf den Marktplatz fam. Gerade verkaufte ein Händ ker einem jungen Barernburichen ein Pferd.
Ich schwöre bei Allah", rief der Händler
,, daß dieses Pferd jung ist, ist kaum zwei oder drei Jahre her, daß es die Welt erblickt hat. Schau nur, was für ein feuriges Tier das ist. Ich schwöre bei Allah , daß du auf diesem Pferde jeden Ritter beim Wettrennen überholen fannst. Es ist ein junges Pferd, ganz ohne Makel, ohne die Spur eines Matels, ich schwöre es bei Allah !" Bauer.
,, Und betrügst du mich nicht?" fragte der
Wie dumm du doch bist!" rief der Händler, die Arme gegen den Himmel erhebend ,,, nein, wie tann man nur so dumm sein. Wollte ich dich betrügen, wie könnte ich da bei Allah schwören? Glaubst du, ich möchte eines Pferdes wegen mein Seelenheil verlieren?"
Der Bauernbursch nahm das Pferd und bezahlte es mit flingendem Geld.
Allah wartete, bis der Kauf abgeschlossen war, dann trat er an den Händler heran:
,, Heda, guter Mann, was habt Ihr bei Allah geschworen, wo es doch keinen mehr gibt?"
Der Händler tat die Goldstücke in seinen Beutel, schüttelte ihn, daß die Moneten hell er flangen, und erwiderte pfiffig:
Ich weiß, daß es keinen Allah mehr gibt; hätte aber der Bursche ohne meinen Schwur den Saul getauft? Jeder sieht doch, daß das Pferd alt und schwach ist und an den Hufen Geschwüre bat."
C. 2.
Sprich leiser", rief der Muezzin ,,, sprich leifer, Unglücksmensch! Wenn jemand das hörte. wäre es zu Ende mit meinem Ansehen. Niemand fäme in die Moschee, niemand brächte eine Opfergabe, wenn es bekannt würde, daß es keinen Allah mehr gibt."
Hussein, Hussein, fürchtest du nicht Allah ? Du willst Ballen tragen und hast es noch nicht gelernt, dich schnell zu bewegen. Wenn du weiter so langsamt machst, wirst du nicht zwei Balken an Ort und Stelle schaffen. Das ist nicht recht von dir, Hussein. Du darfst nicht deine Seele der Gefahr ewiger Verdammnis so aussehen. Be- Allahs Gesicht verfinsterte sich, er richtete die dente, Allah sieht alles und zürnt dir jetzt, weil Augen gen Himmel und schwebte, zu einer Feuerdu deine Arbeit so faul verrichtest. Hussein, ich säule verwandelt, in die Höhe, ohne den Muezzin, muß dir nochmals sagen, daß Allah dir sehr der vor Angst auf dem Boden lag, weiter zu bezürnt." achten.
Allah gab Ibrahim einen bedeutungsvollen Ellbogenstoß, führte ihn beiseite und fragte:
Warum rufst du denn Allah fast bei jedem Schritt? Es gibt doch seit einigen Wochen feinen Allah mehr."
,, mein lieber Herr", gab er zur Antwort, das weiß ich recht wohl, aber was soll ich tun? Wie kann ich diesen Menschen auf andere Weise dazu bewegen, den Balfen schneller zu tragen? Wer soll denn die vielen Balfen, die noch heute fortzuschaffen sind. wegtragen? Soll ich einen zweiten Arbeiter aufnehmen? Das wäre doch mein Verlust. Soll ich ihn schlagen? Er ist viel fräftiger als ich, er könnte mich umbringen. Allah ist der stärkste von uns allen, ich schrecke also Sussein mit Allah ."
Allah schüttelte den Stopf und ging weiter. Ueberall. wohin er fam, hörte er nur seinen Namen: Allah, Allah , großer Allah! Der Tag Als er so weiter ging, erblickte er den ihm neigte sich dem Ende zu, lange Schatten fielen auf bekannten armen Hussein, der auf dem Rücken die Erde hernieder. Auf dem dunklen Firmament einen ungeheuren Balfen schleppte. Sinter Suierschimmerte die weiße Silhouette des Minaretts, sein schritt sein Dienstgeber Ibrahim. Der un von dessen Spitze die Stimme des Muezzins erglückliche Hussein wankte unter der schweren Last flang. bei jedem Schritt, der Schweiß floß ihm in Strö men von der Stirn und die Augen traten ihm chauerlich aus den Höhlen. Ibrahim aber ging interher und brummte:
Allah ist groß! Allah ist groß!" Allah grüßte den Muezzin und fragte: Also auch du rufft Allah an, obwohl du gan; gut weißt, daß es keinen Allah mehr gibt?"
Er fehrte in seinen Palast zurück, setzte sich auf den Thron und begann wieder auf die Erde hinabzuschauen. Aber kein Lächeln vergoldete mehr sein Antlig; traurig blickten die Augen des Ewigen in die irdische Ferne.
Blößlich erschien, zitternd vor Schreck, ein vechtgläubiges Seelchen vor Allah und bat um Einlaß in das Paradies.
„ Sprich, was hast du Gutes während deiner Erdenlaufbahn getan?" fragte Allah .
„ Ich habe, o großer Allah, stets deinen Namen gerufen."
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,, Alles, was ich tat, tat ich in deinen Namen." ,, Schon recht, aber was hast du sonst noch Gutes getan?"
„ Ich ermahnte alle, dich stets zu lobpreisen und deinen Namen bei jeder Gelegenheit auf den Lippen zu haben"
Da hat sich die Mühe werlohnt" lachte ironisch der mächtige Allah .
Die Seele zitterte noch immer wie im Fieber. Du siehst, daß es nicht gut um dich bestelli ist", sagte Allah und wendete sich ab, während ein pechschwarzer Teufel das Seelchen bei den Füßen vadte, um es in die Hölle fortzufchleppen.
So schrecklich zürnte Allah den Menschen. Autorisierte Uebersetzung aus dem Russischen .