Sette 2
Samstag, 31. Dezember 1932.
Nr. 308.
Militär überhaupt mehr als überflüssig zu derherstellung des deutschen Kriegsapparates[ los aufdecken. Denn sie werden früher oder Durcheinander von Vermutungen. Seine ganzen sein, sie wandelten sich aus überzeugten Mili- warm unterstützt, spielt hier eine erbärmliche später von der Entwicklung bestimmt werden, Beweisstücke, auch der sogenannie Vertrag, seien taristen, zu Antimilitaristen grimmigster Art. Komödie, sich darauf verlassend, daß so man- belastet mit aller Verantwortung, zu entschei- nur Bapierfeßen. Weiters suchte Dr. Rašin die Behauptung zu Es ist also in erster Linie, genau gesehen, die cher keine Ahnung hat von der Kompliziertheit den für oder gegen den Militarismus. Wir Staatsform und die nationale Gliederung, die der Stoalitionspolitik und der Lage der Sozialwissen schon jetzt, wie diese Entscheidung aus ein materielles Interesse gehabt hale widerlegen, daß Stribrny an der Waggonlieferung bei den Deutschen , soweit sie im bürgerlichen demokraten, die, um die Arbeiterklasse in die- fallen wird. Sie wird für den Militarismus In Oberthor und in Bustig sieht er feine idealer Lager stehen, die plötzliche Abneigung zum ser schweren Zeit zu schützen und zu erhalten, und den Krieg fallen. Denn Geld, Aus- Beschützer der ausländischen Interessen der Repu Heer und zu den Heeresausgaben hervor- gezwungen sind, den Staatsvoranschlag mit beutung und Maschinengewehre blit; Stribrny sollte vielmehr dazu benützt werdei gerufen hat. Die Wahrheit zu sagen und den samt dem Militärbudget zu genehmigen. sind vom Kapitalismus untrenn- die Firma Arons& Walter zu zwingen, den War Kampf in offener Form gegen den Staat zu So baut sich die ganze verlogene Argu- bar. Ohne Militarismus keinen Kapitalis- gonpreis zugunsten des Lustig- Angebotes herabzu führen, getraut man sich nicht, also nimmt mentation der deutschbürgerlichen Parteien mus, das wissen wir und auch das Bürger- sehen. Wenn Lustig schon nicht 38 Millioner man gegen alle Einrichtungen dieses Staates und ihrer Presse auf Not, Unkenntnis und tum, dem gegenwärtig die politische Konjunk- verdienen konnte, so sollte er doch wenigstens 11 Millionen verdienen. Stellung, selbst gegen die, von denen das Dummheit auf, hat zur Voraussetzung voll- tur nahelegt, Antimilitarismus zu mimen. Es Stribrny gereiche es nur Wohl und Wehe der ganzen bürgerlichen Geständige Kritiklosigkeit breiter Massen, die es irrt aber, wenn es glaubt, die Sozialdemokra= zur Ehre, wenn er durch Vermittlung des Setsellschaft abhängt, wobei man in Wirklichkeit hinnehmen, daß die Sozialdemokraten von den tie mit diesem Schachzug aus dem Felde zu teren Breisnachlasses anordnete. Die Ermäßigung tionschefs Hala Verhandlungen wegen eines weidem Militarismus ernsthaft gar nicht wehe ärgsten Kriegsheßern als Freunde des Mili- schlagen. Schließlich wird es die Sozialdemo- habe faktisch 30 Millionen betragen. Wenn dann tun will, den man ja doch braucht. tarismus" gescholten werden. Die Geschichte tratie sein, die den Militarismus vernichten die Provision der Lieferanten noch 26 Millionen wird auch diese große Lüge, deren sich die bür- und damit über alle Lügen und alle Demago- betrug, so könne man sich nicht wundern. Die gerlichen Parteien heute schuldig machen, rest- Igie des Bürgertums triumphieren wird. Staatskassa hat an dem Markstura 102 Millionen
Was ist die Einheitsfront?
,, Betrug an dem werktätigen ,, Volk" sagt
der Reichenberger ,, Vorwärts".
Der Vorschlag des Nichtangriffspaktes von Was machen aber die Kommunisten? ErtenKommunisten und Sozialdemokraten, den das nen sie den wachsenden Einheitswillen der ArPrávo Lidu" in seiner Weihnachtsnummer ge- beitermassen" an? Fällt ihnen nicht im Traume macht hat, hat die Kommunisten in große Verein. Sie nüşen zwar den Wunsch der Arbeiter legenheit versezt. Sie, die immer nach der Ein- flaffe nach der Vereinigung aus und stellen die heitsfront rufen, deren Osaf Gottwald die Pa- Parole der Einheitsfront auf, sobald aber nur role„ Bereinigen, tämpfen, fiegen" aufgestellt die Möglichkeit besteht, daß es zu einer Annähe hat, sehen sich nun in die Lage versetzt, rung zwischen den Sozialdemokraten und Kom munisten kommen könnte,
die Einheitsfront in dem Augenblick, da sie ihnen von Sozialdemokraten angeboten wird, abzulehnen.
Dazu kommt vor allem, daß die Sozialdemokraten zu Einfluß gelangt sind. Allerdings bringt dieser Einfluß fürs erste den fapitalistischen Staat und seine Einrichtungen noch nicht in Gefahr, da Forderungen, die den Kapitalismus im Mark treffen würden, durch das Uebergewicht auf der andern Seite immer noch abgewehrt werden können, trotzdem ist nicht zu leugnen, daß der Kapitalismus große Konzessionen an die Sozialisten machen muß, wenn er noch eine Zeitlang Geschichte machen will. Mag jeder die Welt und die Entwicklung sehen wie er will, die Tatsache, daß die Arbeiter zu Macht, Einfluß und Erfolgen aller Art gelangt sind, fann von niemand geleugnet werden und damit sicher auch nicht ihr Anteil an den Erfolgen der Arbeiterklasse in der Zufunft. Diesen Einfluß abzubauen, um die Erfolge, die zu hundert Prozent auf Kosten der Sapitalisten gehen, unmöglich zu machen, ist die Aufgabe aller Verteidiger und Anhänger des bestehenden Systems der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Es ist nicht leicht für das Bürgertum, Reichenberger„ Borwärts" beschäftigt sich in seiden Stampf gegen die sozialistische Arbeiter- ner Ausgabe vom 29. Dezember mit den Vorklasse in dieser Zeit, die den Sozialdemokra- schlägen des Genossen Koudelka und sagt, daß sie jest wiederum gestellt werden, ist nur der Aus ten in allem Recht gibt, zu führen. Die grund- brud des wachsenden Einheitswillens der arbei sätzliche Auseinandersetzung wird mit Recht tenden Massen". Diese Behauptung des Vorgescheut, bleibt also nur der Kampf mit den wärts" ist gar nicht so falsch. Wir haben niemals Mitteln der Verleumdung und der Demagogie. abgeleugnet, daß Von diesen macht man in außerordentlicher Weise Gebrauch. Der geschickt maskierte Angriff auf den Feind, das haben unsere Gegner aus der Geschichte des Krieges gelernt,- war immer am erfolgreichsten. Also mastieren fie auch im politischen Kampfe, wissen sie doch, daß die politische Unkenntnis und Unreise bei der Masse der Spießer und der Indifferenten diese Maskierung erlaubt.
laufen sie vor der Einheitsfront fluchtartig
babon.
verdient.
Hierauf behandelte Dr. Rašin den letzten infriminierten Ausdruck des Angeklagten, daß er Sichrovsky persönlich nicht kenne. Er bezeichnet diesen Punkt als den peinlichsten der ganzen Anflage. Das Eingreifen der Prager Polizei in dieser Angelegenheit vergleicht Dr. Rašin mit der ärgsten österreichischen Perseku tion.
Bor der Baufe erflärte Borfitender Dr.
Stibinger, er habe zu seinem Bedauern von seiten Dr. Rašins sehr scharfe Angriffe gegen die Polizeidirektion in Prag gehört. Er halte es für seine Pflicht, sich der Sicherheitsorgane auf das entschiedenste anzunehmen.
Die Polizeidirektion muß sich manchmal zu einem inquifitorischen Vorgehen entschließen und fann sich nicht immer nur auf ein Verhör nach der Strafordnung beschränken. Ganz allgemein werden auch von seiten der Angeklagten verschiedene Methoden angewendet, damit die Wahrheit überhaupt nicht zu Tage komme. Darum müssen die Sicherheitsorgane, die Bolizei und die Gendar merie, auf das beste ausgestattet sein, um ihren 3wved überhaupt zu erreichen.
Kein Argument hinkt genug, als daß sich die Kommunisten seiner nicht bedienen würden, um Blößlich erkennen sie, daß die Zusammenarbeit der drohenden Einheitsfront zu entgehen. Der von Kommunisten und Sozialdemokraten nichts anderes wäre, als, wie der„ Vorwärts" vom 29. Dezember sagt, ein Betrug an dem werktätigen Volt". Wenn also die Sowjets mit den Nach der Pause befaßte sich Dr. Rašin mit kapitalistischen Staaten Verträge abschließen, so den Zeugenaussagen Troničeks und Bauerles, ist das natürlich kein Betrug am arbeitenden wobei er erklärte, daß Frau Junger, wenn Bolt, wenn aber Kommunisten mit Sozialdemo- sie zur Zeugenschaft zugelassen worden wäre, mitfraten zusammengehen, dann wird die arbeitende geteilt hätte, daß auf jener Photographie vom Bevölkerung betrogen. Die Kommunisten sind be- Keilberge die unbekannte Person Betrovsku ist, reit, selbst mit dem Teufel gemeinsam vorzu den Baierle mit Sichrovsky verwechselte. gehen, mit Fascisten, Halbfascisten, Reaktionären Von allen Zeugen, die bestätigten, daß die beiden und bürgerlichen Staaten, die am liebsten be- Angeklagten einander tannten, steht die Zeugenwaffnet in Sowjetrußland einmarschieren möch- schaft Frys's, der behauptet, daß die Angeklagten ten, nur nicht mit der Sozialdemokratie. Sie miteinander gesprochen haben, isoliert da. Die wissen, warum sie es tun.
in den Arbeitermassen ein gesunder Drang nach Vereinigung der proletarischen Kräfte lebt, der brennende Wunsch, endlich dem Bruderfampf zwischen Kommunisten und Sozialdemotraten und der Spaltung ein Ende zu sehen, welche die Kommunisten hervorgerufen haben und die so viel Unglüd über das Proletariat der ganzen Welt gebracht hat. Die Sozialdemokratie will ganz offen und ehrlich die Trägerin des Vereinigungswillens des Proletariats sein.
Plädoyer für Stříbrnýs Unschuld.
So versteden sie sich jetzt in das Kleid des Antimilitarismus, wohl wissend, daß sie nur in dieser Maskierung vorübergehend Leichtgläubige einfangen können. Da stellen sie sich hin und heucheln: Seht, wer der eigentliche Gegner des Militarismus ist, nicht die Sozialdemokraten, die es immer zu sein vorgaben, son Iglau , 30. Dezember. Heute( am 47. Verdern wir, die man stets als Striegsheber hinge- handlungstage!) stellt hat. Solche Redensarten sind sehr billig, handlungstage!) setzte der Verteidiger Stribrnys, Dr. Rašin, sein Plädoyer fort. sie können dem Militarismus nicht im geringEr befaßte sich eingehend mit den Minister sten schaden, weil ihre Klassengenossen auf der ratsverhandlungen vom Jahre 1920 über den Wagandern Sprachfront genügend Schutz für den gonlauf und verwies darauf, daß Stribrnys VorMilitarismus bieten. Das gleiche deutsche gänger im Eisenbahnministerium, Dr. Franke, Bürgertum, das gegen den Aufbau des reichs die Bewilligung von 85 Millionen Ke für den deutschen Militarismus kein Wort zu sagen Ankauf von 1000 Waggons aus Deutschland am weiß, im Gegenteil alle Forderungen auf Wie- 12. Mai 1920 im legten Augenblid unter
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In dem Augenblick, wo ein wirkliches Zusammengehen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten erfolgt, ist es mit der kommu nistischen Demagogie aus.
übrigen gaben bloß Indizien an. Am Schluß erwähnte Dr. Rašin die Beurteilung der objektiven Seite der Straftat und die Motive der Angelegen heit, wobei die Anklage unklar von einer Schädi gung des Staates spricht und verwahrte sich entschieden gegen diese Modifizierung der Anflage. Ein Schaden, den der Staat erlitten hätte, wurde nicht festgestellt.
zeichnet habe, als er im Begriffe war, das Mini- Durch das Beweisverfahren in diesem Prozeß sterium zu verlassen.( Stribrny hat das Eisenbahn - sei festgestellt worden, daß der einzige Mann, Ser ministerium nach Dr. Franke am 25. Mai über die Wahrheit sprach und der das Interesse des nommen.) Sämtliche Verhandlunggen mit der Staates verteidigte, Georg Stříbrný war. Der VerFirma Arons& Walter, die die Waggons zu teidiger beantragte dann, Stříbrný von der Anklage. günstigeren Bedingungen anbot als die sächsischen freizusprechen. Fabriken, hätte Sektionschef Burger geführt. Rašin polemisierte mehrmals mit den Aussagen des Dr. Englis, denen er die Behauptungen Behauptungen anderer Zeugen gegenüberstellte, und erklärte, daß nicht Der Vorsitzende eröffnete hierauf neuerlic das Vorgehen Stříbrnýs, sondern das des Dr. das Beweisverfahren, das aber nichts WeEnglis unrichtig gewesen sei. Englis's Zeugen sentliches erbrachte. Das Urteil wird Donnersaussagen feien aus den Akten konstruiert. Die tag, den 12. Jänner 1983, um 9 Uhr früh, ver Aussagen Sereysas Kennzeichnete Rašin
Hierauf ergriff der Staatsanwalt Dr. Marianto das Wort zu einer Replit in juri stischer Hinsicht.
als ein kündet werden.
Die Kellnerin Molly. unmöglich. Sie erlaubten sich, den Herrn Stu- flagten Schüler die Frage richten zu dürfen, ob ſeine Ansicht über das Deutschlandlied unber
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Der Studienrat schien ihn nicht zu sehen,
aber die Klassentameraben fnurrten wie zurüdgehaltene Wölfe, Wollte der„ Pollack" darauf pochen, daß selbst die Lehrer mit dem besten vaterländischen Willen ihn im baldigen Abitu weil er von Quarta bis Oberprima zu den am meisten gelobten Schülern zählte? Die Oberprima schwur auf dem Abtritt die alte Femeformel ,, Gras, Grein , Strack, Stein" und handelte. Gegen Slotschetver.
sich nie über persönliche Dinge ausgesprochen| verbat sich das ale eine Ungehörigkeit. Professor| Deutschen hingestellt. Er habe sich erlaubt, diese habe. Aber selbst das äußerste hielten sie nicht für Dumoulin, der Deutschlehrer, bat, an den ange- Eigenschaft geltend zu machen, habe geglaubt, er nicht nur der erwiesenen Gesinnung nach, logen äußern zu müssen. Und deswegen hätten sondern auch als zahlendes Mitglied der Kommunistischen Partei angehöre. Slotschewer antwortete, er fümmere sich überhaupt nicht um Politik. Denn seine Ueberzeugung, nach der er in der Republik die einzig zeitgemäße Staatsform erblicke, könne in einer Republik unmöglich als politische Betätigung angesehen werden.
dienrat darauf aufmerksam zu machen, daß jämt liche Oberprimaner mit ihren Eltern gesprochen hätten. Auch die empfänden das enge Zusammensein ihrer Söhne mit einem so verkommenen Menschen wie dem Slotschewer als eine fittliche Gefährdung.
Der Studienrat versicherte den Schülern seine Freude über ihr hochentwickeltes Sittlich teitsgefühl und trug die Angelegenheit eiligst dem Rektor vor. Der Rektor lächelte zufriedengestellt.
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nallte im Zorn die Schreibmappe auf den Die Erregung der Lehrer wuchs. Der Rektor
Tisch.
" Da haben Sie die Sittenverderbnis: ein
die Lehrer ihn verraten. Sie hätten ihre Schüler eine Horde schlecht erzogener und ungebildeter Rüpel, gegen ihn aufgehezt, hätten die ihnen anvertrauten Jünglinge politisch mißbraucht. Dieses auf einer hohen Schule betriebene Deutschtum sei der Stult des Faustrechts, ber organisierten Heimtücke, offiziell gefordert von der Lehrerschaft. Aber derartig minderwertigen länger anvertraut zu sehen, und er erkläre hieSchulmeistern wünsche er ſeine Erziehung nicht mit seinen Abgang von der Schule. follegium in den hochlehnigen Stühlen. Als Gelähmt vor Schrecken hockte das Lehrer. schließlich der Rektor mit ausgestrecktem Arme ein" Hinaus!" donnerte, hatte Slotschewer die Türe schon hinter sich geschlossen.
,, Sehen Sie, lieber Herr Kollege, meine Erfahrung sagte mir gleich. daß Sie gegen einen Unwürdigen allzu nachsichtig waren. Nun, wir Oberprimaner gesteht, Demokrat zu sein. Das werden unsern Stall wollte sagen, unsere ehrwürdige Schola schnellstens von dem ist ein Tiefpunkt der Entartung, und wir Pädaschwarzen Schafe befreien. Wir nähren grund- gogen sind dafür verantwortlich. Durch einen Eine Abordnung wurde während der Bause fäßlich keine Biper an unserem Busen. Aber flaumbärtigen, unreifen Jüngling wird verwerfbei dem Selaffenlehrer vorstellig. Der Klaff nich verhehle nicht meine trübe Ahnung. Wir liche Politit in unsere ehrwürdige Scholage Bariationen über das Bolkslied„ Schön ist die Ein wandelndes Eitergeschwür, eine erste und ebenso auch der Klassenleßte Siegmund gehen einem sittlichen Verfall entgegen, der in tragen. Jugendzeit". Rosenblüth, ein eleganter Fabrikantensohn, der den Zeiten des Sallust und des Sueton nur ein Bestbeule ist dieser Verblendete. Wenn unser Gymnasium den Namen einer erhabenen Kaischon seit Sekunda ein früheres Mädchen seiner schwaches Gegenstück findet" Fast ein Jahr dauerte es, ehe Herr Habenicht Eltern alimentierte, sprachen für die Klaffe. Der Vor der sofort einberufenen Lehrerversamm- serdynastie fernerhin in Ehren tragen soll, eine Lehrstelle für seine Tochter fand. Das GeSlotschewer sei leider nicht nur, wie der Herr lung stellte Slotschewer nicht in Abrede, mit müssen wir wissen, was zu tun ist. Wir dürfen schäftszimmer des Baumeisters Winkler, wo Male Studienrat selbst wisse, ein Mensch ohne Gottes- dem jungen Fräulein Habenicht auf der Straße die uns anvertraute Jugend nicht mit Unzucht für ein monatliches„ Taschengeld" von fünfund furcht und vaterländische Gesinnung, sondern gegangen zu sein. Er wollte darin nichts Ver- und Politik verseuchen lassen." zwanzig Mark die Kontorarbeit erlernen und aus obendrein ein frivoler und sittenloser Gejelle. urteilenswertes sehen, zumal die Familie Habe- Der Rektor hat später festgestellt, daß in den üben sollte, genoß feinen guten Ruf in Schneide Sie wollten hiermit angezeigt haben, daß Slot- nicht schon seit vielen Jahren mit seiner Familie Annalen des Hohenzollern - Gymnasiums sichwald. Winkler war ein Ausbeuter und Leutescheter ein Verhältnis mit einem stadtbekannt gut Nachbarschaft hielt. Der Rektor und nach glücklicherweise fein ähnliches Beispiel einer so schinder, aber Habenicht hätte das Mädchen selbst anrüchigen Mädchen unterhalte. Es handle fich ihm sämtliche Lehrer entfeßten sich. Dieses abgründigen Unverschämtheit nachweisen lasse, beim Teufel und ohne Vergütung arbeiten lassen, um die Male Habenicht, die in dem Brodecker- Mädel Habenicht sei doch gerichtskundig eine wie sich der Schüler Slotschewer zuschulden kom- um sie nur überhaupt endlich im Berufsleben schen Unjittlichkeitsprozeß eine Hauptrolle ge- unzüchtige Person. Ob der Schüler Slotschewer men ließ. Slotschewer beachtete nämlich nicht die unterzubringen. spielt habe. Kameraden, ihrem schulischen nicht an den guten Ruf des Hohenzollern - Gym- Aufforderung des Rektors, das Zimmer zu vers Ueberall, wo die fast Sechzehnjährige un Pflichtbewußtsein folgend, waren ihm nachge- nasiums gedacht habe, als er sich mit ausgerech lassen und in seiner Klasse den Urteilsspruch Arbeit vorgesprochen hatte, gefiel sie. Ihre guten schlichen und hatten festgestellt, wie er auf offener net diesem Mädchen öffentlich zeigte? Freilich, der Lehrerkonferenz abzuwarten. Er trat unter Schulzeugnisse, ihre bescheidene Kindhaftigkeit und Straße vertraulich mit dem übelbeleumdeten wer sich für zu gut halte, einen greisen Feldherrn feine Lehrer und sagte ihnen, mit zitternder troßdem ein für ihr Alter seltsamer herber Ernst Mädchen gegangen war. Das wollten sie be- zu ehren und überhaupt kein Vaterlandsgefühl Stimme allerdings und doch sichtlich ohne Scheu, machten den besten Eindruck. Aber wenn sie dann eiden. Was sonst zwischen den beiden vorgefallen habe, der müffe ja zu allem fähig sein. wiederkam, um sich endgültigen Bescheid zu holen, jein möge, wüßten sie zwar nicht, denn Slotschehatte man sich mittlerweile über sie erkundigt. mer jei von jeher ein Dudmäuser gewesen, der Fortjeßung folgt.)
Slotschewer wollte sich und vielleicht auch die Male Habenicht verteidigen, aber der Rektor
daß er sich von ihnen betrogen und verlassen fühle. Zwölf Jahre lang hätten sie ihm den Mut zur Wahrheit als die vornehmste Pflicht des