Europa 1932.

große Volksarmee.

Sonntag, 1. Jänner 1933

Aufwärts!

Nr. 1

Eine Neujahrsbetrachtung. Von Wilhelm Sollmann , Berlin . 1932: Vielen Millionen Menschen in allen

fähig und entwicklungshindernd und läßt bei[ gerüttelt wurden, die Schädlichkeit und Ver- Niedergang seiner Bewegung überantwortete, vollen Scheunen und Lagern die Menschen derblichkeit des bestehenden Systems an ihrem daran gebührt das Hauptverdienst der deutschen frieren und hungern. Wohl vergiften die Leibe erfahren haben, werden, auch wenn sie Arbeiterklasse, die es verstanden hatte, ihre Ab­dem verendenden Kapitalismus entströmenden heute falschen Propheten folgen, niemals wie- webrträfte in der Eisernen Front zu orga Miasmen die politische Atmosphäre und er der zu Gläubigen des Kapitalismus . Die nisieren und Deutschland so vor einem Blutbad füllen sie mit ungeheueren Spannungen, Masse dever, die ihm Krieg bis zur Bernich- falls nicht zurückgeschrocken wären. So schließt die Erdteilen ist es ein Jahr düstersten Un­zu bewahren, vor dem die Hitlerbanditen andern­schließlich wird der Welt nur die Wahl bleitung geschworen haben, wird immer größer nationasozialistische Richtung des deutschen Fascis glids gewesen. Ein Jahr aufteimender Hoff­ben: entweder im Kapitalismus zugrunde zu und schließlich unüberwindlich werden. Wenn mus das Jahr 1932, für das sie anfangs Hitlers nung war es nirgends. gehen, oder sich aus seiner verfaulenden, sinn auch noch vielfach mit unklaren Vorstellungen Diktatur, dann seine Präsidentschaft und endlich 1932: Das war Tiefstand der Krise u losen Hölle durch den Sozialismus zu be- haben die Völker doch überall den Marsch an- seine Kanzlerschaft vorausgesagt hatte, mit einer Höchststand des Elends. freien! Noch lebt das fapitalistische Untier und getreten, der nicht eher zum Stillstande ge- schweren und nicht wieder gutzumachenden Nie­1932: Das war wirtschaftlicher, poiltischer, seine Branken schlagen dem Proletariat furcht langt, als nicht eine neue, über den Kapitalis Derlage ab. Die Schicksalsfrage Deutschlands finanzieller, kultureller Wirrwarr rund um bare Wunden. Doch jene, welche durch die mus hinausweisende Ordnung erreicht sein aber, ob es zur demokratischen Republik zurüd- die Welt. Ein Jahr fast ausweglofer Schwierig­schweren Erschütterungen ihrer Existenz auf- wird! findet, oder ob es in eine monarchistische Restau- feiten von der kleinsten Dorfgemeinde bis hinauf rationsepoche steuert, muß heute noch unbeant- zum erdumspannenden Völkerbund. wortet bleiben. Von dem Nachfolger Papens ist Das Jahr verfintt. Seine Sorgen leider haben: ein erstklassiges Berufsheer und eine jede Ueberraschung zu gewärtigen, eine Schwen- bleiben. Die kapitalistische Weltwirtschaft ist siecher, tränter denn je. Fünfundzwanzig Immerhin stellt die endliche Einigung zivi tung zur Diftatur nicht minder als eine zum millionen Erwerbslosen weiß sie kei­sich die Entwicklung schen den Siegern und den Besiegten von 1919 einen ersten Erfolg seit dem Zusammentritt der Deutschlands zwischen Hitler und Schleicher ohne nen andern Trost als: warten und darben; Hun­1932: In Deutschland brachte es eine große Sind wir am Ende dieses aufgeregten und Konferenz dar, auf den man seit dem Sommer europäische Konflikte abspielte, ist zum guten Teil gern und nicht verzweifeln! geschichtliche Wendung. Zwar keinen Aufstieg, aber faum mehr gehofft hatte. Die Frage, in der die auf das Konto des Wahlsiegs der Linken in an Hoffnungen, Sensationen und Enttäuschungen Entscheidung über Segen oder Unsegen der Eini- Frankreich ein Rückwärts: die Ausschaltung der sozialistischen so reichen Jahres eigentlich über die große euro­ päische Strife- die teils im Zusammenhang mit gung beschlossen liegt, ist aber die, ob man ge- zu buchen. Die Kammerwahlen vom Mai 1932 Arbeiterklasse, den Sieg der Gegenrebo­meinsam ab rüsten oder gemeinsam aufrüften brachten Frankreich eine Mehrheit der Linken und lution. Der Weltwirtschaftskrise, teils jenseits der Deko- wird. Die Ende des Jahres eingetretene Jolie ein Rabinett Herriot , das mit verhältnismäßig Seit langen Monaten haben sie alle, die fich nomie seit dem Seriege latent oder offen bestand hinweggekommen, oder stehen wir erst vor den schen Außenpolitik allerdings wertvolle Chancen und Schuldenkampagne steuerte, bis es über die freie Bahn. Keine Volksdemokratie hemmt jie. hinweggekommen, oder stehen wir erst vor den ung Frankreichs könnte einer zielbewußten deut viel Geschick durch die' Wirren der Abrüstungs- Herren in Staat und Wirtschaft berufen fühlen, Entscheidungen? Eine gewissenhafte Wertung für die unmittelbare Verständigung mit Frank Frage der französischen Schulden an Amevita ein Marxismus hindert sie, den Deutschen wird die Beantwortung dieser Frage kommenden reich bieten. Ob General Schleicher der gestürzte. Dem Entgegenkommen Herriots war es neue Wege zu Brot und nationaler Freiheit zu Jahren oder auch erst Jahrzehnten überlassen, eignete Mann ist, die Brücke nach Paris zu schlazu danken, daß Deutschland in Lausanne zwar Entfernt sind die Bonzen". Es regieren General­bahnen. Beiseite gedrängt ist die Sozialdemokratie. benn selten war es so schwer wie heuer, das eben gen, die allein den europäischen Zwiespalt über nicht die restlose Streichung der Reparationen, die direktoren und Generale, Junker und Korps­Geschehene, die jüngste Vergangenheit, schon als winden könnte, wird sich erst im neuen Jahr Brüning ohne Zweifel durchgesetzt hätte, immer brüder. Schufen sie irgend etwas? Glied in der Entwicklungsreihe von gestern auf eriveisen. Und hier liegt auch die andere Schick- hin aber den Nachlaß der Zahlungen bis auf einen morgen zu sehen. Aus den Ereignissen von 1932 falsfrage, die das Jahr 1932 svar beantwortet Rest von 3 Milliarden Mark erzielte. Herriots lution Arbeit. Niemandem gab die Gegenrebo fann im Garten wie im Bösen noch alles hat, aber keinesfalls so eindeutig, wie es leicht Nachfolger Paul- Boncour , der vor der Auflete Hoffnung. Allen gibt sie zu Vielen nahm sie scheinen tönnte. gabe steht, Frankreichs Jolierung wieder aufzudenten.

werden.

Der deutsche Fascismus

Die Abrüstungskonferenz heben und mit Amerifa zu einer Ginigung über Ja: zu denken! In tiefster Not wächst aus schien bis zum Ende des Jahres den vielfach er hat im abgelaufenen Jahr seinen Höhepunkt über- tierte im Dezember mit großer Mehrheit ber- feit heran. Der politische Meijiaswahn die Zahlung zu gelangen, die Frankreichs Depu- furchtbarsten Enttäuschungen erste Nachdenklich­warteten unglücklichen Verlauf zu nehmen. Sie schritten und schließt es mit einem moralischen, weigert hatten. Auch damit erhebt sich ein euro ist erschüttert. Die politische Sterndeuterei hatte, wie es bei einer Versammlung von Be- finanziellen und machtpolitischen Defizit ab, über rufsdiplomaten und Militärfachverständigen kaum das sich heute Freund und Feind keiner Täuschung Frankreichs in Europa und gegenüber den Sec - worden, seitdem seine Weissagungen trügerisch päisches Problem, denn von der Stellung hat versagt. Ein großer Prophet ist kleiner ge­anders sein konnte, alle weitgehenden und auf wirk hingeben können. Aber zugleich ist auf den Schulmächten hängt die weitere Entwicklung nicht nur sich zeigen. Langsam und doch stetig verbreitet sich liche Abrüstung abzielenden Anträge abgelehnt, tern der Hitlerpartei, die sich in dem Lakaien- des deutsch französischen Verhältnisses, sondern die Erkenntnis, daß Adolf der Einzige nicht zur auch den Vorschlag des Präsidenten Hoover, dienst für die Junker verbraucht hat, die feudal- auch des Ostens ab, der ja von Frankreich poli- Führung berufen ist, sondern nur ein Werkzeug der eine allgemeine Abrüstung um ein Drittel tapitalistische Kontrerevoh tion der Grundbesitzer tisch und finanziell abhängig ist. Die Versuche, war in der Hand Mächtiger, die im Gegensatz zu der Mannschaften und Materialien forderte, und Trustmagnaten ans Ruber gelangt. Obwohl fang und langlos begraben, ohne aus eigenem es dem Kabinett Brüning gelungen war, die für Mittel- und Südosteuropa einen Ausweg aus ihm wissen, was sie wollen. zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Selippen der Frühjahrswahlen zu umschiffen, in Konferenz von Strefa gescheitert, da es an land die große politische Wende. Nicht ihren Nöten zu finden, sind einschließlich der So ist dennoch das Jahr 1932 für Deutsch­Der vielfach verklausulierte und praktisch wenig beiden Gängen der Präsidentenwahl eine Mehr- der wichtigsten Voraussetzung, der Verständigung nur, weil man die Rechte allein die Verantwor ergiebige Plan Beneš war dann immer noch heit über Sitler( im 2. Gang sogar die abso- zwischen Deutschland und Frankreich fehlte. Auch tung trägt, sondern weil die nationale Revolu das äußerste, was die Konferenz aus sich heraus lute Mehrheit) und für Sindenburg zu er das dringendste mitteleuropäische Problem, das tion" verjumpft und versandet, seitdem sie die zu leisten vermochte. Das schwerste Versäumnis zielen, obschon die Preußenwahl keine Rechts- österreichische blieb ungelöst, was sich nicht zuletzt deutsche Herrenkaste zur Regierung emporgehoben war wohl, daß die Konferenz die Frage der mehrheit gebracht hatte, kam Brüning nach seinen im Anwachsen des Nationalsozialismus in Defter hat. Ob wir einen Nazi- Kanzler oder ein vaar Gleichberechtigung von Siegern und Besiegten Frühjahrserfolgen über die Intriguen des Serreich auswirkte. nicht rechtzeitig löfte. Dadurch wurde Deutschland renklubs und der Generalstamarilla zu Fall. Es Defterreich unter der Bedingung bewilligt, daß vung der Nationalsozialisten als Motoren Nur eine Anleihe wurde für Naziminister noch erleben oder nicht, die Entlar zum Berlaffen der Konferens provoziert und feine ist in guter Grinnerung, wie bas gapes es auf Jahrzehnte feine Souveränität preisgab. Gegen revolution iſt nicht mehr aufzuhalten. Op von den Nazis tex reaktionäre Regierung in die Lage versetzt, die tolerierte Junker- Kabinett von zu Frage der Aufrüstung Deutschlands aufzurollen. griff, den Wohlfahrtsstaat" abbaute, den Unter- Erfreulich für Europa war die Erhaltung die Nazis regieren oder ob sie Undant ift der Damit war Genf eigentlich zum Schauplatz einer nehmern Geschenke machte, während es. Arbeiter der jungen spanischen Demokratie gegenüber allen Politit Lohnt un als lästige Wad tanivarter Nebenhandlung geworden und das Schwergewicht und Sozialrentner ausplünderte. Mit dem Versuchen der Reaktion, das Regime der Arbeiter, fujoniert werden, ihre große Zukunft liegt hinter ihnen. war nach den großen Hauptstädten verlegt, givi- Staatsitreich vom 20. Juli wurde nicht nur die Bauern und Kleinbürger zu stürzen. schen denen, nun die unmittelbaren Verhandlun- republikanische Regierung Preußens beseitigt, fon­Mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, Gewalt innerpolitisch gegen Voltsansprüche Noch ist nicht gewiß, ob nicht doch noch gen einsetten: Paris , Berlin , London . Auf die- dern auch die Weimarer Verfassung faktisch außer fonnte Europa nichts gegen den Krieg im Fernen sem Weg wurde die Einigung vorbereitet, derzu- Kraft gesetzt. Die Reichstagswahlen vom 31. Juli Often tun, der während des ganzen Jahres wütete eingesetzt werden wird, aber das würden dann folge Deutschland als gleichberechtigt in der und vom 6. November bestätigten, daß der große und infolge des Machtantrittes eines fascistischen andere Kräfte sein als die demoralisierten SA. Rüstungsfrage anerkannt und ihm die Rückkehr Erfolg der deutschen Kontrerevolution auf Kosten Kabinetts in Japan fich weiter in die russische Einzugsmarsch durch das Brandenburger Tor find und S. Deren Traumbilder von einem Berliner nach Genf ermöglicht wurde. Zur gleichen Zeit der Anziehungskraft des legalen" deutschen Interessensphäre auszubreiten drohte. ergriff Herriot mit seinem Vorschlag, das Fascismus gegangen war. Hitler erreichte im Wehrsystem aller Staaten auf die Form der Juli auch unter Zurechnung aller reaktionären Miliz zu bringen, die Initiative u. z. in Mandate( Sugenberg) feine Mehrheit und ver­einem der Berliner Regierung unerwünschten lor im November 34 Size, um mun vor dem Sinne. Denn die deutschen Generale wünschen inneren Zerfall der Partei und am Ende seiner teineswegs die Reichswehr gegen eine Miliz ein- finanziellen Leistungsfähigkeit zu stehen. Daß zutauschen, sondern möchten beide nebeneinander Hitler sich der ,, Legalität " und damit dem sicheren

9 u. 10

# 1

Die tröstliche Ruhe, die das Mädchen trop den Brummeleien des Baumeisters bei ihrer Arbeit

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gerronnen.

Ob

Bon 1933 tann man nur erhoffen: einen Ein Führer, der in zwölf Monaten dreimal praktischen Schritt zur Abrüstung, den weiteren in riesenhaften Wahlkämpfen vergebens nach der. Rückgang des deutschen Fascismus, Berständigung Staatsmacht greift, der mit 14 Millionen und zwischen Deutschland und Frankreich . Wird in dann immer noch 12 Millionen Wählern hinter diesen Richtungen wenigstens nicht von dem 1932 sich nicht Reichstanzler zu werden gewonnenen verdorben, so darf man auf die Er versteht, hat nicht das Maß eines Diktators. Haltung des Friedens hoffen. Eine Bewegung, die zweimal das Parlament

Die Kellnerin Molly. belt fand, nahm ein Ende, als gegen den Herbst was in den Aften stand, und redeten Male darauf auf ein schmerzlich scheunes Eigenleben.

Roman von Hans Otto Henel .

Copyright by Fackelreiter- Berlag. Berlin . Nachdruck verboten.

Und alle Bereitwilligkeit war dann verflogen. Auf den Gesichtern konnte das Mädchen ablesen, wie die eingegangenen Auskünfte gelautet haben

mußten.

Male Habenicht? Ach, ein verdorbenes Mädchen, durch die Bemühungen der Polizei als unzüchtiges Objekt des Sittlichkeitsverbrechers Brodecker ermittelt. Male Habenicht? Ein früh reifes Früchtchen, das einen Oberprimaner des Hohenzollern - Gymnasiums zu Ausschweisungen verführt und ihn dem Bolschewismus zugetrieben hat. Mit verlegener Entschiedenheit bedauerte man, das Fräulein ungeeignet zu finden.

"

Und diese Herren vom Gericht und von der dem Pflichtteil einer bekümmerten Sorge begnü Polizei waren die schlimmsten. Sie kannten alles. gen. Das Mädchen verbitterte und beschränkte sich hin die Tage türzer wurden, die Dunkelheit früher hin an, und die Angst vor ihrem Wissen machte fam. Anfang Oktober traf Herr Habenichts den das Mädchen wehrlos. Die fonnte sie nicht ab Baumeister Winkler zufällig auf der Straße und Männer gingen im abendlichen Dunkel hinter weißen, mußte ihnen antworten, wenn sie neben- stellte ihm vor, eine zwölfftündige Arbeitszeit ſei ihr her und sprachen sie an. Und Male war erst her gingen und sie zudringlich belästigten. stolz darauf, wie alle jungen Mädchen, die sich Den Eltern wagte Male nichts von ihrem doch eigentlich genug für ein sechzehnjähriges von besseren Herren" verehrt glauben. Bis jie abendlichen Marterwege zu erzählen. Seit dem Mädchen. Er hatte ja nichts dagegen, wenn seine mit Entseyen spürte, daß die Nachstellungen gar Brydederprozeß, und mehr noch, seit das Mädchen eine Ueberstunde machen müffe. Aber Herr Wink­Tochter bei vorkommender Notwendigkeit mal nicht harmlos fein wollten. Sie war reif genug, mit dem Primaner Slotschewer ins Gerede geler hatte sie nun schon seit vier Wochen bis abends cine edheit zu verstehen, zurückzuweisen oder tommen war, sah die Mutter sie manchmal mit ler hatte sie nun schon seit vier Wochen bis abends auch sie anzunehmen. Aber die Männer gaben Blicken an, die Mißtrauen ausdrückten. Und der neun Uhr im Büro, und das erscheine ihm als mehr oder weniger verhüllt zu verstehen, daß sie Vater war der Scherereien überdrüssig und ver- besorgten Vater ein bißchen zuviel, hr gegenüber sich von aller Scham entbunden hehlte das nicht. Dabei glaubten sie bestimmt nicht fühlten. Sicherlich wäre das junge Mädchen vor ernstlich an eine etwaige Schuld ihrer Tochter. einem brutalen Antrage geflohen oder hätte um Aber etwas Fremdes war zwischen Kind und Silfe gerufen. Doch se plump ging feiner bor. Eltern gekommen, und beide Teile spürten, daß es Man lächelte und zwinkerte mit den Augen und in den Fragen lag, die Polizei und Gericht an redete mit väterlichem Tone, aber aus allem sprach Male gestellt hatten. Und auch in dem Wissen, das die unverschämte Vertraulichkeit: wir fennen Dich die Beantwortung voraussetzte. nadt, vor uns brauc ft Du gar nicht die Unschuld zu spielen

Das lähmte Male.

Der Baumeister wurde gleich ärgerlich. Fräulein Habenichts habe das Büro niemals spä­ter als um sieben verlassen. Eine Pünktlichkeit, die nicht gerade auf vorbildlichen Arbeitseifer schließen lasse. Darum verstünde er den Vorwurf des Herrn Habenicht nicht.

Baumeister Winkler aber dachte großzügig Wenn Male nachts in die Stiffen weinte, Der tief erschrockene Habenicht nahm ihn auf genug, bei einer willigen und billigen Arbeits­suchte sie eine Klärung der Zweifel, die seit den der Stelle zurück und entschuldigte sich unter suchte sie eine Klärung der Zweifel, die seit den vielen Verbeugungen. An der Versicherung des fraft nicht nach vergangenen Dingen zu fragen. Vernehmungen im Brodeckerprozeß sie bestürm­Nun saß Male von morgens acht bis abends sieben Uhr in seinem Geschäftszimmer und erledigte Der allabendliche Heimweg wurde für das ten und die ihr immer noch schredlich und wider Herrn Baumeisters wollte er unter feinen Um­unverdrossen, was von ihr verlangt wurde. Sie Mädchen zur Qual. Was diese Männer von ihr wärtig waren. Manches ahnte, manches wußte sie ständen zweifeln. Aber die Male kam doch spät malte sich aus, wie angenehm es sein würde, wollten, das waren die Dinge. über die sie beim ia nun. Aber nicht alles. Gern hätte sie die qua- nach Hause, abgearbeitet und unfähig, ficy noch wenn sie in naheliegender Zeit Stenographie und Brodecker- Prozeß von Polizei und Gericht aus- fende Ungewißheit über die letzten Fragen des mit der Familie zu unterhalten. Diese Tatsache Schreibmaschine so fertig beherrschen fönnte, daß gefragt worden war. Und diese Dinge erschienen Geschlechts durch offene Aussprache mit den sei nicht zu bestreiten. Wer weiß, was dahinter der immer übelgelaunte Herr Winkler feinen ihr heute noch so ekelhaft wie damals, als ihr bei Eltern vertrieben. Aber die Sabenichts gehörten steckt? Er bat den Herrn Baumeister ganz erge Anlaß zum Tadel mehr fände. den vielen Vernehmungen das Ahnen aufging. zu den Eltern. die allenfalls Kinder machen, weil benst, dem Mädchen nicht von der Unterredung Sie erstaunte grenzenlos, daß dieselben Herren, das behördlich nicht verboten ist, die aber am mitzuteilen. Natürlich würde er selbst untersuchent, die über Brodeder gerichtet hatten, der ihr doch allerwenigsten ihren Kindern gegenüber in den wo Male die Abendstunden nach dem Verlassen nichts getan hatte, sie mit Anträgen verfolgten. Verdacht geraten möchten, daß sie zu dergleicher des Geschäfts zubringe. Male war die einzige Hilffsraft des Bau- die angeblich so strafwürdig waren. Den jungen fähig sind. Das fühlte Male, und darum meisters, hatte so viel zu tun, daß sie tagsüber Referendar erkannte sie wieder und den alten schwiea ste. nicht zum Nachdenken kam, und darum schon liebte dürren Glazkopf, der das Protokoll geschrieben fie ihre Tätigkeit. Aber ganz starf leuchtete in the und dabei so finster ausgesehen hatte. Auch den die Hoffnung: später, wenn ich gelernt babe diden Herrn von der Polizei, den sie damals Herr etwas Vollwichtiges fann, dann verlasse ich diese graujame Stadt.

Dann würde sie ihn auch bitten, das Taschen­geld in ein kleines Gehalt umzuwandeln.

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zialen

achtmeister anreden mußte, und andere, die fie be Gericht weniger genau angesehen hatte.

Früher fannten Habenichts Kinder keine Be­vorzugung des einen vor dem andern durch die Eltern. Jeßt aber sammelt sich unausgesprochen und doch fühlbar die Wärme elterlicher Liebe um Grete, die jüngere Schwester. Male mußte sich mit

,, Vielleicht hockt sie bei einer Freundin oder bei der Großmutter. Ich wette, sie tnaupelt da wieder eine Ueberraschung für die Mutter oder mich zusammen. Die Male bat in schönen Hand arbeiten was Tüchtiges los. Jit natürlich unnük. Drei Hänge- Pantoffeln für die Taschenuhr habe ich schon. Aber was will man machen? Junge