Nr. 1

Weltkrise des Films.

Tonfilmbilanz 1932.

Sonntag, 1. Jänner 1933

Die hervorstechenden Ereignisse des Filmjahres wird er fortdauern, bis die letzte Filmgesellschaft 1932 waren nicht fünstlerische Leistungen, sondern ihre Produktion einstellt. finanzielle Zusammenbrüche. In tnappen Abstän den gingen die Emelta, die Südfilm, die Meßtro, das Deutsche   Lichtspielsyndikat, die Biograph Film in den Ausgleich; die großen amerikanischen Film­fabriken arbeiten fast ausnahmslos mit ungeheurem Defizit. Der Pleitegeier schwebt mit ausgebreiteten Flügeln über den Filmbüros, und so manche Firma, die heute in seinem Schatten noch ein paar kleine Filme dreht, wird morgen ihre Ateliers sperren müssen. Je mehr Filmgesellschaften in Konkurs gehen, um so tiefer sinkt aber das Vertrauen der Banken zur Filmindustrie; wenn sich das Kapital zurückzieht, Kredite nicht mehr aufzutreiben sind. fönnen die Filmfirmen wiederum nur billige Filme herstellen, die durchfallen und zum Zusammenbruch der betreffenden Firma führen. Um halbwegs ren tabel zu arbeiten, wird die Zahl der Aufnahmstage und der Einstellungen bedeutend gekürzt. Früher drehte man einen Film in zwanzig Tagen, heute muß er in zehn oder acht fertig sein; früher nahm man eine Szene in fünf Einstellungen auf, heute fann man sich faunt zwei leisten. Mit den schnell zusammengeschusterten, ungenügend vorbereiteten, technisch minderwertigen Operettenfilmchen lodt man aber keinen Hund vor den Ofen; sie bringen faum die Herstellungskosten herein. Das Geld wird im mer knapper, daher werden die Filme immer schlech­ter; die Filme werden immer schlechter, daher wird das Geld immer knapper. Das Publikum ist finomüte, weil

alle Filme nach einer Schablone gedreht werden;

Seite 9 ein furzer Weg. Im Frauengefängnis" bewies| billige Massenartikel, deren Lebensdauer ebenso ge­der amerikanische Film den Mut zur Justizkritik; im ring ist wie die geistige Mühe, die zu ihrer Herstel­übrigen bewies er nur den Mut zum Kitsch, zur lung aufgewendet wurde. Nur zwei Filme, Mäd Banalität. chen in Uniform" und Kuhle Wampe  ", werden das Filmfrankreich bescherte uns René Clairs Jahr 1932 in der Geschichte der Filmkunst reprã­musikalisch- satirische Komödie Es lebe die Freiheit", sentieren einen sauberen Film ,, Hallo Berlin Hallo Paris  " von Duvivier, ein paar derbere Possen und Fedor Ozeps Großstadtnächte". eine Kopie Rencé Clairs, aber ein ehrgeizig und talentvoll inszenier ter Film.

Niemals verschloß sich die Filmindustrie neuen Ideen, neuen Versuchen so streng wie im abgelau fenen Jahr, obgleich sie niemals neue Ideen und neue Versuche so notwendig gebraucht hat. Die wenigen Filme, die Erfolge zu verzeichnen hatten, Der russische Film ist aus dem Kinoreper gingen aus Experimenten hervor. Der schönste Film toire fast verschwunden; das Lied vom Aufbau" war ohne Zweifel Mädchen in Uniform". und der ausgezeichnete Kulturfilm Die Erde dür Schöpfung eines Kollektivs, das ein lebensnahes stet" deuteten die Entwicklung der russischen Ton Thema in einer fünstlerisch ernsten Form zu gestalten filmkunst nur an. Was sonst auf der Erde gedreht ragte. Lebensnah, aber lange nicht mehr so be- wird, bleibt uns glücklicherweise erspart, Wenn deutsam, war der zweite Film dieses Kollektivs, man ausländischen Berichten glauben darf, bringt Mieter Schulze gegen alle" Vom deutschen Film der englische   Film, der quantitativ sehr gewach haften noch die herrlichen Bilder der Berglegende sen ist, nichts Bedeutsames hervor; die italieni­Das blaue Licht", die wunderbaren Aufnahmen des sche Filmindustrie ist künstlerisch vollkommen wert Sportfilms Der weiße Rausch" in der Erinnerung: los und steht wirtschaftlich wie die deutsche vor dem beides Filme, die aus dem Rahmen der üblichen Zusammenbruch. Amüsierproduktion fielen, die fernab von der Serien- In der Entwicklung des Toufilms als Kunst erzeugung schlagerliederdurchtränkten Operetten form spielt das Jahr 1932 überhaupt feine schwachsinns uns banalen Bossenhumors durch ihre Rolle; wir stehen dort, wo wir schon 1931 standen, filmische Einstellung zur lebendigen Natur steg der Toufilm gibt den mechanischen Abflatsch zumeist ten. Es gab noch ein paar Filme der versäumten mittelmäßigen Theatervorstellung, die Stars der Möglichkeiten, wie das Tagebuch einer Frauen Operettenbühne produzieren sich vor der Kamera ärztin", ein paar Filme mit großen schauspieleri- und dem Mitrophon, die Regisseure drehen hand schen Leistungen( Elifabeth Bergner im Trautwertsmäßig einen Film nach dem anderen herunter, menden Wund") aber sonst fast mur Operettenlitsch die Schlagerlieder dröhnen, der Stumpfsinn trium­und Uniformschwänke. Die deutsche Tonfilmopereite phiert. In den Zeiten der Wirtschaftskrise und der ist im Jahre 1932 noch reizloser geworden, als sie sinkenden Kauftraft, erzeugt die Filmindustrie nur war; immer dieselben Schauspieler, immer dieselben Komponisten, immer dieselben Regisseure, immer die­

felben Stoffe; es ist wahrhaft Arbeitsverschwendung. Es wird schon gehen, Ellinor!

Bon H. J. Giseler.

weil das Publikum finomüde ist, sinken die Ein- die Filme neu zu drehen, man fönnte ein altes Ne­nahmen, reichen die Mittel der Filmgesellschaften gativ neu kopieren und ihm einen anderen Titel dreht werden. Die Wechselwirkung von wirtschaft ten Jahres gewaltigen Raum ein; er diente der seine Stellung beim Straßenbau in den Alpen nur noch für Filme, die nach einer Schablone gegeben. Der Militärfilm nahm im Spielplan des lezz Die Sache war also doch aus. Robert hatte licher Not und künstlerischer Minderwertigkeit, von Aufrüstungspropaganda. Geldmangel, der Qualitätsmangel, und Qualitäts- tal besorgt die Geschäfte der Rüstungsindustrie, daß es viele Monate, vielleicht Jahre dauern Das Filmkapi bekommen! Man mußte sich darauf gefaßt machen, intangel, der wieder Geldmangel bedingt, hat die pflanzt in Form unpolitischer" Unterhaltung Kriegs würde, bis die große asphaltierte Autostraße, die Filmindustrie in eine ausweglofe, verzweifelte Sigeist in die Gehirne, Kriegsbegeisterung in die Her dicht bis an den Gletscher führen sollte, vollendet tuation geführt. zen. Zum Teil waren diese Aufrüstungsfilme Spe würde. Jedenfalls mußte man sich für lange Zeit Die zahlreichen Zusammenbrüche wollten. zurückzuführen. Eine lange Reihe deutscher  ( und Die größte deutsche Filmfirma, die Ufa  , hat nicht nur deutscher) Filmfabriken sind Inflations­Mit gründungen gewesen. Spekulanten, die aus der fast ausschließlich Operetten herausgebracht.

Für ihre künstlerischen und finanziellen Miß­erfolge hat die Filmindustrie natürlich eine Reihe von Entschuldigungsgründen. Der eine ist die Mo nopolstellung der Elektrofirmen, denen die gesamte Filmindustrie tributpflichtig ist. In Deutschland   ist die Tobis heute unumschränkter Herrscher auf dem Gebiet des Films; fie tann durch Kreditge­währung Firme am Lebeit erhalten, sie, tann durch Kreditkündigung Firmen zum Zusammenbruch trei­ben. Von jedem Meter Tonfilm, der gedreht wird, von jedem Meter, der ins Ausland verkauft wird, bekommt sie ihren Anteil, jeder Produzent muß zu ihr bitten kommen, ob sie so gnädig ist, ihm für tentre Tagesmiete eine Aufnahmeapparatur zur Verfügung zu stellen. Die deutschen Filmindustriel­len rebellieren gegen die Tobis, aber ihr Kampf wird wenig Erfolg haben. Die Tobis ist durch die technischen Batente, die sie angefauft und ausge­baut hat, zu einem wirtschaftlichen Machtfaftor ge­worden. zu einem Riesenunternehmen, das nach dem Prinzip des höchsterreichbaren Profits geführt wird. Sie besiegen hieße an den Grundfesten der kapitali. stischen Ordnung, an dem Recht der Auswertung einer Erfindung durch das Privattapital rütteln, also das System bekämpfen, für dessen Erhaltung und Verherrlichung sich der Film in allen kapitali stischen Staaten der Welt so leidenschaftlich einſegt. Friz Rosenfeld.

In diesen Tagen ertappte sich Robert zuwei­len, wie er den Blick über das Reißbrett weg ins Leere gleiten ließ. Der Berg lodt, sagte er harrie? Standen nicht hinter Gletscher und sich in einer gewissen freudigen Erregung. War es allein die große Aufgabe, die seiner Ja, gut, jagle er sich, zavei Jahre sind eine Alpenstraße zwei dunkle Augen, die ihn ansahen? Zeit... aber wir hatten doch von Anfang on verabredet, daß es feine Bindungen auf weite Sicht gibt, Ellinor. Er hörte heute noch ihre

acsellschaften sind nicht nur auf die Wirtschaftstrife fulationserzeugnisse von Filmfirmen, die an der einrichten, das hatte schon die Gesellschaft durch lachende Stimme, die ihn von den Gedanken an

blicken lassen, und der Chefingenieur, dem Robert unterstand, hatte geäußert: Na, mun tommen wir endlich dazu, ausgiebig Sport zu treiben,

eine Zukunft in die süße Gegenwart zurückrief. Ellinor jaß vor ihrer Schreibmaschine; was war denn bloß heute los? Alle zwei Minuten

Textil- oder Lederbranche kamen, wollten die Kon- Kunst hat die Produktion der Ufa   nichts mehr zu rüsten Sie sich anständig, wer weiß, wann wir mußte sie den Gummi gebrauchen, diese ewigen junktur des Kinogeschäfts nügen und drehten Filme, tun; die großen Regisseure, die großen Schauspieler wieder mal unter die Großstadtmenschen kommen." Schreibfehler... diesen Samstag und Sonntag einem unbelichteten und ein Negativ nicht von fehrt. Raum ein einziger Ufa- Film des Jahres 1932 von der Großstadt und ihrem Glanze genug, wieder einen so lieben Jungen wie Robert gefun­obgleich sie einen belichteten Filmstreifen nicht von baben der Hugenberg- Firma längst den Rücken ge­einem Positiv unterscheiden konnten. Solange das ragt über den Durchschnitt der Amüsieroperette danke. Nun und Ellinor? So altmodisch waren den haben würde, wer weiß, wieviel Zeit. Es Bublikum Geld hatte und ins Kino ging, gleich empor; das verschwindend geringe Aktivum der sie nicht, daß sie sich wie zu früheren Zeiten wird schon gehen, es wird schon geben, Ellinor, gültig, was gespielt wurde, konnten diese Filmindu Jahreserzeugung der Ufa   bleiben zwei Darstellereinander versprachen, Briefe zu schreiben, eine redete sie sich selbst wie einem Rennpferd zu. leistungen, Werner Kraus in Mensch ohne Ramen" und Adele Sandrock   in Das schöne

das Publikum sich genau, für welchen Film es sein Geld ausgibt; heute ist es durch die Not gezwungen,

Abenteuer".

hindurch; sie nannten sich auch keineswegs verlob: noch wollten sie in der Ferne voneinander träu men, während sie sich in Wirklichkeit zu Tode langweilen würden: Nein, Robert und Elliner dachten, wie viele junge Leute heute denten: Man geht ein Stück Weges zusammen, ieder hat seinen Beruf, die Abende geht man tanzen oder sitzt da heim im möblierten Zimmer, am Samstag fährt man hinaus, macht das Boot los und bum melt bis Sonntag abends von Bucht zu Bucht. So war diese Beziehung seit zwei Jahren wunschlos und glücklich.

ge

Dann kam der Freitag. Sie lachten fast aus gelassen, der Lautsprecher jagte Schlager auf Schlager, jie tanzten fogar ein wenig in dem engen Raum, der Tisch wurde zur Seite rückt, dann ging es schon. Dabei famen die Stoffer, die schon zum Einpaden bingestellt waren, zum Vorschein. Ein Beben lief durch die Fröhlichkeit der Stunde. War es denn wirklich Fröhlichkeit War es kein Tanz auf dem Bulverfaß? Nein. nein, nicht an morgen und übermorgen denten, wir wollen unserer Lebensform tren Keiner sagte es, beide hörten es vom lagen.

bleiben.. anderen

fritischer, wählerischer zu sein. In dent Augenblick Die Unterhaltungsware, die ansonsten gedreht aber, in dem man nicht mehr mühelos produzieren wurde, war zum Teil sauber wie Lied einer Racht" uno mühelos verdienen kann, indem man eine ver- und Hauptmann von Köpenid", regietechnisch exakt schärfte Konturrenz bestehen und Talent beweisen wie Bab sts Abenteuerfilm Herrin von Atlantis", muß, versagen die Inflationsindustriellen. In guten aber geistig recht unbedeutend. Zeiten kann jeder am Film profitieren: in schlechten Filmamerika brachte einige wertvolle Filme, vor fann er auch mit Filmen nur Pleite machen. Heute allem den Fremden Sohn" von Ernst Lubitsch  , braucht der Film mehr als je Menschen, die ihn nicht die bezaubernde Operette Sieb mich heute Nacht" allein vom Standpunkt des Kaufmann aus betrach von Rouben Mamoulian  , und den regietech ten, sondern auch Verständnis für seine geistigen und nisch außerordentlichen Film Dr. Jekyll   und Mr. tünstlerischen Entwicklungsmöglichkeiten aufbringen. Hyde" ebenfalls von Mamoulian  . Greta Garbo   war Der Schablonenfilm hat heute überhaupt keine Ge- nur in Filmen zu sehen, die der großen Kunst dieser minnchance mehr. Die wirtschaftlichen Schwierig, großen Schauspielerin unwürdig gewesen, und Mar­feiten, unter denen Filme hergestellt werden, zwin lene Dietrich produzierte sich wieder als Star in cen jedoch auch den ehrgeizigen Teil der Filmindu- dem reaktionären Sensationsfilm Shanghai  - Er strie zu größter Vorsicht in der Wahl der Themen. preß" und dem Hintertreppenroman Die blonde Regisseure und Schauspieler. In dieser Zeit kann Venus". Harold Lloyd   und Buster Keaton   ga­nch faum eine Firma das Risiko eines Experiments ben brauchbare Unterhaltungsfilme, nicht mehr; mehr leisten Nur das Experiment aber, der Film, Charlie Chaplin  , filmmüde, schweigt. Die Mode der von der Schablone abweicht, kann heute noch Er der Gruselfilme ging bald vorüber; folg erringen. Auch hier ein verhängnisvoller Kreis- Frankenstein", einem gut gemachten Scheuerdrama, lauf; da ihn zu unterbrechen Geld und Mut fehlen, bis zu Dracula", einer lächerlichen Farce, war nur Musik- und Musiker- Gedenktage Peters. Seit Monaten wird in der ganzen muji- engliſchen Musikers Henry Bureell; am 25. Sep- auf, der Direktor der Gesellschaft hatte ihn zum

im Jahre 1933.

Zahlreiche bemerkenswerte Musif- und Mu fifer- Gedenktage fallen in das Jahr 1983. Sie könnten, wenn wir uns ihrer richtig bewußt werden, vielleicht sogar dazu beitragen, unsere muji falische Bildung zu bereichern, unser musikgeschicht liches Wissen aufzufrischen. Denn gerade die Gele­genheit musikalischer Gedentfeste vingt uns, mujita­lischen Dingen und Persönlichkeiten der Tonkunft näher zu treten, um die wir uns sonst wenig be­fümmern und deren Bedeutung uns nur ganz un bewußt und unbestimmt vorschwebt.

"

Samstag geht's also los," jagte Robert ins Telephon. ,, Es war so schön," jagie Robert beint Ab­,, Ach, gerade Samstag?" anwortete Elli- schiednehmen mit weicher Stimme. Er mußte die nor ein wenig trocken was mache ich bloß den Sehnsucht nach diesen Händen, nach diesem ganzen Sonntag? Aber das dachte sie nur für sich. Munde, nach dem Duft dieses Haares nieder­Robert erriet es: Sich mal, Ellinor, es geht fämpfen. Dann dachte er wieder an Alpenstraße nicht anders, wir müssen Montag früh mit der und Gletscher. Arbeit anfangen, und bis ich in München   und dann weiter in den Bergen bin, ist es Sonntag Das konnte Ellinor durchaus einsehen, so be sprach man für Freitag ein fleines Abschiedsfest.

von abends.

Warum hatten sie verabredet, daß sie einander auf dem Bahnhof nicht mehr sehen soll­ten? Sie hatten schon Abschied gefeiert, und vor all den vielen Reisenden war das nicht das Rechte. Am nächsten Tag fuhr Robert tricht mit dem Nachtzug nach München  , er gab bloß sein Gepad

falischen Welt für das festliche Begehen beider be- tember der 250. Geburtstag Jean Philipp Ra Flug für Sonntag morgens eingeladen, aber er deutender Gedenktage gerüftet; seitens der Opern- me aus, des hochbedeutenden französischen   Theove- hatte es unterlassen, Ellinor anzurufen. Wozu? theater für Richard Wagner  , seitens der Sinfonie- tifers und Komponisten; am 14. Jänner der 250. Sie hatten doch auf ihre Weise Abschied gefeiert. orchester, Chorvereine, Kammermusiker und Kon Geburtstag des berühmten deutschen Orgelbauers Als er sein Gepäck aufgegeben hatte, traf er zertfünstler für Johannes Brahms  . Hoffentlich Gottfried Silbermann  ; am 12. September der wie zufällig Ellinor in der Bahnhofshalle. Sie kommt dieses musikalische Wetfrüsten auch dem 200. Todestag des hervorragenden hervorragenden französischen hatte ihn also doch heimlich abfahren sehen wollen. Vokke zugute, daß es an seinen künstlerischen Er Klavierkomponisten Francois Couperin  ; am 11. Run ärgerte er sich denn es sah aus, als hätte gebnissen teilnehmen und musikalische Bildung und Dezember der 175. Geburtstag des bekannten Goethe  - er ihr verschwiegen, daß er den Samstag noch in Nahrung daraus schöpfen kann. Freundes und Komponisten K. F. 3elter; am Berlin   verbringen würde. Er merkte, daß sie ihm 27. Juli der 150. Todestag J. Kirnbergers, die Geschichte von der Einladung zum Fluge ein­des bedeutendsten Musiktheoretikers des 18. Jahr- fach nicht glaubte. hunderts: am 19. Jänner der 100. Todestag des Schweigend überquerten sie den großen Plaz einst gefeierten französischen   Opernkomponisten vor dem Bahnhof, schweigend schritten sie neben­Herold( am bekanntesten ist seine Oper 3ampa"); einander durch die hellen, lauten Straßen. Wie am 24. Jänner der 50. Todestag des ebenso belieb- war es doch gestern? dachten beide. ten wie bedeutenden deutschen Opernkomponisten Friedrich von Flotow  ( Komponist der Oper Martha  " u. a.); am 25. November der 50. Todes­tag des hervorragenden deutschen Volksliedforschers Ludwig Erf.

Neben diesen beiden Hochbedeutenden Mujit gedenktagen fallen in das Jahr 1933 noch etliche andere Musik- und Musiker- Gedenktage, an die zu erinnern der Mühe lohnt, weil wir durch sie auf musikalische Werte aufmertjam gemacht werden, die uns im Laufe der Zeit abhanden gekommen sind. Es ist ja der Lauf der Geschichte, daß nur ihre ganz großen Ereignisse und ihre ganz großen Männer in der Nachwelt weiter bestehen und weiterleben. Die Musikgeschichte lehrt uns dies ganz besonders; denn was sie der Allgemeinheit bleibend vermittelt, sind kaum die allerbedeutendsten Geschehnisse und größten schöpferischen Geister Dieser Erwägung folgend will ich nur noch einige der bemerkenswer testen Musik und Musiker- Gedenktage des Jahres 1933 mitteilen, um durch sie dem Gedächtnis ver­loren gegangene musikalische Ereignisse wieder auf zufrischen, in Vergessenheit geratene, einst beden­tende Männer der Musikgeschichte wieder in Er­innerung zu bringen Wobei ich bemerke, daß es ein leichtes wäre, diese Zahl der Gedenktage zu ver­doppeln und zu vervielfachen.

der 125.

In einer stillen Konditorei verbrachten sie den Abend. Es wurde nicht viel gesprochen, sie fühlten, daß dies ein ausgesprochen verkorkster Abend war. Sie hatten einander nichts zu sagen, trotz der zwei Jahre holder Gemeinsamkeit. Als sie an ihrem Hause Abschied nahmen, waren fie feineswegs dieselben Menschen wie

Die musikalischen Hauptgedentfeste des Jahres 1933 werden Richard Wagner  , dem großen Dusikdramatiker und Opernreformator, und Johan nes Brahms, dem letzten großen deutschen Mei­fter der Tonkunst im absoluten, also programmlojen Sinne, gelten. Es ist eine groteske Ironie der Musitgeschichte, daß das Jahr 1933 gerade diese Unter den musikalischen Ereignissen, deren Er­beiden Tondichter musikfestlich miteinander verbin inuerung im Jahre 1933 zu begeben ist, sind an­den wird, die in ihrem Leben und Schaffen ein zuführen: Der 200. Schöpfungstag der ge- gestern. Sie reichen einander etwas furz und kühl ander denkbar gegensätzlichst, ja sogar feindlich waltigen S- Moll Messe von Johann Seba: bie Hand und sagten nicht auf Wiedersehen, sie gegenüberstanden, die in ihrem fünstlerischen Wider stian Bach; Geburtstag der streit unversöhnlich beeinflußt wurden durch die Schicksals" Sinfonie und der Bastoral" wünschten einander etwas frostig gute Zukunft Person Guard Hanslids, des bedingungslos Sinfonie Ludwig van   Beethovens; das und atmeten fast erleichtert auf, als Ellinor das treuen Brahms  - Freundes und erbitterten Wagner­Sundertjahrjubiläum der Schöpfung der Haus hinter sich zuschloß. Feindes, der als Musikkritiker in der zweiten Hälfte romantischen Oper Hans Seiling" von Morgen werde ich tanzen gehen, trotzdem es des vorigen Jahrhunderts einen fast allmächtigen Marschner und der Erstlingsoper Die Feen" Sonntag ist, dachte Ellinor, während sie die Einfluß auf seine musikalischen Zeitgenossen hatte. von Richard Wagner  . Treppe hinaufeilte, und das Crepe- Georgette­Richard Wagners zu gedenken, zwingt uns der Es wird begangen: Am 10. November der 450. Im Jahre 1933 begeht auch der größte italie- leid werde ich verschenken, was soll ich mit dem 13. Feber des Jahres 1933, an welchem Tage sich Geburtstag Martin Luthers  , des Schöpfers des nische Musikverlag von Ricordi   in Mai- alten Lappen? der Tod des großen Bayreuther   Meisters zum deutschen evangelischen Kirchengesanges, in dem das land, der sich durch die Herausgabe der Operniverke Robert schlug den Kragen seines Mantels fünfzigsten Male jährt; die Erinnerung an Johan Schaffen des vielleicht überhaupt größten deutschen Verdis und Puccinis unsterbliche Verdienste erwor- hoch. Bald werde ich aus diesem Regenloch nes Brahms gebietet der 7. Mai des Jahres Musikers Johann Sebastian Bach   wurzelt; am ben hat, die Feier seines 125jährigen Be draußen sein, dachte er ärgerlich und schritt tüch­1933 als 100. Geburtstag des großen norddeutschen 21. November der 275. Geburtstag des größten it a n be s. E. J. big aus...