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Ginzelpreis 70 Heller. ( Einschließlich 5 Heller Porto)
ozialdemokrat
Jentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik
13. Jahrgang.
Lana, 9. Jänner. Der Präsident der Republik hat die Grippeerkrankung bereits völlig überwunden.
Gezeichnet: Dr. Maigner.
Neues vom„ Tag".
Hitlers Dienstbotenart.
Der Tag", der am Sonntag nicht zu erScheinen pflegt- obwohl er sich als richtig gehendes Tagblatt gibt, hat zur Abwechslung einmal am vergangenen Sonntag seine Leser erfreut. Wie der sprichwörtliche Sonntags jäger das Wild, trifft er die Wahrheit miften ins Herz. Höchstens, daß er noch die Lachmnisteln der
Wissenden reizt.
Das geschieht z. B. bei der„ Meldung" über die Zusammenkunft Hitler- Papen, von der er kühn behauptet, sie sei von Papen angeregt worden. Politisch fenne man nun einmal feine Sentimentalitäten" und wenn es sich um die Zufunft eines Voltes handle, erst recht nicht. So wäre denn die Zukunft des Volfes nicht mehr in Hitlers Hand, sondern in der des Herrn von Papen, dem die Primadonna selbstverständlich ohne Falsch und Fehle gegenübergetreten ist:
Wer Adolf Hitler tennt, weiß, daß er jedem Spiel hinter den Kulissen" abhold ist und Sin tertreppenpolitit nach Dienstbotenart haßt.
Diese fleine Teufelei gegen Hitler darf sich Der Tag", der sich ja sonst bemüht, ihm wieder gefällig zu sein, wohl gestatten. Der große Adolf dürfte den„ Tag" ja nicht so genau lesen wie
mir...
Der Tag" der Mörder.
In Breslau wurde ein junger Sosialdemokrat von einem Nationalsozialisten erstochen. „ Der Tag" weiß jedoch zu melden, daß der Mörder eine Kommunist gewesen sei und fordert den Berliner „ Vorwärts" auf, feine Lüge" zu widerrufen.
Mittlerweile wurde der Mörder, gefaßt, der der NSDAP angehört. Der Vorwärts" hatte den vom„ Tag" geforderten Anstand, morgen Die Wahrheit zu sagen" und hat den Namen des Mörders genannt. Wird nun„ Der Tag" jo viel Anstand besitzen, den Mord seines Gefin nungsgenossen einzugestehen?
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Der Fall Hentsch.
Noch immer hat Der Tag" feinen Lejern nicht mitgeteilt, wer den Dresdner SA- Mann Hentsch ermordet hat. Hingegen gibt er noch immer eifrig den Angriffen Raum, den feine Dresdner Gesinnungsgenossen gegen die Polizei führen, weil dieje angeblich den marxistischen Blättern Material geliefert hat. Es sei geradezu unanständig und ein journalistischer Standal, in ein schwebendes Verfahren einzugreifen pas nach dem„ Tag" offenbar schon dann erfolgt, wenn man über einen den Nazis unangenehmen Mordfall überhaupt berichtet.
Wir raten dem Tag", der ob des Eingriffs in ein schwebendes Verfahren diesmal gar so beforgt ist während er natürlich bei politischen Morden der Kommunisten solche Scheu nicht hat
der Asphaltpresse die nationalfosialt stische Auffassung von dem Word gegenüberzustellent.„ Der Tag" ericheint ja nicht in Sachsen , sondern im Ausland. Seine Mitteilungen können also nicht als Beeinflussung des Gerichtes gewertet werden, auch ist er dem Zugriff des Dresdner
Staatsanwaltes nicht ausgeießt.
Wird„ Der Taq" sich die Gelegenheit entgeten laffen, feinen reichsdenischen Gesinnungsgencffen einen wertvollen Dienst zu erweisen dadurch, daß er die Lügen um den Mordfall Hentsch" autärt? Wir erwar ten, daß er antwortet. Nicht mit Ausflüchten, sondern unter Anführung von Tatsachen.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.
R.daktion a. Verwaltung: Brag II, Relájanta 18 Telepb.: 26795, 31409. Nachtredant.( ab 21 16r): 33858 Boltedamt: 57544
Dienstag, 10. Jänner 1933
Nr. 8.
Die Schwerindustrie ruft nach Hitler . Der Krieg Japans
Selbst Schleicher ist ihnen noch zu wenig reaktionär. Berlin , 9. Jänner. Die offizielle Mittei| Agrarier, weiter. Nachrichten über die Gefährlung über die Unterredung, die heute nachmittags dung der Stellung Schleichers find zur Zeit min der Reichskanzler von Schleicher mit Herrn destens sehr verfrüht, aber gefestigt hat sich von Papen hatte, stellt bloß lafonisch fest, daß Schleichers Stellung in der letzten Zeit gewiß zwischen den beiden keine Gegenfäße beftünden.
Der Angriff Japans auf das Vierhun dertmillionenreich China schreitet ohne Rüd ficht auf Völkerbund und die anderen kapitali stischen Großmächte fort. Erft haben die Japain dem sie aus dieser Provinz den unabhän ner die ganze Mandschurei verschluckt,
nicht. Es spricht aber alles eher dafür, daß sich Lebhaft besprochen wird die Möglichkeit, daß gigen Staat Mandschufuo gebildet haben, sie von Papen lebhaft an von Papen lebhaft an den Umtrieben gegen der Reichstag gar nicht schon am 24. Jänner, haben weiters bereits ihre Agenten in die Schleicher beteiligt. Papen hat angeblich Schlei - sondern vielleicht erst im Feber zusammentritt. Mongolei geschickt, die ein zweiter jogecher gesagt, daß die westdeutsche Industrie Be Unter den Gründen, die für eine solche Verfü- nannter unabhängiger Staat werden soll und den fen gegen die Sozialpolitik und gung sprechen, spielen auch Juformationen eine mm haben sie den Angriff auf Schanhaifwan das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung Rolle, nach denen die nationalsozialistische Füh- eröffnet und wollen aus der Provinz Jehol habe. Der bekannte Industriellenführer Vögler rung selbst erst für Feber mit den großen Aus- einen„ Bufferstaat ", also einen dritten noch findet also Herrn Schleicher noch zu wenig einandersehungen und der endgültigen Entscheireaktionär; es schmerzt ihn, daß die Lohn- dung rechnet. Wie diese Entscheidung ausfällt, außen hin unabhängigen in Wirklichkeit unter abbauordnung gefallen ist. Er sehnt sich deshalb das läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen. Einfluß von Japan stehenden Staat machen, gemeinsam mit den anderen Industriellen nach Auf alle Fälle sind aber die Gerüchte furz und gut, das kleine Japanjchidi Papen zurück und die Schwerindustrie falsch, daß Reichskanzler von Schleicher vom ich an das große China zu ver ruft wieder nach Hitler . Reichspräsidenten die Auflösungsvollmacht nicht ich lucken.
Im Reichskabinett selbst geht der Kampf erhalten würde. Das Continachrichtenbüro glaubt China zieht nach den letzten Meldungen Warmbolds, des Experten der Industrie, bestimmt zu wissen, daß diese Vollmacht abso- in der Nähe von Schanhaifivan Truppen zugegen Braun, den Interessentenvertreter der Int sicher ist.
Neuer Bombenangriff der Japaner
sammen. Es ist nun die Frage, wie lange die Chinesen geduldig zuschauen werden, wenn Japan eine Provinz nach der andern zu erobern sich anschickt. Schwere Kämpfe sind schon im Gange, Tausende von Menschen sind bereits gefallen, das große Gemezel steht aber erst bevor. Es ist nicht auszudenken, welches Schlachten anbeben wird, wenn China wirklich in den Kampf tritt und ein Krieg auf Tod und Leben entbrennen wird.
und englische Vermittlungsversuche. Peiping, 9. Jänner. Die Befehlshaber der Schluß ziehen, daß sich die Japaner für die japanischen Streiffräfte erklärten am Sonntag, nächste Beit auf einen Defensivtampf vorbereiten daß die japanischen Fliegertruppen in den näch und nicht die Absicht haben, sofort die Offensive iten Tagen mit dem Bombardement der chinte zu ergreifen. fischen Stonzentrationspunkte längs der Grenze Der britische Admiral Sir Howard Kelly der Provinz Jehol beginnen werden. Heute traf gab dem Kommandanten des in Tichingwantao Die europäischen Großmächte nun die Nachricht ein, daß die japanischen Flie- veranfert liegenden britischen Kriegsschiffes den und der Völkerbund schweigen. ger mit dem Bonibardement der einzelnen chine- Befeht, für eine friedliche Lösung des Konfliktes Vergessen sind alle Moralsprüchlein/ der Berfischen Positionen in der Proving Jehol bereits feine Vermittlung anzubieten. Der Komman heute früh begonnen haben. Diese Nachricht ruft dant hat nun die Befehlshaber sowohl der chine- ren in Genf , mit denen sie Kriege zu beschwö verschiedene Kommentare hervor; unter anderem sischen als auch der japanischen Armee im ven versuchten, zerrissen liegt der Kelloggfragt man sich auch, ob die Japaner nicht eine Tschingwantaoabschnitt an Bord seines Schiffes Pakt am Boden. Die regierenden Staatsmänneue breit angelegte Offensive einleiten, die den gebeten, um dort die entsprechenden Verhand- ner der Großmächte sind untätig. Diese sträfZweck hätte, die Provinz Jehol zu beschen, die lungen aufzunehmen. Der chinesische Oberkom- liche Untätigkeit der bürgerlichen Staatsmändurch ihren sehr fruchtbaren Boden bekannt ist. mandant dieses Abschnittes, General Gotsch uner geißelt im Populaire", dem Zentral Inzwischen setzt Marschall Tschangsueliang, der tuo, leitete die Einladung weiter nach Peiping. organ der französischen Sozialdemokratie, der Oberkommandant im Abschnitte Peiping- Tientsin, Japanische Drohungen. sein beschleunigtes Heranziehen von Verstärkun gen an die Jeholfront fort. Man erwartet, daß sich Marschall Tschangsueliang in den nächsten Tagen nach Hautau in Mittelchina begeben werde, um mit den Oberkommandierenden der Nantingarmee, General Tschantaischet, zu fonferieren.
Peiping, 8. Jänner. ( Reuter.) Die Japaner haben bei Schanhaifwan gegenwärtig mindestens 6000 Mann fonzentriert. Die Chinesen schicken eiligst Verstärkungen nach Tschingwangtao. Es ist offensichtlich, daß die Chinesen jedwedem Vorgehen der Japaner verzweifelten Widerstand zu leisten entschlossen sind. Die Japaner ihrerseits dagegen drohen, daß sie, wenn die Truppenbewegungen der Chinesen nicht augenblicklich aufhören, die militärischen Operationen ausdehnen
Aus Schanhaitwan wird gemeldet, daß die Japaner in der Nähe der Stadt ein ausgedehntes Netz von Schüßengräben anlegen und Artilleriepositionen ausbauen, woraus einige Kenner der dortigen Militärverhältnisse den werden.
Die Waffenschiebung zugegeben!
An die angeblichen Reparaturabsichten glaubt kein Mensch. Diplomatische Protestaktion bevorstehend.
Es steht also fest, daß unter Duldung der
Waffenschiebungen nach Ungarn nimmt immer österreichischen Regierung Italien auf dem gröjeren Umfang an. Durch ein Kommuniqué Schmuggelwege Ungarn mit 40 bis 50 Waggons ter Regierung wurde heute eindeutig festgestellt, Maschinengewehren und Gewehren versorgt hat. daß die Regierung von diesen Schiebungen ge- Diese Angelegenheit hat, wie abends bekannt wußt und sie geduldet hat. In dem offi- wird, in außenpolitischen Kreisen große Be= ziellen Kommuniqué versucht die Regierung die sorgnisse hervorgerufen. Es heißt, daß verAngelegenheit allerdings so darzustellen, als ob schiedene ausländische Vertreter, u. a. auch der die Waffen von Italien nach Oesterreich gebracht französische Gesandte, heute bereits im Bundesworden wären, um hier repariert zu werden. fanzleramt vorgesprochen haben und daß im Amtlich war mitgeteilt worden, daß hier Laufe des morgigen Tages eine gemeinsame feinerlei Waffenschiebungen vorliegen. Es han Intervention der Auslandsvertreter durchgeführt dle sich bei den Waffensendungen um altöſterrei werden soll. chisches Kriegsmaterial, das der Reparatur Besonders interessant ist die Tatsache, daß bedürftig ist und lediglich zu Reparaturzweden aestern sofort nach Bekanntwerden der Ent in die österreichisechn Fabriken gebracht wurde. hüllungen der Arbeiter Zeitung " der HeimwehrBudapest, 9. Jänner. ( MTJ) Der Reichs- Dieser Auftragserteilung wurde zugestimmt, um führer Staremberg und der Direktor verweser hat den Minister des Aeußeren An- den österreichischen Fabriken eine Beschäftigung man dI der Hirtenberger Patronenfabrik , wo dreas von Buty von der Zeitung dieses Am- verschaffen. Dadurch erledigten sich alle an die Umladung vorgenommen wurde, nach Buda tes über eigenes Anjuchen entheben und mit der diesen Auftrag geknüpften politischen und foniti peft gefahren sind, um dort das Nötige vorzuprovisorischen Leitung des Ministeriums des gen Kombinationen. Schließlich wurde bemerkt, fehren, falls es doch noch möglich wäre, etwas Gömbös daß die angegebenen Mengen übertrieben feien. von dieser Angelegenheit, in der die österreichische den Ministerpräsidenten Nun haben aber die Nachforschungen unter Regierung auf das schwerste kompromittiert ist, Ausschluß jedes Zweifeis ergeben, daß an den u vertuschen. Waffen nicht die geringsten Repara turen vorgenommen wurden, sondern daß die Waggons sofort auf Antos umgeladen und nach Ungarn weitergebracht wurden.
Demission des ungarischen Außenministers erfolgt.
Aeußeren betraut.
Zu dieser amtlichen Meldung ist zu bemer fen, daß der Posten des Ministers des Außeren demnächst endgültig mit dem gegenwärtigen Ber liner Gesandten Koloman Rania besetzt
werden wird.
Man dürfte foum fehlgehen, wenn man sagt, aß die Regierung Talling durch diese Sache in ihrem Bestande auf das schwerste erich i t-
tert erscheint.
Führer der sozialdemokratischen Partei Frank reichs, Léon Blum, mit folgenden Worten:
Wir kennen die Argumente der Für sprecher Japans: Man könne das japanische Volt, das ständig zunimmt, nicht ewig auf vulkanische Inseln einschließen, deren für land. wirtschaftliche Zwecke brauchbarer Boden nicht einmal die Hälfte des in Frankreich vorhandenen darstellt, obwohl Japan ein Volf von 80 Millionen Einwohnern ist, das sich jedes Jahr um eine Million Köpfe vermehrt. Wir werden daher mit dem japanischen Problem zu tun haben, solange man nicht die großen menschlichen Wanderungsströme auf vernünftige Weise ge regelt haben wird und einstweilen denkt man. leider noch gar nicht daran. Es kann auch sein, daß die japanische Regierung gegen über ihren Generälen nicht genügend Machi hat, und daß die jetzige Bewegung nationalistisch und antifapitalistisch zugleich ist. Aber alle diese Erwägungen stehen gegen eine Tatjache: Japan hat Ghina angegriffen. Es ist ein Angriffs und Eroberungsfrieg. Vor unsern Augen wendet ein Staat Gewalt an, um ein Volf auszurauben. Der Völkerbund hat den Krieg nicht verhindern können und wollen. Er fann vielleicht nichts für China tun, aber was tut er, um sich selbst zu retten? Denn so lautet jetzt die Frage. Witligt der Völkerbund aus Schwäche oder Furcht in die Ersetzung des Rechts durch die Macht ein, so begeht er ein Attentat mit tödlichem Ausgang gegen sich jelbst. Dann ist fein Kontakt und feine Zu jammenarbeit mit den Vereinigten Staaten mehr möglich, und dann muß man die Soffnung aufgeben, daß die Vereinigten Staatent jemals mit der internationalen Organisation zusammenarbeiten. Dann wird auch die A brüst it ng stonferenz hinfällig. dann gibt es fein Vertrauen und feine Sicher heit mehr. Ist durch ein Beispiel einmal feitgestellt, daß die internationalen Instanzen vor der Bezeichnung des Angreifers selbst in einem so klaven Falle zurückschrecken und daß ff: gegen ihn, weil er der stärkere ist, selbit feine friedliche Sanktion ergreifen wollen, und daß sie sich vor der vollendeten Tatsache, wenn sie