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Donnerstag, 26. Jänner 1933

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Menschenleere Fahrlhssöle. Furchtbare Details über das Fortschreiten der Rationalisierung.

Prag , 25. Jänner. In seiner heutigen Rede im Budgetausschuh des Abgeordnetenhauses er­wähnte Fürsorgeminister Genosse Dr. C z e ch aus dem demnächst erscheinenden neuen Bericht der Gewerbeinspektoren einige besonders krasse Bei­spiele dafür, daß zahllose Betriebe trotz vollstän­diger oder teilweiser Lahmlegung eine durch­greifende Rationalisierung ihrer Produktionseinrichtungen teils durch Technisie- Utng und Mechanisierung, teils durch Rekonstruk­tion. Konzentration oder Spezialisierung ihres Produktionsapparätes gerade in den letz­ten Jahren durchaeführt haben. Die natür­liche Folge war die Verdrängung vieler zehntausender weiterer Arbeiter aus dem Arbeitsprozeffe und dem Nährstande durch die Einsetzung von Maschinen. So wurde in zwei Zementfabriken anstatt der Formung des Rohmateriales auf den Zieglpresien ein Durchdrücken desselben auf eigenartigen Koller­gängen und eine mechanische Zuführung des Roh­materiales zu den Oefen eingeführt, was die Ent­lassung von 140 Arbeitern zur Folge hatte. Im Kalksteinbruche einer anderen Zementfabrik wurde mit Hilfe der Bohrmaschine Cyklon das elek­trische Abschieben ganzer Felsenwände eingeführt. Dadurch werden mit einem Schlage einige lausend Waggons Stein gewonnen uNd so ermöglicht, daß die Sprengarbeiten nur einmal in 14 Tagen not­wendig sind. Die Zahl der im Bruche beschäftigten Arbeiter ist dadurch von 130 auf 68 gesunken. Ein auf einer Anhöhe angelegter Steinbruch hat zum Steintransport ins Tal an Stelle von 18 Brems­bergen eine Seilschwebebahn errichtet, wo- durch die Entlassung von 40 Arbeitern herbeigeführt wurde. I« eine« keramischen Betrieb« d«S Jung­bunzlauer Jnspcktionsbereiches ermöglicht« die Mechanisierung des Produktionsprozesses di« Er­zeugung von 8000 Fliese« in einer Stund«, wäh­rend früher bei derselbe« Arbeiteranzahl nur 400 erzielt werde» konnten. Eine Glasfabrik in der Slowakei vermag mit Hilfe eines, von einem einzigen Arbeiter bedien­ten Pantografen 24 Gegenstände auf einmal mit Glasverzierungen zu versehen, während hiezu bisher 24 Arbeiter erforderlich waren. Zur Berbesierung der Produktion von zweitei­ligen Knöpfen hat eine Budweiser Metallfabrik automatische Pressen aufgestellt, deren jede die Arbeit von zehn Arbeitern ersetzt. Ein Prager Betrieb zur Herstellung von Automobilbestandteilen hat Schleifmaschinen mit erhöhter Leistungs­fähigkeit und Deiters Spindelautomaten ein­gestellt, welche zehn Operationen gleichzeitig auSzn- lühren vermögen und ,die Leistungsfähigkeit der alten Maschinen um 60 Prozent übertreffen. Eine im Neutraer Jnspektionsbereiche gelegene Fabrik zur Verarbeitung von Flachs und Hanf hat, als sie nach einem Brande wiederaufgerichtet wurde, für ihre Flachsbrecherei zwei Automaten an­geschafft, welche bei der gleichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens 60 Prozent der bisher beschäf­tigten Arbeiter auszuschalte« vermochten. Der Be­richt des Taborer Gewerbeinspektorates meldet über eine Wäschefabrik, welche die Gesamtproduktion auf Fließarbeit eingerichtet hat und nach Durch- führung der Mechanisierung der Fabrikseinrichtun­gen trotz Entlassung von Arbeitskräften ihre Lei­stungsfähigkeit um 140 Prozent zu steigern ver­mochte. Einer besonderen Erwähnung bedarf die Auto­matisierung der mit der Flaschenfüllung ver- 1

bundenen Arbeit. Hier verrichten die neuen Ma­schinen die Reinigung, Füllung, den Verschluß und die Etikettisierungsarbeiten, die unter Kombination mit einem Transporteur die menschliche Arbeit aus die bloße Herabnahme der gefüllten Flaschen von den Transporteuren beschränkt. Daß die massenhafte Einführung dieser Maschinen in allen für sie in Be­tracht kommenden Betrieben die Entlassung von Arbeitern zur Folge hat, muß nicht erst erwähnt werden. In einer Pilsner Brauerei vermag ein neuein­gestellter Bierabziehapparat in einer Stunde 3000 Flaschen zu füllen, also fünfmal soviel, als dies die zur Bedienung des Apparates bestellten Arbeiter zu bewerkstelligen vermochten. Auch im graphischen Gewerbe macht die Tech­nisierung gewaltige Fortschritte. So wurde in einer Prager Druckerei eine neue O f f s e t-R o t a t i o n S- ma sch ine aufgestellt, welche 3000 Fünffarbendrucke in einer Stunde liefert, während die alten Stein­druckmaschinen nur 800 einfärbige Drucke in der gleichen Zeit zu liefern vermochten. In einer im Neutraer Jnspektionsbezirke be­findlichen Papiersackfabrik ermöglichte die Einführung einer automatischen Maschine, daß alle notwendigen Arbeiten von Anbeginn bis zur voll­ständigen Herstellung des Produktes von einer ein-

Berlin , 25. Jänner. In einer gemeinsamen Sitzung des Parteivorstandes der sozialdemokra- tichen Reichstagsfraktion am Mittwoch ist, wie DDZ meldet, folgender Beschluß gefaßt worden: »Der Partcivorstanv der sozialde­mokratischen Partei Deutschlands und der Borstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion erheben schärfsten Protest gegen den Plan der»Prokla­mierung eines sogenannten staatlichen Notstandrechts". Seine Verwirklichung würde auf einen Staatsstreich hinaus- lausen, der dem Bolt seine verfafsungs- mätzigen Rechte raubte und jene» Cli­quen zugute käme, die ohne Rücksicht aus die Gesamtheit und vor allem auf die Arbeiterklasse ihre Sonderinterefsen vertrete« und dabei die Kritik des Par­laments zu scheuen alle» Grund haben. Ein solcher Staatsstreich würde«inen rechtlosen Instand schaffen, gegen de« jeder Widerstand erlaubt«nd geboten ist." Oie Lage im Reich. Berlin , 25. Jänner. Durch die gestrige Er­klärung der deutschnationalen Fraktion, die dem Reichskanzler den Kampf ansagt, wurde die innerpolitische Situation nur noch verschärft. Die Erklärung war offensichtlich bis zu einem ge­wissen Maße von dem Unwillen der Deutsch -

zigen Maschine ohne Zuhilfenahme menschlicher Arbeit vollführt werben. Ein Kunstwerk der Rationalisierung ist eine Effigfabrik in Karpathorußlaud, welche ohne di« leiseste menschlich« Nachhilfe den ganze» Tag über selbsttätig arbeitet, ja sogar tagsüber mittels eiars Schlüssels abgesperrt wird. Eine sinnreiche, mit einem Uhrwerk versehene, präzis funktionierende Pumpe schöpft viertelstüiwlich eine bestimmte Menge in einen Essigbottich, in dem dann ein drehbarer Verteiler die ganze Flüssigkeit zerstäubt. Auf automatischem Wege gelangt dann die Flüssigkeit in einen Kühlbehälter. Die menschliche Arbeit beschränkt sich bloß auf die äußere Bedienung der Maschineneinrichtung und auf die Zuführung der Flüssigkeit in den Denaturierungsbottich und des fertigen Produktes in die Gefäße. Zuletzt sei»och der im Königivhofer Bezirke im Bau begriffenen automatischen Weberei gedacht, die bereits durch die Aufstellung der ersten 40 automatischen Webstühle eingeleitrt wurde»nd ei» wahres Schulbeispiel für ei»« menschenleere Fabrik sein wird, von der uns bisher nur frrur Lauder etwas zu erzähle« wußte»! Diesen Beispielen, erklärte- Dr. C z e ch, könnte noch eine ganze Fülle noch plastischerer beigefügt werben. Sie genügen aber, um Ihnen an Hand der lebendigen Wirklichkeit vor Äugen zu führen, wie in jedem Produktionszweige stündlich und täglich Hunderte, vielfach Tausende arbeitsfreudiger Menschen erbar­mungslos aus der Arbeit geschleu­dert und jenen fürchterlichen Fährlichkeiten aus­geliefert werden, die das Schicksal der arbeitslosen Menschen mit sich bringt!

nationalen darüber diktiert, daß der Reichskanzler von Schleicher gestern offiziell die Gerüchte über die vorbereitete Suspendierung gewisser Ber- fassungsartikel(bezüglich der Ausschreibung der Reichstagsneuwahlen) dementierte. Heute fanden verschieden« politische Bera­tungen statt, u. a. hatten Hugenberg und der Vorsitzende der nationalsozialistischen Fraktion Dr. Frick Beratungen. Bis zur Stunde kann jedoch keine Aenderung der Situation gemeldet werden. In Regierungskreisen lehnt man es, wie das Conti-Büro mitteilt, ab, in die gegenwärtigen Kombinationen der politischen Presse irgendwie einzugreisen. t Man beschränkt sich auf den Hin; weis, daß der Aeltesteprat des Reichstages' am Freitag ohnehin zusammentretrn wird um» diese Sitzung in Ruhe abgewartet wird. Untersuchung des Osflillle- shandnls. Berlin , 25. Jänner. Der Haushaltsaus­schuß nahm heut« gegen die Stimmen der Deutsch­nationalen einen sozialdemokratichen Antrag an, der den Rechnungshof ersucht, die Umschuldung aus Osthilfemitteln einschließlich des Einsatzes des Betriebssicherungsfonds sofort einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und über das Ergebnis einen ausführlichen Bericht zu erstatten, der so­fort dem Haushaltsausschuß vorgelegt werden soll.

SPD , erklärt:

Gegen Staatsstreich> jeder Widerstand erlaubt!"

30 Die Kellnerin Molly. Roman von Hans Otto HeneL Copyright dv Fackrlreiler-Derlaa. Berlin . Nachdruck verboten. Nun hatte Frau Grabow vor dem Richter stehen müssen, unfähig, zu erkennen, daß eine natürlich und allgemein geübte Sache strafbar sein sollte, nur weil sie noch nicht standesamtlich eingetragen ist. Male war aufs tiefste erschüttert. Sie suchte die kleine Frau zu trösten und versicherte. ihr viele Male, daß sie nicht schlecht von ihr dächte. Innerlich aber hielt sie die Frau zwar nicht für eine Verbrecherin, konnte sie aber nicht von Schuld gänzlich freisprcchen. Sie dachte an ihre Mutter, dje sicherlich bis zum Hochzeitstage über ihre Tochter gewacht hätte, wenn nicht der Herr Kriminalwachtmeister Pubilke und der Justiz­amtmann Gottvertrau in ihr Leben getreten wären. Sie hielt es für die Pflicht einer Mutter, ihre Tochter rein zu bewahren, und daß es nicht batte geschehen können, empfand sie als das große Unglück ihres Lebens. Male dachte aber auch an die Schnitter­kasernen aus dem Rainersdorfer Rittergute, wo die jungen Menschen gezwungen wurden, für kurze Zeit ohne Trauschein zusammenzuleben, weil das so für den Gutsbesitzer billig-, r /va.. Nicht einmal der Ortspastor, viel weniger noch Polizei und Richter kümmerten sich um diese offenbare Verletzung der kirchlich und staatlich anerkannten Moral. Sie sah, daß es für vor­nehme und geringe Leute zweierlei Anwendung der Gesetze gibt. Nein, bei Frau Grabow würde Male nicht bleiben, selbst wenn es möglich wäre. Sie über­legte schon, ob sie nicht besser das ihr unleidlich gewordene Stettin verlassen sollte, als sie sich von Trau Grabow verabschiedete.

Eingeschobenes Kapitel über gute«nd gerecht« Richter. Herr Dreibarth, Fabrikant und Kaufmann zu Leipzig mit einem Keinen Büro in der Uni­versitätsstraße, mußte sich vor dem Schöffengericht verantworten. Die AnKage lautete auf versuchte Notzucht, ein Verbrechen nach 8 176 des Straf­gesetzbuches. Die Gerichtsverhandlung ergab ein wenig günstiges Bild für den Angeklagten. Eine siebzehnjährige Arbeiterin, in Leipzig beschäftigt und in Groitzsch bei Leipzig wohnhaft, fuhr an jedem Abeyd mit einem Vorortzuge nach Groitzsch . Eines Abends verspätete sie sich, so daß sie den üblichen Zug nicht mehr erreichen konnte. Sie ging in das dem Bahnhofe benachbarte Stadtviertel zurück, um spazierengehend sich die Zeit bis zur Abfahrt deS nächsten Zuges zu ver­treiben. Das von Natur schwächliche uno dem­zufolge nicht sehr reizvolle Mädchen wurde an oer Ecke der Windmühienstraße von einem älteren Herrn angesprochen, der sich freundlich nach Woher und Wohin erkundigte. Das mit großstäd­tischen Sitten wenig vertraute junge Ding gab arglos Auskunft. Der sehr vornehm aussehende Herr behauptete, auch er wolle nach Groitzsch fahren. Nur müßte er noch seine Aktenmappe aus dem Büro in der llniversitätsstraße holen. Das junge Mädchen, geblendet von so viel Her­ablassung eines' vornehincn Mannes, ließ sich leicht überreden, mit in die Stadt zurückpikch- ren, um so in Gesellschaft die Zeit bis zur Ab­fahrt des Zuges zu vertreiben. Durch mancher­lei harmlos scheinende Versprechungen, unter denen die Inaussichtstellung einer lohnenden Beschäftigung obenan stand, lockte der Herr dann das Mädchen mit in sein Privatkonto!. Dort spielte er zunächst den höflichen Mann, bot dem unerfahrenen Mädchen einen Platz im bequemen Klubsessel an, reichte ihr'Gebäck und schenkte ihr Liköre ein. Der Herr wurde ärger­lich, als das Mädchen sich weigerte, den Mantel abzulcgen. Seine höfliche Maske verschwand,

und er versuchte nun ganz ungeniert, das Mäd­chen zu vergewaltigen. Trotz der Verwirrung durch den ihr ungewohnten Alkohol gelang es dem Mädchen, den Wüstling abzuwehren, doch war sie außerstande, um Hilfe zu rufen. Der Schreck hatte wohl die Stimmbänder gelähmt. Den höflichen-Herrn packte rasende Wut über die Abwehr des Mädchens. Er griff zur Hunde­peitsche, um damit zu erreichen, was seinen Händen nicht gelungen war. Während er auf sein Opfer einschlug, versuchte er ihr Mantel und Kleid vom Körper zu reißen. In ausweg­loser schrecklicher Angst sprang das Mädchen ohne Bedenken zum Fenster hinaus in einen Luft­schacht, wo es schwer verletzt liegen blieb. Im Gerichtssaale standen nun der vor­nehme Herr, eben der Fabrikant Dreibarth, und sein Opfer, die jEndliche Hertha Lindner, ein­ander gegenüber. Das Mädchen wurde von sei- ner alten Mutter, die bis dahin von der Unter­stützung der Tochter gelebt hatte, hereingeführt. Allein pi gehen war ihr unmöglich, denn sie hatte bei dem Sturz in den Lichtschacht ein Bein gebrochen und auch andere Betletznngen. davon­getragen, so daß die Aerzte im Krankenhaus eine Verkrüppelung fürs ganze Leben festgestellt hatten. Herr Dreibarch führte zu seiner Entlastung an, daß er an jenem Abend betrunken gewesen sei. Die Richter nahmen das auch wirklich als Entlastung zur Kenntnis. Weiler führ» Herr Dreibarth zu seiner Entschuldigung an, er habe das Mädchen nur ausziehen wollen, um es nackt zu sehen. Er sei aber von seinem Beginnen ab- gestaivden, als er bemerkte, daß er nur ein ge­wöhnliches Mädchen aus dem Arbeiterstande vor sich habe. Diese Entschuldigungen des vorneh­men Herrn wurden in seinem Sinne von dem zuständigen Leipziger Schöffengericht gewürdigt. Zwar mußte man ihn verurteilen, aber daS Ge­richt billigte chm mildernde Umstände zu» eben

Säuberung des Staatsapparates von iasclsüscuen Elementen. Eine Resolution des Wehrausschusses. Prag , 25. Jänner. Heute nahm auch der Wehrausschuß des Abgeordnetenhauses zu den Vorfällen in Brünn in längeren Ver­handlungen Stellung. Verteidigungsminister Ä r a d a r gab eine inhaltlich mit seinen gestri­gen Ausführungen im Senat übereinstimmende Erklärung ab, worauf sich nicht weniger als zwölf Redner der verschiedensten Parteien mit dem Fafcistenputfch und seinen Ursachen, bzw. den daraus zu ziehenden Konsequen­zen beschäftigten. In die Debatte griff noch wiederholt Minister Bradaö ein, der u. a. den mährischen Landeskommadnanten General W o j- ciechowsky gegen vreschiedene Vorwürfe in Schutz nahm, die gegen ihn erhoben worden waren. Schließlich nahm der Ausschuß«ine Reso­lution an, in der er die Erklärungen des Ministers zur Kenntnis nimmt und mit Ent­rüstung den verbrecherischen Angriff verurteilt. Er zweifelt nicht daran, daß eine- st r e n g e Untersuchung und ein gerechtes Ur­te i l erfolgen wird. Für die Zukunft könne sich der Ausschuß nur dann zufriedenstellen, wenn die Regierung alle not­wendigen Maßnahmen treffen^wird, um nicht nur die Wiederholung derartiger Verbrechen unmöglich zu machen, sondern auch die demokratische Verfassung des Staates zu schützen. ,^Jm Bewußtsein dessen," heißt es weiter,daß die demokratischen Einrichtungen unserer Republik cs ermöglichen, jede Idee im öffentlichen Leben und in den gesetzgebenden Körperschaften zu vertreten, spricht der Wehrausschuß die Ueberzeugung aus, daß die Regierung solche Taten und Bewegungen nicht dulden kann, durch die die demokratischen Einrich-

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tungen des Staates gewaltsam bedroht sind. Sie kann auch nicht dulden, daß in den Aemtern und Anstalten des Staates sowie aller öffentlichen Ein­richtungen etwa irgendwelchen Verbrechen gegen die Grundlagen der demokratischen Verfassung Vor­schub geleistet werde, oder daß in ihnen Leute ge­duldet werden, die in ideeller oder persönlicher Ver­bindung mit verbrecherischen Unternehmen oder Bewegungen stehen, die das Verderben der demo­kratischen Grundlagen der Republik zum Ziel haben. Der Maat mtzß sich heS Risskps, bewußt sein, das hei Mchtsqrsigerf.Beurteilung. d^ra.rHge.r Ver­brechen und Aktionen entstehen,"würde, und er hat daher die Verpflichtung, in der Verteidigung der Demokratie und der Verfassungsmäßigkeit aller Erforderliche vorzukehren. Weiters ersuchte der Ausschuß den Minister, den Soldaten ohne Unterschied der Nationalität, die gewissenhaft ihre Pflicht erfüllt haben, Aner­kennung und Dank auszusprechen. Den verwundeten Soldaten soll größte Auf­merksamkeit und Pflege zuteil werden. Sollten die Verwundungen nicht ohne Folgen bleiben, so müsse man ihnen bei der Gründung einer Existenz behilf­lich sein, bezw. entsprechend für sie sorgen, falls sie arbeitsunfähig werden sollten. Für diese Resolution stimmten außer den koalierten Parteien auch die tschechische Ge­werbepartei.

weil er in Trunkenheit gehandelt habe. Herr Dreibarch wurde jtu der niedrigst zulässigen Strafe von sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die milden Richter schenkten ihm zum milden Urteil auch noch die Gnade einer Bewährungs- frist von drei Jahren. Herr Dreibarth wird das Gefängnis als» nie von innen sehen, falls er nicht das Pech haben sollte, an andere Richter zu kommen, wenn er sich wieder einmal das Vergnügen lei­stet, Arbeitermädchen in die Nachbarschaft des Todes zu jagen. Wahl kam es nach der Verkündigung des Urteils im Gerichtssaale zu Mißfallenskund­gebungen der Zuhörer, da die Richter keinen Grund gefunden hatten, die Oeffentlichkeit aus­zuschließen. Das Rechtsgefühl der einfachen Leute geht ja von naiven Voraussetzungen aus. Es sieht auf der einen Seite einen Mann, der wohl im öffentlichen Leben geachtet ist, weil er Fabrikant, Kaufmann, Mitglied nationaler Ver­eine ist, im flüchtigen Kitzel einer Minute aber ein Menschenleben zerschlägt auf der anderen Seite ein junges Mädchen, dessen Leben zerbro­chen wird, obwohl cs nichts als fleißig arbeiten und seine alte Muller ernähren will. Das Rechtsgefühl der Menge wägt da leicht zugun­sten der schwächeren Partei, aber die Schöffen­richter fanden in ihren Paragraphen immer noch genug Stützen, die zugunsten des Stärkeren den Ausschlag gaben. Herr Dreibarth war dar­über bestimmt nicht böse. Mit Hertha Lindner, dem unglücklichen Opfer des Herrn Dreibarth, saß Male im Eisenbahnzug zusammen, als sie von Stettin nach Berlin fuhr. Mal« war dem Mädchen wohl sympathisch genug erschienen, darum^me sie ihr die Geschichte erzählt. Diese rückhaltlose Mitteilsamkeit öffnete Males Herz und Mund. (Fortsetzung solgr.)