Ginzelpreis 70 Seller
Sozialdemokrat
Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik
13. Jahrgang.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.
Redaktion und Verwaltung: Brag I., Relájania 18. Telephon: 26795, 31469.( Nachtreballion): 26797 Boidedami: 57544
Freitag, 3. Feber 1933
Der Bürgerkrieg flammt wieder auf.
Schwere Zusammenstöße in allen Teilen Deutschlands .
Berlin , 7. Feber. In zahlreichen deutschen Städten kam es Mittwoch nachts und Donnerstags zu schweren Zusammenstößen. In den meisten Fällen waren die National sozialisten die Angreifer. Ihre Blutarbeit hat jetzt durch einen Erlaß des kommissarischen preußischen Innenministers Göring neuen Auftrieb erhalten. Dieser Erlaß enthebt einige Polizeibeamte, die in Ausübung ihres Dienstes und in Notwehr gegen Nazim örder geschossen haben, ihres Dienstes. Freie Bahn dem Nazimord! Das ist die Parole der Hitlerregierung.
In München tam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Kommunisten; zivei Personen wurden verleßt. Zu einer Schießerei fam es auch vor dem SA - Haus in Essen ; hier ist ein Schwerverletter zu verzeichnen. In Milspe wurden bei einem Umzug der Nazis und der Stahlhelmer drei Personen verlegt. In Berlin erlitten bei verschiedenen Zusam menstößen insgesamt sieben Personen Verlegungen; ein Kommunist starb im Krankenhaus. In Nowawe 3.( Brandenburg ) gab es eine Schießerei zwischen Kommunisten und Nazis; zwei Kommunisten wurden schiver verlegt. Bei einem Feuergefecht in Düsseldorf erlitten drei Kommunisten lebensgefährliche Verlegungen. In Berlin wurde in den Nachtstunden ein Polizeilentnant niedergeschlagen; früh wurde er schwerverletzt aufgefunden. - In Königsberg fand trop polizeilichem Berbot ein Hungermarsch der Kommunistischen Partei statt, bei dem es verschiedentlich zu Zusammenstößen kam.
Es regnet Verbote gegen links.
Das Karl Liebknecht- Haus polizeilich gesperrt. SPD - Kundgebung verboten.
Wahlaufruf
der Sozialdemokratie.
Berlin , 2. Feber.( Eigenbericht.) Der
jozialdemokratische Parteivorstand hat heute
Nr. 29.
Die Bischöfe
auf dem odso
Kriegspfade.
einen Wahlaufruf erlassen, in dem es heißt: Es Der Olmützer Hirtenbrief- ein gibt nur ein Novemberverbrechen", das die Harzburger der Sozialdemokratie nicht verzei Musterbeispiel von Jesuitismus. hen können, daß sie nämlich die unfähigen Dynastien davonjagte und daß sie die Republik schuf Die tschechoslowakischen Bischöfe haben und allen Staatsbürgern gleiche Rechte gege- sich am 25. Jänner in Olmüz versammelt ben hat. und eine Botschaft an die Gläubigen erlassen, Der Parteivorstand fordert alle Wähler die nun durch den doppelten Apparat des auf, mit der Sozialdemokratie für das Selbst- Keleritalismus die Kirchen und Kanzeln bestimmungsrecht, für die Enteignung des wie die christlichsoziale Partei und Presse Großgrundbesiges, für die Auftei der Bevölkerung mitgeteilt wird; natürlich
-
Inng des Landes unter die Bauern und Landarbeiter und für die Enteignung der nicht als eine politische Botschaft, die sie fatSchwerindustrie zu kämpfen. tisch als eine gehässige und von Verdrehungen und Umwahrheiten strozende Attade gegen die Dérersche Schulreform
Zentrumsprotest
gegen Geschichtsfälschung! tatsächlich ist; Gott bewahre, die Herren Bischöfe machen keine Politif", im Namen Berlin , 2. Feber. Der Zentrumsvorsitzende der Religion" gehen sie gegen den SchulPrälat Dr. Ka as hat an den Reichspräsidenten minister los, mischen sie sich in die staatliche von Hindenburg ein Schreiben gerichtet, in wel- Gesetzgebung, versuchen sie die Bevölkerung chem es heißt, daß in der Auflösungsverordnung
als Grund für die vollzogene Auflösung angegee it" fordern sie die Bevölkerung auf, die angege- verheben, im Namen der Gerechtig ben wird, daß sich die Bilanz einer arbeitsfähi
gen Mehrheit als nicht möglich herausge- Kinder für die Privilegien der Klerisei demon stellt habe. Die deutsche Zentrumspartei nimmt strieren zu lassen. Veranlassung, gegen diese den tatsächli Eine Reihe neuer Schulreformen" haben chen Vorgängen nicht entsprechende die Gemüter des fatholischen Volkes von Berlin , 2. Feber.( Eigenbericht.) Die für den am Montag Abend in Charlottenburg Begründung Einspruch einzulegen, da neuem aufgeregt und beunruhigt" verkünden bon den Nazis provozierten Zusammenstöße ermordeten Polizeinvachtmeister 3auris und die mit ihr begonnenen Besprechungen seitens die Hochwürdigen als erfie Begründung ihres geben der Hitlerregierung den Vorwand, die den nationalsozialistischen Führer des Stur der Regierung jacich nicht weitergeführt wor Schrittes. Wahr ist, daß nicht die Reformporfie scharfe Verbote gegen Tints erchenbegängnis auf Staatskosten zu veranstalten. beiführung einer wirklichen Selärung abgebreit und der klerikalen Parteien Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, indem mes 33 Maitomiti ein gemeinsames Lei- den sind und ohne stichhaltigen Grund vor Herder Geistlich läßt. Die für den tommenden Sonntag geplante Das Leichenbegängnis wird mit einer großen chen wurden. das Volk aufgeregt haben; das katho Kundgebung der SPD im Berliner Rustgarten Demonstration verbunden sein, die durch die Aenderung des Wahlgesetzes. lische Volt selbst hätte sich über die sehr ver wurde untersagt; alle Kundgebungen der KPD Berliner Straßen führt. An den Feierlichkeiten unter freiem Himmel wurden für ganz Pren am Dom, im Lustgarten, werden auch MitglieMaßnahmen gegen die Splitterparteien. nünftigen Vorschläge des Schulministers nicht Ben und Thüringen verboten. In Thürin- der der Reichsregierung feilnehmen. Berlin , 2. Feber. Durch Verordnung des die berühmten Schauermärchen von der Verim geringsten aufgeregt! Dann werden wieder gen darf außerdem teine Rundgebung gegen die neue Reichsregierung stattfinden. Reichspräsidenten ist das Reichswahlgesetz in wilderung der Jugend, der Degeneration der einigen Punkten geändert worden. Auslandsdent- Bölker und dem drohenden Untergang von sche, die sich am Wahltage im Inlande aufhalten, tönnen an der Wahl teilnehmen, indem sie einen Moral, Sitte und Staat aufgetischt, an wel Stimmschein ausgestellt erhalten. Das Gleiche chen Uebeln selbstverständlich die Verwelt
Heute besetzte die Polizei das Karl Lieb
Inecht- Haus auf dem Bülowplatz und durchsuchte es. Es wird nach hochberräterischem Material
Der Chef der SA- Banditen ,, mahnt" zur Ruhe.
Berlin , 2. Feber. Der Angriff" oeröffentgeforscht. Als Hochverrat wird schon die Auf- licht folgenden Aufruf Hitlers : Parteigenossen! SA - und SS - Männer! forderung zum
jchen Junenminister Göring die Weisung. Die tommunistische Mordorganisation bezt seit larischen Beamten und ihre Hauptstandsangehö- die Krise die Menschen degeneriert und Preußische Polizei erhielt durch den kommissari 13 Jahre seid Ihr in seltener Disziplin mir gefolgt. gilt für die deutschen diplomatischen und tonsu- lichung der Schule allein schuld ist. Daß auch die Nebenorganisationen der KPD scharf Tagen in unverantwortlicher Weise gegen die natio- rige, ferner die Besatzung von See- und Binnen- demoralisiert, daß der von den Klerikalen alf
zu beaufsichtigen.
nale Erhebung. Niemand verliere die Nerven! Halschiffen, die für keinen festen Wohnsitz polizeilich seit gestützte& a pitalismus die Menschen tet Ruhe und Disziplin! Laßt Euch nicht durch gemeldet find. Wählergruppen, die teinen Abge in Not, Verzweiflung, Verbrechen und Efend Die Note Fahne ist für eine Woche, andere Spigel und Provokateure an der Befolgung dieses ordneten in den letzten Reichstag entsandt hatten, stürzt, das hat bisher nur ein Bischof in die tommunistische Blätter sogar für einen Monat meines Befehles irre machen! Die Stunde der müssen nunmehr für mindestens einen ihrer fem Staate zu sagen gewagt und den hat der Niederbrechung des Terrors kommt! Adolf. Sitler." Kreisvoranschläge soviel Unterschriften aufbrin l. Vater daraufhin wider allen Brauch seischweig und Thüringen find alle kommunistischen gen, als Stimmen zur Erlangung eines Sizes nes Amtes enthoben und durch einen berüch Wahlkreisverband erforderlich find, also tigten Scharfmacher ersetzt. Es ist wohl der Berjammlungen verboten worden. Im Zeichen Hitlers : Lohnabbau. im Wahlkreisverband erforderlich find, also 60.000. Ist diese Bedingung erfüllt so genügen Aus allen Teilen des Reiches kommen Breslau , 1. Feber.( Eig. Drahtb.) Das Hits für jeden anderen Streiswahlvorschlag dieser Bar- Gipfel der Verdrehungskunst, in der heutigen überdies Meldungen von Ueberfällen auf Notzeit dem Volte das Ammenmärchen auf Reichsbannerheime, jozialdemokratische lerregime ueginnt im Zeichen neuen ridtei 50 Unterschriften. zutischen, es gehe uns schlecht, weil wir zu Zeitungsverkäufer und überhaupt auf Republika- ichtslosen Lohnabbaus. In der oberner. In Renburg überfielen die Hakenkreuz- chlesischen Kaltindustrie wurden laut Schieds wenig Religionsunterricht haben und ler das Gewerkschaftshaus, in Rutin stürmten spruch des Schlichtungsausschusses in Oppeln die würden an der weltlichen Schule zugrundefie die Wohnung eines Führers der Eisernen Löhne der Arbeiterschaft um 3 Pfennig pro gehen.( Die Geschichte zeigt freilich nur die Front, in Berlin haben SA - Leute einen Stunde gedrüdt. iDe Gewerkschaftsvertre Gegenbeispiele, daß Staaten und Systeme an zwanzigjährigen Arbeiter zu Tode getrampelt. Berlin , 2. Feber. Wie VDZ. meldet, rechnet der Uebermacht des Klerus und der klerikalen man in preußischen parlamentarischen Kreisen Volksverdummung zugrundegegangen find: damit, daß der nationalsozialistische Antrag auf Desterreich und das Frankreich der BourboLandtagsauflösung noch eine etwas andere Form nen, die spanische Weltmacht und die italieIn erhält. Statt der" sofortigen" erstreben die hinter nischen Kleinstaaten vor dem Risorgimento,
hick es, daß der
Verfassungsbruchpläne ,, streng vertraulich".
Um die Auflösung des Preußenlandtags.
mir
damm, Polizeipräsident von Berlin werden solle. freisleiter Teuschert in einer Versamm Die Ursache ist in finanziellen Auseinandersezun aber auch klerikal orientierten Pfaffendespo Helldorf, der Pogromheld vom Kurfürsten- Zentrum Schlesiens, drohte der Nazi zum 4. März befristet ausgesprochene Auflösung. amerika und an seinem zwar nicht römisch, den Hugenberg- und den Hitlerleuten entbrannt, Deutschland in 14 Jahren an den Abgrund gesten zu suchen, die bei einer sofortigen Auflösung! Darüber ist aber offenbar ein Streit zwischen lung: Hitler werde mit den Halunken, die gen mit der Reichsbahn wegen der Freifahrkar ismus das zaristische Rußland !) so daß aus der Ernennung einstweilen noch bracht haben, restlos aufräumen. Wer doch des Hauses dem preußischen Staat in die Zehn-|
tichts wurde.
Propaganda mit Leichen.
Staatsbegräbnis für einen SA- Mann.
noch„ Seil Moskau !" rufe, der werde erschlagen. Adolf Hitler werde die Arbeitslosigkeit be: seitigen und Deutschland davon überzeugen, daß It das Seil ist, und die sich dann noch nicht über
Berlin , 2. Feber. Die Reichs- und kommis- zeugen lassen, werden am Galgen bau hier dürften weder Ministerpräsident Braun, reich regierende Heilige Vater Pius XI. " hat sarische preußische Staatsregierung beabsichtigen, me I n.
Ausdrücklich schärft der Hirtenbrief dea tausende gehende Mehrkosten verursachen würden. Eltern ein, es sei teine Parteipolitit, Sollte der Landtag den Auflösungsantrag ableh wenn die katholischen Eltern ihren Kindern nen, so ist damit zu rechnen, daß Präsident Kerri fatholische Schulen zu erwirken suchen. Und das Dreimännerfollegium einberuft. Aber auch warum ist es feine Barteipolitik? Der„ glor noch Staatsratpräsident Adenauer für die es in seiner Enzyklika gejagt. Nun ja, danu Auflösung eintreten, so daß nur die von maßge muß es freilich stimmen. bender politischer Seite bestätigte Aussicht übrig als Gegenleistung, wie bereits gemeldet, die Ser- bleibt, den Landtag im Verordnungswege aufzu Im Namen der Religion" abiegung der Zölle und die Stabilisierung der lösen. Wie man hört, soll es sich dabei nicht um die ja nicht zum ersten- und nicht zum letztenWährung verlange. Die Schwierigkeit scheine in eine Verordnung des Reichspräsidenten handeln. mal von den Pfaffen mißbraucht wird, um Bollentung zu liegen, die unmöglich fei, fo- Der Weg, den man auf diesem Gebiete einschlagen ihre Herrschaft über die Seelen zu verteidigen
London , 2. Feber.( Tsch. P.-B.) Ueber die lange die fremden Währungen nicht befestigt will, wird noch streng vertraulich behandelt. Besprechungen zwischen Roosevelt und seinen feien. Der Plan befürworte ein internationales
Ratgebern in Warm Springs berichtet Reuter, Vorgehen, das auf der Weltwirtschaftskonferenz
man nehme an, daß der von Roosevelt und Se- erörtert werden könnte. Da bis zum Inkraft
nator Sull ausgearbeitete Plan den Erlaß der treten der Gesamtregelung eine gewisse Zeit ver
und sich Vorrechte anzueignen rufen die Bischöfe zum Kampf auf. Der Religionsunterricht genügt ihnen nicht. Weil sie schon ein mal beim Fordern sind, rufen sie nach der
Kriegsschulden im Anschluß an ein Moratorium gehen werde, sprächen die Berater Roosevelts von nung von Nazi Goebbels zum Rund. Wiedereinführung der pflichtgemäßen
bon noch nicht bestimmter Dauer vorsche und einem Uebergangsmoratorium.