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Ginzelpreis 70 Seller.
Sozialdemokrat
Jentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.
13. Jahrgang.
Waffensuche
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.
Redaktion und Verwaltung: Brag I, Retázanta 18. Zelepbon: 26795, 31469.( Rachtredaktion): 26797 Bonfoedamt: 57544
Gamstag, 4. Feber 1933
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Nr. 30.
Das Dritte Reich hebt an!
bestand, daß das staatsanwaltschaftliche Aus Solange ein Schimmer von Hoffnung
Berlin , 3. Feber. Die vom kommissarischen Innenminister Göring für ganz Preußen eingeleitete Polizeiattion gegen die KPD wird fort gefekt. Die Kölner Polizei teilt mit, sie habe lieferungsbegehren gegen die nationalsozialiSchriftenmaterial, hochverräterischen Inhalts" stischen Abgeordneten abschlägig beschieden wergefunden. In Frankfurt a. M. wurden den könnte, überboten sich unsere Nazis in erant 25 Stellen gleichzeitig Hausdurchsuchungen bärmlichster Feigheit und sie wetteiferten nicht durchgeführt. In Berlin wurde das Haus nur in Kundgebungen ergebenster rot- weißder Roten Gewerkschaften durchsucht. Auch blauer Loyalität, sie waren auch ängstlich in Kiel und Erfurt fanden Hausdurch bemüht, zwischen sich und Hitler eine möglichst fuchungen statt. Aehnliche Polizeiaktionen wurden in Thü- weite Distanz zu legen. Seither ist diese Hoffringen und Braunschweig durchgeführt. nung geschwunden, da die tschechischen Varteien auf der Auslieferung bestehen und Sitler ist Stanzler des Deutschen Reiches gewor
Wien , 3. Feber.( Eigenbericht.) Die österreichische Regierung hat heute aus Rache für die Aufdeckung des Hirtenberger Waffenschmuggels durch die ,, Arbeiter Zeitung " österreichische Arbeiterheime nach Waffen durchsuchen lassen. In Wiener Neustadt drangen schon am Morgen Gendarmen in das Arbeiterheim ein und wühlten dort bis zum späten Nachmittag. Die Ausbeute ihrer Suche bestand aus sieben Maschinengewehren, einiger Munition und mehreren alten Waffenbestandteilen. Alle diese Waffen lagen seit langem, der Regierung bekannt, dort. Sie waren näm lich seinerzeit den Wiener- Neustädter Arbeitern zur Verteidigung des Burgenlandes gegen Ungarn übergeben worden und wurden im Heim bis zum heutigen Tage aufbewahrt. Als Antwort auf diesen heimtüdiſchen Ueber- Ines dürfte der ungarnfreundlich gesinnte öfter Neue Blutopfer. fall tam es heute im Finanzausschuß des Natio- reichische Staatssekretär für Sicherheit, der Heimnalrates zu einem heftigen Zusammenstoß.
wehrführer und Monarchist Fe y sein. Sozialdemokraten fordern Neuwahlen.
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Berlin, 3. Feber. Die innere Befrie- den. Nun werfen sich die knieweichen Helden dung", die die Berufung der Regierung Hitler wieder in Pofitur, möchten glauben machen. dem deutschen Volle gebracht hat, äußerte sich ihr Loyalitätsgewinsel sei der Ausdruck höch auch gestern und heute wieder in schweren Zuster Mannhaftigkeit und Unbeugsamkeit geweWallen in flirtenberg. sammenstößen, die schwere Opfer forderten. sen, sie stehen vor Hitler auch wieder Habtacht, Julius Deutsch machte Aufsehen erregende In Altona tam es am Donnerstag zu Enthüllungen über den Hirten- Bauer, der erklärte, eine Regierung, die einer von den Nazis provozierten Schießerei; auch mit den Fingern an der Hosennaht, identifi berger Waffenschmuggel und erklärte, sich so verhalte wie die jetzige, habe schleunigst in der Nacht wurde in der Hafengegend ge- zieren sich nicht nur freudigst mit ihm und nach dem Vorgehen der Regierung gebe es nun abzutreten. Er forderte, daß die längst be- schossen. Drei Personen wurden schwer verlegt. heißen alle seine gegenwärtigen und fünftigen feinen Anlak mehr zur Rücksichtnahme. Deutsch schlossene Auflösung des NationalSchiere Zusammenstöße zwischen National Taten gut, sie jubeln auch begeistert der aus gab bekannt, daß Bundeskanzler Dollfuß den rates endlich durchgeführt werde und daß in sozialisten und Kommunisten gab es es auch in Nazis, Junkern, Großkapitalisten und GroßBertretern des Auslandes, die wegen der Hirten- allernächster Zeit Neuwahlen ausgeschrieben Hamburg ; vier Personen wurden schwer ver- grundbesitzern gebildeten neuen Reichsregie berger Waffenaffaire bei ihm vorgesprochen werden. lekt. Eine Schießerei gab es in Char- rung zu, die schon in den wenigen Tagen ihrer hatten, unwahre Auskünfte erteilt hat. lottenburg. In Duisburg schossen Machtausübung bewiesen hat, wie sie sich den Der amtliche Bericht. Dollfus hat gesagt, daß alle Waffen aus Hir Nazis nach einer Frau, die der Aufforderung, die Anbruch der von den Nationalsozialisten ver tenberg längst weggeschafft seien. In Wahrheit Wien , 3. Feber. Auf Anordnung der Bun Fenster zu schließen, nicht rasch genug nachgesprochenen neuen Zeit" vorstellen. Das liegen dort aber noch zehntausende Ge despolizei wurden in den heutigen Morgenstunden tommen war; fie erfitt eine ſchwere Stopfer Dritte Reich, das allen Brot und Freibeit" wehre, die von Heimwehrleuten be das Arbeiterheim und verschiedene andere sozial- legung. Zu Rusammenstößen zwischen Komwacht werden und die im Laufe der Zeit mit demokratische Parteibetriebe in Wiener- Neustadt munisten und Bolizei kam es aukerdem in Ber - bringen sollte, wie die nationalistische Parole Lastautos und Flugzeugen nach Ungarn geschmug- von der Gendarmerie besetzt, die Durchsuchungen lin, in Senftenberg , in Neumünster. lautete, beginnt mit der Vorbereitung von gelt werden sollen. nach Waffen vornahm. In der sozialdemokratt Berln, 3. Feber.( Eigenbericht.) In Glogau Terrorwahlen, mit Verboten und Unterdrük Die Waffenrazzia in Wiener Neustadt hatte ichen Druckerei Gutenberg wurden lieben überfielen Nazi- Horden ein Reichsbannerlokal. fungen, mit blutiger Gewalt, mit der mig zweifellos nur den Zweck, die Arbeiter jener ich were Maschinengewehre, 31 Sarabi Bei dem Angriff wurde ein Reichsbannermann bräuchlichen In- den- Dienst- Stellung der Or Stadt an der Straße nach Ungarn , auf der die ner, 30.000 Schuß Munition, 26 Kasten mit ge- tödlich verlegt. gane der staatlichen Macht zugunsten der Waffen geschmuggelt werden sollten, zu entwaff gürteter Maschinengewehrmunition, weitere Stabraunen Mordbanditen und der Hinausjagung nen. So will man den Arbeitern die Möglichkeit jiten mit loser Maschinengewehrmunition, 74 Setaller höheren Beamten, die im Geruche repu nehmen, den Waffenschmuggel nach Ungarn nön tengewehre und anderes Material gefunden. Das blikanischer oder auch nur unparteiischer und genfalls zu verhindern. Der Urheber dieses Bla- gesamte Material ist gebrauchsfähig. Breslau , 2. Feber.( Eig. Drahtb.) Der an sozialer Gesinnung stehen. Der Tag" schlägt fangs Jänner von Nazi- Anhängern verübte im Glücksgefühl über die Hitler- Bapen- HugenMord an dem sozialdemokratischen
Allgemeine Wahlen in Preußen.
Provinziallandtage und Gemeindevertretungen sollen Nazimehrheiten bekommen. Papen als Preußendiktator.
Berlin , 3. Feber.( VD3.) In unterrichteten( Sozialdemokrat), für Dienstag 11 Uhr einbeStreisen wird dem Nachrichtenbüro des VDZ errufen. Zur Beratung steht zunächst ein Antrag flärt, die maßgebenden Stellen der Reichs- und der Sozialdemokraten auf Sicherung der Wahl der tommiffarischen preußischen Regierung hätten freiheit. Als zweiten Bunft enthält die Tagesdie Absicht, bei den am 5. März durchzuführenordnung Anträge der Sozialdemokraten und Romben Neuwahlen zum Reichstag nicht nur munisten über die Untersuchung der Osthilfe. Es gleichzeitig die Neuwahl für den preußischen wird beantragt, den Ueberwachungsausschuß in andtag auf jeden Fall mit anzuseßen, son- einen Untersuchungsausschuß umzuwandeln, um dern darüber hinaus auch diejenigen provin- die Nachprüfung der Osthilfe- Akten, die in einem ziellen und fommunalen Körperschoften neu Unterausschuß des Haushaltsausschusses begonnen wählen zu lassen, die von sich aus die Zusam- worden war, fortzusehen. mensetzung des preußischen Staatsrates beftint
als
Neuwahl
Nazimörder werden nicht bestraft.
Jungarbeiter Hanisch wird voraussicht berg- Regierung wahre Purzelbäume und ver Jungarbeiter Hanisch wird voraussicht fündet:„ Es wird das Reich des Auflich ungefühnt bleiben. Die schwerverdächtig
ten Täter wurden nach wenigen Tagen aus der stieges und der Freiheit sein..." Haft entlassen und außer Verfolgung ge- Es ist gut so, daß unsere Nazis ihre, eine Zeitsezt. Auf die Beschwerde des Staatsanwaltes lang vorgehaltene Maske fallen lassen und hat das Oberlandesgericht in Breslau wenn wir auch glauben, daß im Bedarfsfalle diese Maßnahme jetzt gebilligt! nicht einmal ihre jetzige did aufgetragene Hitler- Begeisterung sie abhalten wird, aber
Generalstreik in Lübeck.mals eine Schwenkung um hundertachtzig
Die Nazis knellen.
Grade vorzunehmen, so wird doch insoferne Lübed, 3. Feber.( Eigenbericht.) Die Ar- eine flare Lage geschaffen, als es ihnen nich: beiterschaft hat heute unter Führung der sozialgelingen wird, jemals wieder abzuleugnen, demokratischen Partei einen mehrstündigen Bro- daß sie dem in Deutschland beginnenden teststreit gegen den Raziterro durchgeführt. Der Regime aus dem Grunde ihres Herzens BeiStreit ist vollkommen gelungen, alle Betriebe, fall gezollt haben. die Straßenbahn und die Eisenbahnwerkstätten ,, Brot und Freiheit", mit diesem lagen still. Die Nazis wagten sich nicht hervor, Schlagwort haben die Nazis die Massen gefönicht ein einziger Streifbrecher zeigte sich n der dert das„ Brot", das ihnen nun verab ganzen Stadt. reicht wird, ist der Abbau der Sozialversiche rung, der mit der Ausgliederung großer Teile der Agenden des Reichsarbeitsministeriums
Lustgartenkundgebung
men. Es habe sich in der Vergangenheit sehr oft unzweckmäßig und die politische Arbeit hemmend erwiesen, daß der preußische Staatsrat, der bereits seit mehreren Jahren in der gegenwär tigen Zusammensetzung unverändert besteht, noch und Kommunisten haben die Auflösung des der SPD am Dienstag. nicht dem Ausdruck des Volkswillens aus der bessischen Landtages und Neuwahlen Das Verbot der sozialdemokrati- und ihrer Angliederung an das Reichswirtjüngsten Zeit Rechnung trage. Aus diesem 3 um 5. März beantragt. Grunde und zugleich aus Ersparnisgründen Beide Parteien befizen im gegenwärtigen schen Rundgebung für Verfassung und schaftsministerium begonnen hat, das ist jenem Parlament eine Mehrheit. Sie hatten vor weni- Freiheit wird mit der Gefahr von politischen Ministerium, dem Hugenberg, der Erzreaktio und die in Frage kommenden kommunalen Nör- gen Wochen seine Vertagung bis zum April durch Zusammenstößen begründet. Am vergangenen när, der Führer der brutalsten Scharfmacher Sonntag sind zweihunderttausend Sozialdemokra Deutschlands vorsteht! Und die Freiheit" perschaften am 5. März mit zur Neuwahl zu gesetzt. Stahlhelm wollte Einheitsliste zum Lustgarten marschiert. Nicht der geringste fundzutun, was sie darunter verstanden haben ten und Republikaner stundenlang durch Berlin Die Herren des neuen Kurses haben sich beeilt. daß seit Neubildung der Reichsregierung eine Berlin , 3. Feber.( Eigenbericht.) Die Zwischenfall hat diesen gewaltigen Massenauf- wollen: Freiheit für die Nazimörder, Entlaijung aller Polizeibeamten, die, sei es auch in preußischen kommissarischen Regierung ein- verlangt heute einheitliche Listen der Harzburger Disziplin, Ruhe und Ordnung, darf am Sonntag Notwehr, gegen Nazipülcher zu schießen sich getveten ist. Es iſt nämlich festgestellt worden, Front. Die Nazis, erklären aber, daß fie eine nur die Samarschieren. Die Berliner daß nicht mehr das sogenannte tommissarische Listenkoppelung mit Sugenberg vermeiden Sozialdemokratic wird auf diese Sorte Staats- getrauen, Tolerierung aller Ueberfälle auf Stabinett als Beich luförperschaft fun wollen und lieber selbständig in den Wahl führung, dieses zweierlei Recht am Dienstag giert, sondern daß die einzelnen Ressortvertreter fampf gehen werden.
Stellen.
der
In diesem Zusammenhang verlautet noch,
des Reichskommissariates lediglich beratende dung von Reichsfommissärbon Pa Stimmte haben, woahrend die Entichet
im Lustgarten antworten.
,, Vorwärts" für drei Tage verboten.
Das Verbot der ,, Roten Fahne" zurückgezogen!
pen in den einzelnen Fällen ohite 9 weiteres erlassen werden kann. Tagung des Reichstagsausschusses
Berlin , 3. Feber. Der Reichstagsausschuß zur
Wahrung der Rechte der Volfsvertretung ist von!
fozialdemokratische Gewerkschaftshäuser, Reichsbannerheime und Verbote Verbote kommunistischer Zeitungen ebenso wie sozialdemokratischer Kundgebungen.
Brotund Freiheit"-ja warum haben die ,, feinen Leute", die Hitler früber voll Hohn so genannt und an deren Spite er sich jetzt gestellt hat, ihr Rettungswert nicht fofort begonnen, warum haben sie, anitati Taten sehen zu lassen, den Reichstag in Nen
Berlin, 3. Feber.( Eigenbericht.) Die Regierung hat heute plötzlich und unvermittelt das Berbot der Roten Fahne", deren Erscheinen für acht Tage verboten war, zurüd gezogen. Bom Standpunkt itlers ist im Augenblick die Rote Fahne" eher nützlich, weil das Kommunistenblatt feine Angriffe fast ausschließlich gegen die Sozialdemo- wahlen gejagi? Eben weil denen, die sich von fratie richtet. Dafür wurde der Vorwärts" für drei Tage verboten, da sich die
seinem Borsitzenden, dem Abgeordneten Loebe Regierung durch den letzten Absatz des sozialdemokratischen Wahlaufrufes beleidigt fühlt.
den Schlagwortkadavern der Nazis betören ließen, bald die Augen übergegangen wären,