Seite 2 Dienstag, 7. Feber 1933 Nr. 32 strie noch immer horrende Gehalte an die Leitungen bezahlt, die zwar indirekt, aber sehr fühlbar den Hanken zur Last fallen. Viele Einzel- und Gesellschaftsfinnen sind bis über die Ohren an die Banken verschuldet dennoch entnehmen dieInhaber" derselben Millionenbeträgeihren" Unternehmungen, die dann in Form von Abschreibungen sei es von angelasteten Zinsen, sei es von der Kapi- talsschuld wieder die Banken belasten. Aber die führenden Kapitalisten haben ein Herz für Leute ihres Standes: Erscheint ihnen bei einem Beamten mit Familie ein Gehalt von 24 bis 30 Tausend jährlich untragbar hoch, so finden sie, daß ein noch so verschuldeter In­dustrieller bedauernswert ist, wenn er nicht mehr wie früher mehrere Millionen, sondern kaum eine halbe bis eine Million im Jahr für sich ausgeben darf. Denn sie messen diese Herren nach ihren eigenen Bedürfnissen. Und immer wieder muß man der Oeffentlichkeir wiederholen, daß nach AnMben der Banklei-' tungen selbst, die in den letzten Generalver ­sammlungen erfolgt sind, 8 leitende Direkto­ren der 2ivno kaum 4.5 Mill., 6 leitende Direktoren der Bebca kaum 3.6 Mill., 5 lei­tende Direktoren der B. U. B. jedochnur" 2.25 Mill, im Jahre netto beziehen, wobei sämtliche Steuern und soziale Abgaben von den Banken getragen werden. Die oben erläuterte ullsichtbare Regie bildet dennoch ein größeres Problem der Ban­ken als selbst noch so überhöhte Gehalte der eigenen Direktoren, denn sie geht in die Zehntinillionen. Das Bankenproblem läßt sich heute nicht mehr bei den Banken selbst lösen. Die Banken sind auf Gedeih und Verderb mit der Industrie verbunden. Wenn das Finanzministerium daher das Bankenprobfem bei den Banken anfaßt, so handelt es, wie etwa ein Landarzt handeln würde, wenn er bei einer schweren Blutkrankheit nur den sicht­baren Hautausschlag des Patienten mit Zink­salbe kurieren wollte. Aber bei Landärzten dürfte heute eine solche Fehlbehandlung kaum anzutreffen sein.... R. Wie kann der Landwirtsdian geholfen werden? Ans der Dudgetrede des Genossen SdiweldiliarL Prag, 6. Feber. In der Budgetdebatte hatte Genosse Schweichhart am SamStag in sachkundi- der Weise die schwierigen Probleme der Land­wirtschaft in der heutigen Krisenzeit und di« Mög­lichkeit ihrer Lösung auf Gruud sozialistischer Er­kenntnisse eingehend erörtert und dabei«. a. aus­geführt: Wir erkennen durchaus an,' daß die heimische Landwirtschaft mit großen Sorgen zu kämpfen hat. Ob di« Verschuldung der Landwirtschaft tat­sächlich bereits 30 Milliarden beträgt, wie behauptet wird, soll nicht näher untersucht werden; drückend ist sie auf jeden Fall, namentlich-für jene, die in den verschollenen Zeiten guter Konjunktur die Wirt­schaft zu den damaligen hohen Preisen übernahmen. Die angestrebte Zinsfußherabsetzung ist deshalb zu begrüßen. Da Preissteigerungen der Agrarprodukte auf dem Weltmarkt so bald nicht zu erwarten find, wird der Kostrasenkuag der landwirtschaftliche« Produktion große Aufmerksamkeit gewidmet werdru müssen. Ohne Zweifel find Kunstdünger, landwirt­schaftliche Maschinen usw. viel zu teuer. Die Schuld daran liegt meist in den hohen Kartell­preisen! Der auch vom Ministerpräfideate« ange- kündigte Kampf gegen de» Preiswucher der Kar­telle muß nicht zuletzt im Interesse der Landwirt­schaft geführt werden. Minister H o d L a- hat mit Recht darauf verwie­sen, daß die Lösung der Agrarkrise nicht regional, sondern nur im Verband mit möglichst vielen Staa­ten also international, erfolgen müsse. Das hindert nicht, daß auch im Wege der Selbsthilfe und durch staatliche Maßnahmen ein« Er­leichterung gesucht wird. Genosse Schweichhart be­spricht diesbezügliche Vorschläge von agrarischer Seite(Sektionschef Dr. Meißner) und erklärt dann, daß wir Sozialdemokraten schon an die tau­send Mal« betont haben, daß das ewige Auf und Ab der Preise infolge der kapitalistischen   Produktions­anarchie und d«r Spekulation für die Landwirtschaft Höch st verderblich ist und daß daher möglichst stabile Preis«, di« ei««« gerech­ten Lohn für die mühevolle Arbeit des Landma««s bedeute«, rin Hauptziel erfolgreicher Agrarpolitik sein müssen. Wenn Sektionschef Meißner feststellt, daß die 'gleitenden Zölle und di« sonstigen vom Parlamente beschlossenen Agrargesetze sich günstig auswirkten, so anerkennt er damit indirekt auch di« Mitarbeit der Sozialdemokratie zugunsten der Landwirtschaft. Es ist bemerkenswert, daß Landwirtschaftsmini- ster Dr. HodLa unter Hinweis auf den gemischt idustriell-agrarischen Charakter des Staates die gebo­ten« Berücksichtigung der industriellen Interessen be­tonte. Damit ist von dieser Seite dem unsinnigen Gedanken der Autarkie der Laufpaß gegeben worden! Zu den wichtigsten Agrarproblemen gehört aber di«'Frage des erhöhten Absatzes besonders hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte, wie But­ter und Fleisch. Mit vollem Recht weisen namhafte Agrarpolitiker auf die unbedingte Notwen­digkeit eine- erhöhten Konsums hin. Wenn eS gelänge, die Kauflrast der Einwoy- ner der Tschechoslowakei   guch nur soweit zu hebe«, daß flch jeder so viel Lebensmittel kaufen kann, als wir für einen Arrestanten aufwenden, so wäre damit bereits unendlich viel für die Landwirtschaft getan! In klarer Erkenntnis dessen hat der frühere reichsdeütsche Ernährungsminister vbn Schlange- Schöningen auf die innige Verbindung der Agrarfrage mit dem Industrie- und Arbeitslosen­problem hingewiesen. Bei uns dagegen gibt es nicht wenige Agrarier, die eine Herabsetzung der an­geblich zu hohen Löhn« bewußt fordern und damit di« Kaufkraft der Massen noch weiter schwächen wol­len. Das heißt doch schon den Ast absägen aus dem man sitzt! Wie sehr di« Kaufkraft der Konsumenten mit dem Wohlergehen der Landwirtschaft zusammenhängt, zeigt eine interessant« reichsdeutsche Statistik. In der Zeit von 1924 bis 1929 stieg der Reallohn der Arbei­ter und Angestellten DeutschlnadS um 30 Prozent, feit MoravflL, Anglobank, Jndustrialbank n. a. Und als den Bankherren««gekündigt wurde, daß eine Zinsenherabsetzung eventuell auf gesetzlichem Wege erzwungen werden würde, da wußten sie, daß sie bei dieser Ge­legenheit ein Gegengewicht in Form einer im Gesetze verankerten Möglichkeit der Gehalte­senkung unter Außerachtlassung von kollektiv­vertraglichen oder sonstigen Verpflichtungen werden verlangen können. Und sie täuschten sich nicht in ihrer Erwartung, denn das Finanzministerium bot ihnen willig seine Hilfe und brachte tatsächlich einen solchen Antrag im§ 17 des geplanten Gesetzes ein. Ausdrücklich vermerkt niuß werden, äiß die­ser§ 17 sich nunmehr auf alle Angestellten erstreckt hätte, nur nicht auf jene, auf welche das Bankengesetz sich bezieht. Die Banken hofften daher, die oben gezeigte Schwäche des Bankengesetzes weiter ausbauen und eine Bresche in die vertraglichen Rechte ihrer Sub­alternangestellten ünd darüber hinaus in die Einrichtung der Kollektivverträge überhaupt legen zu können unter ganz evidenter Scho­nung der Bankleitungen. Die Junkti- mierung der Senkung der Span­nung zwischen Kredit- und Debet­satz mit einem gesetzlich sanktio­nierten Gehalteabbau bei Sub­alternangestellten sollte ihnen dazu verhelfen. Allen, die einigermaßen mit dem Bank­betriebe vertraut sind, ist es ganz klar, daß die offensichtliche Regie der Banken in die­sem Zusammenhang gar keine Rolle spielt. Dies beleuchtet die Tatsache, daß es z. B. in der Anglobank notwendig wäre, die gesamte Personalregie zu streichen, um die Spannung um sage und schreibe 1.5% zu reduzieren, d. h. umso viel, als, wie wir noch sehen werden, die Spannungin den letzte»etwa 2HH Jahren sei­tens der Banken erhöht wurde. Das PrMem der Banken besteht vor allem in derunsichtbaren Regie", über die wir noch sprechen werden. Auch die Ziffern, die die Angestelltenvertreter sowohl den Regie­rungskreisen als auch der Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht haben und die die Wechsel­wirkung der Zinsensenkung und Senkung dec Bezüge der Subalternangestellten beleuchten, beweisen die oben erwähnte Tatsache, denn selbst ein 10%iger linearer Abbau sämtlicher Bezüge(also auch der Funktionäre) in den Banken würde bei weitem nicht genügen, um eine Reduktion der Spannung auch nur'um* *4% herbeizuführen. Und nun erleben wir das erhebende Schauspiel, daß die absolute Zinsenreduktion und die Senkung der Zin­senspanne plötzlich zusammengeworfen werden, um auf diese Weise doch noch das Zweckmäßige einer Gehaltesenkung bei den Subal ernange» stellten nachzuweisen, die ja doch im Durch­schnitt nur dazu reichen würde, die Sähe um etwa ein Achtel Prozent abzubauen.(Erspar­nis bei einem Kredit von 8 1,000.000. etwa K 1250. jährlich, bei zehn Millio­nen von etwa 8 12.500. jährlich für den Kreditnehmer!) Haben die Banken einerseits, u. zw. leider nicht mit Unrecht auf die Hilfe der hohen Bürokratie im Finanzministerium gerechnet, 39 Die Kellnerin Molly. Roman oon Han« Otto HoneL Eovvriaht t*> gackrlretter-Derla«. Berlin  . Naibdruck verboten Der dicke Agent lächelte vergnüglich, als Male darauf aufmerksam machte, daß sie durchaus keine berühmt« Tänzerin sei. Ja, wenn dieses Engagement zustande käme, so würde es erst ihr zweites sein. Der Dicke beruhigt« sie. Di« Kaf­fer« in Hof seien nicht so wählerisch. Cher als auf eine Primaballerina käme es ihnen auf ein hübsches Mädel an. Und da wäre das Fräulein di« Richtige, wie jeder s«hen könne, der nicht blind fei. Ungeniert entkleidet« er sie dabei mit den Blicken. Als Male dann di« Bedingungen vernahm, kam sie sich wie umworbener Tanzstern erster Ord­nung vor. Für Ab'olvierung des an Ort und Stell««rst sestzusetzcnden Tanzprogrammes sollte sie monatlich sechzig Mark bekommen, dazu erst­klassige Verpflegung und Unterkunft frei, ebenso auch die Hin- und Rückfahrt frei. Die Fahrt sollt« standesgemäß sein. Die vier Tanzmädchen lernten sich erst ken­nen, als sie eine Viertelstunde vor Abgang des Zuges von dem auf dem Bahnhofe wartenden Aqenten di« Fahrkarten in Empfang nahmen. E: geleitete sie durch di« Sperre nach dem Zuge Als sie aus dem Bahnhose rollten, der Agent also außer Hörweite war, fingen di« drei neuen Kol­leginnen Males zu schimpfen an. Sie bemängel- ten, daß sie im gewöhnlichen Personenzug auf Holzbänken nach. Bayern   fahren müßten. Stan­desgemäß laut Vertragsbedingnng würde D-Zug sein und Polsterklasse. Da wurde die Fahrt keine zehn Stunden dauern. Male verhielt sich dazu still, denn sie fand ihr« Lage durchaus nicht bedauernswert. Da war so verlassen sie sich andererseits, wie schon gesagt, auf das schlechte Gedächtnis und die Uninformiertheit der Oeffentlichkeit. Doch wir wollen hier eben jenem schlechten Gedächtnis nachhelfen und auch zu einer richtigen Infor­mierung der Oeffentlichkeit beitragen. Bei der folgenden Betrachtung wollen wir vollkommen von den verschiedenen Provi­sionen absehen, die Banken in Anrechnung bringen, und nur die den Schuldnern in An­rechnung gebrachten Zinsen einerseits und die den Einlegern in Kontokorrent vergüteten Zinsen anderseits und damit auch die jeweilige Zinsenspannung betrachten, die angeblich, nach Mitteilungen der bürgerlichen Blätter, seit Jahren stabil geblieben ist". Vom 1. Juli 1930 bis etwa End« Jänner 1931 berechneten die Banken im Debet mindestens 7 1/£% an Zinsen, im Kredit 4%, so daß die Spannunq 3^Ei­betrug. Anfang Feber 1931 wurde der mini­male Debetsatz auf 7%, der Kreditsatz auf 3V 2% gesenkt, die Spannung stieg auf 3V£%. Im August 1931 wurde der Debet­satz auf 7%% hinausgesetzt, der Kreditsatz blieb unverändert, die Spannung st i e g auf 414%. End« September 1931 wird der Debetsatz auf 9%, der Kreditsatz auf 414% erhöht, die Spannung steigt auf 4%%. Erst im Oktober 1932 wird der Debetsatz auf 8*4%,' der Kreditsatz auf 3%% ermäßigt, wodurch sich die' Span­nung aufnur" 4.5% reduziert. Hiebei muß noch beachtet werden, daß die Banken, die vielen Schuldnern noch höhere Sätze, als die oben angegebenen, anrechnen, jede Er­höhung des Tebetsatzes generell durchfüh­ren, während die Senkung der Debetsätze in vollem Ausmaße nur wenigen bevor­zugten Großkundschasten zugute kommt, sodaß die tatsächlich erfolgte Erhöhung der Spannung noch wesentlich höher als oben er­rechnet zu veranschlagen ist. Vernachlässigt man diese Tatsache und geht man nur von der oben errechneten Svan- nung aus, so kommt man dazu, daß die Ban­ken nur aus dem Titel der allmählichen Er­höhung der Spannung sehr beträchtliche Sum­men verdient haben müssen. Im Durchschnitt kann man bei den Großbanken mit einer Summe von je 10 bis 15 Millionen im Jahre 1931 und von je 25 bis 30 Millionen im Jahre 1932 rechnen, die sich als zusätz­licher Gewinn' der Handelsbanken präsen­tieren. Und auf einmal soll eine Reduktion dieser Plusgewinne für die Banken vollkom­men untragbar sein? Den Danken, heißt es, geht es schlecht. Und doch kann die offensichtliche, unter dem Titel Personal- und Sachaufwand figurie­rende Regie, wie mehrfach erwähnt, nicht der Stein des Anstoßes sein. Hier muß noch eine unsichtbare Regie mitwirken, die allem An­scheine nach viel schwerer ins Gewicht fällt als die offensichtliche. Und dem ist auch so. Bei der Struktur unseres Geldwesens sind unsere Geldinstitute Eigentümer einer großen Anzahl von Konzernunternehmungen. Und vielen dieser Konzernunternehmungen geht es schlecht. Dennoch werden in der Jndu-' ein Herr, der einem auf Anhieb und freundlich eine Stellung vermittelte, ohne daß man si« er­innerte sich an dieKönigin Luis«" Geld zu zahlen braucht«. Er steckte rhr die Fahrkarte m die Hand, letzte sie in die Gesellschaft dreier Mäd­chen und Kolleginnen, und wenn man am Zjel ankam, würde man Arbeit. Verdienst, Nahrung und Unterkunft vorfinden. Mehr konnte man nach Males Meinung wirklich nicht verlangen. Die Ankunft in Hof gestaltete sich allerdings weniger freundlich, als Male erwartete. Die Mädchen mußten sich mühsam nach dem Gasthofe durchfragen, wo man sie nicht sehr liebevoll emp, fing. Je zwei der Mädchen bekamen ein Zimmer mit zwei Betten. Das^ Essen fand sogar die doch bescheidene Mal« gewöhnlich und unzureichend. Morgens gab es schlechten Kaffe« mit einem Bröt- chen, nachmittags das gleich«. Das Mittagsmahl und das ihm gleichende Abendessen bestand sicher­lich aus Küchenabfällen, denn wenn es dieselben Speisen gewesen wären, die das Hotel sonst seinen Gästen vorsetzte, hätte eS sich keine Woche halten können. Die Mädchen tüftelten oft, was sie eigent­lich schluckten. Am andern Tag begann das Auftreten. Die Mädchen tanzten vor den vornehmsten Gesell­schaftskreisen der Stadt. Aber Male fand, daß das Publikum auf dem Lichterfelder   Rummel auch nickit gemeiner geguckt, gelächelt und gezotet hatte. Nur daß hier alle- etwas leiser und weniger auf- iällig vor sich ging. Nach der Arbeit wollten die Mädchen sich er­müdet auf ihr Zimmer zurückziehen, um schlafen zu gehen. Da aber trat der Geschäftsführer, ein dicker Bayer mit preußischem Schnurrbart und direktorialem Cutaway auf sie zu und verstellt« ihnen auf der Treppe den Weg. Wohin die Damen denn wollten? Schlafen wollt ihr schon gehen? Das ist ja «ine ganz neue Mode! Ihr wollt wohl zu fein für die Unterhaltung der Gäste sein? Marsch, meine Damen, begeben Si« sich nach den Gast­räumen. Die Gäste brennen darauf, Sie-kennen -u lernen." Die Mädchen waren so eingeschüchtert, daß sie nicht zu widersprechen wagten. Gehorsam und wortlos folgten sie der ausgestreckten Hand-es Geschäftsführers in das festsaalähnliche Gastzim­mer, wo schon für jede eine Taffe Kaffee und ein Glas Likör beveitstanden. Es waren hier keine Frauen zugegen. Im Nu hatten sich um jedes der Mädchen zwei oder drei Herren gesammelt. Junge, die den groß­städtischen Lebemann, und alte, die den lebens­erfahrenen Genießer markierten. Male ekelt« sich vor den Komplimenten über ihren Tanz und ihren Körper ebenso wie vor den geilen Anspielungen und eindeutigen Zoten, die um>0 widerlicher wirkten, weil man doch in den Tänzerinnen scheinbar die Dame respektierte. Bebend vor Erregung stand Male nach einer Viertelstunde aus und verließ ohne Gruß daS Zimmer. Vor der Tür fing der Geschäftsführer sie ab. Was nun wieder loS sei? Male sagte, sie wolle schlafen gehen, weil sie den Ton der Herren unanständig fände. Der Geschäftsführer betonte, es handle sich um di« feinsten Herren der Stadt, denen eine aus Berlin   hereingeschneite Tänzerin unmöglich den Ton vorschreiben könne. ES i«i ihre Pflicht, sich zur Verfügung der Herren zu hal­ten. Male entgegnete, daß von dieser Verpflich­tung nichts in'den Abmachungen stünde, die sie in Berlin   unterschrieben habe. Sie würde sonst 'chwerlich hergekommen fein. Der Geschäftsfüh­rer wollte auffahren, mäßigte sich aber und ver­suchte, Males Brüste zu betasten. Das geschah auf offener Treppe. Male ließ ihn stehen und ging auf ihr Zimmer. Am liebsten hätt« sie ihm die Faust ins Gesicht geschlagen, aber sie fürchtete dadurch das Engagement zu verlieren. Am nächsten Tage bekam Male noch schlech­teres Essen als ihre drei Kolleginnen und auch viel weniger als ioust. Sie hungerte. Am Abend nach der Vorstellung weigerte sie sich von vorn ­herein, mit den Kolleginnen in das Gastzimmer zu gehen. Sie versuchte, die Mädchen zu beein­flussen, gleich ihr zu bandeln, da dock solch« Ber  « hältnisse gegen den Vertrag und auch gegen die guten Sitten s«ren. Di« Mädchen getrauten sich nicht, ihr zu folgen.* Am anderen Tage hielt eS Male vor Hunger nicht mehr auS. Sie sprach bei dem Geschäfts­führer vor und bat um-en bis zu dem Tage fäl­ligen Lohn, damit si« sich etwas zu essen kaufen könne. Der Geschäftsführer lehnt« ab und mur­melte undeutlich: Wer nicht hören will, muß füh­len. Male ersucht« ihn, sich näher zu erklären. Klipp und klar sagte er ihr daraus, daß sie sich abends ohne Ziererei ,^ur Verj'igung der Her­ren" zu halten habe, wenn sie iatt werden wolle. Male sing an zu weinen und schrie ihm ihre Empörung ins Gesicht. Tas sei ja nichts anderes als Mädchenhandel! Er feixte höhnisch. Als sie in ihrer Erreguitg laut wurde und immer.wieder von Mädchenhandel sprach, überhäufte er sie mit wüsten Schimpfworten, die Male aber zum größ­ten Teil nicht verstand, da sie sich fast ausschließ­lich auf bayerische   Urlaute beschränkten. Aber io- viel begriff Male doch, daß sie hier nur bleibe« könne, wenn sie sich dazu verstand, den Wünsche« der Herren gefügig zu lein. Sie verlangte darauf, unverzüglich aus de«' Vertrage entlassen zu werden, da er nicht unge­halten würde. Sie ersuch« um sofortige Auszah­lung des chr bis letzt zustehcnden Lohnes und des vertraglich festgesetzten Geldes für di« Rückfahrt. Der Geschäftsführer weigerte sich, zu zahlen r«d nannte sie eine schief« Sau. Bis zu dieser Minute hätte Male sich nicht getraut, die Polizei aufzusuchen. Aber sie fühlte ftch im Augenblick io schwer verletzt io lehr i« ihrem Rechte, so iehr einer mächtigeren Hilfe be­dürftig, daß sie vom Flecke weg zur Polizei eilte, ohne.zu überlegen. (Fortsetzung sotqi.j