n'.im*1... ii.'.».I',-«-"» ,I»- ni;:;- Mil* 13. Jahrgang. Freitag, 17. Feber 1933 Nr 41. der die in ßen geschaffene Lage anerkennen und die preußische Kommissariatsregierung als recht­mäßig eingesetzt ansehen. Der Vertreter SachsenS   erklärte, daß die Frage der Rechtsbeständigkeit der Ernennung nicht vor daS Forum des Reichsrates gehöre^ Sachsen   sei weder in der Lage, für die von Bayern   und Baden ausgesprochene Rechtsver­wahrung noch für die von Thüringen   abgegebene Erklärung Stellung zu nehmen. Die Vertreter von Schleswig-Hol­ stein   und anderen Provinzen bezeichneten es als dringend notwendig, daß der Reichsrat, un­beschadet der Rechtslage, aktionSfähigbleibe. Reichsinnenminister Dr. Frick geben wurden, nachdem der Sturm der National­sozialisten begonnen hatte. Der amtliche Bericht läßt dies« Frage offen. Ich bi» auf Grund gewissenhafter Nachfor- 'schungen, die ich an Ort und Stelle vorgenommen habe, zu der Ueberzeuanng gekommen, daß nicht die Kominunisten, sonder» die National­sozialisten di« Angreifer waren. Mir ist auch bis heute nichts bekannt geworden,»ras «eignet wäre, diese Ueberzeugung zu erschütterst. Schon allein di« feststehende Tatsache, daß die Kommunisten zur Stünde deS.Zusammenstoßes einen Kindernachmittag veranstalteten, spricht ge­gen ihre Angriffsabsichten. Denn di« Behauptung der nationalsozialistischen Press«, die Kommunisten hätten ihr« Kinder eigens mitgebracht, um sie bei dem geplanten Feuergeiecht als Brustwehr zu ge­brauchen, hat Wohl doch keine inner« Wahrschein­lichkeit." Polizeipräsident von Berlin  - ein Kapp-Pnlsdilst Berlin  , 16. Feber. Konteradmiral Von Levetzow ist zum Polizeipräsidenten von Berlin   ernannt worden. In der Zeit des Kapp- PutschcS war von Levetzow Ebef der Marine­station der Ostsee in Kiel   und wurde in daS damit im Zusammenhang stehende Verfahren vor dem Reichsgericht verwickelt. Goebbels   Diktator des Rundfunks. Berlin  , 16. Feber. DieDeutsche Allge­meine Zeitung" berichtet, daß der Rundfunk in Zukunft unmittelbar dem Reichskanzler unter­stellt werden soll. AlsReichskommissär für Rundfunk und Propaganda" soll Dr. Goebbels auSersehen jein. Proteste im Reichsrat. ««Beschränkte Verhandlungee bis zur Entscheidung des Staatsgerichtshofes. Berlin  , 16. Feber. Der Reichsrat hielt heute unter Vorsitz von Reichsinnenminister Dr. F r i ck eine Vollsitzung ab, in der zum ersten Male das Land Preußen durch die von den Reichskommis? sären ernannten Reichsratsbevollmächtigten ver ­treten war. Die von der Regierung Braun bevollmächtigten preußischen Vertreter waren nicht e r s ch i e n e n. Sofort nach Eröffnung der Sitzung verlas der bayrisch« Vertreter Ministerialdirektor Sperr folgende Erklärung: 1. Der ReichSrat ist ein« ausgesprochen bun ­desmäßige Einrichtung zur Wahrung des An ­teiles der Länder an der Gesetzgebung und Verwaltung des Reiches. 2. Di« Stimmführung der Länder im Reichsrat müsse von der Reichsgewalt unabhängig sein. 3. Die Beteiligung von Reichskommissären an der Abstimmung im Reichsrat widerspricht also dem Grundaufban d«S Reiches. 4. Jedes deutsch  « Land ist berechtigt, die Einhaltung der ver ­fass u n g s maß igen Zusammensetzung des Reichsrates zu verlange«, ohne daß ihm hier ­aus der Vorwurf der Einmischung in Angelegen ­heiten eines anderen Landes gemacht werden kann. Die bayrisch« Regierung lehnt«in« Einmen* guug in innerpreußische Angelegenheiten ausdrück ­lich ab. Sie hält aber im Einklang mit drr Stel ­lungnahme des Reiche staatsgcrichtShoses an den dargelegten verfassungsmäßige« Grundlagen d«S Reichsrates fest und legt deshalb gegen die Betei ­ligung des RrichskommissärS in Preuße« oder sonstiger Reichsbeauftragter a« der Beratung«nd Abstimmung im Reichsrat Rrchtsverwah- r u n g ein, weil dies« Beteiligung eine dem Wesen des Reichsrates widersprechende Veränderung der Zusammensetzung deS Reichsrates bedeuten würde. Räch diesen Grundsätzen muß die bayrisch« Regie ­rung ihre künftig« Stellungnahme bemessen. ' Der badische Gesandte Dr. Fecht bekannte sich gleichfalls zu dem Urteil des Staatsgerichtshofes, nach dem Reichsorgane nicht ein Land vertreten könnten. Er hielt es für notwendig, die Beratungen anszusetzen, bis der StaatS- gerichtshos entschieden habe. Der Vertreter der Rheinprovinz   Hammacher stimmte namens der p r e u ß r s ch e n Provin ­zen, Grenzmark Posen, Westpreußen, Nieder ­schlesien, Oberschlesien  , Sachsen  , Westfalen, Hes ­sen-Nassau   und Rheinland der bayrischen Erklä ­rung zu. Er p r o t e st i e r t e dagegen, daß Ver ­treter der Reichskommissäre im Reichsrat er ­schienen seien und, warf die Frage auf, ob man Mit dieser Reichsratssitzung em Präjudiz für die Entscheidung des Staatsgerichtshofes schaffen wolle, wogegen er schärfste RechtÄVer ­wahrung einlegen müsse. Er spreche nicht nur für di« sieben preußischen Provinzen, sondern auch für die preußischen S t a a t s m i n i st e r. Eine Sitzung, bei der die Reichskommissäre preußischen Stimmen abgeben würden, sei jedem Falle ungültig. Der hessische Gesandte schloß sich Rechtsverwahrung Badens an. Reichsminister Dr. Frick erklärte, daß für die Reichsregierung einzig und allein die Verord   ­nung des   Reichspräsidenten maßgebend sei. Der Reichsrat trat dann in die Tagesord ­nung ein. Er nahm von der Mitteilung über die Ernennung des neuen Kabinetts Kenntnis. Als ­dann von der Ernennung der neuen preußischen Bevollmächtigten Kenntnis ge ­geben wurde, beantragte der badische Gesandt  « im Auftrage   Bayerns, Sachsens, Württembergs  ^ Ba ­dens, Hessens, Hamburgs, Bremens und Lübecks, sestzustellen. daß der Reichsrat von der Bestellung des Bevollmächtigten Kenntnis nehme, ohne zu der Rechtsfrage Stellung zu nehme». Da die Rechtsbcständigkeit der Ernennung von drr Entscheidung des StaatsgerlchtS- hoses abhängig sei, wird beantragt, bis zu dieser Entscheidung die Beratungen und Beschlußfassungen des Reichs ­rates auf besonders dringende Ge ­genstände zubeschränken.  Die Hertreier Thüringens, Mecklen ­burg-Schwerins, Anhalts, LipPeS und N-eustrelitzs gaben Erklärungen ab,.daß sic die von der Reichsregierung gegenüber Preu- Ein Attentat auf Roosevelt Cermak, der   Bürgermeister Chicagos, schwer verletzt. Der Attentäter geisteskrank  ? Miami(Florida), 15. Feber. Heut« abends fand hier in«ine« Park«in Empfang für den künftig«« amerikanischen   Präsidenten Roosevelt statt. 8« diesem Empfang nahm neben viele» anderen Personen auch der   Bürgermeister von Chicago, Lermak, teil. Rach einer Ansprache Roosevelts schoß«in in der Menge befindlicher Mann gegen de« Präsidenten, der aber unverletzt blieb. Die Kugeln trafen den in der Räbe befindliche« Bürgermeister Lermak und, verletzten   ihn schwer. Nutzer Lerma! Warden Fran Josephine Gill, die Gat­tin eines Industrielle», schwer  , ei« Junge, eine Fra«,«in Man« und ei« Polizist leicht  verletzt. Roosevelt schafft« Lermak in seinem Auto in«in Krankenhau«. Dort wurde festgestellt, daß«ine Kugel durch daS Zwerchfell drang, die Leber streift« und in einem Rückenwirbel. knochen stecken blieb. Die Verletzung ist sehr ernst, aber nicht lebensgefährlich. Ueber den Attentäter wurde bekannt, daß er ein italienischer Maurer namens Zin« aara ist. Sr hat nach seiner sofort erfolgten Verhaftung erklärt  , daß er auf Roosevelt ge­schossen habe, weil soviele Menschen dem Hungertod nahe seien und er rin Magenleiden habe. Man nimmt trotz der Behauptung d«S Attentäters, er fei rin Bolschewik, an, daß man es mit einem Geisteskranken zu tun hat. Rach einer andere« Version ist der verdacht naheliegend, daß es sich um einen Rache­akt der Chieagoer Gangsters gegen Sermak handelt, dermal hat gegen sie«inen scharfe« Feldzug eingeleitet. Da in dem Augenblick des Attentats   termak von Roosevelt sie­ben Meter entfernt war, ist nicht mit hundertprozentiger Sicherheit anzunehmen, daß die Schüsse dem Präsidenten   galten. In Miami und   anderen amerikanischen Städten wurden ein« Reihe von Personen ver­haftet, die entweder zu den Gangsters gehören oder zu ihnen gut« Beziehungen unterhalte«. Das   Attentat hat in Amerika groß« Erregung hrrvorgerufen. Auch   in der Tschechoslowa­kei wurde daS Ereignis eifrig besprochen, da dermal ei» gebürtiger Kladnoer ist   und zur Tsche­choslowakei gute Beziehungen unterhält  . In de« Straß«« Prags war daS Attentat das Tages­gespräch; di« amtliche Berichterstattung überschüttet« die Presse mit   Einzelschilderungen. Din zertrampelte   Preßfreiheit. BerlinerTempo" und viele P rovin;- Tagblätter   Verbote«. Berlin, 16. Feber. Die Verbot« gegen di« Linksblätter nehmen kein Ende. Rach dem gestri­gen Verbot   der zwei großen Berliner Blätter, desVorwärts" und des8-Uhr-AbendblatteS", wurde«   nun derTempo" in Berlin  , weiter zwei Berliner Wochenblätter und ein« ganze Reih« von Blättern, in de« verschiedensten   Teilen Deutschlands, so«. a. dieRheinisch  « Warte" in Koblenz,   dieVolkSwacht" in Trier, di  «Freie Presse" in Aachen, das kommunistische Blatt der ,^klaff«nkampf" in Halle, das sozialdemokratische Blatt dieSchleswig-Holsteinische   Volkszeitung" in Kiel, der sozialdemokratische  Bolkswille" in Hannover, das kommunistisch« Blatt  Volks­wacht" in Stettin und auch das Lausitzer Blatt BolkSecho" verboten. Zu dem neuen Verhol desVorwärts und seiner Begründung übergibt der Chefredak­teur desVorwärts", Abg. Genofft Stampfer, der Oesfenllichkeit folgende Erklärung: ®i< Behauptung, meine Darstellung der Eislebener Ereignisse stehe im Widerspruch zu amtlichen Berichten, würde an sich ein Zeitungs­verbot noch nicht rechtfertigen. Sie ist aber auch irrig. Der amtliche Bericht vom 13. Feber'aus Halle a. Saal« behauptet keineswegs, daß die Schüsse, die von Kommunisten abgegeben wurden, dem Sturm auf das ,Massenkampff'-Haus vor­ausgegangen seien. Daß. von Kommunisten geschossen wurde, Hape ich nicht. bestritten., Ich habe nur behauptet, daß diese Schüsse erst abge- ' gegenüber dem Vertreter   der Rheinprovinz, daß selbstverständlich allein die Vertretung der der­zeitigen preußischen Regierung zur Stimmabgabe berechtigt sei. Die sieben preußischen Provinzen gaben gegen diese Erklärung Protest zu' Prowkoll, während der bay­rische Vertreter erklärte, daß unbeschadet der Frage der Rechtsbeständigkeit in der Zwischenzeit eine Vertretung der Regierung Braun im Reichsrat unmöglich geworden sei. Darauf wurde der badisch« Antrag mit 39 gegen 26 Stim­me« bei einer Enthaltung angenommen. Für den   Antrag   stimmten Bayern, Sachsen, Württemberg  , Baden  , Hesse«  , Hamburg, Bremen,  Lübeck, Schaumburg-Lippe und die   Provinzver­ treter von Berlin, Grenzmark   Posen-Westpreu­ ßen,   Niederschlefien» Sachsen, Westphalen  , Hessen  - Nassau und Rheinprovinz  . Oberschlesien enthielt sich der Stimme. Der Reichsrat erledigte dann den Rest der betont« s Tagesordnung, der nur aus Formalien bestand. Drittes Reich: den Brotkorb höher! Die Hitlersche Rettungsaktion vom volks­vernichtenden Marxismus hat bereits mächtig eingesetzt. Sie beginnt damit, daß dem Volke der Brotkorb höher gehängt wird. Zugunsten jener Junker und großen Viehzüchter, das ist jener Sorte, die sich durch die Ostchilfe-Diebe- reien saniert haben. Tas Kabinett   desDritten Reichs" hat vor einigen Tagen beschlossen, ein« Erhö­hung der Zölle durchzuführen. Zölle auf Rindvieh, Schafe, Schweine, Fleisch und Schmalz. Der Naziführer  Gregor Strasser hat recht gehabt, als er in einer Stuttgarter Rede ankündigte, die Natio­nalsozialisten würden, wenn sie erst einmal zur Macht gelangen,dem deutschen Volke etwas vorexe^r zieren". DasBorexerzieren  " hat begonnen. Hitler ist Reichskanzler, seine erste wirtschaft­liche Tat wird eine katastrophal« Rückwirkung auf die Lebensweise der Arbeiterschaft und der kleinen Leute ausüben. Die Folge der Zoller­höhung wird eine unter den heutigen Verhält­nissen enorme Preissteigerung sein. Bei Auslandsschmalz wird diese Erhöhung 20 Pfennig, das sind X 1.60 für das halbe Kilo betragen  . Im,Dritten Reich" beginnt das Hit- kersche Rettungswerk damit, daß den Armen dasFettvomBrotgenommen wird, Trockenes Brot und Kartoffeln tun es auch. Fleisch und Fett sind Delikatessen, die haben auf dem Tisch der Arbeiterfrau nichts zu suchen. Der Kampf gegen den Marxismus, der  bekanntlichDeutschland ruiniert" hat, muß eben schonungslos geführt werden. Den Arbeitslosen, den kleinen Rentnern und den Kriegsbeschädigten hat er Hilfe zu­gesagt. Bevor er Reichskanzler wurde. B e- v o r ir an die Spitze einer Regierung trat, welche die kapitalistischeste ist, die   es jemals in Deutschland gegeben hat. Er hat auch die Verstaatlichung der Banken, die Brechung der Zinsknechtschaft angekündigt. Damals ver­sprach er auch, den Kampf zu führen gegen das herrschende unsittliche kapitalistische Wirt­schaftssystem" zu führen. Und heute? Die Schäden, di« Herr von Päpen den Arbeitern und Angestellten durch seine Not­verordnung zugefügt  , sie fanden an Hitler einen erbarmungslosen Kritiker. Seither ist dieser selbe Paven seine rechte Hand geworden und dessen Notverordnun­gen werden von ihm aufs furchtbarste ver­schärft. Drittes Reich: der alte kapitalistische, vokksausbeuterische Kurs wird unter Hitler weitergesteuert. Arbeitslose, Rentner,'Kriegs­beschädigte können bis zum Sankt Nimnrer- leinstage warten. Sollten sie einen Bettel erhalten, so nur als Wahlköder, der ihnen nach den Wahlen wieder genommen werden wird. Der schon genannte Gregor Straffer hat schon   Ende 1931 in Leipzig erklärt:Im Dritten Reich wird man der Frau beibringen, mit dem Geld«, das der Mann nach Hause bringt, auszukommen. Wurst und Weißbrot werden verschwinden. Dafür werden die Na tionalsctzialisten die güte alte Erbsen­suppe wieder zu Ehren bringen". Er hat vergessen hinzuzufügen:   ohne Fett! Der Marxismus  , der nach Hitlers erster  Kanzlerrede Deutschland-an den Rand des Abgrunds" gebracht hat, ließ den Arnien immerhin noch Fett aufs Brot und Fett für dieErbsensuppe". Diesem bodenlosen Lürns macht nun der große Adolf ein Ende. Die Reichsregierung tröstet die betroffene Bevölke­rung damit, daß doch die sich aus der Zoller­höhung ergebende Preiserhöhung werdeun­schwer" getragen werden können. Wenn H i t ler, der Stammgast im   ersten Lu­xushotel Berlins war und der in sei­ner Garage mehr als em halbes Dutzend der WWW