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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Mittwoch, 22. Feber 1933

Kampfruf der Internationale

Einigt Euch zum Entscheidungskampf gegen Fascismus und Kriegsgefahr!

Das Bureau der Sozial stischen Arbeiter- Inter nationale hat in Zürich   am 18. und 19. Feber getagt und folgenden Aufruf beschlossen:

An die Arbeiter der ganzen Welt!

In einem Augenblick höchster Gefahr für die Arbeiterklasse, für Freiheit und Frieden, für die menschliche Kultur wenden wir uns an Euch! Mit der großkapitalistischen und feudalen Reaktion verbündet hat Hitler   die Regierung in Deutschland   übernommen.

Der Entscheidungskampf zwischen Fascismus und Arbeiterklasse

ist in Deutschland   im Gang. Ungeheures steht auf dem Spiel.

Gelingt es dem Fascismus in Deutschland  , seine Macht zu behaup ten und zu befestigen, dann gehen mit der deutschen   Demokratie, mit der deutschen Republik die Ergebnisse eines halben Jahrhunderts prole­tarischen Klassenkampfes verloren.

Wirst der Ansturm des Fascismus die Arbeiterklasse in Deutsch­ land   nieber, dann ist das Proletariat in ganz Mitteleuropa   in schwer. ſter Gefahr, dann wird die Reaktion in der ganzen Welt ermutigt, die jozialen Errungenschaften der Arbeiterklaffe anzugreifen.

Darum vertrauen wir darauf, daß die Arbeiter Deutsch  . lands, mit deren schweren opferreichen Kampf die Sozialisten aller Länder sich solidarisch verbunden fühlen, den Fascismus und die Konterrevolution schlagen werden.

Darum rufen wir die Arbeiter aller 2änder auf, das Proletariat Deutschlands  , eingebent ber meltgeschichtlichen Bedeutung feines Kampfes, nach träften zu unterstützen.

Die Sozialistische Arbeiter Internationale hat stets erkannt, daß der Bruderkrieg des Proletariats die tiefste Ursache feiner Schwä hung und damit der stärkste Bundesgenoffe des Fascismus ift.

Die Sozialistische Arbeiter- Internationale bat daher stets die

Ueberwindung der Spaltung, die

Einigung des Proletariats als die entscheidende Voraussetzung der vollen Entfaltung proletarischer Straft angesehen.

Angesichts der furchtbaren Bedrohung der Arbeiterklasse Deutsch­ lands   und damit der ganzen Welt, werden die tragischen Folgen der Spaltung sichtbarer als jemals früher. Die Verheerungen, die die Spal tung durch anderthalb Jahrzehnte erzeugt hat, fönnen leider nicht plötz gegenwärtigen Moments muß nicht nur in der Zukunft wirksam werden in dem Willen zum Neuaufbau einer einheitlichen geschlossenen Kampf­organisation der Arbeiterklasse, sondern sie muß schon in der Gegenwart zum Versuch führen, die Kampffähigkeit des Proletariats soweit zu steigern als nur irgend möglich.

Die Gefahren find zu groß. als daß der einmütige Wunsch der

Arbeiter nach dem einheitlichen Kampfe des ganzen Proletariats zu parteipolitischen Manövern benügt werden dürfte. Die Sozialistische

erobern. Der bisher ängstlich gehütete Schein, es gebe teinen Krieg zwischen Japan   und China  , fällt. Die ungeheuerlichen Pläne der japa nischen Imperialisten werden immer deutlicher und der Böllerbund hat sich ohnmächtig erwiesen,

ihnten Einhalt zu gebieten.

Wahlkampi

im Zeichen

Nr 45.

fascistischen Terrors.

Von unserem nach Berlin  entsandten Sonderberichterstatter.

Wie auf ein Startsignal hat der Plakat tampf in den Straßen Berlins   genau 14 Tage vor der Wahl eingesetzt. Ueberwogen bis zum Sonntag noch die Faschings-, Kino- und Theaterplakate, so setzt sich seither das Wahl­plakat beherrschend durch. Aber die Plakate zeigen schon an, daß es sich nich: um einen Stampf zwischen gleichberechtigten Partnern, überhaupt nicht um einen Kampf handelt, bei dem die Chancen des Erfolges oder Mißerfol

Während im Fernen Often der Krieg tobt und unabsehbare Beiges gleich verteilt wären, sondern daß im terungen drohen, während in Südamerika   fortwährend triegerische Zusammenstöße stattfinden, bereiten sich in Europa   selbst Ereignisse vor, die über kurz oder lang auch den europäischen   Frieden gefährden müssen. Die Abrüstungskonferenz

schleppt sich seit einem Jahre ergebnislos hin.

Deutschland   der Hitler- Papen- Hugenberg- Re­gierung bereits zweierlei Recht herrscht. Sind die Wahlplakate der Regierungsparteien, insbesondere natürlich der NSDAP  , heraus­fordernd frech, wüste Beschimpfungen der Geg ner, von Geschichtslügen über den Marris­mus" stroßend, so muß sich die Opposition, In riesige Seerlager verwandelt, in gewaltigen Allianzen zusammen innerhalb derer bis jetzt die Sozialdemokratic gefaßt. stehen sich die europäischen   Staaten bis auf die Rähne bewaffnet führt, eine durch den Polizeiterror ergmun gegenüber. Immer ernster wird die Gefahr, daß die Konferenz nicht zur gene Vorsicht auferlegen. Nur so wird es ihr Abrüstung führt, sondern zu neuen Rüstungen den Vorwand liefert. überhaupt ermöglicht, zu den Wählern durch Das Bordringen des Fascismus bringt nationalistisch- militaristische das Plakat zu sprechen. Wie bei den Juli- und Kräfte an die Spitze der Nationen. Sitler in Deutschland  , Musso Novemberwahlen so überwiegt auch diesmal Tini in Italien  , Pilsuditi in Polen  , Horthy   in Ungarn  , die das polemische Text- Plakat, sehr im Gegen­Königsdiftatur in Jugoslawien  , offerte oder verhüllte fascistische Diktaturen in allen anderen Balfanländern sie alle sind bereit, die faz etwa zu Wiener   Wahlfämpfen oder auch Gewalt, auf die sie sich im Innern des Bandes stüßen, nach außen zu zu tfchechoslowakischen, in denen das Bildplafat vorherrscht. In Deutschland   werden dem Wäh kehren und Europa   neuerdings in ein Schlachtfeld zu verwandeln.

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Das fascistische Italien  . das konterrevolutionäre Ungarn  , und die ler auch heute noch auf den Litfaßsäulen oft entthronte Dynastie der Habsburger   versuchen es, die Bewegung der langatmige Artikel, umständliche Erklärungen jugoslawischen Stämme, deren Gegensätze durch die Militärdiktaturen geboten. Die Argumentation der Regierungs­verschärft wurden, für ihre Zwecke zu mißbrauchen; sie erzeugen damit parteien bewegt sich im allaemeinen auf der in Mitteleuropa   eine Zone schwerster Gefahren für den Frieden. gleichen Linie wie ihre Wahlreden. Hitler läßt seine Lüge von den 14 Jahren, in denen der Marrismus die Herrschaft hatte, mit Rie­

Die Pläne, einen

Block der fascistischen Staaten

zu bilden und ihn Frankreich   und seinen östlichen Bundesgenossen fenlettern zu den Passanten sprechen, oder er entgegenzufeßen, drohen Europa   neuerlich in zwei gegen einander verkündet, daß die Internationale Deutschland rüstende Lager zu teilen. Europa   weiß aus blutiger Erfahrung, wohin verraten und gefnechtet habe, er es aber frei­die Politik der Allianzen führt. machen werde.( Während die Schwarze Front

Machen die Gegenfäße der Großmächte den Völkerbund aktions- Otto Strassers, die mit anerkennens unfähig, gerät die Führung der Bourgeoisie immer mehr in die Hände werter Bravour gegen den Schwindel eines fascistischer Gruppen, so wird es unwiderleglich flar,

,, Nationalsozialismus  " mit Hugenberg los­geht, unermüdlich verkündet: Auch Hitler­Hugenberg- Kabinett bedeutet weiterzahlen! die sonst zwangsläufig über die Menschheit hereinbrechen und wiederum und den Nazis besonders den Jrrsinn ihrer Millionen junger Menschen vernichten muß. Rußlandheze vor Augen hält, der eine neue

daß nur die Kraft des Proletariats die Weltkatastrophe abzuwenden vermag,

Die Sozialistische Arbeiter- Internationale hat niemals ihre Pflicht Einkreisung Deutschlands   in den Fronten von verabsäumt, vor dem drohenden Unheil zu warnen und gegen Krieg und 1914 vorbereitet). Hugenberg begnügt sich Kriegsvorbereitung den entschlossensten Kampf zu führen. Sie hat daher damit, seine alten Wähler bei der Stange zu zu erheben, um vor dem Furchtbaren zu warnen, das sich vorbereitet! ferflagge aufziehen will wogegen sich übri Die Sozialistische Arbeiter- Internationale ruft alle Arbeiter gens auf dem linken Naziflügel, den nach auf, sich zusammenzuschließen, Strassers Sturz Graf Reventlow führt, lauter

Arbeiter- Internationale erstrebt die einheitliche Aktion der gesamten auch das Recht, in dieser entscheidenden Stunde noch einmal ihre Stimme halten, auf der er die schwarz- weiß- rote Kai­

um in einheitlichem Kampf die drohende Gefahr eines neuen Welt- Widerspruch erhebt.

Arbeiterklasse auf Grund offener und ehrlicher Verständigung. Wir rufen die deutschen   Arbeiter, die Arbeiter aller Länder auf, angesichts der tragischen Gefahren, vor denen sie stehen, die gegenseitigen Angriffe ein­zustellen und zusammen gegen den Fascismus zu kämpfen. Die Sozialistische Arbeiter- Internationale frieges abzumehren! war immer bereit, über solche Kampfgemeinschaft mit der kommunistischen Internationale

u berhandeln, sobald diese sich dazu bereit erklärt.

Arbeiter aller Länder!

Die Sozialistische Arbeiter- Internationale appelliert an affe Menschen, die ein neues Blutbad verhindern, den Frieden und damit die Errungenschaften der menschlichen Kultur bewahren wollen, sich ein­zureihen in die Armee des Proletariats.

Arbeiter der ganzen Welt!

Daß zweierlei Recht herrscht, bemeist neben der amtlichen Deutung, die Göring  seinem Erlaß über die Pressekneblung gegeben hat: man müsse auf die Motive mehr als auf den Sachverhalt achten, jene entscheiden über Zulässigkeit oder Strafbarkeit( unseren

Während der Kapitalismus Euch in Massennot und Massenelend Aufstieg der Arbeiterklasse in den besiegten Ländern gehindert und den öffentlichen Aemtern aushängen läßt und

ftürzt, während er die fascistischen Banden gegen Euch organisiert, bereitet er das unermeßliche

Unheil eines neuen Krieges vor.

Schon stehen wir vor der blutigen Tatsache des Krieges im Fer­nen Often, aber auch vor der Gefahr, daß sich in Europa   mit wachsender Beschleunigung eine Eniwidlung vollzieht, die in neuem Weltkrieg zu

enden droht.

Der japanische Imperialismus triumphiert. Die von ihm feierlich eingegangenen Verträge nicht achtend, bat Japan  chinesischen Boden mit bewaffneter Hand besetzt, den Marionettenstaat Manchutuo errichtet und schickt sich an, weiter chinesische Provinzen zu Zürich  , den 19. Feber 1933.

Verantwortlich für die furchtbaren Gefahren, die der Freiheit Nazi- Demokraten zur besonderen Beachtung und dem Frieden drohen, find die herrschenden Klaffen aller Länder. Auf empfohlen)- vor allem auch die amtliche der einen Seite hat die kapitalistische Bourgeoisie der Siegerländer   durch Plakatierung eines Wahlaufrufes, ihre imperialistische Politik die junge aufstrebende Demokratie und den den die Reichsregierung als solche in gelähmt. Auf der andern Seite hat die kapitalistische Bourgeoisie der worin sie für ihren Vierjahresplan besiegten Länder die Folgen der Niederlage dazu benützt, um die nationa- Stimmung macht, ohne freilich von dieser listischen Leidenschaften aufzupeitschen und in der Form des mörderischen und friegerischen Fascismus ihre Machtpositionen zurückzuerobern. jagenhaften Prophezeiung mehr aussagen zu Darum gilt es den fönnen als ihre Mitglieder bisher verraten haben, also nichts Konkretes, nichts als Phra ten Wahlplakat von dem seinerzeit den Sozial­jen. Während Hitler auf seinem bisher größ ten Wahlplakat von dem seinerzeit den Sozial­demokraten und dem Zentrum gemachten Vor­murf ausgeht, sie hätten Staatsgelder für die Wahlpropaganda vergeudet( faktisch haben sie zum Kampf gegen die Uebergriffe der SA ge misse Beträge aus einem regulären Fonds flüssig gemacht), wird der ganze Staatsappa­rat in der schamlosesten Weise in den Dienst der Parteien gestellt, die sich um die Regie rung geschart haben. Das beweist ja auch das

Abwehrkampf gegen den Fascismus und die Kriegsgefahr zu verknüpfen mit dem Kampf gegen den Kapitalismus, für die Eroberung der politischen Macht für die Arbeiterklasse, für den Sozialismus.

Der Sieg ist unser, wenn wir geeint find, ihn zn erkämpfen! Es lebe die Freiheit!

Es lebe der Frieden! Es lebe der Sozialismus!

Das Bureau der Sozialistischen Arbeiter- Internationale.