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Mittwoch, 22. Feber 1933.
Budgetdebatte im Senat.
Das ist die zweite unwahrheit, denn niemals hat die nationalsozialistische Partei, bzw. ihre Breffe den Ausführungen des Krebs irgendwie widersprochen.
Noch am 9. Nopember des Vorjahres hat ja„ Der Tag" unter dem Titel: Wir werden uns der genosse Abgeordneter Krebs zu seinem Auslieferungsbegehren" u. a. geschrieben:
„ Wir sind durch das Auslieferungsbegehren nicht überrascht. Jezt, wo man uns zur Berantwortung zieht, haben wir grundsäglich nicht die Absicht, uns der Verantwor tung zu entziehen."
Kr. 45.
Ablehnung aller von der Verteidigung geführten Zeugen und die Tatsache, daß sich das Urteil fast ausschließlich auf das Gutachten der Sachverständigen stüzt, tönnen uns noch nicht überzeugen, daß es sich tatsächlich um andlungen der beklagten Abge ordneten gehandelt hat, die strafgerichtlich zu ver folgen wären. Wir haben zu einem Gutachten militärischer Sachverständiger eben fein Ver
trauen. So sehr wir jede Verfolgung von Handlungen stüßen, die sich gegen die demokratische Staatsform oder gegen den Staat selbst richten, so wenig sind wir imstande, bloße Gesinnungen zu verfolgen, die man diesen Leuten höchstens zumt Borwurf machen kann.
2. Wir haben in der Frage der Immunität eine gute alte Tradition von Oesterreich her un wir haben diese Tradition gemeinsam mit den tschechischen Parteien. Im alten Desterreich haben weder wir noch( zu den tsche chischen Parteien) Sie der Auslieferung von Abgeordneten aus politischen Gründen zugestimmt.
Vorgehen der Polizei gegen die beiden Kund-[ ganz Dummen nicht mehr wirken kann. geboten hat. Man fann sicher sein, daß die militärischen Sachverständigen. Wir haben sofort gebungen vom Sonntag Vormittag. Wurde Nun muß man aber auch mit einer Stei- Göring, Frid und Hugenberg alles un wer nach Beendigung des Prozesses in unserer Presse die eine von ihnen, die Feier in der gerung des Terrors rechnen. Vierzehn Tage den, um in den folgenden zwei Wochen zu mit aller Deutlichkeit erklärt, daß wir dieses Ber fahren und dieses Urteil nicht billigen können und Boltsbühne am Bülowplay, in provozie- vor der Wahl bietet sich bereits das Bild, das beweisen, daß allen todesmutigen Bekenntnis- fahren und dieses Urteil nicht billigen fönnen und render Weise von der Polizei im Bunde mit Italien in den zwei Jahren nach dem Marsch sen der Opposition zum Trozz Deutschland richtshof eine Remedur wird eintreten lassen. Die den Nazis verhindert, ohne daß man sich die auf Rom und bis zur Ermordung Matteottis doch mit Italien zu vergleichen ist. Mühe nahm, sie erst zu verbieten, so löste man die andere, den Kongreß Freies Wort, bei einem ersten und nichtigen Anlaß auf. Den gewaltigen Aufmarsch des Reichsbanners im Lustgarten wagte man freilich Genosse Dr. Heller über die Auslieferungsfrage. nicht zu verbieten, aber man duldete, daß SA - Banditen ihn beschossen und man schitaPrag, 21. Feber. Die auf vier Tage berech denn die Parteileitung habe sich gegen diesen nierte die heimwärtsmarschierenden Züge des nete Budgetdebatte im Plenum des Senates Standpunkt des Krebs ausgesprochen. Reichsbanners, indem man sie immer wieder wurde heute früh mit einem längeren Referat des Generalreferenten Stodola eröffnet, der sich von den gemeldeten Marschrouten abdrängte, nicht enthalten konnte, wieder einmal die alte sie in brutaler Weise in Seitengassen schob, Forderung" nachgerechter" Berteilung der um sie zu verwirren und einzuschüchtern. Arbeitslosenunterstützung und nach strenger Kon Am folgenschwersten wirkt sich der Ter= trolle" zu unterstreichen. Man dürfe es im ror gegen die Presse aus. Ein großer Interesse der Arbeiterschaft selbst nicht dulden, Verantwortung nicht entziehen. BarteiTeil der kommunistischen Presse, von der daß die Unterstüßung auch jene erhalten, die SPD - Presse nicht nur der Vorwärts" mit nicht arbeiten wollen". Ohne ernste Kontrolle des seinen Kopfblättern, sondern auch füddeutsche Anspruchs auf Unterstüßung, bzw. auf ihre VerZeitungen, zwei große Gewerkschaftsblätter, teilung würden wir frei nach Stodola„ schnell an demokratischen Zeitungen das„ Acht- Uhr zum Verfall des fittlichen Wertes der Arbeit und Blatt" und das„ Tempo" sind verboten, wei- u einer ständig wachsenden Demoralisierung" gelangen. tere Verbote drohen täglich. Das zeitigt im Diesen Herumredereien des Referenten traf Lager jener Opposition, die auch anders kann, selbstverständlich aus Geschäftsrücksichten und Gesinnungsfreiheit bedauerliche, aber zu erwartende Umfälle. Das 3 e ntrum hat mit aller Schärfe entgegen. Er wies dabei unter auf das Verbot seiner Presse mit einem Bitt- dem Beifall unserer Genossen an Hand der Ver gang zu Göring geantwortet, hat sich ent- handlungen über die Zinsfußsentung, aus der schuldigt und für demütiges Verhalten vor Sabotage des Notfonds durch die bürgerdem Großherrn die gnädige Aufhebung des lichen Parteien und aus ihrem Verhalten gegen über der Wohnbaufrage eindeutig nach, daß die Dann haben wir im Ausschuß das Schauspiel Verbotes erlangt. Der größere Teil der demo- bürgerlichen Parteien, deren Vertreter so von den der Loyalitätserklärungen erleben müssen. In diesem fratischen Geschäftspresse hat vorgebeugt und Arbeitslosen sprechen, ihrerseits bewußt und fon Zusammenhang fragt Redner die deutschbürgerlichen in der Erkenntnis, daß der Tapferkeit besserer sequent alle Maßnahmen sabotieren, die den Barteien, deren Sprecher heute schon zur VerteiTeil die Vovicht ist, seine Haltung gegenüber Arbeitslosen statt der so geschmähten Unter- bigung der Hafenfreugler ausgezogen sind, dem Kabinett der Kontrerevolution auf sehr stüßungen wirklich Arbeit und Verdienst bringen ob fie fich damals nicht geschämt haben, als ein Toyale Opposition gestellt, beinahe auf die tönnten, alles nur deshalb, weil sie dazu aus der Hakenkreuzler nach dem andern schweifwedelnd vor wir glauben, daß es sowohl gegenüber dem natio den tschechischen Parteien herumkroch? Tonart allergetreueste Opposition". Mosse , eigenen Tasche Mittel beisteuern müßten.( Wir nalen Unfrieben als auch gegenüber fascistischent Bon irgendeiner Boltsgemeinschaft" Gefahren viel vernünftiger wäre, it deffen Zeitungen ja nur eine repräsentative werden diesen Teil der Rede des Genossen Dr. Draufgabe zum Inseratengeschäft sind, dürfte Heller, der sich auch mit der Krise der verschie mit einer solchen Partei zu sprechen, lehnen wir tel des Geistes anzuwenden, als Mitter aus der antifascistischen Kampffront ausscheidenen Industriezweige eingehend befaßte, noch entschieben ab. Wir haben feine Ursache dazu ber Gewalt. angesichts ihres Verhaltens im Inland und des Ein Anfang dazu ist in diesem Staate gentadit den, die Frankfurter Zeitung " rüdt ja seit Berhaltens ihrer politischen Glaubensgenossen im worden durch die Dérersche Schulreform. Die Schul ausland. Genoffe Dr. Heller zitiert in diesem reform wäre ein Schritt dazu, die Kinder in einem Jahr und Tag langsam aber stetig nach rechts, wenn sie es auch versteht, die Wendung des Zusammenhang auch den Tag", der ununter Steuers mit einer gewissen Würde zu vollbrochen die schlimmsten Beschimpfungen gegen unsere ziehen, die anderen Herren der ehemaligen liberalen Linten abgeht.
später
Genosse Dr. Heller
ausführlich nachtragen.).
Zum Auslieferungsbegehren gegen die vier deutschen Nationalsozialisten erklärte Genosse Dr. Heller, ganz offen reden zu wollen, da wir hier gar nichts zu verschweigen
haben.
Ich erinnere Sie an die Zeit im Krieg da das Verfahren gegen Dr. Kramar und Dr. Rašin im Gange war. Damals hat sich die ganze deut fche Sozialdemokratie gegen die Verfolgung ber beiden Politiker gewandt, damals ist in der ,, Arbeiter Zeitung ein heute noch lesens werter Artikel erschienen, der diese ablehnende Haltung begründete.
Erst als das Auslieferungsbegehren tatsächlich vorlag, sind die Herren umgefallen. Solange fie nur glaubten, reden zu können, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden, hatten sie den großen Mund. Als ihnen aber die Gefahr der strafrechtlichen Untersuchung Wir waren auch im Krieg nicht für die Aus drohte, da sind sie zusammengeklappt wie ein lieferung von Menschen zu haben, die uns doch poliTaschenfeitel, da ist ihnen das treudeutsche tisch und weltanschaulich vollkommen feindlid) Herz in die treudeutschen Hosen gefallen!
Partei erhebt.
Wenn Hilgenreiner sich vorhin wunderte, daß wir nicht gegen die Auslieferung ftimmen, so wird er dies angesichts der engen Verbundenheit zwischen den Nationalsozialisten bei uns und im Reich und angesichts dessen, was in Deutschland geschehen ist und was in unserem Staate seitens ber Nationalsozialisten gegen uns verübt wurde, fchan begreiflich finden müssen!
gegenüberstanden. Wir haben feinen Unterschied gekannt, ob die Auszuliefernden politische Freunde oder politische Gegner sind.
Diese gute alte Tradition der deutschen sozial demokratischen Partei im alten Desterreich will die deutsche sozialdemokratische Partei in der Tichechoslowakei fortseßen!
Seite zu erziehen, der den Fascismus un möglich machen würbe. So fönnen wir den Fascismus bekämpfen, so seiner Herr werden' Wege der Gewalt tönnen nicht dazu führen. J möchte Sie daher bitten, unseren Standpunkt ir dieser Frage zu verstehen.
Nochmals betone ich: Wenn es der Fascismus auf einen Kampf wird ankommen lassen wollen. bann seien Sie überzeugt: Nicht die letzten im Kampf gegen den Fascismus werden die deutschei Sozialdemokraten sein!( 2 e b h after Beifall)
Die Debatte zerfällt in drei Teile: Politik,
Wie fich all das bei den Wahlen aus- Unsere deutschen Nationalsozialisten sind Serr wirken wird, läßt sich heute noch nicht ab- schaften, bei denen man nie recht weiß, was sie schäßen. Es ist ebensomohl möglich, daß der wollen. Als der Boltssportprozeß bereits zu Ende sichtbare und täglich frecher auftrumpfende war hat Herr Krebs bekanntlich in seiner Presse Brud der neuen Herren, gerade weil er alle ein Interview veröffentlichen lassen, in dem er ausdrüdlich erflärt, fein Mensch habe jentals baran Ventile des Unmuts verstopft, am Wahltag gedacht, sich der Verantwortung zu entziehen; sollte eine unerwartete Quittung von denen erhält, bas Auslieferungsbegehren gegen ihn und Jung Run will ich, erklärte Genosse Dr. Heller, denen er das freie Wort nahm, aber noch ein- gestellt werden, dann werde er als Mit- wiederum in aller Offenheit und Freiheit die Frage mal den Stimmzettel ließ, es ist aber auch glied des 3mmunitätsausschusses für erörtern, warum wir nicht für die Auslieferung Stultur und Soziales sowie Wirtschaft, Berkehr sind. Es wäre ganz überflüssig, nicht zugeben zu denkbar, daß die Einschüchterung bis an die feine Auslieferung stimmen! Urne wirkt und daß, vor allem auf dem Land, Als ihnen das unsere Bresse vor einigen Tagen wollen, daß deshalb gewisse Verstimmungen inner- und Finanzen. Eine besondere Generałdebatte der brachiale Terror, das öffentlich beschönigte vorhielt, fand die nationalsozialistische Bresse zwei halb der Stoalition entstanden sind. Was uns behin- wird nicht abgeführt. Die Redezeit beträgt pro und gebilligte Abknallen der Gegrer, verbun- Ausreden: Einmal erklärte man, derartiges sei dert, das sind in der Hauptsache folgende zwei Klubmitglied 15 Minuten; wird diese Redezeit voll ausgenüßt, so ergibt das über 37 Stunden. den mit der Knebelung der freien Meinungs- Grund der Erfahrungen diefes Prozesses feien sie Demokratie nicht nur start, sondern auch gerecht früh bis 7 Uhr abends statt; Freitag soll die Ab bor dem Voltssportprozeß gesagt worden, aber auf 1. Stehen wir auf dem Standpunkt, daß die Die Haussigungen finden ganztägig von 9 Uhr äußerung Leute zu Hitlerwählern macht, die zu fein muß. Die Verfolgung aus politischen Gründen stimmung sein. in ihrem Herzen einem Regime fluchen, das einer anderen Auffassung gelangt. gegenüber Feinden des Staates als gerechtfertigt an, sehen wir gegenüber Feinden der Demokratie und
Das ist die Unwahrheit,
so offenbar im Dienste der Großagrarier weil dieses Interview des Strebs erst nach dem steht, daß die Augenauswischerei mit der Weil- Prozeß stattgefunden hat! derung der sozialen Härten" der Papenschen Notverordnungen( ganze 15 Millionen von geraubten 500 werden refundiert) auch bei den
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Nachdruck verboten.
Zum zweiten erflären sie wieder, biefe Stellung nahme des Krebs sei nur seine persönliche Auffassung gewesen, nicht aber die der Partei, Jm Strome der Menge flutete Male mit hinaus in den Berliner Morgen.
Nachweis von Luftlagern, um die sich weder die Zeitschrift für die elegante Welt" noch die Rasseforscher fümmern.
Umstände:
Neuer Abgeordneter. Im Senat leistete wenn diese Beute Sandlungen begangen haben, gestern der Mandatsnachfolger des verstorbenen welche die Demokratie oder den Staat zu bedrohen Senators Böhm( Ungarisch- christlichsoziale imstande sind. Das Urteil im Volkssportprozeß ftüst Partei), Karl reibich aus Preßburg , die sich aber fast ausschließlich auf ein Gutachten von vorgeschriebene Angelsbung.
par.
Viel einfacher und weniger schrecklich, als Wat denkst du, wat die Olle hier pro Nacht Male gebangt hatte, machte sich der Anfang. Es aus dem miesen Keller herausholt? az bloß war ein junger Arbeiter, dem der Wochenlohn hundert Nutten hier antanzen, denn sin det Freitag abends die Möglichkeit gab, sich hundert mal fünfzig Pfennige, also fünfzig für fünf Minuten ein Eheleben vorzuspielen, Mart. In eener Nacht. Aber natürlich ist der das ihm sonst durch die Wohnungsnot verwehrt Betrieb noch größer." Für ein Weib, das in der„ Balme ", dem Er nannte Male zwar ein dämliches Aas, chigkeit sollte sicherlich eine besondere Freund Das sagte der Bursche, und diese Gesprä Im Schlafsaale, belegt mit vierundvierzig Asyl für Obdachlose, übernachtet hat, ist der weil sie auf seine Frage, wohin sie sich zurück- lichkeit sein. Er gab Male die Hand, als er sich Betten, war die Luft noch schlimmer als im EB- Weg nach der Friedrichstraße oder gar der ziehen könnten, teine Antwort gab. Als er aber raume. Keine Deffnung, durch die reine Luft Tauenzienstraße, wo sich das Fleisch der gepflege hörte, daß sie fein Quartier hatte, weil sie ganz gleich draußen an der Türe von ihr verab hätte hereinkommen fönnen. Ganz oben unter testen Prostituierten für die zahlungsfähigste lich unerfahren im Fache war, wußte er selber schiedete. der Decke befand sich wohl ein spärliches Fenster, Herrenschicht anbietet, von einem Entschlusse ab- Rat. Und er benahm sich dann auch wirklich Male besuchte den Keller in dieser Nacht aber das war geschlossen. hängig, der schwer aufzubringen ist. Ueblich geht nett, führte Wale in ein ihm bekanntes Absteige- noch zweimal. Warum sollte sie zurüdschrecken? Male wälzte sich auf der harten Draht der Weg von der Palme" in der Wiesenstraße, haus in der Muladstraße und schenkte ihr wenige Dies war ja vorderhand für sie die einzige Ge matraße herum und konnte nicht einschlafen. hoch oben im Norden, ohne bemerkenswerte Ab- Minuten später drei Mart, nicht ohne gutmütig legenheit, Geld zu verdienen. Geld brauchte sie. Neben ihr rasselte das asthmatische Schnarchen irrungen zum Stettiner Bahnhof, in die Gegend darauf hinzuweisen, daß er damit den in der Von Scham und Reinlichkeit und treuer Liebe einer alten Frau, weiter von ihr entfernt flü der Münze", in jenes Viertel, das sich zwischen Gegend üblichen Tarif beträchtlich überschreite. hätte sie doch nicht leben können. Man sprach sie, sterten Stimmen, unterdrücktes Weinen, Aus- Alexanderplay und Rosenthalerstraße um die Male hatte mit der Einfalt des Neulings an, und sie ging mit, jetzt schon führend voran. spuden, Flüche, knallende Geräusche ungeord- Münzstraße herum breitet. gemeint, in der Absteige ein Unterkommen für Aber sie sprach faum ein Wort zu ihren Freiern neter Verdauung. Auch Male ging diesen Weg, obwohl ihr bie ganze Nacht zu haben. Aber es wurde schon und fab sie auch nicht an. Und sie schimpfte auch Schwer wie Blei lag die Nacht über dieser Gesicht noch hübsch und ihr Leib underbraucht nach fünf Minuten an den Türpfosten geklopft. nicht, als der letzte nach seinem Vergnügen entstinkenden Hölle des Asyls. Unter der dünnen Dede schwitzte Male. Un- genug war, um felbst auf jenen Märkten, wo Der billige Preis von fünfzig Pfennigen galt eilte, ohne ihr ein Geld zu geben. Sie batte ja Weiberfleisch mit höheren Preisen gehandelt nur für eine fünf Minuten dauernde Benutzung. nichts verlangt. geziefer froch an ihr hoch. Ihre Füße schwollen wird, Nachfrage zu finden. Wohl fannte sie die Die Palme" muß als ein komfortables Hotel Am anderen Morgen ging sie den Schildern unter den Stichen der Wanzen. Sie sah den Friedrichstraße, aber sie getraute sich gar nicht, erscheinen gegenüber diesem Kohlenkeller unter Mond über dem blinden Fenster hoch kommen borthin zu gehen. Ihre Zermürbung drüdte auf der Straße, nach schlechtem Parfüm und mensch nach, die an den Haustüren hängen und miet und wieder verschwinden. Das Flüſtern ver- ihr Selbstbewußtsein und ließ das Gefühl ihrer lichen Ausscheidungen entseblich stinkend, von bare Zimmer anzeigen. An der Ede der Balli sadenstraße und der Friedrichsberger- Straße ftummte. Schläfrigkeit rann lähmend über die minderwertigkeit unnatürlich anschwellen. Ver- einer Petroleumfunzel taum halb erhellt. Um Schwüle. Seufzer und Flüche irrten durch das laufen wollte sie sich, das war für sie nicht zwei- den fen herum standen fünf, oder sechs Mäd- fand sie im vierten Stod ein Kämmerchen, deffen Preis ihr erschwinglich schien. Frau Prager, die Dunkel. Als morgens fünfeinhalb Uhr der Be- felhaft, einfach weil sie mußte. Aber sie wagte hen mit ihren Freiern", darauf wartend, bis Bermieterin, verlangte nur eine Mart tägliche fehl zum Aufstehen erscholl, hatte Male kaum nicht, den Wettbewerb mit den eleganten und die durch eine Wolldecke verhängte Ede frei Miete, bedang sich aber aus, daß keine Serren eine Minute geschlafen. geschminkten Mädchen aufzunehmen, die ihr Ge- wurde. In streng beachteter Reihenfolge rüdte Im Morgengrauen wirkte die Gesellschaft werbe mit herausfordernder Selbstverständlichkeit Paar um Paar vor. Ein winziges Blechnäpf- mit, beraufgebracht würden. Sonst wollte sie sich noch höllischer. Frauen und Mädchen schlürften betreiben. Male war so von ihrer Minderwertig- chen, Waschschüssel genannt, versuchte bygienische nicht darum kümmern, was ihre Mieterin triebe. das trübe Geföff, Kaffee genannt, und würgten feit durchdrungen, daß sie nicht einmal daran Rücksicht vorzutauschen. am trockenen Brote. Viele der Kittel waren dachte, einen Preis für sich festzusehen. blutbefleckt. Die Aborte stanken. Der Etel vor dem Asyl und der Hunger Der weibliche Wachtmeister stellte sich mitten überfielen sie zu schnell. Auch gab sie sich dem in den Eßraum. Erbarnungslos schrillte das Irrtum hin, zu glauben, in den dunkleren StraKommando: gen vor der Polizei sicherer zu sein als in den Raus!" Bierteln der Eleganz und der hohen Preise.
Males Efel auf dem zerfleddertem Sofa war so start, daß sie nicht einmal dazu tam, was sie sich erwünscht hatte, nämlich in der peinlichen Minute von Hansjürgen zu träumen. Ohne die geringste Illusion verdiente sie sich drei Mark, bas Brot für den nächsten Tag.
Diese Sorge der recht braven Frau wäre überflüssig gewesen, denn Male hätte sich ge schämt, offen zu bekennen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente.
( Fortsetzung folgt.)