IL 8onberB«f lege. 1933. lizei verhaftet und eingekerkert. So wur- Bologna   1926 und in Turin   im Oktober Minister des Auswärtigen und V«r-> zug, der innen mit Stahlplatteu und durch treter Italiens   in G e n f, nachdcin Grandi zum' Maschinengewehre geschützt ist. Botschafter in London   ernannt wurde.!-,.. t,...,-- Auf jeder Reise begleiten chn viele Zuge mit 2 c o r z e unzähligen Schwarzhemden. In allen Städten, ist einer der berüchugsten Strafexprd'.rionsführer die er besucht, werden schon mehrere Tage vor gegen Antifa seiften.'einer Ankunft alle unliebsame» Elemente von ! sei Polizei verhaftet und eingekerkert. So wur- ! oe» in Bologna   1926 und in Turin   im Oktober Der berühmteMarsch aut Rom  ! 1925 erschlug er den Monarchisten und Exmini­ster Giovanni Amendola  , den er in einen Hinterhalt lockt«. Vor wenigen Jahren noch Analphabet, wurde er Unterstaats­sekretär beim Unterrichtsministerium uftd führt heute die Oberaufslcht über die Erzie­hung der italienischen Jugend. Dino Perron« Compagni war vor dem Kriege Offizier und wurde wegen großer Schulden zum gemeinen Soldaten degra­diert. Im Kriege brachte er es wieder bis zum Korporal, wegen unsauberer Handlungen wurde er nochtnal degradiert. Im Interesse des Fascis- mus tötete er den in seinem Bett schlafenden Arbeiter Gigli in Amvesenheit dessen Mutter. In Roccastrada   und Livorno   überfiel er mehrere Leute mit dem Dolch und tötet« sie. Dann wurde «r zum Regierungspräsidenten einer größeren Stadt ernannt, aber bald darauf wegen Unfähig­keit abgesetzt. Im September 1932 ernannte chn Mussolini   zum StaatSmini st er! Man darf nicht glauben, daß damit di« Liste solcher ehrenwerten Repräsentanten des Fascis- muS erschöpft wäre; sie ließe sich noch lange fort­setzen. Doch werden diese Angaben Wohl Aenügen, um zu beweisen, daß die innere Starke deS Fascismus eben auf der gegenseitige» Verbun­denheit vo» Verbrechern aller Art beruht. Die höchsten Stellen in der Partei und im Staate befinden sich stets in den Händen derselben Füh­rer und Unterführer, die sich gegenseitig i« ver­schiedenen Posten ablösen. Sobald aber einer von diesen Leuten etwa- gegen Mussolini   unter­nimmt, wird er beseitigt und unschädlich gemacht. Auch dafür möchte ich einige Beispiele anführen: 1923 gab America Dumini einem Mädchen, das an der Bluse eine rot« Nelke trug, auf der Straße deshalb Ohrfeige». Die Mutter und der Bruder dieses Mädchen­waren darüber empört und wurden von Dumini einfach über de» Hausen geschossen. Für diesen Doppelmord wurde er nicht bestraft. Ei» Jahr darauf war er«uter de« Mörder» MatteottiS. Kurz« Zeit»ach seinem Freispruch forderte er öffentlich vo» Mussolini   eine Beloh­nung von 60.000 Lire, di« ihm, wie er behaup­tet«, für die Ermordung MatteottiS vom italie  - Nischen Regierungschef versprochen worden waren. Darum wurde er beseitigt. Ein anderer Fascist, Cesare Rossi  , war wegen Beihilfe an dem Mord MatteottiS ver­haftet. Im Gefängnis erwachte sei» Gewissen, und er macht« wichtige Angaben über MusioliniS Verantwortlichkeit. Aus der Haft entlaste», mußte er nach Frankreich   flüchten. 1928 hielt er sich in der SHveiz auf und wurde von einem angeb- lichen Freunde in einen Hinterhalt gelockt, von Schwarzhemden verhaftet und per Auto nach Italien   gebracht. Dort verurteilte man ihn zu 30 Jahren Zuchthaus wegen Hochverrats! 1929 wurde vor dem Ausstellungsgebäude in Mailand   auf Mussolini   und den König ein Bomben-Atteutat verübt und dabei etwa 20 unschuldige Menschen getötet. ES stellte sich nachträglich heraus, daß sie Täter alle in der fascistischen Partei Mailands   zu suchen waren. Doch sie waren hohe Parteifunktionäre und lau­sen deshalb»och heute frei herum. Der mutige Mussolini  , Wenn Mussolini   in seinen Ansprachen an «sein Volk" den Mund gewaltig aufsperrt, er­weckt er bei vielen den Eindruck einer mutigen Manner. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus! Angelika Balabanoff  , di« russische Re­volutionärin, war viele Jahre mit Mussolini   zu­sammen in der Redaktion des«Avanti". Sie schreibt über ihn:«Dieser Mensch, dessen Stärke so allgemein bewundert wird, ist der erbärmlichste Schwächling", und sie schildert wiederholt, wie er sich bei>«der Versammlung, bei>eder Demon­stration und jedem Streik von ihr hat beschützen *assen. Er fürchtete sich, i« Mailand  «achtS allein nach Hause zu gehen, die Frau mußt« ihn bis vor seine Wohnung begleiten! Ueber sein Heldentum im Kriege habe ich schon berichtet. Am 24. Oktober 1922 hatte Mussolini   seine Schwarzhemden, 30.000 bewaffnet«, Menschen, in Neapel   zusammengezogen, um der damaligen Negierung Facta nut einemMarsch auf Rom  " zu^rohen. Da er glaubte, daß man ihm die Re- aierungSgewalt nicht auSuefern würde, reiste er selbst gleich nach Mailand   zurück und hielt sich in der.Redaktion seines Blattes auf, während auf der Straße ein Auio stand, bereit, ihn schnell­stens über die Grenze zu bringen, falls die Re­gierung sein Ultimaium nicht annebmen würde. Der Held Mussolini   hätte in diescm Fall« seine.Leut« ihrem Schicksal überlassen. Ali 1926 eine Irländerin, Miß G i b f o n, in Rom   auf Mussolini   einen Pistolenschuß ab­gab und ihn leicht an der Nase verletzte, blieb der Duce eine Stunde lang ohnmächtig vor Schreck liegen. Die nationalistische Zeitung Jdea Nazionale", die, obgleich mit dem FasciS- mus eng befreundet, diese Nachricht brachte, wurde sofort beschlagnahmt. Mussolini   trägt ständig unter der Weste ein Hemd aus Itahlmaschrn und reist nur in gepanzerten Autos und im eigenen Extra- Im September 1920 besetzte der linke Flü­gel der sozialistischen   Partei Italiens   ohne jede taktische Vorbereitung di« Fabriken in Ober­ italien  . Daran betelligt« sich auch die ein Jahr vorher gegründete fascistische Partei unter Füh­rung Mussolinis. Eine Woche später müßten di« Fabriken wieder geräumt und freigegebcn wer­den. Bei per allgemeinen Feigheit und Apathie des Bürgertums hätten die Arbeiter leicht die Macht ergreifen können, aber, wie das leider meisten- bei Revolutionen war man war sich über di« nächsten Schritt« nicht einig und nach langen Diskussionen siegten di« Reformisten mit etwa. 600.000 Stimmen gegen di« Extremisten, die nur etwa 400.000 Stimmen aufbrachten. Die Sozialistische Partei" spaltete sich in Kommu­nisten und Sozialisten. Die letzteren spalteten sich wieder in drei Richtungen: die lmke, di« mitt­ler« und di« rechte.*Auf diese Spaltungen war­tete» schon lange die Schwerindustrie, die Groß- agrarier und die Großbanken, die durch den Nachkriegsausschwung der demokratischen Par­teien in jeder Beziehung ziemlich kleinlaut ge­worden waren. Die Sozialisten allein hatten 1919 156 Abgeordnete im Parlament, verfügten über 8000 Konsumvereine mit einem Kapital von 600 Millionen Lire  ; von den 8000 bestehenden Ge­meinden hatten sie in 2136 die Mehrheit; in den freien Gewerkschaften waren über vier Millionen Arbeiter, Angestellt« und Beamte organisiert. Der damalige Ministerpräsident Giovanni Giolitti   verhandelte mit Mussolini   und es gelang ihm, letzteren von seinem link-radikalen Programm abzubringen und ihn für di« drei besitzenden Stände einzufangen. Diese versorgten den Fasci-mu- nun mrt Mannschaften, Geld und Massen, und Giolittt nahm diese ganze reaktio­när« Bewegung in seinen Schutz, weil er hofft«, damit in Italien   wieder den alten Obrigkeits- staat einzuführen, wie er zur Zeit der Smia- listengesetze 1892/90 bestanden hatte. Giolitti glaubte, sich de- Fasci-mu- nach Erreichung sei­ne- Ziele- leicht wieder entledigen zu können, aber seine Regierung blieb parlamentarisch in der Minderheit, mußte zurücktreten und seine Nachfolger B o n o n i und Fakta verloren jede Kontrolle über den FascismuS, der chnen über den Kopf wuchs. So bekam Italien   an Stelle de- ObrigkeitSstaate- den fascistischen Staat! Und Giolitti, der erst« staatliche Beschützer de- Fascis- mus, trat dann der parlamentarischen Opposition gegen den Fasci-mu- bei. Vom September 1920 an konnten di« Fasci- sten, uniformiert und gut bewaffnet, ihren Gegner ungestraft überfallen und hinmorden, Konsumvereine, Volks- und Gewersschaftshäuser, Zeitungsredaktionen, Privatwohnungen, proleta­rische Sportvereine zerschlagen und niederbrennen, deren Verteidiger niederstechen. Niemand hinderte sie: die Linksparteien waren uneinig, di« Bürgerlichen   sträubten sich gegen«ine ge­meinsame Front mit dem Proletariat; die Staats­bürger wurden durch zwei Gesetze in den Jahren 1921 und 1922 entwaffnet und wurden so leich­ter Opfer der fascistischen Horden. Als di« Mord- und Gewalttaten der Fastisten zu Tausenden angewachien waren, wurden Amne­stien erlassen, dir alle dies« Taten als für einen nationalen Zweck" begangen erklärten. Wie schon erwähnt, befanden sich am 24. Oktober 1922 m Neapel   30.000 Schwarzhem­den, und Mussolini   hielt«ine seiner feurige» Ansprachen, Dann sauste er nach Mailand   zurück und stellt« vo« dort der Regierung da- Ultimatum zur Auslieferung der Staatsmacht innerhalb 24 Stunden. Zwei Tage darauf wurde in ganz Italien   der Belagerungszustand verhängt und der damalige Chef des Heeres, General B a d o g l i o, war so wüteiw, daß er sich bereit erklärte, binnen einer Stunde mit der ganzen staatsfeindlichen Bewegung fertig zu werden. Aber man hatte di« Rechnung ohne de» König Bittorio E m a n u e le Hl. gemacht, der aus Angst, den Thron z» verlieren, ins­geheim mit Mussolini   verhandelt« und ihn am 28. Oktober durch einen BerfassungSbruch mit der Bildung der neuen Regierung betraute. Verfassungen sind ja ebenso wie Verträge gerade dann, wenn der tolerierende Teil sich aizf sie beruftn will, für den intoleranten Teil oft bloßein Fetzen Papier  ".. Mussolini   verdankt also sein« Machtüber­nahme nicht dem berühmtenMarsch auf Rom  ", der sich erst drei Tag« später per Bahn vollzog, sondern dem königlichen BerfaflungS- bruch. Am 31. Oktober 1922, als die erste Empö­rung über den Verrat deS Königs sich im Volke etwas gelegt hatte Völker beruhigen sich immer schnell, traute sich Mussolini   erst nach Rom  , wo er mit Sonderzug und Schlafwagen in Mai­ land   eintraf, feierlich empfangen von seinen 50.000 Schwarzhemden, die inzwischen mit GratiSzügen aus Neapel   und anderen Orten an­gelangt und in Rom   unter dem Schutz der Cara­binieri, der Gendarmen, einmarschiert waren. 1932 jedesmal über 2000 Mensche» zehn Tage vor Mussolinis Ankunft eingesperrt! So ist es um den persönlichen Mut des Diktators bestellt, der Anfang Oktober 1930 auSrief: .Liebet die Flint«, verehrt das Maschinen­gewehr und in dieser Folge von Gefühlen(!) ver- geht auch nicht den Dolch!" An der Spitze seiner kampferprobten Trup­pen marschierte Er, der Duc  «, nach dem Quiri- nal und eilte zum König: Majestät, ich bitte um Entschuldigung, wenn ich mich, au- der glücklicherweise unbluti­gen Schlacht kommend, noch im schwarzen Hemd vorstÄ«. Ich bring« Eurer Majestät da- Italien von Bittorio Beneto, das sich neue» Siege« weiht und bi« Eurer Majestät getreuer Diener!" So sah der heldenhafteMarsch auf Rom  " in Wirklichkeit auS! Mussolini   bildete gleich mit dem Zentrum, den Popo la r i, das die Zer­störung seiner katholischen Gewerkschaften und die Ermordung vieler seiner Anhänger durch die Fascisten gänzlich vergessen hatte, eine Koalitions­regierung, in der di« Zentrunzsleute aber absolut nichts zu sagen hatten. Als später alle italienischen Parteien auf­gelöst wurden, geschah das gleiche auch mit den Popolari. Ihr Leiter, Professor Ferrari  , mußte nach Brüssel  , ihr Generalsekretär, der einst allmächtige Don Sturzo nach London   flüch­ten, wo sie sich heute noch befinden, trotz der dicken Freundschaft, di« Mussolini   mit dem Papst geschlossen hat. Daß 1922 die Fascisten ohne den Verrat de- Königs am eigenen Land auf gesetzlichem Wege nie die Macht in Italien   hätten ergreifen und halten können, zeigt das Stimmenverhältnis der den Wahlen. 1919 erhielt Mussolini   im Wahlkreis Mai­ land   mit großer Mühe 19.000 Stimmen, die anti- fascistischen Parteien 180.000! 1921, als Giolitti den Fascisten die Leitung der Wahlkampagne überlreß, konnten diese trotz blutigem Terror nur 32 Abgeordnete entsenden gegen 195 Demokraten, 126 Sozialisten und 91 Popolari(Zentrum). Noch 1924, nachdem Mussolini   schon zwei Jahre in der Regierung saß und sogar ein Gesetz ein­geführt hatte, wonach di« sogenanntenationale Konzentration" ganz abgesehen vom Wahlaussall die Mehrheit der Parlamentssitze zugewilt er­hielt, entfielen auf die antifafcistischen Parteien im politisch aufgeklärtesten Teile des Landes, in Norvilalien, 200.000 Stimmen mehr als auf di« Fascisten. Die Kundenwerbung des Fascismus. Wenn eine Partei noch nicht am Ruder ist, wenn sie noch klein und unbedeutend ist und gerne groß und mächtig werden möchte, dann sucht sie Kunden zu werben oder Anhänger oder Gläubig«. Den meisten Erfolg verspricht dan» ein umfassendes sozialistisches Programm, von dem nicht abgewichen wird, solange die Partei noch nicht an der Macht ist. Nachher ist solch ein Programm nur von untergeordneter Bedeutung; e- wird lästig, und e- ist am besten, man denkt nicht mehr daran. Da- Programm de- Fascismus vom Jahre 1919/20 lautet« kurz folgendermaßen: 1. Einführung de- allgemeinen Wahlrecht-. 2. Aufhebung des SenarS. 3. Einberufung der Nationalversammlung  . 4. Sozialisierung der Industrieunternehmen. 5. Verteilung deS Großgrundbesitze- unter die Frontkämpfer. 6. Einführung einer hohen Kapitals- und Erb­schaftssteuer. 7. Beschlagnahme aller kirchlichen Güter und Abschaffung des Einflusses der katholischen Kirche   in weltlichen Dingen. 8. Ausrufung der Republik   und Ernennung des Dichters Gabriele d'Annunzio   zum Prä­sidenten. 9. Ernennung Mussolinis zum Regierungschef. Von diesem reichhaltigen Programm wurde nur der letzte und wohl auch wichtigste Punkt erfüllt. Von den übrigen acht Punkten wurde nicht nur n i ch r S e r f ü l l t, sondern das gerade Gegenteil gesetzlich verankert. Dafür nur zwei Beispiele: Die schon be­stehende Steuer auf Erb- und Hinterlassenschaften wurde gänzlich abgeschafft. Durch das Konkordat vom 11. Feber 1929(Patti del Laterano  ) wurde die Hilfe des Papstes zur Unterdrückung des Volkes mit drei Milliarden Lire erkauft, von denen die erste Milliarde gleich in bar ausaezahlt wurde. Der katholischen Kirche   wurden nicht nur Paläste, Nat'onaldenkmäler und ein Teil der Hauptstadt als souveränes Eigentum überlassen, sondern ganz außergewöhnliche Rechte auf dem Gebiete des Familienrechts, der Eye und des Glaubens eingeräumt. Bei Regierungsantritt November 1922 stellte Mussolini   genau dieselbenprogram­matischen Kampfziele auf, wie heute der deutsche Reichskanzler, verlangte aber zur Durchführung eine Zeit­spanne von füni Jahren. Inzwischen sind schon zehn vergangen und ivas hat er | erreicht? Die Konkurse steigen. > Gewöhnlich spricht»an immer davon, daß die Kurse steigen. DaS ist in Italien   auch nur bei den Rüstungswerten der Fall, dafür steigt aber die A»hl der Konkurse. Trotz der Anordnung deS Justizministers, Konkurse zu vermeiden, schlägt deren Zahl alle Rekorde. Die Zahl der jHrlichen Konkurse in Italien  betrug nach den Veröffentlichungen des römischen statistischen ZentraNnstitutS: 1920 als di« fascistische Partei kaum ge- gründet worden war und kaum 10.000 Mitglieder hatte.... 798 1922 nach zwei Jahren blutigen Bürger­kriegs, den die Fascisten. entfacht hatten 3.858 1925 nach drei Jahren fascistischer Re­gierung 7.934 1927 nach fünf Jahren fascistischer Re­gierung und zwei Jayre nach AuS- bruch der Weltkrise 11.418 1931............ 17.796 1932 nach zehnjähriger fascistischer Herr­schaft 20.202! Die Weltkrise griff im September 1929 von Nordamerika   nach Europa   über. In d e m Monat hatte Deutschlarw 637 und Italien   1023 Kon­kurse, obwohl Italien   vorwiegend Agrarland ist und daher viel weniger Handel und Industrie hat als Deutschland  , daS außerdem noch eine um 22 Millionen stärkere Bevölkerung besitzt und große Soziallasten und Kriegsreparationen z« tragen hatte. Staatsdeüzit und Staats- sdiulden. Am 16. November 1922 stellt« sich Mussolini  mit einer schneidigen Rede der Kammer vor. Sein Programm wär; nach außen Innehal­tung d«r Verträge, nach innen Spar­samkeit, Arbeit, Disziplin. Ueber die Lage im Innern sagr« er, daß sich diese wohl ge­bessert hab«, aber noch nicht so sei, wie er sie wünsche. Es war seinem Vorgänger Nitti näm­lich gelungen, das ökonomische Gleichgewicht im Lande wieder herzustellen und das StaatSdefizit, daS bei Kriegsende 23.1 Mld. Lire betrug, inner­halb vier Jahren durch strenge Sparmaßnahmen apf zwei Mld. Live zu reduzieren. Mussolini  fand also nicht, wie in einer ihm huldigenden deutschen   Zeitung behauptet wurde, 15 Milliar­den Defizit bei ftinem Regierungsantritt vor. Da- wurde auch mit Mussolinis oben erwähnter Aeitßerung, daß di« Lage sich gebessert habe, nicht in Einklang zu bringen sei». Es war also vor Beginn der sasclstischen Herrschaft gelungen, das Budget saft auszubalan­cieren und dabei dem Staate die Mittel zur gründlichsten Sanierung zu liefern, die je im Nachkriea-europa unternommen worden ist. Mussolini   wollte diese Lage nun weiter per- bessern und rief aus:So möge mir Gott seine Hilfe leihen, wenn ich meine harten Bemübun- grn zu einem siegreichen Ende, führe!" Hier ist das Ergebnis seiner harten Be­mühungen: Während m Deutschland   das Defizit im Staatsbudget seit der Inflation bis zum September 1932, also innerhalb neun Jahien, auf 1.69 Milliarden Mark anwuchs, belief es sich in Italien   in den setzten dreieinhalb Jahren nach Angaben tzeS Scnators Federico Ricci auf 15 Milliarden Lire= 3 Milliarden Mark. Allein vom 1. Juki bis 31. Oktober 1932, also in vier Monaten, betrug das Defizit nach amtlichen Angaben 1,5 Milliarden Live, und in diesem Winter durfte eS aus mehrere Milliarden steigen. Seit November 1922 werden die Einkünfte deS Staates in der Hauptsache für das Wohl­ergehen der Partei und ihrer Bonzen, für die Parteimiliz, die Kriegsrüstungen, Zinsentilgung (jetzt 27 Prozent des Hau-hafts), für Subventio­nen an Privatunternehmer, Banken und Schwer­industrie(man sieht, dieSozialisierung" mar­schiert!),' für die häufigen Feierlichkeiten des System- verwandt. Der Triumphzug des Duee 1926 nach dem befriedeten" Lydie» kostete allein 300 Mil­lionen Lire  . Mussolini   läßt deshalb seine wezugen. wen» auch Prunkhaften öffentlichen Arbeiten meist aus Kredit au-führen, so daß der Staat im Okto­ber 1932 nach röm'schen Angaben den Unter­nehmern und Arbeitern 77.7 Milliarde» Lire schuldet. DaS bedeutet eine durchschnittliche V o r e belastung von jährlich 7.7 Milliarden Lrc für die kommenden Haushaltsjahre! Außerdem besteht noch ein« Inlands- schuld von 106 Milliarden Lire  . Hierzu kommt die Morgan-Anleihe von 600 Millionen Dollar=: 12 Milliarden Site, das dem Institut für Sozialversicherung weggenommene Kapital von 6 Milliarden Lire   und die K r i: g s- schu lden, von denen di« an England zu zah­lenden seit Jahren nicht mehr beglichen werden und die an U. S.   A eine» jährlich relativ kleinen Betrag aus machen. Im November 1932 machte Italien   an U. S. A.   das Angebot, die im Dezember fäll'ge Kriegsschuldenrate pünktlich zu zahlen. Sein Ent­schluß, sich dem von England und Frankreich   ge­wünschten Moratorium nicht anzuschließen wird niemand Wundern, der die Sachlage und di« Bluff-Methoden des Fascismus kennt. Die im Dezember 1932 fällige Kriege schuldenrate Englands an U. S A. betrug 28 Millionen Pfund oder 2L Milliarden Lire  , die