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Einschließlich 5 Heller Porto)

Zentralorgan d. Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Japan   richtet sich häuslich ein.

Bahnbau nach Jehol begonnen.

Totio, 7. März. Japan   trifft Vorbereitun gen, um eine über eine Bergfette nach der Stadt Jehol   führende Eisenbahn zu bauen, um feine Positionen in der eroberten Provinz zu feftigen. Einer aus Tolio eingetroffenen Mel­dung zufolge wurde mit dem Bau der Bahn bereits begonnen, und zwar bereits acht­undvierzig Stunden nach Eroberung der Stadt Jchol durch die japanische   Armee.

Japanische Flugzeuge haben die sich von Jehol   zurückziehenden chinesischen Truppen be­schossen. Drei chinesische   Offiziere, die General Wanfulin begleiteten, wurden urch eine Flieger­bombe getötet. Wanfulin selbst wurde nicht ber­legt, stürzte jedoch zu Boden, da sein Pferd von einem Bombeniplitter getötet wurde. Den chine­fischen Truppen ist es nicht gelungen, des Generals Tanjulin habhaft zu werden, der für den Ber­Iust Jehols verantwortlich gemacht wird. Die Chinesen leisten Widerstand.

Tokio  , 7. März.( Reuter.) Wie aus Tschin­tschau gemeldet wird, kam es in der Nähe der chinesischen   Mauer zu neuen Kämpfen. Die

verstärkt.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Mittwoch, 8. März 1933

Süddeutschland   fügt sich.

Verhandlungen mit den Nazis angebahnt.

Werden Zentrum und bayrische Volkspartei für das Ermächtigungsgesetz stimmen?

Berlin  , 7. März. Die überraschend hohe Stimmenzahl der Nationalsozialisten in den süddeutschen Ländern hat es so weit gebracht, daß die bayrische Regierung bereits von fich aus angeregt hat, in Verhandlungen mit den Nationalsozialisten über deren Eintritt in die Regierungsmehrheit einzutreten.

In Württemberg   fam es zu Nazikundgebungen gegen den Staatspräsidenten Bolz, der darauf ebenfalls erklärte, den Nazis stünde es frei, im Landtag die geschäftsführende Re­gierung durch eine andere zu erseßen. Auch in Baden   sind Verhandlungen mit den Nazis über eine Regierungsbildung im Gange.

Gegen Hessen   wurde, wie wir bereits gestern meldeten, vom Reichsinnenminister eine Art Reichserekutive verhängt. SA- Abteilungenbeseßten in der Nacht die Regierungsgebäude in Darmstadt  . Der sozialdemokratische Staatspräsident Dr. Acdelung hat dagegen Protest eingelegt.

Das nächste Ziel der Nazis dürfte die Erzwingung von Neuwahlen in die süddent­schen Länderparlamente sein, um auch dort die Macht an sich zu reißen.

Unter diesem Druck ist es nicht unwahrscheinlich, daß die bayerische Volkspar­ tei   und auch das Zentrum sich schließlich bereit finden werden, im Reichstag dem von der Regierung geforderten Ermächtigungsgesetz ihre Zustimmung zu geben, durch die der Reichstag   für lange Zeit hinaus vollständig ausgeschaltet werden soll. Sämtliche Parteien von der Rechten bis zu den beiden katholischen Parteien hätten zusammen 440 Abgeordnete, so daß also die verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit zustande kommen könnte. *

Nr. 57.

Unbesiegbar!

Daß der tiefere Zweck der deutschen  Reichstagswahlen die Zerschmetterung des Marrismus war, um die Arbeiterklasse der Ausbeutung und Unterdrückung des Kapita­lismus wehrlos auszuliefern, ist nur den gei­stig Blinden nicht klar. Diese Auffassung zu bestätigen, hat sich nun der Chefredakteur des Völkischen Beobachters", Alfred Rosenberg  , beeilt, der am Montag im Berliner   Rundfunf ausführte, es werde eine Aufgabe der Regie­rung sein, Deutschland   von der landesverräte­rischen Tätigkeit der Sozialdemokratie zu be­freien. Die Regierung Hitler- Papen- Hugen­berg hat ihr erstrebtes Ziel, die Eroberung der Macht, erreicht und sie hat nun Gelegen­heit, wie versprochen, Deutschland   ,, herrlichen Zeiten entgegenzuführen". Außer neuerlichen Zollerhöhungen auf Eier und Käse in einer den Preiswucher der heimischen Agrarier un­erhört fördernden Weise hat man darüber, wie dies die Reichsregierung wirtschaftlich zu bewerkstelligen gedenkt, noch nichts gehört. Das erste Wort, das über die Pläne laut

Der bayrische Ministerpräsident Dr. Held SA- Führung ohne Widerstand ihre Waffen wird, die zu den goldenen Zeiten des deut­Chineſen leisteten bei Sansjenfau nordöstlich von hat heute namens des Gesamtministeriums an übergeben haben. Das Gebäude des Bolts- schen Volkes den Weg ebnen sollen, ist wie der nur ein Haß-, ein Schmäh- und Droh­japanischen Abteilungen wurden in aller Eile den Landtagspräsidenten ein Schreiben gerichtet, freund" wurde um 7 Uhr früh wieder geräumt. Staatspräsident Dr. Adelung   hat an den Wort. Das ist für die Hitler  - Kreaturen aller Schritte zur Nenbildung der Staats- Reichsinnenminister ein Telegramm gerichtet, dings leichter, als zu sagen, wie sie sich im regierung in Bayern   beschleunigt durch worin er dem Minister von der Uebergabe der Verein mit den von Hitler   selbst bis vor fur­Konflikt Danzig- Polen. führen.ffebar find damit Verhandlungen Bolizeigeschäfte on Dr. Müller Kenntnis gibt, mit den Nationalsozialisten gemeint. und gleichzeitig Einspruch gegen diese Maß zem aufs leidenschaftlichste bekämpften Papen und Hugenberg, also in Gemeinschaft mit Auch in Baden   sind Verhandlungen zwi- nahme erhebt. schen Nationalsozialisten und Zentrum wegen In Stuttgart   hielten die Nationalsozialisten Großindustrie und Großgrundbesitz, die soziale einer Umbildung der Regierung im Gange. Die gestern abends auf dem Marktplaß eine Protest- und wirtschaftliche Erneuerung und Geinn­Nationalsozialisten verfolgen dabei das Ziel einer fundgebung gegen die württembergische Regie- dung Deutschlands   vorstellen. rung und insbesondere gegen den Staatspräst- Es ist weniger interessant, daß Herr Ro alsbaldigen Neuwahl des Landtages. denten Dr. Bols ab, in der der Gauleiter der jenberg die Notwendigkeit der weiteren bruta rung berlangte.

Polen   verstärkt die Munitions­wache auf der Westerplatte. Danzig  , 7. März. Zwischen dem Senat von Lanzig und Polen   iſt es zu einem schweren Konflikt gelommen, weil Polen  , ohne die Er laubnis des Völlerbundkommiffärs einzuholen, die Besazung der Westerplatte  ( einer Halbinsel gebrachten Munitionsdepots gegen geplante An­griffe, ber stärkt hat.

bei Danzig  ), angeblich zum Schuß der dort unter- in Karlsruhe   und im dortigen Boltshaus wur NSDAP   den sofortigen Rid tritt der Regie: len Verfolgung der Sozialdemokratie mit ihrer

den

Im jozialdemokratischen ,, Boltsfreund" Haussuchungen vorgenommen, die ergebnis­verliefen. Aus Gründen der Sicherheit" geschlossen worden. Der wieder aufnehmen.

los

lich

In einer Unterredung mit SA  - Führern angeblichen landesverräterischen Taktik" be­erklärte Staatspräsident Dr. Bolz, die württem- gründet, als es interessant ist, daß er und die abhalten, um zur Frage der Regierungsbildung um der Sozialdemokratie beizukommen, als Verhältnisse werde die gegenwärtige Regierung Berfolgungen. Den Landesverrat soll die Der vom Reichsinnenminister Frid für fein Hindernis bilden. Zurücktreten könne die deutsche Sozialdemokratie dadurch

Der Danziger Senat hat an den Völker- find die beiden Gebäude vorübergehend polizets bergische Regierung werde morgen eine Sigung Nazis überhaupt kein anderes Mittel schen,- und außerdem in einem Aufruf an die Bevöife- fonnte während des Vormittags seinen Betrieb Stellung zu nehmen. Für eine Neuordnung der Gewalt, Einferferungen, Drangsalierungen,

bundkommissär eine scharfe Protestnote gerichtet rung die Truppenverstärkung durch Polen   als einen schweren Rechtsbruch bezeichnet.

urückziehung der Truppenverstärkung berlangt.

verübt

nischen Regierung Freits die unverzügliche Zus hat auf Grund der Notverordnung vom 28. jei. Das Weitere liege beim nationalistischen Göring als Bluthund und Anstifter des Der Völkerbundfommissär hat von der pol- Hessen eingefeßte Polizeikommissar Dr. Müller Regierung nicht, weil sie nur geschäftsführend haben, weil in der Auslandspresse Minister Polen erklärt dagegen, es habe sich seinerzeit und zwar, wie es in dem amtlichen Bericht dars jorgen habe, daß der Landtag zur Wahl eines Meinung Rosenbergs der Anregung der So­ausdrücklich das Recht vorbehalten, den Militär- über heißt, nach rascher Beseitigung eines neuen Staatspräsidenten alsbald zusammentrete.zialdemokratie zuzuschreiben ist. Die Presse des Westerplatte nötigenfalls entsprechend zu ber- Unterredung zwischen Dr. Müller und dem bis- Reichskanzler und den Reichsinnenminister gebe- Auslandes, soweit sie nicht durch Liebediene schutz der polnischen Munitionsmagazine auf der Mißverständnisses, das in einer ersten stärken. Ein ähnlicher Protest des Danziger Se herigen sozialdemokratischen Staatspräsidenten ten, dem Ministerpräsidenten Schied Gelegenheit rei vor Hitler sich zum Verschließen ihrer Augen

Feber die Polizeigewalt in Hessen   übernommen, Landtagspräsidenten Mergenthaler, der dafür zu Reichstagsbrandes bezeichnet wurde, was nach

nats jei vom Völlerbundrat schon einmal im Dezember 1925 abgewiesen worden. Oesterreich   wehrt sich

Adelung vorgekommen war".

Der neue Polizeikommissar bejeßte unter Mitwirkung einiger Hakenkreuzfunktionäre und einer SA- Standarte, die durch auswärtige SA­Leute verstärkt worden war, das hessische Innen­

zu einer Aussprache über die politische Lage in vor der Tatsache dieses von den Nationalsozia­Sachsen zu geben. Diese Aussprache soll bereits listen verübten ungeheuerlichsten Schwindels morgen stattfinden. bemüßigt fühlte, hat erst feiner Anregung ge­In Breslau wurden im Laufe des Tages braucht, um zu wissen, went zu Nutzen und von Abteilungen der SA   und des Stahlhelm auf welche Veranlassung die Brandstiftung

gegen Nazi- Agitation? ministerium, das sozialdemokratische Gewert auf dem Polizeipräsidium, auf dem Regierungs verübt wurde. Lachhaft ist auch der Verjuch, Wien  , 7. März. In den Abendstunden trat schaftshaus, die Wohnung des Staatspräsidenten| gebäude und auf dem Rathaus in Anwesenheit die Nazi- Bande mit dem Vaterland zu iden­der Ministerrat zum zweitenmal zusammen und Adelung und des Innenministers Leuschner so von Tausenden Menschen die Hakenkreuz- und befagte sich hauptsächlich mit Maßnahmen zum wie das Verlagsgebäude des sozialdemokratischen die Schwarz- weiß- rote Fahne gehißt. Zum Schluß tifizieren und eine durch viele Indizien bewie­Schuße der Ordnung und Ruhe in Desterreich. Boltsfreund". Die Schußpolizei im Innen- wurde die Fahne auch auf dem Amts Die Regierung sei der Auffassung, daß die Agi- ministerium und in einigen Gemeinden soll der| Landgerichtsgebäude gehißt.

tationsmethoden der Nationalsozialisten nicht länger geduldet werden dürfen.

Wie das Extra Blatt" meldet, hat der Mini­sterrat folgende Maßnahmen in Erwägung gezogen: Abriegelung Desterreichs gegen die Einreise extremt ob fommunistischer oder nationalsozialistischer Zugehörigkeit, absolutes Ver­bot von Bersammlungen

radikaler Agitatoren,

Der Riesenschwindel mit dem Reichstagsbrand.

Die Schuld der Nationalsozialisten wird immer klarer. Nationalsozialist Sommer verschwunden.

Der

sene Beschuldigung gegen sie als Landesver­rat zu erklären. Er ist nur der Beweis, daß die fascistische Regierung um Vorwände zur Fortsetzung der Persekution der Sozialdemo­kratie und ihrer Bekenner nicht verlegen sein wird.

Vorläufig ist die Zerschmetterung der Sozialdemokratie allerdings vorbeigelungen. Berlin  , 7. März.( Eigenbericht.) Ob- und ist nicht strupellos genug, die Wahrheit für Und doch war die Sache teuflisch schlau einge­So tut es denn die fädelt worden. Durch Verbot fast sämtlicher

bis zum Herbst, Berbot der Uebertragung poli wohl die Berliner   bürgerliche Preffe von den Ent- Schwindel zu erffären." Scharfe Maßnahmen gegen jenen( welchen?!) Teil van der Lübbe mit Brockwißer Nationalsozialisten amtlichen Stellen des Reiches für die Länder aller Flugblätter, Herunterreißen aller Wahl­tischer Reden vom Auslande durch die Rovog und hüllungen über die Verbindung des Brandstifters Reichsregierung in ihrem Namen, so ligen die sozialdemokratischer Zeitungen, Beschlagnahme der Presse, deren Schreibweise ständig zu Saß und unterrichtet war, hat feine einzige Zeitung den regierungen, die auf die Lüge als Regierungs- plakate, Einsperrung tausender Vertrauens

Tatbestand auch nur andeutungsweise wieder gegeben. Lediglich die ausländische Presse brachte Verachtung gegen die Regierung und gegen die Be­Die Meldungen. Dieses Schweigen der deutschen

hörden aufreist.

mittel bisher verzichteten. männer war unsere Partei mundtof gemach: Wenn es aber noch des Beweises bedurft worden. Die andere Seite dagegen beherrschte

rung um so notwendiger, als ein Heer reichsdent deutsche   Volk die Wahrheit erfuhr: der tschecho ftig und unwiderlegbar ist, so ist dieser Beweis nen, Rundfunk, Millionen von Plakaten und Diese Maßnahmen seien nach Ansich: der Regie Blätter fonnte jedoch nicht verhindern, daß das hätte, daß die Meldung über van der Lübbe rich mit Propagandaaufmärschen, Hafenkreuzfah­

scher nationalsozialistischer Agitatoren in den näch ten Tagen nach Desterreich geworfen werden soll. Im Zeichen des Kellog- Paktes.

slowakische und der österreichische Rundfunt funt

ten die aufsehenerregende Nachricht in die Welt und die deutschen   Arbeiter vernahmen sic.

Die Reichsregierung ist gegen diese Funkmel Aj funcion( Paraguay  ), 7. März. Die Ab- dungen zu Felde gezogen. Sie gab am Sonning geordnetenkammer hat Montag einen Gefeßent- im Namen der sächsischen Regierung bekannt, daß murf angenommen, der besagt, daß der Republit die Nachrichten über den Aufenthalt des Brande Bolivien in formaler Weise der Krieg erklärt stifters in Sörnewitz   Schwindel seien. merden soll. Der Senat hatte diesen Gesezentwurf bereits in der letzten Woche angenommen. Es erübrigt nur noch die Unterschrift des Präfi denten,

Interessant ist, daß die sächsische Regierung diese Rundfunkdementi feineswegs veranlagt bat

Sie ist über den einwandfreien Tatbestand unterrichtet, da sie selbst die Untersuchung führt

jetzt

geliefert:

Der nationalsozialistische Gemeindeverord nete Sommer, der die wichtigen Angaben über den Aufenthalt van der Lübbes zu Pro­tokoll gegeben hat, ist seit Samstag spur los verschwunden. Er ist weder von den Staatsanwälten, noch von Kriminalfommisja­

Flugblättern das Feld. Traurig genug, daß sich Millionen angeblich zivilisierter Menschen durch den aufgezogenen Reklameapparat, gegen dessen tönende Phraseologie jeder Widerspruch unterbunden war, betören ließen- an den im Geiste des Marrismus erzogenen Massen ist

ren aufzufinden. Sofern er nicht einem Feme  - das Trommelfeuer von Schlagworten jeden­mord zum Opfer gefallen ist, tat er seiner Bar- falls spurlos vorbeigegangen. Ein geistvoller tei und damit der gegenwärtigen Reichsregie- Mann hat in diesen Tagen das Wort geprägt, rung den Gefallen ,,, bernehmungsunfähig" zu es gäbe heute ein denkendes Deutschland  und einbrüllendes. Dem National

werden.