Seite 10 Stenltag, 14. Mik, 1988 Nr. 62 T agesneuigkeiten Schwar-Werb-Rot. Hitler verordnet:Da die Soldaten der alten Armee unter-er schwarz-weiß-roten Fahne,, der allen deutschen Reichsfahne, gefallen sind, wollen wir, um sie zu ehren, an diesem Tage, von den ; öffentlichen Gebäuden des Reiches auch nur diese, ihre ehemalige Fahne wehen lassen. Sie ist die Fahne der asten Armee und die Fahne des Welt­kriegs." Um dem schwachen Gedächtnis derjenigen nachzuhelfen, die heut« in Deutschland Geschichte machen und fälschen, sei festgestellt, daß diese Fahne aber auch von Deutschlands Junkern und Großkapitalisten kündet, die alles andere eher als Deutschlands Ehre im Schild« führten. Noch unter dem Wehen dieser Flagge schrieb am 18. November 1918 die deutschnationalePost" über den Heerführer der alten Armee, Herrn von Ludendorff , die höchst unrühmlichen Zeilen, aus Anlaß der Tatsache, daß dieser am 1. Oktober 1918 in kopfloser Verzweiflung alles verloren gegeben hat und eine Neubildung des damaligen Reichskabinetts verlangte: Danach hat General Ludendorff 'am 1. Okto­ber d. I. unsere militärisch« Lage für verzweifelt gehalten und sofortiges Waffenstillstandsangebot gefordert, Acht Tage darauf gestand er ein, sich in der Bewertung der Kriegslage geirrt zu haben. Einen solgenschwereren Irr­tum hat es nie gegeben. Er hat«in ganzes Volk dem Unglück und der Schande überliefert." Und heut«? Sind di« gleichen Kräfte dabei, ein Gleiches zu tun. B«im Wehen der Flagge Schwarz-weiß-rot" hat der ritterliche Welt- kommis Wilhelm II. in Bremerhaven am s37. Juli 1900 an die zur Bekämpfung des chinesischen Boxeraufstandes abgehenden Truppen .unter anderem gesagt: Ihr wißt«s wohl, ihr sollt fechten- gegen «inen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wißt: Pardon wird nicht gegeben. Gefan- gen« werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, daß auf tausend Jahr« hinaus« kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen sch«! anzusehen." Vierzehn Jahre später erscholl das Echo auf dies« R«de in der Welt. Es klang wieBoches" Hunne n ". Und unter den alten Fahnen, den Fahnen des Weltkrieges, auf dieEr" sein« Soldaten vereidigt hatte und dessen Sohn in der nationalsozialistischen Partei ein« hervorragende Rolle spielt, desertier te der O b e r st« Kriegsherr nach Holland . Es ist ein eigenartiger Glanz, der um die asten Fahnen spielt, welchen dos national wiedergeborene Deutschland huldigt. Zur Zeit, da sie über Deutschlands Kriegsnot wehten, ging auf Um­wegen deutscher Stahl in di« RustungSfabriken der Entente, sabotiert« d«r deutsche Großgrund­besitz die staatliche Getreidebewirtschaftung und nutzte so die Hungerblockade d«r Entent« aus, seine Taschen zu füllen. Da diese Fahnen wehten, sagt« der Berliner Bolkswitz von denjenigen, deren Symbol diese Flaggen waren: Großartig: Maul, Monokel bis zur Stirn, Nur fehlen ein Paar Kilogramm Gehirn." Si« fehlen heute Millionen. Diejenigen aber, welch«» die Denkfähigkeit noch geblieben ist, werden unter ärgstem Terror und grausanisten .Mißhandlungen zum Schweigen gebracht und ein !87jahriger Generalfcldmarschall begeht einen Eid­bruch an der Verfassung zugunsten der asten Fahnen. Nein, diese nationale Wiedergeburt der deut­schen Nation bcdeutet für di« ganze gesittete Menschheit keinen Aufstieg; sie kann in ihr nichts anderes sehen, als den gleichen Kulturzusammen- bruch, den dergreise Dulder von Doorn" seiner­zeit mit den Worten einleitet«:Ich will .Euch herrlichen Zeiten entgegen­führ«n!" Der Igel. Wdertod durch Welttriegs- srauate. Paris , 13. Mär;. Aus Lens wird gemeldet, daß Kinder polnischer Nationalität, deren Eltern in Frankreich beschäftigt sind, auf dem ehemaligen Kriegsgelände eine Granate fanden und mit ihr spielten. Plötzlich explodierte di« Granate beim Ausfallen. Zwei Kinder wurden auf der Stelle getötet, zwei in hoffnungslosem Zustand ins Krankenhaus geschafft. Der Gendamenm'örder und di« Stimme im Rundfunk. Mähr.»Ostrau , 12. März. Ta Samstag abends hier verschiedentlich Gerüchte kursierten, daß der Gendarmen-Mörder aus Belehrad , Olt« drü 8, in Marianske Hory gesichtet worden sei, alarmierte die hiesige Polizeidirektion sofort die Sicherheitsorgane. Tie angestellten Nachforschun­gen ergaben, daß Samstag um 19 Uhr sich in einem Schuhgeschäft in Marianske Hory ein etwa 25jährigcr Mann einfand, dessen Perso­nenbeschreibung auf den gesuchten Gendarmen- Mörder Ondrää paßt. Ter Unbekannte, der verlangte, daß ihm seine Schuhe geputzt werden, bielt ständig seine rechte Hand in der Rocktasche. Er sah sehr erschöpft aus und batte infolge lan­gen Nichtschlafens gerötete Augen. In dem Augenblick, als er seinen Fuß ans- eine Bank stellen sollte, verkündete in einem Rundfunk­apparat der Ansager des Radiojournals gerade N intemotionalt NWettlM Der MMml. Deutschland siegt vor Schweiz , D. T. 8. und Atus. Ausgezeichneter Sport. Prag , 12. März.. Heute vormittags fand im Weinberger Radio-Saale der erste Bierver- ! öaudswettkampf im Geräteturnen der Arbeitermrner Deutschlands, der Schweiz und der beiden Verbände in der Tschecho­ slowakei Atus und DTI. statt. Nm Gegensatz zu den gebotenen sehr guten Leistungen stand der gerade für Prag nicht glänzend zu bezeich­nende Besuch. Aber auch die Aufmachung ließ zu wünschen übrig, man hatte keineswegs beim Eintritt in den Saal den Eindruck, daß es sich um di« Ver­anstaltung von Arbeitersportlern handelt. Keine Fahnen, kein Ton von den Arbeitern ins>,erz ge­wachsenen Freiheitsliedern und nur die Ansprachen ließen erkennen, worum es hier ging. Gewiß, jede derartige Veranstaltung ist zum ersten Male von Mängeln behaftet, sie werden wohl beim nächsten Male behoben sein und«ine ausgiebige Propaganda werden dann jenen Besuch bringen, der solche« Ver­anstaltungen gebührt, wie er schon in jenen Ländern vorhanden ist, die derartig« Wettkämpfe schon lange durchführen. Nach diesen kurzen prinzipiellen Vorbedingun­gen einer jeden sozialistischen Veranstaltung können wir uns an den zum überwiegenden Teil gezeigten ausgezeichneten Leistungen schadlos halten. Was z. B. die Genossen aus der Schweiz und Deutschland vorführten, das waren wirklich Gipfelleistungen tur­nerischen Könnens und körperlicher Gewandtheit. Jeder einzelne' Genosse aus diesen beiden Verbands­mannschaften beherrschte seine Uebungen, sei es nun am Barre», Pferd oder Reck, bis ins letzte Detail; cs schien ein harmonisches Jn«inanderfli«ßen und ein inniges Verwachsensein mit dem Geräte zu sein. Was sie zeigten, befriedigte di« Zuschauer bis zum Aeutzer- sten und di« Beifallsstürme waren der ehrliche, an­erkennende Ausdruck dafür. Die deutsche wie di« Schweizer Mannschaft zeigten«in ziemlich ausgegli- cheneS Können; aus ehren Reihen seien aber trotzäm Schort.(Schweiz ) und Rödel(Deutschland ) her­vorgehoben, di« akrobatisch anmutende Uebungen vor­führten(insbesondere auf dem Pferd und Reck). An Besprechung der beiden Verbandsmannschaf- ten der Tschechoslowakei wollen wir nicht überaus kritssch sein war es doch die erst« Oef- fentlichkeitsprobe wnd die jahrelange Routine kam zum Fehlen. Doch soll nicht verhehlt werden, daß sie doch in gewisser Beziehung mitunter stark ent­täuscht haben. Vornehmlich unsere Atus-Mannschaft! Sie macht« den Eindruck, daß sie unvorbereitet und nicht glücklich ausgewahlt in den Kampf ging. Jeder von die Meldung, daß nach dem Mörder Ondrä« gefahndet werde. Sobald der Unbekannt« das hörte, zuckte er zusammen unb verließ augenblicklich das Geschäft. Sodann wurde er bei einem ändern Schuhmacher gesehen, wo er sich die Schuhe putzen ließ und in deut­scher Sprache fragte, wo der Weg zur Stadt führe, worauf er das Geschäft verließ. Wi« fest­gestellt wurde, wurde der Mann noch in einem anderen Schuhmachergeschäft und in einer Trafik gesehen. Die Polizei fahndet heute den ganzen Tag nach Ondrnö. Bäckermeister Blaubart . Budapest , 11. März. Bor zwei Wochen wurde der Bäckermeister Szikora in Gyöngyös wegen Ermordung seiner zweiten Frau verhaftet. Wäh­rend der polizeilichen Erhebungen sind schwere Verdachtsmomente aufgetaucht, daß Sikora der Täter auch anderer, vor Jahren begangener Morde sei. Bevor er nach Gyöngyös übersiedelte, war Szikora mehrere Jahre bei den städtischen Wasserwerken in Stuhlweißenburg als Maschinist tätig. Im Jahre 1930 wurde sein Kollege Orban erschossen aufgefunden. Damals konnte der Täter nicht ermittelt iverden. Hal Szikora nach anfänglichem harten Leugnen die Tat schließlich eingestanden. Er hatte, wie er an­gibt, ein Liebesverhältnis mit der Gattin des Ermordeten unterhalten, war deswegen von Orban zur Rede gestellt worden und habe Orban aus Notwehr erschossen. Morgen wird die Leiche der ersten Frau Szikoras exhumiert, da schwere Verdachtsmomente vorliegen, daß Szikora auch seine erste Frau ermordet hat. Der Tod der Spernsangerm Bindernage! Berlin , 13. März. Vor dem Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen den Bankier Hintze, der im Oktober des Vorjahres seine Frau, die bekannte Opernsängerin Gertrud Binder­ nagel durch mehrere Revolverschüsse getötet hat. Die Anklage lautet auf vorsätzliche Tötung. Hintze erklärt, nichts zu wissen, wie es zu dem Schuß gekommen sei. Er habe im Jahre 1925 die Bindernagel geheiratet und ihr Kind adoptiert. Es sei eine reine Liebesheirat gewesen. Tas Eheglück sei, wie er unter Tränen sagte, mehr als harmonisch gewesen, bis die Schwiegermutter ins Haus kam. Dann wurden di« Abschiedsbriefe Hintzes, die er an seinen Schwager, an seinen Stammtisch und an seine Schwägerin Alice und Therese ge­schickt hatte, besprochen. Dabei erklärte Hintze, seine Frau soll auf dem Sterbebett erklärt haben, wenn sie gesund würde, kehre sie zu ihrem Mann zurück. Bei der Verlesung dieser Briefe brach der Angeklagte neuerdings tveinend zusammen. Nach der Mittagspause wandte sich die Ver­nehmung des Angeklagten der Schilderung des Tages der Tat, des 23. Oktober vorigen Jahres, zu. An diesem Tage, führte Hintze aus, habe er j ihnen versucht« wohl sein Beste» zu geben, doch allein der Will« ist hier nicht immer der entscheidende Fak­tor, auch das Beherrschen der Hebung am jeweiligen Gerät ist ausschlaggebend. Unser schwächster Ver­treter war wohl Alber; er besitzt gute Anlagen, doch geht er noch viel zu steif ans Werk, was sich am Pferd und besonders am Reck(das«r punktelos ab­solvierte) sehr auswirkte. Schmotz und Baum sin- gute Durchschnittsturner, Verbleibt noch G a m p e, der für den verhinderten Schneewieß einsprang und trotz seines- Alters(kein Borwurf, bitte) noch der Lichtblick unserer Atus-Mannschaft war. Unser B«r- band wirb wohl aus dem Ergebnis dieses Wettstrei­tes die notwendig« Lehr« ziehen und sich für folgend« Kämpf« besser vorbereiten, damit dieser erste Schön­heitsfehler sich nicht wiederholt. Die Vertreter des DTJ.-B«rband«s(der auch der Veranstalter war), schnitten wohl besser ab, doch hatten sie etwas mehr Glück, denn die erzielte Punktezahl der einzelnen Turner entsprachen jeweils nicht dem Gezeigten. Ihr Bester, 2 a k, erreicht« des öfteren in der Wertung eine so gute Beutteilung, di« selbst bei Fachleuten Staucken erweckt«. Im gro­ßen und ganzen bewiesen aber auch sie, daß dieser Wettkampf ebenfalls nur Lehrzwecken dient«. Zum Schlüsse dankt« Genoss« Bühren (Leip­ zig ) im Namen der Turner für die schön« Aufnahme, wünscht«, daß das Gezeigte gute Werbeerfolg« habe und betonte, daß wohl jeder Wettkampf einen Sie­ger habe, doch dieses Moment im Arbeitersport nicht das Entscheidende sei, sondern das Bekenntnis zum Sozialismus über allem steht. Das Ergebnis: In der G e s a m t w e r t u n g siegt« Deutsch­ land mit 226.50 Punkten vor Schweiz mit 220.75, DTJ. mit 191.75 und Atus mit 173.75 Punkten. In den einzelnen Bewerben erzielten Punkt«: Barren Deutschland.,.. 74. Schweiz ..... 74.75 DT«.'.. 63.75 AtuS...... 62.25 * Im Rahmenprogramm, das von der Pra­ ger DTJ. bestvrtten wurde, führten Mädchen ge­fällige rhythmisch« Uebungen, die aber noch einen Schuß an Flüssigkeit vertragen hätten, vor, ferner zeigte«ine Akrobatengrupp« ihr« Künste und Frauen beschlossen di« Veranstaltung mit einem exakten K« u l e«turnen.en noch einen Aussöhnungsversuch mit seiner Frau unternommen, der aber scheiterte. Am dbachmittag sei er mit seinen Heiden Freundinnen nach Schildhoru gefahren. In verschiedenen Loka­len konsumierte er dann insgesamt 18 Glas Bier und sechs Schnäpse. Schließlich sei er zur städti­schen Oper gegangen, um eine Aussprache mit seiner Frau herberzu fuhren. Einzelheiten der Tat seien ihm erst von den Kriminalbeamten erzählt worden. Er habe sich vergeblich überlegt, wi« er dazu gekommen sei, zu schießen. Vielleicht habe es sich um einen vorübergehenden Anfall einer gei­stigen Störung gehandelt, die er schon früher ge­habt habe, als er seine eigene Frau nicht ettannt habe. Der Angeklagte schilderte, daß er unten an der Treppe des Bühnenoufganges gewartet hab«, um seine Frau nach dem Aufenthalt des Kindes zu fragen. Als seine Frau herunter kam, habe si« gerufen: Da ist er. Er habe gerufen: Wo ist mein Kind? Er sei dann hinter sie getreten und dabei sei 8dr Schuß losgegangen. Er wisse nur noch, daß^tzr die Masse ganz niedrig gehalten habe. Ass auf dem Gerichtstisch der Pelzmantel der Getöte­ten ausgebreitet wird, um die Einschußstellc fest- zustellcn, brach der Angeklagte weinend zusam­men. Unter ständigem Schluchzen berichtete er dann weiter: Nach dem Schuß habe er die Waffe an feine Schläfe angesetzt, diese aber habe ver­sagt. Die Patronenhülse habe sich nicht entfernen lassen. Die Obduktion der Leiche führte mit aller Bestimnttheit zu dem Ergebnis, daß die Embolie nicht auf ein früheres Leiden, sondern auf ein Blutgerinsel, das ein Rest des großen Blut- gcrinsels in der Bauchhöhle gewesen sei. zurück- ruführen sei. Dr. Kremer erklärte, Hintze sei im Zustand bewußten Denkvermögens gewesen. 9lenen Kriege« entgegen In einer Prager Tageszeitung finden wir das folgende Inserat: Sichern Sie sich vor Luftgasangriffen durch Erbauung eines Familienhauses mit unter­irdischem Gang'. Der Baugrund befindet sich we­der direkt an der Bahn noch am Fluß, sondern in einer schönen, waldreichen Gegend, vom Norden geschützten Tal, 35 Kilometer von Prag , Autobus- j Verbindung. Ideales Weekend. Ideales Weekend mit Gasschutz ja, wir ! gehen herrlichen Zeiten entgegen! Großes Erdbeben? ein« Kleinigkeit! Ein schreckliches Erdbeben hat hundertfünfzig Men­schen in Kalifornien das Leben gekostet: ein Er­eignis, wie es selbst in unserer namenlos verroh­ten Zeit das Mitgefühl aller rings um diezivi­lisierte" Erde wachzurufen pflegt. Aber was ist in diesen Tagen ein Erdbeben? Was ist den europäischen Zeitgenossen ein inneres Beben der Erde drüben in Amerika , wenn größere Beden von Menschenhand unsere alte Erde erzit­tern machen? Man liest die Berichte von der elementaren Katastrophe, sagtentsetzlich! und Vom Rundfunk Empfehlenswertes a«S Den Programmen. Mittwoch. Prag : 6.15: Gymnastik. 11: Schallplatte«. 17: Marionettentheater. 18.25: Deutsche Sendung. Arbeiterfunk: Dr. I. B. Brügel: Heilfürforge für Arbeitslose, Bericht vom Arbeitsmarkt. 20.05: Kon­zert. Brünn: 18.25: Deutsche Sendung: Gertschitz: Der Garten im März. Berlin : 20.45: Beethoven IX. Sinfonie. Mühlacker: 19.30: Man­dolinenkonzert. Hamburg : 19.30: Klavierkonzert. Königsberg : 19.30: Hans Sachs. Langenberg: 21: Die Entdeckung der blauen Grotte. Wien : 19.35: Johannes Brahms . 22.35: Tanzmusik. wendet sich wieder den näheren, gewaltigeren, fol­genschweren Erschütterungen zch die das Antlitz der Welt mehr zu entstellen drohen als j««in Naturereignis seit Menschengedenken. Zu andere» Zeiten hätten die Meldungen über die kalifor­nische Katastrophe ein paar.Tage hindurch das Bild aller Zeitungen entscheidend mitgeprägt jetzt liefen die hundertfünfzig toten Kalifornier noch eine letzteGefahr", nämlich die, vielleicht in der ,Meinen Chronik" deutscher Journale unter­zugehen, weil die von Wichtigerem mit Beschlag belegt sind. Aber auch diese Tatsache ist nicht frei von Groteskem: da gibt's in Deutschland ein paar große bürgerliche JournaleFrankfurter " Berliner Tageblatt" etcetera deren Redaktio­nen förmlichfroh" getvesen zu sein schienen, daß sich in Kalifornien ein großes Unglück ereignete: diese Blätter ziehen es jetzt nämlich vor, über Deutschland so wenig wie möglich berichten und vor allem den Blick der Leser von dort abzuziehen; und da starben ihnen die hun- dettfünfzig Menschen in Kalifornien gerade recht: das gab nämlich einen groß ,/rufzumachenden" Anlaß, nicht laut davon zu reden, daß zur gleichen Zeit in Deutschland täglich Menschen von Men­schenhand hingemordet werden! Feigheit und Sympathie mit den Henkern desMarxismus " hindert diese Presse, der täglichen Mordchronik ein eigenes Urteil beizusetzen, aber letzte Scham macht es ihnen etwas schwer, die Dinge einfach zu regi­strieren, als ob etwa die sadistisch« Mißhandlung Sollmanns oder das Nieoerknallen Georg Landgrafs oder der Todesfchlag gegen Karl B ö sch e l selbstverständliche Dinge wären. Und so handeln sie nach dem bewährten Grundsatz: Reden wir von etwas anderem beispielsweise von Kalifornien . Der Frühling naht... Unter dem Einfluß des Druckhochs, dessen Zentrum nördlich von den Karpathen liegt, ist nunmehr auch in der Süd- flowakei Ausheit«rung eingetveten, so daß gestern früh im ganzen Staatsgebiete der Himmel nahezu wolkenlos war. Bei reichlichem Sonnenschein waren di« Sonntagnachmittags-Temperaturen in Böhmen bis auf plus 10 Grad angestiegen. Im Osten und im Nordosten des Stäates wurden rund nur 5 Grad Celsius gemessen. Gestern hal­ten die tieferen Lagen wieder überall Nachtfröste. Troppau meldet minus 8, Rimavska Sohoia minus 9 Grad. Demgegenüber ist cs aus den böhmischen Randgebirgen relativ warm. Wahr­scheinliches Wetter heut«: Fortdauer des schönen Wetters, namentlich untettags wär« mer, schwacher Wind. In Frankreich ist ein richtiges Frühjahrswetter zu verzeichnen., In Paris herrschte Sonntag die gleiche Temperatur wie in Nizza und auf Korsika. Es wurden bei ganztägigem Sonnenschein rund 20GradCel« s i u s gemessen. Die Minimaltentveratur am Morgen betrug 12 bis 13 Grad Celsius. Das Karl-Marx-Vild auf der ersten Seite, ein Holzschnitt, kann in vornehmer Aus­führung etwas mehr als Zeitunghqrößc zum Preise von nur K« 30. entweder direkt vom Künstler, Georg Trapp . Eichwald bei Tcplitz-Schönau, oder durch die Zentralstelle für das Bildungswesen bezogen werden. Hitlerismus im Schriftsteller-Schutzvrrband. In den Büroräumen des Schutzverbandes deut­scher Schriftsteller in B c r l i n der größten Bereinigung deutscher Schriftsteller, erschienen Freitag abend unter Führung von Hans Heinz Ewers und im Einvernehmen mit dem Reichspropagandalciter, Dr. Göbbels . Vertreter dcr Arbeitsgemeinschaftnationaler" Schriftsteller. Sie forderten Umstellung dos Hauptvorstandes im Sinn« dernationalen Freiheitsbewegung". Acht Mitglieder des Hauptvorst.andes, der gerade zur Sitzung versammelt war, traten zurück. Ti« verblei, benden Mitglieder ergänzten hierauf den Hauvt- vorstand mit 6 Mitgliedern der Arbeitsgemein­schaft nationaler Schriftsteller. Es wurde dann beschlossen. Kommuni st en aus dem Schutz­verband deutscher Schriftsteller auszuschlie- ßen. Eine Trafikantin überfallen. Zwei unbe­kannte junge Leut« überfielen Sonntag abends in Unvar die Trafikantin Sophie Hainz im Flur ihres Wohnhauses und entrissen ihr ein Damerttäschchen mit der Tageslosung von 2000 Kronen. Um ihren Ueberfäll sicher durchführen zu können, hatten sie vorher in dem.Hausflur die elektrische Leitung durchschnitten und einen zwei­ten Ausgang aus dem Hause mit einem Nach­schlüssel geöffnet, durch den sie dann die Flucht ergriffen. Die Trafikantin ist nicht imstande, eine Beschreibung der Täter zu geben. Hinrichtung. I« Weimar wurde Montag früh der Schlosser Waller Schwab aus Bergern lLand- kreis Weimar) hingerichtet. Er hatte am 5. Juli 1932 am Ettertsberg bei Weimar sein« Geliebte Grete Arnold erdrosselt Bei einer Explosion in einem vorstädtischen El«, trizitätswerk in Lyon kamen drei Personen um- Leben, 12 Personen wurden verletzt.