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Einschließlich 5 Heller Porto)

Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Donnerstag, 23 März 1933

Das Zentrum gibt nach? Hindenburg   und Masaryk  .

Neue Besprechungen mit Hitler  . nationalsozialistischer Seite.

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Drohungen von

Berlin  , 22. März. Reichskanzler Hitler rung entschlossen ist, das Ermächtigungs­empfing heute um 4 Uhr die Vertreter der Zen- geset durchzusehen. Bei einer Weigerung trumsfraktion, u. ziv. den Prälaten Dr. Ka as des Zentrums erwartet das Blatt, daß die Re­und die Abg. Dr. Stegerwald und Hat- gierung fich Mittel und Wege sucht, um doch noch felsberger zu einer neuen Unterredung, die zum Ziele zu kommen. Diese Einstellung dürfte über zwei Stunden dauerte. Ueber den Inhalt durchaus der tatsächlichen Lage entsprechen. der Aussprache wird strengstes Stillschweigen Das geht auch recht deutlich aus einer Aus­bewahrt. Die Zentrumsfraktion des Reichstages nahm abends einen Bericht ihrer Unterhändler lassung der nationalsozialistischen Parteitorre. über den Gang der Verhandlungen entgegen. fpondenz hervor, in der die Parteien gewarnt Beschlüsse wurden nicht gefe. Die Zentrums- werden, sich etwa der Täuschung hinzugeben, daß fraktion wird am Donnerstag nach Abgabe der die Richtannahme des Ermächtigungsgesezes eine Regierungserklärung beantragen, den Reichstag Ram pfansage bedeuten würde, die von der bis Freitag zu vertagen, um den Fral- Regierung anfgenommen würde. tionen Gelegenheit zu geben, zu der Regierungs- Regierung anfgenommen würde.

erklärung Stellung zu nehmen. Man rechnet Jn parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, daß diesem Bertagungsantrage von den deshalb sicher damit, daß Zentrum und bayrische übrigen Parteien stattgegeben wird, so daß die Bolkspartei dem Ermächtigungsgesez troß gewis­Entscheidung über das Ermächtigungsgeseh im jer Bedenken zur Annahme verhelfen Reichstag   erst am Freitag zu erwarten ist. Das christlichsoziale Gewerkschaftsblatt ist sich werden, um eine für sie überaus bedenkliche Ver­nicht im Zweifel darüber, daß die Reichsregie: schärfung der Situation zu vermeiden.

Ein zeitgemäßer Vergleich.

Es soll dem Herrn Göring   nicht ver- ten Reichstagswahl mit Recht ausrufen: Hin­gönnt sein, mit diesem Aufsatz das gefeßloje, denburg ist nicht nur mit Arbeiterſtimmen, meuchlerische Verbot der sozialdemokratischen sondern auch mit Arbeitergroschen zumt Bresse im Dritten Reich   nachträglich zu zweitenmale Präsident geworden! Das schlechte motivieren und aus ihm eine Beleidigung Abschneiden des bolschewistischen Kandidaten

Hindenburgs zu machen. Wir unterstellen

deshalb Hindenburg   in der folgenden Be- in beiden Wahlgängen bezeugt es, daß minde­wertung seiner seiner Amtsführung guten stens auch eine Million fommuni­Glauben und fügen hinzu: Wir haben stischer Arbeiter für den Feldmarschall als Bresse eines Minderheitsvolles schon gestimmt haben, der in aller Welt als Sinn­mehrfach die politischen Kundgebungen bild der Treue und Rechtschaffenheit geehrt uneres Staatsoberhauptes einer freimütigen wurde. Noch ist jene Rundfunkrede nicht ver­Kritif unterzogen. Nicht dem ärgsten

Deutschenfeind in diesem Staate ist es eingessen, in der Hindenburg   mit zornbebender gefallen, deswegen eine Verfolgung der Stimme die Verleumdungen der Harzburger deutschen sozialdemokratischen Presse zu zurücwies. Dieselben Nazis, die heute Hitler fordern. Dies zur Kennzeichnung der heuti- und Hindenburg   auf ein Plakat setzen, hatten gen Zustände in Deutschland   und zur berbreitet, Hindenburgs Töchter, alte Charakterisierung etwaiger Erpressungsver harmloje Fräuleins, wären organisierte fuche, Sozialdemokratinnen! Noch ist die Der jüngste Flaggenerlaß Hindenburgs leidenschaftliche Werbung Brünings nicht hat auch äußerlich besiegelt, was bis zuleht, vergessen, der als treuer Schildknappe des peinliche, fast unglaubliche politische Folge- Marschalls durch die deutschen Lande zog, ihn rung war. Hindenburg   unterstreicht damit als Volksmann und Hort der Gerechtigkeit

Die Redaktion.

Preußenlandtag konstituiert. konstituiert. eine moralische Mitberantwor- preifend. Ueber neunzehn Millionen Deutſcher  ,

Kommissarische Regierung bleibt im Amt.

Berlin  , 23. März. Der neue preußische Land­tag hielt heute jcine erste Sigung ab. Es wurden Sicherheitsmaßnahmen in demselben Umfang. tie gestern bei der Reichstagseröffnung getroffen. Auch hier waren die kommunistischen   Landtags abgeordneten ausgeschlossen. Um diejen aufgelegten Verfassungsbruch zu bemänteln, ließ man, wie es im amtlichen Bericht heißt, die chwerfälligen Formalfen, wie den Namensaufruf", einfach aus!

Unter Vorsitz des Alterspräsidenten   Lipmanu wurde der bisherige Landtagspräsident Kerr wiedergewählt. Für die Deutschnationalen sprach Dr. Winterfeld unter stürmischem Beifall feiner Fraktion die Hoffnung aus, daß einmal die Zeit

wiederkommen werde, wo über Preußen und Deutschland   die Hohenzollernfrone berr­schen wird.

Zu Vizepräsidenten wurde ein zweiter Hafen Frenzler, ein Vertrefer des Zentrums und Deutschnationaler gewählt.

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Ueber Antrag des Nationalsozialisten Rube nahm der Landtag die durch Verordnung des Reichspräsidenten   vom 6. Feber d. J. ausge­Was ist mit Thaelmann?

Seit Ende der Vorwoche wird m österrei chischen und französischen   Blättern die Vermutung oder gar Behauptung aufgestellt, daß Thaelmann  von den Fascisten in Deutschland   ermordet wor den sei. Wir haben diese Meldung bisher nicht übernommen, weil sie nirgends Bestätigung fand. Nun aber verzeichnet auch der Pariser joziali stische Populaire" dieses Gerücht. schreibt:

Er

,, Seit mehreren Tagen erklärt die ,, Huma­nité"( das Zentralorgan der französischen   Stom mun sten), zu wissen, daß der Führer der kommu­ nistischen   Partei Deutschlands  , Thaelmann  , er­mordet worden sei. forderte die deutsche Regierung auf, diese Nachricht zu dementieren, wenn sie falsch ist. Es folgte fein Dementi. Also muß man an­nehmen, daß die Information der Sumanité" richtig ist."

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sprochene Abjegung der preußischen Hoheits­regierung zur Kenntnis und billigte sie.

Der Landtag erklärte sich weiter mit der vorläufigen Wahrnehmung der Geschäfte durch die Reichskommissare ein berstanden. Der erste Satz wurde gegen Sozialdemokraten und Zentrum, der zweite auch mit den Stimmen des Zentrums angenommen.

Der erste Fußtritt für Papen  ! Zeit und Tagesordnung der nächsten Sizung wurde dem Präsidenten überlassen. Voraussichtlich wird der neue Landtag erst am 2. Mai wieder zusammentreten.

tung für den Hitler- Hugenberg- Kurs. So davon gut 15 Millionen Republikaner haben haben also diejenigen Unrecht behalten, die an indenburg am 10. April 1932 gewählt, als einen vollständigen Gesinnungswandel diejes den Mann, der einseitiger Parteiherrschaft zu Mannes innerhalb einiger Monate nicht glaut- wehren und die Schreden des Bürgerkrieges ben wollten, die zur Annahme neigten, in abzuwenden versprach. So steht es eingezeich denburg wäre nur durch seine Ratgeber in die net in den Büchern der Geschichte, so haben heutige Stellung gedrängt worden und werde die Kulturvölker der Welt den Eid verstan noch die Kraft finden, sich im richtigen Augen- ben, den Baul von Hindenburg zum zweiten-, blick daraus zu befreien. Dieser Augenblick ist mal auf die Verfassung geschworen hatte. nun vorbei. Dies mag für die deutschen  , ita- Es ist nicht unsere Schuld, wenn dieje lienischen und ungarischen Fascisten ein Grund nackten Feststellungen heute so unwahrschein zum Jubeln sein. Für die Nichtfascisten auch lich flingen. Das Unglaublichste ist Ereignis. außerhalb Deutschlands   ist es ein Anlaß, Hin- geworden. Hitler  , der in öffentlicher Ver­denburg seinen Anteil an dem, was in Deutsch  - sammlung Hindenburgs Tod herbeiwünschte, land geschicht und was in Europa   daraus der später zweimal das Präsidentenpalais als werden kann, gerecht zuzumessen. Abgewiesener verlassen mußte( das zweisemal Zwischen den beiden Regierungsparteien ist Registrieren wir Tatsachen. Hindenburg   unter schriftlich firierter Begründung, die nie­nämlich ein Streit über die Beſehung des Postens hat unter den Männern des alten- neuen Regi mand aus den Geschichtsblättern herausreißen des preußischen Ministerpräsidenten aus­gebrochen. Die Deutschnationalen verlangen, daß mes das meiste Ansehen in die Nachkriegszeit kann) erhielt das Dekret für Reichstagsauf­von Papen, der jeßige Reichskommissar, zum berübergerettet. Auch die sozialistischen   Arbei- lösung, das zuvor Schleicher versagt wurde: Ministerpräsidenten ernannt wird, während die ter und Republikaner   rechneten es ihm hoch mit Sindenburgs Genehmigung durfte er Nationalsozialisten den Reich s minister Goe an, daß er nicht schmachvoll ausgerissen war Fascismus Terrorwahlen machen, die jeden ring durchdrüden wollen. wie Wilhelm und Ludendorff, sondern sich der Balfanstaat beschämen würden, darf er mit Regierung der ,, Novemberverbrecher" zur Ber- ciner erschwindelten Mehrheit heute eine fügung stellte und zusammen mit General   Schreckensherrschaft über Deutschland   aufrich Groener die Reste des geschlagenen Feld- ten. Die Safentreuzfahne, die vor heeres geordnet in die Heimat führte. Sin Jahresfrist noch riegsflagge gegen denburg tvat auch in den deutschen   Nachkriegs- Sindenburgs Wiederwah I war, nun wirren politisch nicht hervor, bis er bei der von ihm selbst zum Reichssymbol erhoben, Berlin  , 22. März. Der Geschäftsordnungs- Präsidentschaftswahl im Jahre 1924 als während Reichsbannerleute, Hindenburgs ausschuß des Reichtages hielt am Mittwoch seine Stichwahlgegner der Linken auf den Schild treueste Wahlhelfer, gemordet und gefoltert erste Sigung ab. Zum ordentlichen Vorfißenden gehoben wurde. Dem Kandidaten der ver- werden, während die republikanische Presse; des Ausschusses wurde der sozialdemokraeinigten Reaktion wurde damals natürlich von die für Hindenburg   warb, wider Recht und tische Abg. Högner bestimmt, da den der Linken Kampf angesagt, doch im Vergleich Gesetz vernichtet wird. Braun und Severing Sozialdemokraten turnusmäßig der Vorsitz in zu dem, was zuvor Ebert angetan wurde, hat mit Sindenburgs Unterschrift amtsenthoben, diesem Ausschuß zufällt. Stellvertretender Vor- fie ihren Kampf mit ausgesuchter Ritterlich weil sie ,, Ruhe und Ordnung" angeblich nicht jizender ist der nationalsozialistische Abgeordnete feit geführt. zu wahren vermochten, die Männer der Anar­

Herr von Papen fann sich also bereits auf den ersten Fußiritt von seiten der Nazis, die er in den Sattel gesetzt hat, gefaßt machen!

SPD  - Abgeordnete bleiben in Haft.

Stöhr.

Der Ausschuß lehnte zunächst nach längerer Als Reichspräsident errang Hindenburg   chie dagegen, die Mörder freigeben, neue Ge­Debatte mit den Stimmen der Nationalsozia- den Ruf charaktervoller Objektivität. Er über- walttaten beschönigen, von gleicher Hand mit listen gegen die Stimmen der Sozialdemokra- nahm Eberts Staatssekretär Meißner. Im Vollmacht über Vollmacht ausgerüste ten bei Stimmenthaltung des Zentrums und Amt lernte er führende Sozialdemokraten fen­Das fommunistische Organ der Bayrischen Bollspartei den sozialdemokrati- nen und es schien, als ob er seine alten Offi- boten, ein Wort zur jubjektiven wie zur objek­Um die Betrachtung abzurunden, ist ge­schen Antrag ab, die elf in Haft befindlichen ziers- Ansichten über das volksverräterische" tiven Verantwortlichkeit zu sagen. Das Un­fozialdemokratischen Abgeordneten sofort aus Wesen der Sozialdemokratie revidiert hätte. glück begann, als Hindenburg auf dem denf­der Haft zu entlassen. Er beschäftigte sich dann in längerer Beratung stammverwandt war, erntete frappierende Be- die Hände fiel. Die brüste Abschüttelung Bri­Otto Braun, der ihm als Ostpreuße   würdigen Neudecker Urlaub den Junfern in mit den Anträgen der Regierungsparteien aufweise der Wertschätzung. Es ist kein Geheimnings, dort beschlossen und in Berlin   voll lenderung der Geschäftsordnung. Die Abschaf­fung der Inſtitution des Alterspräsidenten   wurde nis, daß Hindenburg   das Wirken Hermann zogen, hat bereits manche Vorstellungen von einstimmig beschlossen. Die weitere Ge- Müllers für das Reich als geradezu vor- deutscher   Treue revidiert. Angenommen, din­schäftsordnungsänderung, die die Teilnahme an bildlich einschätzte. Nach dem Ausscheiden der denburg habe in gutem Glauben den Rechts­den Reichstagsverhandlungen den Abgeordneten Sozialdemokraten aus der Reichspolitik be- bolichewifen vertraut, so beginnt dennoch schon zur Pflicht macht und den Ausschluß bis zu tonte Hindenburg   ihren Führern gegenüber an diesem Punkte sein objektives wie sein jub 60 Sigungstagen im Falle unentschuldigten stets jeine Objektivität und Verfassungstreue. jeftives Verschulden wider die beschworene Fernbleibens androht, wurde mit den Stimmen Sein Ausspruch: Ich weiß und bin über- Pflicht. Ein Staatsoberhaupt, das sein Ohr der Nationalsozialisten, des Zentrums und der zeugt, daß die Sozialdemokraten das Beste für nur einer extremen selbstsichtigen Minderheit Bayrischen Volkspartei gegen die sozialdas Volf wollen," ist unbestritten. Weimar  , 20. März. In Saalfeld   find 5 demokratischen Stimment leiht, hört auf, selbst in den bescheidensten Reichsbannericute aus der dortigen Umgebung men. Ebenso wurde die Beſting tie nicht schwer, bei der letzten Präsidentschafts- Auch mit Gutgläubigkeit wird vor der G Nach alldem ficl es der Sozialdemokra Grenzen unparteiisch seines Amites zu walten. wegen Tragens der Reichsbannermüße schwarz- rot- goldener Kokarde vom Schnellrichter fchl- ffen werden können, als anwesend gelten. wahl Hindenburg   als aussichtsreichsten Gegen- schichte nich: zu entschuldice sein, daß ein u je 1 Monat Gefängnis verurteilt' n Vertreter der deutschnationalen Fraktion war landidaten Sitlers zu unterstützen. Ein Füh- Franz v. Papen Vert: a.

Unser französisches Bruderblatt fügt noch hinzu, daß der deutsche Fascismus dem Beispiel des italienischen folge, daß sich aber seine Aktion rascher entwickelt als die Mussolinis. Wir registrieren nun also auch die Mord­vielleicht schafft nun doch ein De meldung menti Klarheit. Gefängnisstrate wegen Tragens

der Reichsbanner- Mütze.

worden.

angenom

mit men, wonach die Mitglieder, danach ausge­

in der Ausschußsizung nicht anwesend

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des Reichsprä

rer des Reichsbanners fonnte bei der allerletz- fidenten werden konnte, der eine langjährige