Nr. 71.
Es wird weiter gemordet.
Kinder werden verhaftet, Frauen verschleppt.
Freitag, 24. März 1933.
feiner Zeitung etwas zu lesen. Wie viele ermordet werden, ohne daß die Nachricht über die engsten Kreise hinausdringt, weiß man nicht.
Berlin , 23. März. Die Aktionen der„, un- Vorgestern wurde in Wilmersdorf ein Arberantwortlichen Elemente", unbekannten Ta- beiter erschossen; davon ist natürlich in ter" ,,, kommunistischen Provokateuren", das heißt also ber braunen Mörder, setzen wieder mit aller Macht ein. Es vergeht kein Tag, an dem nicht die SA Arbeiter aus den Betten holt und verschleppt. Die SA- Kasernen in der Friedrich straße , Greifswalder Straße, Mosstraße, Sedemannstraße sind wieder voll belegt.
Montag wurden in Berlin mindestens fünfundzwanzig Sozialdemokraten entführt. Das sind nur die bekannten Fälle, dazu tommen ficher doppelt soviel unbekannte. Die Angehörigen wagen nicht mehr, die Anzeige zu erstatten. In Neukölln bemächtigten sich die Banditen der Kinder von Sozialdemokraten, wenn sie die Gesuchten selbst nicht fanden. Bisher waren wenigstens Frauen verschont worden, jest aber zerren die SA auch Frauen aus dem Bett und verschleppen fie. Manche werden bloß geschlagen und nach ein paar Stunden wieder freigelassen, andre müssen Tege in den Kasernen verbringen. Vielen wurden die Haare geschoren, auf die Kopfhaut wurde ihnen ein Hakenkreuz gemalt. In der Charité liegt ein Mann, dem die SA ein Hakenkreuz, mit glühendem Eisen auf den Schädel gebrannt hat.
,, Hinaus mit den Sozialdemokraten!"
Ein frommer Wunsch der Nazis.
Grauenhafte Ermordung eines SAJ.- Führers.
In der Nacht des 10. d. überfiel eine Horde von etwa zwanzig uniformierten Nazi eine Lau benkolonie in Spandau . Der Ueberfall galt dem vierundzwanzigjährigen Führer der soziali stischen Arbeiterjugend Erich Meyer. Die Nazi letterten auf das Dach der Wohnlaube, in der Meyer sich verbarrikadiert hatte, breiteten Strohbündel darauf aus und drohten die Laube und die ganze kolonie in Brand zu st eden, wenn Meyer nicht sofort herauskomme. Um die Leute, denen die Laube gehörte, nicht zu gefährden, ging Meyer tatsächlich hinaus.
Am nächsten Morgen wurde sein furchts bar verstümmelter Leichnam gefunden, der nicht weniger als dreizehn Schußwnden und zahlreiche Verlegungen durch Schläge und Tritte auswies.
Keiner der Laubenbewohner hatte getvagt, dem Unglüdlichen zu Silfe zu kommen, auch die Polizei ließ sich nicht blicken.
Das Hakenkreuz
gegen die Genossenschaften.
In der Konsumgenossenschaft"( Brag) finDas Beispiel, das Herr Göring durch den Hinauswurf aller Sozialdemokraten aus den ben pir einige Einzelheiten über das Vorgehen öffentlichen Aemtern gab, läßt unsere Jung der Nationalsozialisten gegen Konsumbereine in Fascisten nicht schlafen. In der Troppauer Deutschland . So wurden die Betriebsanlagen Neuen Zeit" vom 11. März 1933 findet sich der Konsumgenossenschaft Senftenberg polizeilich befebt und auf verborgene Waffen und folgende Merke: berbotene Flugblätter untersucht. Der gesamte Sinaus mit ihnen( Sozialdemokraten) aus Geschäftsbetrieb mußte ergoungcnermaßen ruhen. allen öffentlichen Körperschaften. Und hinaus Diese auf Grund einer Denunziation erfolgte aus defer Partei, die durch ihr Berhalten deutlich Aktion blieb erfolglos. In Her bede an genug zeigt, daß sie sich außerhalb der deutschen der Ruhr wurde ein Lagerhalter des KonsumBolfsgemeinschaft stellt und in entscheidenden vereins Wohlfahrt" in Bochum von SA.- LeuAugenblicken auf der Seite des nationalen Gegners ten festgenommen, als er mit dem Austragen des steht. Da lann fein ehrlicher deutscher Arbeiter Konsumgenossenschaftlichen Volksblattes" bemehr mittun!" schäftigt war. Der Konsumverein Weißen
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His master's voice! 000
DAS DRITTE REICH
BOHEMIA
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Die alte 100 jährige ,, Bella" hört die Stimme ihres Herrn.
Naziterror in Niederschlesien .
Die fascistische Hakenkreuzbestie beherrscht die schlesische Kreisstadt Waldenburg .
Ein Genosse, der am 16. März auf einer Ge- risten in das Waldenburger Gericht. Ein Arbei schäftsreise in Niederschlesien weilte, sendet uns ter, der auf der Straße stand, rief den Verhafteten über feine dort gewonnenen Eindrüde folgenden den Freiheitsgruß zu. Bericht zu:
Vor einigen Tagen hieß es in den Blättern, bag über Auftrag Hitlers die nationalsozialistische Silfspolizei zurückgepfiffen worden sei. Diese Meldung ist nur zu einem Teile richtig. Wahr ist allerdings, daß man in den niederschlesischen Städten die Hilfspolizei nicht mehr amttieren jah, hingegen aber beherrschen SA- und SS - Leute in boller Uniform das Straßenbild, und sorgen durch ihre fascistischen Aufzüge für die„ Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung".
mit
Das Lastauto hielt an, einige Landjäger sprangen herunter und schlugen auf den Arbeiter solange ein, bis er mit schweren Ber legungen bewußtlos zusammenbrach. Die Landjäger bestiegen daraufhin wieder das Auto und fuhren davon. Den Schwerverlet
Wir stehen nicht außerhalb der Bolts- fels Naumburg liefert feinen Mitgliedern gemeinschaft" im weiteren Sinne des Wortes. In ein Totales Mitteilungsblatt. Weil in der Nr. 3 dem nämlich, daß wir zur deutschen Nation dieses Blattes ein Aufruf an die Mitglieder der gehören und ihre Sprache sprechen. Jene Ge- Genoffenschaft enthalten war, nur für die Wahl meinschaft im Bolte aber, die den anderen Teil von Abgeordneten einzutreten, die sich bereit er des Boltes mit Revolvern, Rizinusöl, Gummi- lären, im Reichstag für die Verbraucherinter- chäftsreise fnütteln und ähnlichen Dingen trattiert, haffen effen zu wirken, wurde dieses Genossenschaftsblatt und verachten wir. Die Nazis mögen fich noch berboten. Das reaktionäre Regime des Vortrings. jo biele Wühe geben, sich selbst als die Bolts Deutschland ist im Vergleiche zu der heute gegemeinschaft hinzustellen und ihre Methoden als handhabten Intoleranz direkt als berbraucher freundlich zu bezeichnen. Der Geschäftsführer die schlechtweg deutsche Art zu bezeichnen: hätten des Konsumvereing von Elgersburg ist verjie recht, so wäre es wahrhaftig eine Schande, haftet worden.- In der Verteilungsstelle Deutscher zu sein. Duisburg Meidrich der KonsumgenosAber es gibt nicht nur Nazis, sondern fenschaft Effen erschienen A.- Leute und erauch wirkliche Deutsche , die etwa zwangen von der Lagerhalterin eine Schließung Goethe noch bessere Beziehungen unterhalten als der Verteilungsstelle. Die A.- Leute erklärten: die jetzigen Herren Deutschlands zu holländischen„ Eine Oeffnung der Verteilungsstelle kommt nicht Kommunisten. noteder in Betracht.". Das Warenhaus des RonDiese Erwägungen lassen die Frechheit, die sumvereins„ Eintracht" in Effen wurde nach in der„ Neuen Zeit" über die Sozialdemokraten verborgenen Waffen durchsucht. Das Haus war enthalten ist, erst in rechtem Licht erscheinen. Die während der Aktion. die ergebnislos verlief, von Forderung der„ Neuen Zeit“ ist hierzulande Bewaffneten umstellt. Das gleiche geschah auch offener Nationsberrat. in dem bekannten Kindererholungsheim der HamNazis sollen doch nicht glauben, daß nach dem burger Produktion" in Safffrug. In Sinauswurf der Sozialdemokraten aus den öffent der Rentrale der Rheinisch- Bergischen Konium lichen Körperschaften etwa fie an die Reihe genossenschaft Soffming"( Köln ) in Ohligs fämen. Sier wäre die Verdrängung der Deuterschienen uniformierte Nationalsozialisten und Beide Denkmäler wurden im November 1918 Beide mißhandelten Arbeiter wurden mit schen die Folge des von den Nazis gewünschten bedrohten die anwesenden Angestellten. Schließlich durch die dortige Arbeiterschaft beseitigt. Die schweren Verlegungen dem Waldenburger KranVorgehens. Fascistische Methoden in der Tschecho zertrümmerten fie 26 Fensterscheiben. Der Kon Aufstellung der Denkmäler ging fenhause eingeliefert. Ihr Zustand ist ilowatei- das bedeutete nicht ein Reich des fumgenossenschaft Wuppertal Barmen unter der Assistenz der SA- und Säußerst ernst. Weder ihre Frauen Herrn Jung, sondern eines des Herrn Stribrny. wurden in den letzten Tagen wiederholt mit gro Männer vor sich. noch andere Angehörige dürfen die Aber wir zweifeln nicht daran, daß den Jungs en Pflastersteinen Scheiben eingeworf: n. Dem Waldenburg und seine Umgebung steht im Schwerverletten besuchen. Jeder Be der Stribrny lieber ist als eine Demokratie, in Allgemeinen Konfumverein für Stiel und Um Zeichen des fascistischen Terrors. juch, der zu diesen beiden Arbeitern will, wird der die deutschen Arbeiter noch etwas zu fagen gegend wurden 13 große Schaufensterscheiben eine mit der Begründung abgewiesen, daß er nicht zus baben. Die Nazis flatschen ja der Verfflavung geworfen und ein großes Firmenschild zertrüm Täffig sei, weil sich die beiden Arbeiter in ,, SchutzSüdtirols Beifall. Weshalb sollte ihnen da nicht mert. Die Polizei sah zu. haft" befinden. zuzumuten fein, daß sie sich auch der Unter jochung der Sudetendeutschen freuten
Denn die
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fofern
eben die Arbeiter dabei mundtot gemacht wurden?
So wirds gemacht!
Nazis fliegen aus unseren Versammlungen,
Vom Rundfunk
Eine halbe Million Rundfunkhörer in der ČEM.
Die große niederschlesische Kreisstadt Waldenburg hatte am 16. März ein Erlebnis. An diesem Tage feierte die fascistische Bevölkerung dieser Stadt die Auferstehung des kaiserlichen Deutschland .
Am Rathausplaße wurde das Denkmal Kaiser Wilhelms I. und das Denkmal Bis mards wieder aufgestellt.in
Ununterbrochen sausen SA- und SS - Männer auf Motorrädern durch die Straßen Ihre Köpfe schmückt ein Sturzhelm, der dem eines Stahlhelmes sehr ähnlich sieht. Auf dem Sturzhelme prangt wie fönnte dies auch
anders sein bas Hakenkreuz! Hakenkreuz, Totenschädel und Schwarzweißrote Wappen, das sind die Embleme, die einem in Deutschland überall beAm 3. März schaffte ein Lastauto, das mit
Im Monate Feber ist die Zahl der Rund- gegnen.
ten überließen sie seinem Schidial. Ein Reichsbannermann lag in der Vorwoche 40 Grad Fieber krank zu Bette. Landjäger waren es, die in seine Wohnung eindrangen, seine Frau mißhandelten, um dann auch in ähnlicher Weise mit ihm zu berfahren. Durch die Schläge sollte dem tranten Arbeiter der Gruß ,, Heil Hitler " erpreßt werden. Als auch dieser Arbeiter be wußtlos geschlagen war, bespuckten ihm die Landjäger das Gesicht und verließen die Wohnung.
Am 11. März, also einen Tag vor ber Kommunalwahl drangen SAMänner in das Waldenburger Rathaus ein und schleppten den dortigen sozialdemokratischen Oberbürgermeister Schubert in das braune Haus in Waldenburg. Mit vorgehaltenem Revolver wurde Schubert gezwungen, an der Spize des Naziumzuges mit der Hakent
Samstag und Sonntag fanden in stau, funkhöret um 11.075 gestiegen, so daß am 1. Randjägern vollbesept war, 16 verhaftete Wear- treuzfahne zu marschieren. Deutschhause, Wiesen und Gräz- März d. J. die Zahl der tschechoslowakischen Martersdorf( Streis Sternberg) gewaltige Rundfunfteilnehmer 495.786 betrug. jozialdemokratische Kundgebungen gegen den
Fascismus statt. Die Nationalsozialisten hatten die Parole ausgegeben, diese Bersammlungen
In Kürze.
unmöglich zu machen, weshalb die Arbeiter ent Empfehlenswertes aus den Brogrammen. Rubrit veröffentlicht der„ Böllische Beobachter"
fprechende Vorkehrungen trafen. Als in den Versammlungen die ersten Störungsveriudhe der Nazis einfegten, wurden die Stänferer nach den
Samstag
Prag : 6.15 Gymnaftif. 11.00 Schallplatten, 18.25 Grundsäßen der Nazi- Demokratie behandelt: fie Deutsche Sendung: Waglit liest aus eigenen wurden verdroschen und hinausge Werfen. 20.25 Der 3bifober Robold", Oper bon Brünn: 12.30 Orchesterkonzert, 18.25 worfen. Strads liefen sie zur Gendarmerie, die Novat. ihr den Rat qab, sich die Hintern mit Salbe einDeutsche Sendung: Grammophonrevue, 19.25. reiben zu lassen. Die Arbeiter sind auch in anderen Gebieten Blasmusit. 21.20 Tanzmusit. Mähr.- Ostrau: 10.10 Bereit, die Nazis auf ähnliche Weise beimzu Blasmusik. 18.25 3mpreffionismus im Lied. 22.15 schicken, wenn sie Lust verspüren sollten, die Bunter Abend.- Berlin: 19.00 Szenen aus Mozarts Dritten Reiche bei uns einzu geben.-Breslau : 19.00 Dirigenten unserer Zeit.- Methoden des führen oder auch nur den Verfuch zu unters nehmen, die Schurkereien ihrer Brüder aus Mühlacker : 15.10 Altdeutsche Lieder zur Laute. dem Reiche in fozialdemokratischen Versammlun Beipzig: 19.30 Mandolinenkonzert. München : 21.50 Seleinkunst. Wien : 18.40 Orloff- Dontosaken. gen zu rechtfertigen.
wird die SA. die Freiwilligkeit beibringen. Das ist in Kürze ein deutsches Kulturdokument. In seiner In Kürze" überschriebenen bom 22. d. wörtlich folgende Bekanntmachung Treibjagd aui Menschenwild. der Gauleitung der NSDAP . Rheinpfalz: Bis zum Dienstag, abends 5 Uhr, sind sämtAm Montag, den 20. Mär; veranstalteten liche SPD und KPD - Bürgermeister und Stadt- die Nazi in Ebersbach eine wahre Treibjagd auf cäte usw., die ihre Aemter noch nicht freiwillig Andersdenkende. Besonders hatte man es auf nicbergelegt haben, unter Angabe von Kommunisten abgesehen. Es abgesehen. Es wurden ganze Straße und Hausnummer zu melden. Straßenzüge abgeriegelt und die Reichsgrenze Die Niederlegung der Aemter der Aemter hat in allen Fällen freiwillig zu erfolgen. Sämtliche Juden. start besett, um ein Entkommen Andersdenkender die nach dem 1. August 1914 in die Pfalz ein zu verhindern. Es wurden auch Frauen mitge gewandert sind und bis Mittwoch die Pfalz noch nommen. Wohin die Verhafteten genicht verlassen haben, sind unter Angabe bracht worden sind, ist bis zur von Straße und Hausnummer anzu Stunde nicht bekannt. Der Schlechteberg geben. gez. Birdel Angabe von Straße und Hausnummer wurde ganz umstellt und unter Gewehrfeuer man versteht: Wer nicht freiwillig" pariert, dem wurde der Berg durchsucht.