Titl.

Dělnická a

Pr

Einzelpreis 70 Seller. Einschließlich 6 Heller Porto)

Sozialdemokrat

Jentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Hakenkreuzler- Abfuhr in Westböhmen.

Schwere Zusammenstöße im Falkenauer Gebiet.

Karlsbad , 10. April. ( Eigenbericht.) In Lanz bei Falkenau hatte unsere Lokalorganija­tion eine öffentliche Versammlung gegen den Fascismus anberaumt. Die Halenkreuzier beseß­ten schon zwei Stunden früher unter Drohungen gegen die Wirtin das Lokal und ließen dort nur Sie Saalmitte frei. Als später unsere Genossen cinzogen, wurden sie von den Hakenkreuzlern von links und rechts überfallen. E in alter Ge= noise wurde dabei schwer verleßt. Das Blatt wendete sich jedoch sofort: Unsere Leute, vor allem die Faitenauer Ordner, griffen ein und warfen die Hafenkreuzier sämtlich aus dem Saal. Die Gendarmerie verbot die Versammlung; über Einschreiten des Genossen Katz wurde das Verbot wieder zurück­gezogen und die Versammlung fonnte programm­gemäß durchgeführt werden.

Diese frechen Provokationen der Hakenkreuz­ler haben im ganzen Kreisgebiet unter der Arbei terschaft ungeheuere Erregung hervor gerufen.

In Dotterwies bei Chodau hatten die Hakenkreuzler für Samstag eine Versammlung einberufen, bei der sie eine Ortspartei gründen wollten. Sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter erschienen in großer Zahl; angesichts dieses Massenbesuches löste Gendarmerie die Ver. jammlung vorzeitig auf und räumte das Lotal. Auf der Straße kam es dann zu schweren Zu­sammenstößen, bei denen es mehrere Berlekte gab.

Die Hafenfreugler, die dabei nicht gut ab­schnitten, bezichtigten den Genoffen Ullmann, den Bezirksführer der Noten Wehr, als den Ur heber und verbreiteten Drohungen, daß sie ihn aus dem Bett holen würden, wenn er nicht verhaftet würde. Daraufhin zogen die Arbeiter Sonntag abends in Massen auf die Straße, um jede hakenkreuzlerische Aktion zu verhindern. Unsere Vertrauensmänner hatten zu tun, um die ungeheuere Erregung der Massen wieder zu beschwichtigen. Die ganze Nacht hielten die Arbei­

ter Bereitschaft.

Wie wir svät nachts erfahren, ist Genosse Ullmann am Montag verhaftet und ins Bezirksgericht eingeliefert worden. Wessen er be ichuldig: wird, ist noch nicht befannt. Fin Falkenauer Hakenkreuzler verhaftet.

Was geht da vor?

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb. 25

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Dienstag, 11. April 1933

Monarchistenputsch auf kaltem Weg:

Achtung! Der

Nr. 86.

Schwarzgelbe llotpolizei Jungtascismus

in Oesterreich .

5000 Monarchisten ins Bundesheer!

Wien , 10. April. In Oesterreich wurde heute bekannt, daß die Regierung Dollfuß sich ernstlich mit dem Plan trägt, die monarchistische Heimwehr Starhembergs zur offiziellen Hilfspolizei zu machen. Es wird davon gesprochen, daß vorläufig 5000 Mann Heimwehrleute bewaffnet und von Bundesheeroffizieren als Hilfspolizei geschult werden sollen.

Tatsächlich hat gestern bereits in Tirol die Heimwehr ganz offizielle Manöver abgehalten. 600 Heimwehrleute marschierten feldmäßig ausgerüstet mit Karabinern und Bajonetten ,, Ma schinengewehrabteilungen, ja jogar mit zwei Gebirgskanonen auf das Manöverfeld, wo sie unter offizieller Teilnahme von Offizieren des Bundesheeres, die als Berater fungierten, ihre Manöver abhielten.

Kurz vor Blattschluß wird offiziell bekanntgegeben, daß vom heutigen Ministerrat tat­sächlich bereits die Schaffung von freiwilligen Assistenzkörpern" zur Gewähr leistung der Ruhe und Ordnung beschloffen wurde, die den bestehenden geeigneten Selbst­schußberbänden entnommen werden sollen.

Die Einführung wurde in der Form beschlossen, daß die Heimwehr noch und nach direkt in das Bundesheer eingefügt, dieses also um eine ausgesprochen monarchis stische Truppe vergrößert werden soll. Bemerkenswert ist, daß nicht nur die getarnt monarchistische Heimwehr, sondern auch die offen zum Habsburger - Monarchismus fich be­tennenden Sturmscharen des Justizministers Schußnigg und auch die österreichischen Front­fämpfer, die ebenfalls offen schwarzgelb find, mit einbezogen werden sollen.

wird getarnt

Seit er ihn eine citle Primadonna ge nannt hat, ist der nationalsozialistische Tag" nun schon recht oft von Hitler abge­fallen, um nachher wieder zu ihm zurückzu fehren. Und nicht der Tag" allein umkreist den Führer nach Planetenart, ihm bald die Stirn, bald die Kehrseite weisend. Die ganze nationalsozialistische Partei in der Tschechoslo­ wakei hat ihre Taktik gegen Hitler auf den plötzlichen Wechsel zwischen heißer Verehrung und fühler Verleugnung eingestellt. Zuletzt waren sie nach der Novemberniederlage Sit­lers von ihm abgerückt. Sein Machtantritt schien in weite Ferne gerüdt. Die NSDAP war finanziell bankrott und noch war nicht zu erfennen, wer das Unternehmen auftaufen würde. In Deutschland regierte Schleicher, von dem auch die Jung und Krebs glaubten, daß er ihren Freund und Herrgott bändigen werde. Zugleich setzte in der Tschechoslowakei eine stärkere Verfolgung der Hafenfreuzler ein. Jung bedachte sich nicht lange. Ehe der Sahn - als welcher sich das Wappentier im Schilde der Nazi mehr und mehr zu erkennen gibt- wieder gefräht hatte, war Adolf von seinen Getreuen zum zweitenmal verraten worden. Aber so menig ein Selfieher vorauszusehen vermag, wann ihn die Kugeln. seiner Feme­freunde niederstreden werden, so wenig ber­mag ein von Wotan erleuchteter Führer der NSDAP alle Wendungen vorauszusehen, die sich in der deutschen Politik durch Gottes. der In den späten Abendstunden wird plößlich| Zusammenhange auch, daß sich jetzt auch Goe- Junker, der Schwerindustriellen und des Ban­bekannt, daß Bundeskanzler Dr. Dollfußring in Rom befindet und daß zweifellos Doll. fiers Schröder Fügung vollziehen. Eher als morgen früh per Flugzeug nach Rom fliegen fuß dort auch mit ihm in Verbindung treten sie es gedacht, war Adolf , der zu früh ge­wird. Diese Reise, die bis zum leẞten Augenblick wird. schmähte, an der Macht. Nun galt es, mit streng geheim gehalten worden ist, ist zweifellos Die Sozialdemokraten werden angesichts die- raschem Schwung dem Lauf der Ereignisse von allergrößter außenpolitischer ser außerordentlich besorgniserregenden Um- nachzukommen, und Herr Jung kommandierte Bedeutung. Sie scheint eine Fortseßung tände die sofortige Einberufung des Hauptaus- kehrt Euch!" Denn Gott heffe ihm, er jener geheimen italienischen Verbindungen zu schuffes des Nationalrates fordern und dort Auf­fein, die Dollfuß anläglich seiner ebenfalls geheim tlärung über dieses ungewöhnliche Borgehen der kann auch anders.. gehaltenen Meraner Reise vor einiger Zeit ange- Regierung verlangen. nüpft hat. Sehr bemerkenswert ist in diesem

Diese Vergrößerung des Bundesheeres um derartige Elemente wird aller Voraussicht nach gegenwärtig noch gar nicht abzusehende außenpolitische Konsequenzen nach fich ziehen.

Was eine solche Maßnahme in Desterreich bedeutet, ist vollfommen tlar: Da ich warz

die österreichische Heimwehr Starhembergs unverhüllt als tvogelbe

stische Kampftruppe auftritt und von Horthy- Ungarn ihre Befehle empfängt, so ist die Einführung einer solchen Hilfspolizei nichts anderes als ein monarchistischer Staatsstreich von seiten der Regierung selbst, die damit den Funktionären Horthys die bewaffnete Macht in Oesterreich in die Hände spielt.

Dollfuß fliegt plötzlich nach Rom !

Hitlers Bestien

erzogen.

Bestien wüten.

SA den Lehrer an spuden und ihm zurufen: Gud das fette Margistenschwein an, jest muß er mit scheuern." Das geschah, ohne daß die Polizei einschritt. Todesopfer der Hunnen. Vor einiger Zeit war im sächsischen Konzen- 3 trationslager Hohenstein( Sächsische Schweiz )

Wochen irrsinniger Hitler - Begeisterung folgten. Nicht nur, daß Presse und Vartei gantz in den Propagandadienst des Dritten Reichs traten, hatte man auch alle Betenerun­gen aus dem Voltssport- Prozeß wieder ver­gessen und blies irredentistische Droh- Fansa­ren. An der Grenze verbrüderte man sich mit den SA- Banditen, als ob es jene nicht mehr gebe; die Blutsbrüder aus dem Reiche kamen herüber, um auch hier zu morden und zu prü­

an

Karlsbad , 10. April. ( Eigenbericht.) Wie wenig sich die Hakenkreuzler an das angeblich be reits seit längerer Zeit bestehende und gestern im Die Schuljugend wird national nung überfallen und von ihm die Ablieferung ein­,, Tag" aufgewärmte Verbot jeder Verbindung mit fassierter Gewerkschaftsgelder verlangt. Als er sich reichsdeutschen Parteistellen halten, geht daraus weigerte, wurde er von uniformierten SA- Schur­hervor, daß Samstag nachmittags der national­In Dresden- 2aubegaft wurde ein fen mit Handschellen gefesselt und abgeführt. sozialistische Stadtvertreter Hofmann in Fal Nach einigen Tagen erfuhr seine Frau, daß fenau verhaftet wurde. Von ihm ist bekannt, daß 60jähriger Schullehrer von SA- Horden aus er in der letzten Zeit wiederholt in Deutschland seiner Wohnung geholt und mußte unter stän- er schwer verlegt ins Krantenhaus eln, unsere Nazi aber gingen hinüber, um on gewesen ist. Auf Grund einer bei ihm vorge- diger Bedrohung mit dem Gummifnüppel vorgebracht wurde und dort seinen Ber- Ort und Stelle den Arbeitermord zu erlernen. nommenen Hausdurchsuchung, bei der belastendes den Augen seiner Schüler die Straße leßungen erlegen sei. Er hinterläßt eine Dem antimarristischen Bürgertum gefiel es Witwe mit fünf unversorgten Rin- und die Nazi hatten Zulauf aus allen Lagern Material vorgefunden wurde, ist Sofmann in scheuern. Saft genommen und dem Kreisgericht in Eger Die Kinder mußten auf Anordnung der dern. Bor seiner Beerdigung, die am 5. d. M. der Reaktion. Aber der Arbeiterschaft bemäch­überstellt worden. stattfand, haben die Angehörigen den Toten noch tigten fich Zorn und Verachtung gegenüber einmal im Leichenhaus gesehen, der Kopf war dem fascistischen Bad, das mit den Mördern bis zur Untenntlichkeit verstüm- jenseits der Grenze sympathisierte und offen melt. Es muß verstanden werden, daß wir auf die Herstelluna ähnlicher Verhältnisse bei leinerlei nähere Angaben über den Fall machen uns hinarbeitete. Die Nazi außten erkennen, Berlin , 8. April. Das gesamte Perso= lönnen, um nicht die Hinterbliebenen in Gefahr dak ihnen alle Sympathien des Bürgertums nal der deutschen Noten Drude­nicht gegen die Kraft des Proletariats halfen, reien ist fristlos entlassen worden. Von bringen. Die Hunnen quälen ihre Opfer. bas fich fascistische Provokationen nicht länger dem durch die Hitlerpartei eingefeßten tommissa Am 3. April wurde ein Genosse überfallen gefallen ließ. War es den Nagis in Grottau rischen Betriebsrat wird erklärt, daß für die Neu- die Lichtleitung unterbrochen worden. Daraufhin einstellung nur solche Leute in Frage kommen, mußten sämliche Internierte im Hemd auf dem und in das von den Hunnen befeßte Boltshaus noch gelungen, ihren Terror gegen die Arbei­die min de stens zwei Jahre Mitglie hof des Lagers antreten und ihnen wurde bedeu- geschleppt. Als er auf an ihn gerichtete Fragen ter spielen zu lassen, so bewies ihnen Trau= der der Nationalsozialisten sind und tet, daß sie dortselbst so lange verbleiben müßten, nicht die gewünschten Antworten gab, wurde er tenau, daß die Arbeiter aus den deutschen eine Bertrauens- Bürgschaft von min- bis sich derjenige gemeldet habe, der an der Unter- nadt ausgezogen und ihm die Haare Vorgängen gelernt haben und entschlossen sind, destens drei geeigneten Nationalsozialisten vor- brechung der Lichtleitung schuld sei. Daraufhin geschoren. Sodann wurde er wieder gefragt: den fascistischen Terror in seiner Sünden trat der Lehrer Schubert aus Lohmen ( Sächsische Als er abermals nicht die gewünschte Antwort Schweiz ) vor und meldete sich, obwohl er nicht gab, wurde er über eine Stifte gelegt und Maienblüte mit Stumpf und Stil auszutil Greuelbericht an Adolf . der Täter war, nur um seinen Mit- ieben SA - Angehörige schlugen mit gen. Aehnliche Erfahrungen mußten die Her­Warschau, 9. April. ( PAT.) Die polnisch- gefangenen die Qual zu erleichtern. Fahrerpeitschen auf ihn ein. Dann ren in Karlsbad , in Schluckenau und endlich deutsche Vereinigung in Warschau hat an den Schubert wurde nach Pirna ins Gefängnis ab- wurde er wieder aufgerichtet und gefragt. Als er in einer Reihe Orte machen, wo sie es ange­Reichskanzler Adolf Hitler ein Telegramm fol- transportiert und unternahm dort einen Selbst wiederum verneinte, wurde er abermals sichts des Massenaufmarsches der Arbeiter nicht genden Inhaltes gerichtet: Der polnischen Min- mordversuch, indem er sich mit der Eßgabel über die Rifte gelegt und weiter mit bis zu dem ursprünglich geplanten Zusammen­derheit in Oberschlesien angehörende Studenten in das Herz stach. Schubert ist dann an den Fol- den Fahrer peitschen geschlagen. Rach stoß fommen ließen. wurden nach Breslau in das Braune gen der Verlegungen im Birnaer Stadtkranken- dieser Prozedur wurde er weiterhin gefragt und Haus verschleppt, wo sie so lange geschlagen haus gestorben. Seine Frau, welche mit den die tierische Roheit wiederholte sich ein drittes spontan zum Ausbruch kommende Abwehr­und mißhandelt wurden, bis sie das Bewußtsein beiden fleinen Kindern noch zu Hause geblieben Mal. Dann wurde er entlassen. Ein anderer Arbeiter wurde derart mit wille der Proletarier bewiesen aber auch den verloren. An den Mihhandlungen beteiligte sich war, verübte daraufhin ebenfalls Selbst­ein Polizeibeamter. Wir bitten dringend, die An- mord und ließ die beiden Kinder zurüd. Gummitnüppeln geschlagen, daß ihm die Kopfhaut Am 27. März wurde in einem Orte in Sach- plakte und er eine Gehirnerschütterung davon gelegenheit zu untersuchen und Vorkehrungen gegen andere derartige Angriffe zu treffen. sen ein Gewerkschaftsfunktionär in seiner Woh- trug.

zulegen imstande sind.

Die stürmischen Zwischenfälle und der

Behörden, daß es jetzt nicht Zeit ist, die schüt­zende Hand über die Parteigänger Hitlers zu halten. Unter dem Eindruck unserer Kundge­

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