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Sidemokrat

Zentralorgan d.Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

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Donnerstag, 18

Mai 1933

Nr 116.

Außenpolitische Rede des Reichskanzlers:

Jeder Vertrauensmann DerTrommler auf dem Rückzug!

muß es als seine Pilicht erachten, alle seine Mit­arbeiter als Abnehmer der Arbeiterpresse zu gewin­

In der Maske des Friedensapostels.

Ein Bekenntnis zur Erfüllungspolitik.

nen. In der Agitation von fißung fand wiederum in der Strollo per statt, nur dann einen inneren Zinn, wenn sie von einer Hitler gestern im Reichstag gehalten hat, Berlin , 17. Mai. Die heutige Reichstags- Weltwirtschaft zu werden drohen. Verträge haben Die Rede, die der Reichskanzler Adolf Mund zu Mund liegt das bor ber ich schon in den Mittagsstunden eine inget afgeleid berei erhält ihre stärkste Bedeutung nicht durch wirklichen und aufrichtigen große Menschenmenge angesammelt hatte. Eine aller ausgehen. liegt Geheimnis des Erfolges. Stunde vor Beginn der Sißung wurde das Hauptursache der seit Jahren die Welt beherrschen das, was ihr folgen soll, sondern durch das, Gebäude in weitem Umkreise von Polizei und den Gärung. was ihr vorausging. Sie muß mit den pro­Trage jeder dazu bei, die bilfspolizei abgesperrt. Daß aber die heute vorliegenden Probleme eine grammatischen, eidlichen und zehntausendfach bernünftige und endgültige Lösung wiederholten Versprechungen der NSDAP , Im alten Reichstagsgebäude hatten sich am erfahren, liegt im Interesse Aller. fie muß mit früheren Reden Hitlers , sie muß Waite des Proletariats Bormittag sämtliche Frattionen versammelt. Bon Rein neuer europäischer Krieg wäre in der Lage, noch mit dem letzten Auftreten Deutschlands der sozialdemokratischen Frattion find anstelle der unbefriedigenden Zustände von heute stark und einflußreich tiva zwanzig Abgeordnete noch in Schußhaft; etwas Befferes zu sehen. Im Gegenteil, weder in Genf verglichen werden, will man sie in neun weitere, darunter Scheidemann , Severing politisch noch wirtschaftlich fönnte die Anwendung ihrer geschichtlichen Stellung begreifen und zu machen. und Sollmann, haben für die heutige Sigung irgend welcher Gewalt in Europa eine günstigere würdigen. Die Rede Hitlers enthält manchen Urlaub erbeten, während von einer Reihe Situation hervorrufen als sie heute besteht. Selbst abwegigen Gedanken. Dort, wo durch das anderer Fraktionsmitglieder, die sich zum Teil im bei ausschlaggebendem Erfolg einer neuen euro­Ausland befinden, Nachrichten nicht vorliegen. päischen Gewaltlösung würde eine Bergrößerung Auch die 3entrumsfrattion weist Lüden ber Störung des europäischen Gleichgewichtes ein auf. Die in Schußhaft befindlichen Zentrums

Die Kulturschande

von Karlsruhe .

Aerger als bei Zulukaffern!

abgeordneten find zwar freigelassen worden, nach cinem Parteibeschluß müssen sich jedoch alle, gegen die eine Untersuchung im Gang ist, der Mandals­ausübung enthalten.

Jut Saal der Krolloper waren zu Beginn der Sigung die Diplomatenlogen voll bescht. Der Ex- Stronprinz wohnte auch diesmal in Uniform der Sigung bei.

Die Vorgänge bei der Neberführung des früheren badischen Staatspräsidenten Genossen Adam Rem mete in das Polizeipräsidium von Karlsruhe übersteigen alles, was man bis­Eröffnungsansprache gibt her in einem Stulturstaat erlebt hat. Die Insze­Hitler seine Erklärung ab, in der er einleifend betont, daß für die Regierung der Wunsch aus nierung der Straßenfundgebungen kann nur vericlaggeben ei, die Behandlung der Fragen, von glichen werden mit den Gewohnheiten afrikani beren Söjung nicht nur die politische, sondern auch scher Negerſtämme, welche ihre Gefangenen im die wirtschaftliche Befriedigung abhänge, leiden Triumph durch ihre Dörfer schleppen. schaftslos" vorzunehmen.

Remmele wurde in einem offenen Wagen der Polizei in ganz langsamer Fahrt durch die Straßen geführt. Vor und hinter dem Wagen gingen Åbteilungen der SE. Der Zug wurde absichtlich an allen Gebäuden vor­übergeführt, welche Juſtitutionen gehörten, in denen Remmele Funktionär war, so am Staatsministerium und am ehemaligen Ge= werkschaftshaus, welches von den Ha fenfreuzlern gestohlen wurde. Zur Belustigung der sich wie irrsinnig gebärdenden national sozialistischen Meute spielten Musikkapellen auf und die Menge der toll gewordenen Spießer fand keinen anderen Ausdrud ihres Hasses gegen den Mann, der sich vom einfachen Mül­lerciarbeiter zum Staatspräsidenten emporge­rungen hatte, als den Gefang des Müllerliedes. Man hatte den Eindrud, daß das Spalier der Zuschauer aus Geisteskranken bestand.

Gleichzeitig mit Remmele wurden einige andere Funktionäre des Reichsbanners und der Partei in das Stonzentrationslager überführt. Auch sie wurden in derselben schmählichen Weise

behandelt.

Hitlerrede macht keinen Eindruck in Paris .

Hitler ergeht sich dann in einer langen Stritit des Friedensvertrages von Versailles , der, statt eine Reugliederung der europäischen Staaten nach dem Rationalitätsprinzip vorzunehmen und so fünftige skonfliktsmöglichkeiten aus der Welt zu schaffen, teils aus Unfenntnis, teils aus Saß und Leiden­fchaft heraus Lösungen geschaffen habe, die den Reim neuer Konflikte in sich tragen. Buße, Strafe, gefährliche Begriffe.

gehend, erklärte Hitler : Auf die wirtschaftlichen Probleme über

treten.

Retter vor der kommunistischen Gefahr.

Konzept der Fachleute, das der Rede ohne Zweifel zugrundeliegt, das Temperament des erfolgreichsten Demagogen unserer Zeit bricht, forscher Triller aus den verklungenen Sturm­dort wo den resignierten Rüdzugssignalen ein weisen von Anno 23, Anno 30 und noch 32 Hitler alt dann weiter das tommuni angehängt wird, nag sich Hitlers Botschaft an stische espenst an die Wand: ein in kom die Welt merklich von dem unterscheiden, was muniſtiſchem Chaos versinkendes Europa würde die Erfüllungskanzler" der Republik in jol­eine riſe von unabsehbarem uma dei set chen Fällen erklärten. In der Sache Ausmaß und nicht abzuschäßender Dauer heraufbeschwören; es der tiefernste Wunsch der nationalen Regierung, eine ha ben Hermann Müller und Brü­solche Entwidlung durch ihre aufrichtige und tätige ning schärfer gesprochen. Mitarbeit zu verhindern. Das sei auch der innere Die Nationalsozialisten haben in ihrem Sinn der in Deutschland vollzogenen Unnvälzung deren drei Sauptgesichtspunkte in feiner Weise Rampf gegen die deutsche Demokratie zwei den Intereffen der übrigen Welt widersprächen. Forderungen in den Vordergrund der Agita­Diese Gesichtspunkte ſeien: tion gestellt: die Brechung der Zinsknecht­

2. Zurückführung der Millionenarmee der Arbeitslosen in die Produktion,

3. Wiederherstellung der stabilen und autori tären Staatsführung.

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1. Verhinderung des drohenden fommuni schaft und die Zerreißung der Pariser Ver­stischen Unsturzes, Aufbau eines einigenden träge, der Tribut-, Sklaven-, Schand- und Volksstaates und Erhaltung des Begrif was der Beiworte mehr waren jedenfalls fes Eigentum" als Grundlage der der Verträge, die ein nationalsozialistisches Sultur." Deutschland feinen Tag lang ertragen würde. Beide Hauptforderungen hat der National­sozialismus am Tage der Wachtergreifung be graben. Daß er sein außenpolitisches Programm soweit revidieren würde, daß an ihm gemessen der Kampf der Rabinette Hermann Müller und Brüning als ein hohes und gewagtes Spiel erscheint, das ist erst in Hitlers Reichstagsrede vom 17. Mai offenbar geworden.

Gerade die Nationalsozialisten beseelt das tiefe Verständnis für die gleichen Gefühle und Bejin nungen sowie für die begründeten Lebensansprüche der anderen Bölfer, deren nationale. Rechte sie aus derselben Gesinnung beraus refpeftieren und mit denen sie aus tiefinnerstem Herzen in Frieden und Freundschaft leben wollen.

Wollte man eine gewisse Befriedigung Europas für menschlich absehbare Zeit herbei Die Nationalsozialisten fennen daher auch nich führen, dann müßte man statt der unfruchtbaren und gefährlichen Begriffe Buße, Straße, Wieder den Begriff des Germanisierens; sie sehen die euro­gutmachung usw. die tiefe Ertenntnis verfolgen päischen Nationen als gegebene Tatsache an. Fran und berücksichtigen, daß mangelnde Erisojen, Bolen usw. sind unsere Nachbarvöller, und tenzmöglichkeiten immer die Quelle wir wissen, daß kein geschichtlich denkbarer Vorgang bon Völlertonflitten gewesen sind. Es sei nicht weise, die wirtschaftlichen Lebensmög. lichkeiten einem Bolte zu entziehen, ohne Rüdjicht darauf, daß die davon abhängige Bevölkerung dar auf angewiesen sei, in diesem Gebiete weiterhin zu leben. Die Meinunge wirtschaftliche Ver nichtung eines 65 Millionen Volles anderen Böl fern einen nüßlichen Dienst erweise, sei eine un­sinnige.

Die Reparationen fonnten nur vom deut­ schen Export bezahlt werden. Der wirtschaftliche Nußen der Reparationszahlungen konnte daher in feinem Verhältnis zu dem Schaden stehen, der

tionen zugefügt wurde.

Die SA und SS

Hitler hat an dem Geist und an der Fehlerhaftigkeit des Versailler Vertrages Kri­ tif geübt. Das hat jeder Kanzler der Repu­blit getan. Er hat auf die Schwäche des diese Wirklichkeit ändern könnte. Es wäre ein Völkerbundes verwiesen. Auch darüber haben Glüd für die Welt gewesen, wenn im Bertrage ſich weder Stresemann, noch Brüning oder von Versailles diese Realitäten auch in bezug auf sonst ein Kanzler der Weimarer Republik Deutschland gewürdigt worden wären. Illusionen hingegeben. Und Adolf Hitler hat sich in der denkbar schärfsten Weise gegen der Feuerwehr gleichgestellt. Gewaltlösungen auf beiden Seiten, gegen jede Politit ausgesprochen, die Dennoch wird keine deutsche Regierung von sich zum Kriege führen müßte. Er hat den aus den Bruch einer Vereinbarung durch Strieg einen Wahnsinn genannt und führen, die nicht beseitigt werden lann, ohne sich leidenschaftlich, wie sonst nur gegen der durch eine bessere ersetzt zu werden. Die schlimmste Auswirkung finde diese Neu- Marxismus" gegen die in Genf verbrei.etc die Rede Hitlers , die nachmittags durch das den einzelnen Voltswirtschaften mit den Repara Ordnung in der erzwungenen Wehrlojig Neigung gewandt, Deutschland wolle die Ver­Paris, 17. Mai. Die ersten Eindrücke, die teit einer Nation gegenüber den übersteigerten träge nicht weiter erfüllen. Er hat endlich die Savasbüro und abends durch die leßten Ausgaben Rüstungen der anderen. Die Forderung nach einer SA. als eine Partei- Armee bezeichnet, die mit der Abendblätter verbreitet wurde, in Paris her- dauernde Preisunterbietung führte zu einer tatsächlich zum Ausdrud kommenden Gleichberech der Reichswehr nichts zu tun habe, und alle borgerufen hat, lönnen als ruhig bezeichnet wer- ueberspigung der Rationalisierungs­den leberraschung hat die Rede nicht hervor- maßnahmen in der Wirtſchaft. Die Wiltigung sei eine Forderung der Moral, des Rechtes gerufen. Die Forderungen Hitlers und seine an lionen unserer Arbeitslosen sind das lekte Ergebnis und der Bernunft: die Disqualifizierung eines deutschen Aufrüstungsforderungen in Abrede Von der Außenpolitik der NSDAP bleibt den Böllerbund und Frankreich gerichteten Vor dieser Entwidlung. Deutschland hat die ihm auf großen Voltes tönne geschichtlich nicht ewig aufrecht gestellt. mürfe sind genügend aus seinen früheren Stund erlegten Verpflichtungen froß der ihnen inne erhalten werden, ſondern müſſe einmal ein Ende nad) einer tatsächlichen Gleichberechtigung im gebungen befannt, die, wie von vielen Seiten er wohnenden Unvernunft und der vorauszusehenden finden aan het die Forderung in der Stanzlervede nichts übrig als die For­selbst mörderisch tre Sinne der Abrüstung der anderen Nationen derung nach der Gleichberechtigung Deutsch­flärt wird, viel schärfer und rücksichtsloser waren, Folgen geradezu erfüllt. erhebt, dann habe es dazu ein moralisches Recht. lands und nach der friedlichen, einvernehm Es habe unter schärfster internationaler Kontrolle lichen Revision der Verträge. Beide Forderun­,, Gleichberechtigung Aller ". abgerüstet. gen sind seit 1919 ununterbrochen erhoben worden und in beiden Richtungen haben die Erfolge republikanischen Erfüllungskanzler errungen, deren sich Hitler bislang nicht rüh­men fann. Die Räumung des Rheinlandes, die schrittweise Herabsetzung der Reparationen bis zur fast restlosen Streichung( die auf

Der Kampf auf den Weltabsazmärkten durch

Die Begriffe Sieger und Besiegte wurden

förmlich zum Fundament einer neuen, internatio

Die Angabe, daß die SA und Se der national­sozialistischen Partei in irgend einer Beziehung

als die heutige Rede. Dem Ton der heutigen Sundgebung Hitlers wird eine Art Mäßigung zugesprochen und der Gesamtton als Versuch eines staatsmännischen Ernstes bezeichnet. Man Die Begriffe Sieger und belt e himmt an, daß dieſe Mäßigung auf den Einfluß nalen gemacht. gestrigen Botschaft des Präsidenten Roose- en Rechts und Geleffchaftsordnung mehr zur Reichswehr in dem Sinne ſtünde, daß es Die damit für nötig und französischen amt losmachung der Besiegten führte nur zu dem Zu- lich hier um militärisch ausgebildete Bestände liche Meinung Hohen Streise und die breite öffent, ſtand jener ewigen Drohungen Ford verde und die breite öffent- stand fener ewigen Drohungen, Forderun- oder Referben der Armee handeln würde, Ünruhe und Unsicherheit zum Grabe der gesamten

lichen und unverändert ablehnenden Standpunkt ein.

fei unwahr. ( Schluß auf Seite 2)