II.
Pra IF a Hybernská ul.7.
Ginzelpreis 70 Seller. Einschließlich 5 Seller Porto)
Semokrat
Zentralorgan d. Deutſchen ſchemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Iſchechoslowakischen Republik.
13. Jahrgang.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh
R: daftion u. Berwaltung: Brag II, Relásanka 18 ♦ Telepb.: 26795, 31469. Na trebatt,( ab 21 11r): 33858 Bonfedami: 37545
Donnerstag, 15 Juni 1933
Wien , 14. Juni. ( Eigenbericht.) Die deutsche Reichsregierung hat als „ Repressalic" für die Verhaftung des Reichstagsabgeordneten Habicht , den sie als erterritorial ansicht, obzwar seine fürzliche Ernennung zum Presscattaché der deutschen Gesandtschaft in Wien von der österreichischen Regierung nicht zur Kenntnis genommen wurde, heute um 2 Uhr nachts den Presscattaché der österreichischen Gesandtschaft in Berlin Sektionsrat Dr. Wasserbäc, der seit zehn Jahren bei der Reichsregierung affreditiert ist, trotz aller Proteste aus seiner Berliner Wohnung durch die Geheimpolizei mit Gewalt herausholen lassen und zur Polizei gebracht. Nach einer späteren deutschen Meldung wurde der Presseattaché für Revanche für die Verhaftung Habichts ausgewiesen; er soll umgehend aus Deutschland abgeschoben werden.
Außer Fahnen, Umzügen, Uniformen, Prezfreiheit, Konzentrationslagern hat der blutigen Mißhandlungen, Unterdrückung der Hitler Fascismus Deutschland nichts gebracht. Auf dem Gebiete der Wirtschaftspoli tit vor allem hat der Nationalsozialismus. verjagt und vertröstet seine Anhänger auf den
Demgegenüber wird von amtlicher österrei chischer Seite festgestellt, daß die Meldungen, als ob Habicht in einer schmußigen Zelle des Polizei gefängnisses untergebracht und auch in den Hungerstreit getreten sei, in feiner Weise den Tat- Ablauf des Vierjahreplanes, von dem man sachen entsprechen. nicht einmal die ersten Anfänge sicht: Ebenso vollständig wie in der Wirtschaftspolitik ist der Mißerfolg des Hafenfreuzfascismus auf dem Gebiete der Außenpolitit. Noch nic in der neueren Geschichte, selbst im Weltfriege nicht, war Deutschland so
Der Bundespolizeidirektor von Linz , Hofrat Scholz hat heute den deutschen Konsul von Linz , Legationsrat Dirt von Langen mit anderen Her ren eingeladen, die Zelle des im Polizeigefängnis in Saft befindlichen Habicht und der übrigen von Langen hatte Gelegenheit, mit den Verhaf- Außenpolitik hat es verstanden, sich gleichzei teten selbst zu sprechen. Der Bundespolizeidirektor tig mit allen Staaten zu zerschlagen und in hat überdies Habicht gestattet, mit dem reichsdeut
Mitten in der Nacht aus dem Bett utſchen zu befichtigen, Legationsrat Dirt foliert wie heute. Die Sitlerſche
heraus verhaftet...
Heute nachts fürz vor zwei Uhr erschien in der Wohnung des österreichischen Presseattachés Sektionsrat Dr. Wasserbäd, der der österreichischen Gesandtschaft in Berlin zugeteilt ist, ein Kommando der geheimen Staatspolizei mit dem Auftrage des preußischen Ministerpräsidenten Goering , Seitionsrat Dr. Wasserbäd sofort
Ein Schritt
der Auslandsvertreter.
fchen Gesandten in Wien zu telephonieren. Habicht ein paar Monaten das niederzureißen, was erklärte dem Konsul, daß er keinerlei Be- Rathenau, Stresemann und Hermann Mülich werden habe. ler in mehr als einem Jahrzehnt aufgebaut haben. Die deutsche Außenpolitik wird heute nicht von dem zünftigen Diplomaten Neurath geführt, der sich zwar durch vollkommene Ideenlosigkeit auszeichnet, aber wenigstens die den Staaten üblich ist, wahrt, sondern von Formen, unter denen der Verkehr zwischen ausgesprochenen Dilettanten, wie den Herren Rosenberg und Göring , zu denen sich in den letzten Tagen noch Dr. Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront " hinzugeſellt und der Genf glänzend bewiesen hat. Auf diese Weise
Ueber diesen einzig dastehenden Fall von Ge-| zu verlassen, sondern bloß der Gewalt zu waltanwendung gegen ein Mitglied des diplos weichen. matischen Korps meldet die amtliche Nachrichten gang befeht, sondern das ganze Haus von SchuhInzwischen war nicht nur der Wohnungseinstelle folgendes: polzei umzingelt worden. Ein Polizeiauto wartete vor der Haustür. Als dann gegen 4 Uhr morgens Seftionsrat Dr. Wafferbäd gerade im Begriffe stand, dem Bundeskanzler Dr. Dollfuß nochmals eine eingehende telephonische Darstellung zu ein Rollettivschritt der in Berlin aftreditierten Wie die Wiener Abendblätter melden, steht geben, flingelte das Kommando der geheimen diplomatischen Vertretungen sämtlicher Mächte Staatspolizei nochmals an der Wohnungstür des bei der Reichsregierung bevor. Diese Demarche Attaches und bestand unter Androhung des auswärtigen diplomatischen Korps erfolgt im der Gewaltanwendung auf der Ver: Auftrage der Regierungen, um zu haftung des Attachés, die dann auch bolumentieren, daß es sich hier um einen prinim Schlafzimmer Dr. Wafferbädsetipiellen Fall handelt, indem bisher unange folgte. Noch im Laufe der Nacht zum Mittwoch mit größter Beschleunigung verteidigt werden. tastete völkerrechtliche Grundsäße einhellig und wurde seitens der österreichischen Gesandtschaft in Berlin der schärfste Proteft gegen die Verlegung Habicht abgeschafft. der Exterritorialität eines Angehörigen des diplo matischen Korps eingelegt.
zuberhaften.
Dr. Wasserbäck erklärte jedoch, deß er als Angehöriger der österreichischen Gesandtschaft in Berlin erterritorial sei und daß die deutsche Reichsregierung diese Exterritorialität bereits seit mehr als zehn Jahren immer wieder ganz natürlich anerkannt habe. Er fei nicht in der Lage, die geheime Staatspolizei freiwillig in seine Wohnung einzulassen, und müsse sich borerst mit seinem Vorgeseßten in Berlin in Verbindung Die Verhaftung Dr. Wasserbäcks hat in seßen. Dr. Wasserbäd erstattete sodann sofort dem Berliner diplomatischen, literarischen und journaösterreichischen Gesandten in Berlin Tauschi listischen Kreisen lebhaftes Interesse hervorge sowie dem Vorstande des Bundespressedienstes in rufen. Dr. Wasserbäd, der Priester ist, ist in Wien , Gesandten Ludwig und auch dem Bun- literarischen Kreisen sehr gut bekannt. In Berdeskanzler Dr. Dollfus telephonisch Bericht liner diplomatischen Streisen ist er infolge seiner und erhielt sodann vom Bundeskanzler telepho-| mehr als zehnjährigen Tätigkeit in Berlin be nisch persönlich den Auftrag, seine Wohnung nicht kannt.
"
jeine außenpolitischen Fähigkeiten eben in wird der Ring, den die anderen um Deutsch land schmieden, immer enger.
Der Zusammenbruch der deutschen AußenLinz, 14. Juli. Nach einer Mitteilung des politik zeigt sich aber besonders deutlich darin, Bundeskanzleramtes an die deutsche Gesandtschaft daß Deutschland seinen jahrzehnteist Reichstagsabgeordneter Habicht in Begleitung langen Bundesgenossen Destervon zwei Sicherheitsbeamten in seinem eigenen Auto von Linz an die Grenze nach Pajjau gereich verloren hat und daß das Verhältbracht worden. nis zwischen Deutschland und Oesterreich derseit gespannter ist als jemals seit 1866, da die beiden Länder sich im Kriege miteinander befunden haben. Während es Bismard wenige Jahre nach dem Kriege von 1866 verstanden Berlin , 14. Juni. Der aus dem Reichsgebiet ausgewiesene Leiter der Presseabteilung der Ber - bat, ein in feiner Mehrheit slawisch- magyariliner österreichischen Gesandtschaft Dr. Erwin sches Desterreich zum Bundesgenossen zu geWasserbaed hat Deutschland bereits verlassen. Er winnen, hat es die Hitlersche Außenpolitik in wenigen Wochen zustande gebracht, sich das versezt worden. deutsche Desterreich zum erbitterten Feinde zu machen. Was Deutschland an Desterreich ver loren hat, geht daraus hervor, daß bis vor menigen Monaten der weitaus überwiegende mitteilen, er habe sich unverzüglich nach tele- London, 14. Juni( AR). Die„ Times" fom Teil der Bevölkerung Desterreichs für den Anphonischer Fühlungnahme mit Berlin in Ver- mentieren in ihrer heutigen Worgenausgabe in schluß, d. h. für die staatliche Vereinigung bindung gefeßt und festgestellt, daß die Verhafs sehr energischen Ausdrücken die letzten Ereig- Deutschlands mit Desterreich eingetreten ist, tung des Dr. Wafferbäd von der preußiniffe in Desterreich. Die Situation, die durch während heute der ebenfalls meitaus überfchen Polizei vorgenommen worden sei. die Einmischung der deutschen Nationalsozialisten wiegende Teil der Bevölkerung Desterreichs Reichskanzler Hitler habe angeordnet, daß Dr. in die inneren Angelegenheiten Desterreichs her von dem Anschluß an Deutschland aber auch Wasserbäd sofort enthaftet werde. vorgerufen wurde, rufe große Befürchtungen in gar nichts wissen will. Deutschland hat Großbritannien hervor. Steidle Vizepräsident der Ravag
Aus der Umgebung des Bundeskanzlers Dollfuß , daß er noch immer keine Bestätigung der ist von der österreichischen Regierung nach London
Dr. Dollfuß, der gegenwärtig in London zur Vorgefallenen aus Berlin habe. Weltwirtschaftstonferenz weilt, wird hiezu
weiters mitgeteilt:
Bundeskanzler Dr. Dollfuß rief noch in der Nacht den Reichsaußenminister Baron von Neurath in seinem Londoner Hotel an, teilte ihm den Vorfall mit und ersuchte um Abstellung. Bon Neurath erklärte, daß er von Berlin feine Nachrichten habe und daß es sich vermutlich um eine Gegenmaßnahme gegen die Verhaftung des reichsdeutschen Abgeordneten Habicht handle; er werde sich sofort über diese Angelegenheit mit Berlin in Verbindung setzen.
Um 12 Uhr 15 teilte der Kabinettchef des Reichsaußenministers im Auftrage desselben mit, Baron Neurath lasse dem Bundeskanzler
Die Reichsregierung war gezwungen... Eine unverschämte relchsdeutsche Darstellung.
"
Wien , 14. Juni. Der Verwaltungsrat der Rabag tooptierte heute den Führer der Tiroler Heimwehren Landesrat Dr. Steidle in den Verwaltungsrat und wählt ihn gleichzeitig zum drit ten Vizepräsidenten der Ravag. Der Einfluß der Heimwehren auf die österreichische Rundfunkgesellschaft ist damit noch erweitert worden.
jede Anziehungskraft auf die österreichische Bevölkerung ber= Loren, jeder Auslandsdeutsche in Europa ist heute glücklich darüber, nicht Bürger des Drit ten Reiches zu sein. Angesichts dieser furchtbaren, faum wieder gutzumachenden Mizerfolge der deutschen Außenpolitif, der katastrophalen Schwächung der internationalen Lage Deutschlands , kann der Tag nicht mehr weit sein, wo ein immer größerer Teil der deutschen Bevölkerung sich die Frage stellen wird: Quo vadis, Germania ? Wohin geht dein Weg, Deutschland ?
Inzwischen wurde um 3 Uhr 50 die Verbindung mit der Wohnung Dr. Wafferbäcs in Ber lin wiederhergestellt. Dr. Wasserbäck schilderte der Londoner Gesandtschaft seine Lage und teilte mit, daß eben die Organe der Staatspolizei an seine Wohnungstür pochen und Einlaß Das Berliner offizielle Conti- Büro meldet, begehren. Eine Frau, offenbar die Haushäl- daß der österreichische Preſſeattaché als Gegen terin, begab sich sodann, als die Stimme Waffermaßnahme" gegen die Verhaftung des Presse bäds am Televhon verstummte, zum Apparat und attachés Habicht aus dem deutschen Reichsgebiet schildert jest folgenden Hergang: likedonie ausgewiesen würde. Der österreichischen GesandtDie braunen Verbrecher Dr. Wafferbäd öffnet die Tür seiner schaft sei mitgeteilt worden, daß Dr. Wasserbäck Wohnung und läßt die Organe der Staats- fofort das deutsche Reichsgebiet zu verlassen habe. erneuern Oesterreich. polizei ein. Diese erflären:„ Wir habenden Das Contibüro erklärt, die Verhaftung Wien , 14. Juni. ( Eigenbericht.) Die Es ist auch unklar, wohin der Weg des Auftrag, Sie festzunehmen." Doftor Sabichts sei ein Bruch des Völkerrechtes", der Wasserbäck: Haben Sie von Ihren vorgefeßten die deutsche Reichsregierung zu der Gegenmaß- Terroratte der Nationalsozialisten dauern weiter zweiten deutschen Staates in Europa , der Behörden den Auftrag erhalten, mich auch dann nahme der Verhaftung Dr. Wafferbäcks ge- an. Dienstag nachts wurden drei Heimwehr Weg Desterreichs geht. Die österreichische Remit Gewalt wegzuführen, wenn ich mich der zwungen habe, nachdem troß dem eingelegten Leute auf der Straße überfallen und von Revol- gierung scheint die Absicht zu haben, den Verhaftung widerseße?" Diese Frage wird be- Protest die Verhaftung Habichts und die Anfün- verschüssen verletzt. Einer von ihnen lebens- Hafenfreuzfascismus in ihrem Lande niederjahend beantwortet, worauf Dr. Wasserbäck digung seiner Ausweisung aus Desterreich nicht gefährlich. Der Anschlag wurde von einem zuwerfen, um die effektive oder legale Gleichmit Gewalt aus der Wohnung ge- ridgängig gemacht worden sei.( Demnach ist also Auto aus verübt. Die Täter entlamen. Die schaltung Desterreichs mit Deutschland zu ver= die Ausrede Neuraths dem Bundeskanzler gegen Nazis haben Brandkolonnen organisiert, die in hindern. Aber das Schicksal Desterreichs bleibt Auf diesen Tatbestand hin versuchte Bundes- über, daß es sich um eine Maßnahme der preu Laufe des heutigen Tages Brandbomben in Ge- unsicher, solange die christlichsoziale Regierung fanzler Dr. Dollfuß noch einmal mit Baron ifchen Bolizei handle, hinfällig geworden!) schäfte und Telephonanlagen warfen, so daß die sich nicht einer Kraft bedient, welche die stärtite Neurath zu telephonieren, um formalen Protest Das Contibüro ſtellt weiter die Behauptung Wiener Feuerwehr nur mit großer Mühe größere sich nicht einer Kraft bedient, welche die stärkste einzulegen. Der Stabinettchef Baron Neuraths auf, daß Habicht in der unwürdigsten Brandschäden zu verhindern vermochte. In im Kampfe gegen den Fascismus sein könnte, teilte jedoch mit, dieser lasse den Bundeskanzler eife behandelt und untergebracht Mödling wurden 130 Satenfreuzler von der nämlich die Kraft der Arbeiterklasse Desterbitten, ihm erst am Morgen Witteisei, so daß er schließlich aus Protest in den Sun Polizei gestellt und ihr Führer in Haft genom reichs. Wenn Dollfuß die SatenIung zu machen. Um 9 Uhr 15 telephonierte gerstreit treten mußte. Die Behandlung Doktor men. Dabei fam es zu schweren Zusammenstößen freuzler wirklich niederwerfen dann Baron Neurath dem Bundeskanzler Dr. Wasserbäcs sei auf jeden Fall in tonzilianteren zwischen der Polizei und den Nationalsozialisten. wi II, tannerdauernd auf die Un
führt wird.