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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Iſchechoſlowakischen Republik .

13. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Mittwoch, 5. Juli 1933

Nr. 155.

Stand der Arbeitslosigkeit Letzte Rettungsversuche. Kirchenfrieden

Rückgang im Juni um 52.132

Roosevelt lenkt ein?

London , 4. Juli. Das Präsidium der[ Botschaft zukommen lassen wird, da er hat nach längerer wünsche, daß die Konferenz die Debatte über die

Die Zahl der Arbeitslosen, d. h. der bei den Arbeitsvermittlungen gemeldeten nichtunterge­brachten Personen betrug nach den vorläufigen Ergebnissen Ende Juni 674.497 gegenüber Weltwirtschaftskonferenz 726.629 am 31. Mai. Der Rügang beträgt also 52.132. Die entsprechenden Ziffern der Monate Mai und Juni des Vorjahres betragen 487.228 bav. 466.946. Der Rüdgang betrug im Vorjahre also nur 20,282 Personen.

Debatte die Entscheidung über das weitere Schid- Breiserhöhung auch in anderen Staaten als in fal der Konferenz auf Donnerstag verscho- USA . fortjeße. Großbritannien soll der gleichen ben, an welchem Tage das Präsidium um 10 Uhr Ansicht sein und andererseits wünschen weder die vormittags zusammentritt. Dominions noch die skandinavischen Länder eine sofortige Konferenzvertagung.

Tschechoslowakei bleibt ih in Verbindung feßen wollte und nach den belm Goldstandard.

London , 4. Juli, Gesandter Johann Masaryk hat als Vorsitzender der schechoslowakischen Dele gation an der Londoner Weltwirtschaftsfonferenz heute folgendes Kommuniqué veröffentlicht:

„ Mit Rücksicht auf die Proklamation der Staaten mit freier Goldwährung, die gestern veröffentlicht wurde, teilt die Tschechoslowakei , deren Währung stabil und seit dem Jahre 1923 ohne Schwankungen ist, mit, daß ihre bisher vertretene Währungspolitik auch in der Zukunft beibehalten wird, und an dem Berhältnis der tschechoslowalischen Krone zum Golde sich nichts

ändert."

Ostpakt auch von der Kleinen Entente unierzeichnet.

London , 4. Juli. ( Reuter.) Ju Gebäude der sowjetrussischen Botschaft wurde heute abends die Konvention zwischen der Sowjetunion und Rumä­ nien , Jugoslawien , der Tschechoslowakei und der Türkei über die Definition des Angreifers unter zeichnet. Diese Konvention ist analog dem Ver­trage, der gestern unterzeichnet wurde. Der heute ratifizierte Vertrag bedeutet, daß 300 Millionenf Menschen einschließlich der Bevölkerung der Sowjetunion durch Vermittlung ihrer diplomati­schen Vertreter sich über die Definition des An­greifers einigten.

Volkskommiffär Litwinow reist morgen nach Paris , um von dort nach Wien weiterzufahren. Obwohl sich Litwinow nach Wien zu Heilzwecken begibt, kann nicht bezweifelt werden, daß er eine diplomatische Konferenz mit dem österreichischen Bundeskanzler haben wird.

Das Ersuchen um die Vertagung auf 24 Stunden tam ursprünglich von der amerika­ nischen Delegation, welche mit Washington Die Amerikaner selbst uneinig! umlaufenden Gerüchten die Vorlage einer Er- Die New Yorker Presse beschäftigt jich ein­lärung zweds Erläuterung ihrer Pofition plante. gehend mit den Differenzen, welche zwischen dem Dieser Gedanke wurde durch den Staatssekretär Präsidenten Roosevelt und der amerikani bull in einer langen Unterredung dem Konfe- fchen Delegation in London bestehen. Diese soll nach einer Meldung des Londoner Korrespon­renzborfihenden Macdonald unterbreitet. Was die Zukunft der Konferenz betrifft, so denten Herald Tribune" um neue Richt­fann gesagt werden, daß die Situation unver- Linien ersucht und in einer Sondersizung die ändert bleibt und das Präsidium unter diesen Ansicht formuliert haben, daß sich Amerika an Umständen einen Antrag einbringen wird, der der Wirtschaftskonferen; weiter beteilige. Roose die Bertagung der Konferenz verlangt, velt foll hingegen Weisung gegeben haben, jeden doch werde das Präsidium und gewisse Unteraus- Antrag auf Bertagung der Konferenz abzules­schüsse solange weiterarbeiten, als die Hauptton- nen. Ein anderes amerikanisches Blatt bemerkt, Präsident Roosevelt sei persönlich verant ferenz nicht erneuert wird. Es verlautet, daß die amerikanische Delega- wortlich, da er die heute strittigen Fragen selbst tion mit Roosevelt in Verbindung zu treten ver in den Vordergrund gedrüdt habe. Man ton suchte, um die verzweifelte Situation zu schil­bern, boch wurde die Verbindung durch die latere in Europa , daß Rooſevelt von seinem atmosphärischen Verhältnisse gestört. Durch das einem Fetisch der internationalen Bantiers" das eigenen Vorschlage vom Mai d. J. jest als von Ersuchen um Vertagung wollte Hull Zeit zu spreche. einer Unterredung mit den Hauptdelegierten ge­winnen.

Auf diese Widersprüche in der Haltung Obwohl aus Washington teine sensationelle Roosevelts machen auch die Londoner und Ba Erflärung erwartet wird, scheint es wahrschein- riser Blätter aufmerksam. Die englische Presse lich, daß Roosevelt heute abends oder morgen bezeichnet die letzte Botschaft des Präsidenten der Konferenz eine freundschaftlichere als Bombe und als Torpedo.

mit dem

Fascismus.

Es immer mit den Mächtigen zu halten,

das ist der seit jeher von der Kirche befolgie Grundjaß. Nach dem Sieg des Hunnentums in Deutschland war sie daher sofort bemüht, sich mit ihm auf guten Fuß zu stellen. Von dem schmaßenden Behagen unserer deutschen Christlichsozialen über die brutale Unterdrüf­fung der marristischen Parteien und über die bestialische Behandlung ihrer Anhänger durch die Hitlerbanden war bei der Zentrumspartei allerdings nichts zu sehen, sie erhob gegen diese Rechtsbrüche und Gewalttaten aber auch tei­nerlei nennenswerten Widerstand und schwang sich nicht einmal zum leisesten Protest auf. Alles wurde getan, um sich von den verfemten Marxiſten" abzuheben, ja, das Zentrum unterließ auch nichts, um dem Fascismus erst richtig in den Sattel zu helfen. Nicht nur das Zentrum als die politische Organisation der Kirche bewies trotz mancher Fußtritte, die ihm versetzt wurden, seine Konzessionsbereitschaft gegenüber dem Dritten Reich , dasselbe tat auch die katholische Kirche selbst. Schon Ende März fonferenz zu erklären, daß die ablehnende Hal­becilte sich eine in Fulda abgehaltene Bischofs tung, welche die katholische Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung durch Berbote und Warnungen früher eingenommen hat,„ nicht mehr als notwendig betrachtet" werde, und sie versicherte, daß es für die katho lischen Christen, denen die Stimme ihrer Kirche heilig sei, keiner besonderen Mahnung. zur Treue gegenüber Obrigkeit" bedürfe.

Attentat auf den ruffiſchen Handelsvertreter in Tokio bite. Einige Wochen später

Fischerboot von 100 Tonnen Raumberdrängung auf offenem Meer südöstlich von Paramuschir, der zweitgrößten der Korillen- Inseln. Die Be­faßungen der Schiffe wurden festgenommen.

Mostau, 4. Juli. Die sowjetruffische Nachrichten Agentur meldet, daß in Tokio gegen den sowjetrussischen Handelsvertreter Rotichetow ein Atten= tatsversuch verübt wurde. Der Attentäter namens Surinate Rajime wurde von der Polizei verhaftet; er ist Vorsitzender der reaktionären Organisation Rakumeiso. Sofort nach Bekanntwerden des Attentats versuches suchte der Chef des Protofolls im ja panischen Außenministerium, Mitani, den Sowjetbotschafter Jurenew auf und drückte ihm namens des Außenministers utsida sowic deffen Stellvertreter Sigemitsu aufrichtiges Regierung die strengste Untersuchung Samstag um 7 Uhr früh wurde in Nürn des Vorfalles durchführen und den Sowjetbot berg der Arbeiterdichter Starl Bröger, der schafter von dem Verlauf und Ergebnis der durch viele seiner Gedichte in wetten Kreisen selben informieren werde. Mitani besuchte bekannt geworden ist, aus dem Bett heraus ver- auch den überfallenen Handelsvertreter Kot= haftet. Bröger war Redakteur der Fränkischen schetow und drückte ihm gleichfalls sein Be­Tagespost" und sozialdemokratischer Stadtrat dauern über den Vorfall aus. bon Nürnberg.

Der Arbeiterdichter

Der Polizei waren Meldungen zugegangen, die befagten, daß Sowjetagenten in dem weit nege trieben.

Karl Bröger mißhandelt? Beleid aus. Er versicherte, daß die japanische gestreckten nördlichen Inselbogen Javans Spio­

Russische Schiffe

Ende des Wirtschaftskrieges Englands. mit Rußland

sandte der Zentrumsführer, Prälat Kaas, dem Reichsfanzler Hitler zum Geburtstag ein Tele­gramm mit der Versicherung der Ergebenheit und Treue.

Anstatt daß der Katholizismus, der doch eine sittliche Weltanschauung sein will, von seinen starken Positionen aus den Kampf aufgenommen hätte, hat das Zentrum die Wachtergreifung des Fascismus ausdrücklich legalisiert und es schwieg fogar, als die rechts­

widrige Annullierung der sozialdemokratischen Parlamentsmandate erfolgte, schwieg und un­terließ jedes Wörtchen einer Kritik, in der Hoffnung, die eigenen Mandate und politi­schen Organisationen zu retten.

Moskau , 4. Juli. ( Taß.) Die Moskauer 3eitungen veröffentlichen eine aus London stam­Die fatholische Kirche übersah, daß der mende Information, derzufolge it winowajcismus all vom britischen Außenminister Simon eine Fascismus Recht und Gesetz gegenüber a I l e m Rote erhalten habe, des Jubalts, daß das Ziel und jedem verachtet. Es hat ihr nichts ge­der Regierungsbill, welche die englische Regie- nüßt, daß der bayrische Erzbischof Kardinal rung ermächtigt, die Sowjeteinfuhr nach Groß Faulhaber bei einer Pontififalmejje jagte: britannien zu verbieten, erschöpft und daß diese Bill anläßlich der anderen Fälle nicht mehr

Die SA- Leute, die Bröger verhafteten, mißhandelten ihn derart, daß er eine von Japanern beschlagnahmt. schwere Verlegung an den Augen Tokio , 4. Juli. ( Neuter.) Japanische davontrug. Er mußte zum Augenarzt gebracht werden, wurde aber nach der ersten ärztlichen Polizei beschlagnahmte einen sowjetruffischen Hilfe sofort auf ein Schnellauto verladen und 4000 Tonnen- Dampfer und ein russisches angewandt wird. in das Konzentrationslager nach Dachau gebracht.

Auch der Chefredakteur der Fränkischen Tagespost", Erwin Neumann, der Landtags­abgeordnete Diermann und der ehemalige Polizeipräsident von München , Steiner,

lager gebracht.

Herr Juno.

ist ausgerechnet Ihre Partei hievon aus­genommen?

B. V. P. aufgehört hat und ihre Mitglieder aus

Wir bekennen uns aufrecht zur Volksgemein­schaft und wir freuen uns über die Wendung der Geister", am selben Tage noch wurde das Münchener Leo- Haus, die von Geistlichen geleitete katholische Verlagsanstalt Das Ende der Parteien.eucverhältnis zur Partei, entlassen sind geschlossen und von da ab gewann Hitlers Brüning verhandelt noch... Die Partei ist praftisch damit aufgelöst. Durch Wort von der„, barbarischen Rücksichtslosigkeit", die nationalsozialistische Revolution gibt es außer mit der er alle seine Gegner ausrotten wolle, Berlin , 4. Juli. Wie das Conti- Büro erfährt, halb der NSDAP teine politische Wirkungsmög auch gegenüber der Kirche Geltung. Die Ful wurden verhaftet und in das Konzentrations- dürfte am Mittwoch nunmehr mit der endgül- lichkeit mehr. Es ist deshalb für jeden bisherigen daer Bischofskonferenz hatte wohl die loyale igen Entscheidung über die Auflösung der deut- Angehörigen der B. V. P. der Weg frei, unter Unterwerfung der Kirche verkündet, aber ein ichen Zentrumspartei zu rechnen sein. Die Füh der unmittelbaren Führung Adolf lungnahme mit den führenden Männern der Hitlers am Aufbau des neuen Deutschland | Punkt ihrer Beschlüsse hatte den Unwillen des NSDAP ist soweit gediehen, daß ein Abtom- mitzuwirken. herrschenden Hunnentums erregt. Die Kon­men vorbereitet werden konnte, durch das ferenz hatte gewagt, volles Gemeinschafts­positiv tätigen Kräften der bisherigen Zentrums-... ebenso die Deutsche Volks- recht für die kirchliche Jugendorganisation und München , 4. Juli. Im Braunen Saus fand partei auch weiterhin eine politische Betätigung partel. das Erziehungsrecht im Sinne körperlicher gestern, wie die Reichspressestelle der NSDAP . ermöglicht werden fann". Der mit allen Voll­und beruflicher Ertüchtigung ihrer Mitglieder" Dingeldens leßte„ Verfügung". mitteilt, unter Vorsiz des stellvertretenden Füh- machten ausgestattete Reichsführer des Zentrums, fordern. Erziehung der Jugend, das soll rers Rudolf Seß eine Führerbesprechung über Reichsfanzler a. D. Brüning, dürfte daher mor Wie das VDZ- Büro meldet, hat der Partei- das Monopol des Nationalsozialismus sein, Fragen des Deutscht ums im Auslande gen die freiwillige Auflösung der Zentrumspartei führer der Deutschen Bollspartei, Reichstags- er und nicht die Kirche soll den bestimmenden statt. In der sehr anregenden Aussprache wur- verfünden. abgeordneter Dingeldey, folgende Ber­Einfluß auf sie üben, der Kirche soll dabei fügung belanntgegeben: Da mit dem Wesen des jetzigen national- lediglich die Funktion der Mitwirkung zugebil­fozialistischen Staates Parteien im weiten Sinne ligt werden. Seelsorge ja, doch mit gewissen neue Richtlinien für die nationalsozialistischen Der ehemalige Staatsminister und Reichs nicht vereinbar sind, werden hierdurch mit fofor. Beschränkungen und feinesfalls Stellung Organisationen im Auslande aufgestellt. Die agsabgeordnete Eugen Graf Quadt Isny tiger Wirkung jämtliche Organisatio- nahme vom Standpunkte der Religion zu Besprechungen ergaben volle Einheitlichkeit gibt eine Erklärung bekannt, in der es u. a. heißt: nen der Deutschen Volkspartei auf- weltlichen Fragen. der Beteiligten, so daß die Gewähr dafür ge- Im Benehmen mit der bayrischen Staats- gelöst. Die Liquidation ist nach Möglichkeit ju geben ist, daß das Auslandsdeutschtum nun- regierung erkläre ich als Bevollmächtigter der beschleunigen. Ueber die Stellung der Man­mehr in kraftvoller. Meise zusammengefaßt Landesparteileitung der Bayrischen Volkspartei, datsträger sind mit den maßgebenden Stellen Ber­und vertieft werden wird. daß mit dem heutigen Tage jede Tätigkeit der handlungen aufgenommen.

den, wie die Reichspressestelle der NSDAP . fest- Bayrische Volkspartei bereits

stellt, Fragen organisatorischer, wirtschaftlicher, tultureller und politischer Art besprochen und

aufgelöst...

Da die Stirche bei ihrer Loyalitätsfund­gebung sich einen Vorbehalt sichern wollte, traten die ausführenden Amtsorgane des Drit­