Seit« 2 Freitag, 28. JuN 1988 Adenauer entlassen. Köln , 27. Juli. Wie di« Stadtvertretung Köln mitterlt, ist-er früher« Oberbürgevm«isttr der Stadt Köln , Adenauer , ein Zentrums- mann, auf Grund td§ 4 de» Gesetzes zur Wiederherstellung des BerrrftdeamtentumS, entlassen worden. 4. Juni 1928 in Brüssel unter dem Vorsitz Arthur Hendersons beschloß und in der das Bedauern über das Vorgehen Albert Thomas ausgesprochen wurde. Der Fall ist sicherlich nicht ganz ideniisch. Der Fall Thomas war weit schlimmer, weil sein Auftreten in Rom von den Feinden des Prinzip« der Gctvcrksck-aftsfrcihcit für ihre Zwecke auSgcnutzt werden konnte, während wir alle ausnahmslos überzeugt sind, daß Henderson seinen Besuch in München einzig und allein gemacht hat, um der Lache der Abrüstung und des Friedens, die unser aller Sache ist, zu diene». Der Fall Thomas war weuiger schlimm, weil er sich damals vollständig als Direktor des Internationalen Arbeitsamtes fühlte und seine Beziehungen zur sozialisti schen Bewegung auf die Aufrechterhaltung der Parteimitgliedschaft beschränkt>var. Henderson dagegen ist zwar zum Präsideutcu der Ab- rüstungskonfercnz in einer Zeit gewählt worden, als er als Minister von seiner Stelle als Sekretär der Labonr Party beurlaubt war, und die Beurlaubung wurde, als er tatsächlich als Präsident der Abrüstungskonferenz, nicht mehr als Minister, sondern in persönlicher Qualität, zu fungieren begann, erncnert, aber er bleibt trotz dieser formalen Einlastung für die ganze Welt der verantwortliche Führer der britischen Arbeiterpartei. Und wenn, als Albert Thomas Mussolini begrüßte, immerhin vier Jahre seit der Ermordung MatteoitiS verflossen waren, so waren cS keine vierzehn Tag«, seit man den bis z»»r Unkenntlichkeit vcrstümmelteii Leichnam von Johannes Stelling , in einen Sack vernäht au« dem Wasser zog, als Arthur Hender son mit dem für diese Untat Beraniwortlichen zusammentraf. In diesem Deutschland des Grauen«, wo die Barbarei auf die Spitze getrieben wird durch das System, schuldlose Anvertvandte als Gekseln auSzuheben, in diesem Deutschland , das durchbebt ist von den blutigen Schauern des Terrors, von den sinnlosen Massenschlächtereien, wie sie unmittelbar vor HeichersonS Eintreffen in Köpenick und Braunschlveig stattfanden, in diesem Deutschland gibt es für Bertreter der Arbeiterklasse keine Hoffnung auf die Möglichkeit der Bekehrung Hitlers , sondern ist einzig wahr, waS daS Manifest des Bereinigten NationalraicS der Britischen Arbeiterbewegung sagt:„Diese aller Gefühlsregungen bare Tyrannei muß mit anderen Waffen bekämpft werden." Niemand zweifelt an Hendersons gutem Glauben, niemand darf seine Motive, der Abrüstung und den« Frieden zu dienen, in Frage stellen. Aber jeder, der tveiß, was die Arbeiterbewegung Großbritanniens und der ganzen Welt dem Lebenswerk Arthur Hendersons verdankt, wird e« auf da« schmerzlichste empfinden, daß er nun in den tragischen Konflikt gerät, sich mit den unmittelbarsten Gefühlen, di« heute die antifascistische Welt erfüllen, in Widerspruch zu setzen. Produktenbörse verwarnt. Landwirtschastüminlsterium gegen PreiSexzeffe. Der„Benko v" meldet, daß das Landwirt- schaftsministerium an die Prager Produktenbörse eine Warnung gerichtet habe, als sich in orn letzten Tagen Bestrebungen zeigten, daS Beispiel der nordamcrikanischen Börsen nachzumachen und gerade zu Beginn der Ernte eine Panik auf dcnr Getreidemarkt hervorzurufen. Schon in früheren Jahren hätten sich unter den Landwirten Stimmen bemerkbar gemacht, die Börse, wenn sie di« Preise künstlich drücken will, zu schließen. Der ESkompt der Getreidepfandscheine. Weiter berichtet daS Blatt, daß die landwirtschaftlichen GenossenschaftSzentralen mit der Nationalbank die Vereinbarung getroffen haben, daß die Nationalbank die Getreidepfandscheine bei.einer Laufzeit bis zu 92 Tagen bis zum Höchstausmaß von zwei Dritteln des börsr«mäßigen Getreidepreis cS cskonticrt, und zwar zu den für den Wechiel- eSkompt üblichen Sätzen. Bedingung ist, daß der Pfandbrief außer der Unterschrift deS Produ- Siten auch noch die Unterschriften der Genossen- aft und der Genossenschaftszentrale trägt. Auch die Großbanken hätten bereits ihre Bereitwilligkeit zur Fipanzierung der Getreidepfandbriefe erklärt. Drarverordniitiaen im Ermöchtioungsweoe. Ministerpräsident und einige Mitglieder der Regierung werden auch noch in der nächsten Woche mit der Herausgabe einiger Regierungsverordnungen beschäftigt sein, deren Zahl etwa zehn betragen soll. Außer dem Genter System sollen auch noch verschiedene Fragen der landwirtschaftlichen Produktion sowie die Erweiterung der Kreditmöglichkeiten auf Grund des Ermächtigungsgesetze» zu erlassenden Gegenstand dieser Verordnungen sein. Di« landwirtschaftlichen Maßnahmen sollen sich auf die vorläufige Verlängerung der Syndikats, den JnterventwnSfond» und die Verwertung der Einfuhrscheine beziehen. Auch die ange- kündigten Vorlagen über die H o p f e n s i g n te« rung und den Pächterschutz sollen nach dem„Benko v" durch Regierungsverordnung in Kraft gesetzt werden. WaS die K r e d i t e r w e i t e r u n g betrifft, so kommen— wie überdies schon der Ministerpräsident beim letzten Prcfsempfang auS- führte, eine Erweiterung de» WcchseleSkompS, die Benützung von Wechseln als Zahlungsmittel in größerem Umfang sowie die Regelung des Lombards von Wertpapieren in Frage. Nach dem Muster anderer Länder will man eine eigene Akzeptbank errichten, deren Personal- und Sachaufwand jedoch nur unbedeutend wäre. * Die Beratungen über die Sparanträge der Sparkommission, unter denen sich auch der in den letzten Tagen viel diskutierte Antrag auf Auflassung der Prager deutschen Technik befindet, sind bereits anfgenommen worden, ein« Entscheidung darüber ist aber in der nächsten Zeit noch nicht zu erwarten. vom„Bauarbelterftrett" nicht viel zn sehen. Prag ' 27. Juli. Ter heutige Versuch der kommunistischen Partei, einen Generalstreik der Prag , 27. Juli. Der heutige Ministerrat fand wegen der tropischen Hitze nicht in Prag , sondern in P ü r g l i tz statt. Mit Beginn der nächsten Woche sollen, wie der agrarische„Benkow" meldet, die Regie rungsberatungen auf kurz« Zeit unter-„ r__.. krochen, keineswegs aber beendet werden. Der.Bauarbeiterschaft hcrbrizuführen, dem sich die vettlebsratswahleu im Roffltzer Bergbaurevier .— Sie Kommunisten verlieren alle Manvale.— Soz aldemoirati'cher Wahlsieg. Im Rossitz-Oslawaner Bergbaurevier finden in diesen Tagen Betriebs- ratSwahlcn statt. Schon jetzt kann gesagt werden, daß die Bergarbeiter mit den Kommunisten für den unglücklich geführten Streik A b- rechnung gehalten haben. Der Streik, der im heurigen Winter ausbrach, wurde von den Kommunisten«rotz seiner Aussichtslosigkeit zwölf Wochen lang geführt. Während dieser Zeit führten die Kommunisten gegen die Sozialdemokratie, die es schließlich verhinderte, daß der Streik, der vollkoulincn zusammenbrach, für die Bergarbeiter katastrophale Folgen hatte, eine wüste Hetze. Die Kommunisten erhielten be> den Wahlen von ihren 17 Mandaten nicht ein einziges. Der Streik und die allgemeinen Wirtschaftsverhältnisfc haben zur Folge, daß im Rossitz-Oslawaner Revier jetzt um 1200 Bergarbeiter weniger beschäftigt sind al» im Jahre 1981, in welchem Jahre die letzten Betriebsrat-Wahlen stattfandcn. Gegen 28 Man- dair aus dem Jahre 1931 werden jetzt nur 18 Mandate beseht. Dieser Tage wählten drei Betriebe, während in der Kokerei, in der drei Mandate besetzt werden, die Wahlen erst am 9. August stattfinden werden. In den Gruben„F e r d i n a n d" und „I u l i u S" in Segen» Gottes, die eine gemeinsame Verwaltung haben, wurden 467 gültige Stimmen abgegeben. Die Sozialdcinv- traten erhielten 2 4 2 S t i m m e n und vier Mandate, die Narodni sdruLeni 118 Stimnien und zwei Mandate, die Bolksparteilcr 63 Stimmen und kein Mandat und die Nationalsozialisten 44 Stimme» und kein Mandat. In der„Liebe- Gottes"-Grüde in Zbe- schau erhielten von 852 gültigen Stimmen: Die Sozialdenrokraten 181 S t i m m e tl und drei Mandate, die Nationalsozialisten 153 Stimmen und ztvei Mandate, die Narodni sdruLeni 18 Stimmen und kein Mandat. In der „K u k l a"-G r u b e wurden 345 gültige Stimmen abgegeben, von denen die Sozialdemokraten 262 Stimmen und drei Mandate, die Üukikanhänger 83 Stimmen und eirr Mandat erhielten. Die Kommunisten versuchien nur in der„JuliuS"-Grube zu kandidieren. Sie erhielten aber nicht die genügende Anzahl von Unterschriften und daher wurde ihre Kandidaten- liste auch nicht anerkannt. Mit diesem Erfolg sicherte sich die Sozialdemokratie für die Betriebs- und Revierratswahlen die absolute Mehrheit. Arbeiterschaft au» den einzelnen Betrieben an- schließen sollte, ist wie nicht ander» zu erwarten war, vollständig gescheit«rt. In Prag , Brünn , Pilsen usw. war Wohl der ganz« kommunistische Funktionärstab auf«, boten, unr ein«„Massenbewegung" zu inszeme- ren, aber di« Massen blieben aus und di« Bau- arbeit«« arbeiteten bi« auf ein paar kleinere Betriebe unbekümmert tveiter. In Brünn z. B. streikten ganze 140 Personen, und da» dürft« schon da» beste Resultat gewesen sein, daß ote Kommunisten überhaupt irgendwo erzielen konnten. Demonstrationszüge an einzelnen Orten, so in Haida, Steinschönau und Bärn, hatten nach amtlichen Schätzungen bestenfalls 68 bis 100 Teilnehmer und wurde» von der Gendarmerie ohne Gewaltanwendung aufgelöst. In der Slowakei kam es nur in Zvolen und in Neusohl zu Demonstrationen, die bald liquidiert wurden. Untersuchung gegen ungarische Nationalpar. teiler. Die gegen zwei führende Mitglieder der ungarischen Nationalpartei au» Munkaez, den Redakteur Bozary und den Architekten Btro nach dem Schutzgefeb geführt« Untersuchung schreitet nach einer Meldung de» Tschechoslowakischen Preßbüros fort. Vertreter der Ungvarcr Polizei begaben sich in die Bezirkt von Mun- kacz, Berehovo und SevljuS, wo auf Grund de» aufgefundenen Aktenmaterials und auf Grund der Aussage« der beiden Angehaltrnen weitere Personen verhört werden. Auf die Polizeidirek- non in Ungvar wurden einige Personen Vödeladen, die nach dem Berhör wieder entlassen wurden. Der Fall hat in der karpatborussischen Ocffentlichkeit große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Neuer Handelsvertrag mit Bulgarien . Ausnahmen von der Meistbegünstigung für Agrarverträge. Prag , 27. Juli. Heute wurde im Außenministerium ein Handels- und SchiffahrtSabkom« men zwischen der Tschechoslowakischen Republik und Bulgarien unterzeichnet. ES enthält einen allgemeinen Teil, zolltarifarische Beilagen und»in« Regelung der veterinären Beziehungen. DaS Verfahren mit den Waren bei der Einfuhr beruht auf dem MeistbegünstigungSprin- zip, von welchem Ausnahmen für den Grenwer- kehr, für eine Zollunion und für multilaterale Konventionen sowie für AuSnahmSkonventio- nen flipultert werden, di« rin« der beiden Parteien für Agrarprodukt» mit Irgendeinem der mitteleuropäischen Staaten zweck» Erizelung einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit abschließen würde. Gleichzeitig wurde vereinbar!, daß, wenn sie Tschechoslonratische Republik irgendeinem der Staaten Mitteleuropa » für Weizen und Mai» Sonder» begünstlgnngen gewähren wird, die gewährten Begünstigungen sich eventuell auch auf au« Bulgarien stammende Ware beziehen werden. Die zolltarifa- rische Regelung betreffend di« tschechoslowakischen Warin bezieht sich insbesondere auf folgende Waren: Hopfen, einige chemische und Holz-Produkt«, verschiedene Waren aus Steingut, Porzellan, Glos, Baumwolle, Flachs, Metallen, auf Herrenwäsche und Schuh«. Di« Regelung de» Bewilligungsverfahrens, die gleichzeitig erfolgt ist, gibt die geeignete Möglichkeit zur Erweiterung und Vertiefung des gegenseitigen Warenaustausches. DaS Abkommen wurde den beiden Regierungen sofort zur Genehmigung unterbreitet Sie werden sich über das Datum ihrer Inkraftsetzung einigen. 87 Die Sache mit Borris Kriminalroman von Grefe Hartwig Sein ernstes, trauriges Gesicht, und sein bescheidener, melancholischer Ton schienen auf die mürrische Alte einen günstigen Eindruck zu machen; denn sie führte ihn in den Salon und hieß ihn Platz nehmen.„Wie war Ihr Name?" fragte sie. „Leo Feicht," sagte Dr. Horst Künke mit einer wohlerzogenen Verbeugung.„Ich habe Lo Lu sehr geliebt. Die Nachricht von ihrem Tode hat mich sehr erschüttert. Warum denn? Sagen Sie mir, warum hat sie das getan? Eine schone Frau, vom Erfolg gekrönt, von allen Menschen geliebt." „Den Grund kann ich Ihnen nicht sagen, da ich ihn selbst nicht weih. Sie hatte I» den letzten Tagen Anfälle nervöser und melancholischer Art. Ich war nicht ihre Bertraute, ich war bei ihr bedienstet." „Aber, sie muß Sie doch sehr gerne gehabt haben, da sie Ihnen doch ihr gesamte» Eigentum vermacht hat... da» hat man mir erzählt, fügte er rasch hinzu, ak« er Befremden in den Zügen der Alten la».„Hatte Lo Lu einen Liebeskummer?" „Nicht, daß ich wüßte!" „Oder hatte sie pekuniäre Sorgen?" „Nein! Sie hatte eine große Gage und ihr Vertrag lief noch einige Jahre. Wo haben Sie Lo Lu kennen gelernt?" Dr. Künke geriet einigermaßen in Berlegen- hrit.»Ich... ja... warten Sie einmal... in Karlsbad , da» war, wenn ich mich recht erinnere, 'w Jahre 1918," sagte er auf gut Glück. „Das kann nicht stimmen," sagt« Maria bös«,„sie war erst von Mai bis Juli 1914 in den böhmischen Bädern, und zwar in Marienbad ." „So?" rief Leo Feicht erleichtert. ,^Ja, e» kann auch knapp vor Kriegsausbruch gewesen sein. Ich erhielt meine Einberufung erst in den ersten Augusttagen. DaS ist ja heute so lange her, daß..." „Ja. Lange." „Ich habe noch eine große Bitte. Irgendeine Kleinigkeit, die Lo Lu besaß und liebte, einen Gebrauchsgegenstand, ein Buch oder was immer. Ich möchte irgend etwas, worin ich das Andenken an die teure Tote ehren kann. Ich besaß ja einst viele Briefe von ihr, aber sie sind mir im Laufe vieler Reisen und Ueberstedlungen verloren gegangen. Also, irgend etwas, am liebsten... aber ich weiß nicht, ob Sie daS finden werden, ob eS überhaupt noch existiert, am liebsten..." „Etwas Bestimmtes?" fragt« Maria neugierig. „Ja. Es existiert eine Photographie, auf der wir gemeinsam sind, und zwar ist dies eine Ten- nisportie. Lo Lu, noch zwei Herren und ich, olle in weißer Kleidung, das Racket in der Hand. Ach, wenn Sie dieses Bild doch finden und mir schenken würden!" »Ja," sagte Mario zögernd,„ich werde es bei Gelegenheit suchen und wenn Sie in ein paar Tagqn wieder..." „Aber, liebste Frau, da» geht ja eben nicht. Ich muß jo nach Hause fahren." „Ach so? Sie sind nicht von hier?" „Nein, ich lebe in Köln ; mein Urlaub läuft ja ab. Lassen Sie mich doch in die Kassette» und Album» schauen, die doch sicher da sind. Wenn wir beide suchen, finden wir c» doch sicher rasch. Ihnen macht es doch keine besondere Mühe und mir wäre e» eine große Freude. Also bitte..." Maria verschwand In das Nebenzimmer, wo Dr. Künke sic mit Schlüsseln klirren, mit Laden lärmen und mit allerhand hanteren hörte, Während er allein war, warf er einen Blick in seine Brieftasche und prägte sich nochmal» die GesichtSzüge Rene GaubierS ein, er besaß da» Bild aus einer Zeitung. Lange Nase, hohe Stirn, Schnurrbart und kleiner Spitzbart, dunkles, schütteres Haupthaar, im ganzen ein sympathisches, ernstes Gesicht... er verbarg da» Bild rasch wieder und nahm eine harmlose Haltung ein, als die Frau wieder eintrat. Sie schleppte zwei große Lederbände und ein» buntbemalte Kaffette. „So!" sagte sie.„Das ist alles, waS ich momentan finden kann. Seyen Sie e» einmal an!" Dr. Künke wendete Blatt um Blatt. Lo Lu auf der Bühn« und Lo Lu im Leben, aus der Straße, zu Hanse, beim Schwimmen, aus der Promenade, in fremden Städten, allein und in Gesellschaft, int Auto und offenbar au» früheren Zeiten in der Equipage, lustig und traurig, in Karncvalkostümc» und in Abendtoilette. Aber kein Bild Rene Gaubiers bemerkte er. Da— er stieß einen Ruf des Erstaunens aus. Ueber einem hübschen Frauenbild stand quer mit lila Tinte:„Meiner Hcrz«nS°Lu von ihrer treuen Liffy Pohl." „Oh!" rief Leo Feicht.„DaS ist ja Lissy Pohl!" Maria sah ihn unruhig an. Kennen Sie denn Lisih Pohl?" „Ja natürlich! Sie ist ja bei un» in Köln am Theater engagiert. Natürlich kenne ich sie." „Sehr gut sogar!" setzte er frech hinzu. ES entging ihm nicht, daß diese Neuigkeit der Alten offenbar nicht sehr angenehm war. Einen Augenblick beschäftigte diese Wahrnehmung seine Gedanken, aber dann wandte er sich niit erneutem Interesse den Photographien zu. Biele Kollegen, Freunde und Frauen sah er da, aber kein Bild vo>t Rene Gaubier. Er wurde kleinmütig. Sollte er doch auf falscher Spur sein? Er legte den Band fort, dann den zweiten, und griff nach der Kaffette. Maria trug die Bände an ihren Platz im Nebenzimmer zurück. Es war >ut, daß sie jetzt nicht anwesend war, sonst hätte le«in grenzenlose» Erstaunen gesehen und ihm eine harmlos« Rolle sicher nicht mehr geglaubt. Er hielt ein Bild in Händen und starrte darauf. Es war der Kopf von Max Feßler. Ja, wie war denn das möglich? ■■ Wie kam die Photographie von LillianS Bräutigam in Lo Lu» Photographenkaffette? Dr. Künke war fassungslos. Ein Zufall? Sollte er die alte Frau fragen? Als sie wieder eintrat, suchte er rasch weiter. Bielleicht fand er doch noch Rene GaubierS Bild. Er zweifelte daran, mechanisch leat« er ein Bild nach dem anderen fort. Seine Gedanken arbeiteten, wie in Tranee. Da! Wieder! Seine Finger krampften sich um den neuen Fund. Sein Mund war trocken. Er sah Lo Lu in einem Garten, wie sie in einem kurze» Bauernkostüm, das ihre schönen Beine freilietz, auf dem Holzgeländer einer Keinen Brücke saß und den Arm um einen jungen Mann gelegt hatte, der an ihrer Seite lehnte und dieser junge Mann war wieder Mar. „Das ist ein schönes Bild von Lo Lu," sagte Dr. Künke heiser.„Wie schön und frisch sie hier aussteht! Das war offenbar In einer Sommerfrische." Maria trat zu Ihm. Sie griff hastig nach dem Bild. „Ich finde das Bild nicht gut," sagte sie rasch.„So hat sie nie auSaesehcn." Dr. Künk» ließ da» Bild nicht aus der Hand. „Wo ist eS denn ausgenommen?" „DaS weiß ich nicht," sagte die Frau barsch. „Geben Sie mir da» Bild!" „Wer ist denn der junge Mann?" fragte Horst mit anscheinend bormloler Hartnäckigkeit. (Joryetzung folgt.)
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13 (28.7.1933) 174
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